Ein Schwein im Kopf von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Uno -------------- Tot -------------- Menschen können auf verschiedene Art und Weise sterben. Aber wie sie sterben ist im Grunde doch egal. Sicherlich ist der ein oder andere Tod tragischer als der andere. Sicherlich ist der Tod eines jungen Menschen erschütternder, als der Tod eines sehr alten Menschen. Und sicherlich ist ein Tod, der kein Unfall war schlimmer als ein Unfalltod. Aber es ist und bleibt Tod, oder? Ich meine- er ist weg und das ist Tatsache und es gibt absolut nichts, was ich tun kann, um das rückgängig zu machen. Fin ist tot. Mausetot. Ich wollte es erst nicht glauben, aber dann habe ich ihn gesehen und alle hatten Recht. Er war wirklich tot. Ihr wollt nun wissen, wie er gestorben ist. Menschen interessieren sich nunmal für das Leid anderer Menschen. Menschen sind neugierige Lebewesen. Das hasse ich so an ihnen. Sie mischen sich immer in fremde Angelegenheiten ein. Wegen solchen Menschen ist er tot. Ja, nur wegen solchen Menschen. Ich bin nicht Schuld daran, ich kann nichts dafür. Diese Menschen haben ihn umgebracht. Diese neugierigen Menschen, die ihre Nase überall reinstecken. Die haben ihn umgebracht. Diese Mörder. Es hat alles im Sommer angefangen. Letzten Sommer. ------ 3. Juli 2007 Der Orangensaft ist angenehm kühl und ich nehme schnell einen weiteren großen Schluck aus dem Glas. Es schmeckt sehr gut. Ich liebe Orangen und den Geruch von Früchten. Besonders im Sommer. Ich stelle das Glas auf einen kleinen Tisch, der neben mir steht und strecke mich auf der Liege, eine Liege, wie man sie aus dem Urlaub kennt. Auch meine Liege befindet sich neben unserem Pool in der Sonne. Ich liebe es hier zu liegen. Einfach nur zu liegen, sie Sonne auf der Haut angenehm brennen zu spüren und dabei zu schlafen, zu dösen, Musik zu hören oder alles zusammen. Und während ich genau das mache und daran denke, wie schön die Welt doch ist- dann kommt Fin. Ich habe nichts gegen Fin. So ist es ja nicht. Fin ist kein böser Mensch oder so. Er hat dunkelblonde, eher kurze Haare. Nicht ganz kurz, aber auch nicht lang. So lang, wie ein Finger, würde ich sagen. Und dann hat er die Haare noch aufgestylet, ein trauriger Versuch eine "coole" Frisur mithilfe von Gel zu kreieren. Es sieht komisch aus, wirklich. Als er hätte er sich das Zeug in die Haare geschmiert und ohne Spiegel versucht eine Stachelfrisur daraus zu machen. Mit dem Ergebnis, dass er einige einzelne Strähnen verloren auf seinem Kopf herumfliegen hat, während andere in großen Büscheln zusammenkleben. Katastrophal und trotzdem schafft der Junge es jeden Tag so auszusehen. "Hi", sagte Fin nur und grinste. "Geh doch weg!", knurrte ich und blieb regungslos liegen. Fast, ich rümpfte die Nase. "Also dein Vater hat gesagt, dass du jetzt rein gehen sollst. Lernen. Du schreibst morgen einen Test." Für wen hält der sich?! "Und warum sagst DU mir das?" "Ich..", Fin überlegte, das sah ich ganz genau. "Weil ich jetzt hierhin komme. Weil ich schon gelernt habe und du noch nicht. Wenn du nicht da bist, kann ich ja dorthin. Damit solltest du keine Probleme haben, hm?" "Dir ist klar, dass ich hier wohne?" "Das sagst du immer. Aber ich bin zu Besuch und dein Vater erlaubt mir den Pool zu benutzen." "Aber die Liege gehört mir!" "Dein Vater hat mir auch erlaubt die Liege zu benutzen. Er meinte, dass du sicher so nett bist, dass du damit einverstanden bist." "Tja, dann musst du jetzt aber enttäuscht sein." Ich war vielleicht etwas gemein. Aber nciht ohne Grund. Fin benimmt sich unmöglich. Er kommt mir vor, wie en Stiefbruder. Vor allem, weil mein Vater ihm alles erlaubt. Das regt mich am meisten auf. Dabei hat mein Vater noch nicht einmal was mit Fins Mutter oder so. Gar nichts. Aber Fin ist der Sohn vom Oberarzt vom Krankenhaus, indem mein Vater arbeitet. Fin schüttelte zumindest nur den Kopf und verschwand. Aber nicht lange und ich wusste zu wem er ging. Er kam mit meinem Vater zurück. "Du gehst jetzt besser lernen, Jenna", sagte er sachlich. "Und lässt Fin mal ein bisschen entspannen." "Aber...das ist meine Liege und ich will nicht...-" "Benimm dich doch nicht, wie ein pubertärer Kaktus!" "Tu ich doch gar nicht!", entgegnete ich und wurde ärgerlich. Immer dasselbe. Mein armer Vater. Wenn ich nicht wüsste, worum es hier für ihn ging, dann wäre alles anders. Ich mag meinen Vater ja. Im Gegensatz zu Fin. Den mag ich nicht. Aber der mag meinen Vater auch. Oder besser gesagt: Er tut so als ob. Kurze Zeit später sitze ich in meinem Zimmer. Morgen ist der Test. Ich sehe mein Mathebuch an. Es sieht nicht schön aus. Nein, je länger ich es mir ansah, dest hässlicher fand ich es. Die Ecken waren leicht ausgefranst, die Umschlagfarbe war grau. Ich klappte es trotzdem auf. Dann sah ich aber durch Zufall zu meinem Bett und direkt daneben lag ein anderes Buch. Ein schönes Buch. Ein strahlendes Buch, das mich so sehr anstrahlte, ja mich gerade zu anlächelte, dass ich nciht wiederstehen konnte. Ich klappte das hässliche Mathe buch wieder zu und widmete meine Aufmerksamkeit dem schönen anderen Buch, das nicht so viel mit Mathe zu tun hatte. Mein Sparschwein fand das auch gut. Ich meine das ernst. Es fand die Idee etwas anderes zu lesen wirklich gut und ich meine das nicht metaphorisch, sondern es ist mein voller Ernst. Mein Sparschwein spricht mit mir. "Bin ich deswegen verrückt?", fragte ich es einmal, als ich es komisch fand, dass ich mich mit meinem Sparschwein unterhalte. "Nein, du bist nicht verrückt", hat es gesagt. Es heißt übrigens Hucha. Sparschwein auf spanisch. Ich habe es nämlich in Spanien gekauft. Irgendwo auf einem Markt in Barcelona. "Du bist schlauer als die anderen. Du bist was besonderes. Weißt du, die anderen haben ohnehin keine Phantasie." Ich lachte, weil ich an Fin dache. "Und Fin am allerwenigsten!" Hucha nickte. "Genau, Fin ist ein dummer Junge, der denkt, er ist was besseres, weil er immer nur lernt." "Ja...aber gute Noten schreibt er trotzdem....", musste ich zugeben. Hucha schüttelte kräftig seinen hohlen Kopf. "Von guten Noten wird man nicht glücklich. Und die Noten sagen gar ncihts über dich aus!" Dafür, dass er ein Hohlkopf ist, ist er ziemlich schlau, fand ich. "Hucha, du bist schlau", erklärte ich ihm deshalb. "Ich weiß", meinte das Schwein. Hucha war nicht bescheiden, aber Hucha war trotzdem mein bester Freund. 4. Juli 2007 Der Test war eine Katastrophe. Aber er war auch hässlich. Hucha meinte auch, dass der Test mindestens so hässlich war, wie das Mathebuch. Ich hatte ihn mitgenommen, weil ich ihn überall hin mitnehme. Er ist nicht sehr klein, aber auch nicht sehr groß. Er ist so groß, wie zwei geballte Hände nebeneinander, aber da ich ihm kein Geld zu essen gebe, ist er nicht schwer. Ich muss nur aufpassen, dass er immer schön geposltert unterwegs ist. Mein Vater ist wegen dem Test anderer Meinung. Er findet nicht, dass er hässlich war. "Deine Leistung war hässlich. Wenn du bei diesem Test schlecht abschneidest, ist das ganz sicher nicht die Schuld von deinem Lehrer, sondern deine. Du hast nciht genug gelernt." Fin saß übrigens daneben, als mein Vater das sagte. Wir waren gerade beim Abendessen und Fin aß mit, so wie jeden zweiten Abend. Ich sah zu Fin. Fin grinste. Seine Zähne waren unregelmäßig und überhaupt sah ich seine ganze hässliche Fratze in unwirklicher Nähe vor mir. Als hätte ich sein Gesicht herangezoomt. "Du Hornochse!", rief ich wütend, ich konnte es einfach nicht für mich behalten. Mein Vater verstand nicht und sah verwirrt aus. "Ich meine den da!" Ich nickte mit vollem Mund zu Fin. "Sie ist neidisch auf mich", erlärte Fin an meinen Vater gewandt. Er ignorierte mich dabei. "Sie sollte einfach mehr lernen", meinte mein Vater. "Sie ist aber nicht so fleißig wie ich. Sie ist faul.", bemerkte Fin. Ich warf meine Gabel auf seinen Kopf. Ich habe gut gezielt. Ich wusste, dass ich niemals sein Gesicht treffen würde. Also nicht seine Augen oder so. Ich wollte die Stirn treffen und ich habe die Stirn getroffen und ich hatte das voll unter Kontrolle. Mein Vater sah das nicht so. Ich hätte ihm seine Augen ausstechen können. Ja, hätte ich. Wäre keine schlechte Idee gewesen. Aber ich habe es ja nicht getan. Trotzdem hat Fin so gebrüllt, als hätte ich es gemacht. Egal. Ich musste auf mein Zimmer. Mein Vater schloss mich ein. Ich hörte ihn und Fin im Wohnzimmer einen Film oder sonstwas gucken und ich hörte, wie sie sich dabei unterhielten und lachten. Ich saß in meinem Zimmer. Eingeschlossen. "Das ist so unfair!", schimpfte ich. Hucha stand auf dem Schreibtisch und stimmte mir zu. "Das stimmt. Fin nimmt dir deinen Vater weg und überhaupt hat er total übertrieben. Eine Gabel tut gar nicht so sehr weh, wenn sie die Stirn trifft. Du stocherst doch auf immer mit Bleistiften an deiner Stirn rum. Das tut auch nicht weh." "Genau." Hucha hatte Recht und das wusste er. "Ja und das dein Vater dich einschließt ist auch ziemlich...hässlich. Man sperrt heutzutage seine Kinder nicht ein. Das macht man in der heutigen Gesellschaft einfach nicht. Das ist total.... zurückgelieben- in gewisser Weise." Ich seufzte. Auch das stimmte ja, aber ihr Vater war nunmal etwas komisch... Hucha konnte über Fin lästern, aber über ihren Vater... "Das ist schon okay", sagte ich schnell um ihn zu verteidigen. "Nach Fins Show musste er das tun." "Nein, musste er nicht. Das macht man nicht." "Aber..." "Nein, das macht man nicht. Das ist hässlich. Auch wenns dein Vater war. Das Verhalten war hässlich." "Aber Fin?" "Der ist auch hässlich. Noch viel hässlicher. Ich hasse Fin, das weißt du doch." "Gut, danke. Und was machen wir jetzt?" Ich fragte Hucha immer um Rat. Zumindest in solchen Situationen. "Wir müssen uns rächen", bestimmte Hucha. "Wir müssen Fin bloßstellen." "Wie sollen wir das machen?" "In der Schule!", Hucha war sich seine Sache sicher. "Wie denn?" "Warts ab!" Hucha hatte einen Plan. Hucha ist ein cleveres Sparschwein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)