Der Junge in mir von shinichi_san (-Junge sein macht viel mehr Spaß-) ================================================================================ Kapitel 10: Brechreiz --------------------- Kapitel 10: Brechreiz Ich beobachtete Jo jetzt schon seit er sich den Sonnenuntergang reingezogen hatte. Er öffnete sein neuntes Bier an diesem Abend (Tim hatte noch einen Kasten und einige stärke alkoholhaltigen Getränke mitgebracht) und trank fast in jedem Moment davon, in der ich mich von Hannah riss, die pausenlos auf mich einredete. Auch einige Whiskey-Cola hatte er schon intus, ebenso Rum-Cola. Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt noch etwas von dieser tollen Grillparty mitbekam. “Hey, Jo, geht’s noch? Das Bier war für Sam gedacht.”, meinte Elias und riss es ihm aus der Hand. Er war mit einer der wenigen, die noch nicht so viel getrunken hatten. So wie ich. Jo grabschte nach der Flasche, griff aber ziemlich daneben und warf die Colaflasche um. “Gib mir dasch wiede… Isch will dasch noch drinken!”, nuschelte er und versuchte es erneut. “Vergiss es, du hast heute genug getrunken.”, meinte August, der jetzt neben ihm stand und ihm aufhelfen wollte. “Wir bringen dich nach Hause.” Jo schlug seine Hand weg und funkelte ihn böse an, soweit das in seinem Zustand überhaupt möglich war. “Du hascht mir nischts zu sachen! Gib mir dasch wiede!”, lallte er vor sich hin und ich drückte meine Hand auf seine Brust. “Jo, du hast heute wirklich ziemlich viel getrunken! Komm, ich bring dich heim!”, meinte ich, stand auf und reichte Jo meine Hand. Er starrte mich kurz an, dann schüttelte er den Kopf. “Dasch kanschte verjessen! Isch jeh net heim!”, lallte er und stand bockig auf, die Arme vor der Brust verschränkt. Er wankte gefährlich und im nächsten Moment kippte er nach vorne und ich riss die Augen auf und die Arme nach vorne, um ihn aufzufangen. Sein Gewicht zwang mich jedoch in die Knie, sodass ich mit ihm auf den Boden sank. Hannah stand wenig später neben mir und Jo und half mir, ihn wieder aufzurichten, doch Jo war vollkommen weggetreten. “Am Besten bringst du ihn heim.”, sagte sie leise zu mir und strich Jo eine Strähne aus dem Gesicht. “Jake, begleitest du ihn?”, fragte sie den Blonden, der sofort aufsprang und sich neben Jo stellte, um ihn zu stützen. “Wir sehen uns am Sonntag!”, meinte ich zum Gruß. Jake und ich schleppten Jo zu sich nach Hause. Auf halben Weg zuckte Jo zusammen und schlug vorsichtig die Augen auf. “Wasn los?”, fragte er leise. “Shhh!”, meinte ich nur. “Wir sind gleich da.”, sagte Jake leise und Jo tapste vorsichtig neben uns her. Jake ließ seinen Arm los und Jo lief wieder einigermaßen normal. Kurz vor der letzten Kreuzung zog mich Jake am Arm von Jo weg, der alleine vor sich her taumelte. Ich starrte ihn fragend an. “Sam, ich mag dich!”, sagte er und ich nickte. “Schön, ich mag dich auch! Aber ich muss Jo heim bringen, bevor er wieder umkippt!”, meinte ich und drehte mich um. Doch Jake schnappte sich wieder meinen Arm und ich wandte mich seufzend zu ihm um. “Du verstehst das nicht!”, murrte er. Wollte ich es denn verstehen?, schoss es mir durch den Kopf. “Sam ich mag dich wirklich richtig dolle!”, sagte er und sein Griff um meinen Arm wurde fester. Schön, aber warum tat er mir weh, wenn er mich doch so sehr mochte? Im nächsten Moment war sein Gesicht unmittelbar vor meinem und ich schrak zurück. Allerdings unterbrach Jake sein Vorhaben nicht, sondern drückte mir seine Lippen fest auf seine. Ich drückte meine Hände auf seine Brust und schob ihn von mir. Jake sah mich nur fragend an. “Jake!”, schrie ich ihn an. Um halb zwei Uhr morgens. Im nächsten Moment landete meine Hand auf seiner Wange. Ja, es war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, saftige Ohrfeigen zu verteilen. Jake starrte mich erst fassungslos an, bevor er nickte und den Blick senkte. “Wir sehen uns!”, sagte er und drehte sich um. Wieso mussten mich heute alle nerven? Es konnte doch nicht sein, dass immer ich das Opfer von irgendwelchen Hirngespinsten wurde. “Sam!”, schrie Jo hinter mir und ich wirbelte erschrocken herum. Ich hatte ihn ganz vergessen! Nun stand er an der Ecke und hielt sich an der Straßenlaterne fest. Ich lief zu ihm und packte ihn am Arm. “Gehen wir!”, meinte ich und zog ihn mit mir. Jo trottete hinter mir her und grummelt die ganze Zeit vor sich hin. Ich ignorierte ihn, so gut ich konnte, aber wirklich gelingen, das war nicht der Fall! “Warum hascht du Hannah jeküsst?”, fragte er mich und ich zuckte zusammen. Ich drehte mich zu ihm um und wartete, bis er auf einer Höhe mit mir war. “Ich habe sie nicht geküsst!”, sagte ich und zuckte die Schultern. “Sie hat mich geküsst!”, murmelte ich nur und ging neben ihm her weiter. Jo gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf und ich zuckte erschrocken zusammen. “Du bisch ein Schwachkop. Hätscht nich wegdreht, hätscht jetz ne Freunin!”, lallte er und stützte sich an meiner Schulter, um nicht umzukippen. Ich verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. “Und wieso hast du so komisch geguckt? Wolltest du Hannah haben?”, fragte ich spitz. Jo schüttelte den Kopf. “Sch hab nisch komisch juckt!”, verteidigte er sich laut. Ich schüttelte den Kopf. “Doch hast du!”, sagte ich zu ihm. “Ne, habsch nisch!”, sagte er. “Doch!” “Ne!” “Doch!” Was wurde das hier? Er öffnete den Mund, wahrscheinlich, um wieder zu widersprechen, aber er rülpste mir nur mitten ins Gesicht. Als nächstes veränderte sich sein wütender Gesichtsausdruck in ein schielen und im nächsten Moment übergab er sich. Ich wich erschrocken zurück, aber zu spät. Ich war über und über mit Erbrochenem bedeckt. “Na herzlichen Dank auch!”, seufzte ich und sah Jo böse an, der reichlich bleich geworden war. “Sorry!”, brachte er heraus und griff sich meinen Arm. “Kanscht bei mir duschen! Sch jeb dir Motten von mir!”, murmelte er und zog mich mit sich. Schon seltsam, dass er sich nach dieser Kotzerei noch auf den Beinen halten konnte. Also ließ ich mich von dem Jungen zu sich nach Hause ziehen, wo er versuchte, den Schlüssel in das Schloss zu stecken. Allerdings misslang es ihm und ich nahm ihm den Schlüssel aus der Hand, um die Tür endlich zu öffnen. “Danke, Sam.”, meinte er, nahm mir den Schlüssel aus der Hand und torkelte in das große Haus hinein. Die Tür ließ er einfach offen stehen. Ich wollte sie gerade schließen, als Janie, Jos Schwester plötzlich vor mir stand und mich fragend ansah. “Wasn?”, fragte sie und ich zog die Augenbrauen in die Höhe. Das Mädchen trug nur ein Shirt, das ihr etwas zu lang war und einen Slip. Ich zeigte mit dem Finger auf die Tür, durch die Jo getorkelt war. “Ich hab deinen Bruder heim gebracht.”, meinte ich und hob die Hand zum Gruß. “Bis bald!” Janie hielt mich am Ärmel fest und zog die Nase kraus. “Hat er dich so…” Sie deutete angewidert auf mein Shirt. “…zugerichtet?”, fragte sie und ließ mich wieder los. Ich nickte nur. Sie seufzte und schob mich dann in das Haus hinein. “Typisch! Erst jemanden ankotzen und dann nicht mal dafür aufkommen. So was kann ich nicht leiden!”, murmelte sie und schob mich in das Badezimmer im Erdgeschoss. “Warte hier!”, meinte sie und trat aus dem Bad. “Jo!”, brüllte sie durch das Haus. Ehrlich, ich verstand diese Familie nicht! Es war mitten in der Nacht, Jo war ziemlich betrunken und seine Schwester hüpfte nur in einem Schlafshirt durch die Gegend. Was Ihre Eltern um diese Uhrzeit taten, wollte ich lieber nicht so genau wissen. “Jo, kümmer dich gefälligst um Sam. Er stinkt!” Interessant! Ich seufzte leise und lehnte mich an die Fliesenwand hinter mir. Ich bezweifelte stark, dass ich die Sache schnell hinter mir hätte. “Soll sch Motten nehm!”, hörte ich Jo leise nebenan murmeln. Ich hatte keine Lust hier rumzusitzen und zu warten, bis endlich irgendjemand auf die Idee kam, mir ein Handtuch und Sachen zu geben. “Jo, jetzt mach, sonst kannst du das mit der Wette vergessen!” Ich stieß mich von der Wand ab, da ich nicht damit rechnete, Jo noch einmal zu sehen und ging zur Tür, in welcher ich mit dem Schwarzhaarigen zusammenstieß. Dieser nahm meine Hand in seine und zog mich die steinerne Treppe hoch. Oben angelangt, zerrte er mich in sein Zimmer. Dort stieß er sich den Fuß an der Bettkante, da er das Licht nicht eingeschalten hatte. Er ließ meine hand los und wühlte irgendwo herum. Ich blieb der weile im Türrahmen stehen und ließ meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen. “Du müsstest dringendst einmal aufräumen.”, murmelte ich, als ich das Chaos in seinem Zimmer etwas erkennen konnte. Er schnaubte nur und wühlte weiter. Etwas später drückte er mir ein Handtuch, eine Hose, eine Boxershorts, ein Shirt und Socken in die Hand. Danach schubste er mich aus dem Zimmer und schob mich in das Bad direkt neben seinem Zimmer. “Wenn de ferti böscht, sag scheid!”, nuschelte er und gähnte einmal kräftig. “Bin im Zimma!” Ich nickte und schloss die Badtür hinter mir. Wollte ich hier wirklich duschen? Direkt neben Jos Zimmer? Im Haus, wo Jo und seine Familie lebten? War ich wirklich so sorglos? Anscheinend ja, denn ich seufzte nur leise, schloss die Augen, zog mich aus und stieg dann unter die Dusche. Beachtlich wie schnell ich mich doch immer für den Falschen Sachen entscheiden konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)