Catch-22 von Vamprose (Rescue me.) ================================================================================ Kapitel 1: F i r s t . ---------------------- Titel: Catch-22 - Rescue me. Kapitel: 1/2 Genre: Drama; [Darkfic?] Rating: P16-Slash Fandom: D=OUT Pairing: Minase X Reika Warnung: Sucht Widmung: Ai. Bemerkung: Nicht nur ich bin dafür, dass auch andere Fandoms, weniger bekanntere, eine Chance bekommen sollten. Ich habe nichts gegen GazettE, Dir en Grey oder wen auch immer... Im Gegenteil, ich mag sie sehr. Aber meiner Meinung nach sollte man dieses Breitlatschen einer Band stoppen. Es gibt noch so viele andere, gute [wenn nicht sogar bessere] Bands! Ich hoffe, dass wenigstens ein paar von euch den eigentlich total langweiligen Header gelesen haben. Viel Spaß beim Lesen! ___________________ Sanft wog er das halbvolle Glas in seiner Hand. Hin und her. Es war passiert. Er hatte die Beherrschung verloren, zum ersten Mal in fremder Gegenwart. Man hatte ihm helfen wollen. Er hatte diese Hilfe annehmen wollen und beinahe… Doch dann war alles aus dem Ruder gelaufen. Er war durchgedreht, hatte alles, was er noch besaß, mit Füßen getreten und am allermeisten seine eigene Würde. Unglaublich, wie schwach er in Wirklichkeit doch war. Schlaff hing er in dem großen, gemütlichen Sessel, konnte und wollte das Weinglas noch immer nicht still halten. Konzentriert beobachtete er jede kleine, dunkelrote Welle, die kontinuierlich gegen das dünne Glas schwappte. Es hatte etwas Beruhigendes an sich... Das Telefon klingelte zum vielleicht hundertsten Mal an diesem Abend. Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen. Und jedes Mal wurde eine neue Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. „Mina? Hörst du mich? Geh bitte ans Telefon, ich mache mir Sorgen!“ Die Stimme seines Freundes klang bestürzt. Natürlich. Wer würde sich nach diesem Abgang noch glauben, alles sei okay...? *Rückblick* „Das war wieder ein mega Auftritt, kann ich nur sagen!“, Kouki sprühte gerade zu vor Energie und das, obwohl er gerade knappe anderthalb Stunden fast pausenlos seine Stimmbänder strapaziert hatte. Sie klang zwar etwas belegt, aber das schien ihren Sänger eigentlich nicht groß zu stören. Ibuki lachte und wischte sich mit dem Handtuch über das Gesicht. Dann nahm er einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche, die ihm jedoch schon im nächsten Moment frech abgenommen wurde. „Hey! Das ist Mundraub!“, beschwerte der Rothaarige mit gespielter Empörung, kassierte jedoch einzig ein selbstgefälliges Grinsen Koukis. „Denkste!“ Hikaru hing dagegen erschöpft auf der Couch, den Kopf halb dösend auf der Schulter ihres Bassisten abgelegt. Der schien Gefallen daran zu finden, dass Koukis Adrenalinschub noch so lange anhielt. Aber womöglich würde der sowieso irgendwann nachlassen und der Müdigkeit Platz machen. Denn auch blonde, singende Energiebündel hatten einmal genug. Auch Minase schien das Konzert noch immer in den Fingern zu kribbeln. Wobei er wohl wirklich fertig aussah. Ihm klebten die dunklen Ponysträhnen im schweißnassen Gesicht, die Schminke war leicht verschmiert und seine Augen hingen nur auf Halbmast. Und trotzdem trommelte er nervös mit den kurzen Fingernägeln auf der niedrigen Tischplatte herum. Typisch Schlagzeuger. So könnte man zumindest meinen. Dass im Inneren ihres brünetten Freundes ein wahrer Orkan tobte, bemerkte niemand. Aber das tat seiner Meinung nach sowieso schon lange keiner mehr. Sie glaubten ihm, wenn er immer wieder beteuerte, dass es ihm gut ging. Es war nicht so, dass sie ihm damit auf die Nerven fielen, aber er hätte wohl selbst bei einer wildfremden Person Angst, es könnte nicht überzeugend genug wirken. Dass man ihm ansah, dass er log. Und mit jedem Male wuchs die Angst. Genauso wie auch die Distanz zwischen ihm und seiner Band zunahm. Sicherlich, sie waren nicht nur Kollegen, sondern vor allem Freunde. Aber wieso tat dieses Wort im Zusammenhang mit Kouki, Ibuki, Hikaru und vor allem Reika so verdammt weh? Nervös biss er sich auf die Unterlippe. Ein widerliches Gefühl stieg ihm in die Kehle. 'Nicht wieder daran denken, das führt zu nichts.' Also öffnete er widerwillig die Augen – um sich abzulenken. Und es klappte zu seiner Verwunderung sofort. Er dachte an etwas anderes – realisierte nämlich, dass er mit einem Mal allein war. Sein Zittern setzte wie auf Kommando wieder ein. Es war totenstill und die kleine Garderobe wirkte plötzlich unheimlich riesig. Er wollte weg. Er wollte nach Hause und zwar sofort. Ruckartig erhob er sich und nun zeigte der enorme Energieverlust Wirkung: Schwindel überkam ihn und er fiel zurück in die Polster. Und ihm wurde schlecht. Das war kein gutes Zeichen. Er musste etwas trinken und etwas sagte ihm, dass das Mineralwasser da nicht viel bringen würde. Dabei wusste er nicht einmal, ob er noch etwas da hatte... Sein Konsum war in den letzten Tagen, wenn nicht sogar Wochen, drastisch gestiegen. Und damit meinte er keinesfalls Wasser. Panik kroch in ihm hoch. Er würde den Abend nicht ohne durchstehen, aber er hatte solche Angst, dass man ihn verurteilen würde. Weil er es brauchte. Weil er dieses Teufelszeug verdammt noch mal brauchte. Jetzt startete er einen erneuten Versuch, diesmal jedoch langsamer. Und es klappte. Zwar war ihm immer noch sehr schlecht, aber zumindest hatte der Schwindel nachgelassen. Seit vorgestern Abend hatte er nichts mehr getrunken. Für ihn eine halbe Ewigkeit. Wie schlimm war es jetzt schon? Probehalber hob er eine Hand. Er hatte gemerkt, dass er anfing zu zittern und er unruhig wurde, wenn... Wenn sein kranker Körper erneut nach mehr verlangte. Müde blickte er auf seine Finger. Man hätte meinen können, er schüttelte sie mutwillig, doch das waren einzig und allein die Symptome seiner Sucht. „Minase...?“ Angesprochener erstarrte. Er spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog und glaubte für einen Moment sogar, dass vor Schreck sogar sein Zittern aufgehört hatte. Reika. „Mina-chan, was hast du?“ Nun trat der Blonde auf ihn zu. Vorsichtig, fast so, als wären sie aus Glas, berührte er die zitternden Fingerspitzen. Sie waren eiskalt. Etwas erschrocken weiteten sich seine Augen, ehe er sie traurig verengte. Er machte sich verdammte Sorgen um seinen Freund. Reika hatte schon länger bemerkt, dass etwas nicht mit ihm stimmte, aber gerade, weil ihr Schlagzeuger auf ihre Fragen hin immer wieder gezwungen lächelte, wusste er, dass er nie auch nur einen Bruchteil der Wahrheit aus ihm herausbekommen hätte. Aber im Moment keimte etwas Hoffnung in ihm auf. Im Moment verstellte er sich nicht. Minase tat nicht so, als ginge es ihm gut... Noch immer behutsam streckte er beide Arme aus und zog den Größeren in eine Umarmung. Sie gaben ein leicht skurriles Bild ab. Der Bassist war gut einen halben Kopf kleiner und klammerte sich regelrecht an den anderen, der im Gegensatz dazu keinerlei Reaktion zeigte. Das Einzige, was Reika davon überzeugte, dass er nicht einfach nur eine Puppe umarmte, war das schwere Atmen und das enorme Zittern. Wenige Minuten lang geschah nichts. Der Brünette ließ sich einfach umarmen. Ließ zu, dass mehrere tausend Nadeln sich in jeden Zentimeter seiner Haut bohrten, an dem Reika ihn berührte. Er hatte lange keine solch intensive Nähe gespürt. Vielleicht schmerzte sie ungemein, aber unter dem Leiden... Da wollte ein eigentlich doch so wunderbares Gefühl herausgelassen werden. Es wollte gelebt werden und nicht verdrängt. Aber aus irgendeinem Grund konnte er das nicht. Er konnte es nicht freilassen, wusste er doch, wie heimtückisch es sein konnte, wenn man kein Glück hatte. Und bisher hatte er noch nie Glück gehabt, deswegen war es auch Jahre nie wieder ans Tageslicht gekommen. Langsam hob er die Arme. Er drohte, den eisernen Kampf in sich zu verlieren. Das konnte er nicht zulassen. Er durfte es nicht. Auf keinen Fall durfte er es. Nie mehr. Aber daran war nur Reika Schuld. Er war doch überhaupt an allem Schuld. *Rückblick Ende* Und nun saß er hier. Hatte sich auf dem Heimweg zur Sicherheit noch nachgeholt und war nun auf der Flucht vor der Realität. Seufzend setzte er das Glas wieder an die Lippen und trank einige Schlücke, nur, um sich anschließend noch einmal über die Lippen zu lecken. Man durfte ja nichts verschwenden, oder? An seiner Wohnzimmerwand hatte er eine große Collage hängen. Dort waren Bilder angebracht, Fotos und Zeichnungen – wobei man das wohl eher Gekritzel nennen würde -, alles, was die anderen Vier an Erinnerungen auf eine A1-große Leinwand hatten quetschen können. An Stellen, wo kein Bild angebracht war, verteilten sich viele bunte Sprenkeln. Andächtig betrachtete er das Geburtstagsgeschenk seiner Freunde. Und lächelte traurig. „Mina! Ich weiß, dass du da bist! Ich stehe doch längst vor deiner Tür – etwas Licht brennt noch...“ Die nächste Nachricht. Zum Ende hin war Reika immer leiser geworden. Wieso ließ er ihn nicht einfach in Ruhe? Eigentlich sollte es ihm doch scheißegal sein, wie es dem Brünetten ging. Er hatte ihm doch so wehgetan! „Du verdammter Heuchler!“ Sein Lächeln verzog sich schmerzhaft, seine eigenen Worte taten ihm weh. „Ich hasse dich! Mehr als mein beschissenes Leben!“ Und zwar, weil sie schon wieder gelogen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)