Die Krone von Konoha von Inu-ky ================================================================================ Kapitel 37: Sasuke Uchia ------------------------ Sasuke Uchia Die alte Börse war das am besten erhaltene Gebäude am Hafenplatz der alten Stadt Konoha. Ihr weites Dach war der einzige Ort, an dem sich Nestrok, Sasukes Drache, wohlfühlte. Sasuke warf einen Blick hinüber zu dem Biest und fluchte leise, denn seit dem Angriff auf das Dorf war mit dem Drachen nur wenig anzufangen. Sein Auge eiterte, aber Nestrok ließ niemanden daran und schien zu hoffen, dass der Pfeil von allein herauswuchs. Die Regenerationsfähigkeit des Drachen war immer wieder beeindruckend, aber diesmal schien Nestrok an seine Grenzen zu stoßen und wollte es nicht einsehen. Der Drache hatte sich beinahe geweigert, in diese verfluchte Stadt zurückzufliegen, aber er war nicht der eigentliche Grund für Sasukes Sorge. Geistesabwesend kratzte er sich an der Wange. Der Ausschlag quälte ihn noch immer und er verfluchte den unbekannten Bogenschützen, der ihn damals traf, als man die Frau aus dem Dorf vor ihn zerrte. Was auch immer auf dem Pfeil gewesen war, hatte den Ausschlag verursacht und erinnerte ihn jede Sekunde daran, wie er eine wehrlose Frau erschlagen hatte. Irgendwann würde auch der Ausschlag verschwinden und vielleicht war er dann in der Lage, diesen Blick aus ihren Augen zu vergessen, als sein Schwert herabfuhr. Sasuke fluchte leise und ballte die Fäuste. Diese Tat würde ihn sicher noch lange verfolgen. Von der Brüstung des Draches hatte Sasuke einen guten Blick auf den Hafen, zumindest auf den Teil des Hafens, der noch erhalten war. Dort unten hatte ein schlankes dunkelgrünes Schiff festgemacht, das in seiner ganzen Bauart so fremd auf ihn wirkte, dass es Sasuke fröstelte. Dort befand sich sein Problem. Von hier oben schien es, als wären die Krieger, die dieses fremde Schiff verließen, nur besonders groß. Doch schon die echsenartigen Reittiere machten klar, dass dies keine Menschen waren. Sie waren viel zu groß und auch die Art ihrer Bewegung war … anders. Anders in einer Art, die tief in Sasukes Inneren Furcht hervorrief. Kronok. Im Durchschnitt waren sie gut um die Hälfte größer als ein Mensch und sie besaßen dort, wo die Rüstungen die Haut nicht bedeckten, kleine schwarze Schuppen. Die lippenlose Münder zeigten unzählige scharfe Zähne, die Nasenlöcher waren senkrechte Schlitze, die sich beim Atmen schlossen, und die Augen … Sasuke schüttelte sich. Es waren dir gelben Augen von Reptilien, voller Intelligenz. Die Krieger allein waren furchteinflößend genug, doch ihr Anführer war es, dessen Anblick Sasuke jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Wenn das Wesen einen Namen hatte, so kannte er ihn nicht. Es nannte sich Kriegsmeister. Nach Madaras Auskunft war es ein Wesen, das nur dazu gebrütet worden war und aus dem Ei schlüpfte, um die Strategien und Taktiken des Krieges zu beherrschen. Diese Kreatur gehörte der gleichen Rasse an wie die Kriegsreiter, die seine Soldaten in Angst und Schrecken versetzten. Der Kriegsmeister trug keine Rüstung, sondern eine lange golddurchwirkte Robe. Nach Art der Beduinen hatte er ein schwarzes Tuch um den Kopf geschlungen, das nur die Augen frei ließ. Im ersten Moment konnte man ihn für einen sehr großen Menschen halten, doch diese Augen mit ihren gelben, senkrecht geschlitzten Pupillen und der schwarzen fein geschuppten Haut, die sie umgab, belehrten den Betrachter schnell eines Besseren. Es waren nur zwei Dutzend Kronoks und so furchterregend wie sie auch warne, so hatte Sasuke keine Zweifel daran, dass seine Leute sie auf sein Kommando hin erschlagen würden. Wenn es Madara nicht gäbe, würde er genau das befehlen. Selbst Nestrok betrachtete diese Wesen mit unverhohlener Abscheu. So alt der Drache auch war, selbst ihm waren diese Wesen unbekannt. Fast schien es Sasuke, als ob er sich sogar vor ihnen fürchten würde. Kein Wunder, dachte Sasuke verbittert, während sich seine gepanzerten Hände in die Brüstung des Drachen krallten, selbst Nestrok war menschlicher als diese Wesen. Er blickte hinüber zu der gebrochenen Mauer des alten Damms auf der anderen Seite des Platzes. Zwei mächtige steinerne Türme ragten dort noch immer in den Himmel empor und zwischen ihnen verschloss eine gewaltige Wand aus Stein das dahinterliegende Tal. Durch einen tiefen Riss in dieser Wand rauschte das Wasser im hohen Bogen in die Tiefe, das ferne Donnern des Wasserfalls ein ständiger Begleiter. Niemand verstand, warum dieser Damm einst gebaut wurde. Sasuke musterte die beiden hohen Türme und überlegte zum wiederholten Mal, ob er dort Wachen postieren sollte. Hinter der mächtigen Wand lag nur ein See … Es drohte keine Gefahr von dort. Es hatte dagegen mehr Sinn, hier auf dem Dach jemanden zu postieren. Wieder musste er sich an der Wange kratzen. Er besaß den Pfeil zwar noch, aber selbst seine besten Heiler konnten nicht herausfinden, um welches Gift es sich handelte, das ihm das Tragen von Rüstungen trotz aller Salben fast unerträglich machte. Die Wunde in der Seite war dagegen fast zu vernachlässigen, obwohl auch sie fast unerträglich juckte. Sasuke fluchte leise, als er sah, wie die schlanke, übergroße Gestalt zielsicher auf die Börse zusteuerte. Der Kriegsmeister war ihm unheimlich, fast so unheimlich wie Madara. Wieder und wieder verfluchte Sasuke sich selbst, dass er sich auf diese unheilige Allianz eingelassen hatte. Macht und Reichtum, Ehre im Kampf gegen die Krieger der Götter, das war ihm versprochen worden. Und nun saß er seit 3 Jahren in dieser verfluchten Stadt fest. Nur einmal hatte er sie verlassen. Er musste Nestrok trotz seiner Verwundung zwingen, zu der Kronstadt Madaras zu fliegen, um dort abgefertigt zu werden wie ein unwissender Jüngling! Er sah auf seine geballte Faustherab und zwang sich, sie zu entspannen. Der Kriegsmeister verschwand im Eingang der Börse und Sasuke hatte keinen Zweifel daran, dass das Wesen wusste, wo er zu finden war und ihn bald belästigen würde. Einen Ratgeber hatte Madara ihn genannt. Pah! Aber er verdiente es ja nicht besser. Jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er das erhobene stolze Gesicht der Heilerin wieder, die ihm furchtlos in die Augen gesehen hatte, als er sein Schwert erhob. Als er sie tötete, wich Sasuke zum ersten Mal vom Pfad der Ehre ab und in jeder Nacht sah er ihr Gesicht erneut. Es half nichts, dass er erklärte, dass er ihr nur ein schlimmeres Schicksal erspart hatte, denn er wusste nur zu gut, was Madara mit ihr getan hätte. Nur ein einzigartiges Band zu Nestrok hatte ihm selbst dieses Schicksal erspart. Doch jede Nacht erschienen ihm die ruhigen Augen der Heilerin im Traum. Sie schienen ihn zu mustern und in ihm zu suchen – nach was, das vermochte er selbst nicht zu sagen. Ehre war es jedenfalls nicht, denn seit jener Nacht kannte er diese Tugend nicht mehr. Er ließ seinen Blick über die alten Ruinen schweifen. Es war diese verfluchte Stadt mit ihrer widernatürlichen Magie, den Monstern und schreckenerregenden Gestalten, die einst Menschen gewesen waren … Diese Stadt war faul und krank, die Ruinen von unheiligen Leben erfüllt. Selbst die Götter wandten sich schaudernd von ihr ab. Hier am Hafen sollte es am sichersten sein, hatte Madara gesagt.Vielleicht war es so, doch fast täglich verlor Sasuke Männer an die Stadt, an ihre Monster oder daran und das war das Schlimmste, zu was die Männer wurden, die einen unbedachten Schritt zu viel getan hatten. Sie wandelten sich zu Dingen, gegen die selbst Kronok fast noch menschlich wirkte. Die Artefakte, die seine Männer fanden, wurden zurück nach Amegakure verschifft. Fast jedes dieser Artefakte war mit dem Blut seiner Männer erkauft worden. Sinnlose Dinge wie Lampenschirme oder Kinderspielzeug, Nützliches wie Schwerter, Dolche, Schilder oder alte Rüstungsteile. Aber auch so unverständliches Zeug wie manche Apparate, die keinem erkennbaren Sinn und Zweck dienten. Alles, was aussah, als hätte es die Jahrhunderte überstanden und vieles, von dem nicht einmal erkenntlich war, was es denn sein könnte. Madara wollte alles haben. Sasuke sah nach Westen über einen Teil des untergegangenen Hafens hinweg, dorthin, wo die Zinnen der alten Kronburg aus dem Wasser ragten. Ein breites Ruderboot war dort festgemacht. Die alte Kronburg hatte es Madara angetan, doch sie stand zum größten Teil unter Wasser und immer wieder starben Leute bei dem Versuch, die versunkenen Räume zu erforschen. Sasuke hatte schon Kriege geführt, in denen er weniger Männer verloren hatte. Und das alles für die Verheißung unbegrenzter Macht für einen König, der weder Ehre noch Treue noch Loyalität kannte und von diesem alten Reich wie besessen war. Mehr als einmal hatten sie unter großen Verlusten ein Areal freigekämpft, in dem sich, nach den Worten des Königs, etwas von Wert befinden musste … nur um leere Hallen und Lager vorzufinden. Jemand war ihnen zuvorgekommen und Madara war der festen Überzeugung, dass es die Leute aus dem Dorf sein müssten. Vielleicht hatte er sich deshalb geweigert, Sasuke mehr Männer zu geben. Er fürchtete wohl, sie gegen das magische Kriegsgerät zu verlieren, das er selbst so verzweifelt suchte. Aber auch hier hätte sich der König getäuscht, denn die überraschende Niederlage hatte wenig mit alter Magie zu tun, sondern mehr mit einer überraschend guten Verteidigung. Die Befürchtungen des Königs hatten sich nicht erfüllt. Sasuke fluchte leise. Diese übertriebene Ängstlichkeit des Königs hatte ihn viele gute Männer gekostet. Hätte Sasuke seine Hauptstreitmacht ins Feld führen können, wäre das Ergebnis anders ausgefallen. Noch besser wäre es gewesen, hätte Madara auf Sasuke gehört, denn er hatte es als unnötig empfunden, die Dörfler anzugreifen. Seit Jahren schon liefen die Ausgrabungen und nicht ein einziges Mal hatten die Leute des Dorfes Interesse daran gezeigt. Wenn sie überhaupt davon wussten … Manchmal wünschte Sasuke, er könnte den König einfach als verrückt abtun, doch dazu wusste der Mann zu viel über die Stadt, selbst über die untergegangenen Gebiete. Dennoch verstand er nicht, was Madara antrieb. Amegakure hatte keine ebenbürtigen Feinde mehr. Die noch existierenden anderen Reiche lagen hinter hohen Bergzügen oder weiten Ozeanen geschützt, dem Zugriff Madaras zwar entzogen, zugleich stellten sie aber auch keine Bedrohung mehr dar. Madara hatte sein Ziel erreicht: Er war der Herrscher des mächtigsten Reiches, das die Welt heute kannte. Was trieb den Mann also noch? Sasuke sah über die alte Stadt hinweg. War es das? War es Madara ein Dorn im Auge, dass es einst ein Reich gegeben hatte, das mächtiger war als das, das er heute sein Eigen nannte? Lag der König mit alten Geistern im Wettstreit? „Sasuke Uchia.“ Nur mit Mühe konnte Sasuke verhindern, dass er zusammenzuckte. War er wirklcih so in Gedanken versunken gewesen, das er nicht bemerkte, wie der Kriegsmeister an ihn herangetreten war? Langsam drehte er sich um und sah zu der vermummten Gestalt hoch. Sasuke wusste nicht viel von diesen Wesen. Was er wusste, reichte ihm, um so viel Abstand wie möglich zu halten. Der Kriegsmeister war so groß wie seine Artgenossen. Er trug keine Rüstung, sonder eine schwarzen Robe und ein dunkles Seidentuch verbarg das ganze Gesicht bis auf die Reptilienaugen, die ihn mit unverhohlenem Hunger ansah. Unbewaffnet, wie der Kriegsmeister war, empfand Sasuke ihn dennoch als Bedrohung und zwar aus gutem Grund. Für Kronoks waren Menschen ncihts anderes als Beute, nur dass Madara diesem Wesen hier den Auftrag gegeben hatte, ihn zu beraten. „Ich sehe, ihr habt Konoha wohlbehalten erreicht“, sagte Sasuke. Ein kleiner Sturm auf dem Weg hätte ihm den Ärger erspart, dachte er missmutig. „Die Überfahrt war stürmisch“, lächelte der Kronok und zeigte scharfe Zähne. Sasuke schluckte. „Habt ihr getan, was euch aufgetragen wurde? Was ist mir den Söldnern?“, fuhr das Wesen fort. „Sie haben wir befohlen im Süden Stellung bezogen und durchsuchen das Gebiet nach Ruinen. Warum habt ihr ihnen das Soldgeld verweigert?“ „Sie werden bald genug Gold bekommen“, antwortete der Kriegsmeister nachlässig. Er sah über die alte Stadt hinweg nach Osten. „Ich sehe, eure Leute sind dabei, die Hinterhalte vorzubereiten?“ Der Kronok musste gute Augen haben, dachte Sasuke säuerlich, er selbst konnte auf diese Entfernung nichts erkennen. „Wir ihr es mir … geraten habt.“ Er sah von dem Kriegsmeister weg und musterte die ferne Ruinenlandschaft mit vorgetäuschtem Interesse. „Sagt, was spricht dagegen, das Dorf mit einem direkten Angriff zu nehmen? Jetzt wissen wir ja, womit wir zu rechnen haben. Der Angriff der Reiterei war ein Fehler, aber wenn wir von allen Seiten mit den Fußsoldaten …“ „Der Hafen wäre ungeschützt“, unterbrach ihn der Kriegsmeister. „Zudem ist es des Königs Wunsch, dass die Ausgrabungsarbeiten nicht unterbrochen werden. So ist es besser, sie werden nun in unsere Falle laufen. Der König wünscht, den Feind mit minimalem Aufwand zu besiegen.“ „Der Feind besteht aus Bauern, Kriegsmeister.“ „Die euch eine empfindliche Niederlage einbrachten. Ich las euren Bericht, das Dorf ist gut geschützt.“ „Nicht gegen schwere Fußsoldaten mit ausreichend Schilden gegen die Pfeile!“, protestierte Sasuke. „Wenn ich sie umschließe, werden sie sich ergeben!“ „Ihr werdet nicht gegen meinen Rat handeln, oder?“, fragte der Kriegsmeister fast beiläufig. Er legte eine Hand auf Sasukes gepanzerte Schulter. Sechs Finger, schwarze Schuppen und Nägel, die hart genug waren, Sasukes Panzerung zu zerkratzen. „Euer Rat ist nur ein Rat“, antwortete Sasuke bestimmt. „Noch habe ich hier das Kommando.“ „Nun, dann rate ich euch, folgt den Anweisungen eures Herrn“, gab das Wesen Antwort. Die gelben Augen musterten Sasuke, als ob der Kronok überlegen würde, wie Sasuke wohl schmecken könnte. „Vergesst das Dorf! Hätten sie das, was euer Meister suchte, wäre der Kampf ein anderer gewesen. So aber sind sie unwichtig geworden. Nun besteht eure Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass die Ausgrabungen hier nicht gestört werden.“ „Es wäre ein Fehler, das Dorf zu ignorieren!“, widersprach Sasuke. „Das weiß euer Meister auch“, antwortete der Kriegsmeister. „Er hat andere Pläne für das Dorf. Ihr habt versagt. Nun ist es nicht mehr nötig, euch zu informieren.“ Der Kriegsmeister sah zu dem Drachen hinüber. Dieser lag zusammengerollt in der nordöstlichen Ecke des Daches, das rechte Auge geschlossen. Das andere Auge hingegen fixierte den Kriegsmeister mit einem unheilvollen Blick. „Ich frage mich sowieso, was der König an euch findet, dass er euer Versagen toleriert“, sagte der Kriegsmeister nachdenklich. „Es kann kaum allein der Drache sein.“ Die Antwort werdet ihr hier nicht finden, dachte Sasuke. Auch wenn es ihm schwerfiel, hielt er dem Blick der gelben Reptilienaugen stand. „Habt ihr noch einen weiteren Rat für mich?“, fragte Sasuke mit betont neutraler Stimme. Der Kriegsmeister nahm die Hand von Sasukes Schulterpanzer und musterte Sasuke lange. Dann nickte er. „Ihr habt einen Wolfsmenschen gefangen, nicht wahr?“ Sasuke fluchte innerlich. Das Wesen war gerade erst an Land gegangen und wusste schon viel zu viel. Erst vor wenigen Stunden hatte er Nachricht erhalten, dass ein Patrouille einen der Wolfsmenschen gefangen nehmen konnte, die schon so lange die Außenbezirke der alten Stadt bedrohten. Jämmerliche Kreaturen, deren Entsetzen darin lag, dass sich in dem tierhaften Wesen noch immer die Seele eines Menschen verbarg, krank und verstümmelt, zur Unkenntlichkeit verformt, ebenso wie der Körper. Ein Schicksal, das jeden hier ereilen konnte, der zu lange in der Stadt verweilte. Schon jetzt munkelten die Männer, dass es Kameraden gab, die sich ebenfalls veränderten. Bislang war es nur ein Gerücht, aber wie lange konnte man so etwas verheimlichen? Er musterte das Echsenwesen und fragte sich, wie dieser von dem Wolfsmenschen wissen konnte. Ob der Kriegsmeister sich überhaupt jemals solche Gedanken machte oder sich unberührbar von der Verdorbenheit der alten Stadt wähnte? „Ja, heute Morgen“, antwortete Sasuke knapp. „Bringt mich zu ihm. Und holt diesen Priester, diesen Kabuto. Ich hörte, er hat die Gabe der Zungen.“ Der Anblick des Wolfmenschen rief bei Sasuke Ekel und Angst hervor. Wäre das Biest nicht so elendig in diesem Käfig gefangen, wäre der Abscheu auch nicht viel geringer gewesen. Das Monster zeigte noch viel zu viele menschliche Eigenschaften, der Arm eines menschlichen Kleinkindes ragte aus seiner linken Brust und tastete blind herum oder verkrallte sich im zottigen Brusthaar des Monsters. Wären nicht die menschlichen Merkmale vorhanden gewesen, wäre es nicht halb so schlimm. Aber allein das Wissen, dass in diesem Körper die Seele eines Menschen gefangen war, ließ Sasuke frösteln. Die Augen des Wolfmenschen waren für Sasuke das Schrecklichste. Es waren die Augen eines Menschen und in ihnen las Sasuke seine innere Qual, die über alles hinausging, was er je zu sehen wünschte. „Er sagt, er wäre der Anführer seines Rudels“, teilte Kabuto ihnen mit. Er war einer der wenigen Priester, die Madara mit auf diese Expedition geschickt hatte. Sasuke hätte lieber auf ihn verzichtet. Kabuto trug eine ähnliche Robe wie die des Kriegsmeister. Das Symbol seines Gottes, eine knöcherne Hand mit einer Fackel darin, trug er auf seiner Brust. Darkoth, der Dunkle. Mehr wusste auch Sasuke nicht über diesen Gott, aber ein Blick auf die von Grausamkeit geprägten Gesichtszüge des Priesters und die Augen, die nie weit vom Wahnsinn entfernt schienen, reichte ihm aus. Der Priester war nicht weniger arrogant als der Kriegsmeister und es überraschte ihn nicht, dass die beiden sich auf Anhieb gut zu verstehen schienen. Die Arroganz des Priesters stützte sich darauf, dass sein Orden das Vertrauen des Königs genoss. Oft genug schlich einer dieser Robeträger um Madara herum und flüsterte in sein Ohr. Jeden anderen Priester hätte Sasuke mit offenen Armen willkommen geheißen, gab es doch immer Bedarf an göttlicher Heilung. Doch der dunkle Gott schien an Heilung nicht interessiert, er gab seinen Priester andere, dunklere Gaben. „Sagt ihm, dass er durch die Gnade eures Gottes Erlösung finden wird und als Mensch weiterleben kann, wenn er unserem Willen folgt“, sagte der Kriegsmeister zischelnd. Manchmal lispelte das Wesen und erzeugte dabei ein Geräusch, als ob trockene Schuppen über Stein raspeln. „Aber eine solche Gnade gewährt mein Gott mir nicht“, antwortete Kabuto überrascht. „Ihr könnt ihn doch von seiner Qual erlösen. Glaubt ihr Menschen nicht alle, dass nach dem Tod die Seele ein neues Zuhause findet?“ Kabuto nickte und lachte leise. „So gesehen, wird es mir leicht fallen, das Versprechen zu halten.“ „Dann gebt es ihm.“ Die Knurrlaute, die aus dem Rachen des Priesters drangen, waren kaum noch einer Sprache ähnlich, die Sasuke kannte. Aber auch hierin lag, wie im Anblick des Wolfmenschen, noch ein Rest Menschlichkeit. Die Augen des Monsters weiteten sich und Sasuke sah die Hoffnung in ihnen, als das Wesen nickte und mit hastigen gutturalen Lauten Antwort gab. Sasuke brauchte keine Übersetzung. Nichts war dem Monster wichtiger, als von dieser Qual erlöst zu werden. „Er fragt, was getan werden soll“, übersetzte Kabuto mit einem amüsierten Lächeln. „Es ist eine einfache Aufgabe“, sagte der Kriegsmeister und blickte gelangweilt auf die Klauen seiner linken Hand. „Die Wolfsmenschen sind schon verdorben, der südliche Wald wird ihnen nichts ausmachen. Sie sollen dort Ausschau halten nach Spähern aus diesem lästigen Dorf.“ „Und wenn sie welche finden?“, fragte der Priester. „Dann soll die Meute sie fressen“, gab der Kriegsmeister zur Antwort und stieß eine Reihe zischelnder Geräusche aus. Es dauerte einen Moment, bis Sasuke verstand, dass der Kronok lachte. „So spart man Material“, teilte der Kriegsmeister Sasuke mit, als sie zusahen, wie das Monster eilig das Weite suchte. „Warum sinnlos welches verschwenden, wenn es genügend Monster gibt, die eine solche Aufgabe gerne erfüllen?“ „Ihr meint Soldaten“, antwortete Sasuke knapp. „Sagte ich das nicht?“ Mit diesen Worten drehte sich der Kronok um, ging davon und ließ Sasuke mit dem Priester zurück. „Geschickt“, meinte der Priester Darkoths und lachte leise. „Jetzt versteh ich, was unser König an diesen Wesen findet.“ „So, tut ihr das?“, fragte Sasuke, deutete eine knappe Verbeugung an und ließ nun selbst den Priester stehen. Als er zurück zur alten Börse ging, spürte er die Augen des Mannes noch lange in seinem Rücken, doch diesmal war es ihm egal. Ein Trupp Soldaten kehrte von einer Patrouille zurück. Sie führten einen einfachen Karren mit sich, auf dem ein toter Mann mit steingrauer Haut in einfachen Leingewändern lag. Wahrscheinlich war es einer der Einwohner der Stadt, die sich noch immer zum größten Teil vor Sasukes Truppen verborgen hielten. Einige Soldaten waren verletzt und zahlreiche Wunden an dem toten Körper zeigten, dass er den Soldaten einen harten Kampf geliefert hatte. Sasuke sah dem Karren nach, wie er über die unebenen Steine der alten Stadt rumpelte und musterte die toten, unheilvollen Ruinen um ihn herum. Diese Stadt, dachte er verbittert, machte jeden Mann zum Monster, ob man es ihm nun ansah oder nicht. Puh, das Kapitel war anstrengend (liegt wohl daran das ich den Charakter um den es hier hauptsächlich geht nicht so sehr mag) hoffe es hat euch wieder gefallen. Bis zum nächsten Mal. 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