Zwischen Dom und Blocksberg von halfJack (YUAL: Oktober 2010) ================================================================================ Kapitel 1: Vor dem Dom ---------------------- FAUST (Gretchen betrachtend). Nun seh' ich unter vielen sie verweilen, Meine Liebe, die so keiner andern gleicht In ihrer Reinheit, vor der selbst die Sünde weicht, Und dennoch mag sie ihre Wunden nicht zu heilen. Da ich doch selbst wohl schuldig bin, Muss ich mich hier vor ihrem Glanz verbergen? Ihr holder Hain stirbt unter Leichensärgen, Mutter und Bruder liegen schon darin. Den Tod der ersten tat Grete nicht von eigner Hand, Doch will sie trotzdem dafür Buße tun. Der Tod des zweiten ließ den Dolch in meinen Händen ruhn, Sodass sich dieser Liebe Kleid mit Blut verband. Den unberührten Schoß, den ich ihr nahm, Stahl ich mir wie ihr ganzes Leben. Voll Ehrfurcht wollte sie mir alles geben, Ich, ohne Skrupel, sie, ohne Scham, So starb in ihren Armen auch mein Streben. Sind nicht der böse Geist, der mich umgarnt und der auch ihr den Sinn ließ dunkel sein, Sowie der Herr, der uns vor keinem Unrecht hat gewarnt, Die eigentlichen Täter unsrer Pein? MEPHISTO (hinzutretend). Hör ich Verzweiflung, Unbehagen, Fausten, aus deiner Stimme Klang? Magst du nur stets dein Glück beklagen, Jetzt also wird dir angst und bang, Und packt dich dann die Schuld am Kragen, So wendest du dich einfach ab, Als wolltest du dem Herren sagen, Er sei allein des Menschen Grab. Du hast den Mut und bist so dreist, Obwohl du viele Dinge weißt, Verschloss sich dir, was Allmacht heißt, Willst Gott mit mir zur Hölle jagen. FAUST (zu sich). Mal ich den Teufel an die Wand, Dann hat er mich sogleich erkannt. (Zu Mephisto.) Ungehört hätt' ich es nicht geglaubt, Dass jene Allmacht selbst dem bösen Geist die Sinne raubt. MEPHISTO. Was spricht er? FAUST. Nur die Wahrheit, wie mir scheint. MEPHISTO. Ich lachte nur über Getier, Das sein eigenes Glück beweint. FAUST. Und schütztest dabei jenen Herren, der auch dir befohlen, Als hätte er dir längst dein kaltes Herz gestohlen. MEPHISTO. Das Getier, es spricht Und fasst die Allmacht wirklich nicht. Wie könnte ich den Teil in mir verraten, Aus dem ich selbst entsprungen bin? Wie kann das große Alles mich verstoßen, Wenn ich doch auch ein Teil vom Ganzen bin? In jedem gibt es jene Weiten, In jedem immer zwei der Seiten, Von links und rechts, von schlecht und gut. Von schwarz und weiß ist doch die Glut, Die Leben haucht in jedes Wesen, Woraus das Feuer ist zu lesen, Das jener Schöpfergott bewusst, Mag's auch ein Demiurgen sein, Enthaltsamkeit sowie auch Lust, Ein jedem haucht ins Herz hinein. Ich folgte weder Diebstahl noch Befehl. Von mir sprach ich ganz ohne Hehl. Du kleines Tier begreifst es nicht, Dass Helligkeit sich nur in Schwärze bricht. Jedes Licht ist auch nur Schein, Dahinter wird stets Schatten sein. Doch eines weiß ich sicherlich, Ohne Licht gäb es mich nicht. Schluss, aus, vorbei Und auf zum nächsten Ort! Das ist doch alles einerlei, Komm er nun mit mir fort. FAUST. Meinst du, ich wär zum Weitergehn gewillt? MEPHISTO. Noch hab ich deinen Drang zum Leben nicht gestillt. Mich dünkt, dein Klagen spricht von Liebe viel, Wo stets des Mädchens Rarität bestimmte dieses Spiel. Was blieb davon, als du am Ende hast erreicht dein Ziel? Das fade Ding war jede Neugier wert, Denn Unberührtheit machte sie dem Manne so begehrt. Wär' sie dagegen leicht dem Griff verfallen Und hätte deine Schmeicheleien gleich geglaubt, Sodass dein Wunsch mir keinen Funken meiner Kraft geraubt; Sprich, Faust! Erwähltest du sie trotzdem unter allen, Die dir ob ihrer Einfachheit nur nicht gefallen? Drum merke dies: Die Schwierigkeit schafft Interesse bloß, Wo Langeweile ist des Menschen Los. Auf, auf! Und lass das Weib zurück. Ich zeige dir nun neues Glück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)