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kyoosha - leading heartbeat

Auf der jeweils eigenen Seite der Grenze...
von

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Diese eine Rolle?

Wir haben versprochen, dass wir dieses Jahr noch mit unserem nächsten Spin off anfangen und hier ist er: „kyoosha – leading heart beat“ mit dem Pairing Kai x Nao ^^
 

Bevor jetz alle, die die anderen Storys dieser Reihe nich gelesn haben, gleich wieder gehen: Leading heart beat wird so geschrieben, dass man es auch ohne Vorwissen versteht! (Zumindest geben wir uns große Mühe damit xD Wenn trotzdem unverständliche Sachen auftauchen... einfach nachfragen ^^)
 

Kurz zum Verständnis: Kai und Nao sind zusammen mit ihren Bands und An Cafe auf Miyavis Geburtstag, wo sie in verschiedene Gruppen eingeteilt wurden. Kai in die Brett-vorm-Kopf-Gruppe und Nao in die Twister-Gruppe.. dort fängt die story auch an. Ist also aus Naos Sicht geschrieben ^^
 

Die Kapitel werden kürzer als gewöhnlich, was aber einfach daran liegt, dass wir beide in nächster Zeit sehr viel Stress haben werden, aber trotzdem gern jeden Freitag ein Kapitel on stellen wollen.

So, jetz is das Vorwort aber doch sehr lang geworden xD"
 

Über Feedbacks freuen wir uns natürlich wie immer sehr ^___^

Viel Spaß beim Lesen!
 

Ina und Keia
 

______________________
 

Kapitel 1

Diese eine Rolle?
 

„Myv, Miku braucht sofort ein Handtuch!“

„Ähm... ich glaub, ich hab in meinem Schlafzimmer noch Handtücher. Kanon, kannst du welche holen?“

„Wieso denn ich?“

„Na weil du verloren hast!“

„Hab ich gar nicht!“

Ich verdrehte die Augen und musterte anschließend wieder das Chaos. Miku stand völlig durchnässt neben dem Twisterfeld und tropfte alles voll, während Miyavi, Ruki, Aoi und Kanon, der die Arme verschränkt hatte und ziemlich stur aussah, neben dem An Cafe-Sänger standen. Der war nämlich vor einigen Minuten in den Pool gefallen, doch statt sich darum zu kümmern, keine Erkältung zu bekommen und nach trockenen Klamotten zu suchen, wollte er viel lieber mitspielen. Wäre ich der Bandleader des Blonden, dann würde ich ihn wahrscheinlich sofort ins Bad schicken, damit er eine heiße Dusche nehmen konnte. Miyavi hatte sicher nichts dagegen. Aber nein, Miku war sein Schüttelfrost wohl völlig egal. Er wollte nur mitspielen.

Aber darauf konnte ich wirklich verzichten. Es reichte ja schon, dass das ganze Spielfeld nass war. Momentan drehte ich zwar nur das Spielbrett, aber wer wusste, wann Miyavi mich auf das Feld schickte? Da war es wesentlich klüger, sich jetzt aus dem Staub zu machen, solange noch Gelegenheit dazu bestand. Und Miku war momentan wirklich die perfekte Gelegenheit. „Beruhigt euch Leute! Ich geh freiwillig.“ Schnell drückte ich dem tropfenden Sänger das Twisterbrett in die Hand und machte mich auf den Weg in den Eingangsbereich. Jetzt nur nicht triumphierend grinsen!
 

Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, atmete ich erleichtert aus. Geschafft! Ich war Miyavis Spielen entkommen! Und wann ich zurückgehen würde, stand noch in den Sternen. Obwohl mir Miku auch irgendwie Leid tat. Der Sänger hatte wirklich wie ein begossener Pudel ausgesehen. Einen Moment überkam mich sogar ein schlechtes Gewissen. Vielleicht sollte ich doch Handtücher holen gehen? Unterwegs konnte ich ja sicher über eine Ausrede nachdenken, warum ich nicht wieder mitspielen konnte. Oder ich legte sie ihnen einfach vor die Tür. Irgendwann würde schon jemand rauskommen und sie bemerken.

Seufzend sah ich mich um. Jetzt fing ich am besten mal an zu Suchen und dabei konnte ich mir das alles ja noch mal durch den Kopf gehen lassen.

Was hatte Miyavi gesagt? In seinem Schlafzimmer? Na toll... Noch genauer hätte er auch nicht werden können?!

Mein Blick wanderte zur Treppe, die vom Eingangsbereich in den ersten Stock führte. Am logischsten war es wohl, das Schlafzimmer oben zu suchen.

Ich verschränkte die Hände hinterm Kopf und stieg ohne Hast die ersten Stufen nach oben, als mir etwas auffiel. Ein kleines, braunes, unscheinbares Etwas direkt neben meinem Fuß.

Verwundert hob ich den kleinen Gegenstand auf und stellte lächelnd fest, dass es sich um einen Geldbeutel handelte. Und ich konnte mir auch schon ganz genau vorstellen, wem dieser gehörte. Um meinen Verdacht zu bestätigen, öffnete ich den braunen Lederbeutel und - wie auch nicht anders zu erwarten war - grinsten mir von einem ziemlich alten und verfransten Bild die fünf Gazette-Mitglieder entgegen. Unter anderem auch der vermeintliche Besitzer meines Fundes.
 

Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich Kais strahlendes Gesicht auf dem Foto betrachtete. Wem sollte der Geldbeutel auch sonst gehören, wenn nicht dem freundlichen und niedlicherweise auch ziemlich vergesslichen Leader von Gazette?

Seufzend wandte ich meinen Blick von dem Bild ab und steckte mir den Geldbeutel dann in die Hosentasche, um ihn bei Gelegenheit meinem guten Freund zurückgeben zu können. Innerlich freute ich mich schon auf das dankbare und strahlende Lächeln, welches Kai mir sicher schenken würde, sobald er seinen Geldbeutel zurückbekam. Ich kannte dieses Lächeln. Es war nicht das erste Mal, dass ich dem anderen Drummer eine seiner Habseligkeiten hinterhertrug und wahrscheinlich würde es auch nicht das letzte Mal sein.
 

Damit hatte ich allerdings kein Problem. Im Gegenteil. Schon seit dem ersten Zusammentreffen mit Kai hatte die Chemie zwischen uns beiden gestimmt. Schnell hatten wir bemerkt, dass sich unsere Bands ähnlicher waren als sie es selbst gerne zugaben. Ob es nun um unsere Rollen als Leader, um Drums, Musik im Allgemeinen oder auch um ganz andere Themen ging, vertraten wir meist dieselben Ansichten. Und wenn das eben nicht der Fall war, war das auch nicht schlimm. Ich schätzte Kais Meinung als Leader, Musiker und natürlich auch als Freund sehr und hatte auch immer das Gefühl gehabt, dass dieses Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruhte. Wir hatten sogar angefangen, Verhaltensregeln für unsere Bandmitglieder aufzustellen, um uns die Rolle des Leaders etwas zu vereinfachen.

Ironie des Schicksals, dass gerade eine dieser Regeln alles nur noch verkompliziert hatte.

Vielleicht erleichterte sie mir meine Rolle als Leader tatsächlich.

Aber war das alles, was zählte? Konnte es alles sein? Diese eine Rolle?
 

Wieder verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf und ging nun endlich die Treppen in den ersten Stock hinauf. Das ganze Grübeln brachte mich schließlich auch nicht weiter. Die Sache war erledigt und einstimmig zu den Akten gelegt worden. Ja, einstimmig. Und deshalb würde ich dieses Thema auch sicher nicht mehr anschneiden. Einmal hatte eindeutig gereicht.

„Nao!“

Ich hatte schon den Schritt auf die nächste Stufe gesetzt, als ich eine Stimme hinter mir hörte. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich hielt einen Moment inne, bevor ich mich umdrehte und einen mir sehr vertrauten Musiker ansah. Waren wir uns mittlerweile schon so ähnlich, dass Kai meine Gedanken lesen und genau in dem Augenblick auftauchen konnte, wenn ich an ihn dachte? Zum Einen gefiel mir der Gedanke daran, aber auf der anderen Seite... wenn Kai wirklich immer wusste, was ich dachte... Nein, nicht gut.
 

„Auch Miyavi entkommen?“ Mit einem verstohlenen Blick Richtung Twistertür stieg ich die paar Stufen in den Eingangsbereich wieder runter. Miku konnte auch noch ein bisschen warten. Er konnte sich ja an die Heizung stellen.

Der Gazette-Leader lachte kurz und vergrub währenddessen die Hände in den Hosentaschen, was dazu führte, dass er schlagartig aufhörte zu lachen. Mir fiel es nicht schwer, diesen Stimmungsumschwung in seinem Gesicht zu lesen. Und ich wusste auch ganz genau, warum die Stimmung umschwang. Kai war aufgefallen, dass sein Geldbeutel weg war. Oder er war gerade auf der Suche danach und ihm war es eben wieder eingefallen.

„Was ist?“, fragte ich so unschuldig wie ich nur konnte und zog die Augenbrauen hoch.

„Ähm... nichts“, wurde mir geantwortet, aber Kai schaffte es nicht, seinen leicht panischen Gesichtsausdruck vor mir zu verbergen. Ich kannte vielleicht nicht seine Gedanken, aber seine Mimik verriet doch eine Menge.

„Und mit welcher Ausrede bist du hier rausgekommen?“, fragte ich weiter. Nein, so leicht würde ich es ihm nicht machen. Er durfte ruhig ein bisschen schwitzen. Er sollte endlich mal lernen, besser auf seine Sachen aufzupassen! Schließlich konnte ich nicht immer und überall sein, um sie für ihn wiederzufinden.

„Äh...“ Der Jüngere kratzte sich am Kopf und sah ziellos durch die Gegend. Obwohl... ein Ziel hatte er sicher: Mich in dem Moment, in dem er log, nicht ansehen zu müssen. Und er würde lügen. Ganz bestimmt. Es war ihm viel zu peinlich, dass er schon wieder etwas verloren hatte.

„Ich hab gesagt, dass ich aufs Klo muss.“

Das Lachen konnte ich gerade noch zurückhalten. „Und du hast nicht irgendwas verloren oder vergessen oder so?“, fragte ich stattdessen nach. So, perfekte Vorlage.

„Nein!“ Die Antwort kam viel zu schnell, als dass sie die Wahrheit sein konnte. Und Kai hatte sich diese Vorlage wirklich gründlich verdorben. Stattdessen strich er sich nervös die Haare zurück. „Und was machst du hier?“ Ein Ablenkungsmanöver also. Na gut, dann würde ich eben mitspielen.

„Ich hab gesagt, ich geh ein Handtuch für Miku holen. Der ist in den Pool gefallen.“ Wenn Kai nicht ehrlich zu mir war, dann würde der Geldbeutel eben noch ein Weilchen in meiner eigenen Hosentasche verweilen. Schmunzelnd betrachtete ich meinen Gegenüber. Es war irgendwie niedlich, wie er sich versuchte rauszureden.

„Suchen wir zusammen?“, fragte ich den Jüngeren unschuldig, der natürlich sofort darauf ansprang.

„Was?“, meinte Kai gehetzt und starrte mich an als wäre er ein kleiner Junge, der gerade bei seiner ersten Lüge erwischt wurde. Ich konnte mir das Lachen nun nicht mehr verkneifen. Kai war wirklich ein schrecklicher Lügner. Umso erstaunlicher war es, dass außer mir niemand von seinen Gefühlen wusste...

„Ich wollte wissen, ob du mir beim Handtüchersuchen hilfst.“

Erleichtert seufzte der Größere auf. „Klar, ich helfe dir doch gern!“, meinte er strahlend und ich konnte es nicht verhindern, dass mein Herz bei den Worten einen kleinen Hüpfer machte. Das war eine typische Kai-Aussage und ich fragte mich jedes Mal, wie ein einzelner Mensch so abgrundtief hilfsbereit sein konnte. Ich bewunderte den Jüngeren wirklich dafür, dass er sich für andere so aufopfern konnte und ihn das scheinbar auch noch glücklich machte.

Ein leises Seufzen verließ meine Lippen. Kai war wirklich der geborene Leader. Eine Rolle, die ihn scheinbar voll und ganz ausfüllte und die ihm auch genügte.
 

„Ist irgendetwas?“, fragte Kai besorgt, weshalb sich auch sofort wieder ein Lächeln auf mein Gesicht stahl.

„Ich hab mich nur gefragt, ob es wirklich eine gute Idee war, gerade dich um Hilfe zu bitten. Schließlich bist du nicht gerade ein Meister im Sachensuchen“, meinte ich neckend zu dem Größeren, der daraufhin nur lachte.

„Hey, ich bin im Suchen spitze! Nur im Finden brauch ich noch ein bisschen Übung.“ Der Jüngere setzte einen wehleidigen Blick auf, der mich fast dazu bewegt hätte, ihm sofort seinen Geldbeutel in die Hand zu drücken, doch ich hielt mich dann noch selbst zurück. Wenn Kai mir nicht die Wahrheit sagte, dann sollte er noch ein bisschen weiterleiden. Schließlich konnte er auch einfach zugeben, dass er seinen Geldbeutel nicht mehr fand. Kai und ich waren immer ehrlich miteinander gewesen. Wir hatten in unserer Freundschaft nie etwas voreinander verheimlicht. Wirklich nichts...
 

„Gut, dann üben wir mal.“ Schmunzelnd machte ich mich erneut auf den Weg zur Treppe und stieg diese weiter nach oben. Zu meiner Erleichterung hörte ich, wie Kai mir folge.

„Weißt du, wo du suchen musst?“ Er hatte mich mittlerweile eingeholt und ging jetzt neben mir her.

„Miyavi meinte, in seinem Schlafzimmer wären Handtücher.“

„Okay, dann wissen wir wenigstens, in welchem Zimmer wir suchen müssen.“ Kai öffnete die Tür am Ende der Treppe und stieß dann ein leises „Oh“ aus.

Ich sah zuerst ebenso perplex in den schier endlos langen Gang, bevor ich meine Hand auf den Türgriff legte, den Kais Hand immer noch festhielt. Eigentlich hatte ich nur die Tür wieder schließen wollen, doch urplötzlich musste ich mit einer ganz anderen Tatsache kämpfen. Ich wollte der Versuchung widerstehen. Der Versuchung, sanft über seinen Handrücken streichen. Ich wollte es wirklich, und dennoch kostete es mich all meine Beherrschung, einfach nur die Tür zu dem langen Gang wieder zu schließen und dann die Hand vom Türgriff zu nehmen.

„Irgendwann wird Miyavi Ruki schicken, um ein Handtuch zu holen. Solange kann Miku auch noch warten. Wir suchen jetzt sicher nicht das ganze Haus ab!“, erklärte ich, als ich Kais verwirrten Blick bemerkte. Mehr aber, um mich selbst abzulenken. Davon, wie warm und weich seine Haut war.

„Aber wir wollten üben!“, protestierte er, folgte mir aber dann, als ich mich wieder auf den Weg in den Eingangsbereich machte. Stimmte ja! Und außerdem... wenn wir jetzt nichts mehr zu tun hatten, hatten wir auch keine Ausrede mehr, warum wir hier herumstreunten. Und wenn wir keine Ausrede mehr hatten, dann würde Miyavi uns zurück in unsere Gruppen schicken. Mich zurück zum Twister und Kai in die Brett-vorm-Kopf-Gruppe. Irgendwie gefiel mir der Gedanke nicht. Und das nicht nur, weil ich keine große Lust auf Twister und das nasse Spielfeld hatte.

„Okay, dann... lass uns was zu Essen suchen.“ Zwar hatten wir eigentlich erst vor ein paar Stunden Pizza gegessen, aber die Tatsache ignorierte ich gekonnt. So hatten wir wenigstens etwas zu tun. Kai schien derselben Ansicht zu sein, denn er stimmte sofort zu.
 

Also machten wir uns auf den Weg zur Küche, wobei wir uns mehrere Male umdrehten, weil wir befürchteten, dass uns Miyavi vielleicht heimlich verfolgte, um herauszufinden, was wir denn da trieben, während ich eigentlich eine Aufgabe hatte. Ich hätte es Miyavi wirklich zugetraut. Oder dass er gleich aus irgendeinem Eck sprang und uns ins nächste Partyspiel verwickelte. Umso erleichterte war ich, als wir die Küche erreichten, ohne von dem überdrehten Geburtstagskind verschleppt zu werden.

Anscheinend freute sich Kai nicht so sehr wie ich mich.
 

„Wie sieht es denn hier aus?!“, rief er entsetzt. „Unglaublich! Ich hatte hier vorher erst aufgeräumt, nachdem Reita und Uruha so einen Saustall hinterlassen hatten, und jetzt ist es wieder genau so schlimm wie davor!“ Schon war der Jüngere an mir vorbei gestürmt und begann wahllos einige der Weinflaschen, die in der ganzen Küche verteilt waren, aufzusammeln und dann irgendwo anders wieder abzustellen. Schmunzelnd durchquerte ich die große Küche und ließ meinen Freund weiterhin vor sich her grummeln.

Ich selbst verspürte nicht unbedingt das Bedürfnis Miyavis Küche aufzuräumen. Viel mehr interessierten mich die beiden Türen am anderen Ende des Raumes.

Neugierig öffnete ich eine und fand mich auch sofort in einer kleinen Speisekammer wieder. Na gut. Eine Speisekammer war wirklich nichts Außergewöhnliches, aber was würde wohl hinter der anderen Tür liegen?

„Ich wette Uruha war nochmal hier. Wenn ich den erwische!“, hörte ich Kai weiterhin vor sich hinzetern, während ich aber schon dabei war die nächste Türe zu öffnen.

Ein Grinsen erhellte mein Gesicht, als ich in den unbekannten Raum sah. Nicht, weil er mir gefiel, sondern weil er garantiert Kai gefallen würde. Schnell lief ich zu meinem Freund zurück und nahm ihm eine der Weinflaschen ab. Verwirrt blickte mir der Jüngere entgegen und stellte die restlichen Flaschen auf der Arbeitsplatte ab.

„Komm mit!“ Ich nahm meinen verdutzten Freund an der Hand und wollte ihm meine neuste Entdeckung zeigen.

„Aber ich bin hier noch gar nicht fertig!“

Ich drehte mich Kai zu und schenkte ihm einen Blick, den ich ihm immer schenkte, wenn Kai wieder dabei war, sich für Sachen aufzuopfern, die nicht einmal ansatzweise in seinen Zuständigkeitsbereich fielen.

Der Größere seufzte. „Und wohin soll ich jetzt mitkommen?“

Ohne zu antworten zog ich ihn weiter und betrat dann mit ihm zusammen den neu entdeckten Raum.
 

„Welcher Idiot baut denn eine Küche hinter seiner Küche!?“

Das war zwar jetzt eigentlich nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte, aber sie war mindestens genauso niedlich. Ein verwirrter Kai, der fassungslos die riesige Küche betrachtete und dabei den Mund nicht mehr zubekam. Ich liebte diese niedliche Seite an ihm.

Genauso wie jede andere auch.

„Der gleiche Idiot, der...“ Ich stockte für einen Moment. Eigentlich hatte ich ‚Der gleiche Idiot, der Ruki gerade dazu bringt, eine unserer wichtigsten Regeln zu vergessen’ sagen wollen, aber diese unüberlegte Aussage würde uns nur den Abend verderben. Kai hatte das sicher schon selbst bemerkt und sich Gedanken darüber gemacht. Und ich wollte jetzt auch gar nicht, dass wir uns mit solchen Dingen beschäftigten. Nur einmal einen Abend genießen. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder? „...mit einem Krönchen durch die Gegend rennt“, beendete ich stattdessen mehr oder weniger geistreich den Satz.
 

„Aber... Das...“ Kai achtete nicht wirklich auf meine Aussage, sondern machte vorsichtig ein paar Schritte in die Küche und drehte sich dann um seine eigene Achse. Das musste wohl sein persönliches kleines Paradies sein. Vielleicht würde ich Miyavi, wenn der mal auf Tour war, fragen, ob wir uns für einen Tag die Küche ausleihen konnten, um dort zu kochen.

Auf mein Gesicht schlich sich mal wieder ein Lächeln. Ja, ich würde dann wohl wieder diesen unglaublich dankbaren Blick geschenkt bekommen. Und der war für mich wirklich wie ein Geschenk. Ich konnte mir schon bildlich vorstellen, wie Kai überall herumwuselte, alles ausprobieren wollte und gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Und dann würde er mich umarmen und sich bei mir bedanken.

Hoffentlich ging Miyavi ganz schnell auf Tour.
 

Die Küche an sich war ähnlich aufgebaut wie die kleinere, durch die wir eben gekommen waren. Überall Schränke und Arbeitsflächen, zwei Kühlschränke – soweit ich das beurteilen konnte – und eine riesige Arbeitsfläche in der Mitte, die mir sofort ins Auge stach. Denn dort lagen einige Platten mit ziemlich lecker aussehenden Häppchen.

Während Kai alles genaustens betrachtete, machte ich mich lieber daran, die Häppchen zu begutachten. Gerade wollte ich einen besonders lecker aussehenden Cracker von einer der Platten stibitzen, als mir plötzlich jemand einen leichten Klaps auf meine Finger gab.

„Hey!“, meinte ich erschrocken und starrte entrüstet Kai an, welcher mir nur einen mahnenden Blick schenkte. „Du kannst doch nicht einfach etwas von Miyavis Essen stehlen!“

„Ich wollte es nicht stehlen, sondern nur angucken“, rechtfertigte ich mich schmollend.

„Und seit wann schaut man mit den Händen?“

Ich grinste innerlich. Kai erinnerte einen schon manchmal an eine Erzieherin aus einem Kindergarten. „Erstens glaube ich eh, dass die Häppchen für uns Gäste gedacht sind, weshalb das hier auch kein Stehlen ist, und zweitens weiß ich nicht, weshalb du die Häppchen essen darfst und ich nicht.“

Kai schien verwirrt. „Was meinst du? Ich hab...“

Noch bevor der Gazette-Drummer den Satz beenden konnte, hatte ich schon den Cracker geschnappt und ihm in den Mund gesteckt.

"Jederzeit."

Ohne viel Worte gehts glei weiter mit dem zweiten Kapitel ^^

Und vielen vielen Dank für die lieben Kommis >____<
 

ach ja xD und es gibt n fanvid zu dieser ff ^^

http://www.youtube.com/watch?v=l92rycsLtYc
 

Viel Spaß!
 

___________
 

Kapitel 2

"Jederzeit."
 

Noch bevor der Gazette-Drummer den Satz beenden konnte, hatte ich schon den Cracker geschnappt und ihm in den Mund gesteckt.
 

Lachend sah ich meinem Freund dabei zu, wie dieser verdutzt auf dem Häppchen herumkaute, bevor er seine Stimme wieder fand. „Das war gemein, Nao“, beschwerte sich dieser dann. „Und du weißt das... Wow, die sind aber wirklich lecker. Nach was schmeckt das? Balsamikum?“

Schon nahm ich mir noch einen Cracker und steckte ihn dieses Mal aber in meinen eigenen Mund. „Ich glaube schon“, gab ich Auskunft, bevor schon ein Spieß von einer anderen Platte in meinem Mund verschwand. „Das ist irgendein Geflügel. Hähnchen?“

Ich grinste, als auch sich Kai an den Spießen bediente. „Ich tippe auf Pute“, meinte der Jüngere. „Und ich weiß ganz genau, was du machst! Du willst mich doch nur dazu bringen, mit dir zusammen die ganzen Häppchen zu verputzen.“

Mist! Durchschaut. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Kai kannte mich einfach viel zu gut. „Ach komm schon, Kai. Wir essen schließlich nicht alles auf.“ Ich setzte meinen besten Hundeblick auf und anscheinend wirkte er tatsächlich.

Kai seufzte ergeben und nahm sich noch einen Spieß. „Aber nur weil du es bist!“, meinte er noch kauend, was mein Herz wieder zum Hüpfen brachte.

Gut gelaunt öffnete ich einen der vielen Schränke und fand darin doch tatsächlich zwei Weingläser, in die dann auch sogleich der Inhalt der Flasche verteilte wurde, die ich mitgebracht hatte. Dankend nahm mir Kai das eine Glas ab und setzte sich auf einen der Hocker, die neben der Arbeitsplatte standen. Ich tat es meinem Freund gleich und beobachtete ihn lächelnd dabei, wie er sich von einer der anderen Platten bediente. Ich genoss es immer, wenn ich Zeit mit Kai verbringen konnte. Und obwohl Kai quasseln konnte wie kein Zweiter, fühlte ich mich nach einem Treffen mit ihm immer innerlich ausgeglichen. Nur mit Kai konnte ich über all meine Bandsorgen sprechen, aber diese auch ab und zu mal vergessen. Und momentan traf Letzteres zu.
 

„Ich glaub wir haben jetzt wirklich genug gegessen.“ Etwa eine halbe Stunde musste seit unserem Fund in der Küche vergangen sein, als Kai diese Aussage machte.

„Wieso? Bist du schon voll? Hast dich wohl an der Pizza überfressen.“ Ich legte den Kopf leicht schief, einen von den Spießen zwischen den Zähnen.

„Und du kannst nicht genug kriegen“, bekam ich lachend als Antwort.

„Hey, ich muss noch wachsen!“

„Wenn du noch größer wirst, hast du mich bald ein.“

„Siehst du? Ein Grund mehr zum Essen.“ Ich nahm grinsend den Spieß aus dem Mund, sammelte dann aber doch alle vom Tisch zusammen und machte mich auf die Suche nach einem Mülleimer. Es war vielleicht doch besser, wenn wir hier nicht alles aufaßen.

„Meinst du, Miyavi sucht nach uns?“, erkundigte sich Kai nach ein paar Minuten.

Ach ja, offiziell war er ja gerade auf der Suche nach einem Handtuch für Miku. Und da war es mit meiner zufriedenen Laune vorbei. „Ähm...“ War unser Gastgeber jemand, der sich um uns sorgte und deshalb suchte? „Nein, ich glaub nicht“, antwortete ich, nachdem ich den Mülleimer in einem der Schränke gefunden hatte. Ich selbst würde wahrscheinlich auch nicht nach jemandem suchen, der plötzlich während meiner Party verschwand. Wenn ich es bei der großen Anzahl von Gästen, die sich noch dazu in unterschiedlichen Räumen aufhielten, überhaupt bemerkte. Außerdem hatte dieses Verschwinden sicher Gründe. So wie ich auch Gründe hatte, jetzt nicht zurückzugehen. Wieso sollte ich mich in das Getümmel eines verrückten Kindergartens – zumindest war er das, wenn diese Kinder betrunken waren – werfen, wenn ich die Zeit doch wesentlich angenehmer und ruhiger verbringen konnte? Wenn ich sie mit Kai verbringen konnte. Alleine.
 

Dessen leises, amüsiertes Lachen riss mich aus meinen Gedanken, was mich verwirrt blinzeln ließ. „Warum lachst du?“

Der Angesprochene schüttelte aber nur mit einem liebevollen Lächeln und leuchtenden Augen den Kopf und griff anschließend nach seinem Weinglas, um einen Schluck zu trinken. Noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen.

Ich war wirklich verwirrt. Hatte Kai irgendetwas Lustiges gesagt und ich hatte den Witz verpasst? Oder lag es daran, dass...?

Ich schluckte. Super! Ich hatte Kai angestarrt. Wer wusste wie lange. Aber eindeutig zu lange. Viel zu lange! Viel zu auffällig! Die Röte schoss mir ins Gesicht.

„Entschuldige…“, murmelte ich leise. Es war schließlich nicht gerade höflich seinen Gegenüber minutenlang schmachtend anzustarren. Außerdem war das Ganze ziemlich unangenehm und mehr als nur peinlich. Kai hielt mich jetzt sicher für einen Psychopaten. Wider aller Erwartungen lachte dieser erneut liebevoll auf. Meine Nackenhärchen stellten sich auf. Ich konnte die sanfte Vibration in Kais Stimme fast selbst spüren.

Wie sehr ich dieses Lachen doch liebte.

„Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Wenn ich mich für jedes Mal, wenn ich dir so einen Blick geschenkt habe, entschuldigen müsste, würde ich meinen Mund ja gar nicht mehr zubekommen“, meinte der Jüngere ganz offen. Er lächelte mich immer noch an, wenn jetzt auch etwas betrübter. Diesen Stimmungswechsel hatte ich nicht gewollt. Viel lieber sah ich den Jüngeren lachend und redend als nachdenkend auf sein Weinglas starrend. Also sprach ich das eine Thema an, das Kai eigentlich immer auf andere Gedanken brachte.

„Glaubst du, die Jungs benehmen sich?“

„Ich hoffe es“, seufzte der Jüngere.

Ein Nicken von mir. „In deiner Gruppe waren Tora und Saga, oder? Ist bei denen alles okay?“

„Als ich gegangen bin war noch alles in Ordnung. Reita und Saga ziehen sich gegenseitig etwas auf. Das Übliche halt.“

Wieder nickte ich nur. Saga schien mir heute etwas gereizt zu sein und wenn das der Fall war, wurde er auch schnell aggressiv. Leider hatte ich das an dem Abend schon am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ich konnte nur hoffen, dass Tora, der mit Reita sehr gut befreundet war, die beiden auseinander halten konnte, wenn die Sache eskalierte. Wenn nicht, mussten wir Saga mal wieder in einen Schrank sperren…
 

„Wie haben sich Ruki und Aoi so in der Twister-Gruppe angestellt?“

Verwirrt blickte ich auf. Ich hatte mich mal wieder so in seine Bandprobleme gestürzt, dass meine Umwelt völlig vergessen war.

„Aoi geht’s super, was mich bei seinem Alkoholpegel echt erstaunt. Und Ruki scheint auch seinen Spaß zu haben.“ Ich musste gar nicht genauer werden. Kai war nicht blöd. Er kannte seine Bandmitglieder und er hatte garantiert schon lange vor mir bemerkt, was für Blicke sich Miyavi und Ruki gegenseitig zuwarfen.

„Machst du dir Sorgen?“, wollte ich wissen, woraufhin der Größere den Kopf schüttelte.

„Ruki kennt die Regeln“, meinte er schlicht.

„Und was ist, wenn er sich nicht an sie hält?“

„Regeln sind da, um befolgt zu werden.“

Meine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Sagt, man nicht immer, sie sind dafür da, um gebrochen zu werden?“

„Ja, das sagt man, aber man tut es nicht. Man darf bestimmte Grenzen einfach nicht missachten. Vor allem nicht, wenn man sie selbst festgelegt hat.“ Trotz der strengen Worte, schwang in Kais Stimme Trauer mit.

„Reden wir hier immer noch über Ruki und Miyavi?“ In mir hatte sich mittlerweile auch ein bedrückendes Gefühl breit gemacht. Nein, es war nicht nur bedrückend. Es war erdrückend!

Es war offensichtlich, dass es hier nicht mehr um Ruki und Miyavi ging. Ich wusste das und Kai wusste das auch. Ich konnte es in seinen ehrlichen Augen sehen. Und trotz der erdrückenden Stille musste ich wieder daran denken, dass Kai einfach unglaublich war. Es war eine weitere Sache, die ich so an ihm schätzte. Jeder andere würde jetzt wahrscheinlich den Blickkontakt vermeiden, damit man nicht in eben diesem Blick die Wahrheit lesen konnte.

Doch Kai sah mich unverwandt an. Mit traurigen Augen und einem traurigen Lächeln, so als wollte er sagen: ‚Nein. Es geht schon längst nicht mehr um Ruki und Miyavi.’

Ja, wir wussten es beide. Ich wusste, was Kai dachte und Kai wusste, dass ich es wusste. Wir konnten uns auch so verständigen. Ohne Worte. So war es schon immer gewesen. Auch vor ein paar Wochen. Nein, genau vor zwei Monaten und drei Wochen. Auf den Tag genau. Ja, da war es ähnlich gewesen.
 

Irgendwann seufzte Kai leise und wandte den Blick ab. Keiner sagte etwas und zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich unwohl, obwohl Kai da war. Eigentlich ging es mir in seiner Anwesenheit immer gut. Ich fühlte mich ausgeglichen und glücklich. Aber jetzt war es anders. Es war nicht die Tatsache, dass ich hier alleine mit ihm saß und wir nicht miteinander sprachen, die dieses unangenehme Gefühl in mir auslöste, sondern mehr der Gedanke, dass ich wegen meiner Aussage... wegen dem ganzen Thema, durch das ich Kai hatte ablenken wollen... diese bedrückende Atmosphäre hervorgerufen hatte. Dass ich Kai trauriger und nachdenklicher gemacht hatte als er ohnehin schon gewesen war.

Manchmal wollte ich wirklich einfach nur vor mir selbst davonrennen, so dämlich war ich.
 

Mein Blick wanderte auf die Platten mit den Häppchen, während ich den Kopf senkte. Es war irgendwie eine Reaktion aus Frust, als ich mir erneut einen Cracker nahm und in den Mund steckte.

„Also wirklich noch nicht satt“, stellte Kai mit einem überraschender Weise ehrlichen Grinsen fest. Die Traurigkeit war zwar nicht ganz aus seinem Gesicht gewichen, aber zumindest hatte sie der Verwunderung über meinen Appetit Platz gemacht. „Und für zu Hause hast du dir wohl auch noch was eingepackt!“ Kai deutete schmunzelnd auf meine Hosentasche

Oh... Ich schluckte den Cracker runter. In der Hosentasche war Kais Geldbeutel.

Eigentlich war jetzt die richtige Gelegenheit, ihm die Brieftasche zurückzugeben. Er war so schon deprimiert genug. Vielleicht zauberte ja das Auftauchen seines verschollenen Geldbeutels wieder ein Lächeln auf das hübsche Gesicht?
 

Gerade wollte ich mit einer Erklärung ansetzten, als mein Gegenüber laut aufseufzte und selbst wieder das Wort ergriff. „Ich hab keine Lust mehr“, gab er trotzig von sich.

„Auf was? Auf mich?“

Schon lächelte der Gazette-Drummer wieder leicht, als wäre die Vorstellung für ihn, keine Zeit mehr mit mir verbringen zu wollen, unheimlich amüsant.

„Ich meinte damit, dass ich keine Lust mehr darauf habe, hier zu sein. Ich bin heute echt nicht in Partystimmung. Du bist das einzig Positive an der ganzen Veranstaltung.“ Ich spürte wie Kais ehrliche Art mir mal wieder die Röte ins Gesicht trieb. Unbeirrt fuhr er fort. „Am liebsten würde ich hier einfach verschwinden.“

Ich schnaubte. „Als würdest du dich trauen, deine Band hier ganz alleine zu lassen.“

„Ich würde das wirklich tun!“, gab Kai gekränkt zurück, was mich mit den Augen rollen ließ.

„Und warum gehen wir dann nicht einfach?“, fragte ich meinen Freund herausfordernd, welcher mich nur überrascht anstarrte.

„Was?“

Ein leicht bitteres Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen. Ich hatte gewusst, dass Kai einen Rückzieher machen würde. Der Jüngere war nicht der Typ, der einfach verschwand ohne Bescheid zu sagen. Der einfach mal machte, was er wollte.

Ich liebte Kai für diese Eigenschaft und konnte ihn gleichzeitig dafür verfluchen.
 

„Ich kann nicht einfach gehen“, gestand Kai dann kleinlaut.

„Und warum nicht? Wir könnten zu mir nach Hause fahren. Gemütlich einen Tee trinken. Etwas Kochen. Reden. So wie immer.“ Ich wusste nicht, warum ich mich selbst so quälte, doch ich wollte es hören. Ich wollte von Kai hören, dass er nicht mit mir mitkam, weil ihm seine Band wichtiger war als unsere Beziehung.

Weil ich nie mehr sein konnte als die zweite Geige.
 

„Ich kann hier nicht weg, weil ich meinen Geldbeutel verloren hab!“

Eigentlich hatte ich gedacht, dass mich das Geständnis glücklich machen würde, doch in meinem Inneren war nichts weiter als Frustration. Eine Ausrede! Kai benutzte seine Brieftasche als Ausrede, um meine Gefühle nicht zu verletzten!

„Und wenn du deinen Geldbeutel finden würdest? Würdest du dann mit mir von hier verschwinden.“

„Jederzeit.“

„Fein. Hier.“ Ich zog besagten Gegenstand aus meiner Hosentasche und knallte ihn – zugegebenermaßen wütender als ich eigentlich beabsichtigt hatte – auf den Tisch. Aber ich war nun mal irgendwie wütend und frustriert. Wieso konnte Kai nicht einfach mal das tun, was er wollte? Warum konnte Kai jetzt nicht einfach mit mir nach Hause gehen, wo wir einfach nur beisammen sitzen und die Zeit genießen könnten?

„Wie... aber du...“ Sein Blick wanderte vom Geldbeutel zu mir und wieder zurück, was mich zum Seufzen brachte. „Ich hab ihn vorhin auf der Treppe gefunden.“ Ach, es war ja doch nicht zu ändern. Das war nun mal Kai. Ich würde nicht sauer auf ihn sein, nur weil er sich nun mal so verhielt, wie er sich verhielt. Und er verhielt sich eben so, weil er für alle nur das Beste wollte.

Es brachte mich erneut zum Seufzen, dass Kai keine Anstalten machte, seinen Besitz zu verstauen, damit er ihn kein zweites Mal irgendwo vergaß oder liegen ließ. „Jetzt nimm ihn schon!“

Es schien, als würde er damit endlich aus einer Art Starre erwachen, denn er tat sofort das, was ich ihm aufgetragen hatte. „Danke“, murmelte er leise und schuldbewusst.
 

Wo war das fröhliche, erleichterte Strahlen? Das Strahlen, auf das ich gehofft hatte, wenn Kai seinen Besitz wiederbekam? Es war nicht da. Stattdessen war da ein ziemlich erstauntes und auch geschocktes Gesicht, sodass ich ihn verwirrt musterte. „Was ist?“

„Die haben... Die haben mich beklaut!“ Kai deutete in seinen geöffneten Geldbeutel und hielt ihn mir entgegen. „Da waren mindestens 5000 Yen drin!“

„Und jetzt?“ Es war wirklich eine Frechheit! Irgendjemand von unseren Bands klaute! Und das trug auch nicht gerade dazu bei, Kai ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

Kurz herrschte Ruhe, die allerdings sehr schnell das Geräusch, das ein Stuhl, der über den Boden geschoben wurde, verursachte, durchbrach. Kai war aufgesprungen und steckte sich grummelnd die Geldbörse in die Gesäßtasche, bevor er plötzlich nach meiner Hand griff und mich vom Hocker zog. Mir wurde schlagartig heiß und kalt zugleich, als ich die Haut des anderen so plötzlich auf meiner eigenen spürte. Das angenehme Gefühl verschwand allerdings sofort wieder, als ich bemerkte, wohin es ging: Raus aus der Küche, durch die kleinere Küche durch und in den Eingangsbereich. Das wars dann wohl mit der Zweisamkeit und einem ruhigen Abend. Wenn er die anderen jetzt zur Rede stellte, dann würden wir hier nie mehr wegkommen.

Aber entgegen meiner Erwartungen zog er mich, als wir im Eingangsbereich angekommen waren, nicht in eines der Zimmer, in denen sich die anderen aufhielten. Nein, Kai ging ohne Umwege zur Haustür und öffnete diese.

Für alle anderen.

Kapitel 3

Für alle anderen.
 

Aber entgegen meiner Erwartungen zog er mich, als wir im Eingangsbereich angekommen waren, nicht in eines der Zimmer, in denen sich die anderen aufhielten. Nein, Kai ging ohne Umwege zur Haustür und öffnete diese.
 

„Was hast du vor?“, fragte ich, als mir die frische Nachtluft entgegenwehte. Ohne zu antworten zog mich Kai weiter auf ein Auto zu. Sein Auto.

„Wir gehen jetzt!“, meinte der Größere nur und ließ mich los, um in seinen Taschen nach etwas zu suchen. Wahrscheinlich nach seinem Autoschlüssel. Mein Herz machte erneut einen Hüpfer, doch ich riss mich zusammen. Der Jüngere war angesäuert und frustriert. Das bedeutete allerdings nicht, dass er es am nächsten Tag nicht bereuen würde, seine Band einfach so allein gelassen zu haben. „Kai, bist du sicher, dass du nicht wieder rein willst?“, fragte ich sanft.

Der Angesprochene sah mich fassungslos an. „Einer der Idioten hat mein Geld geklaut!“

„Ja, schon, aber warum lässt du das denn an deiner Band aus? Du weißt doch gar nicht, ob es einer von ihnen war.“ Ich wollte diese Worte nicht aussprechen, aber ich musste es tun. Ich wollte nicht, dass Kai später von Schuldgefühlen heimgesucht wurde. Dafür war er mir viel zu wichtig.

„Es geht mir auch gar nicht ums Geld allein“, meinte Kai verzweifelt. „Es geht darum, dass ich anscheinend der Einzige bin, der seine Bedürfnisse immer hinten anstellen muss, zum Wohle der anderen. Ich weiß, dass es Ruki nicht böse meint, wenn er mich fragt, ob ich mit seinem Hund Gassi gehe oder wenn Uruha und Aoi mich nachts darum bitten, dass ich sie aus einer Kneipe abhole, weil sie zu besoffen sind, um nach Hause zu finden, aber manchmal habe ich das alles so satt! Nur einmal möchte ich machen, was ich will. Was mir gut tut!“ Fahrig leckte sich Kai über die Lippen und strich sich seine Haare aus dem Gesicht. Er atmete einige Male tief durch, um sich von seinem kleinen Gefühlsausbruch zu erholen, was ihm nicht zu gelingen schien. „Und wo ist dieser verdammte Schüssel!?“

Ohne ein Wort zu verlieren, ging ich auf meinen Freund zu und griff ihm in die rechte Hosentasche - die Tasche in der Kai immer seinen Autoschlüssel aufbewahrte und in die er immer als letztes schaute. Ich drückte auf den kleinen Knopf und schon blinkten die Lichter von Kais Auto auf. „Gehen wir“, meinte ich nur und sah den Jüngeren entschlossen an.

Dieser war anfangs kurz überrumpelt, schien sich dann allerdings wieder zu fangen. Schnell klaute er mir die Autoschlüssel aus der Hand und öffnete dann lächelnd die Beifahrertür. „Kleine Spritztour gefällig?“

Ich schmunzelte und nickte, bevor ich mich ins Auto setzte. Nichts lieber als das. Kai wusste gar nicht, wie sehr ich mich auf diese kleine Spritztour freute. Ich beobachtete ihn dabei, wie er die Beifahrertür zuwarf und anschließend um das Auto herumging, um sich auf den Fahrerplatz zu setzen. „So. Und wohin fahren wir jetzt?“

„Wie gesagt... wir können zu mir fahren und nen Tee trinken...“ Ja, das taten wir öfter. Tee trinken und einfach nur reden. Und für mich gab es kaum einen Moment in meinem Leben, in dem ich mich wohler fühlte. Außer vielleicht, wenn ich hinter meinen Drums sitzen und die Welt mit all ihren Lastern vergessen konnte. Aber das war eine völlig andere Art von Wohlfühlen. Mit Kai zusammen war es viel... wärmer.
 

„Warte mal...“ Gerade als wir auf den Hof meines Apartments fuhren, fiel es mir ein. „Du hast getrunken. Und bist Auto gefahren.“

„Aber wir sind heil angekommen!“ Kai grinste mich mit seinem typischen Grinsen an, sodass ich ihm einfach nicht böse sein konnte. „Kein Grund sich aufzuregen“, meinte er noch, während er den Wagen parkte.

Ich wollte noch etwas sagen, den anderen doch ein wenig zurechtweisen. Wer wusste, wie oft Kai fuhr, wenn er getrunken hatte? Der Gedanke gefiel mir nicht und schon gar nicht, wenn es eine Gewohnheit von ihm war. Kai brachte sich dadurch nur selbst in Gefahr. Mir wurde fast schlecht, als ich daran dachte, was wäre, wenn ihm etwas passieren würde. Aber er war schon ausgestiegen und hatte die Beifahrertür geöffnet. „Jetzt komm schon. Nao... Mir wird langsam kalt.“

Was sollte ich auch tun? Das ließ sich auch drinnen klären. Bei einer Tasse Tee. Während wir redeten.
 

Mein Apartment lag im ersten Stock. Wir waren gerade unsere Schuhe losgeworden, als ich spürte, wie Kai an mir vorbei ins Wohnzimmer zu meiner Linken ging. Nein, ich musste ihn nicht extra darum bitten, Platz zu nehmen. Kai war so oft hier, dass er sich hier fast schon wie bei sich zu Hause fühlen musste. Und ja, mir gefiel der Gedanke, dass er sich hier irgendwie Zuhause fühlte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte ich mich nach rechts und ging in die Küche, wo ich Wasser aufsetzte. Während ich darauf warte, dass das Wasser warm wurde, machte ich einen Schritt zurück und lehnte mich dort an den Küchenschrank,

Unbewusst wanderte mein Blick dabei zu Kai, den ich von hier aus im Wohnzimmer sehen konnte. Der Schwarzhaarige hatte sich auf mein Sofa niedergelassen und lehnte entspannt den Kopf zurück. Ich genoss es zu sehen, wie perfekt Kai in das Bild meiner Wohnung passte. Der Arm des Jüngeren, lag auf der Lehne so als wäre sie nur für ihn gemacht worden.

So als hätte ein Teil von mir schon beim Kauf meiner Einrichtung gewusst, dass mein gesamtes Inventar nur dem Ziel dienen sollte, dass sich Kai bei mir wohl fühlte.

Und das tat er sichtlich.
 

Kai hatte mir einmal gestanden, dass er mindestens die Hälfte seiner unangekündigten Besuche gar nicht mit vollem Bewusstsein tätigte. Je stressiger der Arbeitstag gewesen war, desto wahrscheinlich war es, dass sich Kai nicht vor seiner eigenen, sondern vor meiner Tür wiederfand.

Als der Jüngere mir das gebeichtet hatte, hatte sich eine angenehme Wärme in meinem tiefsten Inneren entfaltet. Ich war glücklich über das Vertrauen gewesen, welches Kai scheinbar in mich und unsere Freundschaft steckte.
 

Doch schon damals hatte ich geahnt, dass es mehr war.

Es war mehr gewesen als das einfache Wissen, einem guten Freund etwas zu bedeuten. Die Befriedigung war tiefer, die Zufriedenheit größer als sie bei dem kleinen Geständnis hätte sein sollen.

Die Worte eines Freundes sollten einen nicht in den Schlaf begleiten.

Die Blicke sollten einem keinen wohligen Schauer bereiten.

Die flüchtigen Berührungen sollten sich nicht in die Erinnerung einbrennen, sodass man nachts von ihnen träumte.
 

Ich hatte es geahnt, bevor es überhaupt viel zu ahnen gab, doch schon damals war es zu spät gewesen.

Ich hatte mich in Kai verliebt.
 

Nicht Hals über Kopf. Es war ein langer Prozess, der das Kribbeln in meinem Herzen von Tag zu Tag intensiviert, es allerdings auch immer mit einem Beigeschmack begleitet hatte.

Der Beigeschmack der Unmöglichkeit.
 

Ich hatte es Kai angesehen. Auch in dem Jüngeren schien eine Veränderung vorzugehen, auch wenn ich anfangs betete, dass ich es mir nur einbildete.

Eine einseitige Liebe war viel leichter zu ertragen, als zusammen eine erwiderte aber unerfüllbare Liebe überwinden zu müssen.

Aber genau das schien nun unser Schicksal zu sein.
 

Die Blicke, die wir uns zuwarfen wurden von Tag zu Tag länger.

Die Berührungen immer sanfter und zahlreicher.

Die Anspielungen wurden zu kleinen Geständnissen der Zuneigung.
 

Einer dieser Blicke war der, den mir Kai in diesem Moment schenkte. Ich dachte gar nicht daran, dass ich ihn schon wieder anstarrte. Und selbst wenn, es war mir in diesem Moment völlig egal.

Er hatte seinen Kopf ein wenig gedreht und sah mich mit dieser Art Lächeln an, bei der ich zergehen konnte. Ich würde alles dafür tun, damit dieses Lächeln nicht noch einmal verblasste.

Ein einziges Mal hatte ich es erleben müssen. An einem Tag hatte ich wirklich gedacht, Kai würde nie wieder lächeln, so verzweifelt war er gewesen. Wahrscheinlich nicht verzweifelter als ich selbst, aber es hatte mir so weh getan, ihn so zu sehen. Am Boden zerstört, weil er keinen anderen Ausweg gesehen hatte. Kai, derjenige, der immer für alles einen zufriedenstellenden Ausweg fand.

Aber an diesem Tag hatte es nur einen Ausweg gegeben. Und wir hatten ihn zusammen gewählt. Uns einstimmig dafür entschieden. Ohne Wenn und Aber. Weil wir dachten, es wäre das Beste. Aber das Beste für wen? „Für alle.“ Das war meine Antwort gewesen und damit hatten wir diese Frage auf sich beruhen lassen. Wahrscheinlich deshalb, weil wir beide wussten, dass wir uns damit belogen.

Ja, es war wirklich das Beste für alle.

Für alle anderen.
 

Als ich der Meinung war, dass das Wasser so langsam die richtige Temperatur haben musste, wandte ich meinen Blick ab und machte den Tee fertig, bevor ich ihn in zwei Tassen verteilte.

Diese stellte ich zusammen mit ein wenig Knabberzeug und Zucker – ja, Kai trank seinen grünen Tee, anders als die meisten Japaner, mit Zucker – auf ein kleines Tablett, mit dem ich ins Wohnzimmer ging.

Er rutschte gleich ein wenig zur Seite, um mir Platz zu machen, aber wenn ich ehrlich war, wollte ich gar nicht mehr Platz. Ich wollte mich so nah es nur ging neben ihn setzen. Seine Nähe genießen. Doch ich ließ es mir nicht anmerken, stellte das Tablett auf den kleinen Wohnzimmertisch und setzte mich anschließend auf die Couch.

Ich sah Kai dabei zu, wie er Zucker in seinen Tee gab und immer wieder leicht in die Tasse pustete, während er mit einem Löffel die grüne Flüssigkeit verrührte. Auch ich nahm meine Tasse in die Hand und nippte daran, dem Jüngeren immer wieder verstohlene Blicke zuwerfend.
 

Er sah so friedlich aus, wie er da auf meiner Couch saß und langsam in eine Traumwelt abdriftete. Oft saßen wir minutenlang so da.

Er sah verträumt ins Nichts und ich sah verträumt zu Kai. Über was er wohl nachdachte? Manche Blicke hatte ich mit der Zeit zu interpretieren gelernt.

Wenn er angestrengt die Augenbrauen zusammenzog, ging es meistens um Songs.

Wenn er begann auf seiner Unterlippe herum zu kauen bis sie fast aussah wie rotgeküsst und den ganzen weiteren Abend meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, dann dachte er über die Band nach.

Nur wenn er, so wie jetzt, leicht lächelnd in den Raum hineinsah, wusste ich nicht, was in seinem Kopf vorging. Manchmal wünschte ich mir, dass ich es war, der dieses Lächeln auf sein Gesicht zauberte, doch rief ich mich dann selbst zu Vernunft. Selbst wenn ich der Grund für diesen unglaublichen Anblick wäre, so wäre das nichts, worauf ich stolz sein könnte. Es war egoistisch von mir, zu hoffen, dass Kais Gefühle für mich nur halb so stark waren, wie meine für ihn. Denn schon das musste unerträglich sein.
 

„Ist das ein neuer Song?“, ertönte Kais sanfte Stimme und riss mich damit aus meinen Gedanken. Dieses Mal war ich wohl derjenige gewesen, der in eine Traumwelt abgedriftet war.

Erst als ich sah, wie der Jüngere neben sich deutete, begriff ich. Dort lagen ein paar Notenblätter auf einer alten Trommel, die neben dem Sofa stand und die ich gern als Ablage missbrauchte, wenn mein Couchtisch mal wieder überfüllt war. „Ja, ist es, aber ich hab da noch ein paar Probleme. Es passt einfach noch nicht richtig zusammen.“

„Darf ich?“ Fragend hob Kai den Papierstapel an und ich nickte ihm lächelnd zu. Wir halfen uns oft gegenseitig bei den Songs, wenn einer von uns nicht weiter wusste, und meistens brachte das die Lieder wirklich weiter. Es war wie eine kleine Muse, die einem den entscheidenden Hinweis, der zur Fortsetzung half, ins Ohr flüsterte. Meine Muse saß gerade neben mir und sah sich die Blätter an, auf die ich Noten und Anmerkungen geschrieben hatte. Gut, dass sich Kai schnell an meine schreckliche Schrift gewöhnt hatte.

„Wie wärs, wenn ab hier die kleine Trommel für...“ Er überflog schnell das Blatt, ehe er nickte. „... für 7 Takte einsetzt?“ Er deutete auf eine Stelle, die ich mehrmals überarbeitet hatte.

„Das hab ich schon ausprobiert. Aber dann kommen sich die Bassstimme und die Drums hier in die Quere, weil hier die Taktart wechselt.“ Ich hatte auch schon mit den anderen an diesem Song gesessen. Eigentlich ging es nur noch um den Feinschliff, aber gerade der wollte mir nicht gelingen. Es war wirklich zum Verzweifeln. Seit Tagen brütete ich schon darüber, deshalb war ich unheimlich froh, dass Kai nun angeboten hatte, sich das Ganze mal anzusehen.

„Und wenn in dem Takt...“ Er deutete auf der zweite Seite auf die Stelle, die ich ihm eben als Problemstelle gezeigt hatte. „...einfach alle Instrumente aussetzen? Wenn nur Shou singt? Dann gibt es kein Problem zwischen Drums und Bass und ihr setzt einfach im zweiten Takt wieder ein.“

Ich starrte auf das Blatt. Sah mir genau die besagten Stellen an und ging die Bassstimme im Kopf durch, während ich wie automatisch mit den Händen auf die Tischkante klopfte, um es auszuprobieren.

„Warte warte...“, hielt mich Kai allerdings auf und legte das Notenblatt auf den Couchtisch. „Hier kannst du statt Viertel vier Achtel spielen.“ Dann rutschte er selbst auf dem Sofa nach vorne und klopfte mir die Takte auf der Tischkante vor.

Anschließend griff ich wieder nach dem Papier und ging das Ganze noch mal in der Theorie durch. „Hört sich gut an!“, meinte ich erst zögernd, nickte dann aber. „Doch... Das ist gut!“ Um es mir besser vorstellen zu können, begann ich wieder, meinen Sofatisch als Drumset zu missbrauchen. Konzentriert sah ich auf das Notenblatt. Es hörte sich wirklich gut an! Zumindest das, was sich in meinem Kopf abspielte.
 

Mein kleines Gedankenkonzert wurde von Kais Lachen sanft durchbrochen.

„Was ist?“, fragte ich ihn, selbst grinsend. Sein Lachen war einfach zu ansteckend.

„Du bist zu langsam!“ meinte er lächelnd.

Ich sah ihn mit gespielter Empörung an. „Das bin ich gar nicht!“, verteidigte ich mich trotzdem. So etwas konnte ich als eingefleischter Drummer doch nicht auf mir sitzen lassen!

Kais Einstellung schien bei dem Thema ähnlich zu sein. „Doch bist du. Deine Vierteltakte kommen viel zu langsam. Schau, so muss sich das anhören.“ Auch er begann neben mir auf den Tisch zu klopfen. Zwar war er nur eine Millisekunde schneller als ich, doch ich hörte den Unterschied deutlich heraus.

„Du bist zu schnell!“, gab ich stur zurück und klopfte weiter im richtigen Rhythmus auf den Tisch. Von Kais Getrommel ließ ich mich nicht weiter stören.

„Quatsch, ich bin nicht zu schnell. Hör doch mal!“ Schon begann er "Ride with the Rockers" auf meinem Tisch zu spielen, um mir zu beweisen, dass er das bessere Taktgefühl hatte. Was natürlich nicht stimmte!

„Was ist denn heute mit dir los, Kai? Bist du so aufgekratzt, dass du nicht mal mehr vier Viertel hinbekommst?“, neckte ich den Jüngeren, der unverdrossen meinen Tisch weiter bearbeitete.

„Also eigentlich halte ich dich für einen sehr guten Schlagzeuger, aber heute bist du eine Schlaftablette. Vielleicht hätten wir lieber Kaffe statt Tee trinken sollen?“ Kai grinste mich verschmitzt an.

Ich riss im gespielten Schock den Mund bei seiner frechen Bemerkung auf und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Wenn du so weiter machst, hol ich gleich mein Metronom raus!“
 

Kaum hatte der Satz meinen Mund verlassen, war mir klar, dass die Formulierung nicht gerade günstig gewesen war.

Ich glaubte zu hören, wie Kai bei meinen Worten kurz aus dem Takt kam, bevor er sein Getrommel völlig einstellte.
 

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Wir wünschen euch allen (achtung, wers nich hören will, einfach diesen satz überlesen xD) schöne Weihnachten ^^

Und freuen uns natürlich über jedes einzelne kommi! >___<

Zwei Monate, drei Wochen und mittlerweile ein Tag

hoffe, ihr hattet alle einen guten rutsch!

und hier kommt (als kleines neujahrsgeschenk^^) das nächste kapitel.
 

viel spaß beim lesen

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Kapitel 4

Zwei Monate, drei Wochen und mittlerweile ein Tag
 

Zuerst saßen wir nur stumm da. Die Stille kam mir nach dem Dauergetrommel noch stiller vor. Mein Gesicht lief rot an. Ich sah es nicht, aber ich spürte es. Ganz deutlich.

Mein Kopf war leer. Alle Gedanken weg.

Mein Blick wanderte suchend herum, als würde er hoffen irgendwo eine Möglichkeit zu finden, diese verdammte Stille zu beenden. Und unverhofft, aber so ersehnt, passierte genau das. Er blieb an den Teetassen hängen, die erst halb ausgetrunken waren. Aber das war mir ziemlich egal. „Ich mach uns... nen Kaffee.“
 

Keine Minute später fand ich mich in der Küche wieder. Die Kaffeemaschine lief und die beiden Teetassen standen neben der Spüle, über die ich mich gerade abstützte. Kai konnte mich nicht sehen, wenn ich dort stand.

Oh Gott, was war heute nur los mit mir? Wieso rutschten mir denn ständig solche Bemerkungen und Andeutungen raus? Wieso konnte ich meinen Blick nicht unter Kontrolle halten und starrte Kai immer wieder an?

Kurz schloss ich die Augen und atmete tief durch. Ich musste mich beruhigen. Und besser darauf aufpassen, was ich sagte und tat. Aber zu allererst musste ich mich beruhigen.

Meine Fingerknöchel traten weiß hervor, während ich mich unbewusst an die Spüle krallte. Meine Atmung wurde alles andere als ruhig und je länger ich da stand, desto schlimmer wurde alles. Meine Gedanken rasten wie wild durch meinen Kopf, suchten nach Auswegen. Aber es gab keine. Ich wusste das.
 

Die Kaffeemaschine neben mir begann zu gluckern und kündigte somit an, dass das Wasser fast durchgelaufen war. Verdammt. Das verräterische Geräusch musste auch im Wohnzimmer zu hören sein, also wusste Kai, dass ich keinen Grund mehr hatte, weiter hier zu stehen. Aber was machte das auch für einen Unterschied? Er wusste ganz genau, dass ich nur eine Ausrede gebraucht hatte, um der unangenehmen Situation zu entkommen. Selbst wenn ich noch die ganze Nacht in der Küche stand, würde es die Situation nicht mehr sonderlich verschlimmern.

Aber ich wollte nicht die ganze Nacht in der Küche verschwenden. Ich wollte zurück. Zu Kai.

Also nahm ich zwei frische Tassen aus dem Schrank und goss den Kaffee hinein, bevor ich mich zusammenriss und damit ins Wohnzimmer ging.
 

Kai saß angelehnt mit überschlagenen Beinen und einem Blatt Papier in der Hand auf der Couch.

„Was liest du da?“, fragte ich so beiläufig und normal wie möglich klingend, während ich die Tassen auf dem Tisch abstellte.

„Shous Songtext.“

Ich erstarrte, als ich seine Antwort hörte. Warum schlitterte ich gerade auch von einem Unglück ins nächste? „Willst du Milch für deinen Kaffee?“, fragte ich den Größeren, obwohl ich die Antwort schon kannte.

„Nein danke.“

„Dann hol ich noch schnell Zucker.“

„Der Zucker ist doch schon da“, meinte mein Freund verwirrt, sah aber nicht von dem Text auf.

Ich seufzte. Es war hoffnungslos. Wir beide tranken unseren Kaffee schwarz und die verräterische Zuckerdose stand auch noch auf dem Couchtisch. Kurz überlegte ich mir, was für eine Ausrede ich mir noch einfallen lassen könnte, doch besann mich dann eines besseren. Ich konnte nicht den ganzen Abend lang vor Kai wegrennen. Obwohl ich es in diesem Moment wirklich gerne getan hätte.

Unsicher setzte ich mich wieder auf das Sofa und wartete. Warum musste Shou auch ausgerechnet ein Liebeslied schreiben? Aber eigentlich war ich gar nicht in der Position unserem Sänger Vorwürfe zu machen. Schließlich hatte ich ihn dazu angeregt.
 

Shou meinte bei unserem letzten Brain-Storming nur etwas von einer Ballade und schon sprudelte es förmlich aus mir heraus. So viele Gedanken, Träume und unerfüllte Hoffnungen steckten in mir, sodass ich sie einfach mitteilen musste. Ich konnte gar nicht mehr aufhören mit Metaphern und Wortmalereien um mich zu werfen. Irgendwann ging mir die Luft aus und es wurde still im Proberaum. Shou hatte sich völlig euphorisch Blatt und Stift gepackt und sofort mit schreiben begonnen, während Saga mich verwundert gefragt hatte, welche Muse mich denn geküsst hätte. Dass der Ursprung all meiner Ideen der war, dass meine Muse mich eben nicht küsste, verheimlichte ich gekonnt.

Erst als ich zwei Tage später den Text in der Hand gehalten hatte, war mir bewusst geworden, was ich angestellt hatte.

Shou hatte all meine Gedanken und Anregungen übernommen. An manchen Stellen hatte er sogar den exakten Wortlaut belassen! Und jetzt saß ich hier neben Kai und durfte dabei zusehen, wie meine Muse ihr Werk bestaunte.
 

Ich versuchte so normal wie möglich zu wirken. Schließlich musste Kai nicht zwangsläufig darauf schließen, dass der Text von mir angeregt wurde.

Der Jüngere sah immer noch das Blatt an und seufzte dann tief. „Ein schöner Text“, gab er leise zu bedenken. Ich nickte nur und sah Kai dabei zu, wie er das Blatt wieder zurücklegte und stattdessen ein Zuckerstück in seine Tasse fallen ließ. „Ich weiß noch wie Ruki mich ausgelacht hat, nachdem er uns dazu aufgefordert hatte, ein paar Zeilen für einen Songtext zu schreiben, aber deine Metaphern sind wirklich sehr eingängig.“
 

Meine Finger verkrampften sich um die Kaffeetasse. Ich konnte kaum atmen. Wieso? Wieso musste mich Kai nur so durchschauen?

„Hm... Nao?“

Ich wollte antworten, öffnete sogar meinen Mund, aber es kam kein Ton raus.

„Du machst deine Tasse noch kaputt...“ Er hob seine Hand. Ich wusste was kam.

Er wollte mir die Tasse aus der Hand nehmen. Seine Haut auf meiner. Von der eigenen Tasse aufgewärmt. Es gelang mir gerade so der Versuchung zu widerstehen, meine Augen zu schließen und mich ganz auf seine Berührung zu konzentrieren. Mich fallen zu lassen.

Doch dafür sah ich ihn jetzt vor mir. Mich ebenfalls betrachtend. Sein Gesicht vielleicht einen halben Meter von meinem entfernt. Seine Lippen vielleicht einen halben Meter von meinen entfernt.

Sein Blick zog meinen an. So wie das Licht die Motten anzog.
 

Die Tasse entglitt meinen Händen viel zu schnell. Viel zu schnell entfernten sich seine Hände, die nun die Tasse festhielten, wieder von meinen. Aber vielleicht war es auch gut so.

Das waren nämlich diese kurzen Momente, in denen nur noch ein kleiner Schubs, nur ein winziger Lufthauch genügte, um mich vergessen zu lassen, dass wir eine Regel aufgestellt hatten. Eine Regel, die uns verbot, etwas mit anderen unserer Branche anzufangen. Zum Wohle der Bands. Zum Wohle unserer Freundschaften.

Schon vor Jahren hatten wir diese Regel aufgestellt. Jahre vor diesem Tag, der uns nur zu deutlich vor Augen geführt hatte, dass wir nicht immer alles so planen konnten, wie wir es gerne hätten.

Zwei Monate, drei Wochen und mittlerweile ein Tag war es nun her, dass wir uns der Wahrheit gestellt hatten. Uns unsere Liebe gestanden hatten.
 

Wie ich erwartet, befürchtet und gleichzeitig gehofft hatte, empfand Kai die gleichen Gefühle, die auch ich ihm entgegengebracht hatte. Immer noch entgegenbrachte. Kein Wunder also, dass er mich nun durchschauen konnte. Er wusste, was ich dachte. Er wusste, dass diese Metaphern ihn betrafen. Dass sie von dem Tag handelten, an dem ich meine unterdrückte Hoffnung, dass wir doch irgendwann einmal zusammen sein konnten, verloren hatte.
 

Denn an diesem Tag, der eigentlich einer der Glücklichsten in meinem Leben hätte werden können, überwog die Angst und Verzweiflung vor der Zukunft. Wir wussten, dass wir nicht zusammen sein konnten. Wir hatten diese Regel nicht zum Spaß aufgestellt, sondern als Sicherheit für unser geregeltes Leben. Und es war die Angst, dieses geregelte Leben zu verlieren, die uns an den Punkt gebracht hatte, an dem wir nun standen.

Dem Anschein nach hatte alles so funktioniert, wie es sollte. Es lief noch immer alles so, wie es laufen sollte. Wir hatten unsere Bands und unsere Freunde. Aber blickte man hinter diese Fassade, die wirklich nichts anderes als eine Fassade war, so bemerkte man Unstimmigkeiten. Dinge, die vom Anschein verdeckt wurden.

Niemand hatte es bis jetzt gemerkt. Keiner hatte registriert, dass ich nicht mehr so unbeschwert über Kai reden konnte wie früher.

Es war nicht aufgefallen, dass sein strahlendes Lachen oft in einem traurigen Schmunzeln endete.

Niemand bemerkte, dass sich unsere Blicke geändert hatten. Dass ich unseren Augenkontakt viel früher beendete als es noch vor ein paar Monaten der Fall gewesen war, aus Angst, mein Herz würde noch tiefer in seinen Augen versinken als es das jetzt schon tat.

Wenn das überhaupt möglich war. Ich glaubte fast, ich hatte den Grund schon erreicht.
 

Ein Seufzen verließ meine Lippen. Und all diese Gefühle. Die ganze Zuneigung, der Kummer, die Hoffnungslosigkeit. All das spiegelte sich in diesem Songtext wieder.
 

„Es tut mir Leid“, sagte ich leise. Ich hatte irgendwie das Gefühl unsere Regel gebrochen zu haben oder wenigstens schon meine Zehenspitzen über eine Grenze gestreckt zu haben, die unberührt bleiben sollte.

Er sah nur wieder auf den Text und dann mich an. „Du machst es mir manchmal wirklich nicht leicht“, gab er mit flapsigem Ton von sich.

„Danach sieht es für mich aber nicht aus.“ Manchmal machte es mich wütend. Wütend, wie unbekümmert Kai über die wahrscheinlich tollste Chance meines Lebens redete, die ich niemals ergreifen würde.

„Wenn du wüsstest.“ Ich war mir nicht sicher, ob die Worte wirklich für meine Ohren bestimmt waren. Es war nicht mehr gewesen als ein Hauch. Der Blick der Jüngeren war auf meinen Fußboden gerichtet. Er sah so verletzbar aus. Eine Mischung aus Schuld und Trauer spiegelte sich in seinem Gesicht wider.

Dabei war ich doch derjenige, der sich schuldig vorkommen sollte. Ich durfte Kai keine Vorwürfe darüber machen, dass er versuchte unsere Freundschaft aufrechtzuerhalten. Dass er die Fassade stützte bis sie hoffentlich eines Tages wieder zur Realität wurde. Es schmerzte zu wissen, dass die einzige Hoffnung für die Zukunft war, dass die Liebe irgendwann abklingen und vergehen würde. Aber vor lauter Schmerz durfte ich nicht vergessen, dass ich nicht der Einzige war, der litt.
 

Ich sah noch einmal auf Kai, der immer mehr in sich selbst zusammenzusinken schien und nahm mir vor, etwas unbekümmerter zu sein. Ich musste ihm nicht bei jeder Gelegenheit zeigen wie verletzt ich war. Das wusste er wahrscheinlich selbst.
 

Es tat so weh ihn so zu sehen. Fast noch mehr als mein eigener Schmerz weh tat. Am liebsten hätte ich ihn jetzt in den Arm genommen. Ihn an mich gedrückt und beruhigend über den Rücken gestrichen. Aber ich wusste, dass es uns das nicht leichter machen würde.

Aber während ich Kai so betrachtete, den Blick noch immer auf den Fußboden gerichtet und in Gedanken versunken, mit traurigen Augen, da verkrampfte sich mein Herz und konnte einfach nicht anders. Ich legte einen Arm um ihn und zog ihn bestimmt an mich. Es war mir egal, was das in mir auslösen würde. Ich wollte Kai einfach nur trösten.

Sofort, als hätte er nur darauf gewartet, schlang er einen Arm um meinen Körper und drückte sich an mich. Es überraschte mich, dass er so direkt darauf einging, aber noch mehr überraschte es mich, dass ich in diesem Moment nicht erneut der Versuchung ausgesetzt war, ihn zu küssen. Es genügte mir im Augenblick völlig, ihn im Arm zu halten und sanft über seinen Rücken zu streichen, während er seine Stirn an meine Schulter legte. Ich war gern für ihn da. Genoss das Gefühl, gebraucht zu werden. Von ihm gebraucht zu werden.

Er hatte es mir zwar bei unserem Geständnis damals gesagt, aber ich hatte nie gedacht, dass es ihn wirklich so sehr mitnahm. Dass er so sehr darunter litt. Vielleicht hatte ich es aber auch gar nicht sehen wollen, weil mir der Gedanke nicht gefiel, dass es ihn so schmerzte. Vielleicht hatte ich es verdrängt.
 

Wie lange wir so dasaßen, wusste ich nicht. Einige Minuten wahrscheinlich.

Ein letztes Mal drückte ich ihn an mich, bevor ich ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen von mir schob.

„Danke“, meinte er leise. Keine Spuren von Tränen wie ich vielleicht befürchtet hatte. Stattdessen hatte sich auch auf seine Lippen ein Lächeln geschlichen und er wirkte wirklich nicht mehr ganz so traurig wie vor ein paar Minuten noch.
 

„Dafür sind Freunde doch da.“ Es war ein echter Kampf den Satz über meine Lippen zu pressen. Es fiel mir schwer die Worte zu sagen und genau so schwer schien es Kai zu fallen, die Worte zu hören. Der Jüngere nickte mir tapfer zu und griff dann nach seiner Tasse. Er brauchte anscheinend noch einen Moment, um sich voll zu sammeln und ich ließ ihm die Zeit. Geduldig griff ich nach meinem eigenen Kaffee und nahm einen Schluck, mich fragend, ob es um die späte Uhrzeit wirklich eine so gute Idee gewesen war, einen Kaffee zu machen.
 

„Hast du nicht gesagt, dass wir noch etwas kochen?“

Verwundert sah ich von der schwarzen Flüssigkeit auf.

„Oder hast du mich etwa nur mit falschen Versprechungen von der Party weggelockt, weil du keine Lust mehr auf Twister spielen hattest?“, hakte Kai neckend nach und ich konnte wirklich nicht sagen, ob es ihm tatsächlich besser ging oder ob er nur die Fassade wieder aufgebaut hatte.

Vielleicht war der Jüngere ein schlechter Lügner, aber im Verschleiern von Gefühlen war er wirklich perfekt.

„Und? Was ist jetzt?“, fragte Kai erneut. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn mal wieder nur angestarrt hatte, ohne ein plausible Erklärung dafür zu haben. Das war eigentlich nicht die ungezwungene Normalität, die wir heraufbeschwören wollten.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas da hab“, stotterte ich verlegen. Schließlich war das Kochen wirklich nur ein Vorwand gewesen.
 

Kai machte nur eine wegwerfende Bewegung mit seiner Hand. „Ach was. Man hat immer was zu kochen da.“ Schon war er aufgesprungen und in Richtung Küche verschwunden. Ich stand auf und folgte dem Größeren, der inzwischen schon zwei meiner Schränke aufgerissen hatte und gerade den Kopf in meinen Kühlschrank steckte. Es war doch gemein, dass seine Beine so viel länger waren als meine. Damit hatte er immer einen ziemlich beträchtlichen Zeitvorsprung. Dieser schien ihm dieses Mal allerdings auch nichts zu bringen.

„Du hast ja wirklich nichts hier!“, kam es überrascht aus meinem Kühlschrank.

Ich verschränkte die Arme über meinem Kopf und lehnte mich schmunzelnd in den Türrahmen. „Das hab ich dir doch gesagt.“

„Ja gerade eben, du kleiner Lügner!“, tadelnd schüttelte Kai den Kopf, was mich noch breiter schmunzeln ließ.

„Ach? Sonst wärst du doch gar nicht mitgekommen!“

„Denkst du?“ Er hatte mittlerweile die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte mich grinsend an.

„Ja, denk ich!“

Eine Stille entstand, in der wir einen stummen, kleinen Kampf austrugen, während keiner als Erster den Blickkontakt unterbrechen wollte.

„Wahrscheinlich hättest du mir erzählen können, dass dein Hund Gassi gehen muss und er zu groß ist und du deshalb Hilfe brauchst. Ich wär trotzdem mitgekommen.“

Mein Grinsen verschwand und ich blinzelte ihn verwundert an. „Aber ich hab doch gar keinen...“ Oh...

Kai lachte leise und wandte sich wieder den Schränken zu, um sie zu schließen. Obwohl er den Blickkontakt als erstes gebrochen hatte, war klar, wer unseren kleinen Kampf gewonnen hatte. „Und jetzt gehen wir einkaufen.“ Ohne ein weiteres Wort rauschte er an mir vorbei in den Flur, um sich die Schuhe anzuziehen.

„Was?? Jetzt?“ Es war doch gerade mal... Ja, wie spät eigentlich? Zwei? Drei? Vier? Keine Ahnung. Jedenfalls war es noch stockdunkel draußen wie mir das Küchenfenster verriet. Und eigentlich hatte ich auch gar keine große Lust um diese Uhrzeit nach draußen zu gehen. Da waren nur seltsame Gestalten auf der Straße.

„Ja, jetzt!“, wurde mir geantwortet, bevor Kai mir meine Schuhe vor die Nase hielt. „Du hast gesagt wir kochen, also kochen wir.“

Naja, dass wir bei Miyavi Pizza gegessen hatten war jetzt auch schon ein paar Stunden her. Wie viele genau wusste ich ja nicht, aber war ja auch egal. Und dass man von Häppchen satt werden konnte, war auch stark zu bezweifeln. Vielleicht war ich wirklich ein Vielfraß. Oder Kai viel zu vernarrt ins Kochen.

Mit einem ungläubigen Kopfschütteln nahm ich ihm die Schuhe ab, um sie mir anzuziehen. „Du bist wirklich unmöglich“, meinte ich noch, aber er hatte schon die Haustür geöffnet. Kai meinte es wirklich ernst.

Dieses verdammte Ding in meiner Brust

Kapitel 5

Dieses verdammte Ding in meiner Brust
 

Keine fünf Minuten später fand ich mich im Kombini wieder. Zu meinem Glück lag der Einkaufsladen nur eine Häuserecke von meiner Wohnung entfernt, also hatte ich nicht all zu lange durch die kalte, dunkle Nacht stapfen müssen. Das war natürlich kein Grund, mich nicht immer wieder lauthals zu beschweren, was Kai überhaupt nicht interessierte. Dieser stand nämlich vor dem Gewürzregal und schien jeden der kleinen Behälter ganz genau inspizieren zu müssen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er angefangen hätte, die Inhaltsstoffe nachzulesen.

„Kaiii...“, quengelte ich. Der Jüngere war, außer meiner Familie, wohl der einzige Mensch, der wusste, wie quengelig ich wirklich sein konnte. Vor den Jungs aus der Band versuchte ich immer als geduldiger Leader aufzutreten. Doch schien auch meine nervigste Seite Kai nicht aus dem Konzept zu bringen.

„Jetzt warte noch kurz“, wurde ich beschwichtigt. „So eine Entscheidung ist gar nicht so leicht.“ Um seine Worte zu untermauern, hielt er mir zwei Gewürzgläser unter die Nase.

Meine Augen weiteten sich, als ich die Aufschrift erkannte. „Das ist Salz!“, rief ich fassungslos. Wie lange konnte man den brauchen, um Salz zu kaufen?!

Kai schien meine Empörung nicht ganz nachvollziehen zu können. „Ja, nur das eine ist mit und das andere ohne Iod.“ Ich riss dem Größeren beide Gewürze aus der Hand und packe sie in meinen Einkaufskorb. „Zufrieden?“, fragte ich noch einmal, woraufhin Kai nickte und sich wieder dem Regal zudrehte. Ich stöhnte. „Weißt du überhaupt schon, was wir kochen?“
 

Auch wenn es meine Küche war, musste ich mir hier keine falschen Hoffnungen machen. Wenn es ums Kochen ging, hatte Kai das Steuer in der Hand. Meine Aufgabe beschränkten sich auf Schnibbeln und Schälen und vielleicht sogar Umrühren, was mir auch nur sehr wenig ausmachte. Ich hatte nichts gegen das Kochen. Ich hatte nur kein Talent dazu.

Umso schöner war es mit Kai in der Küche zu stehen. Ich musste nicht viel machen, verbrachte Zeit mit ihm und bekam am Ende immer etwas Leckeres zu essen. Nur in dieser Nacht schien mich mein Freund quälen zu wollen.

„Ich bin mir noch nicht sicher, was wir kochen“, meinte er nur beiläufig.

Wieder starrte ich ihn ungläubig an. „Wäre es nicht besser sich als erstes zu überlegen, was wir kochen, und dann die Gewürze auszusuchen?“

„Schon, aber dein Kombini hier ist wirklich sehr schlecht ausgestattet. Am Ende entscheide ich mich für ein Gericht, hab schon alle Zutaten und dann fehlt das richtige Gewürz.“

„Ja, aber dann...“

„Ah!“

Ich fuhr zusammen, als Kai auf einmal mitten in seiner Bewegung innehielt und diesen erschreckend lauten Ton von sich gab. „Erschreck mich doch nicht so!“, meinte ich nörgelnd, nachdem ich mich wieder erholt hatte.

„Aber mir ist eingefallen, was wir kochen können!“ Er strahlte übers ganze Gesicht, was mir einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Kochen war eine gute Idee gewesen.

„Und? Was gibt’s?“, fragte ich schließlich nach.

„Okonomiyaki! Das hab ich schon ewig nicht mehr gegessen! Was meinst du?“

Wie konnte ich diesem strahlenden Gesicht etwas abschlagen? Er schien sich darauf zu freuen und wahrscheinlich hätte ich ihm in dieser Situation zu jedem Gericht zugestimmt. Und zu allem anderen wahrscheinlich auch.

„Klar“, antwortete ich deshalb nur lächelnd und deutete anschließend in den Korb. „Dann brauchen wir aber keine Ramen. Siehst du? Ich hab dir gesagt, wir sollten uns vorher entscheiden.“

„Haben wir ja jetzt auch gemacht.“ Noch immer mit einem breiten Grinsen auf den Lippen nahm er die Ramen aus dem Einkaufskorb, den ich in der Hand hielt, und brachte sie zurück an den Platz, wo er sie auch hergenommen hatte.
 

Ich schlenderte währenddessen ein paar Meter weiter, blieb dann aber vor einem Regal, das meine Aufmerksamkeit erregte, stehen. Pudding! Ich liebte Pudding! Und ich wusste, dass Kai sicher auch nichts gegen einen Nachtisch einzuwenden hatte.

Jetzt also selbst mit einem Strahlen auf dem Gesicht nahm ich eine Packung Schokopudding und legte ihn in den Korb, bevor Kai auch schon wieder neben mir stand und noch ein paar Sachen in den Korb warf. Ein paar schwere Sachen. Und ich war mir nicht sicher, ob er es nicht einfach zu gut mit den Zutaten meinte.

„Du weißt aber schon, dass wir nur zu zweit sind, oder?“, fragte ich sicherheitshalber mal nach, woraufhin er aber nur abwinkte.

„Dann hast du gleich für die nächsten Tage auch noch was zu Essen.“ Damit ging er zur Kasse, wohin ich ihm kopfschüttelnd folgte. Hatte er etwa Angst ich würde verhungern? Also ganz so schlecht waren meine Kochkünste dann doch nicht. Und im Notfall konnte ich immer noch eine Pizza in den Ofen schieben.

Allerdings behielt ich diese Information schön für mich. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie entsetzt Kai sein würde, wenn ich ihm mitteilte, ich ernähre mich von Tiefkühlkost und anderen Fertigprodukten. Wahrscheinlich würde der Jüngere sofort bei mir einziehen und mich rund um die Uhr bekochen, um mir eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten. Ohne mein Zutun baute meine Vorstellungskraft die Idee weiter aus. Eigentlich gar kein so übler Gedanke, Kai immer bei mir zu haben…
 

„Nao? Bist du noch da?“, fragte der reale Kai lachend und vertrieb alle Hirngespinste aus meinem Kopf. Ich nickte und hoffte, dass mein Freund die leichte Rotfärbung meiner Wangen übersah.

Zu meinem Glück hatte er sich auch schon wieder der Kassiererin zugewandt, die ihm den stolzen Preis für seine kleine Einkaufsorgie mitteilte. Kai griff freundlich lächelnd in seine Gesäßtasche und zog seinen Geldbeutel hervor.

Ich hörte, wie die junge Frau an der Kasse verträumt aufseufzte und sein Lächeln nur allzu gerne erwiderte. Mein Magen verkrampfte sich auf eine recht unschöne Art, während ich den Drang unterdrückte, dem jungen Ding gehörig meine Meinung zu sagen. Schließlich hatte ich gar kein Recht dazu, irgendwelche Ansprüche zu stellen.

Natürlich sorgte diese Einsicht nicht gerade dafür, dass ich mich jetzt besser fühlte.
 

Wenigstens war das charmante Lächeln auf Kais Lippen verschwunden. Dafür sah er jetzt eher etwas bedrückt aus. „Oh“, gab er nur von sich und starrte in seine Brieftasche. Ich wollte gerade fragen, was los war, als mir ein Licht aufging.

Kai hatte sein gesamtes Geld in Miyavis Haus „verloren“ - um es mal nicht ganz so vorwurfsvoll auszudrücken.

Schnell zog ich meinen eigenen Geldbeutel aus der Tasche und drückte der Kassiererin ein paar Scheine in die Hand. Währenddessen packte Kai still unsere Lebensmittel in den Einkaufskorb und wir verließen den Kombini.
 

„Es tut mir so schrecklich Leid!“, meinte der Jüngere, sobald wir wieder in die dunkle Nacht getreten waren. „Ich geb dir das Geld zurück. Versprochen!“

„Mhm, gut. Und vergiss dann nicht mir auch das Kaffeepulver von vorhin zu bezahlen. Und den Tee und den Zucker. Ach ja! Und vor ein paar Jahren hast du dir mal von mir Reis geliehen. Den hast du wohl vergessen, oder?“

Ich verdrehte die Augen und blieb stehen, als mich Kai mit offenem Mund anstarrte. „Kai! Hör auf mit dem Schwachsinn! Du musst mir gar nichts zurückgeben.“ Außer vielleicht dieser einen Sache, die viel zu schnell in meiner Brust schlug, wenn ich ihn ansah. Die das Leben nur kompliziert machte. Die es für uns kompliziert machte. Dieses verdammte Ding in meiner Brust, das in Wirklichkeit in Kais Händen lag. In Händen, die nur dafür gemacht worden waren, um es behutsam zu halten und darauf aufzupassen.

Wenn da nicht dieses unsichere, ängstliche Zittern wäre, wodurch mein Herz drohte, den Händen zu entgleiten.
 

„Aber...“ Kai war mittlerweile auch stehengeblieben und starrte mich unsicher an.

„Jetzt komm schon. Du kochst so oft für mich und ich zahl dir doch auch nie was dafür!“ Das konnte doch nicht sein, dass man unter Freunden so peinlich genau auf irgendwelche Ausgaben achtete! Außerdem war es ja nicht so, dass Kai nicht bezahlen konnte, weil er sein Geld vergessen oder verloren hatte...

„Ja schon, aber... Heute war es wirklich teuer“, warf er noch einmal ein, aber ich spürte, wie sein Widerstand bröckelte. Viel fehlte nicht mehr und wir würden wieder in meiner warmen Wohnung sitzen. Wortlos verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue tadelnd an.

Wie ich es mir gedacht hatte, genügte das. Kai setzte sich mit hängendem Kopf wieder in Bewegung.

„Schau mal... Du bist heute gefahren. Du hast das Benzin bezahlt“, versuchte ich ihn von seinen Schuldgefühlen abzubringen. Oh Gott, war das lächerlich. Wir argumentierten über ein paar hundert Yen. Okay, über einige paar hundert Yen, aber trotzdem war das hier irgendwie kindisch.

„Okay...“, kam es leise von ihm.
 

Den Rest des Weges brachten wir stillschweigend hinter uns, bis mir vor meiner Wohnungstür dann auffiel, dass Kai irgendeinen kleinen Gegenstand aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Mein Herz verkrampfte sich, als ich sein Handy erkannte.

„Und? hat schon jemand angerufen?“ Ich schaffte es nicht, meine Worte beiläufig klingen zu lassen.

Kai sah schuldbewusst zu mir auf. „Nein“, meinte er, doch ich konnte ihm ansehen, dass er in Gedanken ein „Noch nicht“ hinzusetzte.

Ich atmete schwer aus. „Wenn jemand anrufen würde, würdest du…“ Ich konnte den Satz nicht beenden. Die Vorstellung daran, dass mich Kai einfach zurücklassen würde, war zu schmerzvoll, als dass ich sie in Worte fassen wollte.

„Sie sind meine Band, Nao“, antwortete Kai mir mit leiser Stimme. Mein Herz verkrampfte sich erneut. Ich wusste gar nicht, weshalb ich ihn überhaupt gefragt hatte. Wir hatten schließlich ausgemacht, dass unsere Bands an erster Stelle kamen. Wieso tat es dann nur so furchtbar weh zu wissen, dass Kai sofort gehen würde, wenn nur einer seiner Bandkollegen anrufen würde?

Ich überlegte mir kurz, ob ich ihm sagen sollte, dass mein Handy schon seit einer Woche mit leerem Akku in der Ecke meines Schlafzimmers lag und dass ich nicht im Traum daran denken würde an mein Telefon zu gehen, wenn es heute klingelte. Doch das wäre nicht fair.
 

Immer noch schweren Herzens öffnete ich die Haustür und versuchte mir vorzunehmen, einfach die Zeit zu genießen, die ich mit dem Jüngeren hatte.
 

Ich hatte noch nicht einmal meine Schuhe ausgezogen, da war Kai schon pfeifend in meiner Küche verschwunden. Bedächtig ging ich ihm nach und blieb dann im Türrahmen stehen. Der Jüngere war dabei, gut gelaunt die Einkäufe auszupacken und sich Pfannen, Schüsseln und Messer zusammen zu suchen.

Und ich konnte nur da stehen und ihn anstarren.
 

Wie konnte mir so ein alltägliches Bild nur immer wieder den Atem rauben?

Wie konnte eine einfache Tätigkeit, bei der ich ihm schon hundert Mal zugesehen hatte, trotzdem jedes Mal dazu führen, dass ich mich noch ein Stück mehr in ihn verliebte? Dass ich noch tiefer in etwas versank, in dem ich nicht schwimmen konnte? Dass ich näher an eine Grenze geführt wurde, die nicht zu überschreiten war?

Vielleicht war es wieder die Kombination aus dem Wissen, dass Kai eigentlich nicht in meine Küche gehörte und trotzdem so perfekt hier her passte. Schließlich kannte der Jüngere sich inzwischen besser in meiner Küche aus als ich selbst!
 

„Am besten mache ich schon einmal den Teig und du beginnst die Zutaten kleinzuschneiden“, meinte mein persönlicher Koch geschäftig und ignorierte dabei mal wieder meinen verträumten Blick. Ob gewollt oder ungewollt wusste ich nicht.

Seufzend betrat ich ebenfalls meine Küche und ließ mir von Kai ein Schneidebrett und ein Messer in die Hand drücken. Er strahlte mich dabei so entwaffnend an, dass ich es ihm nicht einmal übel genommen hätte, hätte er mich fünf Säcke Kartoffeln schälen lassen. Also widersprach ich ihm auch nicht, sondern machte mich daran, die Zutaten kleinzuschneiden. Eine angenehme Stille breitete sich in dem kleinen Zimmer aus. Das Einzige, was zu hören war, war das Geräusch des Messers, wenn es über das Schneidebrett glitt.
 

Die Zeit verging. Wir sprachen kein Wort miteinander, aber das machte mir auch gar nichts aus. Es war nicht die Art von Stille, die vorhin in meinem Wohnzimmer geherrscht hatte, nachdem ich diesen tollen, gut überlegten Satz mit dem Metronom von mir gegeben hatte. Es war eher eine Stille wie sie geherrscht hatte, als ich den Tee gebracht hatte. Es fühlte sich gut an.

Jeder ging seinen Aufgaben nach und war in eigenen Gedanken versunken. Meine drehten sich wie immer um Kai. Ich war glücklich, dass er wieder fröhlicher war und nicht über irgendwelche Dinge nachdachte, die uns diesen Abend zerstörten.
 

Der Kohl, den ich mit der einen Hand auf dem Schneidebrett festhielt, war fast vollständig zerkleinert, als ich zum ersten Mal seit wir mit dem Kochen angefangen hatten, etwas sagte. „Ich bin gleich fertig. Was soll ich als nächstes machen?“

Mein Blick war auf den Kohl gesenkt, sodass ich nicht sah, was Kai machte. Aber zumindest antwortete er nicht, deshalb setzte ich noch einmal an, bevor ich aufsah. „Kai? Was soll...“

Ich brach ab, als ich bemerkte, dass er mich anstarrte. Naja, vielleicht nicht anstarrte. Er sah mich eher mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen an. Der Teig war fertig vermischt – so sah es zumindest aus – in der Schüssel vor ihm. „Ähm... Kai?“

„Ah... ich... das...“ Erschrocken schüttelte er den Kopf, sah dann sofort wieder auf den Teig und begann damit, ihn viel zu hektisch umzurühren.

Ich konnte schwören, dass sich ein Rotschimmer auf sein Gesicht gelegt hatte. In meinem Bauch kribbelte es leicht, als ich daran dachte, dass dieser Blick wahrscheinlich genau so einer war, wie ich ihm vorhin selbst zugeworfen hatte. Aber es sollte nicht kribbeln! Es durfte nicht kribbeln!

Wie lange konnten Schmetterlinge in einem Bauch eigentlich überleben?
 

Um mich selbst abzulenken und es ihm nicht noch peinlicher zu machen, deutete ich auf den Kohl. „Ich bin fertig. Was muss noch geschnitten werden?“

„Die... Die Karotten.“ Ohne aufzublicken zeigte er auf besagtes Gemüse, das ich mir dann mit einem Grinsen nahm. Kai war zu niedlich. Viel zu niedlich. Und das war nicht gut für mich.
 

Eine zeitlang starrte ich die Karotte auf meinem Schneidebrett an und legte dann schlussendlich das Messer auf die Seite. Ich sollte mit keinen scharfen Gegenständen arbeiten, solang all meine Gedanken nur um Kai kreisten.

Es war wie immer, wenn der Jüngere meinen Geist besetzte. Ich fühlte mich ganz hibbelig und kribbelig und wollte am liebsten die ganze Welt umarmen. Oder noch besser, nie wieder jemand anderen auf der Welt umarmen als Kai.

Ich konnte nichts gegen diese Gefühle tun. Kai war wie eine Droge für mich. Wenn ich seine tolle und niedliche Art nur in kleinen Dosen bekam, war alles in Ordnung, doch manchmal war es einfach zu viel auf einmal und wie das bei einer Überdosis so ist, sollte ich dann vermeiden Auto zu fahren oder schwere Werkzeuge zu bedienen.

Irgendwie war es schon erbärmlich, dass ich mir selbst nicht einmal zutraute eine Karotte zu schneiden, nur weil Kai mich angeschaut hatte.

Schon flackerten wieder Kais liebevollen und verträumten Augen in meiner Vorstellung auf und es begann noch stärker zu kribbeln.

Wie frustrierend es doch war, Hals über Kopf verliebt zu sein!

Hoffentlich hörten die Gefühle bald wieder auf.

Oder doch lieber niemals?

Ich raufte mir die Haare und versuchte die vielen Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen.
 

„Alles in Ordnung?“, hörte ich den eigentlichen Auslöser meines Zwiespalts besorgt nachfragen.

„Ja“, meinte ich, um Kai zu beruhigen. Was hätte ich auch sagen sollen? Dass nur ein Blick von ihm mich so aus der Fassung bringen konnte, dass ich Angst davor hatte, mir aus Versehen einen Finger abzuhacken?

„Ich glaube, ich mache lieber mit Shrimps weiter“, teilte ich dem anderen mit. Zwar war ich kein allzu großer Fan von Meeresfrüchten, aber da konnte ich wenigstens nicht viel falsch machen. Glaubte ich zumindest.
 

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dieses chap war zwar nur eine art zwischen- oder übergangskapitel, aber wir hoffen, es hat trotzdem gefallen ^^

kommis wären toll >___<

Als wäre 'anders' schon normal.

vielen vielen dank für eure kommis! >___<

ihr seid toll!! ^__^

viel spaß beim weiterlesen!
 

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Kapitel 6

Als wäre 'anders' schon normal.
 

Mindestens eine halbe Stunde lang quälte ich mich mit dieser nervige Aufgabe ab und hatte noch nicht einmal die Hälfte der Biester aus ihrer Schale befreit. Wenigstens nahm mich diese Beschäftigung so ein, dass ich fast keine Zeit hatte, an Kai zu denken.

Ganz ohne ging es dann aber doch nicht. Schließlich stand besagter Küchenchef nur ein paar Zentimeter neben mir und gab mir ab und zu immer lieb gemeinte Anweisungen.

Dafür dachte ich aber viel an das Essen und was es noch zu tun gab. Und dabei fiel mir etwas anderes ein. Vor Schreck rutschte mir der Shrimp aus der Hand und fiel auf den Boden. „Mist...“, murmelte ich leise und hob ihn auf.

„Soll ich das lieber machen?“, meinte Kai mit einem sanften Lächeln. Er hatte mittlerweile den Teig fertig und auch schon die Karotten geschnitten, während ich die ganze Zeit mit diesen blöden Shrimps gekämpft hatte. Ach, ich war einfach nicht für das Kochen geschaffen.

Deshalb nickte ich nur dankbar. Jetzt hatte ich ja sowieso was anderes zu tun.
 

Schnell suchte ich den Korb, indem jetzt nur noch ein paar einzelne Zutaten und die zwei Dosen Salz waren, und schob besagte Lebensmittel zur Seite bis ich fand, was ich suchte: Ein kleines Päckchen. Triumphierend hielt ich es Kai vor die Nase, der meine Suchaktion mitverfolgt hatte, und grinste dabei wie ein kleines Kind, das sich über Süßigkeiten freute. Zu dumm nur, dass ich erst jetzt daran gedacht hatte. Aber vielleicht wurde er ja doch noch fertig, wenn man ihn in den Kühlschrank stellte.

„Pudding!“, rief der Jüngere überrascht. Dann hatte er ihn wahrscheinlich vorhin beim Einpacken im Kombini vor lauter Scham gar nicht bemerkt.

Ich nickte nur weiterhin grinsend, bevor ich den Rest Milch, den ich glücklicherweise noch da hatte, aus dem Kühlschrank nahm und einen Topf suchte, in dem ich die Nachspeise zubereiten konnte.

„Du denkst aber auch an alles!“ Kai schien sich ebenso zu freuen wie ich mich, was mich natürlich nur noch fröhlicher machte. „Okay, dann mach ich jetzt die Shrimps fertig und du den Pudding?!“

„Genau!“ Die Milch hatte schon ihren Weg in den Topf gefunden und jetzt wartete ich nur noch darauf, dass sie zu kochen begann.
 

Die ganze Zeit starrte ich in die weiße Flüssigkeit als würde sie dadurch schneller zu kochen beginnen. Und tatsächlich. Kurze Zeit darauf brodelte meine Milch fröhlich vor sich hin und ich schüttete das braune Pulver hinein. Ich rührte ein bisschen mit dem Schneebesen in der dicker werdenden Flüssigkeit umher, entschied dann aber sie sich selbst zu überlassen.

Auf der Verpackung stand schließlich, das brauche fünf Minuten.

Die konnte ich auch sinnvoller nutzen als weiterhin den Pudding zu beobachten.

Mein Blick glitt durch die Küche und blieb natürlich an Kai hängen.

Ich konnte auch eine Weile lang ihn beobachten.
 

Langsam ging ich einen Schritt auf ihn zu und beobachtete gebannt, wie er in Sekundenschnelle die Shrimps schälte. Wie geschickt seine langen, schönen Finger die Meerestiere von ihrer Hülle befreiten. Wozu sie wohl noch alles im Stande waren als zum Kochen und Drums zu spielen?

Es war schwierig den Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Vor allem wenn sich das Ganze zu einer Vorstellung entwickelte, die man in einsamen Stunden schon so oft durchgespielt hatte.
 

Als könne Kai meine nicht ganz jugendfreien Gedanken lesen, drehte er sich in diesem Moment zu mir um. Da ich mich nicht schon wieder beim Träumen erwischen lassen wollte, klaute ich einen der Shrimps und verputzte ihn sofort. Eigentlich mochte ich Meeresfrüchte ja nicht besonders, aber zu wissen, dass Kai das kleine Tier vor wenigen Minuten noch in der Hand gehabt hatte, verlieh ihm einen ganz neuen Geschmack.

„Nao!“, meinte der Jüngere entrüstet.

Ich zuckte mit den Schultern. „Du weißt, dass mir Kochen keinen Spaß macht, wenn ich nicht naschen darf!“

„Und du weißt, dass du dir mit deinem Genasche nur den Appetit verdirbst!“ Kai lächelte mich liebevoll an und auch ich musste schmunzeln. Wir führten diese Diskussion jedes Mal, wenn wir zusammen kochten. Oft sogar mehrmals und es endete immer gleich: Wir lächelten uns an und beließen es dabei.
 

Auch dieses Mal lief es nach dem gleichen Muster ab. Ich stibitzte mir einen weiteren Shrimp, während sich Kai kopfschüttelnd wieder an die Arbeit machte.

„Was machst du denn eigentlich gerade, außer mich zu nerven?“, fragte mich der Größere lächelnd.

„Pudding.“ Dabei zeigte ich in Richtung Topf.

Kais Augen weiteten sich. „Der brennt an!!“

„Was??“ Ich fuhr herum, aber Kai stand schon vor mir am Topf und nahm ihn von der Platte, bevor er ein wenig darin herumrührte. „Siehst du? Am Boden ist er schon angebrannt“, meinte er tadelnd, aber nicht wirklich böse. Verdammt, konnte ich denn nicht mal Pudding machen? Brauchte ich Kai denn für alles?

Die Frage erübrigte sich schon in dem Moment, in dem ich sie mir stellte.

„Tut mir Leid...“, murmelte ich leise. Irgendwie entschuldigte ich mich heute oft. Aber heute war ja auch nichts normal. Heute gab es 100 Gründe, um sich zu entschuldigen.

Ich musste wohl wirklich niedergeschlagen aussehen, denn bevor ich reagieren konnte, hatte Kai schon die Hand gehoben und mir durch die Haare gewuschelt. Eine so unschuldige Handlung, die mich trotzdem hart schlucken ließ. Ich hielt die Luft an. Am liebsten hätte ich auch die Zeit angehalten.

Aber ich konnte es nicht, also konnte ich auch nicht verhindern, dass er seine Hand mit einem leisen Lachen wieder entfernte. Müsste ich den Pudding noch mal anbrennen, um das wieder spüren zu können, würde ich es sofort tun.

Doch dazu bekam ich gar keine Gelegenheit, denn Kai kippte den Rest den Puddings in einen neuen Topf und stellte ihn wieder auf die Herdplatte, wo dieser unter dem strengen Blick des Jüngeren weiter vor sich hinköchelte.

„Dann... versuch ich mich noch mal an den Shrimps“, meinte ich seufzend. Viel war davon auch nicht mehr da, denn Kai hatte mit seinen... Nein, ich sollte nicht wieder an seine schönen, langen Finger denken. Kai hatte die meisten der Schrimps schon in der kurzen Zeit geschält, in der ich nur gewartet hatte bis die Milch endlich soweit war. In der Küche kam ich mir neben ihm wirklich wie der letzte Trottel vor. Ein Wunder, dass er solche Geduld mit mir hatte. Ich wäre wahrscheinlich schon längst verzweifelt.
 

Als ich endlich den letzten Shrimp geschält hatte, sah ich, dass auch Kai mit dem Pudding fertig war. Er verteilte ihn in ein paar Schälchen und stellte diese dann anschließend in den Kühlschrank. Zwar würde es bestimmt eine Stunde dauern bis man den Pudding essen konnte, aber daran konnten wir jetzt auch nichts mehr ändern.

„So, das hätten wir“, meinte Kai zufrieden.

„Die Shrimps sind auch fertig“, informierte ich den Jüngeren und hielt ihm die Schale unter die Nase.

„Super, Nao. Danke!“ Kai strahlte mich dankbar an.

Eigentlich wollte ich ihn daran erinnern, dass wir hier schließlich zusammen kochten und dass er sich auch deshalb nicht bei mir bedanken musste. Hinzu kam natürlich die Tatsache, dass er den Großteil der Shrimps alleine geschält hatte, weil ich zu ungeschickt dafür war.

Allerdings war ich in dem Moment so damit beschäftigt, nicht unter Kais Sonnenstrahllächeln dahinzuschmelzen, dass ich überhaupt kein Wort herausbekam. Sogar die Schale kam mir unter dem dankbaren Blick des Jüngeren viel zu schwer vor.

Umso erleichterter war ich, als Kai nach der Schüssel griff, um mir die Last abzunehmen.
 

Unsere Hände berührten sich. Nicht das erste Mal an diesem Abend und trotzdem fühlte es sich jedes Mal an als würde ein elektrischer Stoß meinen ganzen Körper erfassen.

Sein Lächeln raubte mir den Atem. Den Verstand. Die Vernunft!

Wie es sich wohl anfühlte diese Lippen zu küssen? Wie es wohl war mit der Zunge sanft dieses Lächeln nach zu fahren?

Ob ich mich trauen konnte ihn zu küssen? Nur auf einen der Mundwinkel. Vielleicht nur dieses süße Grübchen. Konnte man das schließlich nicht auch als freundschaftliche Geste werten?

Schon bei dem Gedanken, klopfte mein Herz viel zu schnell. Wurde es mir viel zu warm. Wurde ich rot? Konnte Kai mal wieder meine Gedanken erahnen?

Wenn, dann ließ er es sich nicht anmerken. Immer noch lächelnd nahm er mir die Schüssel letztendlich ab und stellte sie neben den fertigen Teig.
 

„Wie wär’s wenn du schon mal den Tisch deckst?“

Ich nickte benommen, bevor ich zu meinem Küchenschrank ging. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass ich leicht zitterte, als ich das Geschirr in den Händen hielt.

Irgendwann musste ich Kai sagen, dass er mich nicht immer so anlächeln durfte. So heftig, wie mein Körper darauf reagierte, würde ich wohl sonst noch einen Herzinfarkt erleiden. Obwohl… Was brachte mich wohl schneller um? Wenn Kai mich anlächelte oder wenn er es für den Rest meines Lebens nicht mehr tun würde?
 

Jetzt war sein Lächeln allerdings verschwunden, denn er sah mit einem Blick, in dem ich nicht lesen konnte, zuerst auf die Teller und das Besteck in meinen Händen, das in meinen zitternden Händen lag, und anschließend sah er mich an. Dann wandte er seinen Blick wieder ab und öffnete einen Schrank, um eine große Pfanne herauszuholen.

Ich schluckte und machte mich auf den Weg in mein Wohnzimmer, in dem hinter dem Sofa, das sich in der Mitte des Zimmers befand, ein kleiner Esstisch stand.
 

Kai hatte mein Zittern wahrscheinlich bemerkt. Ob er auch den Grund dafür kannte? Eigentlich wusste ich immer was der Jüngere dachte. Ich kannte ihn. Aber sobald es um mich ging, war er wie ein verschlossenes Buch, zu dem er den Schlüssel weggeworfen hatte. Und so sehr ich auch suchte, ich konnte dieses kleine Ding einfach nicht finden. Vielleicht versteckte er es ja auch selbst vor mir und öffnete das Buch nur ab und zu einen kleinen Spalt. So wie vorhin, als wir über Ruki und Miyavi geredet hatten. Da konnte ich für einen Augenblick in ihm lesen. Kein ganzes Kapitel, geschweige denn das ganze Buch. Aber doch zumindest ein paar Zeilen.
 

Ich ließ mir Zeit. In der Küche konnte ich sowieso nichts mehr helfen. Das Okonomiyaki musste schließlich nur noch gebraten werden und damit kam Kai ohne Zweifel alleine zurecht. Einmal ging ich noch in die Küche, um die Kaffeetassen zurückzubringen und Gläser zu holen, die ich dann im Wohnzimmer auf den Tisch stellte.

Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Ja, so konnte es gehen.

Aber irgendetwas fehlte trotzdem noch. Es war so still. Nur das Brutzeln aus der Küche durchbrach die nächtliche Ruhe, also beschloss ich das Radio anzumachen. Aber was hörte Kai denn wenn wir aßen?

Eigentlich nichts. Er sah auch nicht fern. Für ihn war das Essen etwas besonderes, was man nicht einfach so nebenher tat.

Also doch kein Radio.
 

Schließlich hatte ich auch gar keine Zeit mehr darüber nachdenken, denn aus der Küche hörte ich Kais Stimme. „Das Essen ist fertig.“

„Super“, rief ich freudig zurück und setzte mich schon auf meinen Platz. Meine ganze Wohnung roch inzwischen angenehm nach Okonomiyaki, sodass mir das Wasser im Mund zusammenlief. Aufgeregt wartete in noch ein paar Sekunden, bevor Kais Stimme wieder erklang. „Nao?“

„Ja?“, antwortete ich verwirrt. Auf was wartete er denn noch?

Ich konnte Kai in der Küche leise lachen hören. „Ich brauch die Teller.“ Oh…

Schnell nahm ich die beiden Teller und ging zurück in die Küche, wo mich der Jüngere schon grinsend erwartete.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte ich peinlich berührt, als Kai dankend das Porzellan entgegennahm.

„Naja, ich dachte mir, vielleicht merkst du es noch selbst.“

Ich brummte. Da schien mich wohl jemand zu überschätzen.

Vielleicht war das vorher auch der Grund gewesen, weshalb Kai mich so eigenartig gemustert hatte? Ich seufzte. Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Solange ich Kai wohl nicht dazu auffordern würde, mir selbst aus dem verschlossenen Buch vorzutragen, würde ich auch nie einen genaueren Blick hinein werfen können.
 

Inzwischen hatte Kai es geschafft, auf jeden der Teller etwas Okonomiyaki zu quetschen und verteilte nun noch die Mayonnaise.

Ich grinste, als er mir den Teller reichte, auf dem sich deutlich mehr der hellen Soße befand. Kai kannte meine Vorlieben. Zumindest was das Kochen anging. Von den anderen würde er wohl nie erfahren.
 

Ich versuchte diese Gedanken abzuschütteln, als wir zusammen zurück ins Wohnzimmer gingen und am Tisch Platz nahmen.

Zwar dachte ich sonst auch oft über unsere nicht bestehende Beziehung nach, wenn ich mit Kai zusammen war, doch heute war es irgendwie extrem. Heute war irgendwas anders.

„Ah, ich hab was vergessen!“

Ich schreckte kurz auf, als die Stimme des Jüngeren die Stille durchbrach. Dieser bekam das allerdings gar nicht mehr mit und war wieder in der Küche verschwunden.
 

„Schau mal, was ich noch gefunden habe“, hörte ich seine Stimme schon kurz danach wieder. Schon hatte ich eine Sakeflasche in der Hand, von deren Existenz ich überhaupt nichts mehr gewusst hatte. Ich sag ja: Kai kennt sich in meiner Küche besser aus als ich.

Allerdings war das nicht die einzige Überraschung, die Kai hervorgezaubert hatte.

Ich schluckte, als der Jüngere eine Kerze in der Mitte des Tisches positioniert und diese dann mit einer Selbstverständlichkeit anzündete als würden wir jeden Tag im Kerzenschein dinieren. Als wäre es jeden Tag so anders. Als wäre ‚anders’ schon normal.

Aber es durfte nicht so anders sein. Nicht zu ‚normal’ werden.

Denn wenn es so war, dann war die Versuchung viel zu groß.

Jeden Tag.
 

Zuerst starrte ich die Kerze nur an, aber Kai riss mich ziemlich schnell aus den Gedanken, indem er ein fröhliches „Guten Appetit“ rief. Wie er sich hingesetzt hatte, hatte ich mal wieder nicht bemerkt.

Allerdings wünschte ich ihm schnell dasselbe und nahm anschließend die Stäbchen, um zu essen. Schon nach den ersten Bissen merkte ich mal wieder, wie perfekt Kais Kochkünste waren.

Genau so perfekt wie dieser Moment.

Kai und ich. Ein Paar, das zusammen zu Abend aß. In romantischer Zweisamkeit. Mit einer Kerze auf dem Tisch. Gleich würde er sich über den Tisch beugen und mir einen Kuss auf die Lippen drücken.

Und ein „Ich liebe dich“ hauchen.

Das würde er tun.

Wenn dieser Moment wirklich perfekt wäre.

Aber er war es nicht.

Er würde es niemals sein.

"Weil du mich immer verführst!"

so langsam kommen wir mal zu dem spannenderen Teil xDD

viele dank für die lieben kommis und dass ihr so mitfiebert ^___^
 

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Kapitel 7

"Weil du mich immer verführst!"
 

Mit einem wahrscheinlich ziemlich gequältem Lächeln auf den Lippen nahm ich die Sakeflasche und goss etwas davon in die beiden kleinen Saketassen, die Kai mitgebracht hatte. Anschließend schob ich ihm eine davon zu und hob meine eigene.

„Auf unsere erfolgreiche Flucht“, meinte ich mit einem Schmunzeln, woraufhin auch der Jüngere seine Tasse hob und mich angrinste. Wenn ich daran dachte, wie anders der Abend hätte verlaufen können... Dass wir jetzt noch immer getrennt voneinander in irgendwelchen Gruppenspielen festsaßen...

„Darauf stoß ich gern an!“ Kai schien genauso froh zu sein wie ich.

Während ich den Sake trank, spürte ich, wie mir warm wurde. Ob es nun an dem Alkohol oder an der Tatsache lag, dass sich Kai ebenso über unsere Flucht freute wie ich es tat, konnte ich nicht genau sagen.
 

Stumm aßen wir weiter.

Immer wieder linste ich zu Kai hinüber. Manchmal erwischte er mich dabei. Oder ich erwischte ihn, wie er mich ansah.

Und in genau diesen Momenten wurde mir wieder seltsam warm, was wohl meine Frage von zuvor, woher diese Wärme kam, beantwortete.
 

„Es schmeckt wirklich toll“, durchbrach ich irgendwann die Stille, als sie nicht mehr auszuhalten war. Die Momente machten mich nervös. Die ganze Stimmung machte mich nervös. Wir saßen hier, wie ein Paar bei einem Rendezvous. Und dann? Dann würde Kai irgendwann aufstehen und mich und meine Träume hier zurücklassen. Ich wollte diese Stimmung nicht, weil sie mir auf etwas Hoffnung machte, was ich nie bekommen würde. Kein Kuss. Kein Liebesgeständnis. Nur heißer Wachs, der auf meinen Tisch tropfte.

Das sah mein Verstand.

Mein Herz sah aber nur, dass Kais Lächeln im Kerzenschein noch schöner wirkte als sonst.

„Ja, da haben wir wirklich gut gekocht.“

Ich verdrehte bei den Worten des Jüngeren die Augen. „Du meinst DU hast gut gekocht. Ich war schließlich keine große Hilfe!“

„Natürlich warst du das.“

Ich schnaubte. „Ach, und wie habe ich dir geholfen?“

„Indem du da warst. Das reicht mir schon. Meistens jedenfalls.“
 

Selbst bei dem gedämpften Licht konnte ich sehen, wie sich auf Kais Wangen ein Rotschimmer legte. Schön, dass ich nicht der Einzige war, der sich ab und zu verplapperte. Noch schöner war es jedoch zu erfahren, dass der Jüngere meine Nähe genoss. Allerdings war es der letzte Satz, der mein Herz wieder schneller klopfen ließ. Was sollte er genau bedeuten? Dass er sich manchmal auch mehr wünschte als nur in meiner Nähe zu sein? Dass er auch oft das Verlangen hatte einen Schritt weiter zu gehen?

„Eigentlich ist es eine Schande, ein so traditionelles Essen an einem modernen, westlichen Tisch zu essen“, meinte Kai so beiläufig wie möglich. Allerdings war es nicht gerade schwer ihn zu durchschauen. Er wollte vom Thema ablenken und ich ließ ihn schmunzelnd gewähren.

„Also erstens essen wir zum Nachtisch Pudding aus der Tüte, was dein traditionelles Essen doch etwas zu Nichte macht. Und zweitens darfst du dich gar nicht beschweren. Meine Wohnung ist nämlich viel traditioneller als deine!“

„Ach und wieso das?“, fragte mich der andere herausfordernd.

„Weil ich einen Futon besitze und du nicht.“

„Ja, weil ich nicht jeden Morgen mit Rückenschmerzen aufstehen will.“

Empört riss ich den Mund auf. „Von meinem Futon kriegt man keine Rückenschmerzen. Der ist sehr bequem! Du kannst ihn ja gerne mal testen!“

„Ach ja, kann ich?“ Kais Stimme hatte einen leicht verführerischen Unterton angenommen. Ich stockte, als mir bewusst wurde, dass wir uns schon wieder auf Grenzterrain befanden.

Wieso war das denn auch so verflucht einfach, dieses zu betreten?
 

Also versuchte ich die ganze Sache ein bisschen aufzulockern. „Lass das!“, lachte ich. Kai sah bestimmt, dass man Lachen nicht ehrlich war, aber lieber so als wieder diese erdrückende Stille.

„Du hast angefangen!“, grinste er zurück.

„Ja, dann kannst du ja aufhören.“ Kopfschüttelnd nahm ich den letzten Rest meines Essens zwischen die Stäbchen und schob es mir in den Mund. Zu meinem Erstaunen war Kai schon fertig mit essen. Er musste ganz schön Hunger gehabt haben. Die Pizza, von der er ja sowieso nicht zu viel abbekommen hatte, war schon vor vielen Stunden gegessen worden und bei den Häppchen hatte er ja auch nicht gerade zugeschlagen.

Also saß er mir jetzt gegenüber und goss noch etwas Sake in seine Tasse. „Willst du auch?“

Ich nickte und schluckte den letzten Bissen runter, bevor ich ihm meine Tasse zuschob, damit er einschenken konnte, und sie anschließend an meinen Mund setzte.
 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich dann nach ein paar Minuten, in denen wir erstmal das Essen verdauen ließen und ich mich auf dem Stuhl zurückgelehnt hatte. Der Pudding war bestimmt noch nicht fertig.

„Abspülen natürlich!“, wurde mir in völlig selbstverständlichem Ton geantwortet. Sicher, wie konnte ich das vergessen?
 

Das Abspülen verlief ziemlich normal. Ich schaffte es, Kai nicht ständig anzustarren und auch er schien sich ganz gut beherrschen zu können. Die Stimmung hatte sich zum Glück wieder gelockert. Unsere kleine Wasserschlacht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in Sachen Sauberkeit und Ordnung trug wesentlich dazu bei.

Letztendlich stand die Küche unter Wasser, aber wenigstens war das Geschirr sauber.

„Und wer macht das jetzt wieder trocken?“, fragte ich grinsend, obwohl ich die Antwort schon kannte. Ich hatte schließlich damit angefangen, das Wasser rumzuspritzen.

„Du“, kam es auch sofort zurück.

„Wieso ich?“

„Weil du angefangen hast!“

„Aber du hast mitgemacht!“

„Weil du mich immer verführst!“

Mein Grinsen war sofort verschwunden, stattdessen blinzelte ich Kai nur schief an.

Er hatte wohl seine kleine Zweideutigkeit auch bemerkt. „Zu solchen Kindereien... verführst. Meinte ich...“, stotterte er.

Ich seufzte.
 

Wieso schafften wir es heute nur von einer Anspielung in die nächste zu rutschen? Lag es am Alkohol? Lag es daran, dass wir im Unterbewusstsein einfach austesten wollten, wie weit man dieses Spiel treiben konnte, ohne daran kaputt zu gehen? Wie stark wir die Fassade belasten konnten, bevor sie irgendwann einriss? Es war oft schwierig, die Normalität zwischen mir und Kai aufrecht zu erhalten, doch heute schien es einfach gänzlich unmöglich.

„Ich hol den Lappen für den Boden“, meinte der Jüngere resigniert, als er sich dann umdrehte und einen meiner Schränke öffnete. Schon hatte jeder von uns ein Putztuch in der Hand und während ich die Arbeitsplatten und Schränke wischte, kümmerte sich Kai um den Boden. Am liebsten hätte ich etwas gesagt, um die Stimmung wieder aufzulockern, doch mir fiel einfach nichts ein. Stumm arbeiteten wir weiter, bis meine ganze Küche wieder trocken war.

„Geschafft“, gab ich erschöpft von mir. „Wir hätten uns die ganze Mühe auch sparen können, wenn du dich nicht immer wie ein kleines Kind aufführen würdest.“ Trotz der mahnenden Worte lächelte der andere mich liebevoll an und wuschelte mir durch mein Haar. Das schien eine neue Angewohnheit zu werden und ich konnte nicht unbedingt sagen, dass sie mir missfiel.

„Aber ein Gutes hatte die Wasserschlacht doch“, gab ich zu bedenken.

„Und was? Dass du jetzt deinen Küchenboden nicht selbst wischen musst?“

Ich blickte auf besagten Boden. Der war ja wirklich wieder sauber!

„Darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus, aber danke dafür.“

Wieder wurde mir durch die Haare gewuschelt, so dass sie jetzt wahrscheinlich in alle Richtungen abstanden.

„Ich wollte sagen, dass jetzt garantiert der Pudding fertig ist!“, meinte ich und öffnete auch sogleich den Kühlschrank, um meine Annahme zu bestätigen. Freudestrahlend drückte ich dem anderen zwei der Schüssel in die Hand und holte noch Löffel, bevor ich, dicht gefolgt von Kai, wieder in mein Wohnzimmer ging.

„Esstisch?“, fragte ich den Jüngeren, woraufhin dieser nur den Kopf schüttelte.

„Couch.“

„Couch?“ Verwundert blieb ich neben der Couch stehen. Kai aß nie auf der Couch.

„Couch“, wurde mir noch mal bestätigend geantwortet, bevor sich der Jüngere auf eben diesem Möbelstück niederließ und mich auffordernd ansah, es ihm gleichzutun.

Ich kam seiner Aufforderung nach, auch wenn mir das alles irgendwie ein bisschen unheimlich war. Wenn er mir jetzt auch noch vorschlug den Fernseher anzumachen, dann würde ich den Mund wahrscheinlich gar nicht mehr zubekommen.

Glücklicherweise saß da wohl immer noch ein wenig des alten Kai neben mir, denn er sagte nichts dergleichen.
 

„Schmeckt gut!“, meinte er stattdessen irgendwann.

„Hast ja auch du gemacht.“ Mit erhobener Augenbraue sah ich ihn von der Seite an.

„Du hast Milch und Pulver reingetan.“ Mit einem Grinsen erwiderte er meinen Blick.

„Und ihn anbrennen lassen“, lachte ich schließlich, bevor ich mir einen weiteren Löffel mit Pudding in den Mund schob. Meinen Blick konnte ich allerdings einfach nicht von ihm abwenden. Irgendwann sollte ich mir angewöhnen, auch Tag und Nacht Sonnenbrillen zu tragen so wie die anderen es immer machten. Dann würde mich Kai wesentlich seltener erwischen, wenn ich ihn verträumt anstarrte. Vielleicht trug Ruki deshalb so gern Sonnebrillen? Damit man die Blicke, die er Miyavi zuwarf, wenn sie sich mal in der PSC begegneten, nicht bemerkte? Eigentlich eine ziemlich schlaue Idee.

Die Frage war nur, ob Kai nicht doch wusste, was ich dachte und dass ich ihn ansah. Es kam mir so vor als könnte er wesentlich besser in meinem Buch lesen als ich in seinem.
 

Auch jetzt war mir bewusst, dass ich ihn wieder anstarrte. Ihn dabei beobachtete, wie er sich den Löffel mit dem braunen Pudding in den Mund schob.

Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen. Ich sollte wegsehen. Sollte nicht schon wieder daran denken. Daran, wie es wäre diese Lippen zu küssen.

Aber ich konnte nicht anders. In meinem Kopf spulte sich die Szene von ganz allein ab. Und ich liebte diese Szene. Würde sie nur zu gern immer und immer wieder durchleben. Auch wenn sie nicht real war.
 

„Du isst ja gar nichts.“ Und wieder hatte Kai mich bei einem meiner Träumereien erwischt. Zum Glück schien er viel mehr an meiner fast noch vollen Schüssel interessiert zu sein als an meinen schmachtenden Blicken. Ich sah auf den Schokopudding. Ich hatte wirklich erst zwei Löffel gegessen. Ein völlig untypisches Verhalten für mich, wenn es um den Nachtisch ging. Vor allem wenn man bedachte, dass Kais Schüssel schon halb leer war.
 

„Ach, das schaffst du doch gar nicht alles alleine!“ Kaum waren die Worte über seine Lippen, streckte er schon den Löffel nach meiner Schüssel aus.

„Hey!“, meinte ich nur lachend und zog die Schüssel etwas näher zu mir.

„Ich will dir doch nur helfen“, kam es als Verteidigung lachend zurück, bevor mir Kai ein kleines Stückchen näher rutschte, um besser an meinen Pudding zu kommen. Ich blieb allerdings hart.

„Das schaff ich auch ganz gut alleine. Iss du erst mal deinen auf!“

„Ich will aber was von deinem.“

Lachend schüttelte ich den Kopf. „Keine Chance.“

„Nur probieren!“

„Vergiss es, Kai!“

„Bitte.“ Der Jüngere zog eine Schnute und sah mir mit großen Kulleraugen entgegen. Ich schluckte. Mir fiel es so schon schwer Kai irgendetwas auszuschlagen, doch wenn er mich so bittend ansah, war es einfach unmöglich.

Kai schien das auch zu wissen, denn im nächsten Moment öffnete er leicht den Mund und gab einen „Ahhh...“-Ton von sich gab wie ein kleines Kind, das gefütterte werden wollte. Ohne genauer darüber nachzudenken, erfüllte ich ihm seine Bitte.

Gebannt sah ich dabei zu, wie sich die wunderschönen Lippen um den Löffel legten und Kai genießerisch die Augen dabei schloss. Zwar hielten meine Finger nur den Stiel fest, doch ich glaubte deutlich zu spüren wie Kais Zunge über den Löffel glitt. Mit leicht zitternder Hand wartete ich, bis sich die Augen des Jüngeren wieder öffneten. Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als ich den Löffel wieder seinem Mund entzog.
 

Mir wurde heiß.

Das gedämpfte Licht, der Kerzenschein, die Couch und dann auch noch das. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, der andere versuchte mich zu verführen. Aber das konnte nicht sein. Er würde so etwas nicht tun. Nicht Kai.

Schließlich hatten wir die Entscheidung gemeinsam getroffen, zum Wohle der Bands und unserer Freundschaft nichts miteinander anzufangen. Und Kai hielt sich an Regeln. Normalerweise.

Von Liebe geblendet

Vielen lieben Dank für eure reviews ^__^
 

wir hoffen, dieses kapitel gefällt euch auch xD

es is nämlich wohl unser liebstes von der ganzen ff ^^

trotzdem sind wir auch für kritik (und natürlich auch sonstige kommentare) offen!
 

Viel Spaß beim Lesen!

^__^
 

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Kapitel 8

Von Liebe geblendet
 

Das gedämpfte Licht, der Kerzenschein, die Couch und dann auch noch das. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, der andere versuchte mich zu verführen. Aber das konnte nicht sein. Er würde so etwas nicht tun. Nicht Kai.

Schließlich hatten wir die Entscheidung gemeinsam getroffen, zum Wohle der Bands und unserer Freundschaft nichts miteinander anzufangen. Und Kai hielt sich an Regeln. Normalerweise.
 

Aber warum kam es mir dann trotzdem so vor als würde er hiermit irgendetwas bezwecken wollen? Oder kam es mir wirklich nur so vor? Wünschte ich mir einfach, dass Kai den ersten Schritt tun würde? Weil ich mich nicht traute? Weil ich nicht der sein wollte, der alles zerstörte? Aber wollte ich Kai denn diese Bürde auferlegen?

Es war zum verrückt werden.
 

„Jetzt will ich aber auch was von dir!“, rief ich nach einer schier endlosen Zeit empört aus, um mich abzulenken. Kai erfüllte mir meinen Wunsch sofort und schon hatte ich seinen Pudding in meinem Mund.

Von seinem Löffel.

Den er vor ein paar Minuten noch selbst im Mund gehabt hatte.

Ich konnte nicht anders als ebenfalls die Augen zu schließen, während sich ein Kribbeln in meinem Bauch bemerkbar machte. Das war doch ein Kuss, oder? Ein indirekter Kuss. Er fühlte sich fast noch schöner an als die richtigen Küsse in meiner Vorstellung. Denn dieser war real. Wenn auch kein richtiger Kuss. Aber es war die Wirklichkeit.

Erschrocken stellte ich fest wie sich der Löffel plötzlich bewegte und wieder aus meinem Mund gezogen wurde. Sofort waren meine Augen offen und blickten Kai an, der mit leicht geöffnetem Mund vor mir saß und mich anstarrte. Die Hand ließ er ganz langsam sinken. Den Blick immer noch auf mich gerichtet. Bildete ich es mir nur ein oder ging sein Atem wirklich ein wenig schneller?
 

Da fiel mir auf, dass Kai vor ein paar Sekunden wahrscheinlich das Gleiche gedacht haben musste, als ich ihm meinen Löffel in den Mund geschoben hatte.

Das Kribbeln wurde bei diesem Gedanken stärker. Er hatte diesen Moment ebenso genossen wie ich. Diesen indirekten Kuss.

Wenn wir uns nun schon indirekt geküsst hatten, machte ein richtiger Kuss dann überhaupt noch einen so großen Unterschied? Wir standen schon auf der Grenzlinie. Hatten diese doch sowieso schon fast überschritten.
 

Ich merkte, wie ich mich Kai näherte. Aber als ich eben genau das bemerkte, zuckte ich auch wieder gleich zurück.

Nein, ich durfte das nicht! Und ich würde meinem Unterbewusstsein nicht erlauben, mich so zu hintergehen! Etwas gegen meinen Willen zu tun. Oder besser: Gegen meinen gesunden Menschenverstand. Denn was ich gerade wollte, war mehr als offensichtlich.

Und noch während ich diesen Gedanken dachte, spürte ich schon wieder, wie sich mein Oberkörper zögernd zu dem Jüngeren hinüberbeugte. Dessen Lippen entgegen, die immer noch leicht geöffnet waren.

Auch Kai beugte sich mir langsam entgegen. Zumindest glaubte ich das. Oder hoffte ich es vielleicht nur? Die Augen des Jüngeren waren wieder geschlossen und auch ich ließ meine Augenlider nach unten gleiten. Ich wollte den Moment genießen. Ihn in mein Gedächtnis einbrennen lassen.
 

Mein Herz schien still zu stehen, als sich Kais Lippen auf meine legten. Sein Mund war immer noch leicht geöffnet. Bot eine perfekte Einladung.

Und trotzdem nahm ich sie nicht an.
 

Eine Weile saßen wir so da. Beide nicht bereit, diesen zarten Moment abzubrechen und trotzdem zu ängstlich, um einen Schritt weiter zu gehen. Wir waren keine Rebellen. Zwar waren wir kurz davor die Grenze zu überschreiten, doch trauten wir uns noch nicht auf das neue Terrain.

„Wir sollten das nicht tun“, flüsterte Kai mit heiserer Stimme.

Sein heißer Atem auf meinen Lippen.

Ich deutete ein Nicken an.

Trotz der Worte entfernten wir uns nicht voneinander.

Kais Hand glitt sanft durch meine Haare. „Das wollte ich schon die ganze Zeit machen“, gestand er mir leise und spielte damit wohl auf seine neue Angewohnheit an, mir die Haare zu zerstrubbeln.

Meine Hand glitt indessen über Kais Arm. Massierte leicht die Muskeln seines Oberarmes. Er war angespannt. Sein ganzer Körper war verkrampft, so als wolle er sich damit selbst davor zurückhalten, etwas Dummes zu tun.

Nervös fuhr ich mir mit der Zunge über den trockenen Mund.

Kai zog harsch die Luft ein, als meine Zunge über seine Lippen glitt, die immer noch hauchzart auf meinen lagen.
 

Eine halbe Unendlichkeit lang schien nichts zu passieren, bevor Kais Zunge dann vorsichtig über meine Oberlippe fuhr. Zittrig atmete ich aus.

Das war jetzt schon der beste Kuss, den ich jemals gehabt hatte, obwohl man es noch gar nicht so nennen konnte. Eigentlich waren wir immer noch dabei, auf der schmalen Grenzspur zu balancieren. Ein Kraftakt, der immer mehr ins Wanken geriet. Dessen Ende ich so herbeisehnte und mich trotzdem davor fürchtete.
 

„Wir dürfen nicht...“, meinte Kai wieder in die Stille. Von unseren Herzen ungehört. Sein Verstand schien ihn allerdings gehört zu haben.

Langsam entfernte sich der Jüngere einige Zentimeter von mir. Auch wenn die Bewegung so winzig war, stieg Panik in mir auf. Wir waren soweit gekommen. Ich war nicht bereit einen Schritt zurückzugehen.

„Und was ist, wenn wir doch sollten?“, meinte ich schnell. „Was ist, wenn wir es tun? Nur einmal? Vielleicht ist dann die ganze Anspannung weg? Vielleicht wird dadurch alles leichter?“ Ich wusste, dass es nicht stimmte. Ich hatte aus lauter Verzweiflung eine Hintertür in unsere Grenze gebaut und ich wusste, dass ich diesen Akt noch bereuen würde.

Dass ihn sowohl mein Verstand als auch mein Herz später bereuen würden. Denn schließlich gab es diese Hintertür nur, um meinem Herzen einen Weg zu geben, den Verstand umgehen zu können, bis dieser dieses verräterische Ding wieder eingeholt hatte.

„Nein...“, flüsterte Kai. Ich spürte seinen Atem noch immer auf meinem Gesicht, also konnte er sich nicht weit entfernt haben. Die Augen wollte ich nicht öffnen. Sie würden mir nur die Wirklichkeit zeigen. Ich würde Kai sehen. Denjenigen mit dem ich beschlossen hatte, unsere Herzen hinten anzustellen. Aber auch denjenigen, der meine unendlich große und fast schon schmerzhafte Liebe teilte.

„Nein...“, flüsterte er erneut, bevor ich seine Lippen wieder auf meinen spürte und mein Herz erneut stehenblieb.
 

Vorsichtig, so als würde die verbotene Grenzüberschreitung dadurch nicht ganz so folgenschwer werden, begann ich, meine Lippen gegen seine zu bewegen. Es passierte wie von alleine. Als müsste ich es tun. Und ich würde der Letzte sein, der sich dagegen wehrte.

Mein Herz spürte ich erst wieder, als sich Kai meinen zärtlichen Bewegungen anpasste. Als wollte es all die Herzschläge aufholen, die es in den letzten Augenblicken verpasst hatte, schlug es nun schneller als je zuvor in meinem Leben.
 

Erneut stieß ich zittrig meinen Atem aus, als ich seine Zungenspitze an meinen Lippen spürte. Und als ich meinen Mund ein Stück öffnete und sie mit meiner eigenen Zunge empfing, hörte ich wie sich die Hintertür, die ich eben erst in unsere Grenze eingebaut hatte, mit einem markanten Geräusch hinter uns schloss. Ein Geräusch, das Erleichterung in mir auslöste. Denn ich wollte nicht mehr zurück. Ich wollte nicht mehr auf die andere Seite der Grenzmauer. Diese Seite, auf der wir uns jetzt befanden, war perfekt. Und das nur, weil Kai mit mir auf dieser Seite stand.

So sehr hatte ich diesen Augenblick immer und immer wieder in meinen Träumen durchgespielt. So sehr hatte ich ihn mir herbeigesehnt und doch nie ernsthaft daran geglaubt, dass er wahr werden würde. Und nun saß ich hier mit Kai auf dem Sofa und lebte meinen Traum ohne über Folgen nachzudenken. Folgen waren egal. Folgen waren unwichtig. Im Gegensatz zu diesem Moment, indem ich glücklicher war als je zuvor.

Erst einige Augenblicke später bemerkte ich, dass das markante Geräusch die Schüssel mit dem Pudding gewesen war, die mir aus der Hand geglitten und auf den Boden gefallen war. Ein paar Sekunden vergingen, bis das gleiche Geräusch noch einmal erklang und mir somit signalisierte, dass auch Kai nicht mehr auf solche Dinge wie Schüsseln achtete.
 

Meine Hand strich wieder über seinen Arm. Fuhr die Muskeln nach, die sich plötzlich gar nicht mehr so angespannt anfühlten. Auch mein Körper fühlte sich völlig haltlos an. Schwach. Würden wir nicht auf dem Sofa sitzen, hätten mich meine Beine wahrscheinlich schon längst unter mir nachgegeben.
 

Sanft umspielte meine Zunge Kais. Ich hatte noch nie einen so zärtlichen Kuss erhalten. Einen, bei dem ich mich so zufrieden gefühlt hatte und der mich alles hatte vergessen lassen.

Einen so perfekten Kuss.

Seine Hand strich mir weiterhin durchs Haar. Meine Arme hatte ich wiederum um seinen Hals geschlossen. Streichelten sanft über seine aufgestellten Nackenhärchen.

Kai seufzte erneut wohlig in unseren Kuss und ich rutschte ihm noch ein Stück näher. Ich wollte keinen Abstand mehr zwischen uns. Wollte ihm so nah sein wie nur möglich.
 

Irgendwann entfernten sich Kais Lippen von meinen. Meine Augen öffneten sich langsam. Kai lehnte sich leicht mit seiner Stirn an meine. Schien einen Halt in dieser Situation zu suchen, in dem wir jeden Halt aufgegeben hatten. Jeden Halt, außer uns.

Mein Herz schlug stark. Kais Atem ging viel zu schnell. Strich mir sanft über das Gesicht. Erfüllte meine Ohren.

„Wolltest du nicht noch meinen Futon sehen?“, fragte das Verlangen in mir ohne jegliches Zutun meines Verstandes.

Kais Augen öffneten sich. Fanden sofort meinen Blick. Ich glaubte zu spüren, wie sein Atem noch etwas unkontrollierter wurde. Wie er mich bei diesen Worten noch etwas näher zu sich zog. Trotzdem sah ich in seinen Augen Unsicherheit.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, stand ich auf, nahm seine Hand in meine. Meine Beine fühlten sich seltsam schwach an und trotzdem war es mir möglich bis zu meinem Schlafzimmer zu gehen. Kai ließ sich ohne weiteres von mir geleiten. Ich war sein Führer, der ihn von einer ausweglosen Situation in die nächste brachte. Doch wie konnte etwas, das sich im Herzen so gut anfühlte, nur ausweglos sein?
 

Erst als wir in meinem Schlafzimmer angekommen waren, blieb Kai stehen. Sein Blick richtete sich erst auf meinen Futon und dann auf mich. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass auch er wusste, wie selbstzerstörerisch mein Vorhaben war. Trotzdem küsste ich ihn noch einmal liebevoll auf die Lippen und zog ihn dann mit sanfter Gewalt auf meinen Futon. Für Kai würde ich das Risiko eingehen. Für Kai würde ich mich heute Nacht auch selbst zerstören, wenn es nötig war.

Ich wusste nicht, woher auf einmal diese Sicherheit kam. Ich war sonst immer ein vorsichtiger Mensch, aber jetzt rannte ich förmlich über das fremde Terrain. Von Liebe geblendet. Doch warum nicht einen Schritt nach dem anderen? Vielleicht weil jetzt endlich die Mauer durchbrochen war, die mich so unendlich lange zum Stillstand verflucht hatte. Vielleicht weil ich wusste, dass ich den Moment voll auskosten musste. Dass ich schneller machen musste, wenn die Realität uns nicht gleich wieder einholen sollte. Und sie würde uns wieder einholen.
 

Doch als sich Kais Lippen wieder auf meine legten, war all das wieder vergessen.

Vergessen – zumindest für einen kleinen Augenblick – war auch, dass ich ihn hier zu etwas überredete, was er vielleicht später bereuen würde. Nicht nur vielleicht. Er würde es bereuen. Aber würde er mich dann so küssen? Ich wollte diesen Kuss nicht unterbrechen. Am besten niemals, aber war ich glücklich damit, wenn ich Kai zu etwas trieb, was er nicht aus vollem Herzen wollte?

„Kai...“, flüsterte ich gegen seine Lippen. Ich wollte ihm die letzte Möglichkeit geben, uns daran zu hindern diesen Schritt zu wagen. Nein, ich wollte sie ihm im Grunde nicht geben, aber ich wusste, dass ich es tun musste.

Doch statt zu antworten, küsste er mich erneut auf die Lippen, auf die Wange und anschließend auf den Hals, bevor er dort leicht zubiss und mir ein überraschtes Keuchen entlockte.

„Ich wollte deinen Futon ausprobieren...“, hörte ich ihn leise sagen. Dann küsste er mich wieder, während er mich mit sanftem Druck auf sich zog und sich selbst auf eben diesen Futon legte.
 

All meine Bedenken waren vom Glück weggefegt worden.

Ich ließ meine Zunge tief in seinen Mund gleiten, während ich das Gefühl verspürte, nicht mehr in dieser Welt zu verweilen. Wir befanden uns ganz wo anders. In einer wahr gewordenen Traumwelt.

Seine Hände, eine davon in meinem Nacken, die andere in meinen Haaren vergraben, bescherten mir eine Gänsehaut wie ich sie noch nie vorher erlebt hatte. Ich selbst strich immer wieder mit dem Daumen über seine Wange, spielte mit seinen Nackenhärchen.

Immer wieder mussten wir uns für ein paar Augenblicke voneinander trennen, um nach Luft zu schnappen. Nur um kurz darauf wieder unsere Lippen miteinander zu verschmelzen.

Unsere Küsse waren noch genau so zärtlich wie anfangs, doch hatten sie jetzt nichts mehr von Unsicherheit und Zurückhaltung. Diese Dinge hatten sich in Luft aufgelöst. Oder in unserer Liebe und dem Verlangen, endlich das tun zu können, was wir schon seit so vielen Monaten tun wollten.

Könnte man Glück in Händen halten...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Allein.

Kapitel 10

Allein.
 

Doch ebenso wie es eine Tatsache war, dass ich das Glück verlor, indem es über den Rand meiner Hände floss, wurde auch der Kuss abrupt unterbrochen.

Eine mir wohl bekannte Melodie erfüllte den Raum. Kais Handy. Und es war genau der Klingelton, den Kai eingestellt hatte, wenn jemand aus seiner Band anrief.

Das konnte jetzt einfach nicht wahr sein!

Wer auch immer da anrief, ich verfluchte denjenigen.

Weil ich wusste, dass er Vorrang hatte.

Weil er uns zurück in die Wirklichkeit holte.
 

~~~
 

Kais Kopf hatte sich zur Seite gedreht und er suchte mit den Augen das Zimmer nach seinem Handy ab. So unauffällig wie möglich und doch merkte ich es natürlich.

„Willst du nicht drangehen?“, rang ich mich schließlich durch zu fragen.

„Hm...“, kam es leise als Antwort, während Kai meinen Blick suchte. Ich konnte sehen, dass er mit sich kämpfte.

Unwillkürlich musste ich lächeln. Eine traurige Art von einem Lächeln. „Geh schon dran.“
 

Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als Kai leicht den Kopf schüttelte.

Ich beugte mich wieder über ihn und küsste ihn fordernd, doch es fühlte sich falsch an.

Kais Lippen bewegten sich nur geistesabwesend auf meinen. Seine Hände lagen noch schlaff auf dem Futon. Ich öffnete meine Augen und sah Kais schuldbewussten Blick, der in Richtung seines Handys gerichtet war.

Es klingelte immer noch.

Mir wurde schmerzlich bewusst, dass er körperlich zwar noch in meinen Armen lag, gedanklich aber schon wieder bei seiner Band war.

Ich hatte ihn verloren.
 

Mein Herz protestierte laut, als ich mich von den weichen Lippen des Jüngeren löste, um stattdessen sein Handy zu suchen. Bevor Kai überhaupt etwas sagen konnte, hatte ich das klingelnde Ding schon in meiner Hand, den grünen Hörer gedrückt und es Kai gegen das Ohr gehalten.

Ich hörte ein langgezogenes „Kaiiii….“ Vom anderen Ende der Leitung. Aois Stimme.

Mit einem letzten unsicheren Blick auf mich, nahm mir der Jüngere das Handy ab, das ich immer noch an sein Ohr hielt. „Was hast du angestellt?“, fragte er dann Aoi und ich ließ mich wieder neben ihm auf den Futon fallen. Das unbeschreibliche Gefühl, das ich bis eben noch verspürt hatte, verflüchtigte sich. Ebenso wie die Erregung.

Ich versuchte die Trauer zu unterdrücken. Versuchte nicht zu weinen. Zumindest wollte ich das nicht tun, solange Kai noch hier war. Denn dass er gehen würde, war mir eh klar.
 

Ich hörte dem Gespräch nicht zu, da es so schien, als würde hauptsächlich der schwarzhaarige Gitarrist am anderen Ende der Leitung reden. Wie in Trance blickte ich auf den Jüngeren, der nur noch still lauschte.

Sein Atem ging immer noch etwas zu schnell. Er sah so aus, als ob er Probleme damit hätte, Aois Worten wirklich die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienten. Beides noch Nebenwirkungen von dem, was ich eben mit ihm angestellt hatte.

Diese eigentlich verlockend süße Erinnerung bekam nun einen bitteren Nachgeschmack.
 

Die Realität hatte uns gefunden und uns in die Schranken verwiesen. Jeder stand wieder auf seiner Seite der Grenze. Allein.

Und doch wollte ich es nicht einfach so hinnehmen. Ich wollte Kai nicht aufgeben. Nicht wegen seiner Band, an der er viel zu sehr hing, und nicht wegen dieser verdammten Regel, die wir aufgestellt hatten, um uns als Bands zu schützen. Um uns selbst zu schützen. Aber schützen vor was? Vor dem Glück?
 

Kais Ausdruck änderte sich im Laufe des Telefonats. Wenn ich bis eben noch einen Funken Hoffnung gehabt hatte, wir könnten vielleicht doch dort weitermachen, wo uns Aoi unterbrochen hatte, dann verflog dieser Funken und ließ absolut nichts zurück.

Kai schien wütend zu sein. Es war nichts mehr übrig von einer romantischen, glücklichen Stimmung.

Ich zuckte zusammen, als sich der Jüngere plötzlich aufrichtete und in den Hörer schrie. „Wann ich euch abhole?? Aus der Scheiße könnt ihr euch alleine rausholen! Ich glaub, ihr habt sie nicht mehr alle!“ Die Jungs mussten wirklich was angestellt haben. Oder Kai war einfach nur sauer, dass sie uns unterbrochen hatten. Ja, der Gedanke gefiel mir wesentlich besser.

Erneut machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Kai würde nicht gehen? Konnte es wirklich sein, dass er seine Band sozusagen im Stich ließ? Dass er bei mir blieb?

Er schrie noch etwas weiter bis es plötzlich wieder still wurde und ich seinen fassungslosen und vor allem wütenden Blick bemerkte.

„Du meinst verhandeln im Sinne von erpressen?“, hörte ich den anderen sagen.

Wieso musste sich dieser blöde Funke denn auch ständig von selbst entfachen, nur um ein paar Sekunden später schon wieder zu verglühen? Was hatte das denn für einen Sinn?

Kai würde gehen. Keine Frage.
 

Die angeregte Diskussion, die nun entstand, beachtete ich gar nicht mehr. Ich vergrub mich in den Kissen und wartete einfach darauf, dass der andere wieder auflegte und mir sagen würde, dass er jetzt gehen musste. Musste.

Mir war klar, dass Kai gehen musste, sonst wäre es nicht Kai. Und eigentlich war es ja auch nur gut so. Wir würden keine unüberlegten Schritte mehr machen. Es war schon in Ordnung so. Wir waren sowieso schon viel zu weit gegangen. Es war besser, wenn Kai jetzt ging.

Das war es, was mir mein Verstand, der sich mittlerweile wieder eingeschaltet hatte, mitteilte als wolle er mich von der Hoffnung ablenken, an die ich mich schon wieder viel zu lange und viel zu intensiv geklammert hatte. Wieso tat mein Herz dann trotzdem so weh?
 

Eine Zeit lang war es ganz still. Da ich auch Aois Stimme nicht mehr durchs Handy vernehmen konnte, war ich mir ziemlich sicher, dass Kai schon aufgelegt hatte.

„Ich muss los“, meinte Kai dann endlich leise. Sprach das aus, was ich schon die ganze Zeit befürchtet hatte.

Obwohl ich auf die Worte vorbereitet gewesen war, schnürte sich in mir alles zusammen. Die Realität umschlang mich. Presste mich wieder an ihre eisige Brust und erdrückte damit all meine Hoffnungen und Wünsche. Mir wurde plötzlich schrecklich kalt, als Kais Körper dann nicht mehr neben meinem lag. Vorsichtig drehte ich mich um und wünschte mir schon im selben Moment ich hätte es nicht gemacht.
 

Viel lieber hätte ich weiterhin mein Gesicht in die Kissen gedrückt als dem Jüngeren dabei zuzusehen, wie er sich anzog. Sich richtete, um von mir wegzugehen.

Kais Bewegungen waren langsam. So als wäre sein Körper mit einem Mal furchtbar schwer und es würde ihn viel Kraft kosten, sich sein Hemd wieder anzuziehen. Ich wusste, dass er nicht gehen wollte. Ich sah ihm förmlich an, wie er mit sich kämpfte. Ich verstand es. Schließlich tobte in mir ein ähnlicher Kampf.

Jede Faser meines nun frierenden Körpers schrie nach Kai. Wollte, dass er wieder zu mir zurück kam. Meinen Körper wärmte. Mein Herz wärmte.
 

Und vielleicht hätte er es auch getan. Vielleicht hätte er sich wieder neben mich gelegt, wenn ich ihn nur darum gebeten hätte. Doch das wär mal wieder nicht fair gewesen. Ich wollte Kai nicht vor diese Wahl stellen. Schließlich hatte ich in dieser Nacht schon oft genug egoistisch gehandelt. Unüberlegt.
 

Gerade diese Entscheidung machte es mir noch schwerer Kai anzusehen. Der Jüngere hatte nun auch den letzten Hemdknopf geschlossen und sah mich traurig an.

„Ich muss los“, wiederholte er die Worte erneut, die noch genau so sehr schmerzten wie beim ersten Mal. Er nannte keinen Grund und ich war ihm dankbar dafür. Jede Erklärung wäre sinnlos gewesen. Wäre er jetzt nicht gegangen, dann eben erst zu einem späteren Zeitpunkt. Wenn Aoi nicht jetzt angerufen hätte, dann Ruki in einer halben oder Uruha in einer Stunde.
 

Langsam richtete ich mich auf und nickte. Er musste los. Ich sollte ihn zur Tür bringen wie es sich für einen guten Gastgeber gehörte. Der Kloß in meinem Hals wurde größer, als ich mir mein Shirt über den Kopf streifte und mich erhob. Die Shorts hatte ich nie ausgezogen.

„Also dann... ich...“, setzte er noch mal an. Es sah fast so aus als wollte er die Zeit, bis er wirklich ging, hinauszögern, indem er es immer und immer wieder wiederholte.

Ich nickte. Er musste los.
 

Schließlich trat Kai zögernd in den Flur hinaus. Ich folgte ihm. Den Blick auf den Boden gesenkt. Schaffte es einfach nicht ihn ansehen. Es hätte mir mein jetzt sowieso schon viel zu schwach schlagendes Herz völlig zerrissen. Und noch immer – oder schon wieder - hoffte ein kleiner Funken in mir, er würde nicht gehen.

Als er die Haustür öffnete, spürte ich den kalten Luftstoß, der vom Treppenhaus in meine Wohnung wehte. Und in mein Herz.

Erst als Kai auf der anderen Seite der Türschwelle stand und ich sah, dass er sich noch einmal umdrehte, hob ich den Blick und sah ihn an. Sah in seine Augen, die verräterisch glitzerten. Die wahrscheinlich die gleiche Traurigkeit ausstrahlten wie meine. In Augen, in denen ich einen Satz lesen konnte, der uns schon den ganzen Abend begleitet hatte. Wir dürfen nicht.
 

Ich traute mich nicht die Tür zu schließen. Und Kai traute sich wohl nicht, sich umzudrehen und wegzugehen.

Meine Hand hatte sich am Türgriff festgekrallt, während ich den Jüngeren ansah, bis er schließlich den Mund öffnete und leise ein „Tut mir Leid“ hauchte. Hören konnte ich seine Worte kaum, aber die Bewegung seiner Lippen verriet es mir. Lippen, die ich eben noch leidenschaftlich geküsst hatte. Lippen, die ebenso rot waren wie der Fleck an Kais Hals, den ich vor einigen Minuten dort hinterlassen hatte.

Darüber, was genau ihm Leid tat, wollte ich gar nicht nachdenken. Stattdessen schüttelte ich nur den Kopf und zwang mich zu einem verunglückten Lächeln. Meine Stimme hätte sowieso nicht mitgespielt.

Und dann senkte er den Blick, drehte sich um und ging.

Ohne noch einmal zurückzuschauen.
 

Lange stand ich noch da. An der offenen Tür und mit dem eingefrorenen Lächeln auf den Lippen. Bis ich es schließlich schaffte, die Tür zu schließen. Nun waren wir nicht mehr nur geistig wieder auf der jeweils eigenen Seite der Grenze.

Meine Beine trugen mich nicht mehr. Ebenso wie ich das falsche Lächeln nicht mehr aufrecht erhalten konnte. All meine Gefühle, die ich so lange zurückgehalten hatte, brachen aus mir heraus. All die Verzweiflung, die ich immer unterdrückt hatte. Die ich geglaubt hatte, im Griff zu haben.

Ich sank auf den Boden. Die Stirn gegen das kalte Holz meiner Tür gelehnt, während sich die Tränen lösten. Es waren stumme Tränen, die sich einen Weg über meine Wangen bahnten.

Stumme Tränen, die wussten, warum sie vergossen wurden.

Verlust.
 

Ich saß einfach nur da.

Ohne einen wirklichen Gedanken.

Ohne das Glückgefühl, das mich bis vor ein paar Minuten noch zu verschlingen gedroht hatte.

Dafür aber mit einer vertanen und niemals wiederkehrenden Chance, die in diesem Augenblick mein Herz zerfraß.

Ich tat nichts dagegen.

Wartete einfach nur, bis die Tränen endlich wieder versiegten.
 

Es brauchte eine ganze Weile, bis ich wieder genug Kraft hatte, um aufzustehen. Schwerfällig zog ich mich an der Türklinke hoch. Meine Beine waren inzwischen eingeschlafen. Kribbelten schmerzend. Vergleichbar mit dem Stechen in meiner Brust.

Ich schlurfte ins Bad. Langsam zog ich mir die wenigen Kleidungsstücke aus und stellte mich unter die Dusche. Immer peinlich darauf bedacht, nicht in den Spiegel zu sehen.

Ich brauchte die rotgeweinten Augen nicht zu sehen, um zu wissen, was für ein Wrack ich war. Das machten mir mein schmerzendes Herz und mein zitternder Körper nur allzu deutlich bewusst.
 

Ein Seufzen entwich meinen Lippen, als der warme Strahl auf meinen Nacken prasselte. Das Wasser umschloss meinen frierenden Körper und erwärmte ihn. Auch wenn es nicht bis zu meinem Inneren vordringen konnte.

Irgendwann drehte ich den Strahl wieder aus und machte mich dann mit einem Handtuch bekleidet auf in mein Schlafzimmer. Wie ein Zombie schlich ich durch den plötzlich so lang und kahl wirkenden Gang.

Alleine tapste ich durch meine verfluchte Wohnung, die perfekt für einen Mann schien, der perfekt für mich schien, und mit dem ich trotzdem nie eine Beziehung führen konnte.
 

Die Tür zu meinem Schlafzimmer stand weit offen. Gewährte mir den Blick auf meinen zerwühlten Futon.

Ich schluckte die Tränen runter, als mir klar wurde, dass wir genau deshalb diese Regel aufgestellt hatten. Um uns genau vor so einer Situation zu bewahren. Wie sollte so ein simples Gefühl wie Liebe so große Hürden, so ein kompliziertes Leben wie wir es hatten miteinander verbinden, ohne dabei abzustürzen?

Ich versuchte den Blick auf den Futon genauso zu meiden wie ich davor auch meinen Badezimmerspiegel gemieden hatte. Hektisch zog ich einige Klamotten aus meinem Schrank, streifte sie mir über und verließ dann fast fluchtartig mein eigenes Schlafzimmer. Vielleicht war es unsinnig, doch hier schienen mich die Erinnerungen noch stärker zu erdrücken als im Rest der Wohnung. Hier konnte ich Kai noch riechen. Der Klang seiner erregten Stimme hing noch in den Wänden.
 

Mein Weg führte mich in die Küche, wo ich mir einen Tee machte. Vielleicht konnte ich mich so auch ein wenig von Innen wärmen. Ein ironisches Lächeln aufgrund meiner eigenen dummen Gedanken schlich sich auf mein Gesicht, während ich mit der gefüllten Tasse in der Hand ins Wohnzimmer ging. Mein Blick fiel sofort auf die Puddingschüsseln, die dort vor dem Sofa lagen.

Ich biss mir auf die Unterlippe, zwang mich dann aber hinüberzugehen und, nachdem ich meinen Tee auf dem Tisch abgestellt hatte, die Schüsseln aufzuheben. Der übrige Pudding hatte sich auf dem Boden verteilt, sodass ich kurz tief durchatmete, bevor ich einen Lappen holte und damit begann, meinen Teppich zu säubern.

Während ich dort kniete, konnte ich den Gedanken einfach nicht ausweichen. Den Gedanken daran, warum ich jetzt überhaupt hier den Boden säuberte. Wieder biss ich mir auf die Lippe. Ich hatte vorhin genug Tränen vergossen. Jetzt musste ich mich zusammenreißen. Ich musste an unsere Freundschaft denken, die ich um nichts auf der Welt verlieren wollte. Wir durften nicht zulassen, dass durch diesen Ausrutscher alles zerstört wurde. Auch wenn es weh tat, wir mussten vergessen, was heute passiert war, um normal weiterzumachen. Nur leider wollte es mein Herz nicht vergessen.

Ich hatte es gewusst und trotzdem hatte ich weitergemacht. War den verbotenen Weg durch die Hintertür gegangen.

Ich hatte doch gewusst, dass ich es bereuen würde. Dass es sowohl mein Verstand, als auch mein Herz bereuen würden.
 

Oh Gott.. hasst uns nich dafür .___.

(tun wir selbst schon genug >__<")

trotzdem hoffen wir natürlich, euch hat das chap gefallen und ihr hinterlasst uns n kleines feedback ^^

Wie es weitergehen sollte.

Viel Spaß beim Lesen des vorletzten Kapitels ^^ (okay.. den epilog nich mit eingerechnet...)

Und herzlichen dank für die kommis >____<
 

___________
 

Kapitel 11

Wie es weitergehen sollte.
 

Nachdem der Teppich wieder einigermaßen sauber war, setzte ich mich mit meinem mittlerweile schon fast kalten Tee auf das Sofa. Trotzdem trank ich.

Meine Gedanken schweiften ab an den Tag vor vielen Monaten, an dem wir die Bands versammelt hatten, um ein paar Dinge zu klären.

„Und eins noch“, hatte Kai damals abschließend gesagt. „Niemand fängt was mit einem anderen aus dieser Branche an! Vor allem nicht vom gleichen Label!“

„Warum nicht?“, hatte Uruha sofort gerufen.

„Stell dir mal vor, du kommst mit Ruki zusammen, aber irgendwann streitet ihr und trennt euch. Was soll denn dann aus Gazette werden?“

Das Gespräch hatte in Gelächter geendet, da sich Ruki laut protestierend eingemischt hatte. Kai und mir war die Sache allerdings ernst gewesen. Damals hatten wir ja auch noch nicht geahnt, dass es so kommen würde.
 

Als ich den letzten Tropfen kalten Tee getrunken hatte, machte ich mich erneut auf den Weg in meine Küche. Zwar war es wohl ein ziemlich auswegloser Kampf mit dem heißen Getränk gegen die innere Leere und Kälte ankämpfen zu wollen, doch es war immer noch besser als überhaupt nichts zu tun. Solang ich bei Tee blieb und nicht auf Alkohol umstieg, war das wohl schon in Ordnung. Als mir dann allerdings meine Kaffemaschine ins Auge fiel, entscheid ich mich doch für etwas Härteres als Tee.

Die Sonne war schon wieder aufgegangen und ich bezweifelte schwer, dass ich im Laufe des Tages schlafen würde. Und wahrscheinlich in der darauffolgenden Nacht auch nicht, wenn ich die Flucht aus meinem eigenen Schlafzimmer bedachte.
 

Als die Maschine knatternd zu arbeiten begann, schweifte mein Blick durch die Küche. Ich musste schmunzeln, als mir wieder unsere kleine Schlacht einfiel.

Einen Moment lang wünschte ich mich in die Zeit zurück, in der Kai und ich nur Freunde gewesen waren. Doch wann war diese Zeit denn genau gewesen? Hatte sich nicht eigentlich vom ersten guten Gespräch, vom ersten gemeinsamen Lachen an alles unweigerlich zur Liebe weiterentwickelt? Wo sollte man da eine Grenze ziehen?

Ich seufzte. Eigentlich durfte mir die Antwort gar nicht so schwer fallen. Schließlich sollte ich inzwischen ein Experte sein, wenn es um Grenzen ging.
 

Trotzdem konnte ich nicht genau datieren, wann ich mich in Kai verliebt hatte und, wenn ich ehrlich mit meinem stechenden Herzen war, wünschte ich mich auch gar nicht in die vorige Zeit zurück.

Kai machte mich glücklich. Das ist schließlich eine der Hauptgründe, weshalb man sich in einen Menschen verliebt: Weil seine Anwesenheit einen glücklich macht.

Und obwohl es furchtbar schmerzlich war nicht mit Kai zusammen sein zu können, so machte er mich dennoch glücklicher als jeder andere Mensch.

Mein Herz wurde noch ein Stück schwerer, als mir die zwangsläufige Folge dieser Tatsache erneut bewusst wurde. Ich musste die intimen Stunden, die ich mit Kai geteilt hatte, als schöne Erinnerung abschreiben und alles daran setzen, dass unsere Freundschaft nicht daran zerbrach. Dass ich Kai nicht verlor. Denn ich wusste zwar genau, was mein Herz am meisten wollte, doch genauso wusste ich, wovor es sich am meisten fürchtete. Und vielleicht sollte ich mich von jetzt an besser darauf konzentrieren, dass diese Angst nicht zur Wirklichkeit wurde. Um nichts auf der Welt wollte ich Kai verlieren. Egal in welcher Hinsicht.
 

Ich goss den fertigen Kaffee in eine Tasse und ging dann zurück ins Wohnzimmer, um mich wieder auf das Sofa zu setzen.

Nein, leicht würde es nicht werden, aber es war notwendig. Wie Kai wohl über die ganze Sache dachte? Vielleicht sollte ich ihn anrufen. Aber konnte ich jetzt einfach so mit ihm sprechen? Als wäre nichts gewesen?

Ein Seufzen entwich mir. Ich sollte es können. Wenn Kai und ich Freunde waren und es auch bleiben sollten, dann sollte ich ihn auch anrufen können, wann ich wollte.

Einen Augenblick überlegte ich noch, bevor ich mein Handy suchen ging. Im Schlafzimmer. Wo auch sonst? Das Akkukabel nahm ich gleich mit und machte dann, dass ich schnell wieder ins Wohnzimmer kam. Irgendwie fiel es mir doch noch nicht so leicht, das, was gerade mal vor einer Stunde passiert war, als schöne Erinnerung abzutun.
 

Wie von allein rief ich Kais gespeicherte Nummer auf. Für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Sollte ich wirklich?

Und was, wenn er schon schlief? Oder irgendwo war, wo man keinen Empfang hatte? Oder wenn sein Akku mittlerweile leer war?

Natürlich waren es nur Ausreden, dessen war ich mir bewusst, aber ich hatte einfach Angst. Angst davor, dass Kai mich zurückweisen würde. Wir hatten uns zum Abschied nicht einmal umarmt wie sonst immer. Aber ich hatte es auch selbst nicht fertig gebracht. Die Stimmung war so seltsam gewesen, dass ich einfach nicht gewusst hatte, wie ich mich verabschieden sollte.

Ich schluckte. Und drückte auf den grünen Hörer, bevor ich mir das Handy ans Ohr hielt und mit laut pochendem Herz wartete, bis das Freizeichen ertönte. Aber es kam nicht.

Es war besetzt.

Seufzend legte ich auf und schallte meine eigene nervöse Art. So viele verschwendete Herzschläge und das für ein Besetztzeichen! Eigentlich hätte ich ja damit rechnen müssen! Wahrscheinlich telefonierte Kai wieder mit Aoi. Oder mit Ruki oder Uruha oder dem Manager. Ganz egal mit wem, aber er war sicher zu beschäftigt. Wieder zu gefangen in seinem eigenen komplizierten Leben, in dem er so rasant vorangetrieben wurde, dass er gar keine Zeit hatte, um zu mir zurückzuschauen.
 

Ich legte das Handy wieder hin. Sobald Kai wieder Zeit hatte, würde er mich garantiert zurückrufen. Darauf konnte ich mich eigentlich immer verlassen.

Es fühlte sich schlecht an zu wissen, dass alles, was man sich von der Person, die man liebt, erhoffen konnte, ein Rückruf war. Doch war es immer noch besser als auf überhaupt nichts hoffen zu können.

Ich versuchte mich weiterhin mit diesem Gedanken zu trösten, als ich von einem Klingeln aufgeschreckt wurde. Immer noch auf Kais Rückruf fixiert, schnappte ich mir sofort mein Handy. Es brauchte ein paar Sekunden, bis ich verstand, dass nicht mein Handy klingelte, sondern dass es sich um meine Türglocke handelte.

Schnell rannte ich zu meiner Freisprechanlage und nahm den Hörer in die Hand.
 

„Jaa?“, fragte ich dann doch etwas vorsichtiger und betete, dass es keiner aus meiner Band war. Mit einem hyperaktiven Hiroto oder einem betrunkenen Saga konnte ich momentan wirklich nicht umgehen.

„Hey“, antwortete eine warme Stimme, die mich trotzdem erstarren ließ.

Begann ich nach einer Stunde Einsamkeit schon zu halluzinieren? Hatte ich mich so von meiner wunderbaren Droge abhängig gemacht, dass ich jetzt schon mit Entzugserscheinungen zu kämpfen hatte?

„Hi“, antwortete ich. Meine Stimme nicht mehr als ein Hauchen.

Der Andere musste meine Verwunderung gehört haben, denn er begann leicht zu Lachen. Ein Lachen, das sofort wieder mein Herz erwärmte.

„Lässt du mich rein?“ Ich konnte das Schmunzeln aus seiner Stimme hören. Das Grinsen auf seinen Lippen förmlich sehen.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen betätigte ich den grünen Knopf.

Ein Summen war zu hören, welches mich darüber informierte, dass ich die untere Eingangstür geöffnet hatte. Dass sich Kai wieder in meinem Haus befand. In meiner unmittelbaren Nähe.

Ich hörte sein Lachen immer noch in meinem Kopf nachklingen, als ich zu meiner Wohnungstür eilte, um diese auch zu öffnen.

Kai war hier. Kai war wieder zurück. Er war zurückgekommen. Zu mir.

Es waren die einzigen Gedanken, die durch meinen Kopf rasten. Ich dachte nicht darüber nach, wie fertig ich aussehen musste. Wie ich ihn nach unserem vorigen Abschied, bei dem wir uns nicht einmal umarmt hatten, begrüßen sollte. Wie es weitergehen sollte. Meine einzigen Gedanken drehten sich um die Tatsache, dass Kai zurückgekommen war.
 

Ich riss die Tür auf. Mein Herz schlug so unheimlich schnell. Ich atmete viel zu schnell. Ob das vom Sprint zur Tür kam?

Kais Schritte hallten im Treppenhaus wider. Und auch das Geräusch, als die Haustüre ins Schloss fiel. Ich sah wie Kai die Stufen zu mir hinaufstieg und musste mich zurückhalten, ihm nicht entgegenzurennen und um den Hals zu fallen.

Kai war wieder da.
 

Seine Stimme ließ mein Herz noch ein bisschen schneller schlagen. „Und?“, fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen, während er mich ansah. Ich lächelte zurück, wollte gerade meinen Mund öffnen, um irgendetwas zu antworten, als Kai weitersprach. „Naja, stehst du nicht auf Sugizo?“

Ich sah ihn verwirrt an und bemerkte da erst, dass er ein Handy am Ohr hielt. Mein Lächeln verblasste, während ich zur Seite ging und Kai mit einem fröhlichen mir zugewandten Nicken in meine Wohnung trat. „Hi...“, meinte ich nur leise.

Er sprach mit Uruha, das bekam ich mit, während er seine Schuhe auszog und seine Jacke an einen Haken hängte. Hatte er vorhin auch schon eine Jacke angehabt? Wieso achtete ich eigentlich auf solche Kleinigkeiten?

Und wieso hatte ich dann nicht auf die kleine Tatsache geachtet, dass das Lachen vorhin durch die Sprechanlage wohl auch nicht mir gegolten hatte? Und sein Lächeln ebenfalls nicht. Kai war einfach nur froh, die Probleme mit seiner Band wieder gelöst zu haben. Ich biss mir auf die Lippe und wollte gerade ins Wohnzimmer vorangehen, als ich bemerkte, dass der andere wie versteinert und stumm noch immer neben seinen Schuhen stand.

„Alles klar?“, fragte ich leise.

Ich wusste nicht, was Uruha wollte, aber ich wusste, dass ich wollte, dass er seine Probleme alleine regelte! Und vor allem jetzt, wo Kai doch extra zu mir zurückgekommen war!

Dieser ließ das Handy sinken. „Ruha hat sich verliebt. Sagt er“, erklärte er, während er mir ins Wohnzimmer folgte und das verfluchte Telefon wieder an sein Ohr hielt.

Ach, wie schön für ihn! Warum konnte er damit nicht alleine fertig werden? Wir mussten das schließlich auch!
 

„Laber kein Scheiß, Ruha“, hörte ich die harschen Worte von meinem Hintermann und zuckte leicht zusammen. Irgendwie konnte ich mich nie an den Tonfall gewöhnen mit dem Kai zu seinen Bandkollegen sprach. Er war zu ihnen so viel ruppiger als zu mir. Sie schienen auch immer schneller auf die Nerven zu gehen als ich es tat. Ein schöner Gedanke.

Trotzdem versuchte ich ihn gleich wieder abzuschütteln. Ich musste aufhören, in alles, was Kai tat, etwas rein zu interpretieren. Denn selbst wenn meine Vermutungen stimmten, so brachten sie mich schließlich nicht weiter.
 

Frustriert ließ ich mich neben den Jüngeren plumpsen, der schon auf meinem Sofa Platz genommen hatte und weiter mit Uruha redete. Allerdings schien ihm mein deprimierter Blick nicht entgangen zu sein, denn ohne Vorwarnung beugte er sich zu mir rüber und wuschelte mir aufmunternd durch die Haare. Perplex starrte ich den Jüngeren an, woraufhin dieser nur leise lachte und weitertelefonierte. Hatte er nicht vorher noch zugegeben, dass das Haarezerzausen für ihn nur ein Vorwand war, um mich berühren zu können? Waren wir jetzt wieder zu dieser Stufe zurückgesprungen?

So viele Fragen, die mir durch den Kopf schwirrten, auf die mir nur einer Antwort geben konnte. Wieder beobachtete ich Kai, der seinerseits zu mir herüberlinste und mich ständig angrinste, wenn er gerade nicht mit Uruha sprach. Was machte er nur wieder hier? Und was hatte ihn in so furchtbar gute Laune versetzt? Denn so erwartungsvoll wie er mich anlächelte, schien es nicht um seine Band zu gehen. Verwundert stellte ich fest, dass Kai schon die ganze Zeit mit den Fuß wippte. Er schien ganz aufgeregt zu sein, was mich wiederrum nervös machte. Konnte er nicht endlich auflegen und mir seinen Überraschungsbesuch erklären?!
 

Zu meinem Glück fand das Telefonat wirklich ein schnelles Ende. Auch wenn nicht ganz von Kai beabsichtigt.

„Ruha? Bist du noch dran?“, fragte er und blickte sein Handy anschließend verdutzt an. „Aufgelegt.“

Ich schnaubte verächtlich. Uruha konnte sich dankbar schätzen, dass Kai ihm überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenkte. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen einfach so aufzulegen, wenn ich mit Kai telefonierte.

„Naja, auch egal“, meinte der Jüngere nur achselzuckend. „Dann wär das Problem jetzt auch geklärt. Tut mir übrigens immer noch furchtbar Leid wegen vorher, aber ich befürchte, dass wir uns daran gewöhnen müssen. Ich muss unter der Woche mindestens einmal zu Aoi und Reita nach Hause fahren, um irgendeinen Streit zu schlichten. Und das manchmal auch mitten in der Nacht. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen mein Handy auf Vibration zu stellen, damit ich dich nicht jedes Mal aufwecke.“
 

______________________
 

yay, kai is zurück xD
 

Die sache mit aoi un was es mit dem telefonat mit ruha auf sich hat wird in der ff nich weiter erklärt, weil es einfach nich wirklich was mit dieser ff zu tun hat.. aber sollte es euch interessieren, dann verweis ich euch mal auf unsere ffs "kyoosha - homeway to hell" (Aoi) und "kyoosha - means to an end" (Ruha) ^^

da wird das ganze erklärt

Endlich.

Vielen vielen Dank für die vielen Kommis!!

es freut uns unheimlich, dass die ff so gern gelesen wird ^___^

auch wenn das hier das letzte kapitel is >__< Wir wünschen viel spaß beim lesen!
 

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Kapitel 12

Endlich.
 

Was?

Ich verstand nur Bahnhof.

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich öffnete den Mund, um ihn zu fragen, was er denn da redete, aber ich brachte kein Wort heraus.

Was ging denn da im Kopf meines Gegenübers vor? Wieso sah er mich so erwartungsvoll an?

Es kam mir vor als hätte ich die Folge einer Serie verpasst, die nötig war, um die weiterführende Handlung zu verstehen. Und was machte man, wenn man eine Folge verpasst hatte? Man fragte nach, was passiert war. Aber irgendwie wollten die fragenden Worte meinen Mund nicht verlassen.
 

„Weißt du eigentlich wie niedlich du bist, Nao-chan?!“ Kai lachte leise und wuschelte mir erneut durch die Haare, bevor er sich zu mir beugte. Ich sah, wie er mir näher kam. Es war eine schnelle, kurze Handlung, aber es kam mir eher vor wie in Zeitlupe.

Dass sein Blick den meinen wieder einfing und festhielt.

Dass seine Hand nach meiner griff.

Dass ich seine Lippen auf meinen spürte. Nur eine kleine Sekunde lang, die aber alles wieder durcheinanderwarf. Zuerst seine Worte und nun das. Ich wusste gar nicht wohin mit meiner Ratlosigkeit.

Kais Lachen war so warm. So unheimlich warm, wie ich es noch nie gesehen und gehört hatte.

Aber ich begriff es noch immer nicht. Nein, ich sollte aufhören zu träumen. Es tat nur wieder weh, wenn ich aufwachte. Das kannte ich doch schon. Das musste ich nicht wieder über mich ergehen lassen.

Das hatte ich durch.

Aber die Schmetterlinge flatterten trotzdem lebhaft durch meinen Bauch. Mein Herz schlug wie wild. Ich konnte es einfach nicht beruhigen. Egal wie oft ich ihm sagte, dass Kai da nicht wirklich vor mir sitzen konnte. Sein Kuss konnte nicht echt sein. Das war unmöglich.
 

„Nao...“, hörte ich Kais sanfte Stimme. Auf seinem Gesicht ein Lächeln. So liebevoll, dass es gar nicht echt sein konnte. „Nao...“, flüsterte er erneut, während er meine Hand nahm und sie an seinen Wange legte, bevor er die Augen schloss und sich an sie schmiegte. Wie von selbst begann mein Daumen über die weiche Haut zu streichen. Entlockte meinem Gegenüber ein wohliges Seufzen, welches meinen ganzen Körper mit noch mehr Wärme durchflutete.

Ich versuchte mich zusammenzureißen. Nur weil ich auf Kais Geste einging, hieß das noch lange nicht, dass ich an diesen Traum glaubte. Dass ich wieder begann, mich an eine Hoffnung festzuklammern, die es nicht gab. Schließlich hatte ich mir fest vorgenommen, unsere Freundschaft zu retten. Mich mit dem zufriedenzugeben, was wir hatten. Ich hatte meinen Wunsch doch schon aufgegeben!
 

Meine Hand, die immer noch auf der Wange des Jüngeren verweilte, wurde von diesem sanft mit seiner eigenen umschlossen. Mir stockte der Atem, als ich Kais Lippen auf meiner Handoberfläche spürte, bevor er sie wieder von seinem Gesicht entfernte und langsam sinken ließ. Kai ließ meine Hand nicht los, sondern umschloss sie mit seinen beiden eigenen, als wolle er sie für immer behalten. Als wolle er mich nie wieder loslassen.

Und genau das wollte ich auch.

Vielleicht war es vernünftiger, vielleicht sogar weiser, sich mit einer tollen Freundschaft zufrieden zugeben, doch das war nun einmal nicht das, was mein Herz wollte.

Doch was wollte Kai?

Meine Augen suchten wieder die meines Gegenübers. Immer noch lächelte er mich erwartungsvoll an, so als wär ich ein kleines Kind und er hätte mich gerade gefragt, was 1 und 1 ergäbe. Doch irgendwie kam ich nicht auf das Ergebnis.
 

„Ich versteh nicht…“, gab ich ganz offen zu. Ich war es müde, Kais Handlungen zu interpretieren. Ich wollte Klarheit. Sicherheit.

Und an Kais Lächeln sah ich, dass er dazu gewillt war, mir diese auch zu geben.

„Als ich dich vorhin verlassen habe...“ Der Jüngere schluckte schwer und drückte meine Hand noch etwas näher an sich. „Noch nie habe ich mich so schlecht, einsam und allein gefühlt. Ich habe mich selbst für meine Entscheidung gehasst. Doch du...“ Wieder schenkte er mir ein so liebevolles Lächeln, sodass mir fast schwindlig wurde. „Du hast mich einfach gehen lassen. Mir keine Vorwürfe gemacht.“

Erneut machte der Jüngere eine kleine Pause. Mein ganzer Körper brannte darauf, dass er endlich weiter redete, doch ich ließ ihm seine Zeit.

„Ich weiß, dass es mit mir nicht gerade einfach ist“, seufzte er ganz unvermittelt. „Ich weiß, dass ich sehr anstrengend sein kann und meine Band erst recht. Aber wer könnte das besser nachvollziehen als du? Du verstehst mich, Nao. Und ich will auch von niemand anderem verstanden werden als von dir.“

Mein Herz schlug irgendwo in meiner Halsgegend. Ich verstand Kai? Wieso dann jetzt nicht? Wieso schwirrten dann jetzt tausende Gedanken durch meinen Kopf und kein einziger davon war so klar, dass ich ihn wirklich festhalten konnte? Oder wollte ihn mein Verstand einfach nicht verstehen?

Denn in meinem Inneren war mir klar, was Kai sagen wollte. Was er sagte. Er wollte mit mir zusammen ein. Wollte keine bloße Freundschaft. Er wollte dasselbe wie ich und war nun auch bereit, dafür die Risiken einzugehen.

Und ich? War ich bereit dafür?
 

„Kai... Ich...“ Ich starrte ihn an. Sah in seine glücklichen, sanften Augen, die in mir eine solche Ruhe verbreiteten und gleichzeitig alles in meinem Inneren durcheinanderwarfen. Was fragte ich mich überhaupt solche idiotischen Dinge? Natürlich war ich bereit dafür! War es wahrscheinlich schon immer gewesen, hatte nur nicht den Mut dafür aufbringen können.

Als hätte sich mit diesem Gedanken ein Schalter in mir umgelegt, schlang sich mein Arm mit einem Mal um Kai und drückte ihn an mich. So eng es uns beiden möglich war. Er ließ meine Hand los, um seine Hände ebenfalls auf meinen Rücken zu legen und unseren Körperkontakt so noch zu verstärken.

Meinen Kopf vergrub ich an seinem Hals. Ich sog seinen Duft in mich auf. Wie sehr hatte ich ihn vermisst. In der kurzen Zeit, in der mich Kai verlassen hatte.

Mein Herz hatte sich noch immer nicht beruhigt. Der Kloß, der sich mal wieder in meinem Hals gebildet hatte, wurde großer und erschwerte mir das Schlucken. Aber diesmal war es mir egal, wenn ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Diesmal musste ich sie nicht zurückhalten, um es uns leichter zu machen. Diesmal würden es Freudentränen sein.
 

„Als du vorhin gegangen bist...“, meinte ich irgendwann leise und mit halberstickter Stimme. „Ich hatte so Angst, dass du nicht mehr wiederkommst.“ Meine Hände klammerten sich noch fester in sein Hemd, jedoch sprach ich nicht weiter. Ich konnte einfach nicht ausdrücken, wie schlecht ich mich gefühlt hatte. Wie sehr ich ihn vermisst hatte. Wie weh es getan hatte. Eigentlich wollte ich es ihm auch gar nicht sagen. Ihm keine Vorwürfe machen. Er hatte schon selbst genug damit zu kämpfen gehabt. Kämpfte vielleicht noch immer damit.

„Lass mich nie mehr alleine, ja?“, brachte ich schließlich nur über meine Lippen. Wir wussten beide, was ich damit meinte. Kai würde mich oft alleine lassen müssen, um seinen Pflichten nachzugehen, aber das war nur körperlich. Vorhin hatte ich das Gefühl gehabt, er würde mich auch seelisch verlassen. Und dieses Gefühl wollte ich nie wieder spüren.

„Nie mehr“, flüsterte mir Kai leise zu und küsste mich sanft auf den Kopf. Mein Griff wurde etwas lockerer. Ich spürte, wie sich jeder Muskel meines Körpers entspannte. Wie die Anspannung aus jeder Faser wich. Wie die Furcht mein Herz verließ. Die Angst davor, Kai zu verlieren, war wie weggefegt.

Kai hatte mir gesagt, er würde mich nicht allein lassen und auf sein Wort konnte man sich verlassen.
 

Und obwohl mein Herz meinte, es würde alles schon gut werden, wusste mein Verstand, dass es da noch eine Hürde gab. Leicht drückte ich mich von Kai weg und hob meinen Kopf wieder, um den Jüngeren in die Augen schauen zu können.

„Und was ist mit der Regel?“, fragte ich meinen Gegenüber schweren Herzens.

Kai zuckte mit den Schultern. „Wir haben die Regel aufgestellt, also ist es auch unsere Aufgabe, sie wieder aufzuheben.“

Wie gerne hätte ich ihm einfach zugestimmt, doch es gab noch so viele Zweifel, die mich zögern ließen. So lange hatten wir uns an die Regel, dass wir nicht zusammen sein durften, gehalten. So lange hatte sie uns gequält und jetzt sollten wir sie einfach so wieder aufheben? Es gab schließlich Gründe, warum wir das nicht zuvor schon getan hatten. „Aber diese Regel haben wir schließlich nicht zum Spaß aufgestellt! Sie hat einen Sinn! Eine Beziehung würde alles so viel komplizierter machen. Uns von der Arbeit abhalten. Es gibt keinen rationalen Grund, wieso…“
 

„Ich liebe dich, Nao“, fiel mir Kai mit ruhiger Stimme ins Wort.

Alles Sinnvolle, Rationale und Logische hatte mit einem Schlag meinen Kopf verlassen. Eigentlich hatte alles meinen Kopf verlassen. Nur wegen dieser vier Worte.

Ich war sprachlos.
 

Kai hatte diese Worte erst einmal zu mir gesagt und damals hatten sie nur mit so viel Trauer und Zweifel seinen Mund verlassen, dass mir daran fast das Herz zerbrochen war.

Dieses Mal hatten seine Augen gefunkelt. Waren voll von Hoffnung und Zuversicht.

„Ich liebe dich auch, Kai“, antwortete ich ohne zu überlegen.

Manches brauchte man einfach nicht zu überlegen.

Auch in meiner Stimmlage keine Trauer. Kein Zweifel.

Mein Verstand hatte vor meinem Herz kapituliert. Kapitulieren müssen. Endlich.

Es gibt Dinge im Leben, gegen die kommt noch nicht einmal die Logik an. Und auch das hat seine Gründe.
 

Bei meiner Antwort erschien auf Kais Lippen ein breites Lächeln. Langsam beugte sich der Jüngere zu mir und verwickelte mich in einen sanften Kuss, wie um unseren Liebesschwur zu beglaubigen.

„Das ist doch eine ziemlich gute Grundlage, oder?“, meinte er schmunzelnd, als unsere Lippen sich wieder getrennt hatten.

„Die Beste“, versicherte ich ihm grinsend und legte meine Lippen erneut auf die meines Freundes.

Mein Herz machte bei diesem Gedanken einen kleinen Hüpfer. Freund.

Wir hatten eine Regel aufgestellt, die uns davor bewahren sollte, irgendwann unglücklich zu werden. Allerdings waren wir aufgrund gerade dieser Regel unglücklich geworden und war es nicht genau das gewesen, was wir hatten vermeiden wollen? Was brachte es uns also, eine Regel, die uns nur unglücklich machte, weiter aufrecht zu erhalten?

Ich wusste, dass es nicht immer leicht sein würde. Ich kannte Kais chaotischen Terminplan, so wie auch er meinen kannte. Und trotzdem konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, dass ich mich je glücklicher und geborgener gefühlt hatte als in diesem Moment in den Armen meines neuen festen Freundes.
 

Mit sanfter Gewalt wurde ich in die weichen Kissen meiner Couch gedrückt.

„Das hätte ich schon viel früher machen sollen“, flüsterte Kai gegen meine Lippen, was ich durch ein angedeutetes Nicken bestätigte.

Wir hatten lange gebraucht. Hatten lange versucht gegen etwas zu kämpfen, was nicht zu schlagen war.

Ich war wohl der glücklichste Verlierer auf der ganzen Welt.

Endlich hatte ich ihn.

Er hatte mich.

Wir hatten uns.

Endlich.
 

„Wollen wir unsere Beziehung nicht offiziell machen und da fortfahren, wo wir vorhin stehen geblieben sind?“, fragte ich meinen Freund mit rauer Stimme. Schon bei meinen Worten hörte ich, wie seine Atmung schneller wurde und verstrickte ihn sogleich in einen weiteren Kuss.

„Warte. Ich muss davor noch was erledigen.“

„Was machst du?“, fragte ich entsetzt, als seine Hand nach dem Handy auf meinem Wohnzimmertisch griff. Anstatt zu antworten, drückte er auf eine Taste und hielt mir dann das Handy vor die Nase.

Auch auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln, als ich sah, wie auf dem Display noch einmal das Logo des Herstellers aufleuchtete, bevor es ganz schwarz wurde.
 

_____
 

Das war das letzte Kapitel

obwohl... nich ganz xD es folgt nächste woche noch ein epilog, aber der wird nen ganzen monat später spielen, außerdem ein paar fragen klären und einige neue aufwerfen xD
 

Über kommis freuen wir uns wie immer ^^

Epilog (1)

Ja, ihr habt richtig gelesen >__<"

Epilog Teil 1...

hats schon mal irgendjemand fertig gebracht den Epilog so lang zu schreiben, dass man ihn in zwei teile aufteilen musste? xD"

und selbst die sind jetz übermäßig lang geworden..

naja, trotzdem viel spaß beim lesen xD
 

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Mein Herz schlägt fast so stark wie in dem Moment, in dem ich Kai zum ersten Mal geküsst habe. Mit einem Unterschied: Damals war es ein aufgeregtes, glückliches Schlagen. Jetzt ist es ein aufgeregtes, ängstliches Schlagen.
 

„Jetzt macht schon! Ich treff mich gleich noch mit meiner Schwester.“ Uruha tritt von einem Fuß auf den anderen. Die Arme hat er vor der Brust verschränkt.

Kai und ich stehen zwischen den beiden Sofas im Proberaum von Gazette. Von diesen blicken uns unsere Bands an. Unsere Bands und Kanon. Warum der Kleine hier ist, weiß ich nicht genau. Irgendwas war da mit Reita und Kanon, aber eigentlich ist es auch egal. Hauptsache die anderen sind alle da.

Nur auf einen müssen wir noch warten. Und wenn er nicht bald kommt, drehe ich hier noch völlig durch.

„Reita!“ Kais Stimme klingt genervt und ich muss den Drang unterdrücken, nach seiner Hand zu greifen und beruhigend über die Haut zu streichen. Bald. Bald kann ich das tun. Bald kann ich ihn auch in aller Öffentlichkeit – oder zumindest in Anwesenheit unserer Bands – umarmen und küssen. Ihm sagen, dass ich ihn liebe.
 

„Wo steckt der denn wieder?“ Vielleicht ist Kai genervt über Reitas Zuspätkommen, aber ich weiß, dass es eher die Aufregung ist, die ihn so nervös macht.

„Ähm... Reita kommt heute nicht.“ Ich hebe eine Augenbraue, als sich plötzlich Aoi einschaltet.

„Warum??“ Ein leichtes Schmunzeln bildet sich auf meinem Gesicht, als ich sehe, wie Kai Aoi, der sich mit Kanon einen großen Sessel teilt, geschockt anstarrt.

Der zuckt ein wenig erschrocken zusammen. „Naja, er hat gestern durchgesoffen und ist...“

„Hey! Das ist unfair! Ich musste auch antanzen!“ Tora wirft mir einen empörten Blick zu, weshalb ich lachen muss. Dass ich ihn heute Morgen aus dem Bett geklingelt habe, weil er mit Reita durchgesoffen und deshalb auch nur 2 Stunden Schlaf hatte, zählt bei mir als Ausrede nicht. Er wusste, dass wir heute eine Bandbesprechung haben würden, bei der alle anwesend sein sollten.

Doch Reita wusste das eigentlich auch.
 

„Was hat sich der Idiot eigentlich dabei gedacht?!“ Kai seufzt frustriert auf. Ich kann seine Anspannung gut nachvollziehen, nur die anderen scheinen den Wutanfall des sonst so ausgeglichenen Drummers nicht zu verstehen.

„Reg dich doch nicht so auf“, meint Aoi und macht damit wohl alles nur noch schlimmer. „Er hat doch dafür einen Ersatz geschickt! Wenn du mich fragst, viel besser als das Original.“ Bei den Worten legt der schwarzhaarige Gitarrist seinen Arm um Kanon und grinst Kai dümmlich entgegen.

Ich sehe meinem Freund an, dass er kurz davor ist, an die Decke zu gehen, doch als sein Blick auf den verängstigt wirkenden An Cafe–Bassisten fällt, entspannen sich seine Gesichtszüge sofort wieder.

Am liebsten würde ich ihm jetzt um den Hals fallen und ihn küssen. Egal wie wütend Kai ist, er weiß trotzdem immer, wer es verdient hat, sich eine Standpauke anzuhören. Und der arme Kanon gehört ganz sicher nicht dazu.
 

Wieder seufzt mein Freund frustriert. „Und jetzt?“, flüstert er mir verzweifelt zu, doch ich kann auch nur mit den Schultern zucken.

„Sollen wir’s verschieben?“

„Auf keinen Fall!“

Ich bin erleichtert über Kais Antwort. Wir haben das Geheimnis schon viel zu lange mit uns herumgetragen und ich kann nicht mehr. Es ist schwer, nicht mit seinen Freunden über die wichtigste Sache in seinem Leben reden zu können. Ich will ihnen endlich zeigen, wie glücklich ich bin. Wie sehr ich es genieße mit Kai zusammen zu sein.

Nur leider ändert das nichts an unserem Problem.
 

„Ruf Reita an und sag ihm, er soll seinen Arsch hierher bewegen“, meint Kai ziemlich schroff zu Aoi, der sich davon nicht beeindrucken lässt.

„Was? Wieso denn immer ich?“

„Aoi!“ Kais Stimme ist so laut, dass nicht nur der Angesprochene, sondern auch Kanon neben ihm zusammenzuckt. Brummend zieht der Gitarrist sein Handy hervor.

Meine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf meinen Freund. Ich erlebe ihn selten so ernst und bestimmend.

Zwar liebe ich seine freundliche Art und sein sanftes Lächeln, doch es ist gut zu sehen, dass er nicht nur so ist. Es vervollständigt mein Bild von ihm. Ich freue mich darauf, noch so viel mehr Seiten von Kai zu entdecken. Außerdem muss ich zugeben, dass seine bestimmende Art auch ziemlich scharf ist. Und das nicht nur hier im Proberaum, wie ich in dem Monat, in dem wir nun schon zusammen sind, feststellen durfte.
 

Reitas Stimme aus dem Lautsprecher des Handys reißt mich aus den Gedanken, in die ich gerade wieder abzuschweifen drohe.

„Was is?“, höre ich die verschlafene Stimme des Bassisten und mache mich innerlich schon auf ein großes Donnerwetter gefasst, das auch prompt folgt. Kai reißt dem Schwarzhaarigen, neben dem Kanon erschrocken zusammenfährt, das Handy aus der Hand. Der Kleine kann einem wirklich Leid tun. Aber auch Reita tut mir fast ein bisschen Leid. Nur fast, denn schließlich ist er ja selbst Schuld daran, dass Kai jetzt wütend auf ihn ist. Zu Recht. „Hab ich nicht deutlich gesagt, dass wir heute ein Bandtreffen haben?!“

„Reg dich ab... Ihr könnt mir ja auch nachher sagen, was ihr besprochen habt...“ Reita scheint es nicht sonderlich zu stören, dass sein Bandleader auf 180 ist. Mich dafür umso mehr. Auch wenn diese bestimmende Art auch seinen Reiz hat, ist es mir doch lieber, wenn sich mein Freund nicht so aufregt.

„Hey...“ Beschwichtigend gehe ich auf ihn zu und nehme ihm das Handy langsam aus der Hand. Kai sieht mich aber nur mit offenem Mund an, bevor ich ihn sanft anlächle. „Dann hört er halt so zu.“

Ich spüre die bohrenden Blicke der anderen in meinem Nacken, aber das ist mir gerade egal. Meine Aufmerksamkeit liegt einzig und allein darauf, dass sich Kai wieder beruhigt. Ich will nicht, dass er sauer ist, wenn wir es den anderen sagen. Das war nicht so geplant.

Andererseits... Man sieht ja, wo wir jetzt mit unserer tollen Lebensplanung gelandet sind.
 

Ich spüre, wie die Wut aus meinem Gegenüber weicht, sodass ich Aoi erleichtert das Telefon zurückgebe. Dann ist es jetzt also so weit. Der Moment, auf den wir uns praktisch den letzten Monat über vorbereitet haben.

„Was ist denn jetzt? Ich will weiterschlafen!!“, kommt Reitas genervte Stimme wieder aus dem Lautsprecher. Kann der denn nicht mal still sein und uns nur einen kurzen Moment zum Sammeln geben?

Ich atme tief durch und spüre, wie es anfängt in mir zu kribbeln. Gleich ist es raus! Auch Kai scheint aufgeregt zu sein, denn er grinst mich breit und erwartungsvoll an.

„Willst du es ihnen sagen?“, fragt er lächelnd.

„Ich weiß nicht so genau“, gebe ich ganz offen zu.

Wir hatten nur ausgemacht, dass wir unseren Bands erzählen, dass wir zusammen sind. Wer es sagt, haben wir irgendwie nie besprochen. Mal wieder eine ganz tolle Organisation.

„Ich kann es ihnen sagen“, meine ich und es kribbelt immer mehr. „Außer du willst.“

„Versteht ihr, um was es da geht?“, höre ich Uruhas angenervte Stimme und daraufhin einige Verneinungen. Als Saga gerade mit der Spekulation beginnt, dass wir vielleicht zusammen ein Konzert geben und Reita schon wieder dabei ist rumzumeckern, halte ich es einfach nicht mehr aus.
 

„Wir sind zusammen!“, platzt es Kai und mir gleichzeitig heraus.

Verdutzt sehe ich meinen Freund an, der mich auch nur überrascht mustert. Dann zieht er mich lachend an sich und küsst mich auf die Stirn. Auch ich kichere jetzt.

Was für ein Timing. Besser hätte man unser Geständnis gar nicht planen können!

Erst als Kais Lachen wieder verstummt, fällt mir ein, dass wir nicht alleine im Raum sind. Erwartungsvoll sehe ich unseren Bandmitgliedern entgegen, immer noch einen Arm um Kais Hüfte geschlungen.
 

Ich schmunzle, als ich meinen Jungs entgegenblicke. Alle vier starren mich verdutzt an. Hirotos Mund steht sperrangelweit offen.

Mein Schmunzeln vergeht, als ich meine Aufmerksamkeit den Gazette-Mitgliedern widme. Die drei Anwesenden tauschen skeptische Blicke aus und beäugen mich zwischendurch immer wieder misstrauisch als hielten sie eine Art stummen Kriegsrat. Ich komme mir ein bisschen vor wie der böse Stiefvater, der ihnen ihre Mutter stehlen will. Vielleicht sollte ich jedem von ihnen ein Spielzeugauto schenken?
 

„Wie lange seid ihr beiden schon… schon… ein Paar?“ Ich erkenne an Sagas Worten, dass er das Ganze noch nicht ganz verdaut hat, doch wenigstens lenkt er mich damit etwas von der Gazette-Brut ab.

„Seit einem Monat“, erwidere ich stolz und ziehe Kai noch etwas näher an mich.

„Und du hast nichts gesagt?“

Ich beiße mir schuldbewusst auf die Unterlippe. Saga klingt beleidigt.

Ich will mich gerade erklären, als Ruki dazwischen kommt. „Das ist also der Grund, weshalb du in letzter Zeit so selten an dein Handy gehst“, kommentiert er trocken.

Ich schlucke. Kai hat sein Handy in letzter Zeit wirklich ab und zu vernachlässigt. Für mich. Und ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft diese Tatsache schon ein Glücksgefühl in mir ausgelöst hat. Wie oft ich am liebsten Luftsprünge gemacht hätte, wenn mein Freund sein Handyklingeln gekonnt ignoriert hatte.

Jetzt wird mir allerdings zum ersten Mal klar, dass sich Kai nun dafür rechtfertigen muss. Dies tut er nur mit einem scheuen, entschuldigenden Lächeln.
 

Der Gazette-Sänger durchbohrt mich aber anschließend fast schon mit einem missmutigen Blick. Okay. Ich habe Angst. Körpergröße sagt nichts darüber aus, wie gefährlich jemand sein kann. Und Ruki ist ein Mensch, vor dem man wirklich Angst bekommen kann, wenn er einen so anstarrt. Schnell wende ich meinen Blick Uruha zu, aber der scheint nicht sehr viel anders zu denken als der Sänger. Schließlich wurde er in den letzten Wochen nicht nur einmal von Kai gebeten, mit dem Taxi nach Hause zu fahren.

Nur Aoi sieht mich nicht ganz so wütend an. Seine Augenbraue ist ziemlich weit nach oben gewandert, aber sonderlich aufgebracht scheint er nicht zu sein. Na wenigstens einer.
 

Saga würde sicher auch nicht mehr lange brauchen, um sich wieder zu fangen, und Tora... Bei ihm scheint es mir eher, als hätte er noch an der durchzechten Nacht zu nagen, so ausdruckslos sieht er mich an. Oder findet er wirklich nichts Schlimmes – oder auch Gutes – daran, dass ich jetzt mit Kai zusammen bin?

Nur Shou scheint das Ganze nicht sehr tragisch zu nehmen. Ich hätte mit seiner Reaktion rechnen können, aber irgendwie überrumpelt sie mich dann doch, als er mir um den Hals fällt. „Ich wünsch euch beiden jedenfalls alles Gute!“, höre ich seine Stimme an meinem Ohr, die dann noch flüsternd hinzufügt: „Hat ja auch lang genug gebraucht.“
 

Er hat es bemerkt? Wann? Warum? Woran?

„Äh... danke!“ Obwohl mich seine Aussage noch mehr aus der Bahn wirft, erwidere ich seine Umarmung kurz, ehe er sich wieder von mir entfernt. Schon hat er Kai in eine freundschaftliche Umarmung gezogen, die diesen im ersten Moment etwas zu überfordern scheint. Als sich der blonde Sänger dann aber wieder von ihm löst, lächelt mein Freund ihn dankbar an.

Auch ich grinse Shou jetzt zu und meine Freude über seine Gratulation wird noch größer, als sich nun auch Saga, Tora und Hiroto von ihren Plätzen erheben und sowohl mich als auch meinen Freund kurz umarmen. Zwar sind die drei nicht ganz so herzlich wie ich es gerne hätte, doch weiß ich auch, dass sie diese Information ziemlich überrumpelt haben muss. In einer Woche wird das alles schon ganz anders aussehen.
 

Mein Blick wandert zu den Gazettemitgliedern, die mir in einer Woche wohl mit derselben Argwohn entgegen treten werden wie heute. Die drei scheinen nicht einmal daran zu denken, uns zu gratulieren.

Nur der arme Kanon ist aufgestanden und steht nun etwas betreten in der Mitte des Raumes. „Was hat der denn vor?“, meint Uruha skeptisch zu seinen Bandkollegen und starrt währenddessen Kanon an, der bei den Worten ein wenig in sich zusammensackt. Die Krönung ist wahrscheinlich Reita, dessen Stimme aus dem Handy ein lautes „Hey, Kleiner. Sag bloß du blamierst dich schon wieder!“ brüllt.
 

Ich bin schon kurz davor den armen Jungen aus der Lage zu befreien, bevor er ein Trauma erleidet, als mir jemand anderes zuvorkommt.

„Er blamiert sich überhaupt nicht, sondern wir, weil wir uns hier wie patzige Vorschulkinder aufführen. Also steht endlich auf!“ Verdutzt starren Uruha und Ruki Aoi an, der sich bei seinen Worten erhoben hat. Er schenkt Kanon noch einen aufmunternden Blick, bevor er mich dann in eine gespielt freundliche Umarmung zieht. Natürlich weiß ich, dass er damit seinen Bandkollegen und vielleicht auch Kanon nur etwas beweisen will und es scheint tatsächlich zu funktionieren. Ruki und Uruha stehen auf und gehen etwas betreten auf Kai zu, dem gerade noch von Kanon gratuliert wird. Die beiden scheinen noch unter Schock zu stehen, denn auch ich werde kurz umarmt. Es ist vielleicht etwas steif, doch sie haben beide nicht versucht mich umzubringen, also ist es schon deutlich mehr als ich mir erhofft habe.
 

„Sag mal...“, höre ich Kanons leise Stimme, während mich Ruki gerade wieder aus der kurzen Umarmung entlässt und mir noch einen Blick á la ‚bild dir aber bloß nichts darauf ein’ zuwirft.

„Was ist das eigentlich für eine Regel?“ Kanon scheint mit Aoi zu reden, der sich wieder neben ihm auf dem breiten Sessel niedergelassen hat.

„Ach...“, seufzt der Gitarrist und winkt nur ab. „Die beiden waren der Meinung, wir würdens nicht auf die Reihe bekommen, mit jemandem glücklich zu werden, der auch in der Musikbranche ist. Deshalb haben sie eine total dämliche Regel aufgestellt, die uns genau das verbietet.“ Auf Aois Gesicht breitet sich ein Grinsen aus, als er uns ansieht. Ich wende den Blick peinlich berührt hab. Ja, es ist wirklich eine total dämliche Regel gewesen. Eine Regel, die uns verboten hat, glücklich zu werden. Wie kindisch konnten wir denn eigentlich sein, den anderen vorschreiben zu wollen, mit wem sie glücklich werden könnten und mit wem nicht? Es uns selbst vorschreiben zu wollen?
 

Als ich den Blick wieder hebe, sieht uns sogar Kanon ungläubig an.

„Jaja, ist ja gut. Wir habens kapiert“, lacht Kai ein wenig unsicher und nimmt mir damit die Worte aus dem Mund. Das haben wir wirklich.

„Also heißt das, dass die Regel aufgehoben ist?“ Verwundert sehe ich zu Uruha rüber, der ein seltsames Funkeln in den Augen hat. Vielleicht hätten wir doch nicht ganz so nachsichtig sein sollen?

„Ja, ich denke schon. Oder Nao?“

Ich wende meinen Blick wieder Kai zu. Mein Herz schlägt plötzlich schon wieder so schnell. Kommt das vom Anblick seines liebevollen Lächelns? Von seiner Nähe? Von seiner Stimme?

Und die Schmetterlinge in meinem Bauch? Wurden auch sie davon wieder aufgescheucht?

Von diesem sanften Blick? Von diesen Augen, die mich so leicht durchschauen können?

Meine Hand verlässt Kais Hüfte und sucht stattdessen seine Hand. Ich will seine warme Haut auf meiner fühlen. Seine Lippen auf meinen. Ständig. Überall.

Die anderen sind vergessen.

Ich kann nicht anders als mich seinem Gesicht zu nähern. Spüre schon seinen Atem auf meiner Haut, als er die Augen ein Stück zudriften lässt.

Ich kann mich nicht dagegen wehren. Will ihn küssen.
 

„Ähm... Jungs?“

Erschrocken zucke ich von Kai zurück und schaue peinlich berührt in die Runde. Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand unsere Zweisamkeit stört. Beziehungsweise bin ich es nicht gewohnt mit Kai solche Momente zu teilen, wenn wir uns gerade nicht in Zweisamkeit befinden. Denn jetzt sind wir nicht nur ein Paar hinter geschlossenen Türen und verlassenen Proberäumen, sondern eben auch in vollen Proberäumen. Eine neue Erfahrung. Eine Erfahrung, die unsere Beziehung einen Schritt weiterbringt. Einen Schritt, den ich nur mit Kai gehen will.
 

Trotzdem merke ich, wie mir die Hitze in den Kopf steigt, als Uruha weiterredet. „Ich will euch ja nicht bei euren kleinen Liebeleien unterbrechen“, meint der Blonde mit einem Tonfall als rede er mit zwei Teenagern. „Aber wie schon gesagt. Ich hab’s eilig.“

„Ach klar“, ruft Kai entschuldigend aus. „Du hast Recht. Du solltest deine Schwester nicht warten lassen!“

Auf den Lippen des blonden Gitarristen formt sich ein geheimnisvolles Schmunzeln.

„Wenn wir hier gerade alle schon so ehrlich miteinander sind: Ich treffe mich nicht mit meiner Schwester, sondern mit Gackt.“ Uruha versucht zwar ein Lächeln zu unterdrücken, doch in seiner Stimme schwingt so viel Stolz mit, dass ich mir schon ganz genau denken kann, was „Treffen“ bei ihm bedeutet.

Die Anderen schenken Uruha bewundernde bis fassungslose Blicke. Irgendwie auch verständlich. Schließlich hat er sich mit Gackt nicht gerade den kleinsten Fisch im Becken geangelt.

Nur Kais Gedanken scheinen in eine ganz andere Richtung zu gehen. „Du hast etwas mit Gackt, obwohl das ganz eindeutig gegen eine Regel verstößt?“ Seine Stimme wird wieder lauter, doch seine Member haben wohl alle die Gabe, den herannahenden Sturm einfach zu überhören.

„Du hast doch die Regel gerade aufgehoben“, antwortet Uruha verständnislos. „Außerdem hast du auch dagegen verstoßen.“

„Schon, aber das hast du ja nicht gewusst.“

Der Blonde zieht die Stirn in Falten. „Du hast doch selbst zugegeben, dass die Regel schwachsinnig war! Über was regst du dich denn schon wieder auf?“

Ich rolle mit den Augen. Entweder provozieren die Kai gerne oder die Bandmember meines Freundes sind alle begriffsstutzig.

„Es ist egal, wie schwachsinnig die Regel ist! Du hast dich daran zu halten!“

„Ich hab die Regel ja gar nicht gebrochen! Ich bin nämlich nicht mit Gackt zusammen. Wir haben nur ab und zu ein Date!“

Ein abfälliges Schnauben ist aus Aois Handy zu hören.

„Was?“, faucht der Gitarrist in Richtung Handy, aus dem auch prompt die Antwort kommt.

„Ab und zu? Das ist also die neue Bezeichnung für „jeden Tag“?“
 

Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als Uruha nach Luft schnappt, um sich für den nächsten Angriff zu wappnen. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass sich wenigstens meine Band an die Regeln hält, die ich aufstelle. Denn wenn man so an Gazette denkt, ist das wohl nicht selbstverständlich.

Uruha hat was am laufen, wobei ich allerdings noch nicht genau weiß, wie ernst das ist. Nach allem, was ich so von Kai über den Gitarristen weiß, hatte er schon lange keine ernsthafte Beziehung mehr. Möglich also, dass ihm der vielbeschäftigte Solokünstler morgen schon wieder egal ist.

Und bei Ruki ist ja wohl auch klar, dass da irgendwas zwischen ihm und Miyavi läuft. So oft wie die beiden sich - natürlich rein zufällig – über den Weg laufen.
 

„Ja und? Dann hab ich es euch halt nicht erzählt!“, reißt mich Uruha wieder aus den Gedanken. Er streitet immer noch mit Reita. „Sag bloß nicht, du hättest kein Geheimnis vor uns!“

Einen Moment ist es ruhig. Dann wieder Reitas laute Stimme. „Hab ich auch nicht!“

Ich muss leise lachen, woraufhin mich Kai empört ansieht, dann aber mit einem Seufzen und energischer Stimme eingreift. „Jetzt seid doch mal still!“

Und wirklich. Uruha und Reita hören auf sich anzuzicken. Stattdessen spricht Kai weiter. „Also? Willst du uns noch irgendwas sagen, Reita? Oder sonst jemand?“

Ein störrisches „nö“ kommt aus der Leitung, bevor ich meinen Blick durch den Raum schweifen lasse und die anderen ansehe. Jetzt ist wirklich der beste Moment, für weitere Geständnisse, auch wenn ich natürlich nicht hoffe, dass aus meiner Band jemand etwas mitzuteilen hat. Theoretisch meldet sich nach Kais Aufforderung auch keiner zu Wort, doch wirklich glücklich bin ich trotzdem nicht. Anstatt ihren Leadern einfach mitzuteilen, was los ist, fangen scheinbar alle gleichzeitig das Tuscheln an.
 

Als erstes fällt mein Blick auf Tora und Saga. Der Schwarzhaarige grinst unseren Bassisten dümmlich an und scheint ihn zu irgendetwas aufzufordernd. Während der Brünette ziemlich angenervt wirkt, mischt sich auch noch Hiroto in das Gespräch mit ein, was Sagas Laune auch nicht unbedingt bessert.

Angestrengt versuche ich von dem Gespräch etwas mehr mitzubekommen als nur Mimik und Gestik, doch das wird leider von Uruha und Reita verhindert, die wieder mit streiten begonnen haben.

Zu allem Überfluss sind auch noch Shou und Ruki in eine intensive Unterhaltung verwickelt, die den Gazette-Sänger wohl ziemlich anpisst. Ich runzel bei dem Anblick die Stirn. Was haben denn die beiden miteinander zu tuscheln?!

Verwirrt sehe ich meinen Freund an, der mir auch etwas überfordert erscheint. Verständlich. Ich will ihn gerade fragen, ob wir beide nicht einfach still und heimlich für eine halbe Stunde verschwinden sollen, als uns Saga zuvorkommt. Dieser hat nämlich mit einem „Sind gleich wieder da!“ Tora am Arm gepackt und schleift ihn raus auf den Gang.
 

Kaum ist die Türe hinter ihnen verschlossen, ertönt aus dem Handy die Frage, wer da gegangen sei. „Tora und Saga“, meint Aoi schmunzelnd, der das ganze Szenario gemütlich auf seinen Sessel beobachtet hat. „Sieht so aus, als würde da was laufen.“

Stille.

„Reita? Bist du noch da?“, fragt der Gitarrist verwundert.

„Ich geh jetzt wieder schlafen. Ich hab genug von der ganzen Scheiße!“

Ein langgezogenes Freizeichen ertönt durch die Lautsprecher des Handys. Aufgelegt. Achselzuckend steckt Aoi sein Handy wieder ein. Ihm scheint nicht weiter aufzufallen, dass sich sein Kumpel verdammt sauer angehört hat. Oder er ignoriert die Tatsache einfach.
 

Da somit auch der Streit zwischen Uruha und Reita zwangsläufig ein Ende gefunden hat, sind Shous und Rukis Stimmen nun die einzigen im Raum. Anscheinend ist das auch dem Gazette-Sänger nicht entgangen, denn er verstummt mitten im Satz. Missmutig blickt er auf Shou, dann wieder auf uns und dann zurück zu Shou. Der Kleine weiß wirklich, wie man die Spannung erhöht!

„Na gut, ich tu’s!“, verkündet er entschlossen.

Und verschwindet dann ebenfalls aus dem Proberaum…

Epilog (2)

Das Kapitel kommt n Tag zu spät >__< sorry erstmal dafür!
 

Es is das letzte, deshalb wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass das Ende gefällt ^^

Demnächst wird noch ein Oneshot über die beiden kommen.. sowie noch weitere spin offs mit anderem pairing ^^
 

Und dann müssen wir noch eins loswerden:

Reviews sind das Einzige, was wir für unser Schreiben bekommen, und es ist ein unheimlicher Ansporn, diese zu lesen!

Es klingt zwar mit der Zeit abgedroschen, aber trotzdem meinen wir es nicht weniger ernst: Wir möchten uns für jedes einzelne Review, das wir erhalten, bedanken.

Vielen vielen Dank an alle Kommi-Schreiber, Favouriteneinträge und Leser.

Es ist unglaublich toll zu sehen, dass diese ff so gut angekommen ist, weil sie (aber natürlich auch unsere anderen xD) uns einiges bedeutet!
 

Viel Spaß beim Lesen des letzten Kapitels zu "Kyoosha - leading heartbeat"
 

__________
 

Epilog Teil 2
 

Da somit auch der Streit zwischen Uruha und Reita zwangsläufig ein Ende gefunden hat, sind Shous und Rukis Stimmen nun die einzigen im Raum. Anscheinend ist das auch dem Gazette-Sänger nicht entgangen, denn er verstummt mitten im Satz. Missmutig blickt er auf Shou, dann wieder auf uns und dann zurück zu Shou. Der Kleine weiß wirklich, wie man die Spannung erhöht!

„Na gut, ich tu’s!“, verkündet er entschlossen.

Und verschwindet dann ebenfalls aus dem Proberaum…
 

„Was zur Hölle ist denn hier eigentlich los?“ Kai klingt leicht verstimmt, aber fast eher schon ein wenig ängstlich. Das bin ich übrigens auch. Gerade noch habe ich mich gefreut, dass meine Band keine Regeln bricht, und jetzt das! Da verschwinden Tora und Saga einfach zusammen aus dem Raum. Und was hat Hiroto damit eigentlich noch zu tun? Und was haben Shou und Ruki miteinander zu schaffen?

„Wo ist Ruki hin?“, fragt mein Freund weiter, nachdem er keine Antwort bekommen hat.

Shou zuckt aber nur breit grinsend mit den Schultern, während er sich auf das Sofa gegenüber von dem, auf das sich Hiroto eben gesetzt hat, fallen lässt. „Der kommt gleich wieder.“

Mir gefällt das Grinsen nicht. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Uruha schon wieder von einem Bein aufs andere tritt und uns mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht. „Kann ich dann jetzt gehen?“

Bevor Kai oder ich aber antworten können, meldet sich Shou wieder zu Wort. „Jetzt warte doch noch kurz, bis Ruki wieder da ist!“

„Wieso denn?“

„Wird lustig. Versprochen“, grinst Shou und wirft uns wieder einen Blick zu.

Wieso komme ich mir nur irgendwie ausgeschlossen vor? Wer hätte gedacht, was da für Sachen hinter Kais und meinem Rücken vorgehen?! Eigentlich bin ich immer der Meinung gewesen, dass ich einen relativ guten Überblick über die Geschehnisse zumindest innerhalb meiner Band habe, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Gar nicht mehr sicher.

Ich muss rauskriegen, was da zwischen Tora und Saga läuft. Am besten über Hiroto. Der plappert gern mal, wenn er ein Glas zu viel hatte.
 

In meinem Kopf gehe ich schon meinen Terminplan durch, um einen freien Abend für das bevorstehende Hiroto-Ausquetschen zu suchen, als Saga den Proberaum betritt. Er scheint genervt zu sein, als er sich neben Shou setzt. Genervt warum? Was haben Tora und Saga zu besprechen, was niemand wissen darf und was den Bassisten nervt?

Ich mustere ihn weiter, deshalb entgeht mir auch nicht, dass er Hiroto einen Blick zuwirft. Einen Blick, den ich zwar nicht deuten kann, der aber ganz sicher eine Bedeutung hat. Und er sieht jetzt nicht mehr genervt, sondern eher drohend aus.

Okay. Das ist mir definitiv zu hoch.

Hiroto scheint es ähnlich wie mir zu gehen. Trotzdem äußert er sich nicht weiter zu dem Thema und auch Tora und Saga sehen nicht so aus, als ob sie uns aufklären möchten.

„Was ist denn los?“, frage ich die drei endlich verzweifelt.

Natürlich bekomme ich von Saga nur ein „Nichts“ zurückgefaucht. Tora macht sich überhaupt nicht erst die Mühe mir zu antworten. Stattdessen starrt er grübelnd an die leere Wand.

Ich seufze. Vielleicht will ich auch gar nicht wissen, um was es geht. Zumindest gerade nicht. Eigentlich wünsche ich mir momentan nur, mich mit Kai zusammen bei mir zu Hause vor unseren anstrengenden Kollegen verstecken zu können.
 

Als wäre dieser Gedanke sein Stichwort, kommt Ruki wieder in den Raum gestürmt. Mit einem weiteren anstrengenden Kollegen im Schlepptau.

Verwirrt starren wir alle Miyavi an, der hinter dem Gazette-Sänger das Zimmer betreten hat.

„Es geht los!“, ruft Shou freudig aus und klatscht vor lauter Enthusiasmus in die Hände. Ruki schenkt ihm einen Todesblick, der sich gewaschen hat, während Miyavi den Blonden breit angrinst. Super. Wenigstens Shou und Miyavi haben ihren Spaß.

Das wir anderen tief verwirrt sind, scheint sie nicht weiter zu stören.
 

„Darf ich wirklich?“, fragt der Solokünstler Ruki, der nur gleichgültig mit den Schultern zuckt.

„Mach halt.“

„Echt?“

„Wenn ich’s doch sag!“

Miyavi strahlt den Kleineren neben sich überglücklich an und ich glaube zu sehen, wie Ruki bei dem Anblick ein Lächeln unterdrücken muss.

„Jetzt sag’s doch endlich!“ Der Gazette-Sänger versucht bei den Worten genervt zu klingen, doch so liebevoll, wie er Miyavi dabei in die Seite boxt, kann ich mir schon ganz genau denken, worauf dieses eigenartige Gespräch hinausläuft.

Der Solokünstler nickt dem Kleineren noch einmal zu und wendet sich dann an uns, um das auszusprechen, was ich schon kurz davor vermutete hatte.

„Ruki und ich sind zusammen!“
 

Sofort sehe ich Kai an, dessen Blick seinerseits ungläubig zwischen dem glücklich grinsenden Miyavi und dem ziellos durch den Raum schauenden Ruki hin- und herwandert. Der Sänger wird immer röter, je länger die Stille anhält. Es scheint, als hätten auch die anderen den Atem angehalten und würden nun gespannt auf unsere Reaktion warten.

Zwar haben Kai und ich damit gerechnet, dass zwischen den beiden irgendwas läuft, aber dass sie so weit sind, haben wir dann doch nicht gedacht.

„Und... und ich hab wirklich gedacht, du hältst dich an die Regeln!“ Mein Freund schüttelt den Kopf, den Blick auf Ruki gerichtet. Er sieht nicht wütend aus. Eher resignierend. Aufmunternd drücke ich seine Hand, woraufhin er den Druck erwidert und ich leicht lächeln muss.

„Ach komm schon Kai!“, mischt sich plötzlich Shou ein. „Die beiden sind echt süß zusammen. Und du hast selber gesagt, dass die Regel dämlich war.“ Das war es also, was der Sänger über Ruki gewusst hatte! Dann muss ich dem auf jeden Fall nicht mehr auf den Grund gehen.

„Ja, aber trotzdem hat er...“, beginnt Kai den Satz, wird jedoch davon unterbrochen, dass Miyavi Ruki einen Kuss auf die Wange drückt. Ich sehe genau, wie der Gazette-Sänger lächeln muss, bevor er sich dessen aber bewusst wird. „Lass das!“ Mit verschränkten Armen und hochrotem Kopf grummelt er vor sich hin.

Kai steht noch immer mit offenem Mund da.

„Siehst du? War doch gar nicht so schlimm.“ Miyavi grinst uns an. Der ist wohl nicht gerade der Weltmeister darin, die Atmosphäre zu erkennen. Oder er bemerkt sie ganz genau und versucht sie aufzulockern. Dieser Gedanke und Rukis Anblick sind es, die mich leise zum Lachen bringen.
 

Kai sieht mich verwirrt an, aber ich schüttle nur den Kopf. „Seit wann seid ihr denn schon zusammen?“, will ich wissen, woraufhin der Solokünstler nicht weniger stolz antwortet als ich zuvor. „Seit meinem Geburtstag!“

Wow. „Dann haltet ihr das aber schon ganz schön lange geheim.“ Schließlich ist das genau so lange, wie auch Kai und ich schon zusammen sind, und dieser Monat, indem wir noch nach einem passenden Zeitpunkt gesucht haben, um es ihnen zu sagen, kommt mir unheimlich lang vor. Einfach deshalb, weil wir so aufpassen mussten, dass es doch niemand schon vorher herausfindet.

„Ruki hatte Angst vor euch“, antwortet Miyavi, was mich nun wirklich zum Lachen bringt. Kais zufriedenes Nicken neben mir kann ich auch ganz deutlich sehen.

„Was??“ Rukis Protest schallt durch den ganzen Raum, was mich noch weiter lachen lässt. „Hatte ich gar nicht!“

„Er hatte richtig Schiss!“, mischt sich jetzt auch noch Shou ein, woraufhin auch der Rest der Anwesenden in Gelächter ausbricht. Alle bis auf Tora und Ruki. Saga scheint den Schwarzhaarigen in einen Schockzustand versetzt zu haben. Ich würde mich gerne weiter mit dem Problem beschäftigen, doch jedes Mal, wenn mein Freund neben mir aufgluckst, um zu verhindern, den Sänger seiner eigenen Band auszulachen, muss ich selbst wieder mit Lachen anfangen.

Eigentlich ist es ja gar nicht so lustig. Schließlich hatten wir uns auch sehr lange nicht getraut unsere Beziehung publik zu machen. Aber dabei zuzusehen, wie Ruki von Minute zu Minute röter im Gesicht wird ist einfach nur zu komisch. Am lautesten von uns allen lacht Shou, der obendrein wahrscheinlich auch ziemlich stolz auf sich selbst ist, da er dieses ganze Szenario heraufbeschworen hat.
 

Der Gazette-Sänger scheint sich auch wieder daran erinnern zu können, wer für seine peinliche Lage verantwortlich ist.

„Du!“, zischt er ziemlich bedrohlich und zeigt dabei auf Shou damit wir alle auch ganz genau wissen, wer gemeint ist. Ich bin gespannt, was jetzt kommt.

„Shou ist mit Takuya zusammen.“, ruft Ruki laut in meine Richtung, wie ein Kind, das ein anderes beim Lehrer verpetzt. Und natürlich reagiert Shou auch dementsprechend.

„Das stimmt doch gar nicht!“ Der blonde Sänger springt empört auf und kommt auf Ruki zu. Dieser löst sich von Miyavi und tut es seinem Gegenüber gleich, bis sich die beiden Kontrahenten in der Mitte des Raumes treffen, um dort weiterzustreiten.

„Stimmt wohl!“

„Tut es gar nicht!“

„Doch!“

„Nein!!“

„Und wieso haben Miyavi und ich euch dann am Morgen nach seiner Party zusammen in seinem Schlafzimmer aufgefunden?“

„Das stimmt doch so gar nicht!“, ruft Shou empört aus und wendet sich dann hilfesuchend an mich. „Wir sind nicht zusammen! Takuya und ich sind nur Freunde!“

Ich nickte dem Sänger zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich ihm glaube. Shou ist kein Mensch, der andere belügt. Vor allem, weil er auch gar keinen Grund mehr dafür hätte. Trotzdem macht mich sein heftiger Protest etwas stutzig.
 

Die anderen erholen sich derweil von ihren Lachattacken. Uruha muss sich sogar ein paar Tränen aus den Augenwinkeln entfernen und grinst Shou dann schadenfroh an.

„Wolltest du nicht eigentlich gehen?“, fragt der Blonde den Gitarristen trocken.

„Schon“, gibt dieser grinsend von sich. „Aber es ist doch gerade so lustig hier. Danke, dass du mich aufgehalten hast! Du hast dein Versprechen wirklich gehalten.“

Shou grummelt noch etwas vor sich hin. Dass ich ihm glaube, scheint ihm nicht ganz zu reichen, was ich auch gut nachvollziehen kann. Wahrscheinlich wird er von Ruki noch die nächsten Wochen damit aufgezogen. Und Uruha wird sich das auch nicht nehmen lassen. Egal ob es nun stimmen würde oder nicht.
 

Einen Moment scheint niemand mehr etwas zu sagen zu haben. Auch von unserer Seite aus ist alles gesagt, deshalb wende ich meinen Blick fragend Kai zu. Vielleicht will er noch was loswerden? Doch auch er zuckt nur ein wenig hilflos mit den Schultern. Dann wäre das Treffen also hiermit beendet. Eigentlich haben wir es besser hinter uns gebracht als ich befürchtet habe.

„Na dann kann ich ja jetzt wirklich gehen“, unterbricht Uruha die Stille und wendet sich gerade um, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, als er mich noch mal ansieht. „Ach ja!“

Um ehrlich zu sein, hab ich ein bisschen Angst. Werde ich die nächsten Wochen vor den anderen Gazette-Membern wahrscheinlich sowieso haben müssen. Zumindest so lange, bis sie sich daran gewöhnt haben, dass ihnen nicht mehr die volle Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Vorerst sehe ich den Gazette-Gitarristen aber verwirrt an, nachdem er weitergesprochen hat. „Gibst du mir deine Nummer?“

„Meine Nummer?“ Was will Uruha mit meiner Nummer? Ich sollte sie ihm vielleicht nicht geben. Wer weiß, was er und die anderen aus Rache damit anstellen?

„Ja“, wird mir aber nur geantwortet.

„Aber...“ Gerade überlege ich, wie ich mich am besten aus der Situation retten kann, als der Blonde die Augen verdreht und sich Hiroto zuwendet. „Gibst du mir Naos Nummer?“

„Wenn ich dafür Kais bekomme.“ Der Angesprochene zieht sein Handy aus der Tasche.

Meine Augenbrauen wandern in die Höhe. Auch Kai scheint nicht ganz nachvollziehen zu können, was das ganze soll, denn er erwidert meinen verwirrten Blick ebenso ratlos.

„Ich muss dich aber warnen. Nao schmeißt sein Handy gerne nur in irgendeine Ecke und da liegt es dann halt mal zwei Wochen. Am besten ich gebe dir noch seine Festnetznummer.“

Hiroto, der elende Verräter!

Auch Saga ist aufgestanden und gesellt sich nun zu Aoi und Kanon, um meine und Kais Nummern auszutauschen.
 

Sogar Ruki und Shou scheinen ihren Streit vergessen zu haben und befassen sich jetzt mit ihren Handys.

„Ich geb dir auch mal die Nummer von Kais Mutter. Da versteckt er sich gerne vor uns“, meint der Gazette-Sänger, als wäre es das normalste der Welt unsere gesamten privaten Details austauschen. Sein Gegenüber scheint auf jeden Fall auch dieser Ansicht zu sein.

„Super“, ruft Shou freudestrahlend. Haben die beiden eigentlich vergessen, dass sie sich gerade noch gegenseitig umbringen wollten? „Dann kriegst du auch die Nummer von Naos Eltern. Er ist da zwar selten, aber wenn du lang genug quengelst, dann macht seine Mutter ihn für dich ausfindig und Nao so lange zur Schnecke, bis er dich zurückruft.“

Ruki nickt professionell und ich sehe fast, wie er sich in seinem Kopf eine Randnotiz mit „Naos Mutter vollquengeln“ macht. Ich muss unbedingt meine Eltern vorwarnen.

„Ach, ich hab die Nummer gar nicht auf meinem Handy! Saga?“ Shou dreht sich fragend zu unserem Bassisten um, der inzwischen auf der Lehne des großen Sessels platzgenommen hat, auf dem Kanon und Aoi sitzen.

„Klar hab ich die. Ich hab sogar die Handynummern.“

Sofort versammeln sich alle um die Drei. Bei mir klingeln sämtliche Alarmglocken. Ich finde es schon schlimm, dass meine Jungs die ganzen Nummern besitzen. Und jetzt auch noch Gazette?
 

„Hey, hört sofort damit auf!“, rufe ich laut. „Das geht euch alle gar nichts an! Wehe jemand von euch ruft bei meinen Eltern an!!“ Die Gruppe ignoriert meine Drohung gekonnt und tauscht fröhlich weiter Informationen aus. Hilfesuchend wende ich mich an meinem Freund, der nur liebevoll grinst. Was ist denn jetzt kaputt?

„Was machen die denn da?“, frage ich ihn gequält. Ich versteh immer noch nicht, weshalb Aoi, Ruki und Uruha meine Handynummer brauchen. Kai hat jetzt das Lächeln aufgesetzt, das er mir immer schenkt, wenn ich auf dem Schlauch stehe. „Sie haben fürs erste verarbeitet, dass wir jetzt zusammen sind.“ Liebevoll wuschelt er mir mal wieder durch die Haare und für einen Augenblick ist es mir völlig egal, was die anderen gerade machen. Ich schmiege mich ein bisschen näher an Kai und schließe die Augen, um seine Berührung voll und ganz auszukosten.

„Und auch gleich Maßnahmen ergriffen, um uns auch ja keine Freizeit zu lassen“, setzt er schließlich seinen Satz fort, was mich wieder aufschauen lässt. Endlich macht es klick. Unsere Bands tauschen unsere Nummern aus, um bei Kai anzurufen, sollte ich nicht ans Telefon gehen! Und umgekehrt genauso. Das bedeutet, dass mein Telefon also in nächster Zeit doppelt so oft klingeln wird.

„Das ist es mir wert“, meine ich nur leise und beobachte die kleinen Grüppchen, von denen immer wieder einer in die andere huscht, um eventuell noch eine Nummer zu bekommen, die er noch nicht hat. Ich sollte meine Eltern wirklich warnen. Und mein Handy auf lautlos stellen.

Schmunzelnd lege ich einen Arm um Kai. „Ein einziger, großer Kindergarten...“
 

~
 

„Wieso habt ihr eigentlich so viele Sofas im Proberaum?“ Mit einem Ächzen stelle ich meine Seite des Sofas auf dem Boden ab, nachdem wir es wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückgebracht haben. Endlich sieht der Proberaum von Gazette wieder etwa so aus wie vor unserer Gruppenbesprechung. Hat ja auch lange genug gedauert, das Chaos wieder in Ordnung zu bringen, nachdem sich die anderen plötzlich alle auf einmal von uns verabschiedet haben und verschwunden sind.

„Weil die anderen mal der Meinung waren, sie hätten hier keinen Platz, um mit zwei Gitarren und einem Bass auf dem kleinen Sofa zu sitzen.“ Kai rückt den Sessel auch noch an die richtige Stelle und seufzt dann.

„Ihr sitzt auf den Sofas, wenn ihr übt?“ Ich sehe meinen Freund verdutzt an. Das ist mir neu.

„Nein“, lacht er leise. „Aber wenn wir neue Melodien oder so ausprobieren, kann das schon mal passieren. Und so lange zu stehen schadet Aois alten Knochen wohl. Zumindest war er der Erste, der lautstark nach einer vollständigen Wohnzimmerausstattung geschrien hat.“

„Du hast wirklich eine eigenartige Band.“ Ungläubig schüttle ich den Kopf.

„Danke, das Kompliment geb ich gern zurück. Wenn ich so daran denke, was da heute zwischen Tora und Saga gelaufen ist.“ Kai sieht mich verschmitzt an, während er auf mich zukommt.

„Musst du mich auch daran erinnern“, seufze ich und lege wie selbstverständlich meine Arme um seine Hüfte, als er mir endlich nah genug dafür ist. Mein Freund gluckst leise auf.

„Du hast wohl vergessen, dass ich jetzt ein Recht dazu hab, dich daran zu erinnern. Schließlich wurden deine Bandprobleme jetzt ganz offiziell auch zu meinen Bandproblemen erklärt.“

Das stimmt natürlich. Dadurch, dass wir unsere Beziehung publik gemacht und unsere Bands auch noch unsere sämtlichen Nummern ausgetauscht haben (mich würde es nicht wundern, wenn Hiroto Uruha verraten hat, wo ich meinen Ersatzschlüssel verstecke) bin ich jetzt nicht nur für meine Jungs, sondern irgendwie auch für die Gazettemitglieder zuständig. Zumindest wenn es nach deren Auffassung geht.

„Naja, ich teile gerne mit dir. Auch wenn es nur meine Probleme sind.“

Kai lacht über meine grummelnden Worte und küsst mich liebevoll auf die Stirn. „Ach, so schlimm wird es doch gar nicht“, versucht er mich aufzumuntern. „Das stehen wir zusammen durch.“

„Zusammen“, wiederhole ich das für mich wichtigste Wort der Aussage und lasse mich von meinem Freund in eine Umarmung ziehen. Er hat schließlich Recht. Solange ich Kai behalten darf, nehme ich es mit jedem auf. Auch mit den restlichen Gazettemembern. Außerdem zeigt der Austausch unserer Nummern doch, dass sie Kai und meine Beziehung akzeptieren. Irgendwie.
 

„Aber ich habe in letzter Zeit wirklich sehr viel nicht mitbekommen“, seufzt mein Freund nachdenklich. „Ich wusste zwar, dass zwischen Gackt und Uruha etwas lief, aber nicht, dass sie sich immer noch treffen. Und dass Ruki mit Miyavi zusammen ist hätte ich auch nicht gedacht.“

Ich löse mich leicht von meinem Freund und sehe in sein reuevolles Gesicht. „Dich scheint in letzter Zeit wohl etwas abzulenken.“

Bevor er antworten kann, ziehe ich ihn in einen innigen Kuss, den er sofort sanft erwidert. Selbst nach einem Monat kribbelt mein Körper trotzdem noch jedes Mal, wenn unsere Lippen miteinander verschmelzen. Meine Hand liegt auf Kais Brust, die sich immer schneller auf und ab senkt. Wie immer macht es mich ein wenig stolz, wie schnell es mir gelingt meinem Freund den Atem zu rauben.

Als ich den Kuss langsam beende, sieht Kai mich nur glücklich an. Keine Reue ist mehr in seinen Augen zu erkennen. Das ist gut. Ich empfinde nämlich auch keine. Ich glaube auch nicht, dass ich je welche empfinden werde, was meine Beziehung zu Kai angeht. Diesen Schritt zu wagen, war eins der besten Dinge, die ich in meinem ganzen Leben getan habe.
 

Mir wird plötzlich unheimlich warm, als mich mein Gegenüber wieder in einen Kuss verwickelt. Er drückt sich an mich, sodass ich ein wenig überrascht nach hinten taumle. Unser Kuss wird jedoch nicht unterbrochen. Stattdessen finde ich Halt an der Lehne des Sofas und ziehe Kai näher an mich.

Meine Hand wandert seine Seite hinunter und kommt auf seinem Steißbein zum liegen, während sich mein Herzschlag seinem anpasst und ihm was die Geschwindigkeit angeht in nichts nachsteht. Es scheint, als sollte ich mich so langsam an diese Momente gewöhnt haben, aber so ist es nicht. Sie sind jedes Mal aufs Neue berauschend und unsagbar schön.

Wie konnte ich nur all die Jahre ohne diese für mich nun fast schon lebensnotwendigen Augenblicke überleben?

Seine Hand auf meiner Wange ist so warm. Aber lange nicht so warm, wie sich mein eigener Körper anfühlt. Jedoch verlangt er nicht nach lindernder Kühle, sondern nach weiterer Wärme. Nach der Wärme, die Kais Körper ausstrahlt.
 

Nach Luft schnappend lösen wir den Kuss. Ich öffne meine Augen und bemerke, dass Kai zur Seite sieht. Das kann ihm doch nicht peinlich oder unangenehm sein, oder? Das war schließlich nur ein Kuss wie wir ihn schon bestimmt hundertmal zuvor geteilt haben. Aber... warum sieht er mich dann nicht an?

Verwirrt folge ich seinem Blick und kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als ich verstehe, dass er auf etwas hinaus will. Auf etwas ganz Bestimmtes.
 

„Es ist zwar sicher nicht so bequem wie dein Futon, aber...“ Mein Freund muss nicht weitersprechen. Ich löse mich wortlos aber mit einem beruhigenden Blick von ihm, schließe die Tür ab und gehe anschließend wieder auf ihn zu.

Er lächelt. Weiß, was ich will.

Ich weiß, was er will.

Als er nach meiner Hand greift, habe ich ihn schon wieder in einen Kuss verwickelt und lasse mich sanft von ihm auf das Sofa drücken.
 

___
 

Wir wollen die stimmung jetz gar nich mit nem nachwort zerstören (schon passiert, oder? -.-""), deshalb hier nur kurz die info, dass noch ein oneshot zu den beiden und dieser story existiert: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/serie/2177/248497/



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Von:  Goesha
2014-10-24T08:56:11+00:00 24.10.2014 10:56
Awwww~ die beiden sind schon süß ^^
Man weiß ja, das sie noch zusammen kommen aber trotzdem fibert man mit.
Und kaum ist es draußen, ziehen die anderen nach mit den Geständnissen.
Werde gleich den nächsten Teil anfangen! ^-^
Von:  Yuan-chan
2011-04-16T15:23:26+00:00 16.04.2011 17:23
Hm, es ist schon lange her, dass ich die FF gelesen hatte und ich hab nie ein kommentar geschrieben, wie ich gerade gesehen habe.
Ich glaube es war darmals diese FF weshalb mir das Pairing KaixNao so sehr im Gedächtnix hängen geblieben ist. Mitlerweile ist es eins meiner Lieblingspairings und es ist schade, dass das Crossover-Pärchen so unbekannt ist.
Was ich eigentlich sagen wollte ist, danke für diese FF, ich liebe sie immer noch xD
Bei dem Trailer zu der FF ist mir übrigends aufgefallen, dass er nicht nur zur FF passt sondern auch zu dem RPG, das ich mit einer Freundin zocke. Da haben wir auch KaixNao und es hat eine ganz andere Hintergrundstory, wie die FF aber trotzdem passen die Sätze in dem Video wie die Faust aufs Auge.
Nunja, ein sehr spätes Kommi, aber egal^^ Liebe Grüße <3
Von: abgemeldet
2010-10-12T09:06:42+00:00 12.10.2010 11:06
waaaaaaaaaah >< das is ja voll traurig hier mit den beiden u.u
böse regeln ><

Von:  klene-Nachtelfe
2010-03-18T19:45:24+00:00 18.03.2010 20:45
Hach....war das schööööön!!!!
Wirklich eine grandiose FF!!!!
*begeistert binz*
Wirklich klasse!!!
Ganz großes Kopfkino!!!
LG -^.^-
Von:  Deida-chan
2010-03-15T13:13:40+00:00 15.03.2010 14:13
ohh so langen kommi wie die vor mir kann ich nicht schreiben! sorry
aber ich will trotzdem alles hineinschreiben was mir auf der seele liegt zu dieser ff.
Also ich freu mich so was von für Kai und Nao , die beiden sind toll.
das sie es den Membern gesagt haben beweist für mich das sie es wirklich wollen und es nicht nur eine "Stunden" beziehung ist ^^
Das Ruki Miyavie auch zugeben das sie ein paar sind und wie sie es gemacht haben ist süß besonders das Ruki soo rot geworden ist >.< sweet heart
das mit uruha und gackt.. gackt is ne frau *prust*
ich hab mich weggehaun obwohl es nicht sehr witzig ist aber irgendwie doch und wieder nicht xDDD
ich freu mich auf den one-shot!^^
es ist ein toller schluss geworden ihr seid toll!

*sie tun es im Proberaum von gazette xDDD BUHAHAHA*wegschmeiß*
wahh was is´n wenn aoi oder so weiße flecken oder so auf dem Sofa finden ????? ////O__________o///

uiiii hihihi

so das wars von mir sonst bekomm ich ärger vom lehrer xDD*in schule bin*xDD

Von: abgemeldet
2010-03-14T13:54:43+00:00 14.03.2010 14:54
*fan-fähnchen-schwing*
Ein gelungendes Ende!
Danke euch beide für die schöne Zeit, die man mit dem Lesen eurer FF verbringen konnte. <3
Von:  Serejane
2010-03-13T21:37:11+00:00 13.03.2010 22:37
Der Tag gestern war grauenvoll und ich hoffe ihr isst, warum! XD
aber ich bin euch nicht böse :P

Das Kapitel ist toll xD Ich musste bei dem Ding mit den Telefonnummern so lachen. XD und das wo Shou meinte, dass das lustig wird. :p
Ich will wissen was es mit Tora und Saga auf sich hat xD Und warum Shou so abgegangen ist :'D Wird das auch noch geklärt oder gehört das einfach so? xD Und ich will wissen was mit Kanon ist. xD Das war echt ungelogen als es hieß, der Epilog würde weitere Fragen aufwerfen XD

Ich finde, "Leading Heartbeat" ist bisher der beste Spin-off :'D Das war einfach so... dramatisch |D einfach tollig i-wie >>
Ich freue mich waaaaaaahnsinnig auf den OS *sabba* Und auf weitere Spin-Offs x3
Und wenn ihr die wieder Freitags onstellt, hab ich Freitags doch noch ein Hobby! XD
nyan
bis dahin, haut rein xD
Nini <3
Von:  Karirin
2010-03-13T20:09:24+00:00 13.03.2010 21:09
Ich habe diese FF bis zum Ende sehr gespannt verfolgt und muss sagen, dass ich überglücklich bin, dass ich ie FF gefunden habe.

Ich bin ein sehr großer Fan von Kai und lese sehr gerne Pairings, die nicht so geläufig sind. Ich bin echt bis zum Schluss ein begeisterter Fan eurer FF gewesen und hoffe, dass ich bald wieder eine FF von euch finde, die mich ebenso fesselt.

Solltet ihr wieder Kai mit ins Boot nehmen, könnt ihr euch sicher sein, dass ich die FF wieder gespannt mitlesen werde xD
Wie wäre es mal mit einem Kai x Reita Pairing? Irgendwie vermisse ich dieses Pairing ein wenig auf Animexx, obwohl es meiner Meinung nach ein sehr schönes Pärchen wäre *lol*

Bitte schreibt weiter so schöne Geschichten ^___^

Liebe Grüße,
Karirin
Von:  --baozi
2010-03-13T14:25:52+00:00 13.03.2010 15:25
Also ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht das Kai und Nao wirklich soweit gehen es in dem Proberaum von Gazette zu tun xD
Ich mein, nicht das es mich nicht freuen würde~ ♥
Aber ich habe es einfach nicht erwartet, war aber eine nette Idee. Vor allem, da sie davor noch das Bandtreffen hatten xD
Schade das es nun endgültig zu ende ist Q___Q
Aber es gibt ja zum Glück noch nen One-Shot! *__________*
Hawww ich freu mich schon!! ♥
Und hiermit endet eins der wunderschnuffigsten Spin-Offs!
LG Kigo
Von:  Kari-chan07
2010-03-13T14:22:29+00:00 13.03.2010 15:22
Vorbei... *seufz* Oh je, die beiden werden mir fehlen...

Aber das Kapitel war ein toller Abschluss der Story :D
Der große Handynummern-Austausch war wirklich sehr amüsant xD Kai und Nao tun mir ja jetzt schon irgendwie Leid... und die Familien der beiden auch xD Aber schön, immerhin haben die Andern das jetzt wohl doch einfach mal so hingenommen, das Kai und Nao jetzt ein Paar sind xD Gut für die restlichen Gazette- und Alice nine Member, sonst hätte ich die leider alle mal kurz schlagen müssen xD Nur so ganz kurz, ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf erhöht ja angeblich das Denkvermögen :P

Ich find's wieder einfach nur wahnsinnig süß, wie Kai und Nao miteinander umgehen :) Ich würd sie grad gern wieder knuddln... und eigentlich auch nicht wieder loslassen xD Aber nein, lassen wir die beiden mal lieber mal da allein im Proberaum ;) Hoffentlich sind diesmal die Handy's aus xD

War 'ne tolle Story und ich mich jeden Freitag auf's neue Kapitel gefreut ;)

Liebe Grüßlis
des Kari ^o^


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