Office Mein von elfogadunk (Im Büro) ================================================================================ Kapitel 7: Betrunkene Erkenntnis -------------------------------- Mit einem unguten Gefühl rutschte Anjali auf ihrem Stuhl hin und her. Sie fragte sich nun schon zum wiederholten Male, wieso sie zugestimmt hatte, mit Rahul noch einen Absacker trinken zu gehen. Als ihr Chef hätte er sie aber auch eigentlich gar nicht erst fragen dürfen. Wenn jemand aus dem Hotel die beiden zusammen sehen würde, könnte das ganz schnell zu blöden Gerüchten führen. Doch nun war es sowieso zu spät. Als sie sah, dass Rahul mit zwei Cocktails in den Händen zurück zu ihrem Platz kam, schob sie ihre Bedenken beiseite und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Gefällt es Ihnen hier?“, wollte Rahul wissen, nachdem er Anjali ihr Glas gereicht und neben ihr Platz genommen hatte. Anjali schaute sich daraufhin ein wenig um und stellte fest, dass es ihr tatsächlich gut gefiel. Es war eine kleiner gemütlicher Pub, dessen Tische um eine etwas erhöhte Bühne, auf der eine Jazz-Live-Band spielte, herum aufgestellt waren. An der Wand neben dem Eingang war die Bar aufgebaut, an der man sich seine Getränke bestellen konnte. Rechts neben der Bühne gab es eine kleine Tanzfläche, auf der sich drei Pärchen im Takt der Musik bewegten. „Ja, doch... Es ist sehr schön hier.“, erwiderte Anjali schließlich und nahm einen ersten Schluck von dem Cocktail, den Rahul ihr mitgebracht hatte. Er schmeckte fruchtig und überraschend gut. Rahul sah Anjali anscheinend an, dass ihr der Geschmack gefiel, denn er meinte lächelnd: „Ich wusste, dass Sie ihn mögen würden.“ Sie erwiderte sein Lächeln daraufhin, fragte sich jedoch insgeheim, woher er wusste, was sie mochte und ihr schmeckte. Um das danach eingetretene Schweigen zu brechen, fragte Anjali: „Kommen Sie denn öfter hierher?“ „Ohja. Ziemlich oft. Von allen Pubs hier in der Gegend gefällt mir dieser hier am besten. Ich liebe die gemütliche Atmosphäre.“, antwortete Rahul und ließ mit einem leisen Lächeln seinen Blick durch den Raum schweifen. Anjali nickte daraufhin zustimmend und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Cocktail. Ihre Unterhaltung lief zwar sehr schleppend an, doch bald hatten sie einen gemeinsamen Nenner gefunden und redeten über ihre berufliche Vergangenheit und ihr Studium. Anjali achtete darauf, nicht zu viele persönliche Dinge von sich preiszugeben, da sie sich die ganze Zeit im Bewusstsein behielt, dass es ihr Chef war, mit dem sie sich da gerade unterhielt, doch sie empfand das Gespräch als sehr angenehm und musste sich eingestehen, dass sie durchaus Spaß hatte an diesem Abend – so sehr, dass sie sogar vollkommen die Zeit vergaß und erschrak, als ihr Blick zufällig auf ihre Armbanduhr fiel. „Hai Rabba! Ich muss langsam wirklich nach Hause.“, bemerkte sie aufgeregt. „Mein Heimweg ist nicht gerade kurz.“ „Das ist gar kein Problem. Ich fahre Sie, Miss Sharma.“, bot Rahul ihr daraufhin an. Zuerst wollte sie abwehren, doch wenn sie daran dachte, mitten in der Nacht allein mit der U-Bahn nach Hause fahren zu müssen, entschied sie sich doch dafür, sein Angebot anzunehmen. „Ich gehe noch kurz bezahlen. Dann können wir los.“, meinte Rahul und stand auf, um zur Bar zu gehen. Anjali erhob sich ebenfalls und bemerkte in diesem Moment plötzlich, dass sie angeschwipst war. Alles drehte sich ein wenig und vor Überraschung musste sie sich noch einmal kurz hinsetzen. Sie hatte angenommen, dass ihr Cocktail nicht-alkoholisch gewesen war, doch sie schien sich offensichtlich geirrt zu haben. Nun bereute sie es, drei Stück davon getrunken zu haben. Nichtsdestotrotz beschloss sie, sich Rahul gegenüber nichts davon anmerken zu lassen. Mit viel Anstrengung schaffte sie es, ohne zu Wanken zu seinem Wagen zu gehen und einzusteigen. Hätte sie Rahul nicht sagen müssen, wo er hinfahren sollte, wäre sie während der Fahrt mit Sicherheit eingeschlafen. Als sie vor ihrem Wohnhaus angekommen waren, wollte sie gerade aussteigen, als Rahul ihr zuvorkam und ihr ganz gentlemanlike aus dem Wagen half. Sie wollte sich gerade von ihm verabschieden, als sie plötzlich feststellte, dass er keine Anstalten machte, ihre Hand wieder loszulassen. Sie schaute von ihrer Hand, die Rahul ein wenig zu zärtlich in seiner hielt, auf in Rahuls Gesicht. Sein Blick haftete an ihr und ein seltsames Lächeln umspielte seine Lippen. Sie hätte nicht sagen können, ob es nun eher liebevoll oder belustigt wirkte. Doch auch ungeachtet dessen war Anjali ihre Situation äußerst unangenehm und so versuchte sie sich höflich aus seinem Griff zu befreien, in dem sie anmerkte, ihren Schlüssel in ihrer Handtasche suchen zu müssen. Bereitwillig ließ er sie daraufhin los, doch machte er nicht den Eindruck, sich nun verabschieden zu wollen. Seelenruhig stand er mit den Händen in den Hosentaschen seines offensichtlich maßgeschneiderten Anzuges da und beobachtete sie, wie sie aufgewühlt in ihrer Tasche herumkramte. „Es ist sehr nett, aber Sie müssen jetzt wirklich nicht mehr warten. Den restlichen Weg zu meiner Wohnung finde ich schon alleine...“, meinte Anjali schließlich. „Vielen Dank, dass Sie mich gefahren haben. Bis morgen dann.“ Nachdem sie ihn noch mit einem kurzen Lächeln bedacht hatte, drehte sie sich zur Haustür um und hoffte, dass er jetzt verschwinden würde. Doch in dem Moment, wo sie ihren Schlüssel endlich gefunden hatte, hörte sie, wie er plötzlich näher kam, einen Arm neben ihrem Kopf an der Tür abstütze und ihr ins Ohr raunte: „Wollen wir diesen netten Abend wirklich so abrupt enden lassen?“ Mit hämmerndem Herzen drehte Anjali sich langsam um. Ihre Sicht verschwamm etwas, als sie zögerlich fragte: „Was meinen Sie damit...?“ „Lassen Sie mich Sie wenigstens noch nach oben bringen.“, antwortete er mit rauer Stimme und machte dabei keinerlei Anstalten, den mittlerweile sehr geringen Abstand zwischen ihren Gesichtern zu vergrößern. „Nicht dass Sie in Ihrem angeschwipsten Zustand noch die Treppe herunterfallen...“ Anjalis Sinne vernebelten immer mehr. Seine viel zu große Nähe, der Geruch seines herben Aftershaves und sein bohrender Blick machten ihr schwer zu schaffen und so stimmte sie ohne weiteres Nachdenken zu. Etwas wackelig drehte sie sich um, schloss die Eingangstür auf und lief langsam und mit leerem Kopf in die zweite Etage, wo sich ihre Wohnung befand. Vor ihrer Tür blieb sie schließlich stehen und drehte sich zu Rahul um, der dicht hinter ihr gelaufen war. „Also dann... Hier wären wir...“, meinte sie und klammerte sich mit beiden Händen an ihrer Handtasche fest. Ihren Blick hatte sie auf den gefliesten Fußboden gerichtet und wartete nun gespannt darauf, was er als nächstes tat. Rahul musterte Anjalis unsicher wirkende Gestalt ganz genau und kam zu dem Entschluss, dass es nun endlich an der Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen. Er machte einen Schritt nach vorn, lehnte sich zu ihr vor und strich zärtlich ihr Haar aus dem Nacken. „Was hältst du davon, wenn ich noch auf einen Kaffee mit hereinkommen würde, Anjali...?“, schlug er vor und achtete dabei sorgsam darauf, dass sein Atem die zarte Haut ihres Halses streifte. Anjalis Herz trommelte wie wild gegen ihren Brustkorb, als er ihren Namen aussprach und sie den Sinn seiner Frage begriff. Vorsichtig hob sie ihren Kopf und ihre Blicke trafen sich. In diesem Moment erkannte sie jedoch den Ausdruck in seinen Augen. Es war derselbe, den er ganz zu Anfang gehabt hatte – dieses Anzügliche und Verschlingende. Mit einem Mal wurde Anjali wieder klar im Kopf und ihr wurde bewusst, was hier gespielt wurde. Er hatte sie hinters Licht geführt, um sie ins Bett zu kriegen - die ganze Zeit! Es dauerte einen Moment bis diese Erkenntnis sich ihr eingehämmert hatte, doch dann war ihre plötzlich aufkochende Wut nicht mehr zu bremsen. „Sie lügender Mistkerl!“, fuhr sie ihn an und schubste ihn von sich. „Ich fasse es nicht! Die ganze Zeit haben Sie einen auf nett gemacht und jetzt das?! Mein erster Eindruck von Ihnen war also ganz genau der richtige – Sie notgeiler Perverser!“ Mit diesen Worten und einem verachtenden Blick drehte sie sich um und verschwand mit einer ins Schloss knallenden Tür in ihre Wohnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)