Traumland. von Deryan (in den Hauptrollen: Rose & Scorpius) ================================================================================ Kapitel 2: M a u e r b l ü m c h e n ------------------------------------ Ich hab' Dich im G e f ü h l . Es lag Liebe, Liebe, Liebe in der Luft, aber der stolze, hochmütige Gentleman interpretierte die Empfindung in seinem eigentlich kalten Herzen als einen Fehlschluss. Denn der dumme, dumme Schönling verlor sein kostbares Herz doch nicht an eine unscheinbare Herzdame, die ihn, den großen Weltkenner, den Verführer, mit Ignoranz strafte. Nein, Nein, er war nicht verliebt, dem Fräulein auch nicht ein wenig zugetan – nicht einmal ein klitzekleines bisschen. Wie l-ä-c-h-e-r-l-i-c-h. Dieser Tatsache war er sich durch aus bewusst. Irgendwie. Sein Herz, es schrie nach ihr. Immerzu. Jeden Tag, zu jeder Stunde und jeder schrecklichen Minute. Sehnsucht wurde in ihm erweckt und schien den Charmeur langsam von innen zu zerstören. Er hasste sie dafür und er verabscheute sich dafür. Welch überraschender Wendepunkt. Da verfiel doch der arrogante Herzbub, mit den hypnotisierend schönen Augen, einer abweisenden Herzdame. Nein, es war mehr, als das einfache Verfallen. Man durfte das verwerflich schlimmste Wort gebrauchen: L i e b e. Er schluckt, weil er nicht anders konnte, weil ihn das Eingeständnis schier sprachlos machte und ihn überforderte. Natürlich. Denn ein Malfoy verliebte sich nicht so einfach und besonders nicht in ein unscheinbares Mauerblümchen. Denn das war sie wirklich. Ein Aschenbrödel, die Tochter des erbitterten Feindes, den man bekämpfen musste. Wahrlich. Aus solchem 'Stoff' werden herzergreifende und vor allem kitschige Liebesgeschichten kreiert, die die Herzen der einfältigen und naiven, jungen Damen zum Rasen bringen – die romantischen Gefühle nicht zu vergessen. Er schnaubte verächtlich und dachte scharf nach. Da waren doch unzählige Gründe, warum er sie nicht leiden, sie nicht ertragen konnte. Grund número uno: Sie war nicht sein Typ. Fraglich war jedoch, ob jemand das Mauerblümchen überhaupt anziehend fand. Ein glasklares Nein wäre hier wohl angebracht. Denn ihre rot-braunen Haare ruhten stets wirr auf ihrem Kopf. So chaotisch sah es auch nach einem Tornado aus. Sie achtete nicht auf ihr Äußeres, in diesem Jahrhundert glich dies beinahe einer Todsünde, und sie benahm sich in seinen Augen einfach schräg. Sogar schräger als schräg. Kurz ausgedrückt, durfte man meinen, dass das Mauerblümchen eine Bücherratte, ein Muggel-Freak ohne Sinn für Geschmack und eine Musterschülerin war, die bei jedem ein Würgereiz auslöste. Grund número dos: Sie war seiner nicht würdig. Denn der Schwerenöter, der tausende Mädchenherzen brach, war ja viel, viel, viel besser als sie. Er genoss eine vorbildliche Erziehung, war ansehnlich und ein Reinblut. All das, was sie nicht war. Und Grund número tres: Sie war hässlich, hässlich, hässlich. Und hässlich. Punkt. Aus und finito. Welch einleuchtende Gründe, holder Herr. Da mutierte die nicht vorhandene Liebelei zur größten Unmöglichkeit. Wäre da nicht das verräterische Herz gewesen und dieser undefinierbarer Drang ihr Nahe sein zu dürfen. Es war Liebe, Liebe, Liebe, Liebe. Ganz gleich, was der Verstand flüsterte. Die Unmöglichkeit verwandelte sich zur Möglichkeit. Die Gründe für diese Wandlung waren für ihn nicht nachvollziehbar. Denn sie, das naive Dummchen, entsprach doch nicht seinem Kaliber. Er war ein Prinz und sie eine einfache Magd. Welch Dilemma. Seine atemberaubenden, eindringlichen Augen lagen auf ihr. Fixierten sie, beobachteten sie. Rose tat es wieder. Sie stolperte, fiel hin und die Bücher sowie die Pergamente flogen empor. Seine Freunde, sie lachten seine Herzallerliebste aus. Er tat es ihnen gleich, ignorierte dabei den Impuls aufzustehen und ihr beim Aufsammeln zu helfen. Ihre dunklen Augen, die eigentlich nicht so dunkel waren, wie von weitem gedacht, lagen für Sekunden auf ihm, straften ihn mit einem verächtlichen Antlitz. Eigentlich, wie immer. Sie hasste ihn, verachtete ihn bis ins Mark. In ihren schönen Augen war er der Beelzebub, ein mobbender Mistkerl, der verprügelt gehörte. Dieses widerliche Charakterbild prägte sich wie eine hässliche Narbe ein. Er wollte es zerstören, ihre Meinung über ihn. Er wollte ihr zeigen, dass er anders war, dass er nett sein konnte und gleichzeitig wollte er sich für diese beschämenden Wünsche, Ohrfeigen. Dieses ahnungslose Mädchen zerstörte ihn! Selbstverständlich tat sie das. Sie machte aus dem glorreichen Prinzen einen Waschlappen, der nur ihre Gunst im Sinne hatte. Die Erkenntnis machte Scorpius wütend. Wütend, weil er glaubte, sich damit selbst zu verraten. Aber auch seine Prinzipien und Normen. Wütend, weil es tatsächlich ein Niemand, Korrektur, eine nervige Weasley, geschafft hatte, sein kostbares Herz im Sturm zu erobern. Sein Herz, es klopfte, verlangte nach mehr, als das einfache Beobachten ihrer Gestalt. Jedoch war Scorpius Hyperion Malfoy nicht gewillt diesem Wunsch, diesem Drang nach ihr, zu erfüllen. Schließlich war er doch ein Malfoy mit all den Allüren eines Malfoys. Und wie es sich für einen Malfoy gehörte, stand ihm sein Stolz im Wege. Eigentlich, wie immer. Er schaute sie noch immer mit dieser grinsenden Maske an, welches so viel Hohn und Hass widerspiegelte. Sie tat es ihm gleich, wandte ihren Blick von ihm ab und sammelte eifrig ihre Habe ein. Danach verschwand sie aus seinem Blickfeld. Es war eigentlich alles wie immer. Nur mit dem hauchfeinen Unterschied, dass das Herz des armen, armen und dummen Tunichtguts voller Empfindungen war, die einzig und allein der Herzdame gehörten. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)