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What became of the likely lads?

von

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Don't be shy

Ich melde mich zurück, nach einer endlosen Schreibblockade die immer noch nicht durchbrochen ist. Aber diese Geschichte ist ein Anfang, und hoffentlich auch nicht das Ende.
 


 

„Mein Gott, was willst du?“, sage ich entnervt als das grelle Licht meines Schlafzimmers anging. Mein Kopf schmerzt fürchterlich, seit Tagen nagt eine unausstehliche Grippe an mir herum. Und diesem Idioten fällt nichts besseres ein, als mich aus dem Schlaf zu reißen. „Ich muss dich was fragen.“, Petes Stimme klingt einfach zu laut in meinen Ohren, meine Laune sackt von Sekunde zu Sekunde weiter herunter. Ich fühle mich mies, wieso lässt er mich nicht in Ruhe? „Aha.“, entgegne ich desinteressiert und schäle mich aus meiner Bettdecke. „Was soll ich Kate zum Geburtstag schenken?“

Ich reiße meine Augen auf, soll das ein Scherz sein? Mit meiner Hand schlage ich mir an die Stirn und seufze. „Peter?“, ich versuche mich zu sammeln und nicht gleich auf ihn los zugehen wie ein wild gewordener Tiger. „Ja?“

„Hast du eine Ahnung wie spät es ist?“, ich deute gezielt auf den Wecker.

03:16.

„Ja, aber es ist doch wichtig.“, höre ich ihn mit einer immer dünner werdenden Stimme.

„So wichtig, mich zu wecken?“

Ganz ehrlich, ich mag diesen Menschen ja, noch mehr als alles andere auf dieser Welt. Aber ich kenne kein Verständnis dafür, mich für eine Belanglosigkeit aus meinen Schlaf zu holen.

„Ich dachte du verstehst mich!“, ruft er. Ich halte mir meinen Kopf, es ist zu laut.

„Bilo...“, mit meiner rechten Hand klopfe ich auf den leeren Platz auf meinem Bett.

„...ich weiß, du liebst sie. Aber...“, oh Gott, mir wird schlecht. Du liebst sie...das ist das Schrecklichste was mir je über meine Lippen gekommen ist. Ich hasse es, dass zu sagen. Das er sie liebt, nicht mich.

„Aber?“, zögernd gesellt er sich zu mir. „Es ist wirklich nicht fair, mich deswegen zu wecken.“

Ich strecke mich und lege mich auf den Rücken. Die Decke halb auf meinen Körper gezogen und bin wieder kurz davor ins Reich der Träume zu entgleiten. Pete kennt den Weg aus meiner Wohnung, eigentlich bereue ich es wieder, ihm den Schlüssel für diese gegeben zu haben.

Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass eben jener gar nicht vor hat, zu gehen.

„Wieso gehst du nicht?“, meine Augen bleiben geschlossen und irgendwie ist es ja nicht wirklich nett von mir ihn unbedingt los werden zu wollen.

„Weil ich nicht will.“, auf einmal höre ich ein lautes, viel zu lautes Schluchzen ertönen. Skeptisch öffne ich die Augen und sehe zur Seite. Pete sitzt mit anwinkelten Beinen wie ein kleines Häufchen Elend auf meinem Bett und hat den Kopf in seinen Schoß vergraben.

„Hey...Bilo.“, ich rappel mich auf und muss mich wieder an das Licht in meinem Schlafzimmer gewöhnen. „Komm' her.“, tröstend halte ich meine Arme weit auf, damit er sich in diese werfen kann.

„Was ist denn los?“, murmele ich gegen sein fettiges, schwarzes Haar.

„Kate.“, kommt als weinerliche Antwort gegen meine Brust. Ich seufze, mal wieder hat sie ihn herunter gerissen. Doch, so muss wahrscheinlich wahre Liebe in seinen Augen sein.

„Wieso tust du dir das an?“, ich kraule seinen Rücken. Wochen waren nach dem letzten, innigen Körperkontakt vergangen. Um ehrlich zu sein, fehlte mir die Nähe. Auf der Bühne das bisschen zusammen am Mikrofon hängen ist nicht mal ansatzweise so schön, wie das hier. Auch wenn es einen eher tragischen Hintergrund hat.

„Ich liebe sie.“, unmerklich schüttle ich den Kopf, mir entfährt beinahe ein „Sie dich aber nicht“, im letzten Augenblick kann ich mir auf die Lippen beißen, diesen Satz nicht zu sagen.

„Hm...“, gedankenverloren streiche ich weiter über seinen Rücken. Er hat aufgehört zu weinen, was mich ungemein erleichtert. „Worüber denkst du nach?“, flüstert Pete. Ich erwache aus meiner Trance und schaue ihn überrascht an. „Über uns.“, ich lasse von ihm ab und setze mich wieder in meine ursprüngliche Position. „Es läuft einiges schief.“, sage ich zur Erklärung müde. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und blinzle Pete erwartungsvoll an. „Was meinst du?“, seine Stimme war kaum hörbar.

„Die Band. Das zwischen uns.“, ich winkel meine Beine an den Körper und spiele mit dem Bettlaken. Mein Körper zittert wie sooft, immer dann, wenn ich auf das ansprechen will, was mich stört. Beschäftigt.

Ich hatte nie den Drang meine Gedanken so offen kund zu tun wie Peter. Er ist der offene Sunnyboy, ich hingegen müsste die Rolle des Häufchen Elends übernehmen. Doch es war anders, die Rollenverteilung war komplett verkehrt. „Was ist zwischen uns nicht okay?“, höre ich ihn unschuldig sagen. Ein kehliges Lachen, nicht sonderlich hörbar, entweicht meiner Lunge. War klar, dass er es nicht bemerkt. Er sieht alles immer noch durch diese rosa-rote Brille, die er nie abnehmen will. Oder es kann. „Es...fühlt sich im Moment alles so unglaublich falsch an.“

Ich merke, wie meine Stimme ins weinerliche übergeht. Etwas, was nicht oft passiert. Eigentlich nie. Eigentlich.

„Ich finde das nicht.“, erstaunt über seine Aussage sehe ich zu ihm. Er lächelt mich mit einem glücklichen Lächeln an. Seine dunklen Augen strahlen. Seit Wochen habe ich sie nicht mehr so gesehen und mir wird warm ums Herz. Pete ist glücklich, aus welchem Grund auch immer.

„Nicht? Findest du nicht, dass gerade alles total schief läuft?“, skeptisch tippe ich auf seine Nase. Doch er schüttelt den Kopf. „Nee. Du wirst nur senil, Carlos.“

Unweigerlich fange ich an zu lachen und streiche mir meine Haare hinter mein Ohr.

Wo er recht hat...

„Aber das ist nicht der Grund.“, dementiere ich und meine Miene verfinstert sich wieder.

„Welcher dann? Mir fällt nichts ein.“

Natürlich nicht!

„Kate.“, und schon spucke ich das aus, was ich unbedingt verhindern wollte. Weil ich weiß, dass Pete das Ganze nämlich total anders sieht als ich. Klar, sie ist seine Freundin. Sie sind zusammen, gehören auch laut den Medien – den Fans – zusammen. Keiner weiß, dass Peter und ich insgeheim füreinander bestimmt sind. Niemand, wirklich niemand, kennt ihn so gut wie ich. Aber das, wird nie berücksichtigt.

„Was ist mit ihr?“, sein Tonfall wird wieder schrill.

„Nichts.“, ich sehe wieder weg, versuche einen anderen Punkt in dem Raum zu fixieren. Doch der Blick von ihm durchdringt mich. „Was ist mit Kate?“

„Sie reißt uns auseinander.“, tuschele ich.

Pete antwortet nicht. Ihm fällt wahrscheinlich nichts darauf ein, kein Argument oder eine Verteidigung. „Du hast recht.“, kommt stattdessen von ihm. Damit habe ich als allerletztes gerechnet, eigentlich würde er mich anschreien. Mir vielleicht sogar eine rein gehauen, aber damit, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.

„Deswegen bin ich hier.“, ich spüre seinen Körper näher bei mir. Er legt besänftigend seinen Arm um meine Schulter. „Sie nervt mich. Ich kann einfach nicht mehr.“

In mir beginnt es zu beben, vor Freude. Man soll es nicht falsch verstehen, ich freue mich nicht, dass Peter darunter leidet, sondern das er erkannt hat, dass sie einfach fehl am Platz ist.

„Ich...liebe sie nicht.“
 

Träume ich? Unsicher blicke ich mich herum, sehe Petes Gesicht ganz nah bei meinem. Unbemerkt kneife ich mir in den Oberschenkel, nein, kein Traum. Das Ziehen in meinem Fleisch ist echt, jedenfalls denke ich das. Hat er gerade gesagt, dass er sie nicht liebt?

„Aber, du hast dir ein K stechen lassen.“, ungläubig hake ich nach.

„Hatte.“, er grinst leicht. Wenn auch ziemlich schmerzverzerrt in diesem Zusammenhang.

Ich zucke nur mit meinen Schultern und er hebt sein T-Shirt ein wenig hoch. Alles, was ich sehe, sind nur viele kleine Narben. An der Stelle, an der mal das „K“ für Kate war.

„Hast du dir was weglasern lassen?“, er schüttelt seinen Kopf. „Nein. Frag' lieber nicht nach.“, er kratzt sich an seinem Kopf und grinst schelmisch. Es interessiert mich zwar, wie er das Tattoo entfernt hat, andererseits ist es auch vielleicht besser so, wenn ich es nicht weiß.

„Wie hast du es bemerkt?“, ich lege meine rechte Hand leicht auf sein Knie und drücke sanft zu. „Weiß nicht. Das Gefühl war weg.“, ich höre ihn leise seufzen und ziehe ihn ein weiteres Mal in meinen Arm. „Und wer hat diese Leere jetzt gefüllt?“, wirklich: ich könnte mich dafür wieder schlagen. Wieso frage ich solchen Unsinn?

Pete kichert. Verwundert blicke ich zu ihm, habe gar keine Zeit seine Mimik zu studieren, sondern spüre nur seine warmen, feuchten Lippen auf meinen. „Okay?“, murmele ich gegen seinen Kuss. Es fühlt sich gut an, fast schon perfekt. „Halt einfach mal die Klappe.“, Pete legt seine rechte Hand in meinen Nacken und zieht mich noch fester an sich heran. Nach einigen Sekunden lässt er mich wieder los, diesmal konzentriere ich mich nur auf seinen Kuss. Ich lasse mich fallen, kann plötzlich verstehen, wieso so viele Frauen – auch Männer – auf ihn fliegen. Bei den Küssen kein wunder. Leider bricht dieser schöne Moment auch nach einigen Augenblicken ab.

„Wow.“, entfährt es mir nur. Pete lächelt mich selig an, kuschelt sich mit seinem Körper an meinen. „Du hast diese Leere gefüllt. Schon immer.“, flüstert er, kreist mit dem Zeigefinger über meinen nackten Bauch. „Mir wurde klar, dass ich dich liebe.“, es ist der letzte Satz, den er von sich gibt.

Mein Herz entflammt erneut, ich könnte schreien vor Glück. Er liebt mich, er liebt mich. Was Schöneres kann mir nicht passieren. Und mir wird wieder bewusst, dass ich den wundervollsten Mensch der Welt kennen gelernt habe.
 

Anm: Pete hat sich, laut Medien (auf die ich eigentlich 'n Dreck gebe..) das "K" wirklich selbst herausgeschnitten. Was ich irgendwie ungläubig finde, deswegen bin ich nicht so sehr drauf eingegangen.

Passion

Ich wollte mal eine FF über Carls geheime Leidenschaft machen...Bananen xD Und oh-mein-Gott das ist so..so..schlecht geworden, dass ich mich dafür eigentlich schämen müsste xD.
 

"Du bist nur am essen.", sagt Pete und rollt seine Augen. Ein hastiges Nicken kommt als Antwort. "Yep.", bestätigt Carl und beißt nochmals von seiner Banane ab.

"Das ist jetzt die Dritte.", der Größere beugt sich vor um die gelbe Frucht aus der Hand des Kleineren zu fischen. "Wag es nicht.", droht dieser und der Rest des Obstes ist in seinem Mund verschwunden.

Voller Unverständnis schüttelt Peter seinen Kopf und streicht sich durch das dunkle Haar. "Schüttel du nur den Kopf.", kommentiert Carl diese Geste, er streckt seine Hand zu dem Obstkorb aus. Doch der Jüngere unterbindet dies, in dem er ihm auf die Hand schlägt. "Ich glaube, dass reicht für heute.", seufzt er. "Das sage ich das nächste Mal auch, wenn du dir dein 35. Bier holst.", motzt der Ältere und verschränkt seine Arme vor der Brust. "Tze. Ich trinke nicht mal so viel.", wehrt sich Pete und haut dem Kleineren sachte auf den Oberschenkel. "Natürlich nicht, aber du würdest auch so reagieren, wenn ich das zu dir sagen würde."

Er schüttelt seinen Kopf, legt diesen auf die Schulter Carls ab. "Sorry.", murmelte Pete und möchte zu dem Korb greifen. Doch der Ältere hält ihn davon ab, legt Pete geschickt auf den Rücken. "Ich verspüre gerade die Lust mich einer anderen Banane zu widmen."

My heart beats slow fast, I don't feel right

„Sorry, es geht so nicht weiter.“, Carl zog den Stecker aus der Anlage und legte die Gitarre auf den Boden. Mit den Händen auf der Hüfte drehte er sich zu seinen Bandkollegen herum. Die Stimmung war im Keller, schon seit Tagen. „Es läuft doch.“, meinte John und zündete sich eine Zigarette an. Er war gelassen, die Ruhe in Person und hatte allgemein wenig zu meckern. „Du bist derjenige, der es nicht hin bekommt, Carl.“, der Bassist zuckte mit den Schultern und spielte einige Akkorde auf seinem Instrument. Sprachlos starrte der Sänger seine Freunde an. „Was soll das denn jetzt?“, meckerte dieser, er wurde aufbrausend.

„Seit Pete weg ist, bekommst du nichts auf die Reihe.“, erklärte John ruhig und sachlich. Er legte ebenfalls seinen Bass zur Seite und schaute zu Gary. Dieser nickte nur zustimmend seinen Kopf. „'tschuldige, aber das ist so.“
 

Carl seufzte, strich sich seinen Pony hinters Ohr und setzte sich in den Schneidersitz auf den Boden. „Ihr habt ja recht.“, gab er widerwillig zu. Er selbst konnte nicht den Rauswurf seines Freundes verkraften. Obwohl er eigentlich berechtigt war, nachdem, was sich der Jüngere geleistet hatte. Doch es schmerzte und jedes Mal versank er erneut in Selbstmitleid. „Wir brechen hier ab.“, sagte er in die Stille hinein und erhob sich ächzend aus seiner Position. „Okay.“, Gary legte seine Sticks zur Seite und trat hinter dem Schlagzeug hervor. „Morgen ist ja auch noch ein Tag.“, meinte er lächelnd zu seinen Bandkollegen. John zog sich seine Lederjacke an und wartete auf Carl. „Geht schon, ich schließe ab.“

Seufzend verließen die Beiden den Proberaum.
 

Er war nun alleine, die Augen füllten sich allmählich mit Tränen. Carl ging sich mit seiner rechten Hand durchs Gesicht, wehmütig blickte er sich in dem kleinen Raum um. Alles erinnerte ihn an Pete, überall hingen Bilder von ihnen. Auf manchen waren nur sie zu sehen, aber oft zeigten die Fotos die gesamte Band. Und wieder wurde ihm klar, dass das, was im Moment war, nicht die richtigen Libertines waren. Denn der aufgeschlossene und warmherzige Part fehlte. Keiner, konnte ihn wirklich ersetzen. Und wenn eine Person auftauchte, die es doch konnte, vertrieb Carl sie sofort. Er wollte keinen neuen Pete, er wollte den Alten den, den er kennen gelernt hat – vor 10 Jahren.

Seufzend setzte er sich auf das große, schwarze Sofa und holte eine selbst gedrehte Zigarette aus seiner Jackentasche. Nachdenklich zündete er sie an, blies den blauen Rauch aus dem Mund heraus. „Fuck.“, murmelte Carl. Seine Laune besserte sich nicht. Kein Stück und es schien auch so, als würde sie sich in den nächsten Stunden nicht ändern. Er spielte mit dem Gedanken seinen ehemaligen Freund anzurufen, seine Stimme zu hören, auch wenn es nur ein kurzes Gespräch werden würde. Doch irgendwas hemmte ihn, wahrscheinlich sein schlechtes Gewissen.
 

Pete klimperte auf seiner Gitarre herum, ausgedrückte Zigaretten stapelten sich in dem Aschenbecher. Einige Bierflaschen standen auf dem großen Glastisch. Seit Tagen lag er in einer unheimlichen Trance, wirklich Lust zu etwas hatte er nicht. In Gedanken verloren ließ er durch seine Finger ein kleines, kaum zu erahnendes Bild wandern. Für ihn war sein Leben gelaufen, denn alles, wofür er die letzten Jahren gelebt hatte, war weg. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Bierflasche, seufzend legte er seinen Kopf wieder zurück ins Kissen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, dabei tat er gar nichts. Lag nur auf dem Sofa, dachte nach. Seit dem Rauswurf aus der gemeinsamen Band dachte er an nichts anderes mehr. Ihm wurde sein Fehler mehr und mehr bewusst, grübelnd zückte er vom Boden sein Tagebuch, schrieb seine Gedanken in kurzen Wörtern auf. Nebenher malte er unzählige Herzen, strich sie durch.

Irgendwo in der Wohnung klingelte sein Schnurlosestelefon. Er kümmerte sich nicht um diesen Gegenstand, da es sowieso nur irgendwelche Menschen waren. Carl würde nicht anrufen, dass wusste er. Denn dieser, so glaubte er, war unendlich sauer auf ihn. Und er konnte ihm das nicht mal verübeln, nachdem was er sich geleistet hatte. Einbruch, in die Wohnung seines Freundes, eiskalt. Pete war dankbar, dass jener von einer Anzeige abgesehen hatte. Doch das Vertrauen war weg – wie die Band und seine Freunde. Schlecht gelaunt stellte er das Bier zur Seite, warf desinteressiert das kleine Buch auf den Boden und setzte sich auf. Seine Kleidung klebte an seinem Körper, er versuchte seit Stunden einen Entzug auf eigener Faust. Bis jetzt klappte es noch alles so, wie er es sich vorgestellt hatte. Insgeheim wünschte er sich durch diese Tat, dass Carl ihn wieder aufnehmen würde. Doch Pete wusste auch, dass dies ein reines Wunschdenken war und somit vollkommen unmöglich.
 

Der Ältere umwickelte die lange Schnur des Telefons, daneben lag ein kleiner Zettel auf dem eine Telefonnummer aufgeschrieben war. Das Blatt rollte sich langsam auf, es lag dort schon eine längere Zeit. Immer unberührt, Pete hatte ihn dort liegen gelassen, aber keiner räumte ihn weg. Wenn jemand es versuchte, ging Carl dazwischen, wurde regelrecht bissig. Nachdenklich stierte er das gelbliche Blatt an und griff zu dem Hörer. Mulmig tippte er die Nummer ein und hielt sich die Muscheln ans Ohr. Nach dem dritten Freizeichen jedoch, legte er auf.
 

Pete seufzte, das Telefon klingelte ein weiteres Mal. Genervt von dem Gerät stand er auf, schlich durch die Wohnung wie ein Geist. Als er das Telefon erreichte, verstummte es auch sofort. Skeptisch sah er auf das Display, eine bekannte Nummer stand auf diesem. Ein schmales, unsicheres Lächeln zog sich auf seinen Mund. Es war die Ziffer aus dem Proberaum, er wollte sie nicht löschen, da er aus Erfahrung wusste, dass Carl dort auch nach der Probe einige Stunden blieb. Er schaute auf das Ziffernblatt und überlegte, ob er zurück rufen sollte. Aber er wusste nicht, worüber er reden sollte. Die Frage „Wie geht es dir?“ war vollkommen überflüssig, geradezu dämlich sie zu fragen.

Er stellte das Telefon auf die Station und verzog sich wieder ins Wohnzimmer. Pete hielt die drückende Stille nicht aus, er schaltete den Fernseher an und legte sich – ohne das Gerät zu beachten – zurück auf das Sofa, er wollte einfach verdrängen. Mehr nicht.
 

Carl legte den Hörer auf die Gabel, erhob sich von der Couch und strich sich sein Shirt glatt. Er schüttelte seinen Kopf, holte damit den Pony hinter seinem Ohr hervor. Seine Laune war zwar nicht besser, aber er konnte sein Gewissen verdrängen. Mit einer Mischung aus Trauer und Gleichgültigkeit verließ er den Bandraum und drehte den Schlüssel in dem Schloss herum. Und wieder schaffte er es, all' die Jahre hinter sich zu lassen, eingesperrt in diesem einen Raum. Verdrängung war immer noch das Beste gegen Schuldgefühle und ein gebrochenes Herz.

What a waster, what a fucking waster

Er sitzt auf seinem Bett, dreht sich eine Zigarette. Seine blauen Augen wirken müde und glanzlos. Wie viele Tränen hatte er schon verschwendet? Er weiß es nicht, mittlerweile war von der Traurigkeit nichts mehr zu spüren. Es geht in angenehme Gleichgültigkeit über, ja es ist ist ihm eigentlich total egal. Und dieses Gefühl ist gar nicht mal so schlecht. Der Regen klatscht gegen die beschlagene Fensterscheibe, er spiegelt seine Stimmung perfekt wieder. Spöttisch lacht er auf, steckt sich die Zigarette zwischen die Lippen und zündet sich diese an. Er stößt den blauen Rauch aus seiner Lunge hinaus. Blau. Blauer Himmel. Das Blaue vom Himmel. Wieder ein spöttisches Lachen, ja. Das passte. Wie lange wartet er schon? Er schüttelt den Kopf, streicht sich durch das dicke, braune Haar. Die Spitzen seiner Haare wellten sich allmählich. Es war ihm egal. Obwohl er auf sein Aussehen achtet. Am liebsten würde er Alles fallen lassen, auf die nächste Party gehen und sich mal wieder richtig verausgaben - in jeder Hinsicht. Aber irgendwas bremst ihn, eine Sperre ist in seinem Kopf, der Drang von dieser Person - auf die er seit Tagen wartet - bedingungslos geliebt zu werden, war einfach stärker. Und wieder sucht Sehnsucht ihn heim. Dabei weiß er, alles was diese Person gesagt hat, es war gelogen. Nicht wirklich, vielleicht war da auch etwas Wahrheit mit im Spiel. Aber es ist offensichtlich, dass jene Person ein Sadist ist.
 

Er fühlt sich unglaublich müde, obwohl er seit Tagen nichts bedeutsames macht - geschweige denn, das Haus verlässt. Höchstens um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Und er hasst es. So Abhängig zu sein, diese Blockade in seinem Kopf nicht wegbekommt. Ebenfalls zu feige ist, bei jener Person anzurufen und zu fragen, was denn nun ist. Nein. Das ist nicht sein Stil, nachdenklich bläst er weiteren Rauch aus seinem Mund. Dann schüttelt er den Kopf. Ein triumphierendes Lächeln zieht sich auf die schmalen Lippen. Und noch mehr Gleichgültigkeit macht sich breit. "Ist doch egal."

Er lacht auf. Es gibt ja noch andere Menschen auf dieser Welt.

Zufrieden mit dieser Erkenntnis drückt er den Glimmstängel im Aschenbecher aus. Er hat es geschafft, die Blockade ein wenig zu umgehen. Doch, für ihn ist klar - dass jene Person einen gehörigen Fehler gemacht hat. Nämlich ihn warten lassen.

You're in love and you don't know what to say

Rauchend begab er sich auf den Weg zu der Bushaltestelle, sein dicker Mantel umhüllte ihn gut, die beige Mütze tief ins Gesicht gezogen. Der rot-weiße Schal war fest um den Hals gebunden. Es herrschte eine klirrende Kälte, der Winter kam in großen Schritten. Sofort stiegen ihn die alltäglichen Meldungen von dem Klimawandel in den Kopf, er spürte noch immer nichts von der Erderwärmung, aber dafür seine aufkeimende Grippe. Die Nase war rot und an den Seiten schon aufgescheuert, die blauen Augen glasig, seine Haut nahm allmählich die Farbe einer Wasserleiche an. Er hatte seit Tagen kaum geschlafen, geschweige denn etwas zu sich genommen. Er setzte sich auf die dreckige Bank in dem Häuschen, die Jacke noch höher gezogen. Seine Zigarette fiel ihm aus dem Mund, schimpfend trat er sie aus. Eigentlich wollte er gerade noch eine aus der Schachtel holen, da kam auch schon der Bus. Es war der Letzte für diesen Tag. Er hasste es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, vor allem um diese Uhrzeit. Wortlos kramte er seinen Geldbeutel aus der Jackentasche, zahlte passend. Sein Blick streifte die Menschen, die mit ihm in diesem Bus fuhren. Es waren überwiegend Leute, die zu der nächsten Discothek wollten. Einige alte Menschen saßen weiter hinten in dem Bus, er bevorzugte es, sich zu ihnen zu gesellen.

Eine Frau, mitte 60, lächelte ihn an. Das Kopftuch verbarg nur halb die grauen Haare, sie schien viel zu jung für dieses Aussehen. Denn ihre grauen Augen strahlten ihn glücklich an. Glücklich. Dieser Gedanke fraß sich fest, war er es? Er konnte es mit einem guten Gewissen beantworten: Nein. Das war er nicht. Garantiert nicht. Er wandte seinen Blick von der Dame ab, schenkte ihr ein unsicheres Lächeln. Seufzend verbarg er sich nur noch mehr in seinem Mantel. Der Schal war mittlerweile bis zur Nase hochgezogen.
 

Er sah aus dem Fenster, erkennen konnte er nicht wirklich viel. Ein paar Straßenlaternen streiften seinen Blick, ab und an ein schneller Schatten. Ob dieser von einem Menschen stammte oder auch nicht war für ihn kaum erkennbar. Müdigkeit überrollte ihn, seufzend schloss er die Lider, achtete aber darauf, nicht einzuschlafen. Wieso er sich diese ganze Tortur antat, konnte er selbst nicht mehr verstehen. Unter seinem Mantel ertönte das Geräusch von Plastik das gedrückt wurde. Der Bus hielt ruckartig an, benommen sah er auf die Anzeigetafel. Hier musste er raus. Schwankend stand er auf, fasste sich an die Hüfte um seinen Geldbeutel zu fühlen. Er hatte alles dabei.

Langsam stieg er aus, trat auf den Bürgersteig. Kurz musste er seine Umgebung deuten, erspähte in der Dunkelheit ein helles, gelbes Licht. Es war der einzige Laden, der um diese Uhrzeit noch nicht geschlossen war. Zielstrebig ging er auf den kleinen Laden zu, der vollgestellt mit allerlei Sachen war.

Er suchte nur eine kleine Dose. Klein, mit Rosen verziert und kitschig. Er schämte sich selbst dafür, so etwas zu kaufen. Doch er nahm es vorsichtig aus dem Regal, trug die Dose, als wäre sie ein kostbarer Diamant, zu der Kasse.

Hinter dem Tresen stand ein großer, schlaksiger Mann. Die Wangen waren eingefallen, Augenränder zierten die matten braunen Augen.

Kurz fragte er sich, wieso der Mann so aussah. Doch die Antwort war simpel, der Verkäufer war nicht glücklich. Kein bisschen.

Er fühlte etwas wie Mitleid, konnte das Gefühl aber nicht als solches gelten lassen. Da war noch etwas anderes dabei. So etwas wie Freude, nicht so stark, aber er fühlte sich wahrscheinlich besser, als der Typ, hinter dem Tresen. Er legte das Geld in die lange, breitflächige Hand und verließ den Laden.
 

Das Wetter wurde nicht besser, der erste Regen fiel von dem grauen Himmel. Selbst hier, wo kaum Häuser standen, wurde der Himmel nicht schwarz. Sterne waren selten, weil dicke graue Wolken sie versteckten. Dabei liebte er Sterne. Sie waren hell, freundlich und machten die Nacht umso schöner. Nicht mehr so gefährlich und düster.

Die Dose ließ er in seine Jackentasche gleiten, in derselben raschelte etwas. Bevor er sein eigentliches Ziel anstrebte nahm er die Tüte heraus, in dieser befanden sich kleine, fast schon winzige, Kügelchen. Eingepackt in goldenes, grünes, rotes Papier. Schokolade. Flink füllte er die vielen Kugeln in die Dose um.

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, Schokolade macht glücklich. Daran glaubte er schon immer, auch wenn ihn etwas anderes wesentlich glücklicher machen würde.

Er machte sich auf nach Norden, vorbei an alten Mauern, die mit Graffiti beschmiert worden waren. Vorbei an einem Spielplatz, der seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Hier wohnten nur Menschen, die mit Anderen rein gar nichts zu tun haben wollten. Überwiegend die alten, vereinsamten Witwen mit fetten, verhätschelten Katzen.

Er ging weiter, hörte die Steine unter seinem Schuh scharben. Der Bürgersteig wurde mehr und mehr zu einem unendlich langem Kiesbett.

Sein Herz begann stärker zu pochen, mit jedem Schritt den er tat. Der Weg endete vor einer alten, zerkratzen Holztür. Er drückte sie auf, in dem Treppenhaus war es kalt. Außerdem roch es nach etwas, dass er nicht kannte. Nach einem Gemisch aus Schimmel, Feuer und Erbrochenem.

Er tastete an der glatten Wand entlang, sie war komplett gefließt. Er spürte die Rillen, aber nichts, was einem Lichtschalter ähnelte. Wage erinnerte er sich, dass er in den zweiten Stock musste. Seit Wochen war er nicht mehr hier gewesen, die Kraft dafür war schlichtweg nicht vorhanden.

Voller Unbehagen nahm er die ersten Stufe, unter seiner Sohle klebte etwas, was bei jedem Schritt ein unappetitliches Geräusch machte.

Er suchte blind das Treppengeländer, musste aber feststellen, dass ein solches nicht vorhanden war. Also tastete er sich vorsichtig an der Wand die Stufen hoch.

Im ersten Stock angekommen horchte er kurz. Aus einer der Türen drang fürchterlicher Lärm. Es hörte sich nicht nach einem Fernseher an, oder einem Radio. Sondern nach vielen Menschen, die wild durcheinander sprachen. Kurz sah er nach, unter der Schwelle war kein Licht zu sehen. Auch die nächsten Wohnungen sahen von außen leer aus. Langsam fühlte er sich einsam, wollte eigentlich nur sein Geschenk abgeben und wieder verschwinden. Hastig nahm er die nächsten Stufen, überschätzte sich aber, strauchelte und fiel. Die Knie schlugen auf den Fließen auf, die die Treppenstufen ausmachten. Ein leises, scharfes Zischen trat aus seinem Mund. Auf den Lippen beißend erhob er sich, rieb sich die schmerzende Stelle und ging weiter.

Langsam legte sich das unwohle Gefühl, denn bekannte Klänge kamen dumpf aus einer der beiden Wohnungen, die sich im zweiten Stock befanden. Unter einen der Türen kam ein heller Lichtstrahl. Hier wohnte er.
 

Er nahm aus seiner Jackentasche die kleine Dose, stellte sie direkt auf die dünne Fußmatte. Zitternd öffnete er seinen dicken Mantel, das Rascheln ertönte wieder. Ein großer Strauß Blumen - es waren Rosen, rote Rosen - fand ebenfalls seinen Platz auf der Matte. Kurz verharrte er vor seinem Präsent.

Einen Absender hatte das Ganze nicht, nur ein faltiger Zettel lag in den Blumen.

Ein letzter Blick, dann drehte er sich auf dem Absatz um.

Er dachte an den Zettel und lächelte wieder.
 

Ich liebe dich, Spaniel.
 

Mit einem guten Gewissen, aber schwerzen Herzens, verließ Carl das Haus.

Er würde niemals den Mut aufbringen können, ihm es persönlich zu sagen.

Und wieder wurde ihm klar, als er sich auf die nächste Parkbank setzte, wie einsam und unglücklich er ohne ihn war.

Blowing your hope and your smoke in the rain

Carl biss sich auf die Unterlippe, er stand am Fenster und starrte hinunter auf die viel befahrene Straße, der Lärm der Autos drang sogar bis in seine Wohnung, obwohl die Party schon voll im Gange war. Er hatte Mühe die Tränen zurück zu halten. Es waren keine Tränen aufgrund von Trauer, sondern Tränen der puren Enttäuschung und Wut. Eigentlich zog er die ganze Feier nur wegen ihm ab, nicht für sich selbst. Obwohl es sein Tag war, sein Geburtstag. Aber er würde ihn am liebsten mit seiner Lieblingsperson verbringen: Peter.

Carl wusste nicht, wo der Jüngere blieb. Er würde sich gerne auf die Suche nach ihm machen, die ganzen Gäste stehen lassen, aber sie hatten sich alle so viel Mühe gemacht, eine perfekte Party zu organisieren. Es stand sogar eine Karaokemaschine in seinem Wohnzimmer, der Gesang einer Freundin von ihm ertönte laut in der Küche. Sie konnte nicht singen, ihre Stimme war zu hoch und zu schrill für ein Lied von Deep Purple. Nachdenklich kramte Carl in seiner Hosentasche herum und holte seine Zigarettenschachtel heraus um sich eine Zigarette anzuzünden. Skeptisch betrachtete er sie nach dem ersten tiefen Zug. Er wollte aufhören damit, aber verschob den Gedanken immer wieder. Sein Blick wanderte von der Straße zu dem Telefon an der Wand. Er hatte vor einer Stunde schon bei Peter angerufen, niemand hatte abgenommen. Er überlegte wo sein Freund stecken könnte, er hatte insgeheim etwas angst, dass er bei einem seiner Drugbuddys steckte. Carl drückte die Zigarette auf der Fensterbank aus, schlenderte zu dem Telefon. Den Hörer hielt er an sein Ohr, unentschlossen schaute er sich den Ziffernblock an, tippte die Nummer von einen seiner angeblichen "Freunde" ein.
 

"Wolfe?", die dunkle, markante Stimme drang aus dem Hörer.

"Ist Peter bei dir?", Carls Herz pochte wie verrückt.

"Ja. Wieso?"

Er stockte, wollte auflegen, natürlich. Er mochte diesen Menschen nicht sonderlich, fand ihn regelrecht widerlich.

"Kannst du ihn mir geben?", Carl erwartete ein "Nein" und das Freizeichen. Aber anscheinend hatte der Mann am anderen Ende der Leitung einen anderen Plan und reichte das Mobiltelefon weiter.

"Ja?", es war kaum hörbar, leise und zischend.

"Hey, ich bin's. Wo steckst du?", er versuchte unbeteiligt zu klingen, seine maßlose Enttäuschung wenigstens in seiner Stimme zu verbergen. Denn die Tränen standen ihm schon wieder in den Augen.

"Im Studio...sag mal, wieso bist du nicht hier?" Peter klang nicht erfreut, die Stimme wurde etwas lauter und fester. Carl konnte sich nicht daran erinnern irgendein Termin im Studio zu haben oder eine Verabredung dort. "Ehh...gute Frage.", scherzte er. Seine freie Hand lag im Nacken, er massierte die Stelle dort. 'Hatten...wir eine Session?", erkundigte sich der Ältere vorsichtig. "Ja? Ich warte seit Stunden auf dich. Wir wollten doch für die Fans etwas spielen, schon vergessen?".

Peter klang traurig und sehr müde. Was Carl aber mehr ärgerte war, dass sein Freund anscheinend seinen Geburtstag vergessen hatte. "Nein nein...", murmelte er schnell, biss sich auf die Lippen.
 

"Wo bist du gerade?", fragte Pete.

"Zu hause...", antwortete der Gefragte, in dem Moment ging die Küchentür auf, der Lärm in dem Raum wurde noch stärker. Der Auftritt der Frau war zu Ende, Deep Purple wurde zu einer massiven Bassmischung. Es lief irgendwas, das in die Richtung House ging.

Er schluckte. "...man hat für mich eine Geburtstagsparty geschmissen."

Es tat ihm unglaublich weh. Sein ganzer Frust kam aus ihm raus, am liebsten hätte er in die Muschel geschrien. Doch, irgendwas bremste ihn. Und zwar der Gedanke, dass Pete seinen Geburtstag nicht extra vergessen hatte. "Wa..s?", seine nervös-perplexe Frage bestätigte seine Vermutung nur. Carl hörte irgendwas im Hintergrund rascheln, die Stimme von dem - seinerseits- ungebetenen Gast, dann wieder Peters Stimme, die sich fast überschlug. "Fuck.", es war ganz leise, kaum hörbar. Dann das gewohnte Freizeichen, jedoch wusste Carl nicht was er von dieser Geste halten sollte.

Er atmete ein paar mal tief durch, versuchte seine innere Balance wiederzufinden. Seine Schwester kam in die Küche, sie beugte sich über den Tresen, packte ihren Bruder am Ärmel. "Mensch, hier sind Leute die gekommen sind um dich zu sehen. Und wo bist du? In der Küche.", vorwurfsvoll beäugte sie den Älteren. "Hast du geweint?", ein knappes Kopfschütteln kam zur Antwort.

Um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, bewegte sich Carl ins Wohnzimmer zu seinen Gästen. Die meisten waren schon angetrunken oder im Delirium, überall lagen leere Bierflaschen, darunter auch die ein- oder andere Flasche Gin. Er selbst hatte bis dato noch keinen Schluck Alkohol zu sich genommen.

"Hey Hey Hey, Carl singt was für uns!", er wusste nicht wirklich wer diese Person war, die Stimme kannte er nicht. Kurz zögerte er, willigte aber nach einigen Augenblicken seufzend ein. Aber nur, weil er seine Gäste so lange hatte warten lassen. Carl suchte sich ein Lied von den Beatles, nahm das Mikrofon in die Hand und sang mit vollem Elan "Let it be". Das Klingeln der Wohnungstür hörte er nicht, irgendein Gast aber schon. Er war es, der dem Jüngeren die Tür öffnete.

Pete schlich, peinlich berührt, ins Wohnzimmer. Er bemerkte die einzelnen Blicke die ihn trafen, dann erspähte er den Älteren singend. Er ging ins Schlafzimmer, vorbei an einem küssenden Paar, durch die nächste Tür, die die Verbindung zu der Küche ausmachte. Peter legte sein Geschenk, sorgfältig eingepackt in rotem Geschenkpapier auf den Tisch ab, einen Blumenstrauß stellte er vorübergehend in ein hohes Glas.
 

Die Singstimme verstummte, Applaus folgte. Die Tür zu der Küche war geschlossen, also hörte Pete nur ein paar Gesprächsfetzen. Sein Name fiel einige Male, das hatte er mitbekommen.

Die Tür ging auf, Pete drehte sich um 180 Grad, alles was er sah, war Carl, der auf der Schwelle stand. "Hey...", der Jüngere spielte nervös an seinem Ohrläppchen. Ein weiteres mal fiel die Tür ins Schloss, Carl ging schnellen Schrittes auf den Größeren zu. "Tut mir", weiter kam er nicht. Der Kleinere umarmte ihn lang und fest. "Alles Gute, Biggles.", ein ehrliches, warmes Lächeln formte sich auf seinen vollen Lippen. "Warte.", hastig drängte er sich an Carl vorbei, versteckte den Blumenstrauß, der wesentlich pompöser war als er selbst, hinter seinem Rücken und das kleine Geschenk in seiner Hand. "Ich hab's gesehen, verstecken zwecklos.", kommentierte der Ältere. In einer schwungvollen Geste überreichte er den Blumenstrauß. Er bestand aus vielen Vergissmeinnicht und weißen Rosen.

Eigentlich schenkte er keine Blumen, schon gar nicht einem Mann. Aber es war nicht irgendein Mann, es war sein bester Freund. "Ist das so etwas wie ein Heiratsantrag?", grinste Carl und bewunderte den Strauß. Peter erwiderte das Grinsen umso breiter, "vielleicht?", feixte er. Er überreichte auch das andere Geschenk, vorsichtig enthüllte der Kleinere den Würfel, öffnete die ebenso rote Schatulle.

Seine Augen weiteten sich, ein entrücktes Glänzen trat ein. "Wow.", hauchte er. Eine kleine, silberne Kette kam zum Vorschein. An ihr hing ein winziger Anhänger, in der Form einer Note. "Lies' mal die Inschrift.", flüsterte Peter. Er stellte sich hinter Carl, seine Arme freundschaftlich um die Hüften geschlungen. In der Musiknote war kunstvoll ein "B & B" eingraviert. "Für was anderes reichte der Platz nicht.", lachte der Schwarzhaarige. Sein Kopf ruhte auf der Schulter. "Danke.", hauchte Carl, drehte sich um und presste sich dankbar an den dünnen Körper. "Ich hoffe dir gefällt's", meinte Peter, ein hastiges Nicken von dem Kleineren folgte. "Ich bin sprachlos.", er lächelte zufrieden. Sie umarmten sich, dachten nicht daran, sich los zulassen. "Es tut mir Leid, dass ich deinen Geburtstag vergessen habe.", sagte Peter in die Stille hinein. "Wenn du nach meinem Anruf nicht gekommen wärst, hättest du deine Sachen packen können.", entgegnete Carlos trocken, drückte Pete von sich weg und grinste schief. "Aber du bist gekommen. Und das zählt.", er stellte sich auf die Zehenspitzen, nahm liebevoll das Gesicht des Größeren in beide Hände und gab ihm einen kurzen, kräftigen Kuss auf die Lippen. "Jetzt komm'", Carl nahm Peter an die Hand und zog ihn hinter sich her. "Da draußen sind Heldentaten zu verrichten! Wir müssen die Menschheit vor einer schlechten Deep Purple Imitation retten."



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