Long Distance von tinybee (ein Naru Hina OS) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- „Im Leben eines jeden Mädchens gibt es diese kostbaren Momente, auf die es hinarbeitet, an denen es festhält und sie nie wieder vergessen möchte. Einer dieser Augenblicke ist das erste Liebesgeständnis. Drei kleine Worte, die von so unglaublicher Bedeutung sind, dass sie Welten versetzen können. In meinem Fall trifft dies zumindest zu. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern, er wird mir für ewig im Gedächtnis bleiben. Es hat geregnet und es schien fast so, als würde der graue Himmel weinen. Ein schlechtes Omen? Vielleicht. Doch das ist mir egal gewesen. Ich habe gewusst, dass ich nur noch diese eine Chance habe. Die letzte Chance, bevor ich ihn für immer verlieren würde. Also habe ich all meinen Mut zusammengenommen und sie gesagt, diese drei kleinen Worte. Leise und unsicher haben sie meinen Mund verlassen, so voller Hoffnung und Zuversicht. Ja, daran kann ich mich noch genau erinnern. Doch es gibt noch etwas, woran ich mich seit jenem Tag jede einzelne Stunde entsinne. Seine Reaktion. Er hat unsicher gelächelt, die Hand zum Gruß gehoben und war verschwunden. Er hat mich zurück gelassen, mit einem Gemisch aus Tränen und Regentropfen auf meinen geröteten Wangen und mit einem gebrochenen Herzen. Seit jenem Tag sind sechs Monate vergangen und seither haben wir uns mich mehr wieder gesehen.“ ~ „Von dir bin ich Besseres gewöhnt, Hinata. Bitte melde dich nach der Stunde bei mir. Es wird Zeit, dass wir miteinander sprechen.“, Kurenai-sensei legte der Hyuuga ihre letzte Arbeit auf den Tisch, schenkte ihr noch einen besorgten Blick und ging dann weiter zum nächsten Schüler. Hinata sah kurz auf und nahm das Blatt Papier an sich. 60 von 100 möglichen Punkten. Achtlos legte sie die Arbeit wieder zur Seite und widmete ihren Aufmerksamkeit dann erneut dem Geschehen vor dem Fenster. Nicht, dass sich dort etwas Interessantes abspielte, doch so war der Unterricht von Kurenai-sensei leichter zu ertragen. Englisch. Einst war es ihr Lieblingsfach gewesen. Jetzt war es ihr einfach...egal. Anfangs war es Hinata schwer gefallen, nicht aufzupassen. Sie gehörte immerhin zu den besten Schülerinnen in ihrer Klasse und wenn es jemanden gab, der schlechte Noten keinesfalls duldete, dann war es wohl ihr Vater, Hiashi Hyuuga. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich an vieles. An die tadelnden Blicke und Worte der Lehrer und auch an die teils wütenden teils besorgten Gespräche mit dem eigenen Vater. Man gewöhnte sich praktisch an alles, wenn es das eigene Leben bloß erträglicher machte. Und sie selbst hatte sich an sehr vieles gewöhnen müssen, nur um den Tag zu überstehen und nicht an ihrer Trauer und ihren Schmerzen zu ersticken. Unter anderem auch daran, eine schlechte Englischschülerin zu sein. „Hinata, was ist in letzter Zeit nur los mit dir? Du hast bis zum letzten Trimester zu meinen besten Schülerinnen gezählt und jetzt gehörst du bloß noch dem schlechteren Mittelfeld an. Das passt doch gar nicht zu dir. Ich weiß, dass der Stoff kein Problem für dich darstellt. Wie kannst du mir also deine schlechten Leistungen erklären?“, die junge Englischlehrerin lehnte ruhig an ihrem Pult und sah etwas besorgt auf ihre ehemals beste Schülerin herab, die abwesend in der ersten Reihe saß und dem Gespräch kaum zu folgen schien. Die Hyuuga zuckte mit den Schultern, konnte Kurenai-sensei jedoch nicht in die Augen sehen. Es war leicht sich selbst zu belügen, aber Hinata war nach wie vor ein viel zu aufrichtiger Mensch, als dass sie ihre Mitmenschen bewusst täuschen konnte. „Das ist keine vernünftige Antwort.“, kam es etwas strenger. „Ich versuche dir doch bloß zu helfen. Wenn du nicht mit mir sprichst, dann kann ich nichts für dich tun. Ich kenne dich nun schon seit so vielen Jahren, kleine Hinata. Du kannst deinen Kummer nicht vor mir verbergen. Ich kann nur versuchen dich zu verstehen, wenn ich weiß was es zu verstehen gibt.“ Hinata riskierte nun doch einen Blick und sah ihre Mentorin überfordert an, antworten konnte sie jedoch nicht. Keiner konnte sie verstehen. Nicht einmal Kurenai-sensei, die für sie nicht nur eine Lehrerin, sondern seit Jahren auch eine wichtige Bezugsperson war. „Wie kommt es, dass deine Leistungen ausschließlich in Englisch absacken? Ich habe mit den anderen Lehrern gesprochen. Deine anderen Noten sind nach wie vor ausgezeichnet, so wie ich es auch in meinem Fach von dir gewöhnt gewesen bin. Das wäre auch in Ordnung, wenn ich das Gefühl hätte, dass du mir einfach nicht mehr folgen kannst. Aber wie kommt es, dass deine Sprachkenntnisse nach wie vor ausgezeichnet sind und du nur dem laufenden Stoff keine Beachtung schenkst? Das sagt mir, dass du nicht aufpasst oder besser gesagt nicht aufpassen willst. Kannst du mir das erklären?“, Kurenai trat etwas näher an Hinata heran und stütze sich auf dem Pult der jungen Schülerin ab. „Nein. Das kann ich Ihnen nicht erklären, Kurenai-sensei.“, flüsterte Hinata nur leise. „Gut, dann kann ich dir auch nicht helfen.“, meinte die Lehrerin nur enttäuscht und wandte sich von der Jüngeren ab, ehe diese ihre Sorge mitbekam. „Ich dachte du würdest mir vertrauen. Doch ganz offensichtlich möchtest du nicht mit mir sprechen. Das macht mich traurig, Hinata. Du kannst gehen. Schließe dir Tür, wenn du das Klassenzimmer verlässt.“ Hinata stand auf und nahm ihre Tasche. Früher hätte sie in einer Situation wie dieser zu weinen begonnen, doch heute war sie selbst dafür zu schwach. Sie hatte seinetwegen so unzählig viele Tränen vergossen, dass da einfach nichts mehr zum Vergießen war. Mit einem wehmütigen Blick sah sie zu ihrer Lehrerin, die ihr den Rücken zugewandt hatte und verschwand dann lautlos. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, atmete die Dunkelhaarige erschöpft aus. „Es tut mir leid, Kurenai-sensei.“ Und mit diesen Worten ließ sie die Schule für den heutigen Tag hinter sich. „Hina-chan, hier sind wir.“, Ino winkte ihrer Freundin zu. Die Hyuuga sah überrascht auf, ehe sich ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen legte. Ihre Freundinnen hatten am Schultor auf sie gewartet. Wie so oft in den letzten Wochen. Es brach Hinata jedes Mal aufs Neue das Herz, ihnen nicht von ihrem Kummer erzählen zu können. Doch das durfte sie einfach nicht. Vor allem wegen Sakura. Mit langsamen Schritten trat sie auf die kleine Gruppe zu. „Hallo.“, hauchte sie nur leise und wusste schon nach diesem einen Wort nicht mehr, was sie noch sagen könnte. Da war einfach nichts mehr. Obwohl Sakura und Ino ihre besten Freundinnen waren. Sie hatte ihnen schlicht nichts zu sagen. Das war traurig. „Was wollte Kurenai-sensei denn von dir?“, erkundigte sich die Blondine. „Sie wollte lediglich über meine schlechten Leistungen sprechen. Aber wir haben alles geklärt.“, Hinata biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht die ganze Wahrheit und dennoch war es die einfachste Lösung, um irgendwie weiter zu machen. Nicht zu lügen, aber auch nicht der Realität ins Auge zu sehen. Sakura trat an die Hyuuga heran und legte ihre Stirn in Falten. „Hinata, wir kennen dich schon so lange. Du kannst uns nichts vormachen. Kurenai-sensei sind deine Leistungen genauso egal wie uns. Sie sorgt sich um dich. Weil keiner weiß, was mit dir los ist.“, sie hatten alle dieselbe Vermutung. Doch konnte es einen Menschen wirklich so zurückwerfen, wenn man sich von der geliebten Person für eine lange Zeit trennen musste? Natürlich waren Ino und Sakura in der Lage sie zu durchschauen. Kurenai-sensei ebenfalls. Doch ihre Lehrerin bewahrte Integrität und ließ das Thema immer wieder fallen, wenn es Hinata zu viel wurde. Ihre Freundinnen waren jünger und direkter. Hinata konnte mit beidem nicht umgehen. Sie mochte diese drei Menschen sehr, doch es schien ihr schier unmöglich, mit ihnen zu sprechen. „Ihr macht euch alle viel zu viele Sorgen. Ich bin in letzter Zeit einfach nur sehr gestresst. Ihr wisst doch, mein Vater möchte, dass ich die Aufnahmeprüfung an der Tōdai mache und dafür bekomme ich Nachhilfe und extra Hausaufgaben. Zusammen mit der Schule ist das einfach etwas zu viel für mich.“, und das war zumindest die halbe Wahrheit. Ino schenkte ihrer Freundin bloß einen tadelnden Blick. „Und mit einem gewissen Jemand hat das absolut nichts zu tun?“, sie wussten doch genau, dass Hinata unter Narutos Umzug zu leiden hatte. Die Hyuuga wandte ihren Blick ab. Sie mochte es nicht, wenn man sie so direkt auf dieses Thema ansprach. So fiel es ihr noch wesentlich schwerer, nach einer Ausrede zu suchen. Deswegen entgegnete sie darauf nichts. Doch Sakura gab sich damit nicht zufrieden. „Hast du denn in letzter Zeit mit ihm gesprochen?“, sie alle hatten Kontakt zu Naruto. Hinata bildete die einzige Ausnahme. Was unter den gegebenen Umständen mehr als merkwürdig war. „Nein, ich habe nicht mit ihm gesprochen.“, und dieses Mal entsprachen ihre Worte der ganzen Wahrheit. Sie hatte kein einziges Wort mehr mit Naruto gesprochen und das sollte auch so bleiben. Es würde einfach viel zu weh tun. Abgesehen davon war es sinnlos. Worte brachten ihn nicht wieder zurück. Worte konnten diesen Tag nicht ungeschehen machen. Die Haruno seufzte. „Warum denn nicht? Du vermisst ihn doch bestimmt mehr als wir alle zusammen.“, Hinatas Verhalten ergab einfach keinen Sinn. Was sie hier abzog war purer Masochismus. Selbst wenn Narutos Stimme seine markante Anwesenheit nicht ersetzen konnte, so war es zumindest eine Möglichkeit, ihm etwas näher zu sein. Hinata erwiderte abermals nichts. Ino und Sakura wechselten vielsagenden Blicke. Dann würden sie heute vermutlich wieder nichts aus Hinata herausbekommen. Aber sie konnten wenigstens versuchen, sie ein kleines Bisschen aufzuheitern. „Wir beide werden jetzt noch Shoppen gehen. Möchtest du uns begleiten? Wir haben letztens so ein unglaublich süßes Oberteil gesehen, das würde dir bestimmt fabelhaft stehen, Hina-chan.“, versuchte die Blondine ihr Glück und gab sich alle Mühe so enthusiastisch wie nur möglich zu klingen. Doch die Hyuuga schüttelte bloß ihren Kopf. „Das ist lieb von euch, aber ich muss nachhause und lernen.“, was ein weiteres Mal der Wahrheit entsprach. Eine gute Bilanz, wie Hinata fand. Abgesehen davon gab es niemanden, der sie in einem süßen Oberteil hätte bewundern können. Oder anders ausgedrückt, sie wollte von niemanden in einem süßen Oberteil bewundert werden. Sakura seufzte, trat dichter an die Hyuuga heran und umschloss Hinatas Händen mit den ihren. „Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Aber du musst Naruto vergessen. Er ist jetzt schon ein halbes Jahr in England und so wie es aussieht, wird er so bald nicht wieder kommen. Wir wissen alle, dass du ihn geliebt hast, aber irgendwann ist es Zeit loszulassen, Hina-chan. So wirst du deine Trauer und deinen Schmerz nie verwinden. Du bist so ein liebes Mädchen und vor allem noch so verdammt jung. Da draußen gibt es den richtigen für dich, du musst dich der Welt nur zeigen, sonst findest du ihn nie.“, das konnte einfach nicht mehr so weiter gehen. Hinatas Lächeln wurde trüb. Die Distanz alleine machte sie nicht traurig. Mit Distanz hätte Hinata fertig werden können. Sie schon. Naruto sichtlich nicht. Keiner kannte die Wahrheit. Der Uzumaki und sie trugen dieses kleine Geheimnis mit sich herum. Vermutlich war es beiden zu peinlich darüber zu sprechen oder Naruto sah einfach keine Bedeutung darin. Aber das spielte keine Rolle. Sie konnten diesen einen Tag nicht ungeschehen machen. So oft hatten ihr alle gesagt, dass sie sich öffnen musste. Sie hatte es getan. Dieses eine Mal war sie tapfer und mutig gewesen. Und jetzt? Jetzt war sie alleine, gedemütigt und verlassen. „Es geht hier nicht alleine um die Distanz.“, flüsterte die Hyuuga leise. Sie wollte einfach nur noch weg. Nachhause in ihr Zimmer, wo sie niemanden etwas vormachen, niemanden belügen oder abweisen musste. Sakura lächelte zuversichtlich. „Nein, es geht nicht alleine um die Distanz. So lange hast du darüber nachgedacht, Naruto deine Liebe zu gestehen, doch ehe du diesen wirklich schweren Schritt getan hast, ist Naruto einfach gegangen. Jetzt machst du dir Vorwürfe und hast das Gefühl, deine Chance verpasst zu haben. Weißt du Hina-chan, ich kann dich verstehen. Bei Sasuke und mir ist es nicht anders gewesen. Er war doch auch für ein halbes Jahr im Ausland. Dieses halbe Jahr habe ich mir solche Vorwürfe gemacht. Ich weiß, du hast leider keine Chance mehr, diesen Fehler rückgängig zu machen, du bekommst keine zweite Chance, so wie ich. Und das tut mir auch unglaublich leid für dich. Aber so kann es nicht weiter gehen.“, die Haruno schüttelte langsam ihren Kopf. Hinatas Augen füllten sich mit Tränen. Sakura irrte sich. Sie war tapfer genug gewesen. Sie hatte Naruto ihre Liebe gestanden. Er war trotzdem gegangen. Ohne etwas zu sagen. Sie hatte ihre Chance genutzt und trotzdem war sie mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen worden! Alle behaupteten sie verstehen zu können. Doch niemand kannte die Wahrheit, niemand konnte sie wirklich verstehen. Aber wie hätte sie auch darüber sprechen können?! Sie konnte Sakura unmöglich sagen, dass ihr geliebter, bester Freund so mit ihr umgegangen war. Das würde der Haruno das Herz brechen. Sie war immer so fest davon überzeugt gewesen, dass Naruto sie ebenfalls mochte. Sie hatte Hinata so oft Mut zugesprochen und vermutlich hatte sie es der Haruno alleine zu verdanken, dass sie den entscheidenden Schritt gemacht hatte. Sie konnte ihrer besten Freundin einfach nicht sagen, dass sie mit allem Unrecht gehabt hatte. Mit ihren Vermutungen, mit ihren Worten und mit ihrem Glauben an Naruto und sie. Nein, das konnte Hinata einfach nicht. Dazu schuldete sie der Haruno viel zu viel. „Tut mir leid, ich muss jetzt wirklich gehen.“, und ohne noch auf eine Reaktion zu warten, lief Hinata einfach davon. Sie konnte ihren Freundinnen nicht länger in die Augen sehen. Sie gaben sich so unglaublich viel Mühe und sie selbst war so undankbar und abweisend. Sie hatte die Aufmerksamkeit von Ino und Sakura gar nicht verdient. Sie war ja noch nicht einmal in der Lage, die Wahrheit zu sagen... ~ Ein paar Tage später sah die Welt für Hinata schon wieder einen Deut erträglicher aus. Sakura und Ino hatten sichtlich akzeptiert, dass sie einfach nicht über Naruto sprechen konnte. Die beiden lenkten sie in den Pausen immer so gut sie konnten ab. Sein Name fiel dabei kein einziges Mal. Dafür war die Hyuuga unglaublich dankbar. Am Nachmittag stürzte sie sich immer gleich in Hausaufgaben, Nachhilfe und noch mehr Hausaufgaben, bis sie letztendlich müde und erschöpft ins Bett fiel und wenigstens ein paar Stunden ruhigen Schlaf bekam. Anfangs hatte sie Naruto selbst im Traum verfolgt. Sie hatte seinen Gesichtsausdruck einfach nicht vergessen können. Dieses Lächeln, das Hinata einfach nicht in der Lage gewesen war zu deuten. Seine Augen, die sie so unsicher angesehen hatten. Und natürlich seine roten Wangen, die sie bis zu jenem Tag noch nie bei ihm gesehen hatte. Aber mit der Zeit ließ sie der Uzumaki zumindest während ihrem Schlaf in Ruhe. Seither war die Nacht zum besten Freund der Hyuuga geworden. Sie schenkte ihr Erholung, Sicherheit und Distanz. „Hinata.“, riss sie eine bekannte, strenge Stimme aus ihren Gedanken. Die Hyuuga zuckte zusammen und blickte in schwarze Augen. „Sasuke-kun.“, hauchte sie leise. Was machte er an ihrem Tisch? Der Uchiha schüttelte bloß seinen Kopf. „Hast du geschlafen? Kurenai-sensei hat uns eine Partneraufgabe erteilt. Du. Ich. Partner?“, versuchte er ihr zu erklären. „Ach so.“, davon hatte sie tatsächlich nichts mitbekommen. Wann hatte Kurenai-sensei sie in Gruppen eingeteilt? Und was war die Aufgabe? Sasuke würde es bestimmt wissen. „Was müssen wir denn machen?“ „Das hier lesen und dann Fragen beantworten.“, da hatte er mit seiner Partnerin ja das große Los gezogen. „Soll ich es alleine machen? Du wirkst abwesend.“, eigentlich war Hinata immer eine große Hilfe in Englisch gewesen. Vielleicht war sie sogar noch einen Deut besser gewesen als er selbst. Aber seit Naruto umgezogen war... „Nein, ich helfe dir schon.“, Hinata lächelte schwach und besah sich den Text. Sie kannte ihn. „Ich habe das schon einmal gelesen. Mit Naruto, als ich ihm Nachhilfe gegeben habe.“, Kurenai-sensei hatte ihr die Unterlagen für das kommende Trimester gegeben, damit sie dem Uzumaki besser vorbereiten konnte. Der Uchiha nickte. „In Ordnung. Dann gib mir fünf Minuten. Ich lese den Text und danach können wir die Fragen beantworten.“, auf das Thema Naruto ging er vorerst nicht ein. Vorerst. Später würde ihm nichts Anderes übrig bleiben. „Kannst du nach Schulschluss noch mit zu meinem Schließfach kommen? Ich habe etwas für dich.“, und er sollte es ihr übergeben. Unfreiwillig, wohl bemerkt. Die Hyuuga schenkte Sasuke einen überraschten Blick. „Natürlich.“ Was wollte Sasuke bloß von ihr? Leicht unsicher lächelte sie den Uchiha an. „Hier bin ich. Also was möchtest du mir geben?“, es hatte beinahe den Anschein gehabt, als hatten die letzten beiden Stunden nie vorüber gehen wollen. Noch nie hatten sich Geschichte und Geografie so lange gezogen wie heute. Sasuke nickte, öffnete sein Schließfach und nahm ein kleines Paket heraus. „Ich habe mich geweigert es dir zu geben. Aber du weißt doch, er kann ziemlich überzeugend sein. Es ist schwer seinem besten Freund etwas abzuschlagen. Selbst, wenn er ein paar tausend Kilometer von einem entfernt ist. Ich denke er hat sich nicht getraut, es direkt an dich zu schicken. Also spiele ich Bote.“, er überreicht der Hyuuga den sorgfältig verpackten Gegenstand. Hinata nahm ihn mit zittrigen Händen an sich. „Das ist von Naruto?“, fragte sie vorsichtig nach, obwohl die Antwort ohnehin mit großen, dicken Buchstaben vor ihr stand. Absender: Naruto Uzumaki. Das war also tatsächlich von ihm. Das überforderte Hinata. Seit Monaten hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Keinen Brief, kein Telefonat, keine Mail. Da war einfach nichts gewesen. Nicht einmal ein lausiger Gruß über Sasuke oder Sakura. Und dann plötzlich das hier?! Die Hyuuga schluckte. Ihr Herz raste wie verrückt und ihr Verstand drehte sich im Kreis. Plötzlich war da wieder Narutos Gesichtsausdruck. Das undeutbare Lächeln und der unsichere Blick. Das alles hatte Hinata wieder so deutlich vor Augen. Ihre Tränen, ihre Traurigkeit, ihre Hoffnungslosigkeit. Alles war wieder da. So deutlich, als wäre es erst gestern gewesen. „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich der Uchiha. Er hatte doch gewusst, dass es keine gute Idee gewesen war. Aber Naruto hatte sich nicht davon abbringen lassen. Dämlich wie eh und je. Geistesabwesend nickte sie und beachtete Sasuke gar nicht erst. Sie hielt ein Paket von Naruto in den Händen. Ein Paket, dass er abgeschickt hatte. Ein Paket, dessen Inhalt nur er kannte. Panisch drückte sie es Sasuke gegen die Brust. „Ich will es nicht.“, sagte die Hyuuga entschlossen und wartete, bis der Uchiha es wieder an sich nahm. Sie konnte das einfach nicht. Es würde alles wieder hochkommen. Alles, was sie die letzten Monate über nach und nach zu unterdrücken gelernt hatte. Sasuke schüttelte den Kopf, legte seine Hände auf die von Hinata und drückte ihr den kleinen Gegenstand wieder entgegen. „Es gehört dir.“, und die Sanftheit in seiner Stimme überraschte ihn. Er hatte Hinata schon immer gemocht. Sie war wundervoll ruhig, nervte niemals und sie war so sehr in Naruto verliebt, dass sie ihm selbst keine Beachtung schenkte. Das war angenehm. Das mochte Sasuke. Doch er war es nicht gewohnt, dass er sich so viele Gedanken um eine einzige Person machte. Sakura und Naruto zwangen ihn praktisch dazu. Sakura aus Sorge, Naruto aus Schuldgefühlen. Er hätte seinem besten Freund nie versprechen dürfen, dass er auf Hinata achten würde. Großer Fehler. „Aber ich will es nicht.“, die Stimme der Hyuuga war leise und ängstlich. Sasukes Hände waren warm. So viel wärmer als die ihren. Dennoch konnten sie nicht die eisige Kälte in ihrem Herzen verdrängen. Sasuke beobachtete Hinata genau. Er konnte ihre Unsicherheit und ihre Angst bis hier her spüren. Sie machte aus ihren Emotionen kein Geheimnis. Sie dachte vielleicht, dass sie in der Lage dazu war, aber das stimmte nicht. Sie belog sich lediglich selbst. In so vielen Bereichen. Er hatte versucht es schweigend zu dulden. Aber er konnte nun einmal nicht mitansehen, wie Menschen in Selbstmitleid zerflossen. „Hör zu.“, seine Stimme klang wieder üblich kühl und scharf. „Naruto ist weg. Das ist traurig. Wir allen vermissen ihn. Aber das Leben geht weiter. Hör auf vor ihm davon zu laufen, sondern stelle dich deinen Gefühlen. Es mag sein, dass du verletzt bist. Aber schon langsam wird dein verhalten jämmerlich, Hinata. Naruto würde sich so ganz bestimmt nie in dich verlieben.“, seine Worte waren hart, doch jede noch so kleine Silbe war mit Bedacht gewählt. „Ich kann dich verstehen. Unfreiwillig aber doch, denn Naruto hat...“, doch er wurde unterbrochen. Hinata hatte blitzartig ihren Kopf gehoben und Sasuke konnte etwas in ihren Augen aufblitzen sehen, dass er niemals im Besitz der Hyuuga gedacht hatte. Wut. „Ihr könnt mich nicht verstehen.“, keiner konnte das. „Alle sagen mir immer dieselben Worte. Aber keiner von euch kennt die Wahrheit. Wie wollt ihr mich also verstehen?“, Verständnis half ihr nichts. Verständnis brachte Naruto nicht zurück. Ohne sich darüber im Klaren zu sein, nahm Hinata das Paket an sich und ließ Sasuke stehen. „...mir von eurem Abschied erzählt.“, vervollständigte Sasuke seinen Satz. Doch Hinata war bereits viel zu weit weg, um ihn zu hören. Der Uchiha wandte sich mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen seinem Schließfach zu. Naruto würde er davon lieber nichts erzählen. Aber wenigstens ließ Hinata ihrem wahren Gefühl endlich einmal freien Lauf. Nämlich Wut. ~ Vermutlich saß sie nun schon über eine Stunde auf ihrem Bett und sah auf das Paket. Sie hatte schon öfter danach gegriffen und es wieder fallen lassen. Es war einfach zu viel für sie. Da drinnen konnte sich praktisch alles befinden. Nach einem halben Jahr konnte Naruto so vieles von ihr wollen. Vielleicht war es eine Entschuldigung? Aber wollte Hinata überhaupt eine hören? Würde es das erträglicher machen? Vermutlich nicht. Vielleicht war es aber auch ein endgültiger Schlussstrich. Oder einfach nur eine freundschaftliche Botschaft oder... Es war egal. Nichts würde die Zeit zurückdrehen können und diesen einen Tag ungeschehen machen. Also spielte es doch praktisch gesehen keine Rolle, was sich in diesem Paket befand. Konnte sie sein Inhalt also wirklich so aus der Bahn werfen, wie Hinata sich das einredete? Sie griff ein weiteres Mal nach dem Päckchen und legte ihre zittrigen Finger an den Verschluss. Vermutlich war ihr Naruto die letzten sechs Monate nie so nahe gewesen wie in dieser Sekunde. Seine Präsenz erfüllte nicht nur Hinatas Zimmer, sondern auch ihren Verstand und ihr Herz. Da war überall er. So wie vor seinem Umzug. Einfach nur Naruto... Hinata kniff die Augen zusammen und ruckartig öffnete sie das Paket. Ihr Herz pochte heftig und ein Gefühl des Unbehagen breitete sich in ihrem Bauch aus. Langsam griff sie in den Umschlag und zog den Inhalt heraus. Erst jetzt wagte sie es, ihre Augen wieder zu öffnen. Aber nur um sie gleich darauf wieder zu schließen...und wieder zu öffnen. Nein. Sie hatte sich nicht getäuscht. Sie hielt tatsächlich ein Buch in der Hand. Doch es handelte sich nicht nur um irgendein Buch, sondern um die englische Ausgabe von 'Der kleine Prinz'. Das war ihr Lieblingsbuch. Naruto wusste das. Hastig griff Hinata ein weiteres Mal nach dem Paket und sah hinein. Aber da war nichts mehr. Kein Brief, keine Karte, nichts... Sie öffnete die letzte und die erste Seite. Doch auch dort...nichts. Keine Zeile, kein Wort. Nur dieses Buch. Was sollte ihr das sagen? Wollte ihr Naruto überhaupt etwas damit sagen? War er sich bewusst gewesen, welche Bedeutung diese Geste für sie haben könnte? Immerhin war es das Buch. Das Buch, mit dem alles angefangen und irgendwie auch alles wieder geendet hatte. Ihre Tränen bemerkte Hinata erst, als der Buchtitel vor ihren Augen verschwamm und sie nichts mehr erkennen konnte. So lange hatte sie versucht Naruto aus ihrem Leben zu streichen, ihn zu vergessen und sich seiner Abwesenheit nicht bewusst zu werden. Sie hatte sich solche Mühe gegeben. Und obwohl sie anfangs kläglich an ihrem Vorhaben gescheitert war, so war alles erträglicher geworden. Tag für Tag hatte sie praktisch spüren können, wie es immer einfacher geworden war. Sie hatte einen Weg gefunden, mit allem zu leben. Es war vielleicht kein guter Weg gewesen, aber zumindest ein erträglicher. Und jetzt...jetzt war alles wieder da. So deutlich und intensiv, dass es Hinata praktisch überrannte. Sie drückte das Buch fest gegen ihren Körper und stellte sich für den Bruchteil einer Sekunde vor, dass Naruto an seiner Stelle wäre, dass seine Wärme ihr Herz überflutete und sie sich nicht mehr einsam fühlen musste. Doch die Realität holte sie ein. Es war und blieb nur ein Buch. Schlicht und einfach ein Buch. Ein Buch, das so unendlich viel bedeuten konnte. Doch ein Buch, das zumindest Hinata eines deutlich vor Augen gerufen hatte. Sasuke hatte mit seinen Worten Recht gehabt. Sie zerfloss in Selbstmitleid, sie versteckte sich und so jemanden...jemanden wie sie gerade eben war...würde Naruto niemals lieben können. Es war plötzlich alles so deutlich und klar. Sie hatte sich gar nicht vor der Wahrheit versteckt oder vor ihren Gefühlen. Sie hatte bloß nicht mehr die Person sein wollen, in die sie gehofft hatte, dass Naruto sich verliebt hatte, die Person, die er an jenem Tag abgewiesen hatte. Doch ihre naiven Bemühungen hatten sie bloß zu einem Menschen gemacht, in den er sich noch viel weniger verlieben würde. Sie hatte sich dumm und lächerlich verhalten. Sie hatte Menschen weh getan, die ihr im Grunde nur helfen hatten wollen. Was würde er in ihrer Situation wohl machen? Doch die Antwort war leicht zu finden. Naruto würde kämpfen. So wie er es immer getan hatte. Er gab niemals auf und diese Eigenschaft hatte Hinata mehr bewundert als sonst etwas. Sie hatte von seinem Großmut und seinem Stolz gezeigt. Vielleicht war es sogar diese Eigenschaft gewesen, in die sie sich als erstes verliebt hatte. Entschlossen legte sie das Buch zur Seite. Sie würde kämpfen. So wie Naruto es tun würde. Hinata stand auf, nahm sich ihre Jacke und machte sich auf den Weg zu der einzigen Person, mit der sie jetzt reden konnte. „Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich kommen würdest. Ich habe deine Besuche vermisst, Hinata.“, wurde die Hyuuga freundlich begrüßt und in das Innere der Wohnung gebeten. „Ich hoffe ich störe Sie nicht, Kurenai-sensei.“, früher war Hinata oft hier gewesen. Natürlich sollte die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler nie so persönlich sein, doch ihre Englischlehrerin war nach und nach zu einer Art Mutterersatz geworden. Es gab Themen, die konnte sie einfach mit niemand anderem besprechen. Kurenai-sensei kannte sie schon seit über zehn Jahren, sie hatte sie praktisch mit erzogen und war so zu einer der wichtigsten Bezugspersonen für die Hyuuga geworden. Hinata betrat das Wohnzimmer und nahm auf dem gemütlichen Sofa Platz. „Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen. Ich weiß, dass ich mich Ihnen gegenüber die letzten Monate über nicht fair verhalten habe.“, diese Erkenntnis war beinahe so beschämend gewesen, wie die, dass sie ihre Freundinnen genauso behandelt hatte. „Das ist in Ordnung, Hinata. Ich kenne dich mittlerweile sehr gut. Du würdest so etwas niemals ohne Grund tun. Ich habe einfach gedacht, dass wir uns so nahe stehen, dass du mit mir über alles sprechen kannst.“ „Aber das kann ich, Kurenai-sensei. Nur war ich einfach noch nicht bereit dazu, weil ich vor der Wahrheit davon gelaufen bin.“, was alles vielleicht erträglicher gemacht hatte, doch zu einer Illusion, in der Hinata nicht länger leben wollte. „Aber ich würde jetzt gerne mit Ihnen sprechen, wenn das in Ordnung ist.“, ihre Englischlehrerin würde es verstehen. Kurenai lehnte sich zurück. „Ich höre dir sehr gerne zu.“ Die Hyuuga nickte dankbar und begann zu erzählen. „Sie können sich doch noch bestimmt erinnern, wie Sie mich gebeten haben, Naruto Nachhilfe zu geben. Natürlich habe ich diese Aufgabe gerne übernommen. Für mich war es eine Gelegenheit ihm nahe sein zu können, ohne dass er Verdacht schöpften würde, dass ich ihn mag. Und es hat mir auch sehr großen Spaß gemacht. Wir sind uns bei jeder Stunde näher gekommen und ich habe wirklich gedacht, dass er mich auch mag. Ich habe es nie gewagt zu hoffen, dass er für mich dasselbe empfinden könnte wie ich für ihn, doch das war auch gar nicht nötig. Ich wäre mit seiner Freundschaft schon zufrieden gewesen.“, ein schwaches Lächeln legte sich auf Hinatas Lippen. Vielleicht war selbst dieser Wunsch zu viel gewesen. „Wir haben uns jeden zweiten Tag getroffen und Naruto ist tatsächlich immer besser geworden. Ich habe ihn noch nie so motiviert gesehen, dabei war er an Englisch doch nie sonderlich interessiert gewesen. Vielleicht hätte mir das ein Zeichen sein sollen.“, doch vermutlich hatte sie ihre Freude einfach blind gemacht. „Jedenfalls habe ich dann den eigentlichen Grund für diese Nachhilfe erfahren. Als er mir gesagt hat, dass er mit seinen Eltern nach England ziehen würde, ist für mich eine Welt zusammen gebrochen. Ich habe mir einfach nicht vorstellen können, dass Naruto mich tatsächlich verlässt.“, ihr Albtraum hatte an jenem Tag begonnen. „Und ich bin so unglaublich wütend und enttäuscht gewesen, dass sie beide mich so lange im Unklaren gelassen haben. Vielleicht ist auch das eine der Gründe, warum ich nicht eher zu Ihnen kommen habe können. Ich habe Ihnen die Schuld gegeben. Ich habe mir immer eingeredet, dass ich es vielleicht hätte verhindern können, wenn ich bloß früher davon gewusst hätte. Aber ich weiß jetzt, dass diese Einbildung bloß eine weitere Illusion gewesen ist. Es tut mir leid, dass ich Sie fälschlich verurteilt habe.“ Kurenai nickte verständnisvoll. „Ich habe dich nie belügen wollen. Naruto hat mich darum gebeten, dir nichts zu sagen. Und ich habe seine Entscheidung respektiert. Ich glaube, er hat sie bewusst getroffen. Und was den Rest angeht, das alles habe ich mir bereits gedacht. Doch da steckt noch mehr dahinter, oder?“ „Ja.“, und es war Zeit, dass sie diese Wahrheit jemanden erzählte. „Ich habe Naruto meine Liebe gestanden. An dem Tag, an dem er abgereist ist. Ich weiß, dass es ein blöder Moment gewesen ist. Doch was hätte ich tun sollen?“, damals war ihr diese eine Lösung noch besser erschienen, als gar nichts zu tun. Vermutlich würde sie heute anders darüber denken. „Und wie hat Naruto reagiert?“, es machte Kurenai ein wenig stolz, dass Hinata so mutig gewesen war. Aus dem schüchternen, kleinen Mädchen war tatsächlich eine junge Frau geworden. „Er hat gar nichts gesagt. Er hat mich einfach nur angelächelt, gewunken und ist verschwunden.“ Der Blick der Lehrerin wurde traurig. Das war also der Grund, warum Hinata so abwesend gewesen war. Es war gar nicht um Narutos Umzug an sich gegangen, sondern um die Tatsache, dass er sie ohne ein Wort verlassen und abgewiesen hatte. Irgendwie passte das zu dem Uzumaki. Vermutlich hatte er nicht einmal böse Absichten hinter all dem gehabt. „Und mein Englischunterricht hat dich so sehr an ihn erinnert, dass du einfach nicht mehr aufpassen wolltest?“, jetzt ergaben auch ihre schlechten Noten einen Sinn. Hinata nickte. „Englisch war immer mein liebstes Fach gewesen. Aber nach dem Umzug hat mich einfach alles daran an Naruto erinnert. Und das habe ich nicht ertragen. Ich wollte diesen Teil einfach aus meinem Leben streichen und meine Gefühle unterdrücken. Nichts zu fühlen war besser, als traurig zu sein. Zumindest habe ich das bis heute gedacht.“, und dann hatte sie dieses Buch erhalten. „Was hat deine Ansichten geändert?“, das interessierte Kurenai nun in der Tat. Hinata lächelte sanft. „Naruto selbst.“, und das war wohl die größte Überraschung überhaupt gewesen. „Während der Nachhilfe haben wir immer mehr voneinander erfahren. Ich habe ihm erzählt, dass 'Der kleine Prinz' mein absolutes Lieblingsbuch ist. Er hat immer gemeint, dass ihm Lesen zu langweilig wäre. Ich habe ihm meine Ausgabe dieses Buches geborgt und gemeint, er sollte es einfach einmal versuchen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass er es wirklich liest, doch eines Tages ist er zu mir gekommen und hat mir erzählt, dass ihm 'Der kleinen Prinz' ebenfalls gefallen hat und er sich in gewisser Weise mit ihm identifizieren konnte. Das hat mir unglaublich viel bedeutet, seit jenem Tag sind wir uns irgendwie viel näher gewesen. Und zum Abschied habe ich ihm eine Ausgabe dieses Buches geschenkt. Mit einer persönlichen Widmung.“, zu der Naruto nie etwas gesagt hatte. „Ich habe heute in der Schule ein Paket von Sasuke bekommen. Naruto hat sich sichtlich nicht getraut, es direkt an mich zu senden.“, oder er hatte einfach nur Geld sparen wollen. „Er hat mir die englische Ausgabe dieses Buches geschickt. Das war das erste, das ich seit seinem Umzug von ihm gehört habe. Es war kein Brief dabei, keine Karte oder sonst eine Art von Botschaft. Einfach nur dieses Buch. Ich weiß nicht, was er mir damit sagen möchte, aber es hat mir die Augen geöffnet. Ich habe das erste Mal seit sechs Monaten wieder ganz bewusst an Naruto gedacht und mir ist einfach klar geworden, dass er sich nicht verstecken würde, so wie ich. Er würde kämpfen und sich seinen Gefühlen stellen. Und das möchte ich jetzt auch tun. Weglaufen hat mich nicht glücklicher gemacht, nur einsamer.“, leider war diese Erkenntnis reichlich spät gekommen. „Ich verstehe. Hast du dir denn schon überlegt, wie dieser Kampf ausschauen soll?“ Hinata schüttelte ihren Kopf. Sie hatte es nach sechs Monaten bis hier her geschafft. Sie war in der Lage gewesen, endlich jemanden die Wahrheit zu sagen. Doch weiter war sie noch nicht gekommen. Sie wusste nicht, wie ihr Kampf aussehen würde. Sie wusste bloß, dass die Zeit gekommen war, etwas zu ändern. ~ „Er hat was?!“, Sakura schlug mit ihren Handflächen auf den Tisch und stand so energisch auf, dass der Stuhl hinter ihr zu Boden fiel. Ino, Kiba und Shikamaru gingen in Deckung. Sasuke blieb seelenruhig sitzen und tat so, als wäre nichts geschehen. „Hinata hat ihm ihre Liebe gestanden und Naruto hat sie einfach im Regen stehen lassen.“, er hatte sich seines Erachtens ziemlich klar und deutlich ausgedrückt. Kein Grund sich hier so aufzuführen. Ohne dabei aufzustehen nahm Sasuke Sakuras Stuhl, stellte ihn wieder hin und drückte seine Freundin auf die Sitzfläche. „Hinsetzen und beruhigen.“, befahl er. Er konnte hier keine Wutausbrüche dieser Art gebrauchen. Sein Vorhaben war ohnehin schon anstrengend genug. Auf hysterische Freundinnen konnte er verzichten. „Wie konnte er nur?!“, fragte Ino fassungslos und klammerte sich an ihren Freund Kiba. Wenn er so etwas mit ihr getan hätte, nicht auszudenken! „Jetzt ergibt auch endlich ihr merkwürdiges Verhalten einen Sinn!“, also wirklich...dieser Naruto. Die Blondine schnaubte. „Aber warum hat sie uns nicht davon erzählt?“, die Haruno hatte sich wieder beruhigt und schien nun langsam das volle Ausmaß dieser Neuigkeit zu verstehen. „Wir hätten ihr doch geholfen.“, Hinata hätte ihre Traurigkeit nicht alleine bewältigen müssen. Shikamaru sah zwischen Ino und Sakura hin und her und schüttelte dann leicht den Kopf. „Denkt doch einmal einen Schritt weiter. Sakura ist schon seit dem Kindergarten die beste Freundin von Naruto. Hätte Hinata ihr davon erzählt, wäre Sakura über sein Verhalten doch mehr als traurig gewesen. Sie wäre praktisch zwischen den Fronten gestanden. Eigentlich kann man es ihr nicht verübeln, dass sie ihr diesen Zwiespalt ersparen wollte. Und nachdem ihr bei Sakura praktisch die Hände gebunden gewesen sind, hat sie mit Ino auch nicht sprechen können. Das wäre Sakura gegenüber erst recht unfair gewesen.“, für ihn klang das alles ziemlich logisch. So logisch ein dämliches Gefühlschaos sein konnte. Ihm persönlich war das viel zu anstrengend. Deswegen war er auch mit Temari zusammen. Ältere Frauen machten weniger Probleme. „Shikamaru hat Recht.“, stimmte Sasuke dem Nara zu. „Abgesehen davon wird dieser Augenblick nicht gerade zu Hinatas Lichtmomenten zählen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr diese doch recht deutliche Abfuhr peinlich gewesen ist.“, unnötigerweise, aber das war ein anderes Thema. Sakura schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. „Wie konnte Naruto nur so etwas tun? Dabei war ich mir so sicher, dass er Hinata die letzten Wochen über richtig, richtig lieb gewonnen hat. Es ist doch beinahe schon ein Wunder gewesen, dass ihn jemand freiwillig zum Lernen motivieren hat können.“ Die Haruno biss sich auf die Unterlippe und sah schuldbewusst in die Runde. „Es könnte sein, dass ich an diesem Zustand nicht ganz unschuldig bin.“ „Was meinst du damit?“, meldete sich nun auch Kiba zu Wort. „Naja, ich habe Hinata immer dazu ermutigt, dass sie Naruto endlich ihre Gefühle gestehen soll und ich habe ihr so oft gesagt, dass ich mir sicher bin, dass der Dummkopf sie wirklich mag.“, beides war wohl ein Fehler gewesen. Vielleicht hatte Hinata auch deswegen nicht mit ihr sprechen wollen, weil sie ihr die Schuld an all dem gab. Ino schüttelte entschlossen den Kopf. „Hinata ist erwachsen, Sakura-chan. Sie hat diese Entscheidung ganz alleine getroffen. Keiner von euch beiden trägt Schuld an seinem dämlichen, kindischen, dummen, männlichen Verhalten. Wer hätte denn wissen können, dass dieser Idiot so reagiert.“, mit ihren Worten ließ die Yamanaka wohl keine Zweifel daran, wem sie die Schuld gab. Sakura lächelte schwach. Sie konnte sich noch so genau daran erinnern, wie aufgeregt und nervös sie an dem Tag gewesen war, an dem sie Sasuke ihre Liebe gestanden hatte. Und hier sprachen sie nicht über den quirligen, freundlichen, lebenslustigen Naruto Uzumaki. Sondern von dem kühlen, distanzierten, emotionsvermeidenden Sasuke Uchiha! Aber selbst er war nicht so...dämlich gewesen wie Naruto. Für sie war damals schon eine Welt zusammengebrochen, weil Sasuke ihr in aller Ruhe erklärt hatte, dass er es zwar nicht ausschloss sich in sie zu verlieben, aber momentan noch nicht zu dieser Art von Gefühlen bereit war. Wer hätte gedacht, dass sie ihm für diese Reaktion einmal dankbar sein würde. Wie von alleine griff sie nach Sasukes Hand. Sie hätte so eine Abfuhr womöglich noch schlechter weggesteckt, als Hinata es getan hatte. Der Uchiha sah auf Sakuras Hand und schenkte ihr dann ein kaum merkbares Lächeln. Eines jeder Lächeln, die nur für sie bestimmt waren. Das beruhigte die Haruno immer. „Ich glaube es hat keinen Sinn, wenn wir hier jemanden die Schuld geben. Wir sollten uns viel eher überlegen, ob wir etwas unternehmen.“, und so wie Shikamaru seine Freunde kannte, würden sie das wollen. Gott, er brauchte einen weniger nervigen Freundeskreis. Diese Dramen hier waren ihm zu viel. Zuerst war Sasuke ein halbes Jahr ins Ausland gegangen, dann hatten Neji, Temari und TenTen ihren Abschluss gemacht, dann war Naruto nach England umgezogen und aus gegebenen Anlässen ließ sich Hinata bei ihren wöchentlichen Kaffeehaustreffen nicht mehr blicken. Oder nur noch sehr selten. Ihre Gruppe war auf die Hälfte zusammengeschrumpft. Somit blieb eindeutig mehr Last an ihm hängen. Gar nicht gut. Obwohl... Irgendwie tat ihm Hinata schon leid. Und Naruto eigentlich auch. Er konnte nichts dafür, dass er einfach keine Ahnung hatte. „Naja, nachdem mir das alles schon schwer auf die Nerven geht, habe ich mir etwas einfallen lassen.“, Sasuke würde von Naruto dafür ewigen Dank verlangen. Das würde dem Uzumaki unzählige Runden im Billardcenter kosten. Sakura sah Sasuke erfreut an. „Du möchtest Naruto und Hinata helfen? Das finde ich ja so lieb von dir.“, sie hauchte ihrem Freund einen Kuss auf die Wange, der diese liebevolle Geste bloß mit einem Knurren quittierte. Zuneigung war in dieser Beziehung nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Sofern diese Zuneigung nicht von ihm selbst ausging. Einfache Regeln, Sakura sollte lernen sie zu beachten. Doch die Haruno war sichtlich anderer Meinung, denn sie schmiegte sich bloß vergnügt an Sasuke und lächelte. Kiba schüttelte bei diesem Theater seinen Kopf. „Dann erzähle uns von deinem Masterplan.“, wenn Sasuke sich etwas ausgedacht hatte, dann würde es schon klappen. „Hätte ich schon vor fünf Minuten getan, hätten mich gewisse Personen nicht davon abgehalten.“, er warf einen scharfen Blick in die Runde, begann dann jedoch zu erzählen. „Ich weiß, dass Naruto sein Verhalten leid tut und ich weiß, dass er an jenem Tag eigentlich ganz andere Absichten gehabt hat.“, er wusste halt immer am besten Bescheid. Unfreiwillig, aber was sollte er dagegen tun? „Ich habe mit meinen Eltern gesprochen und sie werden mit Kushina und Minato reden. Wir müssen uns dann lediglich um den Rest kümmern...“ ~ Es waren zwei Wochen vergangen, seit Hinata mit Kurenai-sensei über alles gesprochen hatte. Seitdem war es nach und nach etwas einfacher geworden. Noch war die Hyuuga nicht in der Lage gewesen mit ihren Freundinnen über alles zu sprechen, aber sie beteiligte sich wenigstens wieder an sämtlichen Gruppenaktivitäten und versuchte auch im Englischunterricht wieder besser aufzupassen. Sie hatte sich sogar dazu überwunden einen Brief an Naruto zu schreiben. Er lag gut verschlossen in ihrem Schreibtisch, denn noch fehlte ihr der nötige Mut, ihn auch abzuschicken. Aber die Hyuuga hatte ein gutes Gefühl, dass sie bald so weit sein würde. „Da bist du ja endlich, Hina-chan.“, Sakura winkte ihrer Freundin aufgeregt zu. Die Hyuuga sah auf und erblickte alle ihre Freunde, dich sich vor einem großen, rundlichen Gebäude versammelt hatten. Kiba und Ino wie immer in einem Kuss versunken, Neji und TenTen etwas abseits, Temari und Shikamaru leicht genervt, Sasuke alle gedanklich verfluchend und Sakura mitten drinnen hoch erfreut. Ein Lächeln legte sich auf Hinatas Lippen. Sie hatte ihre Freunde vermisst. Durch ihre Trance hatte sie keinen von ihnen so wirklich wahrgenommen. Diese verlorene Zeit musste sie dringend aufholen. „Bin ich zu spät, weil ihr schon alle da seid?“, sie sah auf ihre Uhr. Es war noch immer fünf Minuten vor dem Treffpunkt. Merkwürdig. Sonst war sie doch immer die erste. „Ach, das hat sich einfach so ergeben. Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass wir ein ganzes Planetarium für uns alleine haben. Wir müssen uns bei Temaris Vater nachher dafür bedanken. Das ist eine tolle Gelegenheit.“, und wie toll. Aber Sakura versuchte mit aller Kraft ihre Euphorie zu unterdrücken. Gelang ihr nur nicht besonders. „Ja, das ist wirklich nett.“, fand auch Hinata und lächelte. „Dann lasst uns endlich gehen.“, Sasuke schob seine Freundin Richtung Eingang. Sie waren schließlich nicht zum Vergnügen hier. „Und das hier ist der Raum, in dem es spezielle Vorführungen gibt.“, klärte Temari ihre Freunde auf. Sie hatte all das schon hunderte Male gesehen, dennoch faszinierte sie das Planetarium ihres Vaters nach wie vor. Vielleicht würde sie so wie er Astronomie studieren und anfangen hier zu arbeiten. Etwas so endloses wie den Himmel zu erforschen, war bestimmt aufregend. „Das ist wirklich schön hier.“, Ino war ganz begeistert. „Wir sollten mit der Schule herkommen. Ich glaube das würde den anderen gefallen und dein Vater macht so ein gutes Geschäft.“, die Yamanaka lachte auf. Temari grinste. „Keine schlechte Idee. Etwas Bildung und Kultur könnte den meisten Hitzköpfen dort nicht schaden.“, sie war unglaublich dankbar, dass sie nicht mehr zur Schule musste. „Und was für Vorführungen gibt es hier?“, erkundigte sich Hinata und sah sich genau um. Der Raum war wie ein kreisförmiges Auditorium aufgebaut, in der Mitte mit einem kleinen runden Podium, das sichtlich für den Vortragenden gedacht war, da sich ein Pult darauf befand. „Wartet. Ich zeige es euch.“, na das ging einfacher als erwartet. Mit wenigen Schritten war Temari bei dem Pult mit unzähligen Schaltern angekommen. Langsam drückte sie einen nach dem anderen. Die Fensterläden schlossen sich und sorgten dafür, dass der Raum in Dunkelheit gelegt wurde. Einzig und alleine die Notausgangschilder brachten etwas Licht in die Finsternis. Die Sabakuno drückte einen letzten Knopf und plötzlich begann der mittlere Teil der Decke zu leuchten. Der Teil, der sich genau über dem Podium befand. Hinata richtete ihren Blick gebannt nach oben. Es sah beinahe so aus, als wäre es Nacht und man konnte den wolkenlosen Himmel betrachten, an dem tausende von Sternen funkelten. „Je nachdem welchen Knopf man nun betätigt, kann man verschiedene Sternbilder und Himmelskörper stärker beleuchten.“ Die Hyuuga war fasziniert. Sie stand in der Mitte des Raumes und hatte von hier aus eine fantastische Sicht. Es war wirklich schön mitanzusehen, wie die Sterne leuchteten. Sie hatte sich nie eingehend mit dem Himmel befasst. Vielleicht wäre es einmal an der Zeit, dass sie ihr Wissen über Sterne etwas auffrischte. Doch eigentlich wollte man etwas so Wunderschönes nicht verstehen, sondern es einfach nur ansehen und sich darin verlieren. Es wirkte alles so echt und realistisch. Fast so, als wäre es tatsächlich Nacht und die Decke aus reinem Glas. Plötzlich hörte Hinata einen leisen Knall. Sie schreckte zusammen. Das war doch die Tür gewesen. Sie horchte genau auf. Da war nichts. Nicht einmal der leise Grundlärmpegel ihrer Freunde. „Hey, wo seid ihr denn alle?“, die Hyuuga drehte sich um ihre eigene Achse, doch abgesehen von der schwach beleuchteten Fläche hier um sie herum, lag alles in Dunkelheit. Sie konnte die Zuschauerränge nicht erkennen. Ihr konnte doch unmöglich entgangen sein, wie die anderen den Raum verlassen hatten. Oder war sie von dem Anblick der Decke tatsächlich so gebannt gewesen? Plötzlich waren leise Schritte zu hören. „Hallo, ist da wer?“, Hinata versuchte den Lauten zu folgen und die Richtung der Schritte ausfindig zu machen. Es kam keine Antwort. „Temari? Sakura? Ino?“, wo seid ihr denn alle?“, schon langsam bekam die Hyuuga Angst. Was sollte das alles hier? Die Schritte setzten aus. „Hallo Hinata.“, erklang eine sanfte Stimme. Die Augen der Hyuuga weiteten sich langsam und ihr Herz setzte für wenige Sekunden aus. Das war doch nicht... Nein. Unmöglich! „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“ Doch, er war es. Sie würde diese Stimme unter Milliarden erkennen. Dank ihr hatte sie schon so oft gelacht und geweint, sich unbändig nach ihr gesehnt und sich im Traum davon verfolgen lassen. Naruto. „Die anderen haben dafür gesorgt, dass ich eine Chance habe mit dir zu reden.“ War das alles bloß Einbildung? War sie bei dem Anblick des wunderschönen Sternenhimmel eingeschlafen? Das war doch nicht möglich, sie musste träumen. Er war doch in England. Er konnte nicht hier sein und mit ihr sprechen. Hinata drehte sich im Kreis und versuchte den Uzumaki ausfindig zu machen. Doch die Dunkelheit verbat es ihr. Sie konnte nichts erkennen. Ein weiteres Mal ertönten Schritte. „Denn ich muss dir unbedingt etwas erklären.“ Die Hyuuga fuhr herum. Da, die Worte kamen von dort drüben! Ganz bestimmt. Sie ging zwei Schritte weiter, ehe Naruto sich erneut zu bewegen schien. Seine Schritte hallten wieder. Sie schienen so unglaublich weit weg. „Ich wollte dir niemals weh tun.“ Wie konnte seine Stimme plötzlich aus einer ganz anderen Richtung kommen? Hinata drehte sich um und setzte erneut zum Gehen an, doch die Schritte des Uzumaki waren ein weiteres Mal zu hören. Dieses Mal war die Pause zwischen seinen Worten länger. Wollte er mit ihr spielen? Oder warum gab er ihr keine Gelegenheit ihn ausfindig zu machen? Sie konnte nach wie vor nichts erkennen. Da waren bloß seine Stimme und seine Schritte, denen sie versuchen konnte zu folgen. Doch jede Sekunde schienen sie aus einer anderen Richtung zu kommen. Hinata drehte sich im Kreis, aber ihr war es einfach unmöglich, seinen Standort ausfindig zu machen. „Aber was hätte ich denn sagen sollen? Ich habe gewusst, dass ich dich alleine lassen muss. Ich habe mir gedacht, dass es so einfacher für uns beide wäre.“ Schon wieder eine andere Richtung. Hinata wurde schwindelig. Sie konnte Naruto einfach nicht aufspüren. Aber er war da. Er war wirklich hier. In Japan. In diesem Planetarium. Bei ihr... Diese Erkenntnis überrannte die Hyuuga und sie sackte kraftlos auf den Boden zusammen. Seine Worte waren nur von ganz weit weg an ihr Ohr gedrungen. Viel zu überwältigt war sie von der Tatsache, dass Naruto zurückgekommen war. Ihr Atem wurde schneller und sie musste sich mit den Händen auf dem Boden abstützen, um nicht ganz zusammenzubrechen. Wie konnte er ihr das nur antun?! „Aber das habe ich mir alles nur eingeredet. Ich habe mich selbst belogen. Ich habe bloß Angst gehabt.“ Die Stimme kam näher! Sie kam eindeutig näher. Naruto konnte nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt sein. Sie wollte ihn endlich sehen! Seine Augen, seine Haare, seine Lippen, sein Lächeln... Panisch sah sich Hinata um. Doch sie konnte niemanden erkennen. Ihr Herz pochte so heftig in ihrer Brust, dass es beinahe schon schmerzte. Aber an Schmerz hatte sich die Hyuuga die letzten Wochen und Monate über gewöhnt. Schmerz konnte man ertragen, man musste nur einen passenden Weg finden. Ihrer war Distanz gewesen. Und Naruto machte gerade alles zu Nichte. Hinata zuckte zusammen. Schritte. Es waren Schritte zu hören. Sie kamen näher. Genau wie die Stimme. Sie kamen eindeutig auf sie zu! Sie sah auf. Tatsächlich. Sie konnte Umrisse einer Person erkennen, die langsam die drei kleinen Treppen zum Podium hinauf traten. Langsam, Zentimeter für Zentimeter wurde mehr von der anfangs bloßen Silhouette sichtbar. Sie konnte Narutos Turnschuhe erkennen, die er bereits vor einem halben Jahr getragen hatte. So schmutzig wie sie waren, konnten sie einfach nur zu ihm gehören. Und dieser Schritt...diese schlaksige und dennoch anmutige Bewegung, das war sein Schritt. Eindeutig! Hinata wagte es mit ihrem Blick weiter nach oben zu wandern. Dieses T-Shirt. Sie kannte es. Das hatte Naruto bei ihrer ersten Nachhilfestunde getragen. Er kam näher. Er kam ihr immer näher. Er war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt. Das ging doch nicht. Vor nicht einmal zwei Minuten hatte sie ihn noch tausende Kilometer entfernt geglaubt. Und jetzt stand er hier und gleich würde sie... Sein Gesicht. Endlich wurde sein Gesicht in den sanften Lichtschimmer getaucht. Sie konnte es sehen. Es war tatsächlich Naruto. Und obwohl sie wegen der schwachen Beleuchtung weder das tiefe Blau seiner Augen noch das strahlende Blond seiner Haare erkennen konnte, so gehörte beides zweifellos zu Naruto. Er war es. Er kam auf sie zu. Schritt für Schritt. Bis er stehen blieb. Hinata wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Sie richtete ihren Blick auf den Boden und versuchte die Kontrolle über sich zu bekommen. Sie konnte jetzt nicht aufwachen, sie konnte jetzt nicht in Ohnmacht fallen. Das musste einfach die Realität sein. Naruto ging vor ihr in die Knie. „Doch die Wahrheit ist eine ganz andere, Hinata-chan.“, er griff nach ihren Armen und zog sie sanft mit sich hoch. Narutos Hände strichen sanft über die Wangen der Hyuuga, zogen die Konturen ihrer Lippen nach. Hinatas Körper begann zu zittern und ihre Haut unter seinen Berührungen zu brennen. Sie war nach wie vor nicht in der Lage etwas zu sagen. Sein plötzlicher Anblick hatte ihr die Sprache verschlagen. Doch was hätte sie schon sagen können? Nach über einem halben Jahr? Kein Wort wäre passend gewesen. Naruto-kun war wieder da... Die Finger des Uzumaki legten sich langsam um ihr Kinn und hoben es an. Hinata war gezwungen ihm in die Augen zu sehen. In seine Augen, die sie so lange Tag und Nacht verfolgt hatten. Sie hatten noch immer dieselbe Wirkung wie damals. Sie war von ihrem Anblick gefangen und unfähig sich davon zu lösen. „Die Wahrheit ist nämlich, dass ich mich auch in dich verliebt habe. Schon vor langer Zeit. Noch bevor ich Japan verlassen habe.“ Und das erste Mal drangen seine Worte klar und deutlich zu ihr durch. War seine Stimme bis jetzt nur verschleiert in der Dunkelheit gewesen, so drang die Bedeutung seiner Silben jetzt mit voller Wucht und Intensität zu ihr durch. Er hatte sich ebenfalls in sie verliebt. Naruto liebte sie. So wie sie ihn liebte. Er hatte es das ganze letzte halbe Jahr über getan. Und trotzdem hatte er sie leiden lassen. Warum nur? Wie hatte er ihr das nur antun können? Das war nicht fair! Er tat ihr weh, er ließ sie einfach im Regen stehen und dennoch...sehnte sie sich in diesem Augenblick so sehr nach seiner Näher und seiner Zuneigung. Sie konnte ihn nicht von sich stoßen. Niemals. Dazu war ihr Herz nach wie vor viel zu sehr von ihm eingenommen. Der Uzumaki trat noch einen Schritt dichter an Hinata heran, umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen und musterte jedes noch so kleine Detail an ihr. Sie konnte seinen Blick so deutlich auf sich spüren und alles in ihr schrie danach ihn einfach von sich zu stoßen, ihm zu sagen, dass er gehen sollte, dass er ihr weh getan hatte und dass er all ihre Bemühungen gerade zunichte gemacht hatte. Doch kein einziges Wort kam über ihre Lippen. Stadtessen ließ sie zu, wie Naruto sie so innig musterte, dass er ihr die Röte in die Wangen trieb und ihrem Herzen einen Sprung versetzte. Es war wie früher. Sie reagierte auf seine Nähe noch genauso heftig, wie vor einem halben Jahr. Es hatte sich nichts geändert. Gar nichts. Sie war Naruto noch genauso verfalle wie damals. Also tat Hinata einfach gar nichts. Sie regte sich nicht und sah einfach zu ihm auf, mit großen, wässrigen Augen. Ihre Lippen formten sich zu einem lautlosen Naruto-kun. Es war beides in einem. Eine unhörbare Aufforderung zu gehen und ein stummes Betteln nach seiner Nähe. Naruto lächelte und nahm der Hyuuga die Entscheidung ab. Dieses Mal würde er es richtig machen. Dieses Mal würde er nicht wieder gehen. Dieses Mal würde er ihr endlich die Wahrheit sagen. „Ich liebe dich, Hinata-chan.“, wiederholte er noch einmal mit solch einer leidenschaftlichen Intensität geziert mit gefühlvoller Zärtlichkeit und legte seine Lippen dann behutsam und sanft auf die ihren. Die Hyuuga war mehr als überwältigt. Sie hatte sich diesen Kuss so oft vorgestellt, doch das hier war anders. Sie konnte nicht sagen ob gut oder schlecht anders. Vielleicht lag es auch bloß daran, dass sie diese Bilder die letzten Wochen einfach aus ihrem Kopf verbannt hatte. Doch sie hatte nicht länger in ihren Träumen und in ihren Wunschvorstellungen leben wollen. Nicht mehr. Sie hätte sich darin verloren. So wie jetzt in diesem Kuss. Aber das spielte keine Rolle, denn dieser Kuss war real. Sie bildete sich das nicht bloß ein. Naruto küsste sie tatsächlich. Und war es so vergänglich und falsch, wenn man sich von so einer wundervollen Realität gefangen nehmen lassen wollte? Seine Lippen waren so warm und Hinata schien es fast so, als würde diese Wärme nach und nach die Kälte in ihrem Herzen verdrängen. Plötzlich waren da wieder all die Gefühle, die sie erfolgreich verdrängt geglaubt hatte. Da war wieder diese innere Aufregung, die seine Gegenwart bei ihr verursachte. Da war wieder diese Sehnsucht, die er Tag und Nacht in ihr geweckt hatte. Da war wieder die Leidenschaft, die Hinata in manchen Augenblicken einfach überrannt hatte. Und da war wieder die Liebe, die sie sorgfältig in ein kleines Eck ihres Herzens versperrt hatte, nur um nicht mehr leiden zu müssen. Alles war wieder da. Alles war mit ihm zurückgekehrt. Und egal ob es nun ein Zeichen von Stärke oder Schwäche war, Hinata ließ all das zu. Sie ließ sich davon gefangen nehmen und gab sich Naruto hin. Sie vergaß die Trauer und den Schmerz, sie ließ die Enttäuschung hinter sich. Denn selbst wenn dieser magische Augenblick nur wenige Momente anhalten würde, so schenkte er ihr genügend Kraft, um an ihrer Verwirrung nicht vollends kaputt zu gehen. Als sie später zusammen mit Naruto in einem kleinen Café saß, brannten ihre Lippen noch immer. Dieses wundervolle Gefühl wollte einfach nicht mehr weichen und es erschwerte Hinata klar zu denken. „Möchtest du nicht endlich etwas sagen?“, Naruto rührte schon seit Minuten in seinem Kaffee und wartete darauf, dass er endlich ihre Stimme hören konnte. Nicht einmal als er gefragt hatte, ob sie mit ihm etwas Trinken gehen wollte, hatte sie etwas sagt. Bloß genickt. Kein Wort hatte bisher diese zarten, weichen Lippen verlassen und schon langsam verunsicherte das den Uzumaki. Ihn machten schon ein paar Minuten verrückt, Hinata hatte über ein halbes Jahr auf Worte warten müssen. Er war so dumm gewesen... Die Hyuuga sah ihn an. Sie hatte noch immer nicht gesprochen? Das war ihr gar nicht aufgefallen. Sie war einfach viel zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“, flüsterte sie leise und versuchte zu lächeln. Naruto entspannte sich augenblicklich. Sie strafte ihn nicht weiter mit Schweigen. Das war gut. Das war ein Anfang. „Es tut gut, deine Stimme zu hören. Ich habe ihren Klang schon vermisst.“, er konnte es noch immer nicht glauben, dass er wieder hier war und sie sehen konnte. Die letzten Monate schienen wie eine kleine Ewigkeit. Darauf erwiderte die Hyuuga nichts. „Warum bist du wieder hier?“, fragte sie leise nach. Es war Zeit, dass sie Antworten bekam. „Deinetwegen.“, erklärte ihr Naruto entschlossen. Hinata nickte bloß. Obwohl sich seine Worte so unglaublich gut anhörten, wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. „Aber warum ausgerechnet jetzt? Warum nicht schon früher? Warum hast du mich so lange warten und leiden lassen?“, das konnte sie einfach nicht verstehen. Ihm musste doch klar gewesen sein, dass sie hier durch die Hölle gegangen war. Narutos Gesicht verzog sich schmerzhaft. „Darauf kann ich dir keine Antwort geben. Zumindest keine, die dich glücklich machen würde. Mein Verhalten ist unverzeihlich, das weiß ich. Ich war in diesem Augenblick einfach überfordert. Ich hätte nie damit gerechnet, dass du mir deine Liebe gestehen würdest. Ich wollte etwas sagen, wirklich. Aber ich habe andauernd daran denken müssen, dass ich dich ohnehin in wenigen Stunden verlassen würde. Ich wollte dir nicht weh tun. Ich habe einfach zu spät erkannt, dass ich dir so bloß noch mehr Leid zugefügt habe.“, er war schlichtweg dumm und naiv gewesen. Dafür gab es keine bessere Erklärung. „Und warum ausgerechnet jetzt? Weil Sasuke mir geholfen hat. Er war der einzige, mit dem ich über diesen Tag gesprochen habe. Ich glaube ich habe ihn so lange genervt, bis er einfach die Nase voll gehabt hat.“, Naruto lachte leise auf. „In England bin ich nie glücklich gewesen. Meine Noten waren schlechter als hier, ich hatte kaum Freunde, da die Menschen dort so anders sind, ich habe euch alle vermisst und ja...“, der Uzumaki brach ab und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Du warst einfach nicht dort.“, das war wohl das entscheidendste Argument gewesen. „Aber ich darf meinen Abschluss jetzt doch hier machen. Ich wohne von jetzt an bei Teme. Ich habe zwar schon eine Liste mit hundert Hausregeln von ihm bekommen, die ich stets zu beachten habe, sofern ich von ihm nicht auf die Straße gesetzt werden möchte, aber das ist immer noch besser als einen Ozean von euch allen entfernt zu sein.“ Hinata sah Naruto überrascht an. „Du...du bleibst tatsächlich hier?“, und schon langsam glaubte sie wieder fest daran, dass es sich hierbei bloß um einen Traum handeln konnte. „Ich bleibe hier, ja.“, wiederholte Naruto und lächelte. „Und ich möchte all meine Fehler wieder gut machen. Ich möchte mir dir zusammen sein, Hinata-chan. Ich weiß, dass ich mich anstrengen muss, weil ich dir sehr, sehr weh getan habe. Aber das werde ich tun. Ich werde um dich kämpfen und dir beweisen, dass ich meine Worte alle ernst meine.“, er musste es einfach versuchen. Er würde es nicht noch einmal ertragen so lange von ihr getrennt zu sein. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf die Lippen der Hyuuga. Naruto war wieder hier, er würde bleiben und er wollte um sie kämpfen. Die Eigenschaft, die sie an ihm immer am meisten bewundert hatte, wollte er nun ganz alleine für sie einsetzen. Das alles war so irreal und dennoch glich es genau dem, was sie die letzten Monate über jeden Tag hatte hören wollen. Sie schüttelte entschieden ihren Kopf. „Du musst nicht kämpfen. Ich liebe dich noch immer.“, daran würde sich niemals etwas ändern. „Nur werde ich einfach etwas Zeit brauchen. Ich habe das letzte halbe Jahr über viele Fehler gemacht. Ich glaube ich habe einiges wieder gutzumachen. Und ich bin noch immer verletzt. Ein Tag kann kein halbes Jahr gut machen, Naruto-kun.“, aber das war ihm vermutlich bewusst. „Aber ich möchte auch mit dir zusammen sein. Nur...langsam eben.“, ein besseres Wort hatte sie dafür nicht gefunden. Der Uzumaki nickte. „Langsam hört sich wirklich gut an. Ich könnte dir Nachhilfe in Englisch geben.“, bot er freundlich an. „Du willst mir Nachhilfe in Englisch geben?“, immerhin war sie die beste Schülerin gewesen und er vermutlich der schlechteste. „Tja, irgendetwas muss dieses halbe Jahr doch gebracht haben. Ich wette, ich bin jetzt besser als du.“ Hinata lachte leise auf. „Wir werden genug Zeit haben, das herauszufinden.“ Denn Naruto war wieder da und er würde auch nicht wieder gehen. Und vielleicht war durch diese Entwicklung nicht alles vollkommen, doch es war bestimmt ein guter Anfang. „Ja, und ich freue mich schon auf diese Zeit. Wirklich.“, Naruto nickte entschlossen. Es war ihm so unglaublich wichtig, dass Hinata seinen Worten wieder Glauben schenken konnte. Sie durfte nicht an ihm zweifeln. Nicht mehr. Die Hyuuga lächelte schwach und nippte dann gedankenverloren an ihrem Kaffee. „Hm, warum hast du mir dieses Buch geschickt? Warum ausgerechnet vor ein paar Wochen und nicht schon früher?“, diese Frage beschäftigte sie schon eine Weile. Naruto sah verlegen zur Seite. „Weil ich mich zuvor nicht getraut habe.“, gestand er leise. „Und was hat deine Meinung geändert?“, woher hatte er plötzlich den Mut genommen, es doch zu tun? „Das warst du, Hinata-chan. Als wir uns voneinander verabschiedet haben, hast du mir doch dieses Buch geschenkt. Ich habe an diesem Tag so viel im Kopf gehabt, dass ich ihm nicht wirklich Beachtung zukommen habe lassen. Ich habe es an mich genommen und es wieder vergessen.“, darauf war er nicht stolz, aber er würde hier nicht länger lügen. Der Abschied von seinen Freunden, seiner Heimat und Hinata, hatte ihn so mitgenommen, dass er an nichts anderes mehr denken hatte können. „Vor ungefähr zwei Monaten, ist mir das Buch dann wieder in die Hände gefallen und ich habe deine Widmung entdeckt. Ich habe sie zum ersten Mal gelesen. Du hast geschrieben, dass du mich für meinen Kampfgeist und meinen unbändigen Drang besser zu werden, so sehr bewunderst. Und ich habe über deine Worte nachgedacht. Mir ist klar geworden, dass du den Menschen, zu dem ich geworden bin, keine Bewunderung mehr schenken würdest. Denn ich bin davon gelaufen. Ich habe meine Probleme hinter mir gelassen und versucht sie zu ignorieren. Mein Kampfgeist ist erloschen gewesen, weil mir all das einfach zu peinlich gewesen ist. Aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du mich für etwas bewunderst, dass ich gar nicht mehr bin. Also wollte ich wieder zu der Person werden, an die du diese Zeilen gerichtet hast. Deswegen habe ich dir dieses Buch geschickt und selbst eine Widmung geschrieben. Es war ein kläglicher Versuch, zumindest ansatzweise wieder gut zu machen, was ich dir angetan habe.“, der Uzumaki lachte leise auf. „Ich weiß, lächerlich. Ich bin dir auch gar nicht böse, dass du nicht reagiert hast. Ich kann nun einmal nicht so gut schreiben, wie du.“ Hinata starrte ihn mit großen Augen an. „Du hast eine Widmung in das Buch geschrieben?“, warum war ihr das nie aufgefallen? „Äh ja, das habe ich getan. Hast du sie nicht gelesen?“, Naruto schenkte ihr einen überraschten Blick. „Weder auf der ersten, noch auf der letzten Seite, ist etwas gestanden.“ „Ich habe sie auch in der Mitte geschrieben. Bei meiner Lieblingsstelle.“, gestand Naruto. „Widmungen schreibt man doch an den Anfang oder an das Ende, Naruto-kun.“, und sie hatte nie den Mut aufgebracht, das Buch zu lesen. „Oh, naja. Ich habe jedenfalls etwas geschrieben.“, und jetzt wusste der Uzumaki nicht mehr, was er noch sagen konnte. Das war alles etwas peinlich. Er hatte ihr also doch eine Botschaft mit dem Buch zukommen lassen. Sie hatte es nur ihrer Feigheit zu verdanken, dass sie seine Worte nicht gelesen hatte. Hinata seufzte. „Was hast du denn geschrieben?“, fragte sie neugierig nach. Naruto wurde rot um die Nasenspitze. „Willst du das nicht lieber zuhause nachlesen?“, versuchte er sein Glück, doch Hinata schüttelte bloß ihren Kopf. „Ich will es von dir hören. Hören ist besser als lesen.“, zumindest nach sieben Monaten. Der Uzumaki seufzte theatralisch. „Ich habe mich entschuldigt und ich habe dich um Verzeihung gebeten. Und ich habe dir vorgeschlagen, dass du mir doch einfach schreiben könntest, wenn du bereit dazu bist und ich dich bestimmt nicht drängen möchte und...“, dass er sie lieb hatte. Aber das konnte er jetzt nicht so einfach sagen. Die Hyuuga nickte. Er hatte sich also entschuldigt. Irgendwie waren sie beide Schuld an diesem ganzen Theater gewesen. Naruto muss sich das letzte Monat über Vorwürfe gemacht haben, da sie sich nicht gemeldet hatte. Er musste gedacht haben, dass sie ihm nicht verzeihen konnte. Das tat Hinata leid. Sie wusste nicht, ob sie sich gemeldet hätte, aber... Sie griff nach ihrem Handy und tippte eine kurze Nachricht ein. „Wem schreibst du?“, fragte Naruto neugierig nach. Die Hyuuga klappte ihr Handy zu und lächelte bloß. Sekunden später vibrierte das von Naruto. Überrascht griff er danach und las die Nachricht. Ich verzeihe dir, Naruto-kun... Er lächelte. Sie hatte ihm geschrieben. ~ Ino quietschte auf. „Also seid ihr jetzt zusammen? Das war doch so süß. Wie im Film.“, das dunkle Planetarium, die leuchtenden Sterne, geheimnisvolle Schritte und vertraute Stimmen. Hach. Ino wäre so gerne dabei gewesen. „Ich weiß nicht.“, über solche Dinge hatte sie sich mit Naruto noch nicht unterhalten. „Wir wollen alles langsam angehen. Ich habe viel zu lange in einer Illusion gelebt. Ich brauche einfach etwas Zeit, bis ich mir der Realität wieder so wirklich bewusst werden kann.“ Sakura nickte. Das konnte sie verstehen. „Das letzte halbe Jahr war wohl ziemlich schlimm für dich.“, es setzte ihr noch immer zu, dass sie keine Ahnung vom wahren Ausmaß von Hinatas Schmerzen gehabt hatte. „Hm, ich habe es mir selbst schwer gemacht. Ich habe mich von allen abgewandt. Ich war mir einfach so sicher, dass es dadurch einfacher wird. Aber ich habe mich selbst belogen. Ich hätte nur einmal klar denken müssen, dann hätte ich erkannt, dass ich Freunde um mich herum habe, die mir helfen wollen. Ich hätte erkannt, dass mein Leben trotz dieser Enttäuschung lebenswert und schön ist. Ich habe keinen von euch wirklich geschätzt und das tut mir sehr, sehr leid. Das habt ihr nicht verdient. Ihr habt euch immer solche Mühe mit mir gegeben und ich war nicht einmal aufrichtig genug, um euch die Wahrheit zu sagen.“, dafür schämte sich Hinata immer noch. „Ach, das ist doch egal. Hauptsache dir geht es wieder gut. Naruto hat dir vielleicht dein Herz gebrochen, doch ich glaube er wird sich gut darin machen, es langsam wieder zusammenzuflicken.“, Sakura glaubte an ihren besten Freund. Er war manchmal schwer von Begriff, aber trotz allem ein guter, aufrichtiger Mensch. „Das glaube ich auch. Von jetzt an wird alles besser werden.“, verkündete Ino erfreut. „Darauf trinken wir.“, sie erhob ihr Sektglas. „Hey, ihr könnt doch mit dem Spaß nicht ohne uns anfangen.“, Kiba tat empört und ließ sich neben seine Freundin fallen, dicht gefolgt von Shikamaru. „Ihr kommt zu spät.“, tadelte die Blondine. „Naruto und Sasuke sind sich noch nicht so ganz über die Badezimmerordnung einig.“, verteidigte sich der Inuzuka. Er konnte nichts für diese Verspätung. „Klappe, sondern schickte ich Naruto künftig zu dir duschen.“, Sasuke brummte genervt und nahm dann neben Sakura Platz. „Bloß nicht. Der hinterlässt bestimmt pures Chaos!“ Naruto seufzte und schenkte Hinata einen traurigen Blick. „Darf ich mich zu dir setzen, meine Freunde wollen mich nicht mehr haben. Keine Woche hier und schon möchte man wieder abgeschoben werden.“, das war traurig. Wirklich traurig. Hinata rückte ein Stück zur Seite. „Neben mir ist immer ein Platz für dich, Naruto-kun.“, beruhigte sie ihn. „Das ist gut, denn das ist bestimmt der beste Platz von allen.“ Ino quietschte ein weiteres Mal auf. „Sind die beiden nicht süß.“, sie war hellauf begeistert. Sasuke lächelte amüsiert. „Wenn der Platz neben Hinata der beste von allen ist, dann geh doch zu ihr duschen. Sie hat doch selbst gerade gesagt, dass für dich immer ein Platz neben ihr frei sein wird.“ Kiba und Sasuke lachten auf, Sakura und Ino schmunzelten, Naruto und Hinata liefen dunkelrot an. „S-so habe ich das aber nicht gemeint.“, verteidigte sich die Hyuuga leise, doch ihre Worte wurden von dem lauten Gelächter übertönt. Naruto legte vorsichtig einen Arm um Hinata und schnappte sich dann einfach das nächste Glas. „Los, erheben wir unser Glas darauf, dass Teme mich jetzt für lange, lange Zeit am Hals haben wird. Und für jede Gemeinheit die er meiner geliebten Hinata antut, werde ich täglich eine Minute länger das Badezimmer blockieren. Prost.“ Hach, Gerechtigkeit ging doch über alles. Sasuke stoppte in seinem Lachen und sah Naruto gefährlich an. „Ich erhebe mein Glas darauf, dass Naruto ab morgen in der Früh obdachlos sein wird. Prost!“, und er trank seinen Sekt mit einem Schluck aus. „Und ich erhebe mein Glas darauf, dass sich manche Dinge wohl nie ändern werden. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Naruto und Sasuke einfach nicht ohne einander können.“, Sakura prostete allen zu und nahm dann ebenfalls einen Schluck. „Dann erhebe ich mein Glas darauf, dass wir endlich wieder alle zusammen sind.“, denn dieser Anblick gefiel Ino am meisten. Kiba schnappte sich das Glas seiner Freundin. „Und ich erhebe mein Glas darauf, dass ich heute Nacht noch Sex mit meiner Freundin haben werden.“ Für diese Worte kassierte er einen Seitenhieb von Ino. „Nicht hier, Schatz.“, brummte sie ihm leise entgegen und brachte mit ihren Worten wieder alle zum Lachen. „Dann erhebe ich mein Glas darauf, dass ihr mir alle schwer auf die Nerven geht.“, mischte sich nun auch Shikamaru ein. „Da mache ich mit.“, stimmte Sasuke gleich zu. Alle Blicke ruhten nun auf der Hyuuga. „Und, worauf erhebst du dein Glas?“, fragte Naruto neugierig. Hinata lächelte und dachte einen Augenblick nach. Sie saß mit ihren besten Freunden zusammen in einer Bar, sie schienen alle glücklich und zufrieden zu sein und für wenige Minuten keine Sorgen zu kennen. Es gab vieles, auf das sie gerade eben ihr Glas erheben würde. Doch etwas lag ihr ganz besonders am Herzen. „Ich erhebe mein Glas darauf, dass einen die Realität immer wieder einholen wird. Es hat also keinen Zweck, sich davor zu verstecken oder vor ihr davon zulaufen. Wir wachsen nur, indem wir uns ihr stellen. Und manchmal, nachdem wir unzählige Male enttäuscht worden sind, hält sie als Belohnung eine zauberhafte Wendung für uns bereit. Wir dürfen bloß nicht aufgeben. Denn oft unterschätzen wir uns, denn oft machen uns unsere Ängste blind, denn oft ist alles besser, als es scheint...“ ~ Im Leben eines jeden Jungen gibt es diese kostbaren Momente, auf die er hinarbeitet, an denen er festhält und die nie wieder vergessen möchte. Einer dieser Augenblicke ist das erste Liebesgeständnis. Drei kleine Worte, die von so unglaublicher Bedeutung sind, dass sie Welten versetzen können. In meinem Fall trifft dies zumindest zu. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern, er wird mir für ewig im Gedächtnis bleiben. Es hat geregnet und es schien fast so, als würde der graue Himmel weinen. Ein schlechtes Zeichen? Nein. Denn es war der Tag, an dem ich Japan verlassen habe müssen. Die schlechte Witterung hat bloß mein Inneres widergespiegelt. Ich habe mich gefreut, als sie mich um ein Treffen gebeten hat. Es ist mein letzter Tag gewesen und niemand hat mir die vergangenen Wochen über so sehr geholfen wie sie. Dank ihr habe ich keine Angst mehr vor dem Ungewissen gehabt und deswegen habe ich ihr meine Liebe gestehen wollen. Doch sie ist mir zuvorgekommen. Und dann habe ich nicht mehr weiter gewusst. Mir ist schmerzlich Bewusst geworden, dass uns in wenigen Stunden tausende von Kilometern trennen würden. Also habe ich nur unsicher gelächelt und die Hand zum Gruß gehoben. Ohne ein Wort zu sagen. Ja, daran kann ich mich noch genau erinnern. Doch es gibt noch etwas, woran ich mich seit jenem Tag jede einzelne Stunde entsinne. Ihre Reaktion. Sie hat mich fassungslos angesehen, ist nicht mehr in der Lage gewesen sich zu regen und hat zu weinen angefangen. Doch ich bin einfach nur gegangen, mit einem Gemisch aus Tränen und Regentropfen auf meinen geröteten Wangen und mit einem erdrückenden Schuldgefühl. Seit jenem Tag sind sieben Monate vergangen. Ich bin zu ihr zurückgekehr, habe mich meinem Fehler gestellt und heute sind wir glücklich vereint.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)