Neverending War von o0_Hidan_0o ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Daddy..?“ Die flehende Stimme eines kleinen Kindes. Seines Kindes. Travis Polosky. Ein reicher Geschäftsmann aus Amerika, verwöhnt von seinen Angestellten, arrogant wegen seines Reichtums, eiskalt und ohne Gefühle aufgrund seiner seltsamen, fast schon absurden Sicht der Welt. Seinen Sohn, den kleinen Tommy, ließ er seine Ansicht über eine Familie auch immer wieder spüren. Was sollte er auch mit einem Sohn? Er hatte keinerlei Gefühle für dieses Kind, dieses Gör, wie Travis es oft nannte. Doch die kleine Nervensäge hörte nicht auf, an Travis' teurer Hose zu ziehen und „Daddy, daddy“ zu flehen, und so gab er schließlich nach. „Was?“, fragte Travis mit einem kalten, fast bösen Unterton in seiner Stimme. Sein eiskalter Blick schüchterte das kleine Kind immer noch ein. „Wann sind wir da..? Ich habe Hunger..“ Dieses Gör mit seinen unwichtigen Wünschen. Travis rollte mit den Augen. Soeben wurden wieder enige Sekunden seiner wertvollen Zeit verschwendet. „Ich habe dir doch schon hundert mal gesagt“, fauchte er, „dass unser Flug zehn Stunden dauert! Du wolltest deine Uhr ja nicht mitnehmen, sonst wüsstest du jetzt, wie spät es wäre und müsstest nicht meine kostbare Zeit verschwenden!“ Tommy senkte den Kopf. Solche niedermachenden Antworten war er schon gewohnt, doch immer wieder hoffte er, sein Vater würde sich ändern. Liebe kannte er nicht. Nette Worte hatte er noch nie gehört. Tommy wusste, dass er seinem Vater nur auf die Nerven ging. Er wäre sowieso lieber zu seiner Mutter gegangen. Doch diese war tot. Insgeheim fragte Tommy sich, ob Travis wegen ihres Todes so verschlossen und wütend geworden war. Er war früher, als sie alle noch zusammen waren, nicht so gewesen. Doch er traute sich nicht, ihn danach zu fragen. „Klappe halten und arbeiten“, wie sein Vater immer zu sagen pflegte. Ein knapper, jedoch wirksamer Befehl. Tommy hielt sich immer daran. „Was stehst du hier noch so dumm herum?!“, fauchte Travis. „I-ich.. Es tut mir Leid, Sir..“ Niedergeschlagen ging er davon. Travis sah seinem kleinen Sohn hinterher. Sollte er sich vielleicht doch entschuldigen und ihn bitten, sich zu ihm zu setzen? Travis schüttelte den Kopf. Was für ein absurder Gedanke. Ein Piep-Geräusch ließ Travis, der bis eben in seiner Zeitung vertief war, aufblicken. Auf der Anzeigetafel leuchtete das rote Zeichen, dass die Passagiere aufforderte sich anzuschnallen, auf. Skeptisch sah Travis auf seine Uhr. Sie würden erst in 3 Stunden landen, warum sollten sie sich also anschnallen? Wahrscheinlich hatten sie gerade irgendwelche Probleme, eine unruhige Zone oder sonst was. „Diese unfähigen Idioten kriegen auch nichts gebacken..“, dachte Travis kopfschüttelnd. Widerwillig schnallte er sich an und widmete sich dann wieder seiner Zeitung. Doch für Entspannung blieb kaum Zeit, denn das Flugzeug begann auf einmal zu ruckeln und einige der Passagiere bekamen Panik. Travis rollte nur genervt mit den Augen. Was regten sich diese Weicheier denn so auf? Plötzlich polterte es laut und Travis fiel nach vorne, wurde allerdings von dem Gurt wieder zurück geschleudert. Sein Kopf schlug hart gegen die Kopflehne und er stöhnte vor Schmerz kurz auf. Genervt fasste er sich an den Hinterkopf und in Gedanken verfluchte er die Fluggesellschaft für ihre Unfähigkeit. Die panischen Schreie der anderen Passagiere versuchte er, zu ignorieren. Die alte Dame nicht weit von ihm führte ein Gespräch mit der Stewardess, dass er nicht überhören konnte. „Wir stürzen ab! So tun sie doch etwas!“ „Bitte beruhigen Sie sich, Mam, es ist alles in Ordnung..“ „In Ordnung?! Das nennen sie in Ord-“ Das Gespräch wurde von einem Schrei unterbrochen. Travis drehte entsetzt den Kopf nach hinten. Der Schrei war von einem Kind. Von einem kleinen Jungen. „Das war doch nicht etwa Tommy..?“, fragte Travis besorgt. Er schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder wurück. Der kam schon alleine klar. Schließlich konnte er ja nicht alles für dieses Gör machen. Plötzlich polterte es wieder laut und das Flugzeug verlor merklich an Höhe. Travis krallte sich an die Armlehne fest. So langsam bekam auch er Panik. Auf einmal wurde er wieder brutal nach vorne gerissen und zurückgerissen. Sein Kopf knallte hart gegen die Kopflehne. Und er sah nur noch schwarz... „Travis?“ Eine freundliche Frauenstimme hallte wider. Er konnte sie nicht zuordnen. Er genoss vorerst einfach nur den warmen Klang. „Travis..“ Wieder hallte die Stimme. Sie klang wie ein weit entferntes Echo, so warm und freundlich, wie er noch nie eine Stimme gehört hatte. Doch.. er hatte diese Stimme schon mal gehört. Bei einem Menschen, den er sehr geliebt hatte. Nur sie hatte solch eine wundervolle Stimme. Nur sie. Seine Delilah. Viel zu früh hatte sie ihn verlassen und diese schmerzende Leere hinterlassen. Travis wollte den Verursacher dieser Stimme finden. Delilah war tot. Sie konnte es nicht sein. Mühsam stand Travis auf und sah sich um. Überall weiß. Als sei er im Nichts. „Travis..!“ Er folgte der Stimme, die er einst so geliebt hatte. Nein, er liebte sie immer noch. Delilah. Warum war sie nur gestorben? Warum suchte das Schicksal sich immer die Menschen aus, die glücklich waren? So viele Menschen auf der Welt hatten ein schreckliches Leben, warum starben diese nicht? Nein, sie mussten qualvoll weiter leben, doch eine glückliche Familie musste natürlich auseinander gerissen werden. Travis verfluchte die Welt dafür. Warum wurde ihm die Liebe seines Lebens weggenommen? Diese Welt war ungerecht. Gefühle verletzten einen nur. Familien wurden eh auseinander gerissen, warum eine haben? Nach und nach setzte sich dieses Weltbild bei Travis fest. So wurde aus ihm, was er nun geworden war. Ein gefühlsloser Mann ohne glückliche Familie. Sein Sohn, auf den er einst so unendlich stolz gewesen war, den behandelte er wie den letzten Dreck. Warum war er so geworden? Travis fiel auf die Knie. Endlich wurde ihm klar, wieviel er falsch gemacht hatte. „Daddy..“ Travis horchte. Das war Tommys flehender Ruf, den er so oft gehört und immer ignoriert hatte. Er hätte netter zu Tommy, seinem Sohn, den er nie als das angesehen hatte, sollen.. Nein, er hätte netter sein müssen! Doch möglicherweise war es ja noch nicht zu spät? Er würde sich bessern. Auf jeden Fall. „Daddy..“ Der flehende Ruf wurde lauter. Nervös blickte Travis um sich. Woher kamen diese ganzen Stimmen? „Daddy!“ Der Ruf wurde zu einem Schrei. Es klang auch nicht mehr nur flehend, sondern schon enttäuscht und voller Angst, wie eine Beschuldigung, also wolle Tommy sagen „Daddy.. warum hast du mich so behandelt? Warum warst du so gemein zu mir? Was habe ich dir getan?“ „Daddy!“ Der Schrei hallte, wurde immer lauter. Travis ertrug diese enttäuschte Stimme seines Sohnes nicht mehr, er hielt sich die Ohren zu, doch die Stimme wurde nur noch lauter, bis Travis glaubte, seinen Ohren würden der Lautstärke nicht mehr standhalten können und sein Trommelfell würde platzen. Er bekam schreckliche Kopfschmerzen und sackte auf die Knie. Das Weiß wurde noch heller, die Helligkeit noch greller. Travis schloß nun auch die Augen. Alles bereitete ihm nur noch Schmerzen. Wo war er? Warum war er hier? War er vielleicht schon längst tot? Das helle Weiß wurde immer dunkler, und von einer Sekunde zur anderen befand Travis sich in beklemmender Dunkelheit. Er fühlte sich immer schwächer, mit jeder Sekunde schien er der Bewusstlosigkeit näher zu kommen. Seine Gedanken wurden immer unklarer, bis er schließlich das Gefühl hatte, keine Gedanken mehr zu haben und nur noch eine leere Seele zu sein. Ohne jegliche Gedanken, wie eine leere Hülle, umschlossen von Dunkelheit, fiel er schließlich zu Boden und verlor das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)