Obscurité von Kirida ================================================================================ Kapitel 1: Aussichtslosigkeit ----------------------------- Eilige Schritte hallten das Gemäuer entlang und gaben einen unbehaglichen dumpfen Ton von sich. Schnell und gehetzt wurde ein Fuß vor den anderen gesetzt, die Hände zitternd beisammen gepresst, die elfenbeinfarbene Stirn mit Schweißperlen benetzt. Immer weiter rannte die schlanke Gestalt die leeren und nur spärlich mit Fackeln beleuchteten Gänge entlang. Er war sich nicht wirklich im Klaren wo er sich überhaupt direkt aufhielt und wohin ihn seine Beine trugen. Sein Geist war nur noch von einem Gedanken eingenommen: Flucht! Nahezu von Panik ergriffen trieb sie ihn in diesen verlasseneren Teil des großen Schlosses. Zwischenzeitlich zog sich sein Brustkorb derart schmerzhaft zusammen, dass er mit einer Hand den kalten, modrigen Backstein berührte um sich abzustützen. Die zarten, schlanken Finger krallten sich nur so in das alte Gemäuer und schürften sich dabei ein wenig auf. Doch das kümmerte ihren Besitzer nicht im Geringsten. Er spürte schon so einiges nicht mehr, dass hatte man ihm bereits früh seid seiner Kindheit abgewöhnt. Innerlich von purer Kälter erfüllt, fühlte er meist nichts als eine erdrückende Taubheit. Die Art und Weise wie diese derzeit allerdings durchbrochen wurde, gefiel dem Jungen mit dem silberblonden Haar ganz und gar nicht. Nur mit Mühe und Not gelang es ihm, die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken und sich einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Zu viel war geschehen, zu viel hatte sich in den letzten Sommerferien ereignet, zu viel hatte er zwnagsweise mit ansehen müssen. Bis vor kurzem war sein Leben noch in so wundervollen, geregelten Bahnen verlaufen, und dann brach dieser Albtraum herein. Doch ein Malfoy verzweifelte nicht, taktierte stattdessen eiskalt und berechenbar, bewahrte stets die Haltung und würde niemals weinen, schon gar nicht wenn die Gefahr bestand, dabei gesehen zu werden. Draco hatte stets versucht diese Grundsätze zu verinnerlichen, ebenso wie die ganzen weiteren Ansichten und Verbindlichkeiten, denen man als reinblütiger Aristokrat Folge zu leisten hatte. Er wollte seine Eltern stolz und glücklich machen, vor allem seine Mutter. „Mama…“, ertönte es leise mit zitteriger Stimme in den finsteren Gemäuern. Sie war eine derart bezaubernd schöne Frau, dass niemand seine Augen von ihr abwenden konnte, wenn sie elegant durch die belebten Straßen flanierte. Als kleiner Junge hatte Draco oft Trost bei ihr finden können und immer war sie an seiner Seite um ihn zu unterstützten. Doch nun… Sein ganzer Leib begann fürchterlich zu schmerzen, als würde er von innen verbrennen. Es fühlte sich an als würde das dunkle Mal regelrecht in seinen Arm beißen und sein abscheuliches Gift durch jede Körperfaser jagen. Draco keuchte gequält, während seine Augen langsam aber sicher glasig wurden. Wenn er es nicht tat, würden sie als erstes seine Mutter und dann ihn selbst ermorden. Der Gedanke wie die doch recht zarte und schmächtige Narzissa vor Pein schreiend am Boden liegt und von zahleichen verbotenen Flüchen heimgesucht wird bis sie schließlich stirbt lässt ihn seid Beginn seines Auftrags nicht mehr los. Der dunkle Lord hatte nur allzu gut verdeutlicht, was passieren wird, wenn er scheitern sollte. Aber das würde er nicht, niemals! Er würde nie zulassen, dass seiner Mutter etwas passieren würde! Wie oft hatte sie ihn unterstützt, und vor Schlimmerem bewahrt. Jetzt war es an der Zeit das er bewies, dass es nicht um sonst gewesen war, dass er den Stolz und das Ansehen seiner Familie bewahren würde. Mühsam raffte er sich wieder auf die Beine, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die leere Jungentoilette ereichte. Erschöpft stützten sich seine Hände an dem kalten Waschbecken ab. Tief ein- und ausatmend versuchte er erst einmal wieder einen verhältnismäßig klaren Kopf zu bekommen. Eiskaltes Wasser klatschte auf sein blasses Gesicht und bedeckte es kurzfristig mit einer angenehmen Kühle. Der Blick in den Spiegel missfiel Draco dennoch sehr. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals so beschissen ausgesehen zu haben. Seine Haut war einfach nur noch bleich und fahl, hatte ihren seidigen Glanz verloren. Tiefe, bläuliche Ringe zeichneten sich unter den geröteten Augen ab, wo selbst das retuschieren nichts mehr brachte. Seine sonst so bis in die Spitzen perfekt zurechtgelegten Haare hingen ihm zum Teil wirr ins Gesicht und seine Kleidung hing mehr an seinem Körper, als das sie gut saß. Er war dünn geworden, sehr dünn, doch es lag nicht in seiner Macht etwas dagegen ausrichten zu können. Im Moment bekam er einfach keinen Bissen runter. Auf Blaise besorgte Blicke schaffte er vielleicht ein kleines Brot oder zwei, drei Löffel vom Mittagsessen, mehr aber auch nicht. Und das war eigentlich schon eine kleine Errungenschaft. Zu sehr fraß ihn die Angst um seine Familie auf, ebenso die abscheuliche Mission die er bald auszuführen hatte, sowie die Gewissheit auf kurz oder lang Blut an seinen Händen kleben zu haben. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er an die großen Ferien dachte in denen er in den Kreis der Todesser aufgenommen worden war und einen ersten Vorgeschmack auf das bekam, was ihn in Zukunft erwartete. Noch immer hallten die schreienden Stimmen der Opfer unaufhörlich in seinem Kopf herum, mal leiser mal lauter, ohne das er es hätte abstellen können. Vor allem nachts war es schlimm, denn dann gesellten sich auch noch die entsprechenden Szenarien in Bildern dazu. Er hatte es bereits aufgegeben pünktlich ins Bett zu gehen, da er sich eh die meiste Zeit nur unruhig von der einen auf die andere Seite drehte, um dann letztlich drei oder vier Stunden Schlaf zu bekommen, der ihn mit seinen Träumen allerdings mehr quälte, als dass er Erholung brachte. Seinem besten Freund Blaise war das natürlich nicht entgangen. Wenn es zu heftig wurde kam es schon mal vor, dass er Draco mitten in der Nacht weckte oder bei kleineren alltäglichen Dingen half, die dem blonden Aristokraten mittlerweile immer schwerer fielen. Meistens zog dies eine heftige Schimpftirade mit sich her und für gewöhnlich hätte der Dunkelhaarige Draco auch alleine in Ruhe gelassen, würden dessen verzweifelte Augen nicht geradezu das Gegenteil fordern. Normalerweise spiegelten sie diese fast perfekte, gefühlskalte Mauer wieder, die sich der Eisprinz von Slytherin im Laufe der Jahre angeeignet hatte. Doch allmählich begann jene Wand aus Überheblichkeit und Arroganz zu bröckeln. Dies geschah normalerweise nur, wenn sie sich privat in den Ferien im Malfoy Manor trafen und sein Vater nicht in der Nähe war. Blaise würde Draco nicht hinterherlaufen, denn immerhin war er ein stolzer, zynischer Slytherin und kein dämlicher, kopfloser Gryffindor oder weltfremd-naiver Huffelpuff. Des Weiteren war sein Freund der größte Dickkopf, den er je kennen gelernt hatte und wenn er nicht reden wollte, würde Blaise ihn auch nie dazu bewegen können, egal wie sehr er sich anstrengte. Daher unterließ er solche Versuche von vornherein, auch wenn es ihn schon brennend interessierte, warum Draco in einer derart schlechten Verfassung war. Ein einziges Mal hatte er ihn jedoch direkt auf das Thema angesprochen und ihm seine bedingungslose Hilfe zugesichert, egal um was es ging und was es war. Blaise selbst hatte sich zunächst ein wenig über sich selbst gewundert, da solche Ideale für ihn eigentlich ungewöhnlich waren und bis zu jenem Tag hatte er auch nicht gewusst, dass er sie überhaupt besaß. Doch der nicht zu übersehende Zerfall seines besten Freundes berührte ihn mehr, als er vermutet hätte und er wollte ihm gerne eine Stütze sein. Dieser hatte sein Angebot natürlich, wie zu erwarten, abgelehnt. Doch das aus Gründen die der Dunkelhaarige wohl nie erfahren würde. Draco quollen bei dem Gedanken die Tränen nur so aus den Augen und kullerten über seine bleichen Wangen. Nein, er durfte nicht noch mehr Menschen in diese Misere ziehen, schon gar nicht die, die ihm etwas bedeuteten (und das waren nicht viele). Auch wenn er Blaise Hilfe eigentlich wirklich bitternötig hatte. Er würde diese Mission niemals erfüllen können, nein, er WOLLTE sie doch auch gar nicht erfüllen. Er wollte keine unschuldigen Menschen töten. Doch genau dies passierte, egal was er tat. Entweder würde Dumbeldore oder seine Mutter dem Tod geweiht sein. Einen Ausweg schien es nicht zu geben. Draco schluckte hart und sein Körper begann wieder zu Zittern wie Espenlaub. Wie von Geisterhand glitt seine freie Hand über den anderen Arm mit dem dunklen Mal und fuhr fast mechanisch dessen Konturen nach. Warum er? Warum seine Familie? Voldemort hatte es doch nur darauf abgesehen das er versagte. Der dunkle Lord selbst hatte es nie geschafft Dumbeldore zu besiegen. Wie sollte so ein Unterfangen dann einem siebzehnjährigen Jungen gelingen? Aber wenn nicht, dann würde seine Mutter… sie würde… Unaufhörlich suchten sich die salzigen Tränen ihren Weg über das markante Gesicht und tropften unaufhörlich in das Waschbecken. Egal wie sehr er versuchte sie zurück zu halten, es wollte ihm nicht gelingen. Zu lange schon hatte er immer alles alleine in seinem Inneren mit sich selbst ausfechten müssen und einen Ausweg gab es doch eh nicht mehr. Es- Plötzlich schreckte er hoch. Schritte! War ihm etwas jemand gefolgt? Hatte ihn jemand so gesehen? Wer- Er stockte und sah auf. Im Spiegelbild konnte er die Konturen einer ihm wohl sehr bekannten Person erkennen. Ein ungezähmter, brauner Haarschopf, die überaus altmodische Brille und die blitzförmige Narbe auf der Stirn. NEIN! Nicht er! Warum ausgerechnet er?! Das ist nicht fair, hatte man vor diesem Gryffindorpack denn nie seine Ruhe?! Und dann ausgerechnet noch Potter. Der, der doch eigentlich an allem Schuld war! Warum war er nie stark genug gewesen den dunklen Lord aufzuhalten, so wie er immer den Helden markierte, oder warum hatte dieser tolle Orden ihn noch nicht endlich in die ewigen Jagdgründe geschickt?! Zu der Trauer und Verzweiflung mischte sich nun eine brennende Wut, die seinen ganzen Geist vereinnahmte. Hastig ergriff er seinen Zauberstab und schleuderte Harry einen Fluch entgegen. Nein, der Goldjunge würde ihn nicht so erbärmlich zu Gesicht bekommen und seine Pläne durchkreuzen. Dafür stand diesmal definitiv zu viel auf dem Spiel. Potter sollte doch einfach nur verschwinden, VERSCHWINDEN! Kapitel 2: Schuld? ------------------ @black_lady93 Vielen Dank für deinen lieben Kommentar, ich hoffe ich kann mit dem zweiten Kapitel gut an das erste anknüpfen. Ich lass Draco einfach so gerne leiden... xD ^^° ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Blitzschnell wich Harry dem gleißenden Lichtstrahl aus, der rasant auf ihn zusteuerte. Geschockt griff er reflexartig nach seinem Zauberstab, um den nächsten Fluch zu blocken und zurückzuschleudern. Verdammt, was dachte sich diese miese Schlange eigentlich?! Schon seid ihrer Ankunft in Hogwarts spürte Harry das etwas nicht stimmte und die Ereignisse der letzten Wochen hatten wahrlich nicht dazu beigetragen, dass dieses Gefühl nachließ, im Gegenteil! Sein Verdacht erhärtete sich nur je mehr er den blonden Slytherin beobachtete. Sein Vater saß als entlarvter Todesser in Askaban, so dass Draco nun vermutlich in seine Fußstapfen treten sollte. Das Verhalten seines Erzfeindes sprach jedenfalls Bände. Aber er würde es zu verhindern wissen und ihn aufhalten, genauso wie seinen Vater. Oh ja keiner dieser dreckigen Handlager Voldemorts würden ungestraft davon kommen. Warum hörte nur niemand auf seine Bedenken und recherchierte mit ihm nach? Na gut es war für gewöhnlich schon sehr unwahrscheinlich, dass der dunkle Lord ein halbes Kind zu seinem Handlanger machte, aber sie redeten hier schließlich nicht von irgendwem, sondern von der Familie MALFOY! Das war etwas ganz anderes und Harry traute diesen alles zu. Aus diesem Grund war er Draco auch gefolgt, als dieser recht panisch den Saal verlassen hatte. Der Blondschopf verhielt sich in letzter Zeit einfach zu merkwürdig und die ‚mysteriösen Unfälle’ gingen garantiert auch auf sein Konto. „Expelliarmus“, schrie Harry und feuerte nun seinerseits auf Draco zurück, um diesen zu entwaffnen. Es gab so einiges, was es zu klären galt. Doch wiedererwartend schaffte es der Blondschopf, trotz seines unübersehbar angespannten Zustands, auszuweichen. Stattdessen flog Harry nun ein Stupor entgegen. Spiegelglas knirschte, zersprang. Gut, wenn der andere es so wollte dann würden sie sich eben duellieren. Er hatte schon lange keine Angst mehr vor Malfoy, wenn er sie denn je überhaupt gehabt hatte. Dieser glich viel mehr einer ungekrönten Dramaqueen und trug meist mehr auf, als es in Wirklichkeit war. Und wenn die Dinge dann nicht so verliefen wie sie sollten, verzog er sich einfach feige. So wie jetzt gerade weg vom Waschbecken hinter eine der Toiletten. Aber so leicht kam er ihm diesmal nicht davon. Er ahnte nicht im geringsten wie es dem junge Slytherin gerade erging und was er durchzustehen hatte. Draco wollte in diesem Moment nur seine Ruhe vor Potter, wieder einen klaren Kopf bekommen und nicht von anderen Menschen in diesem Zustand gesehen werden. Doch Harry ließ sich nicht abschütteln. Immer wieder jagten sie sich einen Fluch nach dem anderen entgegen. Kacheln zersprangen, Holz splitterte, Gläser knirschten und Türen wackelten. Eine ganze weile verlief ihr kleines Duell so, bis Draco der Kragen platze. Seine letzte zusammen gesammelte Kraft ließ erheblich nach und sein Geist schaltete mehr und mehr ab je länger der Kampf ging. Alte Angriffmuster erklommen die Oberhand, welche ihm in den Ferien zu genüge eingetrichtert und antrainiert worden waren. Bellatrix war eine grausame und zielorientierte ‚Lehrerin’ gewesen, die ihm Dinge beigebracht hatte, die er am liebsten sofort wieder vergessen und verdrängt hätte. Doch just in diesem Moment kamen sie wieder hoch und fern sich dessen bewusst was er tat, schleuderte er dem Jungen der überlebte einen schwächlichen Cruciatus entgegen. Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille im Raum. Draco war sich nicht sicher ob er getroffen hatte oder nicht, aber letztlich war das auch egal. Hauptsache Potter ließ ihn endlich in Frieden. Dieser musste gerade erst verarbeiten was ihn da eben gestreift und beinahe getroffen hatte. Er schluckte hart. Da hatte er den Beweis! Der Malfoyspross beherrschte schon die verbotenen Flüche, vermutlich würde als nächstes ein Avada Kedavra oder ähnlich Grausiges folgen. Dass er dazu in der Lage war, hatte Draco gerade bewiesen. Wie schwach dieser Zauber allerdings ausgefallen war, registrierte er kaum. Er hatte ihn ausgesprochen und das reichte Harry. Vermutlich hatten sie ihn schon lange in schwarzer Magie unterrichtet. Doch auch er hatte viel trainiert und sich vorbereitet, ebenfalls in den dunklen Künsten. Das Buch des Halbblutprinzen wies einige interessante Zauber auf und mittlerweile war bei ihm das Band gerissen, welches bis jetzt verhindert hatte, dass er diese Flüche auch anwandte. Mit ungeheurer Wut hob er ein letztes Mal den Zauberstab und donnerte Malfoy mit hasserfüllter Stimme ein „Sectumsempra“ entgegen. Ein gleißender Lichtstrahl löste sich von der Spitze des feinen Holzes und traf sein Ziel mit voller Wucht. Scharlachrotes Blut spritze, sickerte in weißen Stoff, tropfte gen Boden. Der Fluch hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Gekrümmt sackte Dracos Leib in sich zusammen. Mit starr aufgerissenen Augen blickte Harry auf die am Grund liegende Person herab, unfähig sich zu bewegen. Erst jetzt erblickte er das verweinte Gesicht und unwillkürlich bildete sich ein dicker Klos in seinem Hals. Was hatte er da gerade getan? Zahlreiche Schnitte bohrten sich tief in die weiche Haut des Slytherin, als ob ihn jemand mit einem Schwert aufgeschlitzt hätte. Die gesamte Brust war tief aufgerissen, so dass sich allmählich eine besorgniserregende Blutlache bildete. Draco atmete schwer ein aus, bekam kaum noch Luft. Der Zauber hatte ihn sofort zu Grunde gehen lassen und seinem Kopf einen harten Aufprall mit dem Boden beschert. Die Schmerzen waren unbeschreiblich und der Blond hatte das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Aus halbgeöffneten Augen versuchte er vergeblich seine Umgebung besser wahrzunehmen, doch alles blieb in einer seltsam verzerrten Perspektive. Stöhnend versuchte er seinen Arm zu bewegen, wurde aber sogleich von einer stechenden Hustenattacke überrollte. Harry, der sich vor Entsetzten zunächst nicht hatte rühren können, erwachte aus seiner Starre und eilte erschrocken zu dem schwerverletzten Jungen. Das… das hatte er doch nicht beabsichtigt! Im Buch des Halbblutprinzen hatte nichts weiter zu dem Fluch gestanden, außer der Anmerkung, dass er gut gegen Feinde zu gebrauchen sei. Er wusste doch nicht… er hatte doch nicht- er wollte nicht- Angst überfiel ihn bei dem Anblick des vielen Blutes, welches unaufhörlich aus den klaffenden Wunden und dem Mundwinkel des Blonden floss. Das war doch nicht etwa ein tödlicher Fluch gewesen? „Dra-„ Er brach ab, schaffte es nicht die Worte auszusprechen. Er kniete sich zu ihm herunter, beachtete nicht das tiefe Rot, welches sich nun auch in seine Kleidung fraß. Nein, das war jetzt egal. Vollkommen mit der gesamten Situation überfordert nahm er Draco schließlich vorsichtig in den Arm, als sei dieser aus zerbrechlichem Porzellan. Sein Körper war so kalt, die Lippen schon bläulich, sein Atem schwer und röchelnd. Harry begann zu zittern. Er benötigte schnell Hilfe, doch woher? Von wem? Sollte er geschwind in den Krankenflügel laufen? Aber er konnte den Slytherin doch nicht einfach so hier liegen lassen wo es um Minuten gehen könnte? Plötzlich packte ihn etwas massiv im Nacken und ehe er überhaupt richtig realisieren konnte was geschah, wurde er grob zur Seite geschoben. „Was bei Merlin haben sie getan Potter?!“, fuhr Snape ihn mit rauem Ton an. „Das wird ein gewaltiges Nachspiel mit sich ziehen, verlassen sie sich drauf. Begeben sie sich augenblicklich auf ihr Zimmer und verlassen sie es erst wieder, bis nach ihnen gerufen wird.“ Behutsam ließ er sein Patenkind in seine Arme gleiten und trug ihn geschwind vom Schaupaltz des Geschehens, um ihn zu versorgen. Harry stand noch wie gelähmt an der Stelle, wo Snape ihn in seiner Eile hin manövriert hatte und starrte ungläubig auf die rote Pfütze zu seinen Füßen, in der eben noch Draco gelegen hatte und fast verblutet wäre. Das Zittern wollte einfach nicht nachlassen, ebenso wie sich seine Beine einfach nicht bewegen wollten. Noch immer spürte er die dunkle Kraft des Sectumsempra und war schockiert über sich selbst wie direkt und präzise er ihn ausgeführt hatte. Hätte er gewusst was dieser Fluch anrichtet, er hätte ihn niemals angewendet! Mein Gott er hätte fast einen Menschen getötet! Harry wurde schlecht und schaffte es nach einiger Zeit dann doch sich loszureißen um die Gryffindorschlafsäle aufzusuchen. Der Weg dort hin kam ihm ungewöhnlich lang und surreal vor. Da für die anderen der Unterricht wieder begonnen hatte, musste er sich wenigstens noch vor keinem rechtfertigen und irgendwelche nervenzehrenden Erklärungen von sich geben, die er im Moment ohnehin nicht in Worte fassen könnte. Mühevoll schleppte er sich ins Bad und betrachtete eine geraume Zeit reuevoll seine blutverschmierten Hände, ehe er sich seiner Sachen entledigte und unter die warme Dusche stieg. Anstatt danach jedoch wieder normale Kleidung anzuziehen, entschied er sich für seinen blau-weiss-gestreiften Pyjama und verkroch sich tief in seiner flauschigen Bettdecke. Eine ungeheure Müdigkeit schien ihn mit einem Mal zu überfallen und er fühlte sich seltsam taub und ausgelaugt. Noch einmal besah er sich im liegen seine Hände, die nun wieder ganz gewöhnlich aussahen. Nichts war mehr von dem vorherigem Rotschimmer zu sehen, doch Harry wurde das unterschwellige Gefühl nicht los, dass noch nicht alles richtig abgewaschen war. So hastete er noch mal aus dem weichen Federbett ins Badzimmer, um sich abermals gründlich zu waschen. Immer und immer wieder ließ er die Seife zwischen seine Finger gleiten und verteilte sie großzügig über den Handflächen, schrubbte, rieb und schrubbte. Nach geschlagenen zehn Minuten wagte er es erst, den Wasserhahn wieder abzustellen. Jetzt musste doch wirklich alles abgewaschen sein, oder? Ach, was machte er sich hier gerade selber etwas vor? Das, was ihn derzeit belastete, ließ sich nicht einfach mit herkömmlichem Wasser und Reinigungsutensilien entfernen. Denn sein Gewissen konnte man ja schlecht waschen. Er Blickte auf in den Spiegel und unweigerlich sammelten sich Tränen in den smaragdfarbenen Augen. Er, Harry Potter, hätte beinahe gemordet! Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Nicht, dass er Malfoy nicht zahlreiche schlimme Flüche an den Hals wünschte, aber doch nicht solche mit so einem immensen Ausmaß! Tief getroffen tapste er zu seinem Bett zurück, schloss die Lieder und versank in seinen bedrückenden Gedanken. Eigentlich war er sich immer sicher gewesen, Voldemort gnadenlos töten zu wollen. Doch die Ereignisse der letzten Monate, mit diesem heute an der Spitze, ließen ihn immer mehr und mehr daran zweifeln, ob er im Ernstfall überhaupt in der Lage war, wirklich bewusst und beabsichtigt zu töten. Die Sache in der Jungentoilette war ja nicht mit Absicht geschehen und hätte er gewusst, was der Sectumsempra anrichtet, er hätte doch- Ja er hätte, er HÄTTE! Doch so konnte er sich einfach nicht beruhigen, denn was geschehen war, war geschehen. Wie sollte er das nur Dumbeldore erklären? Auf jedenfall würde er in Zukunft erst mal die Finger vom Buch des Halbblutprinzen lassen und nur noch die Zauber von ihm benutzten, die er bereits angewendet hatte. Wie es Draco wohl ging? Hatte Professor Snape ihm schnell die richtigen, wirksamen Tränke und Heilzauber verabreicht? Bestimmt, Harry hoffte es zumindest. Ob er wohl noch große Schmerzen hatte? Morgen würde er sofort zu Madame Pomfrey gehen und sich erkundigen… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das war's erstmal mit dem zweiten Teil. Ich hoffe er hat euch gefallen! ^.^~ Auch wenn ich mir auf Grund der wenigen Kommentare da nicht so sicher bin... ;_; Wenn dem so ist wäre ich wirklich auch über etwas negativere Kritik dankbar. Sonst kann ich mich ja schlecht verbesser. ^^° Ich hab halt einen kleinen Hang zu Kitsch und Dramatik. xD Vielleicht kommt das ja an einigen Stellen zu sehr durch. >_> Nur schöne Kerle kann man so schön leiden lassen. ^///^° Na ja bis zum nächsten Kapitel. Eure Kidaria 3< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)