Leben? von Shinjiku ================================================================================ Prolog: -------- Die Tür riss auf, er sah mich an, machte drei Schritte nach vorne, holte voll aus und schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich lies die Rasierklinge fallen und ohne das ich es kontrollieren konnte, liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich merkte wie ich umarmt wurde und nur das Wort „Idiotin“ immer wieder gesagt bekam und die Umarmung immer doller wurde….. Mein Name ist Saskia, bin 17 Jahre alt und gehe in die 9. Klasse einer Realschule. Das was ihr gerade gelesen habt, ist gerade passiert, doch wie es dazu kam möchte ich gerne erzählen. Ich möchte die Höhen und Tiefen in meiner Jugend, die vor 2 Jahren den Höhepunkt zu erreichen begannen, erzählen. Erzählen wie ich das Leben kennen lernte. ~~Das Leben kommt uns allen oft ungerecht vor, man denkt man wäre alleine und Alles ist gegen einen, aber anders rum hat vielleicht alles ein Ziel, alles eine Hoffnung. Ich erzähl euch meine Geschichte. Eine Geschichte von Leid, Freuden und Hoffnungen. Vielleicht werden sich auch welche selber wiedererkennen. Das ist nicht mein Ziel, aber vielleicht eine Hilfe selbst besser damit klar zu kommen und es zu verstehen.~~ Kapitel 1: Beginn der Erfahrungen des Lebens -------------------------------------------- Es ist Sommeranfang, die Klassenräume waren wie immer heiß und ich, die immer am Fenster sahs und hinaus starrte, merke wie mir die Sonne in den Rücken knallte. Ich höre wie sie in der Klasse wieder über mich lästern. Das tun sie jeden Tag. Warum? Ich pass einfach nicht in ihr Schema. Ich sitze nun das zweite Mal in der 7. klasse. Da meine Noten nicht ausreichten um in die 8. zu kommen. Dadurch kannte mich keiner und ich auch keinen. Aber dies war ich gewöhnt. Ich war fast immer allein. Meine Eltern waren, seit ich auf der Welt bin, fast jedes Jahr umgezogen. Sie stritten sich sehr oft und beide meinten immer ich wär’s schuld. Ich hielt mich auch fern von meinen Eltern, da ich mich immer zu streitete mit ihnen. Jedes Jahr wechselte ich die Schule und so behielt ich nie freunde. Ich kam alleine auch gut zu Recht, ich brauchte keinen, oder? Aber bestimmt nicht diese Personen, die mich als Grufti, dunkles Monster, buntes Etwas oder wie sie es in dieser zeit nannten, Emo, bezeichneten. Ob sie wussten was sie überhaupt sagten, bzw. wovon sie sprachen? Wahrscheinlich nicht, aber bloß jemanden haben an dem man seine Scherze auslassen konnte. Man merkt schon, ich war ein Alleingänger, bis auf zwei ausnahmen. Mein Kater Gismo, der zuhause mich nach einem Streit immer trösten kam und sich zu mir legte und in der 5. Klasse hatte ich eine Freundin kennengelernt, Maria, sie war einen Monat älter, ich nannte sie auch gern Marry. Gismo und sie waren die einzigen die mich verstanden, mit denen ich mich unterhalten konnte und vor allem mit denen ich lachen konnte. Leider war Marry jetzt eine klasse über mir da ich es ja nicht geschafft hatte. Daher sahen wir uns nur noch in den Pausen und nach der schule. In den Pausen spazierten wir immer um die Schule rum, da hatte man seine ruhe und wurde nicht von den ganzen anderen Schülern gemoppt. Nach der Schule fuhren wir dann immer zu ihr und machten zusammen Hausaufgaben. So lernte ich auch schon mal ein bisschen für die nächste Klasse mit. Ich fühlte mich bei ihr Zuhause irgendwie geborgen. Ihr Zuhause war so genau das Gegenteil von meinem. Sie kam mit ihrer Mutter bestens klar. Ihren Vater kannte sie leider nicht richtig, da dieser, als sie acht war, einen schweren Unfall hatte und verstorben war. Natürlich redete sie nicht gern darüber und manchmal schaute sie doch sehr abwesend auf das Bild ihres Vaters das in ihrem Zimmer auf der Kommode stand. Sie erzählte mir mal, dass er immer versuchte, dass sie lachte, egal wann und wo. Er war ein lustiger und herzensguter Mensch. Warum musste ausgerechnet er gehen? Die frage stellte sie sich oft und ich sah sie auch schon sehr oft eine Träne aus dem Gesicht wischen wenn sie über ihn sprach und doch lächelte sie dabei immer wie ein kleines Kind. Sie erzählte mir vor einiger Zeit mal, dass sie sich in mir wieder sah. Als ihr Vater starb, war sie auch allein und hat keinen mehr an sich rangelassen, nicht einmal die eigene Mutter. Warum sie jetzt so offen zu mir war, wusste ich nicht und habe ich aber auch nie nachgefragt, weil ich sie nicht an diese zeit erinnern wollte. Ich kenne das „alleine sein“. Ich war es ja auch immer. In meiner Familie gab es nur noch meine Mutter, meinen Vater und mich. Oma und Opa sind noch vor meiner Geburt gestorben und Großeltern hatten wir nicht mal Bilder von. Der einzige der mich seit 8 Jahren begleitete war Gismo. Ich nahm ihn auch immer mit zu Marry, wenn ich bei ihr übernachtete. Er war ein schwarzer Kater mit einem weißen Punkt an der rechten oberen Stirnseite. Marry meinte mal, das Gismo mich widerspiegelte. Eine einsame Person die in der Nacht sahs und versuchte nicht gesehen zu werden. Der weiße Punkt ist die Hoffnung, doch etwas Licht ins Dunkle zu bringen. Ich hatte diese Aussage noch nicht verstanden, aber vielleicht verstand ich irgendwann was sie meinte. Die Mathestunde ist um. Es ist 13.15Uhr und die letzte stunde für heute war vorbei. Ich packte meine Sachen immer langsam ein, da ich meist einer der letzten bin die aus der klasse ging, um zu verhindern das ich beim raus gehen wieder nur was abbekam, war ja wie gesagt die Außenseiterin der Klasse. Die Schule selbst war ein großes zweistöckiges Gebäude, das nur über den Parkplatz hinter ihr und durch das Haupttor betreten und verlassen werden konnte. Vor dem Haupttor stand ein Kiosk, bei diesem wartete ich immer auf Marry. Die Dame vom Kiosk kannte mich seit der 5. Klasse und scheuchte immer die Mädchen weg die mich hänseln wollten. Ich hatte mich nie richtig bedankt. Aber heute war was anders. Ich und Marry hatten eigentlich immer den gleichen Stundenplan und sie war noch nicht da. Seit ich sie kennengelernt hatte und wir gesagt hatten, wir treffen uns nach der Schule immer am Kiosk, war sie nie so spät. In der Schule musste sie sein, da wenn sie krank war, sie mich morgens immer sofort anrief. Ich wartete noch ein paar Minuten, bis mich die Frau vom Kiosk ansprach und fragte ob meine Freundin heute nicht kommen würde. Ich sah sie an und ging dann ohne Worte Richtung Schule zurück. Ich dachte, ich schau mal ob sie noch in der klasse aushelfen musste oder so was. Ich kam auf den Schulhof, der schon leer war und hörte wie jemand lautstark, „ist sie nicht!!“, schrie. Es war die Stimme von Marry, die ich ja die letzten Jahre jeden Tag hörte. Mein Herz fing an zu rasen. Ich ging, nein, ich rannte immer schneller in die Richtung wo der Schrei herkam. Nach der Hausecke sah ich sie, Marry die von vier Mädchen umstellt war und eines an ihrem schulterlangen Haar zog. Eins der Mädchen drehte sich zu mir und meinte, „da ist ja der Schatten unserer lieben Maria, schau mal was mit Freundinnen von deinem Typ passiert“. Das Mädchen holte mit der hand aus und kratzte mit ihrer Hand mitten durchs Gesicht von Marry. Sie schubsten sie zu Boden und gingen weg, während eins der Mädchen lachend zu mir rüber schaute und rief, „verzieh dich in deine Grotte zurück wo du hingehörst“. Marry sahs am Boden und bewegte sich nicht. Mein Herz raste so sehr das es wehtat. Meine Beine zitterten, ich konnte nicht hinrennen, was ich eigentlich wollte. Tränen liefen mir die Wangen herunter. Langsam bewegten sich dann doch meine Beine und wurden immer schneller und ich rannte zu ihr hin. Ich kam zu ihr und fragte ob alles ok wäre. Dann kam etwas das ich nie vergessen würde. Sie schaute hoch zu mir, ihre eine Wange voller Blut von den drei Kratzern, die das Mädchen verursacht hatte, und überkreuzt von Tränen, die über die Wunde liefen, und sie sagte nur, „hör auf zu weinen, mit mir ist alles in Ordnung“. Ich viel ihr um den Hals und konnte nichts mehr sagen, als „es tut mir leid“. Ich wusste, dass es wegen mir passiert ist, in der Vergangenheit hatte sie mich auch immer beschützt, aber keiner beschützte sie. Es ist nicht das erste Mal das Menschen die sich für mich interessierten, Probleme bekommen hatten. Diese Menschen hatten danach auch immer Abstand zu mir gehalten und mich stehen lassen. Dieses Mal aber, hatte ich Angst, Angst etwas zu verlieren, Angst dass sie das gleiche tut wie die anderen zuvor, auch das ihr was passiert. Ich hatte Schuldgefühle, wie ich sie noch nie hatte. Ein Lehrer kam aus der Schule gerannt, der uns wohl gesehen hatte. Er fragte direkt ob alles ok wäre und ich bekam nur ein „nein“ heraus. Er half uns rauf und nahm uns erstmal mit ins Krankenzimmer der Schule. Marry wurde versorgt und ich sahs draußen mit dem Lehrer der mich zwar ansprach, ich aber nichts mitbekam. Ich dachte die ganze zeit an Marry, was wird sie sagen, ist alles ok, bin ich wieder ganz allein…..? tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, und die fünf Minuten, die sie versorgt wurde, kamen mir vor wie eine Stunde oder länger. Die Tür ging auf, ich sprang auf und Marry schaute mich mit diesem Lächeln an, diesem Lächeln das sie immer hatte wenn sie auf das Bild ihres Vaters schaute und sagte „es ist alles ok, nur drei Kratzer, lass uns nach Hause gehen“. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, was ich tun sollte. Marry nahm mich am Arm und zog mich Richtung Ausgang. Der Lehrer rief noch hinterher dass wir auf uns aufpassen sollen und dass er später noch mal anrufen wird. Marry drehte sich um und meinte „brauchen sie nicht, es ist alles in Ordnung“. Ich merkte wie sie mich wieder weiter zog. Wir gingen zu ihr, wie wir es immer taten, nur dieses mal waren wir still, kein Wort fiel, kein zucken, das einzigste was ich merkte, war mein Herz, dass immer noch raste und sie mich weiter zog. Wir kamen bei ihr Zuhause an und gingen direkt in ihr Zimmer. Sie sahs mich aufs Bett, schloss die Tür und fragte mich, was ich gerade denken würde. Mit dieser frage hab ich nicht gerechnet. „Warum?“ war das einzige was ich über die Lippen bekam. Meine Hände zitterten und mein Herz raste immer noch. Marry setzte sich zu mir aufs Bett und nahm meine zitternde hand. „Warum? Weil du meine Freundin bist“. Sie legte den Arm um mich, drückte mich an ihre Schulter und streichelte meinen Kopf. Mir kamen die Tränen und ich entschuldigte mich wieder und wieder und wieder…. Ich habe in diesem Moment das gefunden was ich in meinem ganzen Leben nie hatte. Einen Menschen der sich um mich kümmerte, der zu mir stand, der mich tröstete und mir zuhörte, mit dem ich lachen konnte und der selbst in der schlimmsten Situation zu mir hielt, eine Freundin. Ich weinte nicht mehr vor Angst und Schuld, sondern vor Glück. Sie hielt mich lange Zeit fest und nach einiger Zeit schlief ich in ihren Armen ein. Die tage vergingen, die Mädchen, die Marry angegriffen hatten, bekamen eine Strafe vom Lehrer, der uns aufgelesen hatte. Ich wusste immer noch nicht wie ich mich bedanken konnte. Alles war wieder beim alten, nur das ich noch mehr mit Marry zu tun hatte. Wir immer mehr miteinander unternahmen und sie mir eines Tages einen Freund vorstellte, den sie auch schon sehr lange kannte. Michael, 4 Jahre älter als wir, studierte Psychologie und kannte Marry seit sie 5 war. Ich konnte anfangs mit Jungs nichts anfangen, aber nach dem wir mit ihm einige male in Vergnügungsparks waren und viel unternommen hatten, wurde mein Interesse an Michael von mal zu mal größer. Es wurde Hochsommer und die Sommerferien gingen morgen los. Ich konnte happy sein, erst einmal, dass meine Noten immer besser wurden und ich in die nächste Klasse konnte und dazu, dass ich mit Marry und Michael zusammen für ne Woche nach Frankreich fahren durfte. Michael sollte mit seinen Eltern und Bekannten nach Frankreich fahren und nachdem die 2 Bekannte abgesagt hatten, fragte er uns schnell, ob wir nicht Lust hätten mit in die Ferien zu fahren. Marrys Mutter hat direkt zugestimmt, hat mir aber dann auch geholfen meine Eltern zu überzeugen, da ich ja noch sehr Jung war. Was Anfang des sommers passierte, redete keiner mehr drüber, auch wenn ich innerlich immer noch Schuldgefühle hatte und mich irgendwie revanchieren wollte, vor allem da auch eine Narbe auf ihrer Backe zurück geblieben war, was uns an diesen Tag immer wieder erinnerte. Aber die Ferien sollten nicht so angenehm werden wie geplant. Samstag morgens um 8 Uhr ging es los. Michaels Eltern hatten eine kleine Familienkutsche, ein größerer Wagen mit 2 Bänken hinten im Auto, mit der wir dann gefahren sind. Die Eltern sahsen vorne und wir hatten uns hinten schön verteilt und alberten rum. Ich konnte in der Gegenwart von Marry und Michael immer richtig gut lachen, etwas das ich früher nie kannte. Wir waren auf den Weg nach Nantes, eine größere Stadt auf der anderen Seite von Frankreich, wir hatten einen Zwischenhalt in Paris geplant. Auf der halben Strecke nach Paris schlief Michael und Marry nutze die Gelegenheit und fragte mich wie ich ihn den finden würde. Natürlich entstand das Gespräch wie sehr er mir gefällt, das ihr aufgefallen ist, dass, wenn er mir nahe kommt, ich rot werde und sie bekam natürlich raus, dass er mich sehr interessierte. Sie erzählte mir das er sie mal vor langer zeit drauf angesprochen hatte, ob sie nicht mit ihm zusammenkommen möchte, aber sie lehnte ab, sagte im das er für sie mehr wie ein Bruder oder bester Freund ist und das sie angst hätte, in vielleicht durch eine Beziehung zu verlieren. Sie hatten es sein gelassen, aber sie könnte sich gut vorstellen, dass er zu mir passen würde. So ein Gerede, dachte ich bei mir, auch wenn ich es schön fände. Die Angst die Marry aber hatte, war bei mir dieselbe. Marry und Michael waren meine ersten beiden richtigen Freunde, nach Gismo, und diese wollte ich um keinen preis verlieren. Deswegen lenkte ich das Thema ein bisschen ab und fragte sie stattdessen aus, was den alles geplant war, in Frankreich. Geplant waren zwei Tage Aufenthalt in Frankreich, natürlich mit Eiffelturm Besichtigung, und danach sollte es weiter nach Nantes gehen. In Nantes hatten die Eltern von Michael ein Haus gemietet, das etwas abgelegener lag. Michael wollte uns dann durch Nantes führen, wo er sich sehr gut auskannte, da er schon einige Jahre hier Ferien gemacht hatte. Die Freude war Marry und mir, sprichwörtlich, ins Gesicht geschrieben. Dann ein Knall und ein heftiger Ruck, das Licht das ins Auto schien bewegte sich, es riss uns die Arme hoch, es fühlte sich an als würden wir fliegen. Ich wurde auf Marry gedrückt und mit einem heftigen Stoß beinahe aus dem sitz nach oben katapultiert. Oder war das oben jetzt unten? Der Wagen bewegte sich nicht mehr, mein Herz raste, ich konnte nicht langsamer atmen. Was war passiert? Ich schau zu Marry, die regungslos in ihrem sitz hängt, Michael an der decke, nein, das Auto liegt auf dem Kopf, er flog aus dem Sitz. Ich schrie „Marry, Marry, wach auf…..“ und schüttelte sie dabei. „Michael? Michael~, alles ok?“ mein Herz raste schneller. Draußen hörte man weitere knallende Geräusche. Ich sah die Eltern von Michael nicht, da die Vorderbank rausgebrochen ist. Ein weiterer Knall, ich merkte einen heftigen Schlag von der Seite und das Auto drehte sich heftig. Glasscherben flogen überall herum. Michael rutschte in die Richtung der Fenster, wurde aber von dem Türrahmen festgehalten, Marry und ich wurden an den Anschnallgurten hin und her gerüttelt. Das Auto kam zum stehen. Ich hörte Lärm, Schreie, quietschende Reifen. Blut tropfte von mir herunter. Ich fasste mir an den Kopf und es war feucht und warm. Meine Hand war voller Blut. Marry, was war mit Marry, Michael und seinen Eltern? Ich schaute zu Marry, an deren blauen Shirt sich langsam, an der Seite, eine dunkle Stelle bildete. „MARRY~, wach auf, Michael…..“ keiner rührte sich. Ich schnallte mich ab und kam unsanft auf der Seite auf, die Schulter und der Arm schmerzten. Ich bin mitten in die Glasscherben gefallen. Marry hing immer noch am Sitz, ich stand auf, stellte mich unter sie und löste den Gurt. Sie fiel runter, ich bekam sie nicht gehalten und fiel mit ihr zu Boden. „Hilfe~….. Hilfe~…...“, schrie ich aus dem Fahrzeug. Der Arm und Kopf schmerzte, mein Herz raste immer noch und ich hatte das Gefühl das ich nicht viel Luft bekam. Die Seitentür wurde aufgerissen, ein junger Mann schaute ins Auto, sieht uns und fragte mich ob wer verletzt sei. „Ich weis nicht, wir sind voller Blut, hilfe~ holen sie uns raus“. Der Mann schaute nach draußen und schrie, „wir brauchen hier einen Arzt“. Ich bekam noch mehr angst. Ich wollte hier raus, mit meinen Freunden, nicht alleine. „….au~….“. Marry kam zu sich und fing sich an zu bewegen, ich hielt sie fest, „bleib bitte ruhig liegen, du bist verletzt“. Sie krümmte sich und hustete nur „…mein bauch…“. Ich merkte wie es an meinem Arm nass und warm zu gleich wurde. Ein zweiter Mann stand an der Wagentür. „Wir ziehen den Jungen erstmal raus, dann brauch ich Hilfe bei den Mädchen“. Der Mann war zu uns gekrabbelt und versuchte mich und Marry zu beruhigen. „keine sorge, ich bin Arzt, ihr seit hier gleich draußen! Habt ihr schmerzen? Und wenn wo?“. Marry bekam keinen Mucks raus und hielt sich nur am Bauch fest. „mir geht’s gut, aber sie hat sich glaube ich am Bauch verletzt, das Shirt ist dort Rot“. Der Mann lehnte sich über Marry, zog das Shirt etwas nach oben und machte ein erschrecktes Gesicht. Dann sah er mich mit einem gestellten und beruhigten Gesichtsausdruck an, „es wird alles gut“, wendete sich zu dem jüngeren Mann und flüsterte ihm was ins Ohr. Dieser drehte sich sofort um und lief auf die Straße. „……sofort……Krankenwagen……stirbt…..“ hörte ich bei dem lärm draußen nur heraus. Mir blieb kurz das Herz vor schreck stehen. Ich fing an zu heulen, packte den Mann am Bein, „was ist los, was ist mit Marry, sagen sie es mir, helfen sie ihr“ schrie ich ihn an. Er versuchte mich zu beruhigen und sagte ich solle mich nicht soviel bewegen, dass wäre nicht gut für Marry, da sie immer noch auf mir lag. Ich versuchte still liegen zu bleiben, auch wenn ich am ganzen Körper vor Angst zitterte. Mein Kopf schmerzte. Sie zogen Michael aus dem Wagen. Von draußen hörte man, „der Junge ist ok, jetzt schnell die Mädchen, wir haben keine Zeit“. Wie viel Angst kann man haben? Angst zu sterben, Angst die wichtigste Person, die man die letzten Jahre bei sich hatte, zu verlieren, Angst daran schuld zu sein, Angst…, ich hatte soviel Angst das ich es nicht beschreiben kann. Ich hörte auf zu heulen, legte meine Hand auf Marrys Kopf, streichelte sie und flüsterte ihr ins Ohr, „du bist gleich wieder ok, wir wollen doch noch nach Paris, du, Michael und ich, alles wird gut….“. Marry hatte wieder dieses Lächeln auf dem Gesicht, endlich hatte ich verstanden was dieses Lächeln zu bedeuten hat, dieses Lächeln damit man sich keine sorgen machen sollte, egal wie schlecht es ihr ging. In diesem Moment hatte ich angst vor diesem Lächeln. Zwei Männer kamen ins Auto dazu, hebelten die mittlere Bank des Wagens aus und trugen sie raus. Der jüngere Mann vom Anfang war wieder da. „Wir müssen das Mädchen jetzt drehen, drücken sie dabei bitte die hand fest auf diese stelle“, der Arzt zeigte auf die rechte Bauchseite von Marry, „ dann tragen wir sie erstmal bis auf die Straße“. Sie drehten Marry von mir runter, wobei sie ihr Gesicht verzog. Als ich mich aufsaß, ich war ja nicht wirklich verletzt, sah ich auf meinen Bauch, sah das ganze Blut und riss das Shirt hoch. Nichts, ich sah nichts, das ist nicht mein Blut. Ich rappelte mich auf und krabbelte mit den Männern und Marry, deren Hand ich dabei hielt, aus dem Auto. Wir trugen sie etwas vom Auto weg. Erst jetzt realisierte ich den Unfall, als ich sah wie es außerhalb des Autos aussah. Wir sind mit einem Geisterfahrer zusammengeknallt, was ich später erfahren sollte, und unser Wagen hat sich dabei überschlagen. Dann sind wohl noch einige Wagen drauf gefahren, wovon uns einer erwischt haben muss. Ein riesiger Unfall. Nach ein paar Metern legten die beiden Männer Marry auf den Boden. „Sie dürfen die Hand nicht von der Wunde nehmen, drücken sie fest drauf!“. Marry drückte meine Hand sehr fest. Ich spürte ihr Zittern, ihren Puls, mein Zittern, wie mein Herz versuchte aus der Brust auszubrechen, so stark schlug es. Die Sirenen waren aus der Ferne zu hören. „jetzt wird alles gut, die Ärzte sind gleich da“, flüsterte ich, als ich ihren Kopf wieder streichelte. Marry sah zu mir hoch, „sorry, ich wollte, dass es schöne Ferien werden“. „HÖR AUF, es werden noch schöne Ferien, red nicht soviel, du musst ruhig bleiben!“. Sie sah mich an, „Saskia.....pass auf Micha auf, ja?“ sagte Marry und wurde leiser. Ich merkte das sie den festen griff langsam immer mehr nachgab. Mein Kopf senkte sich, „NEIN!!, das machen wir zusammen!!…. Ich brauch dich!!….“, meine Sicht verschwamm durch die ganzen Tränen die mir gerade kamen. Ich wollte nicht, nicht wieder allein sein, nicht eine Freundin verlieren, Marry verlieren. Marry drückte meine Hand kurz sehr fest, „Heulsuse, du bist nicht allein, du hast Micha und Gismo…..“, Marry holte Luft, „… und ich bleibe auch….. ich gehe nur Papa besuchen“. Als sie ihren Vater erwähnte, schaute ich sie an und sie lächelte, dieses Lächeln das sie immer hatte, wenn sie auf das Bild ihres Vaters schaute, dieses Lächeln, womit sie die sorgen verbarg, dieses Lächeln das sagen sollte, alles ist ok, nur diesmal begleiteten dieses Lächeln Tränen die aus ihren geschlossenen Augen flossen. „Danke…. für alles…. Saskia….“. Ihre Hand lies los, ihr Kopf neigte sich noch etwas, doch das Lächeln verschob sich kein Stück. Mein Herz blieb stehen, ich bekam keine Luft, ich hörte nichts mehr, sah nichts mehr, außer Marry. Sie zitterte nicht mehr, ich merkte ihr Herzschlagen nicht mehr, ich versteinerte förmlich. Ich sah zu dem jungen Mann hoch, er hatte Tränen in den Augen und schrie in Richtung der anderen Leute, aber ich hörte es nicht. Ich sah wieder zu Marry. Sie lächelte immer noch. Was jetzt? Was soll ich machen? Ich lächelte und strich Marry dabei über den Kopf. Jemand umarmte mich und wollte mich weg ziehen, doch ich konnte die Hand nicht loslassen. Jemand schüttelte mich, der junge Mann der eben noch Marry auf den Bauch drückte. Warum hörte er auf? Zwei Ärzte saßen bei Marry. Ich sah zu dem jungen Mann hoch, „Sie helfen Marry doch…..oder?“. Er schaute mich mit einem traurigen Gesicht an, „lass die Hand bitte los, sonst können die Ärzte nicht helfen“. Ich wusste das sie es nicht mehr konnten und lies Marrys Hand trotzdem los. Er zog mich ein paar Schritte weg und ich drückte mich an den fremden Mann, hielt mich fest und brach in Tränen aus, meine Knie wurden schwach und gaben nach. Mir wurde plötzlich schwindelig und ich wurde müde. Ich sackte in den Armen des Mannes zusammen und schlief ein. Kapitel 2: Alleine Leben? ------------------------- So weich, so frisch. Ich wachte auf, aber ich lag nicht in meinem Bett. Im Augenwinkel konnte ich einen Tropf erkennen. Ich war wohl im Krankenhaus. Als ich mich umsah, sah ich das Michael am Bett sahs und mit dem Kopf auf der Decke lag. Hatte er die ganze Zeit gewartet? Ich sah ihn und plötzlich schossen mir alle Bilder vom Unfall durch den Kopf. Marry….ist sie wirklich…..? Ich fing an zu weinen. Was mach ich nun? Wie geht’s weiter? Ich bin wieder allein… Michael wurde wach und sah mich an. Sein blick änderte sich in einen blick der Freude wo sich Tränen in den Augenrändern sammelten. Er stand auf und viel mir um den Hals. „endlich bist du wach, wir hatten Angst um dich“. Ich musste mich vergewissern, „ich…. Ist Marry wirklich……“. Totenstille zog durch den Raum. Ich hörte Michaels und mein Herz schlagen, so still waren wir. Ein leises „ja“ kam über Michaels Lippen und er drückte mich fester an sich. Wir verharrten einige Zeit umarmt und weinten. Es klopfte, eine Krankenschwester kam ins Zimmer, sah mich, drehte sich um und rief „Doktor Boll, die junge Dame ist endlich wach“, in den Flur. Michael lies mich los, wisch sich die Tränen aus dem Gesicht und setzte sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett. Die Krankenschwester kam zu mir und einen Moment später trat ein Doktor durch die Zimmertür und kam direkt zu mir. „Saskia, wie fühlst du dich?“ war seine erste frage. Mit Tränen in den Augen, rutschte mir ein „Allein“ heraus. Der Arzt ignorierte diese Aussage, fühlte meinen Blutdruck und kontrollierte mich wie man es von einem Hausarzt gewöhnt war. „Hast du Kopfschmerzen oder ist dir noch schwindelig?“. Ich schüttelte den Kopf und wich mir erstmal die Tränen aus dem Gesicht. Plötzlich viel mir die Eltern von Micha ein. „Micha, geht’s deinen Eltern gut?“. Er senkte den Kopf und gab keine Antwort. Mir standen schon wieder die Tränen in den Augen, „bitte Micha was ist mit deinen Eltern?“. „Vater liegt noch im Koma und Mutter….“, er verstummte. Ich nahm seine Hand die noch am Bettrand lag und hielt sie fest. „Ich komme später noch mal zu dir, erstmal scheint dein Zustand stabil zu sein“, sagte der Doktor, drehte sich um und verlies das Zimmer. „Es tut mir leid Micha“, er sah mich an, versuchte etwas fröhlicher zu schauen, „es ist ja nicht deine Schuld, sondern der Geisterfahrer. Der hat den Unfall aber auch nicht überlebt. Wichtiger ist das du endlich wieder wach bist“. Ich schaute ihn fragend an, „endlich?“. Er hielt sich die Hand vor den Mund. „Wieso endlich? Wie lange habe ich den geschlafen?“. Er nahm die Hand wieder vom Mund, „ich sollte die Klappe halten, sagte der Doktor, aber da ich eh schon zuviel gesagt habe….du hast drei Wochen geschlafen“. Erschrocken schaute ich ihn an und mir schossen Gedanken durch den kopf, wie geht’s Marrys Mutter, meine Eltern, Gismo, Michael. Für alle sind drei Wochen vergangen und ich fange jetzt erst wieder mit den Erinnerungen an. Die Bilder des Unfalls vor den Augen, Marry, wie sie am Boden liegt und mich anlächelt, die Verletzten, Michael, der durch den Wagen flog. Ich fing an zu zittern. „Beruhige dich, wir werden alles langsam angehen, erstmal musst du wieder fit werden“, sprach Michael zu mir und hielt dabei meine zitternde Hand. Ich legte mich wieder hin, schaute Micha an, „Ich habe angst….“. „Deine Mutter müsste auch gleich wieder da sein, sie musste nur was besorgen, sie wird glücklich sein, dass du wieder wach bist“, versuchte er mich ab zu lenken. „Wie geht es eigentlich dir? Du wurdest doch durch das Auto geschleudert“, fragte ich ihn besorgt. „Ich selbst habe nur viele Schnittwunden am Rücken und blaue Flecken gehabt. Vater ist mit dem Kopf aufgeschlagen und ins Koma gefallen. Mutter….“, er stoppte kurz, holte tief Luft, „….wurde von dem anderen Auto eingeklemmt und schaffte es nicht mehr bis ins Krankenhaus.“ „Danke Michael, das du da bist….“, er schaute mich lächeln an, „das werde ich auch weiterhin sein“. Ich lächelte, das erste Mal, seit dem Unfall, konnte ich wieder lächeln. Es klopfte wieder an der Zimmertür. Der Doktor trat herein, „oh, sie können ja schon wieder lächeln, dann scheint es ihnen ja Gesundheitlich wieder besser zu gehen“. Er trat ans Bett heran und bad Michael, kurz auf den Gang zu gehen. Micha stand auf, lächelte mich an, „es wird alles gut“, und ging dann vor die Tür. „So, wir werden jetzt 2 bis 3 Tests noch machen, dann kann ich dir auch sagen wann du wieder nach hause gehen kannst“. Sie kontrollierten mich mit einigen Geräten und ich sollte versuchen zu laufen, was mir aber nach drei Wochen liegen mehr als nur schwerfiel. Als wir mit den Tests durchwaren, sagte der Doktor, dass ich nur noch eine Woche zur Beobachtung und etwas Aufbautraining bleiben müsste. Er nahm seine Geräte und verlies das Zimmer und Michael kam direkt mit meiner Mutter zusammen wieder rein, die mir sofort, mit Tränen in den Augen, um den Hals viel. Ich glaube soviel Streit man auch mit den Eltern hat, wenn man erkennt das man einen Teil dieser Familie verliert, sind Streit und alles andere vergessen. Ich war glücklich meine Mutter zu sehen, aber glücklicher, das ich auch bald wieder nach Hause konnte. Die Woche verging wie im Flug. Jeden Tag besuchte mich Michael den ganzen Tag und wir lachten auch schon wieder miteinander. Er half mir sogar mit dem Aufbautraining und meinte wenn ich aus dem Krankenhaus raus bin, gehen wir Marrys Mutter besuchen. Wir haben in dieser Woche oft über Marry gesprochen, was wir erlebt haben, wie sie war bevor ich sie kannte, den Spaß den wir mit ihr hatten. Was sollte jetzt passieren, wie geht’s weiter? Endlich nach Hause, nach einer letzten Untersuchung, sagte der Doktor, das ich heute nach Hause durfte. Ich packte meine Sachen und meine Mutter fuhr mit mir nach Hause. Ich kam in mein Zimmer, nichts hat sich geändert, alles war als hätte ich es gestern verlassen. Ich stellte die Tasche zur Seite und lies mich ins Bett fallen. Ich sah Richtung Kommode und schaute auf ein Bild wo ich mit Marry drauf war. Ob sie jetzt bei ihrem Vater war? Ich schwelte wieder in Erinnerungen die von Tränen begleitet wurden. In 2 Wochen ist wieder Schule und ich wusste noch nicht was ich machen sollte. Ich hatte keinen der mich begleitet, ich war doch wieder allein. Michael fährt bald für 4 Wochen weg, für einen Studentenaustausch. Morgen möchte er mit mir zu Marrys Mutter fahren, wie wird sie reagieren? Gismo ist auch noch bei ihr. Michael hatte in da hingebracht damit sie nicht ganz allein ist. Während der ganzen Erinnerung schlief ich dann auch irgendwann ein. ~Marry schaute mich lächeln an, „Heulsuse……du bist nicht allein……“, Ich schaute nach oben und ein Auto kam genau auf mich zu.…..~ Ich wachte geschockt auf, mein Herz raste, ich war Schweiß gebadet. Meine Hände zitterten. Ich versuchte langsamer Luft zu hohlen. Dieser Alptraum, er verfolgt mich schon seit ich aus dem Koma wieder zurück war. Ich konnte nicht gut schlafen, weil ich zuviel dran dachte. Ich stand erstmal auf, ging runter in die Küche und holte mir ein Glas Wasser. Ich ging durch die dunkle Küche und blieb an einem Hängekorb, den mein Vater wohl in der Zeit wo ich nicht da war, auf gehangen hatte, mit dem Arm hängen. Beim losreißen schnitt ich mir tief in den Arm rein. Es war zwar nur ein kleiner Schnitt, aber er tat weh. Ich erinnerte mich daran das eine Klassenkameradin viele Schnitte auf dem Arm hatte. Auf die frage eines anderen Mädchens, warum sie das den tun würde, antwortete sie, um den kopf von Sorgen frei zu bekommen. „Sollte ich das auch mal probieren? Vielleicht hilft es ein bisschen?“, flüsterte ich zu mir selbst, das ich diese Entscheidung später bereuen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich probierte es aus, holte mir eine der Rasierklingen meines Vaters, der sich noch auf alte Art, mit richtigen einzelnen Rasierklingen rasierte. Ich setzte mich auf mein Bett und überlegte, soll ich oder soll ich nicht? Ich setzte am Arm an, dann aber nahm ich die Klinge vom Arm weg und setzte sie an der Schulter an. Ich wollte nicht, dass man es wie bei dem Mädchen in der Klasse sieht. Ich zögerte lange. Ich merkte wie mich der schmerz von dem Schnitt von dem Hängekorb ablenkte. „Jetzt oder nie“, ich zog die Klinge ein kleines Stück über die Schulter. Es schmerzte, es wurde warm. Ich nahm mir ein Taschentuch und wischte mir das Blut weg. Es blutete recht lange, da es ja ein feiner Schnitt war. Als es endlich aufhörte zu bluten, warf ich das Taschentuch in den Papierkorb und versteckte die Rasierklinge in dem Schmuckkästchen auf meiner Kommode. Ich legte mich hin und merkte wie dieser kleine Schnitt schmerzte, ich spürte den Herzschlag in der Wunde. Mit jedem Herzschlag hatte ich das Gefühl, das der Schnitt größer wurde, aber das war nur ein Gefühl, aber es lenkte mich ab. Ich legte mich auf den Bauch, weil ich mich nicht wie gewohnt, wegen den Schnitten, auf die Seite legen konnte. Nach einiger zeit schlief ich dann auch ein. Ich wachte gegen Mittag auf, ohne Alpträume, nach langer zeit mal wieder. Lag es an dem schnitt? Oder war es nur Zufall. Ich merkte die Schnitte an der Schulter nur noch sehr wenig. Ich stand auf, ging unter die Dusche und fragte mich, was heute bei Marrys Mutter passieren würde. Ich hatte Angst, Angst, das sie mir die schuld gab, weil ich mit ihr befreundet war, weil alle Probleme bekamen die mit mir zu tun hatten, Angst, das sie mich nicht mehr sehen will. Vielleicht brauchte sie aber auch jetzt weiterhin beistand, sie ist alleine und mir sagte man mal das es nichts schlimmeres gäbe, als eine Mutter die ihr Kind verliert. Gismo ist bei ihr, wie es ihm wohl geht? Ich hoffe er hat sich nicht zuviel sorgen gemacht. Ob ich ihn bei Marrys Mutter lassen sollte? Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und sah in den Spiegel. Ich erinnerte mich wie ich mit Marry hier stand und wir über uns gelacht haben, wie wir körperlich unterschiedlich waren und uns veränderten. Mir standen schon wieder die Tränen in den Augen, wie ich im Gedanken Marry neben mir stehen sah. Ich wischte mir die Tränen weg. Die beiden Schnitte, an der Schulter, waren gut zu sehen. Zum Glück trug ich immer langärmlige Shirt´s, dann sah man sie nicht. Ich nahm mir den Kam und kämmte mir die Haare. Dabei sah ich das ich eine Narbe am Kopf hatte. Kam sie vom Unfall? Ich hatte mich etwas erschreckt, aber sie war zum Glück nicht sehr gut sichtbar. Ich zog mich an und ging in die Küche, wo Michael am Esszimmertisch sahs. „Du, hier?“. Meine Mutter stand im Türrahmen des Esszimmers zur Küche, „er ist schon seit einer Stunde da“. Ich war überrascht, „warum hast du mich den nicht gerufen?“ schaute ich sie fragend an, „du hast seit langem nicht mehr ausgeschlafen, deswegen meinte Michael und ich, das wir dich ausschlafen lassen“ meinte meine Mutter darauf und ging dabei mit einem glücklichen Gesicht in die Küche. Michael stand auf, zog den Nachbarstuhl etwas zurück, „setz dich, nach dem Frühstück gehen wir dann zu Marrys Mutter, sie weis schon Bescheid“. Ich hob den Finger, „warte kurz ich muss meine Mutter noch was fragen“, und ging in die Küche, wo sie gerade ein sehr aufwändiges Frühstück zubereitete. „Darf ich dich was fragen?“, sie schaute mich an und nickte, „warum habe ich eigentlich im Koma gelegen und von was kommt die Narbe an meinem Kopf?“. Sie stand kurz still da, „Du erfährst es eh….du hast eine OP hinter dir, da du dich schlimm am kopf verletzt hattest, deswegen haben die Ärzte dich auch ins Koma versetzt, damit es leichter für dich ist, aber jetzt bist du ja wieder hier. Setz dich an den Tisch, Essen ist gleich fertig“. Ich umarmte sie, „ich hab dich lieb und Entschuldigung das ich immer so gemein war, ich werde mich ändern“. Danach ging ich ins Esszimmer, sahs mich zu Michael und kurz darauf gab es Frühstück. Michael erzählte mir das Marrys Mutter mich schon lange sehen wollte, weil sie mir noch was erzählen wollte. Ich nahm das mit gespaltenen Gefühlen auf, da ich nicht wusste, ob im guten oder schlechten Sinne, aber das sollte ich ja dann erfahren. Nach dem Frühstück machten wir uns auf. Marry wohnte nicht weit entfernt von mir, nur etwa 10 Minuten gehen. Wir standen vor der Tür, ich hatte Angst, ein schlechtes Gefühl, was kommt jetzt, wie reagiert sie, was sag ich? Hunderte frage schossen mir durch den Kopf, Michael klingelte, die Tür ging auf. Marrys Mutter sah mich an, wir standen wenige Sekunden regungslos voreinander, aber es kam mir vor wie Minuten. Meine Lippen fingen an zu zittern und mir kamen die Tränen. Marrys Mutter hielt die Arme hoch und sprach selber mit einer leicht traurigen Stimme, „komm schon her“. Ich viel ihr in die Arme und weinte nur, der ganze druck, die letzte Person, über die ich mir sorgen gemacht hatte, Angst hatte, das sie mich hassen würde, die wichtigste Person in Marrys Leben, alles war raus, sie hielt mich so fest, das es fast wehtat, aber es war mir egal. „ich bin so froh das du endlich da bist und das es dir gut geht….“, flüsterte sie und strich mir über den Kopf, „Maria würde sich auch freuen und danke Michael, dass ihr gekommen seit“. Wir gingen in die Wohnung und setzten uns ins Wohnzimmer. Ich sahs nur kurz und da sprang mir auch schon Gismo auf den Schoss. „He, mein großer, ich hoffe er hat nicht all zu viel ärger gemacht“. Marrys Mutter lächelte, „nein, aber er ist ein sehr anhänglicher Kater, ich war froh das er da war. Dieses Haus war so leer nach dem mein Mann starb und jetzt auch noch Maria weg ist….“, sieh unterbrach und holte Luft, „ich habe Kuchen gemacht, Moment ich hol ihn“. Ich schaute Michael an, „ich bin froh hier zu sein, aber ich glaube ich werde Gismo hier lassen, sonst ist sie ja ganz allein hier“. Michael nickte nur. „so, und du kümmerst dich gut um Marrys Mutter, ok?“, sagte ich zu Gismo und streichelte ihm übers Fell. Marrys Mutter brachte selbstgemachten Zitronenkuchen und Kakao aus der Küche mit. Wir fingen an ein bisschen zu essen und unterhielten uns über Marry. Natürlich nicht ganz ohne Tränen, da auch viele schöne Erinnerungen erwähnt wurden. Die Mutter erzählte mir auch das Marry fast den ganzen Tag immer von mir erzählte, wenn ich nicht grad mit ihr zusammen war und was sie auch wegen mir oft eingesteckt hat, was ich ja einmal mitbekommen hatte. Mir wurde immer mehr klar, was für einen Menschen ich eigentlich verloren hatte. Als sie dann sagte, „steckt den Kopf aber nicht in den Sand, Maria hätte das bestimmt jetzt auch nicht gewollt, sie wollte immer das vor allem du, Saskia, offener wirst, du warst ihr immer sehr wichtig“, überrumpelte mich das Weinen, was ich mir die ganze Zeit vorgenommen habe zu verhindern. Michael setzte sich neben mich, „lass alles raus, es wird dir gut tun“. Seine Worte ließen auch meine letzten Barrikaden fallen und ich lies meinen Gefühlen und der Trauer, um Marry, freien lauf. Nach dem ich mich nach einiger Zeit wieder etwas gefangen hatte, schaute ich zu beiden auf und sie lächelten mich an. „Kommt mal beide mit“, meinte Marrys Mutter und wir begleiteten sie zu Marrys Zimmer. „Das Zimmer sieht noch genau so aus wie vor dem Unfall, ich möchte gerne, dass ihr beide euch etwas mitnehmt, was privates“. Mir wurde etwas flau, als ich in das Zimmer trat, mir kamen Erinnerungen auf, aber das ist ja normal. Ich wusste nicht was ich nehmen sollte, oder ob ich überhaupt was nehmen sollte. Dann aber viel mir die Handgelenkkette auf, die Marry immer trug. Die hatte ihre Mutter anscheinend zurück gelegt. „Darf ich mir diese hier mitnehmen?“ und zeigte ihr die Kette. Die Mutter lächelte, „das ist die Kette die Maria von ihrem Vater bekommen hat, das war ihr ein und alles, nimm sie, aber pass sehr gut auf sie auf“. Ich schaute zu ihr auf und lächelte, „ich würde gerne Marry auf dem Friedhof besuchen, wenn es sie nicht stört. Ich konnte ja an der Beerdigung nicht teilnehmen, diese war doch schon oder?“. Die Mutter schaute zu Michael und dann wieder zu mir, „ja, die war schon, lass uns hin fahren“. Ich legte mir die Kette ums Handgelenk, wir packten unsere Sachen und fuhren dann mit dem Auto zusammen zum Friedhof. Er war etwas abgelegener von der Stadt. Dort war es ruhiger. Auf dem Friedhof angekommen ging dann die Mutter vor, da ich ja nicht wusste wo sie liegt. Während wir hingingen hielt ich die hand von Michael und drückte sie fest. Der Friedhof war schon immer eine Sache für sich, ich mochte ihn nicht, auch wenn ich noch nie wegen jemand auf einem Friedhof war. Ich sah Gräber, die alle so schön gestaltet waren, welche mit Engelsfiguren, andere mit Kreuzen aus Holz. Überall standen Namen drauf und ab und zu auch ein Spruch den ich aber nicht lesen konnte. Ich fragte mich wie der von Marry aussah. Der Friedhof war sehr groß und Marrys grab war nahe der Mitte. Wir kamen an, ihr Grab war mit blauen Blumen verziert, die sehr frisch aussahen. Blau war ihre Lieblingsfarbe. Die Blumen schmückten einen großen schwarzen Marmorstein, wo in weißer Schrift ihr Name, die Lebenszeit und ein Spruch darunter stand, der mich sofort zum heulen brachte. ~~„So kurz das Leben auch sein mag, jeden Moment sollten wir genießen. Egal wie dunkel die Ecke ist, in die wir Menschen uns verirren, es gibt immer einen kleinen weißen Hoffnungsschimmer der uns wieder leben lassen wird“~~ Es stand das drauf was sie mir vor langer zeit mal sagte. Dummkopf, dachte ich bei mir, ob ich ohne sie klar komme? Es wurde spät. Nach dem Friedhof fuhr Marrys Mutter erst Michael und dann mich nach Hause. Ich stieg aus und bedankte mich noch. „Du bist jederzeit willkommen und danke, dass dein Kater noch etwas bleiben darf“ sagte sie und fuhr dann weiter. Ich kam die Haustür rein und das erste was ich hörte, war, wie mein Vater meine Mutter wieder anschrie. Von Emotionen die sich im laufe des Tages immer wieder angestaut und gelöst hatten, war ich plötzlich wütend, da hatte ich mich gerade wieder mit meiner Mutter verstanden und nun lies mein Vater seine Fehler wieder an uns aus, was er oft tat. Ich stampfte ins Wohnzimmer, wo sie beide waren und schrie meinen Vater an, „HÖRT EUCH AUF ZU STREITEN UND DU LASS DEINE FEHLER NICHT AN UNS AUS!!“. Er hob die hand und das erste Mal, in meinem Leben, schlug mein Vater mich. „Richard!! Hast du sieh noch alle?!“ schrie meine Mutter ihn an und zog mich an sich, „raus! Verschwinde Richard, das war zuviel!!“. Ich hielt mir die Wange, die sehr schmerzte und mit Tränen in den Augen sah ich ihn an. Er schaute selber so erschrocken, es sah aus als glaube er selbst nicht was er eben getan hat. Er sah auf seine Hand und hielt sie sich vors Gesicht, drehte sich um, ging zur Haustür und verlies das Haus. Bevor er die Tür Schloss, schaute er mich an, „es tut mir leid Saskia“ und schloss dann die Tür hinter sich. Ich war fertig, ich konnte nicht mehr. „Mama, ich geh jetzt auf mein Zimmer“, sagte ich als ich sie kurz ansah. Ich ging in den Flur und die Treppe hoch, wo ich dann das weinen meiner Mutter mitbekam. Nichts ist wie vorher, vor ein paar Wochen war noch alles ok, auch wenn ich mich nicht mit meinen Eltern verstanden hatte. Ich vermisste Marry und Michael. Keiner ist mehr da um mir zu zuhören. Ich bin wieder allein. Ich legte mich auf mein Bett und dachte an alte Zeiten, bis ich etwas später auch einschlief. Mitten in der Nacht riss ich die Augen auf. Wieder dieser Alptraum und ich bin Schweißgebadet. Ich trank etwas von der Flasche Wasser die ich mir ans Bett gestellt hatte. Wieso träumte ich jetzt wieder davon? Es ist 2Uhr nachts und ich hatte Angst, Angst das ich noch was Schlimmeres träumte. „Ich könnte….“, ich stand auf und ging zur Kommode an meine Schmuckkassette und nahm die Rasierklinge, die ich dort reingelegt hatte, raus. Es lenkte mich ab und ich konnte das letzte Mal gut schlafen. Vielleicht ging es wieder. Ich sahs mich aufs Bett, krempelte den Ärmel hoch und setzte die Klinge wieder an. Ich zögerte etwas, da ich wusste, dass es doch schon sehr schmerzte, zog die Klinge aber dann ein Stück durchs Fleisch. Es schmerzte und ich merkte wieder meinen schnelleren Herzschlag in der Wunde. Dann wartete ich wieder bis die Wunde sich etwas geschlossen hatte, legte die Klinge zurück ins Kästchen und legte mich zurück ins Bett. Der Schnitt pulsierte synchron mit meinem Herz, wodurch ich jeden Herzschlag in der Wunde spürte. Es schmerzte und ich konnte an nichts anderes denken, nicht daran denken, dass ich wieder allein war. Abgelenkt, schlief ich dann nach einiger Zeit wieder ein. Kapitel 3: Ein neues Leben? --------------------------- Gegen 9Uhr wurde ich wach und hatte die restliche Nacht keine Alpträume mehr. Ich dachte bei mir, ich hab was gefunden womit ich´s verhindern kann. Als ich am Spiegel der Kommode vorbei ging, viel mir auf das mein Nachthemd, an der Schulter, rot war. Die Wunde ist wohl beim schlafen wieder aufgerissen. Blut bekam man aus der Kleidung nur noch sehr schwer raus und da ich nicht wollte das meine Mutter es mitbekommt hatte ich mein Nachthemd erst mal beiseite, in meine Betttruhe, gelegt und ein neues angezogen. Ich ging nach unten in die Küche um zu frühstücken. Im Esszimmer sah ich dann meine Mutter, wie sie schon an einem gedeckten Tisch angefangen hatte zu zu frühstücken und setzte mich dazu. Wir beide sagten uns nur guten morgen und aßen dann. Nach dem vorherigen Abend wusste ich nicht was ich sagen sollte und meiner Mutter ging es wohl nicht besser. Dann schaute sie mich an, „ich denke ich werde von deinem Vater die nächste Zeit erst mal etwas Abstand nehmen „, der Schreck stand mir förmlich ins Gesicht geschrieben. Ich wusste das der Streit gestern sehr heftig war, aber sie stritten doch so oft. „Willst du dich von Papa trennen?“, fragte ich sie besorgt. Sie sah mich nicht direkt an, „Nein, ich denke aber nach der gestrigen Nacht möchte ich das er dir und mir erstmal nicht zu nahe kommt, den gestern hatte ich Angst vor deinem Vater“. Ich bekam nur noch ein „in Ordnung“ über die Lippen. Wir aßen dann ohne weitere Worte zu ende. Beim Abräumen, sagte ich ihr, das ich das schon erledigte. Ich dachte bei mir, das ich mich nach all dem auch bessern muss und fing an zu spülen und die Küche zu reinigen. Was ich mit meiner restlichen Zeit jetzt anfangen sollte wusste ich nicht. Die Sommerferien waren fast um und Angst vor der Schule hatte ich auch ein wenig. Die Mitschüler werden das mit Marry bestimmt mitbekommen haben, hoffentlich machen sie mich nicht dafür verantwortlich. Im Gedanken versunken, fiel mir eine Tasse runter, die dann zerbrach. Meine Mutter kam in die Küche und fragte ob alles ok wäre, ich sah sie traurig an, „NEIN, es ist nicht alles ok, Marry ist weg, Papa ist weg, Gismo ist weg, Michael ist traurig, du bist traurig und ich habe Angst vor dem was die Laute in der Schule und wo anders über mich denken, nichts ist in Ordnung“, mir kamen die Tränen. Meine Mutter kam zu mir, drückte mich an sich und streichelte mir über den Kopf, „ Es wird alles wieder gut, das ist momentan einfach noch zuviel für dich, wir werden schon wieder alles grade biegen“. Wieder weinte ich, dabei dachte ich es wäre genug, die letzten Tage und Wochen. Soviel ist passiert. Nachdem meine Mutter mich beruhigt hatte, räumten wir zusammen noch im Haus auf und zum Nachmittag machten wir Pudding und schauten uns gemeinsam einige Filme an. Ich hatte seit Ewigkeiten nichts mehr mit meiner Mutter zusammen gemacht und gelacht haben wir dann doch mehr als erwartet. Bevor ich spät abends dann ins Bett ging, umarmte ich noch mal meine Mutter, „Lass uns öfter was gemeinsam machen, der Nachmittag hat Spaß gemacht, ich helfe auch soviel ich kann beim Haushalt“, sie lächelte mich an, „ich bin glücklich das ich dich habe“, sie gab mir einen Kuss auf die Stirn, „und nu geh ins Bett, morgen haben Micha und ich noch eine Überraschung für dich“. Ich schaute sie mit einem Lächeln an, „danke“, drehte mich um und ging auf mein Zimmer, zog mich um und legte mich ins Bett. Ob ich heute wieder Alpträume haben würde? Der Tag war so schön zum Ende hin. Ich ließ es drauf ankommen und schlief auch recht schnell ein. Kurz nach Mitternacht wurde ich wieder schweißgebadet wach, diesmal hatte ich aber nicht nur von dem Unfall geträumt, sondern auch das Menschen auf mich zeigten und immer wiederholten, „DU bist schuld, DU bist schuld...“. War ich es schuld das wir den Unfall hatten? Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre Michaels Mutter und Marry vielleicht noch da? Ich redete mir so viele Schuldgefühle ein, auch wenn jeder sagte ich bin nicht schuld, es war ein Unfall. Ich stand auf, ging zu meiner Kommode und holte wieder die Klinge raus. Ich überlegte wie ich mir das Hemd nicht mit Blut beschmierte und klebte mir, etwas ungeschickt, ein Taschentuch über den Schnitt den ich machte. „Meine Mutter hatte genug sorgen, mit meinen Problemen muss ich selber fertig werden“, sagte ich mir selbst, legte mich hin und schlief dann mit dem schmerzenden Schnitt nach kurzem wieder ein. Alptraumlos wachte ich morgens durch meinen Wecker, den ich mir auf 9Uhr gestellt hatte, auf. Nachdem ich meine „Bandage“ entsorgt hatte, ging ich runter Richtung Esszimmer, wo meine Mutter schon wieder am fertigen Frühstückstisch saß. Ich setzte mich nach einem lieben-morgen Gruß dazu und fragte neugierig, „wo soll es den heute hingehen?“. „Das wird dir gleich...“, die Klingel der Haustür unterbrach sie kurz, „...der jenige sagen der an der Tür steht“, und lächelte mich dabei an. Ich stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. Michael schaute mich musternd an, „Morgen, wolltest du so vor die Tür gehen?“, und lachte leicht. Ich schaute an mir runter und hatte vor Neugier vergessen das ich noch im Nachthemd war. „Peinlich“, dachte ich bei mir. Ich legte die Tür an und rannte nach oben in mein Zimmer. Nachdem ich mich frisch gemacht und was angezogen hatte ging ich wieder runter und gesellte mich zu den beiden an den Tisch. „So, was ist den nun die Überraschung?“, fragte ich neugierig. „Wir beide fahren nach dem Frühstück in einen Vergnügungspark“, sagte Michael lächelnd. Ich freute mich riesig und konnte nicht aufhören zu lächeln, „und Mama kommt auch mit?“, fragte ich wieder neugierig, „Nein, ich treffe mich später noch mit einer Bekannten. Ich fahre euch hin, übernimm den Eintritt und hol euch abends wieder ab“, dabei hatte meine Mutter so ein komisches lächeln im Gesicht, wahrscheinlich, weil ich dann mit Michael allein unterwegs bin? Ob sie von meinem Interesse wusste? Wir aßen zu ende, räumten gemeinsam ab und ich machte mich abreisefertig. Ich sah mehrmals in den Spiegel, ob ich auch gut aus sah, warum tat ich das? Wollt ich für Michael gut aussehen? Ich dachte soviel darüber nach das ich noch zwei bis drei mal zurück auf mein Zimmer musste, weil ich was vergessen hatte. Endlich fertig, stiegen wir ins Auto meiner Mutter und machten uns auf die fahrt Richtung Park. Die fahrt zum Park dauerte fast zwei Stunden. Während der fahrt wurde mir zwischendurch doch was komisch, da ich seit dem Unfall nicht mehr über eine Autobahn fahren musste. Meiner Mutter viel es nicht auf da sie auf den Verkehr achtete, aber Michael bat sie zwischendrin mal einen Stop ein zu legen. Wir fuhren bei einer Raststätte rein. „Saskia komm mit, wir holen uns grad ne Kleinigkeit.“, sagte er und schaute zu meiner Mutter, „sollen wir ihnen was mitbringen?“, „eine Flasche Wasser reicht“, antwortete sie. Während wir über den Parkplatz, Richtung Raststätte, gingen, sprach Michael mich an, „Die Autobahn ist kein gutes Gefühl für dich, oder?“, ich schüttelte nur den Kopf. „Der Unfall begleitet mich auch immer noch, auch wenn ich nicht soviel mitbekommen habe wie du,...“, er legte seinen Arm um mich, „...aber versuch nicht mehr soviel darüber nachzudenken, oder wenn du dich aussprechen möchtest, bin ich für dich da und nun mach wieder ein fröhliches Gesicht, das steht der besser, ok?“. Ich schaute in lächelnd an und umarmte ihn, „Danke, Micha“. In der Raststätte kauften wir noch ein wenig Proviant für den Park und für uns drei jeweils ein Eis, da das Wetter auch sehr angenehm Warm war. Wir fuhren weiter und während ich immer wieder aus dem Fenster sah und die entgegenkommenden Autos vorbei fuhren, kam mir wieder und wieder ein ungutes Gefühl auf. Der Unfall steckte mir wirklich noch sehr tief in den Knochen, aber ich versuchte es mir weniger anmerken zu lassen. Endlich waren wir da. Ich wusste noch wie ich mit 8Jahren das letzte mal hier war. Soviel Zeit war vergangen. Da meine Mutter direkt weiter fuhr, lies sie uns am Eingang raus, gab uns das Eintrittsgeld und mir noch ein wenig Geld für mich. Für den Park bezahlte man am Eingang nur den Eintritt und bis auf vereinzelte Spiele und Verpflegung bezahlte man drinnen nichts mehr. „Wo möchtest du den zuerst hin?“, fragte mich Michael und ich blätterte im Infoheft des Parks. „Es ist soviel neues, ich weis nicht wohin...“, sagte ich etwas verwirrt, er lächelte und nahm mir das Heft aus der Hand, „Wir machen einfach eine Runde, der Park ist wie ein Kreis aufgebaut, so kommen wir dann wieder hier an“, er legte seinen Arm um mich und wir gingen los. Es war angenehm so nah an ihm, mein Herz schlug schneller und ich konnte nur lächeln. Ich hatte soviel Spaß auf den ganzen Fahrten, wir sahen uns eine Western-Show, einen Asiatischen Circus, eine Laser-Show und ein 4D-Kino an. Auf den ganz so groben Achterbahnen waren wir dann nicht, da ich selber doch eher Angst davor hatte. Zwischendurch gab es auch viel ruhige Fahrten, aber auch natürlich Geisterbahnen. In einer dieser Geisterbahnen, hatte ich mich dann, nach dem ganzen lachen über die lustigen Puppen und Bewegungen, doch einmal sehr erschreckt und klammerte mich an Michael. Es war wieder dieses angenehme Gefühl im so nah zu sein, das ich früher nicht so stark hatte, mir schossen die Gedanken durch den Kopf der letzten Wochen, auch vor dem Unfall. Er war immer da, niemals sagte er was böses oder hat uns, Marry und mich, irgendwie verärgert. Ich selber sagte zu Mary das ich in Interessant finde. Mein Herz klopfte schnell und doll. Ich sah ihn an und lächelte nur, was er erwiderte. Ich konnte nicht loslassen und schmiegte mich bis zum ende der fahrt an ihn. Wir kamen aus der Geisterbahn raus und gingen weiter. Auf den weg zu den nächsten Attraktionen, nahm ich seine Hand und lächelte in an, als er mich ansah. Der Tag war so schön, ich freute mich sehr mit Michael hier zu sein, mit ihm zusammen Spaß zu haben und doch verflog der Tag auch so schnell. Wir hatten schon spät Nachmittag und meine Mutter holte und auch bald wieder ab. Doch bevor wir gehen mussten, wollte ich noch auf die Wasserbahn. Ich wollte unbedingt ein Foto von uns beiden, zur Erinnerung an diesen tollen Tag. Diese Wasserbahn machte ein Foto vor und nach den Abfahrten, sie wollten wohl zeigen wie nass man auf ihrer Bahn wurde. Wir stellten uns an, da es recht spät war, kamen wir auch nach fünf Minuten schon in eines der Fahrzeuge. Michael setzte sich hinten rein und ich vor ihn. Ich lehnte mich zurück und Michael legte seine Arme um mich. Diese nähe zu ihm war schön und ich merkte wieder, wie mein Herz anfing stark zu pochen. Es ging die erste Rampe hoch, dann fuhren wir ein Stück durch einen schön geschmückten Bereich, wo dann auch die erste Kamera stand. Wie glücklich ich lächelte sah ich dann später erst, aber in dem Moment war ich einfach glücklich wie seit langem nicht mehr. Er nahm die Arme runter, legte sie um meinen Bauch und seinen Kopf auf meine rechte Schulter. So nah war ich ihm noch nie und doch fühlte ich mich sicher, glücklich und wollte nicht, das er loslässt. War ich so stark in ihn verknallt? Ich legte meinen Kopf an seinen und spürte seine warme Wange an meiner. So nah und so ein schönes und warmes Gefühl. Die Kamera blitzte, dieser schöne Moment war sprichwörtlich im Kasten. Er nahm den Kopf zurück und wir lehnten uns beide was zurück da nun die Abfahrten kamen. Ich hielt mich an seinen Armen, die noch um meinen Bauch geschlungen waren, fest und obwohl es nicht so Warm war hatte ich schwitzige Hände. Mein Herz fing nun an schneller zu schlagen, aber nicht nur wegen Michael, sondern weil nun die Abfahrt kam. Der Wagen fuhr über die Kante, beschleunigte, der Wind und ein paar Tropfen Wasser trafen uns. Einen Moment fühlte ich mich so leicht, da die Abfahrt doch sehr steil und tief war. Wir schlugen unten auf das Wasser auf und wurden von einer Welle aus Wasser überschüttet. Wir waren von Kopf bis Fuß durchnässt, sahen uns an und fingen an zu lachen. Wir lachten so sehr das mir der Bauch schon wehtat. Zwei weitere Abfahrten folgten, die aber etwas kleiner waren und nicht soviel Wasser ins Fahrzeug spritzten. Nach der dritten abfahrt folgte wieder eine kleine Strecke, die schön geschmückt war und das Endfoto folgte dort auch. Kurz bevor das Foto geschossen wurde, drehte ich mich etwas zur Seite und schaute Michael in die Augen. Ich dachte nur, jetzt oder nie, packte mit beiden Händen sein T-Shirt, zog ihn etwas an mich ran, schloss die Augen und küsste ihn auf den Mund. Was ihm jetzt wohl durch den Kopf schoss, war das richtig? Hasst er mich vielleicht jetzt? Mein erster Kuss, mein Herz fühlt sich an als will es aus der Brust springen, ich war so glücklich. Die Kamera schoss ihr Foto. Ich nahm meinen Kopf zurück, schaute ihn an, die Hände noch immer an seinem T-Shirt. Er hatte einen glücklichen Gesichtsausdruck. „Danke für alles, Michael, diesen schönen Tag, das du für mich da bist und alles andere“, sprach ich leise zu ihm und fühlte mich einfach nur glücklich, „ich möchte auch weiterhin mit dir zusammen Spaß haben und vieles unternehmen“. Er legte eine Hand auf meine, die immer noch an seinem T-Shirt festhielten und mit der anderen berührte er meine Wange, „Das werden wir, Saskia, ich lass dich nicht mehr alleine“, dabei sah er mir in die Augen und lächelte. Er beugte sich was nach vorne, hob mit seiner Hand mein Kinn etwas an und gab mir noch einen Kuss. „Marry fragte mich mal, wie sehr ich dich mögen würde und ob ich mit dir vielleicht mal was zusammen machen würde. Vielleicht bald mal sagte ich ihr nur.“, sagte er mir und wir setzten uns wieder richtig hin, nur das ich mich mehr an ihn kuschelte. „Das es so schnell ging hätte ich nie gedacht. Deine Mutter wusste es auch schon, sie hat es schon immer angedeutet wenn ich da war“, dabei lachte er ein wenig. „Ich glaube Marry freut sich jetzt auch mit uns“, und er drückte mich dabei an sich, ich hielt mich an seinen Armen fest, „Marry freut es bestimmt“, sagte ich leise und schloss die Augen. Mir gingen Momente durch den Kopf die ich mit Marry und Michael zusammen erlebt hatte, wie Marry mich fast dazu drängte Michael zu sagen wie gern ich ihn hatte. Mein Herz klopfte immer noch wie wie wild und mir kamen ein wenig die Tränen, aber nicht weil ich traurig war, nein, diesmal aus Glück, Glück das ich nicht alleine bin, Glück das Michael mich auch so sehr mochte. Wir stiegen aus dem Fahrzeug und wringten erst mal unsere Kleidung etwas aus. Wir gingen zum Fotoschalter und ohne uns das Bild vorher an zu sehen, ließen wir es uns zwei mal Fertigstellen. Es war ein Bogen zum aufschlagen, indem auf beiden Seiten jeweils eins der Bilder war. Ich sah die beiden Bilder und hatte wieder Freudentränen in den Augen. Es sind so tolle Bilder geworden. Auf dem ersten Bild war ich so Rot angelaufen als wir uns so nahe waren und in dem zweiten Bild wurden wir genau in dem Kuss Fotografiert, was mit dem Hintergrund wunderschön aussah. „ist alles in Ordnung?“, fragte die Dame die das Bild fertig gestellt hatte. „Ja, seit heute ist alles in Ordnung“, ich sah Michael dabei an und wir lächelten nur. „Was wohl meine Mutter dazu sagen wird?“, fragte ich Michael und er antwortete sehr fröhlich, „ich denke mal sie wird sich riesig freuen, sie bestand ja darauf das wir alleine was unternehmen, ich denke mal sie wusste es“. Ich klammerte mich an Michaels Arm und während wir Richtung Ausgang gingen, schaute ich die ganze Zeit auf die Fotos. „Ich finde es schade das du bald für vier Wochen weg bist, wann musst du eigentlich genau fahren?“, fragte ich ihn etwas bedrückt, aber dies änderte sich gleich wieder in Freude als er meinte, „Das wurde erst mal um ein halbes Jahr verschoben, das heißt, ich bleibe vorerst hier und kann mich um dich kümmern“. Eigentlich hätte ich es schade finden müssen, weil so seine Lernzeit verlängert wurde, aber ich war einfach zu glücklich das er da blieb, ich nicht wieder für einige Zeit allein war und das wir nun uns gegenseitig unsere Gefühle zeigen konnten. Wir kamen am Ausgang an. Ich sprang Michael um den Hals, „Noch mal Danke für diesen wunderschönen Tag, das müssen wir wiederholen“, und ich küsste ihn wieder. „Wir haben noch viel Zeit und wir fahren hier bestimmt noch mal hin“, meinte er und wir gingen lächelnd aus dem Park heraus. Meine Mutter stand mit dem Wagen auch schon auf der anderen Straßenseite und winkte uns rüber. Wir gingen zum Wagen und stiegen ein. Michael setzte sich auf die Rückbank hinter meiner Mutter und ich mich rechts von ihm und schnallte mich mit dem mittleren Gurt an. „Und? Wie war euer Tag?“, fragte meine Mutter neugierig und fuhr los. „Sehr sehr schön und danke für die Überraschung, wir haben uns super amüsiert, auch wenn wir am Ende sehr nass wurden“, ich schaute Michael an und wir fingen an zu lachen. Michael und ich erzählten noch ein wenig aus dem Park, aber nicht das wir uns näher gekommen sind und die Fotos hatten wir auch noch in der Tasche gelassen. Ich lehnte mich an Michael und er legte seinen Arm um mich. In dieser Nähe und Geborgenheit nach diesem schönen, aber auch anstrengenden, Tag, schlief ich in seinen Armen ruhig ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)