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Time for heroes.

von

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We're calling for the good old days..

"Du hättest einfach die Klappe halten sollen.", Carls blaue Augen sahen den Jüngeren streitlustig an.

Die Reunion war beschlossene Sache und sie gaben auch schon einen kleinen gemeinsamen Gig, obwohl das eigentliche Reunion-Konzert noch einige Monate entfernt war.

"Wieso?", Pete zuckte die Schultern. "Ich mach daraus keinen Hehl, wieso ich zugestimmt habe."

Er fummelte aus seiner Jackentasche eine Zigarette heraus und zündete sie sich umgehend an.

"Das ist mir klar, weshalb. Aber du hättest es nicht vor der Presse sagen müssen."

Die Stimme des Älteren senkte sich wieder, er ließ sich auf die zerrissene Couch fallen. "Ist auch egal.", murmelte er leise.

"Wir sollten nicht unsere Energie für solche Banalitäten verschwenden."
 

Stille brach in das ehemalige Tonstudio ein.

"Carl?", Pete strich sich durch seine schwarzen Haare und schaute seinen wieder-Busenfreund an.

"Was ich gesagt habe.., das soll jetzt nicht heißen, dass ich es nur des Geldes wegen mache."

Seine braunen Auge fixierten den Kleineren, er hatte seine Finger tief in dem Kissen vergraben welches auf seinem Schoß lag.

"Sondern?", irgendwie hatte er angst diese Frage zu stellen.

"In erster Linie deinetwegen.", ein breites Lächeln zog sich auf die vollen Lippen Petes. "Ich habe dich vermisst, Biggles."

From growing up and from the past.

Sie saßen zu zweit auf der großen, beigen Couch in der Wohnung des Älteren. Pete war seit Ewigkeiten nicht mehr bei ihm gewesen - wie auch? Ihn überkam Scham- und Schuldgefühle, die Erinnerungen an damals waren immernoch frisch. Er hatte nicht gedacht, das Carl ihn jemals wieder in seine Wohnung ließ.
 

Er schluckte die aufkeimenden Gefühle herunter und nahm lächelnd die Tasse Tee entgegen. Er hatte die Farbe von Lehm. Carl war schon immer der Liebhaber irgendwelcher exotischen Teesorten gewesen.

Vorsichtig setzte er die Tasse an seine Lippen und nippte, während sein Blick die SUN fixierte.

"Sie schreiben wieder über uns.", sagte Carl in die Stille hinein und nahm das Käseblatt von dem Sofatisch. "Hoffentlich was Gutes.", murmelte Pete und stellte den Tee zurück. Sein Gesicht verzog sich, der Tee sah nicht nur aus wie Lehm - er schmeckte auch genauso.

Unmerklich schüttelte er seinen Kopf.

"Vorerst.", lachte der Ältere und ließ die Seiten durch seine Finger gleiten. "Die warten nur auf einen Ausrutscher."

Pete wollte erst "Der wird kommen" flüstern, entschied sich aber den Satz im Keim zu ersticken.
 

Carl erhob sich von der Couch, streckte sich geräuschvoll.

"Bis dahin dauert's ja noch etwas.", er lächelte müde.

"Stimmt. Das Konzert ist ja erst im August.", der Jüngere stand ebenfalls auf, beide Porzellantassen in der Hand. Elegant balancierte er das Geschirr auf seinen Handinnenflächen. "Rechts durch die Tür, dann links.", Carl deutete den Weg mit seinem Zeigefinger an. Den Blick wieder auf ein Foto gerichtet.

Er fuhr mit dem Zeigefinger über das Bild, ein leichtes Lächeln legte sich auf die dünnen Lippen. "Carl?"

Er zuckte zusammen als er die Hand Pete's auf seiner Schulter spürte. "Nenn' mich nicht so.", sagte er bestimmt. Das Lächeln war verschwunden, den Finger zog er schnell wieder von dem Foto.

"Biggles.", verbesserte sich Pete. Die Hand lag weiterhin auf der Schulter, er sah auf das Bild, was in einem geschmückten Bilderrahmen gefasst war. Beinahe kitschig war der Rahmen, aber halt nur beinahe. Carl durfte sowas.

"Das hast du immernoch?", etwas fassungslos wie überrascht tippte er vorsichtig auf das Plexiglas. "Natürlich.", entgegnete der Kleinere.

"Wir sind alt geworden, mein Freund.", lachte Pete und sah sich das Bild genauer an. Er und Carl, auf einer Mauer sitzend, etwas schüchtern in die Kamera blickend. Die Anfangszeit, vielleicht drei Jahre nach der Bandgründung. Fotografiert von einem damaligen Freund aus ihrem Dunstkreis. "Älter aber nicht erwachsener, schätze ich."

Missmutig sah Carl den Größeren an. "Wir müssen nicht erwachsen werden, nicht jetzt. Wir haben noch umgerechnet 50 Jahre."

Pete ließ von der Schulter ab und begab sich zu dem Fenster. Das Wohnhaus lag in einer der besseren Gegenden Londons. Ausnahmsweise waren keine Autos zu sehen oder dreckige Gassen, sondern der große Stadtpark. Einige Kinder spielten auf dem Rasen, sie nutzten das gute Wetter. Pete schmunzelte, während andere draußen waren - im Café, im Park oder sonst wo - befanden sie sich in einer Wohnung, über ihre Vergangenheit sprechend wie zwei steinalte Menschen. "Kannst du mir eins versprechen, Peter?"

Carl saß wieder auf der Couch, die Fernbedinung in der rechten Hand. "Was, Carlos?", er sah nicht zu ihm. Ihn faszinierte eher das Schauspiel was sich draußen bot. "Das du mich nie wieder verlässt?"

Er wusste nicht warum er dies forderte. Immerhin waren sie zwei Männer - zwei heterosexuelle Männer und die Forderung war mehr oder weniger untypisch. Aber er dachte nicht nach, wie es bei dem Empfänger ankommen würde. Sie wollten ehrlich zueinander sein.

Pete schwieg. Er drehte sich, seine dunkelbraunen Augen musterten den Älteren, er hatte seine Hände tief in den Schoß vergraben. "Verlassen habe ich dich nie. Und werde ich nie.", er lächelte schief. Pete ging auf den Älteren zu, gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.

"...ich will's hoffen.", sagte Carl nachdrücklich und zog den Jüngeren zurück auf die Couch.

Here comes the heroes again!

Sie probten. Mal wieder. Beide vollkommen euphorisch im Schlafzimmer des Jüngeren verschanzt, da Pete immer noch nach all den Jahren Hausverbot bei Carl hatte. Was beide durchaus amüsierte. In dem Raum hing Dunst in der Luft, der Aschenbecher stapelte sich voller Zigaretten, angebrochene Wasserflaschen lagen verstreut auf dem Boden. Sowie unzählige Blätter - vollgemalt mit Noten, verschiedene Akkorde und Textfetzen. Darunter auch das ein- oder andere Strichmännchen in lasziven Posen, gezeichnet von Carl. Seit Stunden saßen sie schon im Schlafzimmer, im Hintergrund lief The Cure in Dauerschleife. "Mein Hirn ist leer.", Carl legte den Zettel zur Seite und sah den Jüngeren an, welcher nach vorne gebeugt über sein Blatt hing. "Ist ja mal was ganz neues, Herr Nachdenklich.", Pete sah von seinem undefinierbaren Schriftstück hoch und grinste breit. Der Ältere streckte ihm nur die Zunge heraus und griff sich mit flinken Fingern das Papier. "Das ist schlecht.", gab der Jüngere zu, stand auf und kletterte auf das geräumige Bett. "Stimmt.", Carl streckte sich. Sein Nacken tat unglaublich weh von dem gebeugten sitzen. Er begab sich ebenfalls auf das Bett um sich im selben Moment erschöpft nach hinten fallen zu lassen. "Wir wollten ja eh nach dem Konzert vielleicht neue Sachen schreiben.", mit seiner Hand versuchte er auf dem Boden die Packung Zigaretten zu erhaschen, mit viel Mühe bekam er sie auch blind zu greifen. "Ich darf doch, oder?", fragend sah er Pete an, der im Schneidersitz auf der Matratze saß. Ein entrüsteter Blick, ein sanfter Schlag an die Schulter des Älteren. "Nein, das verbiete ich dir.", Pete lächelte, fischte sich eine Zigarette aus der Packung. Ein Plastikbecher diente als Aschenbecher. "Wenn du dich nicht verbrennen willst, würde ich mich hinsetzen.", schlug dieser vor. Eine verwerfliche Handbewegung seitens Carl. "Und wenn schon. Noch 'ne Leiche mehr oder weniger, mit der du in Verbindung gebracht wirst...", er klappte seinen Mund zu. "War nicht so gemeint, Bilo."

Erst denken, dann reden. Carl atmete tief durch, sah zu dem Jüngeren welcher Mühe hatte, seine Tränen zuverhindern. "Hey komm', lass' die Spinner doch reden."

Er fühlte sich mies und hätte sich durchaus den Kopf irgendwo anschlagen können für das, was aus seinem Mund kam.

"Leicht zu sagen, wenn man nie sonderlich in der Presse zerfleischt worden ist.", Pete biss sich auf die Unterlippe und sah Carl mit zusammen gekniffenen Augen an. Dieser richtete sich auf, hielt den Jüngeren am Handgelenk fest. "Tut mir leid.", murmelte er entschuldigend und sah betreten auf das weiße Bettlaken. Mit seiner linken Hand fummelte er an diesem herum, zupfte einige Male. "Schon okay.", flüsterte Pete und zog seine Hand aus der Umfesselung.
 

Sie sahen sich gegenseitig in die Augen, der Jüngere fing wieder an zu lächeln. Er verzieh dem Älteren schnell, für manche vielleicht zu schnell. Aber er konnte Carl nie lange böse sein oder war gar nachtragend. Er war überhaupt froh, das jener wieder in seinem Dunstkreis verkehrte. Pete warf sich zurück in die Kissen, seine Beine waren angewinkelt, der Blick an die graue Decke gerichtet. Auch Carl begab sich in die Senkrechte, tat es seinem Freund gleich. "Ich kann mich an diesen einen Trip erinnern den wir hier hatten.", murmelte er. Skeptisch drehte Pete seinen Kopf, sah den Älteren durchaus verwundert an. "An sowas kannst du dich erinnern?"

Vielleicht lag es bei ihm an der Menge Alkohol und Drogen, das er kaum Erinnerungen an soetwas hatte. Wobei Carl zu manchen Zeiten ebenfalls gut gezogen hat.

"Wir lagen hier, sahen die Decke an und irgendwann bekam ich eine Panikattacke, weil ich dachte aus der Decke würde Blut trieven.", Carl lachte leise. "Bescheuert."

"Sicher, das es ein Trip war und nicht die Realität? Bei mir ist bekanntlich alles möglich."

Sie unterhielten sich über belanglose Sachen, während die Zeit mehr und mehr verstrich. Die Luft in dem Raum wurde nicht besser, langsam stellte sich Müdigkeit bei den beiden Helden ein. Der Jüngere drehte sich auf die Seite und musterte den auf den Rücken liegenden Freund. Er bemerkte den Blick des Schwarzhaarigen, drehte sich ebenfalls herum. Sie sagten nichts, rückten etwas näher zusammen, ohne irgendeinen Hintergedanken legte Pete seinen Kopf an die Brust des Älteren.

Er hatte diese Momente vermisst, mehr als alles andere auf der Welt. Aber er konnte es nicht sagen, nie zum Ausdruck bringen was ihm das alles bedeutete. Zu groß war die Angst, dass jener es in den falschen Hals bekommen würde und sofort auf Abstand ging.

Dabei konnte Pete sowieso nie in Worte fassen, wie sehr er seinen Busenfreund und manchmal Feind liebte. Vielleicht war es auch gut so.

"Wir könnten die Welt bereisen.", flüsterte Carl, seine Augen waren halb geschlossen. "Könnten.", betonte Pete gegen die Brust murmelnd.

"Ernsthaft. Alles hinter uns lassen, einfach losfahren. Nur wir beide. Keine Presse, keine Band, keinen Druck."

"Keine Annalisa?"

"Keine Annalisa. Keine Kate, oder sonst wer.", seine Stimme nahm etwas begeisterndes an. Als würde dieser wahnsinnige Plan funktionieren.

"Und alle Welt würde uns hassen.", Pete sah zu dem Älteren auf. Ihre Augen trafen wieder aufeinander, der Glanz in Carls Augen verschwand ein wenig.

"Das tun sie jetzt schon, Bilo.", Carl strich nachdenklich über die schwarzen Haare des Jüngeren. Seine Finger vergruben sich in ihnen. "Uns hat es nie gekümmert. Mich jedenfalls nicht.", er lächelte unbemerkt. "Die vielversprechenden Helden sind zurück, mein Freund."



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