Dämonen und Engel von Kalea ================================================================================ Kapitel 1: Bobby ---------------- „Was zum…“, keuchte Bobby erschrocken und starrte zu der Person, die jetzt an fast derselben Stelle stand, an der Dean am Morgen… Er schaute zur Uhr, Mitternacht war eben vorbei, gestern Morgen, verschwunden war. Sie hatten sich gerade über John … unterhalten war eigentlich der falsche Begriff. Er hatte Dean an den Kopf geworfen, dass sein Vater ein Feigling war und Dean ... Dean verschwindet einfach. Kein „Puff“, kein Knall, kein nichts. Dean war einfach weg und jetzt stand diese Frau hier!?! „Wer?“ „Ich bin Anna. Ich bin ein Engel und es geht um Dean!“ „Was ist mit Dean? Wo ist er?“ Bobby wurde hellhörig. „Wir haben keine Zeit!“, bettelte sie regelrecht, aber der Jäger ließ sich nicht erweichen. „Was ist mit Dean?“ „Zacharias hat ihn in den Green Room gebracht. Dean musste dort warten, bis er seinen Einsatz haben sollte.“ „Die Apokalypse zu verhindern?“ „Nein, es war nie geplant, dass Dean die Apokalypse verhindert. Er soll Luzifer töten!“ „Aber…“ „Sam wird das letzte Siegel brechen, indem er Lilith tötet. Dann wird Luzifer auferstehen und dann soll Dean ihn töten. Castiel hat Dean gerade aus dem Warteraum befreit. Sie wollen versuchen, Sam aufzuhalten und Luzifer gar nicht erst auferstehen zu lassen. Dean wird Hilfe brauchen können!“, erklärte Anna eindringlich und trat auf Bobby zu. Kurz berührte sie ihn an der Stirn. Weißes Licht umfing ihn und als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass sie zu spät gekommen waren. Eiskaltes, lähmendes Erschrecken fuhr Bobby in die Glieder, als er Dean an der Wand kleben sah, mit dem Kopf nach unten. Sam stand in der Mitte des Raumes. Er hatte seine Hand gegen Dean ausgestreckt und seine Augen glühten rot. Der jüngere Winchester ließ die Hand sinken und Dean schaffte es gerade noch, die Arme wenigstens ein Stück über seinen Kopf zu reißen und so den schlimmsten Aufprall abzufangen. „Ein flatternder Helfer!“, lachte Sam und schaute zu Anna. „Du kannst mir nichts anhaben. Das solltest du doch wissen.“ Ein kurzer Wink und Anna schlug gegen eine Wand. Bobby versuchte zu Dean zu kommen, der leise keuchend am Boden lag. Eine kurze Handbewegung von Sam, die eher aussah, als wollte er eine lästige Fliege weg scheuchen, und Bobby fand sich neben Anna an der Wand wieder. Der Schmerz ließ bunte Sterne hinter seinen Lidern explodieren. Er keuchte als Sam den Druck auf ihn erhöhte. Blut sickerte aus seiner Nase. Doch seinen Hauptfeind schien der jüngere Winchester in Dean ausgemacht zu haben und schon die nächste Handbewegung ließ den gegen die nächste Wand, kurz unterhalb der Decke, prallen. „Sammy, bitte“, keuchte der Blonde schmerzerfüllt, „wehr dich, Sammy! Bitte!“ „Dein kleiner Sammy! Du solltest ihn hören, wie er winselt und bettelt, dass ich dich in Ruhe lassen soll und wie Leid es ihm tut und dass er das nicht gewollt hätte. Dabei hätte er diesen Körper nicht besser auf mich, für mich vorbereiten können!“ „Sammy!“, keuchte Dean, aber Sam lachte nur und ließ den Blonden mit einer weiteren lässigen Handbewegung erneut durch den Raum fliegen. Ihm entrang sich ein schmerzvolles Keuchen als er mit dem Rücken gegen den Rand des Altars prallte und dann bewusstlos auf Lilith’ Körper fiel. „Du wirst mich nicht besiegen“, lachte der gefallene Engel und trat an Dean heran, um ihn jetzt endgültig zu töten. Alles wurde in weißes Licht getaucht. Castiel stand im Raum. „Ein gerupfter Flattermann!“, kommentierte Luzifer das lädierte Aussehen des Engels, wandte seine Aufmerksamkeit aber den beiden Engeln zu. Anna hatte die kleine Unachtsamkeit, als Luzifer von Castiel abgelenkt wurde, nutzen und sich von der Wand befreien können. Nun standen sie Seite an Seite vor ihm. Bobby kroch zu Dean und versuchte dem zu helfen. Er musste aber schnell feststellen, dass er nicht viel tun konnte, außer ihn von Lilith auf seinen Schoß zu ziehen und zu versuchen, es ihm so bequem wie möglich zu machen. Dean war noch immer bewusstlos und das Blut, das ihm aus mehreren Wunden im Gesicht und an den Händen drang, sah ungewöhnlich dunkel aus im Gegensatz zu seiner bleichen Haut. Plötzlich verschwamm das weitere Geschehen in gleißendem Licht. Anna und Castiel standen blitzartig neben ihm. Inzwischen sahen Beide recht mitgenommen aus. „Ihr müsst hier weg. Kümmere dich um Dean!“, sagte Anna hektisch und schon spürte Bobby ihre Finger auf seiner Stirn. Verwirrt blinzelnd sah er sich um. Er war wieder in seinem Wohnzimmer. Die Uhr tickte leise, und er musste mehrmals blinzeln um wirklich zu glauben, dass keine halbe Stunde vergangen war, seit diese Anna in seinem Haus aufgetaucht war. War sie das überhaupt? Aber wenn nicht, warum saß er dann hier auf dem Boden und was lag auf seinen Beinen? Sein Blick wanderte langsam nach unten. Immer noch weigerte er sich, das zu glauben, was er in den letzten Minuten gesehen hatte. Das durfte, das konnte nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass… Und dann sah er Dean. Blutend, blass und bewusstlos lag der Blonde in seinem Schoß. „Oh mein Gott!“, keuchte der Ältere, als ihm mit einem Schlag die Tragweite dessen bewusst wurde, was er gerade miterlebt hatte. ‚Sam ist Luzifer. Luzifer ist in Sam! Wie wird Dean das verkraften? Wird er das überhaupt verkraften?’ Der Jäger verdrängte jeden weiteren Gedanken und arbeitete sich vorsichtig unter dem Blonden hervor. Jetzt war es erst einmal wichtig, Deans Wunden zu versorgen und dann würden sie weiter sehen. Möglichst behutsam bugsierte er den Winchester auf das altersschwache Sofa und begann dann ihn zu entkleiden. Er untersuchte ihn. Deans Rücken zierte ein dunkelblauer Streifen, da wo er gegen den Altar geknallt war. Er holte Wasser und einen Lappen und wusch dem Jungen das Blut aus dem Gesicht. Er verband das Handgelenk, das schon jetzt stark geschwollen, aber zum Glück nicht gebrochen war. Als er mit seiner Arbeit halbwegs zufrieden war, ging er in die Küche und kochte Kaffee. Mit einer dampfenden Tasse kam Bobby in das Wohnzimmer zurück. Dean lag zusammengerollt wie ein Embryo da und rührte sich nicht. Bobby fasste seine Schulter und rüttelte ihn leicht. Er bekam keine Reaktion. Der Ältere setzte sich zu ihm und hielt ihm den Kaffee hin: „Dean?“ Der Blonde reagierte nicht. „Dean?“, fragte Bobby etwas lauter nach. Wieder kam keine Reaktion. Bobby wollte gerade noch einmal und noch energischer nachfragen, als Dean ganz langsam den Kopf zu ihm drehte und sich gleich darauf in eine sitzende Position kämpfte, und die Augen öffnete. Fast sofort bereute er diese Aktion und ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle. Er schloss seine Augen sofort wieder und ließ sich gegen die Rückenlehne fallen. Noch einmal stöhnte er leise. Bobby zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Dean gegenüber. Voller Sorge musterte er das, was von Dean in dieser Schlacht übrig geblieben war. „Schau mich bitte mal an, Dean“, bat er leise. Es dauerte wieder eine ganze Weile, bis der Blonde reagierte und seine Augen öffnete. Er schielte! Eine neue Welle Übelkeit brandete durch seinen Körper und mit einem erneuten leisen Keuchen ließ er die Lider wieder fallen. Er wollte einfach nur mit geschlossenen Augen hier hocken bleiben und sich auf's Atmen konzentrieren. Und wenn er jetzt vielleicht noch sterben würde, wäre es ihm auch egal. „Wie geht’s dir?“, wollte Bobby wissen und fasste den Blonden wieder an der Schulter. Dean richtete sich etwas auf. „Sam!“, krächzte er gequält und kippte wieder um, als der Schwindel noch heftiger wurde. Sein Magen beschloss, dass dieses Gefühl so gar nicht das war, was er jetzt wollte und rebellierte. Dean hustete und würgte. Mühsam drehte er sich auf die Seite. Er spuckte Galle. Der Blonde zitterte als er sich endlich beruhigen konnte. Bobby holte einen Eimer und wischte das Bisschen auf, das Dean im Magen gehabt hatte. „Komm schon Junge, steh auf“, forderte der Ältere leise. Eindringlich musterte er den Jungen. Der war blass und seine Haut glänzte fiebrig. Bobby wollte ihm aufhelfen, hielt ihn aber fest, als er saß und kontrollierte mit seiner Taschenlampe Deans Pupillen. Das Schielen blieb. „Du hast eine Gehirnerschütterung“, stellte er fest. Der Blonde knurrte eine unverständliche Erwiderung und stemmte sich in die Höhe. Bobby stützte ihn, als er zu fallen drohte. „Sam!“, krächzte Dean und schaute sich um. Seine Sicht war immer noch verschwommen und irgendwie doppelt, trotzdem sah er sich suchend um. Sein Gehirn weigerte sich, ihm den Zusammenhang der Dinge, die er sah, anzubieten. „SAM!“, brüllte er und verursachte sich damit hämmernde Kopfschmerzen. Seine Sicht wurde nicht besser, immer weiter fransten die Ränder aus, aber er stolperte vorwärts. Bobby hielt ihn auf. „Sam ist nicht hier, Dean!“, versuchte er sein Bestes, den Winchester zu beruhigen. „Sammy!“, bettelte Dean und Tränen liefen ihm über die Wangen. „Du musst dich ausruhen, Dean. Komm ich bring dich nach oben.“ Stur schüttelte Dean den Kopf und stöhnte, als der Kopfschmerz wie ein heißes Messer hinter seinen Schläfen wütete. Bobby konnte ihn gerade noch auffangen, als seine Knie nachgaben. „Schluss jetzt, Dean, ich bring dich nach oben und du ruhst dich aus“, bestimmte der Ältere und Dean nickte hilflos. „Sammy!“, bettelte er wieder und schaute sich suchend um. Er war doch eben noch bei ihm gewesen! Sein Gehirn verweigerte ihm rigoros den Zugang zu dem gerade Geschehenen und so konnte er einfach nicht begreifen, dass sein kleiner Bruder nicht bei ihm war. Dean sank in sich zusammen. Bobby schaffte es nur mit Mühe, den Blonden nach oben in sein Schlafzimmer zu bringen und ihn ins Bett zu legen. Er kontrollierte noch einmal die Pupillenreaktion seines Gegenübers und sie gefiel ihm gar nicht. Auch das Schielen war stärker geworden. Bobby nahm sich vor, die vernagelten Fenster im Gästezimmer am nächsten Tag zu öffnen und das Zimmer ein wenig auf Vordermann zu bringen. 'Der Junge braucht Hilfe, mehr Hilfe als es jetzt den Anschein hat und er braucht Licht! Es hat ihn schwerer getroffen, als er es je zugeben wird. Gott, es hat sogar mich schwerer getroffen, als ich es je zugeben werde.', überlegte Bobby. 'Dean hat sich verändert.' Der Jäger konnte nicht sagen, wann es angefangen hatte und er wusste nicht, was genau passiert war, aber er war sich sicher, dass es mit der Hölle zu tun hatte, dass Sam dabei eine große Rolle spielte, und dass Sam seine Kräfte trainierte, wie auch immer und auch einsetzte, war wohl auch nicht unerheblich. Er schaute noch einmal auf das Bett. Dean hielt die Augen geschlossen, aber er schlief nicht. Der Ältere ging ins Bad und kam mit einem Glas milchiger Flüssigkeit wieder. „Dean?“ Der Angesprochene reagierte nicht. „Dean! Trink das, dann kannst du ausruhen“, er hielt ihm das Glas hin und Dean trank. Dann ließ er sich wieder in die Kissen sinken. Er wusste, dass er den Jungen mit der Gehirnerschütterung eigentlich nicht schlafen lassen durfte, aber er war so fertig, dass er sich nur dafür entschied, ihn, wenn er doch schlafen sollte, wecken und ihm ein paar Fragen stellen würde. Dann wollte er weiter entscheiden. Bald verrieten die ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge, dass das Beruhigungsmittel wirkte. Der Ältere lächelte. Er selbst gönnte sich eine kurze Ruhepause auf dem alten Sofa, bevor er, kaum dass die Sonne aufgegangen war, begann das Gästezimmer aufzuräumen. Er wusste nicht wie lange Dean hier bleiben würde, aber er hoffte irgendwie, dass sie die nächste Zeit zusammen nach Sam suchen würden. Wenn sich diese Engel endlich blicken lassen würden! Als die dritte Runde seines „Frag-den-Dean“-Spiels ebenfalls zu seiner Zufriedenheit ausgefallen und der Blonde, außer Müdigkeit, keine schlimmeren Reaktionen auf die Gehirnerschütterung zeigte, ließ er ihn schlafen. Am Abend war das Zimmer bezugsfertig und Bobby schaute wieder einmal nach seinem Schützling. „Dean?“, fragte er in die Stille des Zimmers und bekam keine Reaktion. Der Blonde lag mit dem Rücken zur Tür. Er machte sich große Sorgen, gab sich aber immer noch der irrwitzigen Hoffnung hin, dass es mit Dean vielleicht doch nicht so schlimm war. Dean hatte bis jetzt alles irgendwie weggesteckt. Sogar die Hölle. Jetzt stand Bobby hier vor dem Bett und stellte fest, dass alles noch viel schlimmer war, als er es sich je hätte vorstellen können. Von Dean war nicht ein Wort gekommen, seit dem letzten verzweifelten 'Sam'. Er sah furchtbar aus und nur das leichte Heben und Senken seines Brustkorbes verriet überhaupt, dass er noch lebte. Bobby machte ein paar Sandwiches und hoffte, dass Deans Magen die schon wieder vertrug. Er brachte sie nach oben. Dean war noch immer wach. „Ich stell dir was zu essen hin“, erklärte der Ältere nur und ging wieder nach unten. Die toten Augen, mit denen ihn der Junge anstarrte, nahmen ihm die Luft zum Atmen. Als er jedoch eine Stunde später wieder nach oben kam und das Tablett holen wollte, sah er, dass Dean nichts angerührt hatte. „Verdammt Dean! Du musst essen!“, schimpfte er hilflos. Der Blonde rappelte sich auf und begann zu essen. Der Ältere zog die Augenbrauen zusammen. Aber er war froh, dass Dean aß, also sagte er nichts. Die nächsten Tage wurden nicht besser und Bobby hatte bald herausgefunden, dass Dean generell nur machte, was er ihm sagte. Dean komm essen, geh duschen, geh schlafen. Der Blonde tat nur, was ausdrücklich befohlen wurde. Sonst hockte er einfach nur da, starrte aus glasig trüben Augen ins Leere. Wenigstens das Schielen hatte nachgelassen. Der Ältere versuchte seinen Freund aus der Reserve zu locken. Er saß am Schreibtisch. „Dean, kommst du mal?“ Der Angesprochene kam und blieb vor dem Tisch stehen. „Ich suche hier alles Mögliche über Engel und die Apokalypse. Kannst du mir helfen und guckst die Bücher hier durch?“ Er schob ihm fünf, mehr oder weniger, dicke Wälzer entgegen. 'Jetzt muss er doch reagieren! Er hasst lesen!' Bobby wartete. Der Blonde griff nach den Büchern und ging zum Sessel. Er ließ sich darauf fallen, stapelte die Bücher neben sich und begann zu lesen. Bobby starrte erschrocken und holte tief Luft. Das war wohl nach hinten losgegangen! Eine paar Tage später bekam er die Bücher, übersäht mit Eselsohren, zurück. Wie Dean so schnell fertig geworden war, würde für immer sein Geheimnis bleiben. Aber trotzdem es wurde nicht besser. Seine körperlichen Beschwerden besserten sich, ja, das Schielen hatte aufgehört, aber trotz allem machte sich der Ältere immer größere Sorgen. Dean war nicht mehr Dean. Er reagierte nur auf Befehle. Oder das, was als Befehl durchgehen konnte. Er machte genau das, was Bobby sagte. Keinen Buchstaben weniger, aber auch keinen mehr. Und Bobby bekam immer mehr Angst. Er rief einen befreundeten Psychologen an, und der gab ihm den Rat, Dean generell nur noch die Wahl zu lassen, immer mindestens zwei Möglichkeiten zu bieten. Bobby hielt sich an die Vorgaben seines Freundes. Er ließ Dean die Wahl. „Wenn du willst können wir frühstücken. Willst du Toast oder Speck zu deinem Rührei?“ Es brachte nichts. Entnervt gab er nach drei Tagen auf, da Dean ihn die ganze Zeit nur mit trüben, halb geschlossenen Augen ignorierte, und er letztendlich doch selbst entscheiden musste, wenn er nicht wollte, dass Dean verhungerte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)