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Lost in Germany

der Adventskalender
von

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~Urlaub~

Tyson hat mal wieder übertrieben.

Die Koffer sind bereits eingecheckt und es sind noch gute ein einhalf Stunden bis zum Abflug.

Währen Ray also gähnt, während er in seinem Kakao rumrührt, Kai von seiner Tassen nippt, während er einige Zeilen einer Zeitung überfliegt und Max noch halb schlafend mit dem Kopf auf dem Tisch liegt, beobachtet Kenny das einfangen von Daichi.

Der jüngste mach wie gewohnt nur Chaos und nutzt einen der Transportwagen für Koffer um Hilary und Tyson zu entkommen, die ihm wütend - eine wie der andere - hinterher jagen.

“Wie kann man um die Uhrzeit nur schon so aktiv sein?”, fragt sich Kenny überfordert und schaut auf seine Uhr.

5 Uhr 12. Die Zeit scheint zu schleichen, wenn man wartet.

“Um so mehr sie sich hier austoben, desto stiller wird der Flug”, prophezeit Kai, was den Anschein macht, als würde er aus dem Kaffeesatz lesen.

Nun richtet sich Max noch etwas müde brummelnd auf.

“Wie lange noch Chef? Können wir nicht wenigstens schon zur Gade?”

Wen Max müde ist, kann er noch schlimmer sein, als ein unausgeschlafener Tyson - oder besser - als ein unausgeschlafener Tyson, der auf was harten geschlafen hat und von einer Hilary auf ihre gutmütige Art und Weise so wie der liebreizenden Stimme geweckt wird. Wenn es nur wirklich so Märchenhaft währe.

Nun betrachten wieder alle das geschehen und anscheinet, hat Tyson den Unruhestifter endlich gepackt.

“Lass mich los! Wir haben noch mehr ne ganze Stunde Zeit!”

“Kannst du vergessen! Sonst bist verschwunden und schließlich hast du das Ziel ausgesucht!”

Hilary seufzt auf und holt ihr Handgepäck bei Ray ab.

“Erinnere mich das nächste Mal eine Leine für ihn mitzunehmen.”

“Dann können wir jetzt wohl endlich zur Gade.”

Während Kai sich schon mal erhebt und vor geht, als würde er mit ihnen allen nichts zu tun haben stupst Ray Max an, wobei dieser nur murrt. Schließlich richtet er sich aber doch auf und schleift sich - den anderen folgend - zum einchecken zum Schalter.
 

Der Amerikaner schien allen Anschein nach das mit dem “die Nacht durchmachen” ernst genommen zu haben. Sicher hat er bis morgens noch mit seiner Mutter gechatet. Schließlich soll diese ja wissen, wo ihr Schatz über die Wintermonate abbleibt.

Kenny war da geschickter und hatte das Internet schon eher durchwühlt um Daten über ihren Aufenthaltsort zusammenzusuchen. Der Flug nach Deutschland, das Hotel in Düsseldorf, der Ausflug nach Berlin, die Planung für die nächsten Tage. Alles ging von ihm aus. Selbst über das Nachtleben hatte er sich kund gemacht und natürlich auch über das Bladen in Deutschland. Es schien nicht grade gut vertreten zu sein, denn die einzige BBA-Zentrale liegt in Kassel.

Die Brillenschlange musste sich hüten das Kulturelle Programm so gering wie möglich zu schrauben, schließlich gibt es in Deutschland viele Geschichten und noch mehr Märchen, wie Hilary weiß.

Sie hatte sich mal aus Langeweile in ihrem Bücherregal umgesehen und war erstaunt, wie viele Deutsche Geschichten sie doch kannte. Der Rattenfänger von Hameln, die Bremer Stadtmusikanten, Frau Holle und sicher gab es noch einige, die sie nicht kannte. Da würde sich der Deutschkurs nun also auszahlen und sie könnte sich mit vielen Menschen unterhalten. Ein großer Vorteil ihrerseits.
 

Kai weiß zwar, dass er wenig Probleme habe wird mit seiner Sprachbegabung, aber hat auch erfahren, dass in Deutschland mehr Russisch gesprochen wird, als nötig. Außerdem ist es ein Volk, dass sich ziemlich weitläufig anpasst. Auch im Bezug auf Touristen.

Ray hat nur von der Geschichte des Landes gehört und wurde dadurch doch leicht abgeschreckt, aber er ist gespannt auf die Leute, die ihm begegnen werden. Ob die Mädels da wirklich alle in diesen merkwürdigen Kleidern rumlaufen? Eine schreckliche Vorstellung, wenn man so an die Sachen denkt.

Da fehlt einem doch echt der Grund zu flirten.
 

Tyson ist das alles völlig egal. Er wollte nur einen Urlaub über die Winterzeit bei dem BBA-Chef herausschlagen und hat dieses Ziel schließlich erreicht. Nachdem die BBA in Japan mit Hilfe der PPB und anderen Weltweiten Unternehmen, wieder die volle Größe erreicht hatte, wahr dies ja wohl das Mindeste für die Rettung der Welt. Schließlich hatten sie Kopf und Kragen riskiert.

Daichi hat einfach nur am Globus rumgespielt und die Frage “Was gibt es eigentlich in Deutschland zu Essen?” in den Raum fliegen lassen. Eine seiner liebsten Methoden um Hilary auf die Palme zu bekommen, wenn sich grade nichts anderes anbot.

Damit ging es los. Der ältere Herr hatte bei einer Hotelkette noch was offen und wollte das Team mal auskundschaften lassen, wieso das Bladen hier so in die Enge getrieben ist.
 

Mr. Dickenson schaut aus dem großen Fenster seines Büros zum Himmel hinauf. Das Flugzeug mit seinen Ausgesandten scheint grade Richtung Nord-Westen zu steuern.

“Viel Glück Jungs. Ihr werdet es brauchen”, spricht der alte Mann besorgt in seinen Bart hinein.

Es klopft an der Tür und er wendet seinen Blick ab. Schließlich hat er nun andere Dinge zu tun.

Winter-Wunderland

“Erster!”

Daichi läuft schnurstracks an allen vorbei den Gang entlang.

“Willkommen in Deutschland” - “Welcome to Germany” so steht es über dem Schalter vor ihnen groß geschrieben. Mit Japanisch werden sie hier wohl wirklich nicht weit kommen. Die Frau, die die Pässe kontrolliert lächelt jedoch ungewohnt freundlich, dass es dem Team fast schon gruselig vorkommt, aber nicht nur sie. Erst jetzt fangen sie an auf die Mitreisenden zu achten.

“Haben wir was ausgefressen oder warum gucken die alle so?”, Hilary ist davon doch ziemlich betroffen und sieht sich, während sie auf ihre Koffer warten, zu allen Seiten um. Eigentlich waren es eher ältere Leute, die ihnen hier zu Gesicht kamen, aber auch einige jüngere, wobei jedoch keiner von ihnen in ihrer Altersklasse einzuordnen war.

Geschäftsleute, Studenten und was sie auch waren, alle hatten dieses merkwürdige Lächeln im Gesicht. Ob sie immer so schauten oder es an der Winterzeit lang, konnte noch keiner von ihnen beurteilen.

Schließlich werden die Koffer über das Rollband in die Halle gebracht und ziehen ihre Runden. Es dauert etwas länger, bis sie ihre Koffer endlich erspähen und umso schwerer war es den Jüngsten davon abzuhalten das Band eher für eine Trainingseinheit zu nutzen, als einfach mal ruhe zu geben, was ihm nahezu immer schwer fiel.

Bei dem Verlassen der Kellerhalle wurde ihnen so langsam bewusst, wieso die Menschen so gelassen und fröhlich schienen.

Hilary zum Beispiel fiel gleich das kleine Mädchen in ihren Wintersachen auf, welches gleich einem Älteren Ehepaar entgegenstürmt. Vermutlich ihre Großeltern. Nahezu alle einheimische Passagiere wurden dergleichen fröhlich in Empfang genommen oder marschieren schnurstracks zum Ausgang und tragen eine Aktentasche, die zu ihrem Jaket passt.

Die Zwischenlandung hat anscheinend doch mehr mit sich gebracht, als sie dachten.

“Ich will hier endlich raus!”, motzt Daichi, aber auch Kai findet, es währe wohl besser sich jetzt endlich ein Taxi zu bestellen.

Endlich draußen auf der Straße kann das Team nur staunen.

In Japan war alles noch düster und grau, aber hier schien alles zu glitzern, was nicht nur an dem Schnee liegt, sondern auch an der ganzen Dekoration.

“Oh wow…”, meint Tyson geplättet und überrascht von dem ganzen Trubel auf den Straßen und den Bürgersteigen.

Währe dieser nicht so breit, dann würden sie wohl Probleme haben bei einander zu bleiben.

“Die Deutschen scheinen fiel auf Deko zu legen”, meint Hilary geplättet.

“So viel Schnee hab ich ja noch nie gesehen!”, Daichi währen wohl, wenn möglich, die Augen ausgefallen.

Der kleine kannte Schnee aus dem letzten Jahr in Japan, aber weiter nur aus dem Fernsehen. Alleine Kai und Max schien über all dies nicht überrascht zu sein.

“Wenn ihr das schon für viel haltet, solltet ihr mal Weihnachten in Amerika erleben. Wer einen Garten hat, hat dann gleich ein Winterwunderland mit Santer Claus und Schlitten.”

“Wollt ihr hier noch weiter rumstehen?”, Kai hat unterdessen ein Taxi ausgemacht und schien dieses mal nicht so gereizt wie sonst immer.

Beim einladen der Koffer wird ihnen auch klar warum. Der Taxifahrer scheint besser Russisch zu sprechen als Deutsch. Zumindest hat Hilary es so bezeichnet.

Ray findet seine Sprache erst im Taxi wieder.

“Deine Informationsquellen sind lückenhaft Chef. Die Menschen scheinen ziemlich offen zu sein und hast du die die Kleidung mal angesehen? Ganz anders, als auf den Fotos”, kritisiert Ray und schaut bei Kenny mit auf den Bildschirm, da dieser wieder seinen Laptop hochgefahren hat und sich ins Internet einlogt.

“Anscheinend ist es hier doch ganz anders, als es im Deutschunterricht hieß”, meint Hilary und schaut aus dem Fenster.

“Das auf jeden Fall. Eigentlich haben wir uns ja in allen Dingen annähernd gut Informiert, aber”, Kenny schaut nach vorne zu dem Taxifahrer und Kai, die sich über irgendetwas unterhalten zu schienen, nur eben in Russisch, “so was hab ich hier nicht erwartet.”
 

Bevor sie zum Hotel kommen, fahren sie über schneebedeckte Straßen quer durch die Innenstadt. Überall sind Lichter und die Schaufenster werden, je näher sie dem Zentrum kommen, anscheinend immer bunter. Die Menschen scheinen alle sehr ausgeglichen zu sein, nur das Gedrängel an den Bussen, was sie beobachten konnten, schien nicht in das Winterliche Bild zu passen, ganz im Gegensatz zu den kleinen Ständen voller Süßigkeiten.

Daichi und Tyson wollen versuchen sich den Weg zu merken um später die Stände zu plündern, aber dass dieses schief gehen würde, musste man ihnen nicht erzählen, dennoch versuchten sie es.

Jede Fahrt hat einmal ihr ende und so auch diese.

Kai spricht noch kurz mit dem Fahrer, während die anderen schon das Gepäck ausladen.

“Was ist los mit dir? So gesprächig bist du doch sonst nicht?”, meint Tyson schließlich, sobald das Taxi weg ist und wendet seinen skeptischen Blick an den Leader.

Auch die anderen sind über dessen Verhalten verwundert und erwarten mindestens ebenso sehnlich die Antwort.

“Du hast kein Wort verstanden, stimmt´s?”

Die Frage ist umsonst - das weiß Kai und geht wiederum voraus. Schließlich kann höchstens Kenny ein paar Brocken Russisch, aber sonst keiner von ihnen. Er würde es ihnen im Hotelzimmer erklären,

falls er Lust dazu hat.
 

Und Kai hat angefangen zu reden.

Der Taxifahrer hat ihm Tipps gegeben, was sehenswert währe und wo man unbedingt hin müsste, aber auch erklärt, dass sie hier in Düsseldorf wenig Probleme haben werden, da die Nationen hier gut vertreten sind. Selbst auf japanisches Essen müssen sie nicht verzichten, wenn sie in die richtige Straßen gehen. Eben deswegen der kleine Umweg. Vom Bladen fiel kein Wort.

“Und was morgen Abend angeht”, Kai schielt zu Daichi, der damit beschäftigt ist sich gegen Max durchsetzen zu wollen in der tragbaren Beyarena, die dieser mitgenommen hat, “hab ich da auch einen Tipp bekommen.”

“Wir müssen den Knirps dann nur müde bekommen, denn der darf nicht mit”, meint Hilary mürrisch, doch schnell soll sich das ändern.

“Ich werde auch hier bleiben”, mischt Kenny mit und erlangt ihre Aufmerksamkeit, “Party ist nicht so für mich und ich wollt dann noch etwas raussuchen, wegen dem, was Kai sagte. Heute schaffe ich das nicht mehr.”

Verständlich.

Auch Max will erst noch darüber nachdenken.
 

Später, als sie sich nach dem Essen in der großzügig eingerichteten Sweet darüber diskutieren, was sie nun mit dem Rest des Tages anfangen, kommt Kenny erst dazu eine Mail an ihren Sponsor zu schreiben.

Er schreibt ihm, dass sie gut angekommen sind und sie ihre Planung geändert haben. Auch dass die anderen schon morgen das Nachleben unter die Lupe nehmen werden, lässt er nicht hinter verschlossenen Türen. Eine Rückantwort erwartet er um diese Uhrzeit nicht mehr.
 

Ganz in ihrer Nähe sitzt ein Mädchen mit pinken Haaren bei Mc Donalds an Bahnhof und rührt ungeduldig in ihrem Kakao rum. Erwartet sie doch schon lange dieses Treffen und zieht dauernd an der rosa Haarschleife rum, die sie mit Draht nach oben abstehen lassen hat.

Schließlich fast ihr jemand auf die Schulter, worauf sie vor schreck fast vom Stuhl fällt. Die Übeltäter fangen natürlich gleich an, sich über die schreckhafte Freundin lustig zu machen. Dabei hat sie nur auf sie alle gewartet, aber es ist ja auch nur Spaß.

★˙·•1.•·˙★

“Boa, was ist das?”

Sie haben sich nun dazu entschlossen den Weihnachtsmarkt zu besichtigen. Daichi verlangt von Hilary nun schon sicher die zwanzigste Übersetzung von Süßigkeiten, was dieser doch immer mehr auf die Nerven fällt, doch dieses mal muss auch sie staunen.

“Paradiesäpfel?”, auch sie kennt dies nicht und kann mit den Einzelbegriffen auch nicht viel anfangen.

Schließlich tippst ihr Ray aber auf die Schulter und macht sie darauf aufmerksam, dass die Frau am Stand grade dabei war für Nachschub zu sorgen. Sie hat ein paar Äpfel am Stiel neben sich stehen und tunkt diese in eine rote kristallene Flüssigkeit, bis sie voll ummantelst sind. Anschließend wurden sie auf ein mit Zucker bestreutes Blech abgestellt um vermutlich zu trocknen.

Auch Daichi kann diesen Vorgang beobachten, da Max ihn hochgehoben hat und Tyson schaut mindestens genauso neugierig zu, während Kai das ganze nur halbherzig verfolgt.
 

Schließlich drängt sich unbeachtet ein Mädchen an den Stand.

“Schuldigung”, sie erringt die Aufmerksamkeit der Frau, “einen Paradiesapfel bitte.”

Sie lächelt die Frau freundlich an und bekommt das gewünschte schließlich, doch lange soll ihr Lächeln nicht anhalten.

“Mariah?”, kommt er erschrocken von Ray und sieht das Mädchen mindestens ebenso verblüfft an, wie alle anderen seines Teams.

Der erschrockene Ausdruck und die grünen Augen machen ihm jedoch schnell das Gegenteil klar. Das Mädchen scheint erstarrt vor Schreck. Auf einmal läuft sie jedoch so rot an, dass sie dem Apfel in ihrer Hand Konkurrenz macht und findet schließlich doch ihre Worte wieder.

“Was denkst du von mir? Seh ich so aus?”, die Frage hätte sie sich selber beantworten können, allerdings verschwindet sie eilig im Gewühl, was eher wie ein Fluchtversuch wirkt, der ihr auch gelingt.

Unter Weihnachtsmützen und bunten Lichter fallen die Haare gar nicht mehr so auf. Während diese jedoch nicht gewesen, hätte man sie sicher von weiten noch mit den Augen verfolgen können, aber Ray ist in diesem Augenblick einfach nur geplättet.
 

“Das kann doch nicht Mariah gewesen sein”, greift Hilary das Thema in dem Kaffee, wo sie es sich gemütlich gemacht haben, wieder auf.

Ray sieht immer noch durcheinander aus und rührt in seinem Kakao rum. Seltsam, dass er immer so was trinkt.

“Sie sah nur so aus. Ihre Augen waren grün”, er denkt noch mal drüber nach, “aber ihre Reaktion…”

“Da hast du recht, dass war ziemlich merkwürdig”, vermerkt Hilary, die die Worte des Mädchens wohl als einzige richtig verstanden hat und dies erst jetzt bemerkt, wo sie so fragend angeschaut wird, “Sie hat gefragt, was du von ihr denken würdest und ob sie wie Mariah aussähe.”

“Das war ja wohl kaum zu übersehen”, mischt Max nun mit, dem das ganze auch echt merkwürdig vorkommt.

Tyson und Daichi, die mit Kai zum Geldwechseln losgegangen waren stürmen plötzlich durch die Tür zu den anderen.

“Ihr werdet es nicht glauben!”, sagen beide synkron aus und werden von einem wutentbrannten Kai verfolgt und schließlich am Kragen gepackt.

“Was soll der scheiß wieder?!”, fährt sie dieser wutentbrannt an, “Könnt ihr nicht mal einmal zuhören?”

Anscheinend hatten sie da irgendwas verpasst.

“Hast du das den nicht gesehen Kai?”, äußert sich Tyson immer noch irritiert, was dem Russischen Leader einen doch leicht skeptischen Ausdruck unter die bösartige Mimik bringt.

“Da war ein Typ, der sah genauso aus wie du! Nur kleiner”, klärt Daichi nun auf.

Mariah mit grünen Augen? Kai in kleiner?

Das ergibt für die Gruppe keinen Sinn. Irgendjemand will sie da wohl auf den Arm nehmen, doch auf einmal schaut Kenny aus, als hätte er einen Geist gesehen.

“D-d-d- da”, stotternd deutet er aus dem Fenster.

“Was ist den nun wieder?”, Max traut sich gar nicht in die Richtung zu schauen, doch kann dem schließlich nicht wiederstehen.

Da ist schon wieder die Mini-Kai Kopie, aber nicht nur er.

Neben ihm her geht eine gut ausgeprägte Tyson-Kopie munter her und stopft sich ein paar Süßigkeiten in den Mund, die er in einer Tüte hatte. Unterdessen sieht man dem Kai an, dass es am meckern ist.

“Wo sind wir hier gelandet?”, wirft Ray die offensichtliche Frage in den Raum.

Nun ist sicher, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
 

“Das kann doch nicht wahr sein. Hoffentlich begegne ich nicht auch noch einer Kopie von mir”, meckert Max rum, während sie weiter über den Weihnachtsmarkt gehen.

Mittlerweile sind sie dank Kai ja in Besitz des Euros und Tyson somit dabei einen Crap zu verdrücken. Er scheint ziemlich geschockt von dem Doubele zu sein, was seine Stille erklärt. Nach einigen Minuten ist dies jedoch wieder vergessen und er ist wieder wie immer.

Während Hilary einen Stand mit Schmuck durchforstet haben sich Daichi, Max, Tyson und Kenny von Donats angezogen gefühlt und bemühen sich mit Englisch weiter zu kommen, wobei Max die Hauptarbeit übernimmt.

“Die sind aber klein”, nörgelt Daichi, als er die Tüte in die Hand bekommt.

“Aber schmecken werden sie wohl, so wie das rie-”, Max bricht seinen Satz ab und stupst Tyson in die Seite, der grade einen der kleinen Dounots in den Mund gestopft hat.

Er macht ihn auf etwas aufmerksam, was ihm das Ereignis von vorhin wieder vor Augen führt.

Tala.

Oder nicht?

Nun hieß es ihn im Auge zu behalten und die andern holen.

Während also Kenny und Daichi die Person vom weiten beobachtet, drängelt sich Max mit Tyson zu den anderen durch.

“He!”, macht Tyson auf sich aufmerksam.

“Was ist den?”, will Hilary, schon gleich genervt von ihm, ausdrücken, dass er Leihen ziehen soll.

“Da vorne läut einer rum, der aussieht wie Tala”, meint Max nun kurz und deutet in die Richtung.

“Lasst uns das endlich untersuchen. Ich wird noch bescheuert bei den ganzen Doubels.”

Da hat Tyson mal doch einen ganz guten Einfall, also schließen sie sich dem an und begeben sich schließlich zu Kenny, der jedoch noch eine weitere Person entdeckt hat.

“Jetzt reicht es aber. Nicht ich auch noch”, brummelt Ray leicht angesäuert.

Tatsächlich hat Tala “einen” Ray auswindig gemacht, welcher jetzt am telefonieren ist. Schließlich packt er aber das Handy wieder ein und deutet in eine Richtung, die sie dann schließlich einschlagen.

Die ganze Gruppe, mit einigen Metern abstand, hinterher.

Außenstehende hätten den Anblick sicher recht gerne genossen, wenn sie nicht mit anderen Dingen beschäftigt währen. Nur wenige Passanten runzeln die Stirn, sagen aber nichts. Kleine Kinder sind da durchaus aufmerksamer.

Schließlich verlieren sie die Beiden jedoch.

“Wo sind sie den jetzt verschwunden?”, fragt sich Hilary, die den Überblick verloren hat und sich ebenso irritiert umsieht, wie alle anderen ihrer Gruppe auch.

“Die können doch nicht zu übersehen sein.”

“Apropos übersehen. Wo ist Daichi?”, Kenny hat recht, der jüngste scheint verschwunden zu sein.

Allerdings stimmt das nicht ganz. Er hat einfach die Spur behalten und die Verfolgung weiter aufgenommen. Klein sein bringt also doch Vorteile. Schließlich merkt er jedoch, dass sie an einem Stand halt machen.

Eine Weile beobachtet er sie, bis er von hinten gepackt wird.
 

“Hast du sie noch alle?!”, brüllt Hilary ihn an, “Wenn du hier verlohen gehst, finden wir dich sicher nicht so schnell wieder!”

Der betroffene zieht den Kopf ein.

Nachdem er wiedergefunden wurde, sind die Blader wieder zurück zum Hotel gegangen und haben den Tag damit beendet.

Daichi schildert ihnen jedoch, was er beobachtet und gehört hat.

Alle diese Kopien waren anscheinend weiblich und nur aus Spaß “verkleidet”. Sie hatten sich hier getroffen, wobei manche Reaktionen auf einander doch ziemlich seltsam für den Jüngeren aussahen.
 

Einige Kilometer weiter öffnet die junge Dame das erste Türchen ihres Papierkalenders.

Es war einer von einer Wahrsagerin. Sie hat ihn von einer Freundin geschenkt bekommen und hinter jedem Fenster verbirgt sich eine Weißsagung.

1. Dezember : “Verfluche nie die Dunkelheit. Zünde eine Kerze an, damit andere zu dir finden.”

★˙·•2.•·˙★

Den folgenden Tag ist das Team im Hotel geblieben und hat im Internet nachforschen, was es mit diesen Mädels auf sich haben könnte.

Ein Erfolg ließ sich hierbei aber nicht verbuchen.

Das Rätsel ist nicht zu lösen. Sie hätten sie wohl ansprechen und fragen sollen. Vielleicht kann ihnen aber auch Mr. Dickenson weiterhelfen, doch dieser hat immer noch nichts zurückgeschrieben und so vergeht der Tag, ohne das etwas geschieht.
 

Sie sieht auf die Uhr und findet, dass es doch mal langsam Zeit währe aufzustehen.

Nachdem sie geduscht und sich schließlich noch einige Stunden zurückgezogen hat zieht sie sich jetzt erst einmal um.

Ein schwarzes Kleid, verziert mit gleichfarbigen Parlierten ziert wenig später ihre weiblichen Linien. Die schwarze Seidenstrumpfhose soll ihre Haut vor der kühlen Luft schützen. Armstulpen und Schuhe liegen schon bereit, während sie ihrem Make-up noch den letzten Schliff verleiht.

Mit einem Mal geht die Tür auf.

Eigentlich wollte Tyson sauer fragen, wie lange sie den noch brauchen würde, doch war umso erschrockener, die fremde Hilary zu sehen, deren wütender Blick ihm gilt.

Sie gibt ihm zu wissen, dass er die Klappe halten soll und zieht sich schließlich Armstulpen und Highheals an, ehe sie sich ihren Mantel um die Schultern wirft. Ihr Klassenkammerad kann dazu absolut kein Wort mehr sagen, sondern hat nahezu seine Stimme verloren.

“Hilary?”, überrascht erkennt Max die Kameradin, welches von einem skeptischen Tyson noch immer verfolgt und gemustert wird.

Die angesprochene seufzt auf. Vermutlich hätte sie in Japan in eine Diskothek gehen können ohne dass sie von den Jungs erkannt würde. Dies aber erst jetzt herauszufinden ist nicht sehr geschickt.

“Ne, ich sehe nur so aus”, darauf muss sie grinsen, “genauso wie die weiblichen Kopien von euch.”

Das hat den Jungs wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Da die Stille aber unangenehm währe und das Thema jetzt nicht relevant ist, macht Hilary eine andere aussage: “Was ist mit Kenny?”

“Der will nicht.”

Eigentlich hätte sie sich das denken können. Party machen ist anscheinend nichts für ihre Genie. Dafür hat er anscheinend nicht viel übrig im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten.
 

“Du bist voll peinlich!”, motz Hilary rum, nachdem sie endlich durch die Tür sind.

Tyson musste natürlich gleich erstmal den Macho spielen. Der Hühnerstall vor ihnen fand das anscheinend ziemlich Lustig, aber sie kamen, im Gegensatz zu den Bladern selber, nicht weit sondern scheiterten an der Securety, die sei eindeutig als zu jung einstufte.

Tyson fing an dies zu bestreiten, doch der Mann, mit der bessern Erfahrung gewann das Unterfangen. Es waren schließlich doch nur kleine Girlies.

“Reg dich nicht so auf. So was kann jedem mal passieren”, entgegnet er ihr spöttisch, “Außerdem versteh ich nicht, warum dir das bitte peinlich sein müsste.”

Ehe Hilary sich weiter äußern kann, mischt sich Max lieber ein.

“He, wir sind drin. Mehr wollten wir doch nicht”, er packt Hilary auf die Schulter, “außerdem sind wir eher von dir abhängig, als du von uns. Sonst bekommt Tyson nichts zu trinken.”

Daraufhin muss der Erwähnte hart schlucken wobei sich der Klassenkammeradin ein einleuchtendes Grinsen in die Mimik spielt. Jetzt heißt es Finger weg, Maul halten, Drink ausgeben.

So ist das eben, wenn sie zickig wird.

Kai hat sich gleich an die Bar verdrückt und beobachtet das Schauspiel von dort. Natürlich nicht ohne von einigen Mädels angeschmachtet zu werden. Manchmal kann es einem wohl ziemlich auf den Wecker gehen, aber wenn er eines kann, dass ist es anderen die kalte Schulter zeigen. Das gilt auch gegenüber dem anderen Geschlecht.

Was Ray angeht, war er schnell in seinem Element.

Zum flirten muss man nicht unbedingt die selbe Sprache sprechen können. Es gibt da in einer Disco ja noch ganz andere Methoden wie Blickkontakte und Tanzen. Sowieso ist es bei der Musik ziemlich schwierig so zu sprechen, dass es der andere versteht. Natürlich aber nur, wenn man weder Hilary noch Tyson heißt, welche jedoch auch von der Musik übertönt werden, wie es scheint.
 

Stunden vergehen. Der Umgang in der Disco hat sich nicht wesendlich geändert, außer was Ray angeht. Mit seinem flirten hat er eine ziemlich hübsche Dame auswindig gemacht, die sogar japanisch kann, obwohl sie keineswegs asiatisches Blut hat. Dies interessiert den Chinesen jedoch grade recht wenig, aber sein Interesse an ihr ist deutlich. Zumindest fand das Hilary, als sie ihn das letzte mal sah. Jedoch nur um bescheit zu sagen.

Sie, Tyson und Max sind nun zurück zum Hotel gegangen, wobei sich der Letztgenannte anscheinend wie das dritte Rad am Moppet vorkam. Fragt sich nur warum, aber das interessiert Ray genauso wenig, wie die Erzählungen seiner Begleiterin.

Kai ist nicht mehr zu sehen. Entweder hat er sich schon verdrückt oder ist einfach nur nicht aufzufinden, doch auch das macht dem Schwarzhaarigen herzlich wenig aus. Er würde schon alleine zurück finden. Schließlich ist er bereits alt genug.

Erst als sich die Schönheit zu seinem Ohr beugt, scheinen sich die Karotten aus seinen Ohren zu lösen.

“Ich will nach Hause, aber meine Freunde sind anscheinend schon weg. Bringst du mich noch zum Bahnhof?”
 

Sicher begleitet Ray sie dorthin, doch die Karotten stecken immer noch fest. Er sieht, wie sich ihre Lippen bewegen, aber dabei bleibt es auch. Selbst als am Bahnsteig der Zug einfährt gibt er wieder einen seiner bestätigenden Laute von sich, wie er sie nahezu automatisch schon die ganze Zeit von sich gibt.

Bei einem darauf folgenden Abschiedskuss soll es jedoch schließlich auch nicht bleiben. Irgendwie kommen sie auf die Idee, dass Ray mit ihrem Ticket mitfahren könnte und sie es ihm für die Rückfahrt dann geben würde. Es würde eh nicht mehr lange aktuell sein, genauso wie das, was noch zuwischen ihnen war. Allerdings ging es nicht zu weit, aber weit genug, wie es andere ausdrücken würden.
 

Das zweite Türchen wurde vergessen und erst gegen Mitternacht geöffnet. Wie konnte sie nur, aber gut, so konnte man doch gleich zwei Türchen auf machen oder nicht?

Am nächsten Morgen müsste sie eh nur zur Schule fahren um netterweise jemanden dort abzuliefern. Anschließend könnte sie die ersten zwei Schulstunden auf der Rückbank schlafen. Etwas, was sie zwischendurch mal tat, wenn es sich ergab. Daher auch die Decke im Auto.

2. Dezember: “Geh vorsichtig mit dem um, was du nicht kennst. Es könnte eine Waffe sein.”

★˙·•3.•·˙★

Einen ehrlichen Abschied kann man das ganze nicht nennen.

Das Mädchen drückt Ray ihr Ticket in die Hand ohne etwas zum verlauf zu sagen und schickt ihn in einen Zug. Dann verschwindet sie. Grade zu, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Wie diese Mariah-Kopie vom Vortag.

Irgendwas ist an der ganzen Sache merkwürdig.

Hier in Deutschland laufen echt seltsame Gestalten rum. Einige verkleiden sich als berühmte Blader und andere haben eine merkwürdige Art mit Liebhabern umzugehen. Das beides stimmt anscheinend nicht überein, denn die beiden Mädchen, die von grade und die möchte-gern-Mariah, wahren völlig verschieden. Die eine machte dich klein, schien aber doch ziemlich groß zu sein, die andere hätte ihm ohne die Absätze sicher nur bis zum Hals gereicht. Auch die Augen waren verschieden. Die eine hatte ja grüne und die andere? Ray war so im banne ihrer Schönheit, dass er auf so vieles nicht geachtet hatte, was ihm sonst gleich als erstes auffiel. Das alles wirft nur noch mehr Fragen auf und er schaut aus dem Zugfenster in die weiß-geschneite Landschaft. Die Dunkelheit der Nacht konnte sie nicht verbergen und die wenigen Lichter von Straßenlaternen und bunt dekorierten Häusern stimmten in das Bild harmonisch ein.

Während der junge Blader so dahinträumt fällt er in eine Art Schlaf. Das sein Blade aufgeleuchtet hatte bemerkt er nicht. Sowieso hätte ihm dies nicht viel gebracht. Er würde es eher nur noch merkwürdiger finden.
 

Morgens um 5.45 Uhr klingelt der Wecker.

Anscheinend ist es doch etwas zu wenig Schlaf, dennoch schafft sie es bis halb sieben fertig zu sein. Vorher sollen jedoch noch die Kalender dran glauben. Irgendwie hat sie es im Gefühl, dass sie den ihrer Freundin als erstes öffnen und sich erst später um die Süßigkeiten kümmern sollte.

3. Dezember: “Sei Wachsam und dafür vielleicht etwas langsamer, damit du dein Glück nicht verpasst. Glücksbringer: Kreisel”

Eine ebenso merkwürdige Aussage wie sonst, findet sie.
 

Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen die Dunkelheit und treffen auf den Schnee. Allmählich wird der letzte Passagier des Zuges nun doch wach. Nur schwerfällig lassen sich seine Augen öffnen. Ein großes Frühstück währe jetzt auch nicht schlecht.

Nur langsam realisiert der junge Chinese, dass er eingeschlafen ist. Er hat die ganze Fahrt verpennt und weiß noch nicht einmal wo er ist. Panisch sieht er sich um in der Hoffnung eine Anzeigetafel zu erspähen aber auf dieser wechselt nur die Uhrzeit mit dem nächsten Bahnhof alle paar Sekunden.

9.48 Uhr 3.12. . Bielefeld Hbf.

So weit wird das wohl von Düsseldorf nicht weg sein. In einigen Stunden wird er wohl wieder zurück sein und alles ist wie vorher, schließlich fährt die Bahn in Japan ja auch nur ihre Runde.

Ein merkwürdiges Geräusch lässt ihn jedoch panisch werden. Eine Frau in Dienstbekleidung lässt sich von den einzelnen Personen die Karten zeigen. Seine eigene Karte ist vom Vortag und somit bereits abgelaufen.

Einmal atmet er ruhig durch. Es wird sich schon was ergeben.

Der Zug wird langsamer. Anscheinend nähern sie sich dem Bahnhof. Um Ärger zu vermeiden steht Ray auf und läuft in die entgegen gesetzte Richtung zur Kontrollörin. Ein Glück für ihn, dass diese grade Probleme mit einem anderen Kunden hat.

Das heißt für ihn: Täuschen, tarnen, raus aus dem Zug!

Erst als die Menschenmassen den Bahnsteig verlassen haben und der Zug abgefahren ist, kann Ray erleichtert aufatmen. Er hat es geschafft. Nun muss er nur eine Telefonzelle finden und den anderen seine missliche Lage beichten. Da werden sie wieder was zu reden haben…

In seinen Gedanken vertieft merkt Ray gar nicht so recht, wie er den Bahnsteig gewechselt hat und sieht dann verwirrt zu der offenen Tür eines kleinen Zuges hinein.

“Was mach ich hier wieder?”, fragt er sich selbst und schüttelt nur leicht den Kopf.

Irgendetwas in ihm drängt jedoch dazu einzusteigen.

Erst jetzt fällt ihm Drigers Reaktion auf und er schaut auf den Blade.

“Driger? Was hast du wieder mit mir vor?”, es war klar, wozu ihm sein Schutzgeist da rät und er kann nur hoffen, dass es nicht zu viel ärger einbringen wird.
 

An einem kleinen Bahnhof mit dem Namen Sennestadt steigt er schließlich aus. Ahnungslos wo er ist und alleingelassen steht er da, wie bestellt und nicht abgeholt. Nun meldet sich doch sein Magen, aber noch ist keine Bäckerei oder dergleichen zu sehen.

An dieser Station gab es nur zwei Schienenpaare und ein Gleis in der Mitte. Was soll er hier? Nebenbei noch mit leerem Magen.

Es ist kalt und seine Atem gefriert geradezu in der Luft. Die warmen Sonnenstrahlen ändern da auch nichts dran und durch den unbewölkten Himmel scheint es nur noch kälter zu sein. Nicht einmal Schnee liegt hier, wie auch an dem vorherigen Bahnhof.

Allmählich zweifelt er daran, dass ihn Driger zurück zu den anderen bringen will.

Doch Rettung naht, denn in unmittelbarer Nähe stehen drei Telefonzellen. Schnellen Schrittes geht Ray auf diese zu und wühlt in seinen Tasche, um schließlich seine Geldbörse aus dem langen weilen Mantel zu ziehen.

Die erste Telefonzelle, die er erreicht scheit ihm gleich auf dem ersten Blick als unbrauchbar. Die kleine Anzeige ist kaputt und das Kabel des Hörers sieht aus, als hätte jemand aus Langeweile drauf rum gekaut. Sehr, sehr viel Langeweile.

Die zweite war schon eher, aber hier sind die Scheiben kaputtgeschlagen worden und überall kleben Kaugummis. Dies sah nichtgrade appetitlich aus und Ray verzieht unwohl das Gesicht, als würde er sich gleich übergeben müssen. Also würde er auf alle fälle die Dritte Zelle wählen, also nimmt er dort den Hörer ab. Der Bildschirm beginnt einige Schriftzeichen zu zeigen, die ihm unbekannt sind, aber klar machen, dass er jetzt Geld rein tun könnte. Der gute Zustand hätte ihn jedoch schon skeptisch machen müssen, denn diese Zelle hatte einen großen Nachteil. Egal wie viel Geld und was für Münzen man reinschmeißt, es kommt wieder raus.

Auf chinesisch schimpfend verlässt er die Zelle und schlägt eine beliebige Richtung ein. Durch Düsseldorf ist er gewohnt, dass sicher einige Meter weiter die nächste Möglichkeit zu Telefonieren sein wird. Unterwengs findet er sicher auch einen Laden, wo er was zu Essen bekommt.
 

Er findet schließlich eine Bäckerei, in der er sich erstmal mit Brötchen, Wasser und anderen Dingen versorgt, aber lange kann er das nicht so weitermachen. Irgendwie muss er wieder zurück kommen oder zumindest den anderen Bescheid sagen, dass Driger verrückt spielt.

Das zweite hätte sich ja erledigt aber der erste Vorsatz, die Telefonzelle, scheint nicht auftreibbar zu sein. Merkwürdig, wo es Düsseldorf doch so viele gab. Vermutlich ist das nur in den Großstädten so.

So langsam verlässt ihn die Hoffnung in diesem Kaff irgendwas zu finden. Selbst die Menschen hier sind ihm gegenüber nur skeptisch. In der Bäckerei war er froh, sich wenigstens einigermaßen kenntlich gemacht zu haben.

Verzweifelt seufzt er auf, als er an einem Waldrand stehen bleibt. Es ist kalt und diese Kälte kriecht durch alle Ritzen. Selbst in Moskau hatte er so etwas nicht erlebt. Nervlich ist Ray schon ziemlich am Ende. Selbst bei weiterem Umblicken ist nicht viel mehr zu erkennen als Bäume und die Hauptstraße. Wie weit er wohl schon gegangen ist und wie tief er in den Schlamassel reingeraten ist? Alles wegen Driger.

Da kommt ihm die passende Idee.

Ray zieht Starter und Reißleine hervor und stecht den Blade an.

“Du hast das angefangen, also hilf mir gefälligst auch weiter”, damit startet er den Blade.

Die Straße war leer. Geradezu zu leer. Von daher hätte es niemanden geben können, der den Tiger auch nur beachten würde. Driger seinerseits deutet Ray den Weg voraus. Nun ist dieser zumindest nicht mehr allein. Eigentlich machte ihm das auch sonst nicht viel aus, aber nachdem man so lange, so nahe mit Leuten zusammengelebt hatte und nun in einem völlig fremden Land kann einem alleine doch schon etwas bange werden.

Ray denkt während des Spazierganges durch die Einsamkeit nach. Ihm ist es ein Rätsel, wo Driger ihn da hinlocken will. Es geht nun schon seit Stunden durch den Wald und langsam meldet sich doch wieder sein Magen. Wie lange ist es jetzt her, dass er in der Bäckerei war - 6 Stunden? Die Sonne ist jedoch schon wieder dabei unter zu gehen. Vor Einbruch der Nacht sollte er wohl besser aus dem Wald raus sein.

Über der Wiese stand ein orange-roter Himmel. Während sich die vereisten Gräser in der leichten und kühlen Briese bewegten entschließt Ray sich nun endlich eine Pause einzulegen. Selbst er schafft es nicht in seinem Ärger durchgehend bis in die nächste Stadt zu laufen.

Ihm war kalt und die Brötchen waren nicht mehr so ganz sein Geschmack. Außerdem ist die Wasserflache leer und einen Platz zum übernachten sollte er auch langsam finden.

Nun isst er aber erstmal seine letzten Brötchen auf. Ein Paar Spaziergänger sprechen ihn an, doch die Kommunikation geht doch ziemlich daneben. Erst als ihn ein Mann mittleren Alters anspricht, an der Chinese mit seinen paar Brocken Englisch etwas erreichen.

Laut dem, was er verstanden hat, ist er die ganze Zeit an den Dörfern vorbeigegangen und müsste nur der Straße bis zum nächsten Abzweig vollen um dort dann ein Geschäft vorzufinden.

Der Mann muss in die selbe Richtung und begleitet ihn bis dorthin. Sich nach einem Hotel zu erkundigen hat Ray versäumt, aber wenigstens kann er leicht die Vorräte aufstocken und sogar etwas warmes zu essen ergattern. Gut gesättigt bemüht er sich nun sich nach der nächsten Telefonzelle zu erkunden, was in dem Fall auch gelingt. Es ist nur einen Katzensprung entfernt und er kann sogar mit dem Bus fahren. Der Fahrer nimmt ihn die eine Station sogar umsonst mit.

Endlich scheint sich doch alles zum guten zu wenden. So hofft er zumindest, denn die anderen werden sich wohl sicher schon Gedanken machen.
 

Aufgeregt steht Ray an der Seite von der Telefonzelle. Ein Mädchen war schneller als er und scheint auch irgendwas schlimmes erlebt zu haben. Sie weint sogar und schluchzt am Telefon, bis sie schließlich den Hörer einhängt und sich auf die andere Seite der Telefonzelle stellt. Sie scheint echt verzweifelt zu sein, aber jetzt muss Ray erst einmal selber anrufen.

Diese Telefonzelle ist ganz anders, als die am Bahnhof.

Sauber, ordentlich und heile.

Während er nun also munter die Nummer eintippt bemerkt er nicht, wie sich eine seltsame Gruppe Jungs zu ihnen begibt.

Es tutet.

Ray sieht sich vor lauter Vorfreude, dass jetzt sicher etwas geregelt wird, um. Dabei bemerkt er, wie das Dreiergespann anfängt das Mädchen zu bedrängen. Sie wirkt wehrlos und verlassen.

Eine Frau nimmt ab und Ray erkennt die Stimme, der Leiterin der Rezeption des Hotels.

“Guten Abend. Hier-”

“Ray Kon hier”, redet er ihr dazwischen um keine Zeit zu verlieren, “Sie wissen sicher in welches Zimmer ich gehöre. Bitte sagen sie meinen Leuten ungehend, dass es mir noch gut geht und ich sie zurückrufen werde sobald es geht.”

Damit ist die Nachricht beendet und Ray stürzt aus der Zelle.

Vermutlich macht er jetzt einen großen Fehler, aber er kann da nicht einfach bei zusehen, wie ein Mädchen dermaßen bedrängt wird.

Er drängt sich dazuwischen und verteilt seine bösen Blicke.

Die Jungs sprechen ihn darauf an, aber Ray kann echt froh sein, dass er es nicht versteht. So lange er dazwischen ist, werden sie dem Mädchen nichts antun, doch auf einmal ist sie weg.

Ray sieht grade noch wie sie in eine Auto einsteigt und mit diesem wegfährt. Ein Lächeln überkommt ihn, doch dies sollte keine 5 Sekunden seine Mimik zieren, denn einer der Jungs wurde Handgreiflich und verpasste ihm seine Faust in die Magenkuhle.

Von diesem Moment an ahnt Ray, dass er verloren hat. Weiter musste man dies nicht erläutern.

Driger allein hat ihn geschützt und dazu gebracht weiterzugehen. Doch zwischen Weide und Straße kann der Junge sich nicht mehr auf den Beinen halten. Insgesamt gibt er einen ziemlich jämmerlichen Eindruck ab. Was würde nun wohl mit ihm geschehen?

Er lehnt sich an einem Pfeiler an und fällt in eine Zwischending von Schlaff und Ohnmacht.

Driger leuchten auf.

Schließlich leuchtet etwas auf Ray und man hört das leise Surren eines Motors, welches im nächsten Augenblick verstummt.

★˙·•4.•·˙★

Langsam öffnet Ray seine Lieder.

Ihm kommt die Frage, ob er schon tot sei.

Die Schmerzen in seinem Körper sprechen jedoch eindeutig dagegen. Somit verzieht er etwas das Gesicht und schließt seine Augen wieder. Es ist angenehm warm und er spürt etwas flauschig-weiches auf seiner Haut - eine Decke oder sowas. Nun wagt er doch endlich einen Blick nach oben. Über ihm - oder eher schräg über ihm - hängt ein großer Fächer.

Eine Art chinesischer Fächer. Bemahlt mit einer Landschaft, die seinem Heimatort ähnelt.

Eine leichte Drehung des Kopfes nach links lässt ihm zwei Wellenspiegel an einer Wand erkennen. Umrahmt von noch mehr Fächern in verschiedenen Farben und mit verschiedenen Ornamenten. Einige mit Stoff überzogen, andere aus Holz und wieder andere aus Plastik.

Nachdem er nun die Kindische Bettwäsche mit der Maus im Mond überflogen hat wendet er sich der aufregenderen Seite des Zimmers zu. Von sich aus sieht er einen kleinen Schrank und drei Regale, wobei auf einem Element hiervon ein großer Fernseher steht. Außerdem ist noch der großen Schreibtisch vor einem Fenster mir Büchern überfüllt. Durch dieses Fenster scheint das Sonnenlicht stark und erreicht damit ein Terrarium. Irgendwas scheit sich darin zu bewegen.

Aus Neugier richtet sich Ray etwas auf und erkennt den Panzer einer Schildkröte. Sie war vielleicht grademal so groß wie seine Handfläche, hing allerdings auf einem Stein fest.

Erst als Ray aufstehen will, bemerkt er, dass sich jemand um ihn gekümmert haben muss. Die Wunden wurden versorgt, allein die blauen Flecken schmerzen noch ziemlich, aber das ist klar. Seine Haare hat auch wieder wer zu einem Zopf gebunden.

Zwar geflochten, aber warum auch nicht?

Nochetwas fällt ihm gleich auf.

Neben ihm auf dem Nachttisch steht ein Teller. Schnell rutscht er auf die äußere Seite des Doppelbettes und betrachtet staunend den Inhalt. Schön fertig gemachte Brote, geschnittenes Gemüse und Obst, wovon ihm einiges sogar bekannt vorkommt, und verschiedene Getränke stehen dort.

Erst schluckt Ray noch einmal hart, doch schließlich macht er sich über den Teller her und lässt keinen Krümel übrig. Anschließend will sein Körper sich wieder den Schlaf hohlen, den er braucht und Ray kommt nicht dazu sich weiter umzusehen.
 

Sie kommt grade zurück aus der Schule.

Den Schulkoffer stellt sie erstmal auf der Treppe ab um ihre Brotdose und die leere Trinkflasche wegzubringen. Anschließend geht sie ins Wohnzimmer. Der bisherig einzige Mann des Hauses liegt auf dem Sofa und pennt. Zumindest deuten seine Laute dies an. Die kleine Schwester sitz hingegen mit einem Kontroller in den Händen auf dem Sessel. Schon wieder versucht sie sich an Kingdome Harts. Wie gerne würde die Älter das auch machen, aber es gibt wichtigeres zu tun. Hausaufgaben und einige andere Vorbereitungen.

Somit schnappt sie sich ihren Koffer und geht in ihr Zimmer. Sie räumt die Bücher auf ihrem Schreibtisch etwas zur Seite und setzt sich zwischen jenen Bücherstapel und das Terrarium. Während sie mit einer Hand der zwei Jahre alten Schildkröte ein Stück Gurke anbietet, angelt sie mit der anderen nach einem Pappkalender.

Sie glaubt zwar eigentlich nicht dran, aber irgendwie findet sie es lustig, was die Wahrsagerin aus ihrer Hand, ihrem richtigen Namen und dem Wunschnamen für den Wintermonat zusammengestellt hat.

Sie ließt noch mal leise vor sich hin, was für gestern drin stand.

“Sei Wachsam und dafür vielleicht etwas langsamer, damit du … dein Glück nicht verpasst.”

Sie schielt kurz hoch und ihr Blick fällt auf die ihr eigentlich fremde Person in ihrem Bett. So langsam könnte der ja mal aufwachen.

Aber erstmal ist der heutige Tag an der Reihe.

“4. Dezember : »Das Glück kommt gerne in ein Haus, wo gute Laune herrscht.« Wieder so was schlaues.“

Sie steckt den Kalender zurück und stellt sich wieder auf die Beine. Erst jetzt fällt ihr auf, dass der Teller leer ist. Ein Lächeln überkommt sie. Da war er nun also doch schon mal wach.

Sie weiß nicht, dass ihr schon eine ganze Weile zugehört wird, aber das ist ihr auch eigentlich ziemlich gleichgültig.

Sie setzt sich auf die Bettkante und streichelt dem Jungen behutsam über das schwarze Haar. Sie konnte kaum schlafen, weil sie am liebsten ihre Hände darin vergraben hätte, aber jetzt sollte sie lieber erstmal die Sachen wieder wegräumen und ihrer Mutter bescheid geben.

Noch ein Blick auf den Jungen und schon verlässt sie den Raum.

Ray ist unterdessen ganz aufgewühlt. Dieses Mädchen hat etwas besonderes an sich, dass nicht nur ihm auffällt, sondern auch Driger reagiert darauf. Ob Driger ihn deswegen hierher gebracht hat? Wenn ja, wird er nie wieder auf das Bitbeast hören.

Soetwas will er nicht noch einmal erleben.

Wenig später kommt das Mädchen wieder zurück.

Sie hat eine Tasse für sich in der Hand und legt ein Telefon auf den Schreibtisch. Dann beginnt sie einige Hefte und Zettel aus dem Koffer zu nehmen. Wenig später sind nur noch die leisen Geräusche von Zetteln und dem Kugelschreiber zu hören.

Ganz nebenbei auch das Ticken der Uhr, aber auffallend ist der Geruch. Egal was sie in dieser Tasse hat, es richt eigenartig, aber dennoch gut. Irgendwie wie Kaffee mit Milch aber irgendwie wiederum auch nicht.

Ray würde sie am liebsten fragen, aber dies gestaltet sich echt schwierig. Erst einmal müsste er zeigen, dass er wach ist und des weiteren müsste er schauen, wie er mit ihr sprechen kann. Sicher wieder nur sein Bröckelenglisch, was sich jedoch durch die Nötigkeit wohl schon etwas ausgebessert hat.

Lange überlegt er und bleibt doch ziemlich still, bis sie das Zimmer verlässt und eine Weile nicht mehr erscheint. Nun kann Ray wohl doch noch einmal kurz etwas weiter schauen. Er steht auf und schaut sich weiter um.

Er hat nur das halbe Zimmer gesehen. Am Kopfende des Bettes steht eine Art Schrank, der von Beiden Seiten nutzbar ist. Er teilt den Raum in den Arbeits- und Schlafbereich und einen Bereich, wo eine kleine, mit Stoff bezogene Bank steht und mit einem mit Spiegeln verkleideten Kleiderschrank eine Ecke unter dem Fenster bildet. Das ganze Zimmer ist in rot und orange gehalten. Doch jetzt ist der Blick aus dem Fenster doch auch ziemlich interessant. Man kann auf eine kleine Straße schauen und in das Haus gegenüber rein. Der Garten ist umrahmt von Sträuchern und in Mitten dieser steht ein hoher Baum. Er reicht zwar nicht in die Höhe des Fensters, aber annähern tut er sich. Wenn man weiter schaut, erkennt man auch eine vielbefahrene Hauptstraße, von der die Geräusche bis hierhin reichen und wesentlich weiter weg einen Kirchturm oder dergleichen.

Wie lange er hier gesessen und nur geschaut hat weiß Ray nicht genau, aber nun endlich will er sich trauen doch mal etwas weiter im Haus zu schauen.

Die Türen links und rechts von dem Zimmer sind sperrangelweit offen. In dem einen herrscht Chaos und es könnte von einem kleinem Kind bewohnt sein. Vermutlich ein Mädchen, da das Schmuckkästchen und die Schminksachen, so wie einige Kleidungsstücke noch mehr im Zimmer verteilt sind, als die Bücher in dem anderen.

Das Zimmer auf der anderen Seite scheit dem Ehepaar des Hauses zu gehören. Weit wollte Ray da nicht hineinschauen. Ihm reichen die zwei Schränke und das große Bett als Indiz. Die vierte Tür, die seine Aufmerksamkeit erregt, war keine richtige Tür, sondern einfach eine Abtrennung der Flure des oberen und des Unteren Stockwerkes so wie der Treppe. Am interessantesten ist jedoch die verschlossene Tür.

Hierher kommen Geräusche. Ein surren, wie das eines Ventilators. Ohne groß nachzudenken öffnet Ray die Tür.
 

Das hätte er lassen sollen, denn so einen harte Handschrift hat er bis jetzt noch nie im Gesicht gespürt.

“Tu mir einen Gefallen und mach das nie, nie wieder”, faucht ihn das Mädchen von eben nun böse an.

Sie steht in Handtuch da und Ray hätte im Leben nicht damit gerechnet, dass sie etwas Japanisch spricht. Jetzt musste er sich wenigstens nicht mehr mit Englisch rumprügeln, sondern nur mit einem Mädchen, dass hart zuschlagen kann.

Sie macht jedoch schnell einen kalten Waschlappen fertig und legt ihm diesen auf die Wange.

“Du solltest dich besser noch hinlegen”, spricht sie wieder ruhig und fasst ihm auf die Stirn, “du bist noch ganz fiebrig.”

“Jetzt hör auf damit”, versucht Ray sie runter zu bringen und zieht sie zu sich auf den Boden des Badezimmers.

“Also”, beginnt er erneut, “Wie heißt du und wieso bin ich hier? Außerdem wüsste ich ja mal gerne -”

Weit kommt Ray nicht, denn da bekommt er schon ein kleines Handtuch ins Gesicht.

“Wir können gleich reden, ja? Ich würde mich gerne erstmal umziehen”, das ist verständlich und Ray zieht sich geschlagen mit seinen Fragen besser wieder in das Zimmer zurück.

Erst jetzt merkt er, wie spät es wieder ist.

Seine Fragen bauen sich immer weiter in ihm auf, bis die junge Dame mit einem Handtuch auf dem Kopf erscheint.

Eine einzelne Strähne lugt unter diesem hervor und hängt auf ihren sonnengelbem Schlafanzug runter.

Dadurch, dass sie nass ist, kann Ray jedoch nicht sehnen, welche Haarfarbe sie wirklich hat, aber es schient heller als braun zu sein. Ihre grün-blauen Augen stechen jedoch stark hervor. Eigentlich sind sie mehr blau als grün, aber dass steht nicht zur Sache. Insgesamt wirkt sie auf ihn eher wie ein kleines Mädchen, wenn man die ausgeprägte Figur missachtet.

“Also”, sie hockt sich neben ihm hin auf das große Bett, “Gleich zu Anfang: Mein Name ist Naomi. Gestern Abend hab ich dich auf dem Rückweg vom Tierarzt aufgelesen.”

Ray kommt das ganze viel vertrauter vor und er denkt schon gar nicht daran, dass er sich in einem fremden Land befindet. Er rutsch zurück und lehnt sich gegen die Fächerwand in der Achtsamkeit, dass er keinen beschädigt.

“Ich bin Ray”, fängt er langsam an dem aufhorchenden Mädchen zu erzählen, “Gestern war für mich echt ein schlimmer Tag. Wo bin ich hier?”

Das Mädchen lächelt.

“In einem kleinen Kaff zwischen Berg und Wald”, sie krabbelt ans Bettende und zieht eine weitere Decke hervor, “hier wirst du nicht weit kommen und falls du auf der Flucht warst wird dich hier auch keiner finden. Du solltest dich erstmal ausruhen und die Wunden heilen lassen.”

Verwirrt sieht er sie an.

Im nächsten Augenblick fällt ihm erst ein, dass sie ihn wohl verarztet hat und senkt den Blick. Sie hingegen steht vom Bett auf und zieht mit gekonntem Griff ihr Handtuch ab.

Die Nassen Haare kommen zum Vorschein. Die genaue Farbe ist immer noch durch die nässe nicht zu ermitteln, aber zumindest scheint es keine kräftige Farbe zu sein.

Sie hockt sich vor den Fernseher und wischt mit ihrem Tuch den Bildschirm ab. Eine dicke Staubschicht verschwindet damit von diesem ins Handtuch und sie zieht eine Schublade auf.

“Ich vermute ja nicht, dass du jetzt gleich wieder schlafen willst”, spricht sie weiter, während sie in dem Fach rumwühlt, “Was hältst du von ´nem Film?”

★˙·•5.•·˙★

Ein leises Klicken ertönt und das Wärmelicht des Terrariums geht an. Es soll dem kleine Tier nicht nur die entsprechende Temperatur geben sondern sie auch wach halten, denn noch darf sie nicht einschlafen.

Vor Bett neben dem Schreibtisch liegt eine dicke Decke, fein säuberlich und zusammengelegten an der Stelle, wo zuvor noch ein metallener Koffer stand.

Auf dem Nachttisch liegen ein paar Bücher so wie ein Collage-Block und Stifte. Erst später wird Ray durch einen Türenknall wach und zieht sich unter der Decke zusammen.

Spät am Abend hatte er noch die anderen Familienmitglieder kennengelernt, wobei nur die Frau des Hauses noch annähernd etwas Japanisch konnte, jedoch nicht lange so gut wie ihre Tochter. Die Jüngste konnte jedoch nicht ein Wort und hat Ray nur mit großen Augen angestarrt. Der Vater des Hauses schein desinteressiert.

Schon ein mulmiges Gefühl mit so vielen Weibern in einem Haus, aber jetzt ist er erst einmal alleine. Naomi hat ihn darauf vorbereitet.

So faul hat er lange nicht mehr gelebt, aber da hat er die jüngere etwas unterschätzt.

Plötzlich schreckt ihn ein nervendes Piepsen auf und der Verursacher wird schnell zum schweigen gebracht. Der Spot am Raumteiler ist schnell an geschaltet und er sieht auch gleich den Zettel.

Schmunzelnd über die schlechte Schreibweise schüttelt er leicht den Kopf. Das Mädchen hat vielleicht einen japanischen Namen und spricht auch ziemlich gut die Sprache, aber schreiben sollte sie lassen.

Ray schnappt sie die Sachen und geht aus dem Zimmer, die Treppe runter und in die Küche. Hier macht er sich erstmal einen Tee. Sobald er also verstanden hat, wie das hier im Haushalt abzulaufen scheint, sitzt er da mit seiner Tasse und sieht sich die Materialien an.

Die Stifte und der Block waren klar. Daran gab es nichts zu sagen. Des Weiteren hat er ein Wörterbuch vor sich, durch das er erstmal durchsteigen muss.

Es scheint Japanisch ins deutsche zu übersetzten und umgekehrt. Damit könnte ihm erstmal geholfen sein. Das andere Buch jedoch lässt ihn schmunzeln.

Es sieht aus wie ein Grundschulbuch aus Japan. Anscheinend um kleinern Kindern Deutsch beizubringen. Ray fährt mit dem Finger über die Seitenkante und blättert in dem Buch rum. Viele Aufgaben wurden mit Bleistift in einer krakeligen Handschrift erledigt. Es scheint wirklich ein japanisches Grundschulbuch zu sein, aber eben so gut, dass auch er es versteht. Lernt man den eigentlich schon so früh Deutsch? Bestimmt ist es aus einem speziellen Kurs, den sonst würde Kenny ja auch so gut sprechen können wie Hilary.

Nun kommt Ray doch mal eine Idee.

Sicher muss hier auch irgendwo ein Telefon rumliegen. Er sieht auf die Uhr.

Noch ungefähr 20 Minuten bis Naomi von der Schule wiederkommt. Heute hat sie einen kurzen Tag. Das ist genug Zeit um anzurufen.

Der junge Chinese kann es sich selber nicht erklären, warum er heimlich anrufen will. Warum sollte Naomi nicht erfahren, dass er seine Freunde anruft?

Dennoch macht er es jetzt so. Das Telefon ist schnell gefunden und die Nummer noch schneller rausgesucht und eingetippt.

Nun wartet er nur noch darauf, dass jemand an der Rezeption abnimmt. Dabei blättert er noch einmal genauer durch das Buch.

Schließlich wird abgenommen und er lässt sich mit dem Zimmer der anderen Verbinden.

“He Leute, wie geht´s?”, spricht er locker in den Lautsprecher als er Kennys Stimme vernimmt.

“Spinnst du Ray?”, fährt dieser ihn an, wobei Ray doch den Hörer etwas von sich weghalten muss.

“Ruhig Blut Chef, es ist alles in Ordnung. Nur Driger spinnt etwas”, versucht er den auf der anderen Seite zu beruhigen und bekommt schon mit, dass dieser auf Lautsprecher geschaltet hat.

“Ray, wo bist du?”, macht ein panischer Tyson auf sich aufmerksam.

“Ach! Meldet der werte Herr sich auch mal?”, zickt Hilary gereizt im Hintergrund.

“Die Frau von der Rezeption meinte, du hättest merkwürdig geklungen”, mischt Max nun mit um die andern vielleicht etwas abzulenken.

Ray beginnt zu erzählen. Von dem Mädchen aus der Disco, der Fahrt, den Jungs nach seinem Anruf, Naomi und ihrer Familie und vor allem von Driger.

“Dein Bitbeast reagiert also auf diese Naomi”, wiederholt Kenny das Geschehen überfragt.

“Nicht nur das. Driger hat mich auch hierher gebracht. Ich weiß nicht, was weiter passieren soll, aber ich werde es wohl besser abwarten und mich möglichst oft melden”, erklärt Ray das weitere Vorhaben, wobei er sich ein Tost in den Mund stopft.

“Dranzer hat auch reagiert”, auf das Geständnis von Kai ist nicht nur Ray sprachlos, “Irgendwas ist hier nichts ganz geheuer. Wir müssen unbedingt Kontakt mit Mr. Dickenson bekommen. Wegen den Kopien und erstrecht diesen merkwürdigen Reaktionen.”

“Außerdem würde mich mal interessieren, warum hier keiner zu bladen scheint”, mischt Tyson mit.

“Stimmt , ich hab hier nicht eine Beyarena rumstehen gesehen”, stimmt Hilary diesem zu und durchkramt ihr Gedächtnis.

“Sind wir hier die einzigen Blader?”, fragt sich Daichi nun allmählich.

Kenny hat unterdessen eine Theorie aufgestellt, dass anscheinend nur die Highsociety in Deutschland bladet, zumindest würde das erklären, wieso Robert dazu zählt. Dabei kommt Tyson der Einfall, dass sie auch einfach diesen mal aufsuchen und fragen können, wenn sich ihr Sponsor nicht meldet. Solche Einfälle hätte man ihm normal gar nicht zugetraut.

So soll es nun gemacht werden und grade noch rechtzeitig ist das Gespräch beendet, denn die Geschwister sind zurück.
 

Naomi lässt sich völlig erschöpft auf einen der vier Küchenstühle fallen, während ihre Schwester schon die Glotze für sich einnimmt.

“Du siehst aus…”

“Wie durch die Mangel gezogen?”

“Die Mangel?”

Naomi schließt die Augen und überlegt, wie sie ihm das Sprichwort erklären soll, findet jedoch keine richtigen Worte und versucht es mit der Jugendsprache.

“Wie Ausgekotzt, würden wir auch sagen.”

Das war nun verständlicher für Ray und er nickt.

Naomi hat noch immer ihren Poncho an, ist jedoch schon dabei sich eine Tasse rauszukramen. Ray beobachtet, wie sie den Wasserkocher anschaltet und schaut etwas fragend aus der Wäsche.

“Wieso benutzt du nicht das?”

Er deutet auf ein Gerät direkt neben dem Wasserkocher, in welches Pads eingelegt werden, damit Wasser dort durchläuft und anschließend halt das entsprechende Produkt in die Tasse kommt.

Naomi sieht ihn überfragt an.

“Ich versteh nicht.”

Ray hingegen steht auf und holt etwas aus dem Teeschrank.

Naomi merkt wie groß er doch ist. Ohne sich auf die Zehenspitzen zu stellen oder dergleichen kommt er an das oberste Regal dran.

Schließlich holt er eines der Pads von dem speziellen Tee, den ihrer Mutter sich meist aus der Türkei mitbringen lässt, raus und Naomi ahnt, was er gemacht hat. Ihr Grinsen lässt ihn böses ahnen.

“Du hast ein Tee-Pad in eine Kaffee-Maschine getan?”

Erst jetzt merkt Ray, dass der Tee doch recht merkwürdig geschmeckt hatte und schaut etwas zerbrochen aus. Naomi für ihren Teil lacht jedoch nur kurz auf und zeigt ihm dann, wie die Küche funktioniert. Allem voran macht sie ihm jedoch vor, wie man sich hier einen Tee zubereitet und erstrecht wie sie ihren ostfriesischen Schwarztee fertig macht, wobei der andere verständnislos das Gesicht verzieht.

Ihr einziges Argument dabei ist, dass andere Leute eben in ihren Bohnentee Milch kippen und sie lieber eine ostfriesische Teesorte nutzt.
 

5. Dezember: “Jeder neue Weg beginnt mit dem ersten Schritt.”

Naomi runzelt bei den Worten die Stirn und Ray sieht ihr überfragt über die Schulter, kann mit den Worten jedoch genauso viel anfangen wie mit der Sprache.

Wieder ist alles auf deutsch.

“Was steht da?”, frag er neugierig, doch dabei kommt Naomi nur eine Idee.

Schließlich sitzen die Beiden wieder auf der Liegewiese und Ray versucht die Worte zu übersetzen, was so annähernd gut funktioniert, ihn jedoch nicht wirklich weiter bringt.

“Erklär mir das doch mal”, meckert er rum und bemerkt erst jetzt, dass die andere ein anderes Buch vor der Nase hat, “Was machst du da?”

Naomi sieht zu ihm auf, beschäftigt sich dann jedoch mit den letzten Zeilen, ehe sie antwortet.

“Geschichte”, meint sie und zieht aus ihrem Koffer Block und Kugelschreiber hervor, “Irgendwann muss man das ja machen.”

Schweigend beobachtet Ray ihr vorgehen.

Das kauen auf dem Stift, das andauernde wechseln der Position, die Art wie sie die Seiten umschlägt und wieder zurück. Ab und zu kaut sie auch auf ihren Haaren rum und kratzt sich im Gesicht, doch da hat Ray seine Hände irgendwann zwischen.

“Davon ist noch keiner schlauer geworden”, entgegnet er dem Mädchen spitz, bekommt jedoch gleich Kontra.

“He, ich bin blond”, damit wendet sie sich wieder den Seiten zu, “Außerdem hasse ich dieses Fach. Die Themen mag ich zwar, aber ich weiß nie, was genau von mir verlangt ist.”

Sie seufzt auf.

“Egal wie sehr ich mich bemühe, es wird doch nicht besser. Dabei war ich früher so gut”, ihr sehnsüchtiger Blick gilt der Seite, die sie bereits vollgeschrieben hat.

Es scheit sie wirklich zu belasten, es nicht gepackt zu bekommen.

Mit den spitzen Fingernägeln fährt sie die Zeilen entlang. Ihre Mutter ist inzwischen wieder zurück, aber sie selber wirkt abwesend.

Ray wird das zu bunt. Er knallt ihr das Buch vor der Nase zu und stülpt ihr den Poncho über.

“Ray! Was soll das?”, beschwert sie sich laut und schaut ihn so böse an, wie es ihr möglich ist, doch er grinst einfach.

“Lass uns raus gehen”, schlägt er vor, “Ich bin schon den ganzen Tag nur im Haus und das kann ich nicht mehr länger aushalten.”

Sie brummt nur, wobei er ihr jedoch nur die Haare aus den Kragen zieht, wie man es bei unselbstständigen Kindern machen muss.

“Komm schon”, bei dem Blick, den er jetzt aufsetzt kann keiner >Nein< sagen.

Selbst Naomi nicht.

★˙·•6.•·˙★

Der Spaziergang dauerte lange genug, das Naomi den Kopf frei bekommt und auch noch was zu futtern für ihr Haustier besorgen konnte.

Währen Ray sich also den erst des Tages mit der Fütterung und zocken mit der kleinen Schwester zufrieden gab, erledigt die Große in Rekordzeit alle Aufgaben. Sie meinte, Ray würde jemanden zum dolmetschen gebrauchen können, aber das bisschen Englisch, das beide Spieler beherrschten reichte auch schon aus.

Nach dem sie später schließlich gegessen hatten und die Wii auch noch ausgiebig genutzten, war erstmal schicht im Schacht.
 

Am nächsten Morgen hat Ray erstmalig die verschlafene Naomi kennengelernt. Ein wirklich ausgesprochen zickiger Morgenmuffel, aber trotzdem wie immer. Jetzt, da sie sich einmal aufgeregt hat, bei einem Wortverdreher wird Ray sie wohl immer Nezumi-chan nennen.

Sie ist ja schließlich auch eine kleine graue Hausmaus.

Heute wird er jedoch endlich mal was zu tun haben. Zufällig hat er mitbekommen, dass einiges im Haushalt ganz und gar nicht gut läuft, somit wollte er erstmal mit aufräumen anfangen. Um nicht viel falsch zu machen nimmt er sich erstmal die Küche vor.

Der Vater des Hauses hat sich vorher schnell zu Verwandten verdrückt um dort wieder ein Auto zu warten. Sein Hobby.

Er hätte sowieso nur staunend beäugt, was der Junge alles weiß und kann.

“Pizza backen schön und gut, aber wieso bei mir?”

“Weil meine Eltern uns nicht in die Küche lassen und du die Rezepte kennst.”

“Meine Familie hat Besuch. Da kann ich euch ihnen doch auch nicht noch zumuten.”

“Gut, aber ich hab auch Besuch, also wundert euch nicht.”

Ray hört die Stimmen von der Küche aus.

Als er durch das Fenster schaut, sieht er Naomi mit ein paar weiteren Mädchen den Weg entlang gehen. Eine ist etwas pummliger und wirkt ziemlich gemütlich. Die nächste sieht aus wie ein hochnäsiges braunhaariges Model. Auch mit dabei ein Mädchen in der Gestallt eines Engels, wofür ihre Löckchen sorgen und eine Dunkelhäutige, die wohl ganz offensichtlich etwas weiter weg kommt, aber auch nichtgrade zu weit.

Seine Nezumi sieht doch ziemlich geknickt aus. Klar, da er da ist und das bei Besuch. Soll er besser erstmal den Raum wechseln und sich in ihrem Zimmer mit was anderem beschäftigen? Das ist vielleicht keine so schlechte Idee, also sieht er zu, dass er erstmal nach oben kommt.

Wenig später klackert auch schon der Schlüssel im Schloss.

“Vangt ihr schon mal an. Ich gehe mal hoch und schau was er macht”, in der Hoffnung, dass Ray sich wirklich dort aufhält geht sie schnellen Schrittes die Treppe hoch und lässt ihre Freundininnen alleine die Küche passieren.

“Ray!”, stürmt sie rein und schaut durch die Tür direkt die gesuchte Person an.

“Ich hab euch gehört und gesehen”, meint dieser nur stolz, doch schon ist Naomi an seinem Zopf beschäftigt, “was machst du da?”

“Wenn die merken, wie lange Haare du hast, geht das Geläster los. Und ich bin ja schon so Thema an der Schule”, sie steckt ihm den Zopf mit einer Spange zusammen und steckt ihm den Rest in den Kragen, “Reicht ja schon, wenn sie mitbekommen, dass ich zur Zeit nen Ausländischen Brieffreund bei mir habe.”

Den Wink mit dem Zaunpfahl hat Ray schon verstanden, aber das mit den Haaren versteht er noch immer nicht.

“Wenn denen meine Haarlänge nicht passt, kann ich da auch nichts zu. Ist doch egal”, doch Naomis Seufzer lässt ihn an der Aussage zweifeln.

“Pass auf, ich bin in der Schuhe eh schon einzigartig. Mein Koffer, mein Poncho, ungeschminkt. So laufe nur ich rum. Und dann auch noch meine Hobbys”, darauf fällt ihr was ein, “Wenn du mitspielst, sorge ich dafür, dass du bald neue Klamotten hast und nicht mehr bei meinem Vater leihen musst.”

Das ist nun doch eine Bessere Sache und Ray grinst. Er ahnt noch nicht, was genau damit gemeint ist, aber die Vermutung liegt nahe, dass sie einkaufen gehen.
 

Schließlich steht Ray mit Naomi in der Tür und verzieht zu erst das Gesicht. Die Dunkelhäutige lacht über etwas und scheint zu versuchen die Paprika zu schneiden. Das Fleisch in der Pfanne wird mit dem Holzstab geradezu zerstückelt und der Pizzateig aus der Packung weist schon jetzt ein riesiges Loch auf.

Keine der Damen muss auch nur einen Ton sagen, da hat er sie schon aus den vier Wänden in das nächste Zimmer verbannt, sich von Naomi erklären lassen, was es werden soll und das ganze selbst in die Hand genommen.

“Dein Freund ist ja ziemlich Zimperlich, was Essen angeht.”

“Er ist nicht mein Freund!”, äußert sich Naomi schnell der breiteren gegenüber, woraufhin alle anfangen merkwürdig zu schmunzeln oder zu grinsen.

Nun muss Naomi schnell mit Gegenargumenten arbeiten.

“Er hat eine Freundin”, nimmt sie den Mädels den Wind aus den Segeln und holt die Materialien hervor, weswegen sie dieses Treffen überhaupt stattfinden lassen, “Ein ganz hübsches Mädchen und sehr lebhaft.”

Unterdessen schlägt Ray das Wort ‘Freund’ nach. Er hat die Vermutung, dass es da um ihn geht. Das ‘nicht’ war für ihn schon eindeutig, aber dieses eine Wort lässt ihn noch eine Weile rätseln, während er den Käse auf das Blech streut.
 

“Wir sollten die Themen aushängen und nachfragen.”

“Ich finde, es sollten Vorschläge eingereicht werden und wir lassen dann abstimmen im Ausschlussverfahren.”

“Das wird doch wieder genauso erfolgreich wie beim Motto. Anschließend kommt eh wieder das selbe raus.”

So läuft die Diskussion im Esszimmer, während zwischendurch die Pizza gegessen wird.

Ray versteht nicht ein einziges Wort, dennoch beobachtet er Naomi aufmerksam und fragt sie auch zwischendurch worum es den geht.

Die junge Dame scheit schlauer zu sein, als er sich dachte. Sie macht Ihren Abschluss um später zu Studieren, was sich in Deutschland Abitur oder Reifezeugnis nennt. Ein Abschluss wird hier jedoch immer gefeiert. Sowohl nach der 10 als auch nach der 13.

Sie haben jedoch noch etwas Zeit für die Vorbereitungen, dennoch muss es geregelt werden, also besser spät als nie.

Jede Reaktion und Tonlage Naomis wirkt immer gezwungener und eingeengter umso weiter das Gespräch läuft, bis sie irgendwann nicht mehr viel sagt. Anscheinend war der Tag doch ziemlich lang und anstrengend und jetzt auch noch das, wo sie doch schon mal eher Schluss bekommt.

Die modelartige Dame bemerkt als erste wie Ray aufsteht und ihre breitere Sitznachbarin so wie die Dunkelhäutige werden ebenfalls aufmerksam.

Schließlich haucht der Mann der Runde seiner Wohngenossin gegen den Hals, worauf diese erstmal erschrickt und den gesamten Körper anspannt.

“Mach dich locker Nezumi-chan.”

“Halt du bloß die Klappe und verdrück dich!”, wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen faucht sie ihn an, weshalb der Chinese grinsend schleunigst in das obere Stockwerk flüchtet.

Ihre Gruppe sieht nur verwirrt hinterher.

“Nezumi?”, mehr hatte sie anscheinend nicht so recht mitbekommen, doch die andere setzt sich wieder hin.

“Manchmal nennt er mich so.”

“Klingt ganz niedlich”, findet wiederum die Modelartige.

“Wag es ja nicht-”

Naomi spürt einen Druck in ihrer Seite. Das Engelsgleiche dünne Mädchen neben ihr grinst frech und stupst sie mit dem Ellenbogen an. Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie alle diesen fordernden Gesichtsausdruck drauf haben.

“Verdamm mich noch mal, der ist vergeben!”, brüllt sie schließlich lautstark.

Das müsste nun verständlich genug gewesen sein und Ray lacht sich unterdessen einen ins Fäustchen.
 

“He, sprich mit mir.”

Nach einiger Zeit sind die Mädchen dann verschwunden und Naomi hat kein Wort mehr mit dem angeblichen Brieffreund gewechselt. Sie schlingt das Abendbrot in sich rein, wie die Döner-Pizza nach dem Ray verschwunden war.

Dieser versucht sie jedoch verzweifelt dazu zu bringen wieder ein Wort mit ihm zu wechseln doch vergebens. Dieses Mädchen ist sturer wie Kai und dickköpfiger als Tyson und Hilary zusammen. Selbst auf eine weitere Bezeichnung als Mäuschen springt sie nicht mehr an. Schließlich gibt Ray es also auf und sieht zu, dass er duschen kommt.

Das warme Wasser tut gut.

Die ganzen blauen Flecken lassen in Ray allerdings Wut aufkochen und somit seinen vorherigen Gedanken verdrängen.

In ihm baute sich der drang auf stärker zu werden und es diesen Leuten zu zeigen.

Er wollte ihnen zeigen wo der Hase lang läuft und das, wenn nötig, alleine. Er fand es schicht und ergreifend bescheuert auszusehen wie ein Dalmatiner mit blauen Punkten. Ganz nebenbei fällt es ihm schwer, sich dermaßen umsorgen zu lassen.

Auch wenn er Jasmin, der Mutter des Hauses, mit der Grundreinigung einen Gefallen tut, hält er dies noch lange nicht für genug. Vielleicht würde ihm ja noch etwas einfallen. Wenn er Deutsch könnte, würde er ja einkaufen gehen, aber dem ist eben nicht so. Er könnte höchstens noch kochen, aber das will man ihm nicht überlassen und er akzeptiert es.

Mit noch immer nassen Haaren und einem Handtuch um die Schultern hängen kommt Ray in das Zimmer und sieht Naomi vorm Fenster auf der Bank hocken.

Den Blick nach draußen zu Mond und Sternen, die Ellbogen auf die Fensterbank gestützt und die Oberschenkel gegen die warme Heizung gedrückt, welche einige Geräusche macht.

Ohne einen Ton zu verlieren räumt Ray einige Sache von der Bank und setzt sich neben sie. Eine Weile sitzen sie nur so nebeneinander und schauen hinaus zu den Lichtern. Über die vielbefahrene Straße leuchten die Scheinwerfer der Autos und die kaputte Laterne am Straßenrand fällt deutlich auf.
 

“6. Dezember”, spricht Naomi leise aber deutlich, “Manchmal braucht man Glück um Aufgaben zu meistern. Glücksbringer: 4 Haarspangen”

Ray denkt kurz drüber nach und will grade etwas dazu sagen, dann trifft ihn auch schon ihr Blick und sie spricht weiter.

“Ich habe es erst eben gelesen.”

“Du hast meinen Zopf doch mit 4 davon hochgesteckt?”, darauf nickt Naomi und sieht wieder hinaus.

“Ich weiß nicht ob das Zufall ist oder diese Wahrsagerin ihr Handwerk verstand”, sie hat eine Haarspange in der Hand und dreht sie nervös in alle Richtungen.

Mal zuwische Daumen und Zeigefinger, dann über dem Mittelfinger, Daumen und Keinem Finger verharkt und schließlich umgekehrt.

“Ich hab die Geschichtshausaufgaben vorgetragen und die >Aufgabe gemeistert<.”

Driger scheint wieder leuchtend zu reagieren und Ray legt die Hand auf den Blade in seiner Oberteil, das neben ihm liegt, damit Naomi es nicht merken würde.

“Kann man das den noch mit einbeziehen?”, Ray klingt unglaubwürdig, was Naomi doch nur zu gut versteht.

“Ja”, sie nickt, “Schließlich habe ich sie heute in den Freistunden zu ende geschrieben.”

Nun währe Ray fast von der Bank gekippt, wenn er sich nicht an ihr festgehalten hätte.

“Du hast so wenig Unterricht und dann auch noch Freistunden?!”

“He, was verlangst du? Regelmäßiger Unterricht ist in der Oberstufe selten, aber Morgen hab ich durchgehend von der ersten bis zur neunten. Heute viel ja nur was aus, sonst hätte ich noch >etwas< länger gehabt.”

★˙·•7.•·˙★

Naomi hatte Recht.

Heute will der Tag anscheinend einfach nicht um gehen.

Ray hat das halbe Erdgeschoss aufgeräumt und sich den Keller fürs nächste Mal ausgesucht, denn der hat es dringend nötig.

Außerdem hat er einige Deutsche Worte gelernt, die er sicher gut gebrauchen kann und war sogar mal in den Wäldern um wenigstes mal etwas zu trainieren. Er will ja schließlich nicht einrosten.

“Was soll das heißen Robert ist wie vom Erdboden verschluckt?”, wiederholt Ray skeptisch den Inhalt der Worte seines Freundes, mit dem er telefoniert, während er im Keller auf der Truhe sitzt.

“Keine Ahnung was hier los ist Ray, aber die Lage wird immer merkwürdiger”, deutet Kenny weiter, “Heute waren wir mal außerhalb Düsseldorfs und Dranzer hat wieder reagiert. Mitten im Zug. Aber das war nicht alles, auch Draciel hat sich gemeldet, als wir an nem anderen Ort vorbeifuhren.”

“Hm…”, Ray denkt drüber nach und bekommt im Hintergrund das Gezeter zwischen Tyson und Hilary mit.

“Was ist den bei euch los?”, will er nun wissen und wartet auf die Antwort.

“Ach, nichts besonderes. Ich weiß auch nicht genau. Irgendwas ist bei der Rückfahrt anscheinend passiert und seit dem zicken sie rum. Kai hat sich schon abgekapselt”, da fällt dem Chef wieder was ein, “Sag mal, sollen wir nicht mal zu dir kommen? Ich meine, das währe ja eigentlich nötig und so-”

“Besser nicht”, schlägt Ray ihm die Idee ab, “Fahrt nach Berlin, da gibt es mehr zu sehen. Außerdem muss ich da noch was erledigen.”

“Was erledigen?”, Kenny seufzt auf, “hat dir dein Geflirrte nicht schon genug Ärger eingebracht? Die Wight Tigers sind übrigens in Japan. Die einzigen, mit denen man noch Kontakt bekommt, wie es scheint.”

“Dann frag doch mal Lee, ob er was rausbekommt ob Driger schon einmal solche Reaktionen bei jemandem gezeigt hat.”

Auf die Idee ist der Chef anscheinend noch nicht gekommen. Er würde bei nächster Gelegenheit nachfragen, doch nun muss Ray erstmal eine Art Testdurchlauf mitmachen. Jasmin geht mit ihm einkaufen.

Da ist er ja schon gespannt drauf, was es in Deutschen Läden sonst noch so gibt.

Das eine Mal hat er ja nur nach dem nötigsten gesucht, aber nun kann er den Speiseplan indirekt mitbestimmen. In Deutschland werden die Ausländischen Speisen anscheinend alle ziemlich umgestaltet, aber Naomi schlingt Pizza, Bratnudeln und Gyros in sich rein wie ein Staubsauger. Ein Wunder, dass sie die Figur hält.
 

“Das ist ja alles im Plastik eingepackt”, skeptisch betrachtet Ray Obst und Gemüse.

Allem voran einen Korb mit Gurken und daneben drei rundliche Paprika, die wie eine Ampel in den Farben rot, gelb und grün auf einander folgen.

Jasmin überhört die Aussage anscheinend und stopft den Einkaufswagen voll mir Zeugs, das man gebrauchen könnte. Damit ist Ray überfordert, bis sie in der Tiefkühlung vor einem Artikel stehen bleibt und ihm Ray unter die Nase hält.

“Das nennt man Serviertenknödel. Die gibt es Sonntag zum Kaninchen, aber Naomi ist schon Glücklich, wenn sie nur die Dinger mit Soße hat”, sie lacht auf, vermutlich darüber, wie einfach ihre Tochter doch gestrickt ist.

“Weißt du, sie kann zwar viel Essen, aber in der Küche kann sie nur Chemische Experimente durchführen und backen. Kochen geht gar nicht. Ich weiß noch, als sie sich dahinter gesetzt hat Reisbällchen zu machen. Das hat gar nicht funktioniert und sie war total enttäuscht”, Jasmin fängt an aus dem Nähkästchen zu plaudern, das Ray nur gespannt verfolgt, “Sie meinte immer, dass sie irgendwann für ihre Schwester und sich Bentos - oder wie die Dinger auch heißen - mit zur Schule nehmen würde. Ein Glück, dass sie es nicht kann, sonst würde sie ja noch mehr auffallen, aber das Geld für die Dosen hätte sie sich sparen können.”

Auffallen - davon hat Naomi auch gesprochen.

Sie will nicht auffallen, aber wieso? Das alles erscheit Ray unlogisch, dass ein Bento als auffällig gilt. Nahezu von diversen Hintergedanken gelenkt sucht er einige Sachen aus den Regalen selber aus und verstaut sie im Wage, während er der Frau nur noch mit halbem Ohr zuhört.

Er bemerkt nicht, dass er beobachtet wird. Jeder seiner Schritte und Handlungen wird einzeln von einer Person verfolgt, welche er noch nicht kennt, aber der er wohl bald begegnen wird.
 

Ray hat Naomi den ganzen Tag noch nicht gesehen. Diesen Morgen war sie leise genug, als sie sich aus dem Zimmer stahl. Während jener nun noch mit der Frau Mama einkaufen ist, geht sie zur Abwechslung mal wieder online.

Seit sie Ray gefunden hat, kam sie nicht mehr dazu, aber jetzt, da sie eigentlich erschöpft war und der Chinese in sicherer Distanz ist, kann sie es wagen mal wieder das Internet zu beziehen.

Schließlich muss sie auch noch Fotos hochladen. Überraschenderweise schreibt ihr jedoch jemand mal wieder, von der sie seit langem nichts mehr gehört oder gelesen hat. Während sie die Nachricht ließt, bildet sich ein Kloß in ihrem Hals. Es handelt sich um eine Art Erpressung.

“7. Dezember: >Ein Problem pirscht sich an, wenn man es am wenigsten erwartet.<”
 

Die Haustür öffnet sich und schneller als normal ist Naomi die Treppe runter und hat einige Päckchen dabei.

“Was ist das?”, will Ray nun überfragt wissen.

Jasmin hingegen lacht einfach nur.

“Sind das die verspäteten Nikolaussachen?”

“Ich hab sie nur gut weggelegt, das ist alles!”, verteidigt sich die Tochter.

Ihre Lüge war jedoch offensichtlich. Nachdem sie aus dem Bus ausstieg ist sie noch einkaufen. Deswegen war sie auch so früh aus dem Haus. Es war ihr einfach unangenehm.

Jedes Päckchen war säuberlich eingepackt.

Auch Ray bekommt eins, wie es aussieht sogar das größte.

“Nikolaus”, wiederholt Ray das Ereignis, während Naomi den Laptop wieder öffnet.

“Ja, so heißt das”, spricht sie gelassen und versucht etwas sinnvolles hinzuzufügen, “er wird anders auch Knechtruprecht genannt. Liebe Kinder bekommen von ihm tolle Sachen und böse eine Rute.”

Ray sieht auf.

“Also ich kenne nur Weihnachten.”

“Das hat aber noch Zeit”, lacht Naomi auf, doch schließlich überkommt sie ein Seufzer.

“Ich hab dir doch was versprochen”, mit den Worten dreht sie sich zu ihm um, “Wie währe es, wenn wir morgen in die Stadt gehen?”

Da ist Ray natürlich gleich Feuer und Flamme, doch der bedrückte Gesichtsausdruck des Mädchens macht ihm doch etwas Kummer.

“Naomi?”, seine Worte lassen sie abschweifen und sie schaut wieder auf den Bildschiern.

Ein paar Mausklicks und die Nachrichten wie ihre Antwort sind gelöscht.

“Wir werden uns nur noch kurzzeitig mit ein paar Leuten treffen. Ich mag diese zwar nicht leiden, aber aus Höfflichkeit kann man sich ja mal ein bisschen austauschen”, spricht sie mit einem Kloß im Hals.

Ray merkt gleich, dass ihr das Ganze schwer zu fallen scheint, dennoch stimmt irgendetwas nicht mit ihr, aber nachharken würde nichts bringen. Es würde nur das Gegenteil bewirken.

“Was wollen die den mit dir reden?”

“>Ein Problem pirscht sich an, wenn man es am wenigsten erwartet.< Sie haben dich mit Mam beim Einkaufen gesehen und wollen mir, dass mit den Brieffreunden nicht so wirklich glauben. Schon verrückt.”

Der Chinese packt das Geschenk langsam und vorsichtig aus.

Naomi versinkt unterdessen in ihren Gedanken. Sie muss schauen, wie sie Ray möglichst schnell neutrale Klamotten verschafft und ihn vor Ihr als normalen Jungen darstellt. Sie kann nur hoffen, dass es funktioniert.

Plötzlich spürt sie ein Paar Arme, die sich mit etwas weichen in den Händen um sie schlingen.

“Wann hast du den den gemacht?”

“So nebenbei in meinen Freistunden und im Unterricht. Bin erst heute damit fertig geworden.”

Eine weile bleibt es still.

“Danke Nezumi-chan.”

Dies ist das erste Mal, dass ihr der Name ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und für keinen Streit sorgt.

Sie spürt das weiche Garn, aus dem sie Ray den Schall gemacht hatte selber und denkt sich, dass es keine so schlecht Idee war, ihm diesen zu machen, anstatt irgendwas zu kaufen. Sie hätte auch gar nicht gewusst was.

★˙·•8.•·˙★

Es ist Samstag und somit Wochenende.

Um 11 Uhr kommen Naomi und Ray in der Innenstadt an, was Ray doch ziemlich enttäuscht.

“Ich weiß selber, wie klein das hier ist, aber in soeiner Gegend kannst du nicht viel erwarten”, bemüht sich Naomi ihm die Lage bewusst zu machen.

Sie hat wieder Rays Haare hoch gesteckt, auch wenn dieser meinte, er könnte das ja wohl selber. Durch den Schall wird das Gröbste noch zusätzlich abgedeckt, aber jetzt gilt es erstmal ein normales Outfit für Ray zusammenzusuchen, was gar nicht mal so einfach ist, da er die Taktik gleich durchschaut hat und es absolut nicht akzeptieren will seinen Styl zu ändern.
 

Schließlich schaffen sie es aber doch sich noch vor 15 Uhr zu einigen.

“Ich seh aus…”

“Sowas nennt man schick. Kleider machen Leute”, zufrieden darüber Naomi in ein aufwendiges Outfit rein bekommen zu haben, lächelt Ray sie an.

“Dein Blick ist echt schlimm. Ich darf dir nicht mehr in die Augen sehen, wenn du was willst. Im übrigen ist mir das doch etwas unangenehm, wenn du das alles bezahlst.”

“Du bist einfach zu nachgiebig. Das müssen wir noch trainieren”, meint Ray siegessicher die Nase zu weit hoch gestreckt und bekommt erst zwei Meter weiter mit, dass Naomi hängen geblieben ist.

An einer Art Kasten, voll mit Stoffen.

Sie wühlt alle durch und scheint sie einzeln mit den stabilen Fingernägeln zu prüfen. Die schönsten Stücke legt sie sich zur Seite.

Noch haben sie etwas Zeit, also erlaubt sich auch Ray mal umzusehen und sieht die dichten Stoffe in weiß und Rot fragend an.

Naomi sieht lächelnd zu ihm auf.

“Kannst du dir ein Sweatshirt daraus vorstellen?”

“Jetzt sag bloß, du kannst nähen”, verwundert sieht Ray ihr nach, wie sie das Geschäft betritt.

Mit einer vollen Tüte Angebote kommen sie wieder raus.

So lange sie näht, hat Ray sich auch noch was gewünscht und die Materialien dafür selber besorgt - natürlich mit Beratung. Da kann man ja gespannt sein ob es funktioniert.

Somit machen sie sich jetzt auf den Weg zum Treffpunkt in ihren neuen Outfits und mit den Tüten in den Händen.
 

“Noch eines”, Ray sieht zu Naomi, wobei sich ihre Blicke direkt begegnen, “dein Blick muss starr wirken oder guck sie nicht an.”

Schließlich bleibt sie kurz stehen und holt etwas aus der kleinsten Tasche, dessen Inhalt aus einem der 1€Läden hat. Ray bleibt ebenfalls stehen, woraufhin ihm Naomi das Stirnband abnimmt, die Haare etwas anders legt und eine Brille aufsetzt.

“Keine Panik, sind nur normale Gläser.”

“Und jetzt noch ein Wort zur Unauffälligkeit.”

Einen nachdenklichen Augenblick herrscht Stille.

“Du siehst eben aus wie ihr Ex, von daher müssen wir dich etwas tarnen.”

“Das hast du mir vorenthalten”, Ray glaubt dies natürlich nicht, aber nimmt es besser so hin, denn schon kommen zwei Gestalten auf sie zu.
 

Am liebsten würde er weglaufen, als er das weibliche Individuum von jenen näher kommen sieht. Sie ist ihm auf Anhieb suspekt.

Da doch lieber die stabile und stark geschminkte Freundin, als diese Schrägschraube. Ray hat sie grade nur gesehen und hat schon genug von ihr. Sie wirkt auf ihn falsch und hinterhältig.

Stürmisch umarmt sie Naomi, welche nur ein gequältes Lächeln aufsetzt. Das bestätigt nur Ray Theorie.

Naomi macht Ray klar, dass sie sie jetzt einander Vorstellen wir, woraufhin dieser die Augen verengt. Diese Tussi wird er sicher nicht auf seine besondere Art anschauen, höchstens, wenn er sie danach nie wieder sehen muss.

“Sie heißt mit richtigem Namen Theresa, aber alle nennen sie nur Tes. Der Typ neben ihr ist ihr Freund. Ich kenn ihn nur als Jacko.”

Auch dieser ist Ray ungeheuerlich. Er wirkt etwas klein neben seiner Freundin, trotz der Größe. Die Marken der Klamotten sind ihm auch schon aufgefallen. Vermutlich was teures, das eh nicht viel bringt, so wie er es einschätzt. Sie sehen aus wie jeder andere. Da mag er den längeren Ballonrock Naomis doch wesentlich lieber.

Es selber wird ihnen als Raymond Kon vorgestellt. Ray überlegt, wann er ihr seinen vollen Namen genannt hat, aber im Prinzip ist es eigentlich egal. Hauptsache er könnte sich bald wieder mit Naomi verdrücken. So schnell soll ihm der Gefallen aber nicht getan werden.
 

“So ist das also”, die von Ray als Tussi bezeichnete Person sitzt mit überschlagenen Beinen im dem Cafe und rührt in ihrem Capuccino rum, “du hast also doch mal Brieffreunde von weiter weg. Von wo den genau?”

“Aus Shanghai”, Naomi versucht sich so knapp wie möglich zu fassen um bald wieder los zu kommen und lässt sich schon diverse Ausreden durch den Kopf gehen, was allerdings auch Ray so geht.

Er versteht zu allem übel kaum ein Wort, wenn Naomi es ihm nicht übersetzt. Eigentlich währe es ihm ja egal, aber irgendwas ist da ganz und gar faul an dieser Tussi. Die Befürchtung liegt nahe, dass sie aus der Highsociety stammt und nach Kennys Theorie eben blanden und somit ihn kennen würde.

Damit währe die Tarnung von Naomi gar nicht so schlecht. Die Tatsache, dass diese Person bei ihrem Verhalten und dem Umgang in einen solch kurzen Rock, einen Kerl abbekommen hat und bei Naomi anscheinend keiner ist, wundert ihn doch sehr. Wenn man sich jenen Typen nun wiederum anschaut, wird das Bild jedoch wieder klarer. Er hat bis jetzt anscheinend noch kein Wort gesagt.

“Shanghai… Wo liegt das noch gleich?”

“An der Küste Chinas. Zumindest, als ich es das letzte Mal im Atlas nachgeschlagen habe.”

“An der Küste? Nicht in den Bergen?”, fängt sie an zu spekulieren, “Außerdem ist Shanghai ja ziemlich groß. Was hältst du von einem kleinen Dorf?”

“Nei-en”, versichert Naomi, “Shanghai, Großstadt. Deswegen Raymond. Das ist nämlich ein europäischer Name und der würde sicher nicht bis in irgendein kleines Kaff rutschen.”

“Sachen gibt´s…”, sie hat anscheinend noch was als Gegenargument, “Du hast einen japanischen Namen und lebst in einem kleinen Kaff in Deutschland.”

“Ja, aber geboren wurde ich hier nicht, das weißt du.”

“Hm, das könnte ein wichtiger Faktor sein.”

Naomi bemerkt, wie Tes Ray mustert. Sie hofft, dass nichts auffälliges dran ist und schließlich stellt die andere ihre Tasse auf den Tisch.

“Mir reicht das Versteckspiel! Wie hast du so einen Typen gefunden?! Der sieht genauso aus wie-”

“Das kann dir doch egal sein!”, unterbricht Naomi mit einer deutlichen Stimme ihr piepsiges Gebrüll, “Du hast dich für so was doch sonst nie interessieret, warum sollte ich dir jetzt verraten, wo ich meinen Brieffreunde kennengelernt habe?”

Der Blickaustausch zwischen den Mädels ist eindeutig gespannt.

Doch schließlich schleicht sich ein lächeln über Tes’ Lippen.

“Ich sollte mal ein paar Fotos in deiner Schule weiterzeigen”, während sie dies sagt, ruft Naomi die Kellnerin zu sich um zu bezahlen, “He! Hast du mir zugehört?!”

Naomi sieht sich zu ihr um.

“Klar hab ich das”, bestätigt sie und pacht ihre Geldtasche wieder weg, während Ray schon aufsteht und erleichtert ist endlich weg zu können, “Ich habe nur endlich richtige Freunde gefunden und die wissen, was ich nähe und wie ich manchmal rumlaufe. Wenn du also gerne Geld ausgibst kannst du das ruhig machen.”

Nun wird es der anderen anscheinend zu bunt mit den Argumenten, sie steht auf, geht auf die frühere Freundin zu und holt aus um ihr eine Backpfeife zu verpassen, doch während Ray das erstarrte Mädchen zu sich hinzieht, reagiert Driger.

Ansonnten hat der Tiger nur mit leuchten seine Reaktion gezeigt, doch dieses Mal geht eine Druckwelle von ihm aus und schleudert die für ihn dastehende Gefahr mehr als nur zwei Meter weit weg.

Perplex steht Naomi da und weiß nicht was sie tun soll.

Ray hat im ersten Augenblick nur den Fluchttrieb und greift nach Naomis Hand, welche ihn jedoch bremst.

Erst hat sie noch einen geschockten Blick, dann ein Schmunzeln und schließlich lacht sie laut los.

“He, pass das nächste mal auf, der Boden ist frisch gewienert, da kann man schnell ausrutschen”, sie mustert die andere ein weiteres Mal, “Aber wenigstens bist du weich gelandet. Na ja - schade um die Torten.”

Nur einmal kurz die Kamera gezückt und das war´s.

“Bis Bald!”

“Rück das Foto raus!”, mehr als Rufen und Schreien ist in ihrer Position nicht mehr möglich.

Selbst Jacko muss bei dem Anblick schmunzeln, wie Ray feststellt. Dennoch stellt sich die Frage, wie er das mit Driger erklären soll. Würde Naomi es verstehen, wenn er es ihr erklärt?

Auf den Weg zur Bushaltestelle fällt zwischen ihnen kein Wort. Die zügige Gangart erlaubt keine näheren Kontakte, als der Handgriff, den Ray sowieso schon kontrolliert.
 

Bis sie wieder zurück im Haus sind ist es Zeit fürs Abendessen.

Dieses Mal kann Ray das nun machen. Unterdessen widmet sich Naomi wieder dem Adventskalender und öffnet schon das achte Türchen.

Ein Drittel der Zeit bis Weihnachten ist also schon um. Was die Wahrsagerin ihr wohl für heute vorausbeschworen hat?

Vielleicht sollte sie den Kalender nun doch immer am Anfang des Tages öffnen um besser vorzuplanen.

>8. Dezember: Unhöffliche Menschen rutschen leichter aus als andere. Glücksbote: Seelenverwandter<

Zum Essen kommt Naomi wiederum in die Küche.

Weiterhin herrscht Funkstille, auch wenn das Essen noch so gut schmeckt, mag Naomi kein Wort an Ray verlieren. Sie ist verwirrt.
 

Nach dem Duschen legt sich das verunsicherte Mädchen einfach ins Bett. Es ist noch früh, aber sie will sich nur hinlegen und nachdenken. Über das Geschehnis von eben grübeln und etwas für sich sein.

Das leise anschleichen von Ray bekommt sie gar nicht mit. Erst als er schon mit der Hand durch ihr Haar streicht zuckt sie zusammen.

“Kommst du runter? Wir wollen noch spielen.”

Ray versucht sie nun zu etwas anderen zu Animieren, aber das funktioniert anscheinend nicht. Ehe sie jetzt so weiter schweigen gibt er sich jedoch geschlagen.

“Hörst du auf zu schmollen, wenn ich dir alles erkläre?”, fragt er kleinlaut und überlegt schon, wo er anfangen soll, doch Verwunderlicherweise schüttelt sie den Kopf.

Schließlich dreht sie sich zu ihm um.

“Ich-”, stottert sie langsam, während sie sich aufsetzt, “hatte solche Angst, sie würde mir wirklich etwas antun. Sie hätte es sicher getan, wenn du nicht gewesen währst. Danke Ray.”

Somit ist erst einmal eine Umarmung fällig.

“So etwas macht man eben für Freunde”, meint dieser nur heilfroh, ihr nichts erklären zu müssen.

Irgendwann würde er ihr aber doch erzählen, was los ist. Vielleicht würde er ihr sogar mal das Bladen beibringen. Wer weiß.

“Ray?”

“Ja?”

“Du kannst echt gut kochen.”

★˙·•9.•·˙★

Naomi hat weiterhin noch kein Wort wegen dem gestrigen Ereignis verloren.

Gleich nach dem Aufstehen holt sie jedoch wieder den Adventskalender hervor und setzt sich mitten ins Bett.

Auch Ray ist wach und setzt sich daneben um ihr über die Schulter sehne zu können, auch wenn er die Worte nicht so ganz verstehen würde.

“9. Dezember”, sie streicht sich eine störende Strähne aus dem Gesicht und findet schließlich das Türchen mit der Nummer neun.

Nach dem Lesen übersetzt sie es sofort und das nicht ausgerechnet um Ray in dem Fall mit Übersetzungen zu schonen.

“>Was hoch fliegt, fällt tief oder noch tiefer<”, überfragt sieht sie nur zu Ray, der allerdings auch keine Antwort zu wissen scheint, weshalb sie sich wieder dem Papier widmet, “ich vermute ja eigentlich nicht, dass heute wer aus dem Fenster springt. Wah! Raymond!”

Dem Älteren wurde es zu öde, also hat er sich nun über die kleinere gelehnt und drückt sie so langsam runter.

“Was ist? Zeigst du mir heute etwas die Gegend?”

“Hör auf verdammt, das tut weh!”

Nun kommt Ray noch ein besserer Einfall woraufhin er die Arme um sie legt und ihr gegen den Hals haucht. Wieder einmal reagiert sie mit einem feuerroten Gesicht.

“Verdammt noch mal Ray! Lass das endlich!”

“Erst wenn du bitte sagst”, sie braucht ihn nicht sehen um sein Grinsen zu erkennen.

Die Klappmesserposition schmerzt jedoch etwas und die Nähe ist ihr erkennbar unangenehm. Bevor Ray jedoch auf noch mehr Ideen kommt, stemmt sie sich mal dagegen und schafft es unglaubwürdiger Weise ihn etwas zurückzudrücken, doch steckt schon bald in einer ihr noch peinlicheren Lage.

Der Junge hat zur Zeit mehr verrückte Ideen im Kopf als seine Teamkollegen in der Regel und das aufaddiert. Er ist leicht zurückgewichen, damit Naomi auf seinem Schoß landet.

Nun bekommt er ein weiteres Mal ihre Handfläche auf der Wange zu spüren, aber anders, als er es gerne gehabt hätte.

“Warum hast du mich geschlagen?”, schmollend hält sich der Chinese die zwirbelnde Wange.

“Warum provozierst du mich auch?”

“Nun ja”, sein lächeln verrät, dass es gar nicht so schlimm sein konnte, “Du bist nicht nur ungelenkig, sondern auch prüde. Ich wollte mal deinen Zustand ermitteln.”

“Aha”, skeptisch läst Naomi ihn nicht mehr aus den Augen, “Und zu was für einem Ergebnis sind sie gelangt Sherlock?”

Ray grinst.

“Es ist schlimmer, als ich gedacht habe.”

“Wie einfallsreich”, mit den Worten steht das Mädchen auf und geht anscheinend ins Badezimmer, doch statt dessen bringt sie ihm das Telefon, “Und weil du das so schön erkannt hast, kannst du deine Ergebnisse gleich verbreiten. Allerdings könntest du auch mal langsam deine Leute versuchen zu erreichen und fragen, wie lang du hier noch rumhängen darfst.”

Das sitzt tief, aber nun geht sie doch ins Badezimmer.

Ray für seinen Teil möchte zwar wirklich mit Kenny das neuste Ereignis besprechen, aber gleich wieder zurück? Das nicht. Also muss eine Ausrede her.

Er tippst die allbekannte Nummer ein und wartet ab, bis er die gewünschte Person vernimmt.
 

Der Chef kann Ray nicht weiterhelfen, aber Lee soll wirklich was von solchen ähnlichen Reaktionen gehört haben.

Es soll schon mal passiert sein, dass Driger auf eine Person so reagiert hat, allerdings anscheinend nicht so weit, wie Ray es erlebt hatte.

Nach diesem Ereignis, gehorchte Driger niemandem mehr und wurde wie ein Wertloses Stück Ton von einem zum nächsten gegeben, bis mit Ray die Tradition des Erbes gebrochen wurde. Ab da reagierte es wieder.

Angeblich wollte Lee ihm genau das erzählen, weil er es neulich herausgefunden hatte. Das heißt wohl, dass sich Driger bald wieder abkapseln und in diese Starre verfallen würde, wie in einen Winterschlaff.

“Das klingt nicht so rosig”, meint Ray schockiert, was Kenny auch versteht.

“Egal was dahinter steckt, Naomi hat irgendwas damit zu tun.”

Ray schweigt nachdenklich.

“Ray? Noch dran?”

“Ja schon”, er bemüht sich seine Gedanke zu sortieren, “ich werde nur das Gefühl nicht los, dass sie mir was vormacht. Ich glaube, sie weiß mehr, als sie zugibt.”

“Wie meinst du das?”, der Chef versteht nicht richtig, denkt aber noch einmal drüber nach, “Meinst du, sie kennt uns?”

“Ich weiß es nicht, aber es könnte sein. Sie kann Japanisch besser als Englisch. Von daher hätte sie übers Internet genug rausbekommen können.”

Das alles klingt ziemlich verdächtig und Kenny rät ihm an der Sache dran zu bleiben, was Ray auch so schon vorhat.
 

Nach einer weile kommt Naomi schließlich wieder.

Ray schaut, inzwischen umgezogen, aus dem großen Fenster auf die Spielstraße, wo es ziemlich still ist.

“Schrecklich was?”

Der Chinese sieht sie irritiert an, während sie sich zu ihm gesellt.

“Es ist Winter und noch nicht eine Schneeflocke gefallen. Es ist sogar recht warm draußen. Man könnte meinen, es währe schon wieder Frühling, wenn da nicht der Wind währe.”

Nach kurzer Zeit der Nachdenklichkeit meldet sich Ray nun auch zu Worte: “In Düsseldorf liegt Schnee.”

Das Mädchen nickt.

“Ich weiß, aber hier nicht.”

Eine Weile schauen sie noch aus dem Fenster.
 

Nach dem Frühstück zeigt Naomi Ray das Dorf.

Die Geschäfte, die Kirchen, die Kindergärten und natürlich auch die Eisdeele, welche von ihr als die beste Europas bezeichnet wird.

“Das schmeckt echt gut”, befürwortet Ray ihre Aussage auf dem Rückweg.

“Ich find es nur schade, dass sie kein Kirsch-Sahne-Eis machen. Da muss ich nach Lemgo.”

“Gehen wir da auch noch hin?”

Naomi muss lachen.

“Wohl eher nicht. Die sind schon in der Winterpause.”

Wiederum sieht sie sehnsüchtig zum Himmel auf.

“Außerdem schmeckt Eis nicht mehr so gut, wenn es kalt ist”, auf einmal bemerkt sie, dass sie zu weit gegangen sind.

Naomi stoppt und will mit Ray zurück in die richtige Richtung, doch dieser hält sie fest.

“Lass uns doch noch etwas weiter gehen”, schlägt dieser vor, worauf Naomi wieder irritiert guckt.

“Hier ist aber nichts sehenswertes mehr.”

“Egal. Einfach durch den Wald.”

Wieder geht es nach Ray Willen. Naomi nimmt sich wieder vorn ihm zukünftig nicht mehr oder erstmal weniger nachzugeben. Sonst könnte er sich nachher noch für was besseres halten.

Als sie einen Baumstamm vor sich im Weg liegen haben, fällt dem Mädchen etwas auf. Sie schaut das Stück Holz sehnsüchtig an und dann weiter voraus.

Ray kommt nicht dazu sie zu fragen, denn sie geht einfach weiter.

Lächelnd beobachtet er ihre Haltung und die Art, wie sie jeden Fleck mustert.

Es wirkt so, als würde sie sich an etwas wieder erinnern. Ihre Gedanken sind zumindest eindeutig abgedriftet. Schließlich entdeckt sie eine alte Holzleiter. Selbst gebaut und etwas morsch, aber dennoch hebt sie sie auf. Nach kurzer Orientierung findet sie sogar die geeignete Stelle.

Ihr vorhaben kann Ray jetzt schon deuten, doch die steile Kante der Sandkuhle hinter ihr machen ihm mehr Sorgen, weshalb er in diese Richtung schaut und es kommt wie es kommen muss.

Kurz bevor Naomi den Ast erreicht hat bricht die Sprosse unter ihren Füßen durch und sie fällt nach hinten weg Richtung Kuhle.

Rays Reaktionen sind jedoch schnell genug um sie abzufangen.

“Das war knapp”, spricht sie perplex, doch Ray hat sich mehr erschrocken als sie.

“Das hast du doch sehen können, dass die Leiter zu morsch war! Du hättest ne deftige Rutschpartie abgelegt wie-”

“Wie damals.”

Ray stockt. Er wollte eigentlich was anderes sagen, aber jetzt ist die Zeit, wo er besser mal den Mund hält.

“Als wir grade hergezogen sind, hatte ich noch keine Freunde, aber bald lehrte ich diesen Jungen kenne”, sie schmunzelt, “er hat sich als mein Verlobter ausgegeben, aber wir waren halt noch klein. Wir haben viel zusammen gemacht. Ich war kein Mädchen in dem Sinne mit Puppen umziehen und so, sondern eher wild wie das Unkraut. Wir haben einiges an Mist gemacht und auch öfter mal Ärger bekommen, aber trotzdem immer zusammengehalten.”

Naomi seufzt auf und stellt sich nun endlich wieder hin.

“Und was ist mit dem Typen, er ist doch nicht-”, Ray wagt es gar nicht auszusprechen.

“Mit der Pubertät ist diese Seite von ihm gestorben. Heute ist er einfach nur als Arschloch zu bezeichnen. Er hat sogar alles vergessen, wie es aussieht. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm, obwohl er in der Nähe wohnt.”

Ray nimmt sie darauf an die Hand und schlägt den Rückweg ein, wobei er sie mitzieht.

Eigentlich keine so schlechte Idee für Naomi, die gar nicht mitbekommt, wie sich in Ray die Wut staut so wie auch der Gedanke, dass sich der Mensch doch ziemlich schnell ändern kann.

Er weiß, was das heißt. Er hat es selber erlebt.

Menschen leben sich sehr schnell auseinander, am schnellsten aber, wenn sie zu viel Distanz zu einander haben. Das muss man nicht unbedingt geographisch sehen, sondern von den Interessen her.

Es ist einfach schwierig mit einander zu sprechen ohne ein eindeutiges Thema zu finden.

“Lass uns bei dir zu Hause die Adressen austauschen ja?”

Naomi schaut irritiert zu ihm auf, doch Ray lächelt ihr nur zu.

“Probieren wir doch das Gegenteil aus, ob wir in Kontakt bleiben können, obwohl wir bald Meilenweit von einander entfernt sind.”

Das leichte Lächeln in ihrem Gesicht wirkt warm und das nicken, auch wenn es nur leicht angedeutet war, bestätigt Ray deutlich.

“Das währe sicher ganz lustig”, meint sie, während sie zu Boden sieht.

Anscheinend ist auch hier was and der Sache nicht ganz klar, doch schließlich sieht sie lächelnd auf.

“Lass uns das machen.”

Wieder grinst Ray.

“Darf ich mich jetzt auch als dein Verlobter bezeichnen?”

Für diesen Kommentar kann er einmalig ihre Faust auf seinem Schädel aufprallen hören.

“Au! Warum haust du mich wieder?”

“Es heißt doch: Ein Schlag auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen. Ich wollt dich nur aus denen Tagträumen wecken.”

Diese hochnäsige Art kennt Ray nicht von ihr und ist doch ziemlich verwundert.

Schließlich dreht sie sich aber grinsend zu ihm um.

“Jetzt komm endlich du Torfkop. Ich hab Hunger und Zuhause wartet das Essen.”

Fast wie Tyson, nur in weiblich, führt sich Ray erstmalig diesen Vergleich vor Augen. Das er seine Freunde so wenig vermisst, kommt ihm nun erstmalig seltsam vor.

★˙·•10.•·˙★

Heute muss Naomi wieder zur Schule.

Der zweite Advent hat sein Ende gefunden, doch wird Ray merkwürdigerweise ziemlich früh wach.

Die Digitaluhr verrät ihm was von 4:54 Uhr, doch er ist hellwach. Im Gegensatz zu seiner Gastgeberin, die immer noch seelisch pennt. Ein bisschen wirkt sie in dem gedämmten Licht doch wie ein schlafender Engel, aber wecken sollte man sie besser nicht. Schließlich war sie bis spät in der Nacht mit irgendwelchen Dingen beschäftigt. Vor allen für die Schule, wo sie heute wieder hin muss.

Wieder einschlafen kann Ray nicht, also ertastet er sich in dem Zimmer einen Weg zur Tür, doch wegen einiger merkwürdigen Laute bleibt er noch mal stehen und sieht zurück.

“Nezumi-chan?”, doch die angesprochen rührt sich nicht.

Im Gegensatz dazu brabbelt sie aber noch einmal irgendwelche Worte, die keinen Sinn ergeben. Nun ist der Chinese um einiges schlauer. Sie redet im Schlaff.

Während im Haus sich noch nicht viel tut und es bereits 5:24 Uhr ist, hat Ray den Ofen vorgeheizen lassen und Brötchen rein getan, die jetzt langsam aufbacken. Zuvor hatte er sich jedoch auf die Suche, nach den von Jasmin erwähnen Bentoboxen gemacht. Schließlich lagen sie aber direkt vor seiner Nase, neben der Spüle. Anscheinend wurden sie zuvor als ganz normale deutsche Brotdosen genutzt.

Während er sich nun also des Weiteren Beschäftigt, lässt ihn schließlich ein Geräusch von oben wissen, dass er nicht mehr alleine wach ist.

Jasmin hat Frühschicht und muss um 6 Uhr bei der Firma sein. Schon verwunderlich den Jungen um die Uhrzeit schon in der Küche anzutreffen.

“Was ist los? Bist du aus dem Bett gefallen oder hat sie dich rausgetreten?”

Verwirrt sieht Ray die Frau an.

“Ich bin von selber aufgestanden, aber tritt sie einen wirklich im Schlaf aus den Bett?”, Rays Verwirrung ist klar.

Das die beiden sich dermaßen geschwisterlich ein Bett teilen ist der Mutter sowieso nicht ganz geheuer und ihre Vermutungen sind klar zu entziffern, aber trotzdem lässt sie die Sturköpfe machen, was sie wollen.

“In der Regel nicht, aber ihre Schwester hat sie schon mal rausgeschmissen. Ich vermute aber, dass sie da wach war”, Jasmin macht die Senseo an und setzt sich Ray gegenüber hin.

Unbeachtet seines Tuns spricht sie doch schließlich die Frage aus, die ihr schon länger auf der Zunge liegt: “Wie lange bleibst du eigentlich noch? Ich meine ja nur, dass du wohl nicht ewig bleiben wirst.”

Ray schüttelt den Kopf, doch er weiß selber nicht, was er darauf genau sagen soll und holt schon mal die Brötchen aus dem Ofen.

“Tut mir echt Leid, wenn ich ihnen Umstände mache, aber ich weiß nicht genau, wie lange es noch dauern wird”, Ray hasst es zu lügen, aber jetzt muss er sich eine Geschichte einfallen lassen, “Meine Leute sind nämlich verhindert. Sie sind zur Zeit nicht in der Lage mich hier weg zu holen oder mich wo zu treffen.”

Jasmin gibt sich verständlich und nickt.

Unterdessen nippt sie an ihrer Kaffeetasse.

“Naomi ist schon merkwürdig oder?”, Ray schaut auf diese Aussage verwirrt, aber die Frau ist noch nicht fertig, “Sie war schon immer anders und etwas besonderes. Da kann ihr äußeres auf dem ersten Blick noch so oft der deutschen Norm entsprechen.”

Da Ray mit diesen Worten nicht so viel anfangen kann, erwidert er darauf auch nichts und das nächste, was er von sich hören läst ist ein Abschiedsgruß, als die Frau das Haus verlässt.

“Du kannst die Mädels jetzt wecken, falls du Lust hast.”

Irgendwie ist die ihm doch etwas unheimlich. Ein bisschen erinnert sie an Kai, mit ihrer Art und vom Gesicht her. Schnell verdrängt Ray diesen Gedanken wieder und geht zu den Zimmern um Licht zu machen.

Die Kleine reagiert überhaupt nicht, aber Naomi zieht sich zusammen und schlägt sich die Bettdecke über macht sie aber auch öfter.

“Morgen Nezumi-chan. Du musst zur Schule”, spricht er gelassen und setzt sich neben sie auf´s Bett.

Dieses Mal bleibt die muffige Reaktion jedoch auf.

Langsam hebt sie sich leise brummend auf die Arme und Knie, biss sie dann schließlich, zum Teil noch in die Decke verwickelt und mit durchs Schlaffen doch ziemlich frei hochgerafften Oberteil dasitzt und sich müde die noch zum Großteil geschlossenen Augen öffnet.

Ray schluckt hart.

Währe sie nicht so wichtig wegen Driger, wie er sich einredet, würde er jetzt die geschwisterliche Beziehung beenden. Alleine schon, weil sie so niedlich dasitzt. Es fällt ihm jedoch eindeutig schwer sich in Zaum zu halten - schließlich ist er ja auch nur ein Kerl - aber einmal “necken” zum wach werden wird ja wohl erlaubt sein.

Schließlich beugt er sich zu ihr vor und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.

Jetzt ist sie wach, aber auch die kleine Schwester hat das laute Organ vernommen und sich schon mal ins Badezimmer begeben.
 

“Warum regst du dich gleich so auf?”, will Ray nun trocken wissen, während sie das halbe Brötchen in sich reinstopft.

Grummelnd überlegt sie, ob sie ihm überhaupt eine Antwort geben soll. Da war sie ihm schlafend doch viel lieber.

“Weil sie noch singel ist und dich gern hat”, meint die Kleinste an Tisch woraufhin sie einen bösen Blick ihrer Schwester zu spüren bekommt.

“Träum weiter”, meint diese nur und geht noch mal zurück in ihr Zimmer.

Sie hat sich nicht aufgeregt, von daher hat die Jüngste wohl nichts Wahrens oder Gescheites gesagt. Schließlich setzt sich Naomi mit den Kalender in den Händen aber wieder zu ihnen.

Ray ist gespannt, was wohl heute zu erwarten ist, aber die Erfahrung bleibt aus.

“Wir sind spät dran!”

Die Uhr treibt die beiden Mädchen zur Eile an und schließlich sind sie auf dem Weg zum Bus. Dem Stundenplan an der Küchentür entnimmt Ray, dass heute wieder ein langer Tag sein wird, wenn nichts ausfällt. Also wird er genug Zeit haben um etwas zu machen. Schließlich hat er sich ja vorgenommen den verstaubten Keller aufzuräumen, aber sein erster Weg führt ihn zurück in das Zimmer.

Die Schildkröte hat kein Futter mehr und die Bettdecken liegen total durcheinander, was zum Rest des Zimmers eigentlich recht gut passt.

Trotzdem sorgt er dafür, dass wenigstens das Bett ordentlich ist und findet dabei ein Buch unter einem der Kissen.

Es ist nichts weiter besonderes. Der Umschlag ist weiß und ein Auge mit grüner Iris lugt einem unter der Überschrift entgegen, die Ray nichts sagt, da es anscheinend deutsch ist.

Das Lesezeichen ist jedoch viel interessanter.

Neugirig und skeptisch zugleich schlägt er die Seite auf und sieht geschockt, was sich ihm da offenbart. Damit hätte man ein weiteres Puzzelteil gefunden.
 

“Ein Lesezeichen mit den Bladebeakers als Aufdruck?”

“Ja”, bestätigt Ray durchs Telefon, während er sich dem Vorratskeller widmet, “es ist zwar etwas unklar und anscheinend viel genutzt, aber sieht aus, wie das Foto nach dem Sieg in Russland.”

Der Chef bleibt eine Weile still. Doch nicht er ist es, der sich dazu äußert.

“Vielleicht ist sie ein Fan und zeigt es nur nicht aus Angst dich zu vergraulen”, spekuliert Hilary.

“Quatsch, dann hätte sie sich sicher einiges verkniffen”, entgegnet ihr Tyson und weiß, dass er endlich mal recht hat.

Das stört die andere natürlich und ein Streit ist unvermeidlich.

“Wenn du eine Antwort willst, solltest du sie fragen”, spricht Kai locker und scheint sich damit wieder abzuwenden.

“Da hat Kai recht”, meint Max schließlich, “Wir können nur raten, doch sie weiß es.”

“Ob ich da ne Antwort bekomme ist wiederum ne andere Sache. Für heute wird sie wohl erstmal sauer genug auf mich sein.”

“Was hast du den gemacht?”, will Hilary nun wissen, aber auch die anderen sind ganz Ohr.

“Sie geweckt und ihr ´nen Kuss auf die Stirn gegeben”, spricht er es gereizt aus, “Die ist hochgegangen wie ne Bombe.”

“Komisches verhalten”, das Kenny sich an Hilary wendet ist klar, “Kannst du dir was drauf reimen?”

An sie war die Aussage auch eigentlich gerichtet, doch das Mädchen der Gruppe kann da auch nicht viel zu sagen. Naomi ist eben ganz besonders - besonders prüde.
 

>10. Dezember: Irgendwann fliegt selbst das beste Versteck auf.<

Nachdem Naomi das gelesen hat, ist sie nun besonders kibbelig. Sie kann im Unterricht nicht mal mehr still sitzen und will nur noch nach Hause. Sie hat eine böse Ahnung und macht sich sorgen. Allein das Essen hat sie für eine Gewisse Zeit auf andere Gedanken gebracht. Doch nach dem Essen kommt ihr wieder der vorherige Gedanke.

Irgendwas wird heute gewaltig schief gehen und damit ist nicht das Experiment in Chemie gemeint, sondern das, was sie zu Hause erwarten wird.

Auch auf dem Rückweg im Bus wirkt sie angespannt.

“Was ist den mit dir heute los?”, fragt ihre breitere Freundin besorgt.

“Der Kalender den ich von Rei-chan bekommen habe stimmt. Er sagt die Zukunft voraus und heute soll irgendein Versteck auffliegen. Mensch wenn Raymond jetzt-”

“Mach dich nicht verrückt”, beruhigt sie die andere Freundin mit der Modelgestalt, “Was sollte er schon gefunden haben? Du hast ja nichts schlimmes zu verbergen.”

Naomi lächelt.

Sie haben eigentlich recht, aber auch so was von keine Ahnung. Aber die Angespannte ist nicht in der Lange große Erklärungen abzuliefern. Vielleicht ein andermal.
 

Nachdem Ray nun durchgehend am Aufräumen und telefonieren war, hat er gar nicht mitbekommen wie die Zeit verflogen ist.

Den Keller hat er komplett auf den Kopf gestellt um sich zu versichern, dass es hier nicht noch mehr solcher Überraschungen gibt.

Er hat wirklich nichts gefunden, was auf einen Fan sonst noch hingedeutet hätte. In ihrem Zimmer traut er sich nicht rumzuwühlen, aus Angst vor unangenehmen Überraschungen.

Naomis Rückkehr blieb ihm auch erstmal verschleiert und erst zum Abendbrot beendet er die Arbeit und gesellt sich zu Curry und Reis an den Küchentisch. Zwischen ihm und der Genossin herrscht jedoch wiederum Funkstille, was er nicht so ganz versteht.
 

Nachdem sie eine Weile alleine in ihrem Zimmer war, geht auch Ray den Weg von der Küche aus in das Zimmer, wo ein merkwürdiges Rattern her ertönt. Umsichtig öffnet Ray die Tür und entdeckt, dass Naomi in ihrer Arbeit vertieft ist.

Sie hat einige Stoffe vor sich rum liegen, die sie Samstag eingekauft hat und auch die von Ray sind schon ausgepackt.

Neugierig schleicht der Junge auf sie zu, doch weicht ab, als er auf dem Bett die Jacke sieht.

“Die hast du selber gemacht?”, verwundert schaut sich Ray das fertige Objekt an und mustert jede Naht.

Es ist ordentlich vernäht und genau nach seinen Vorstellungen.

Eine Art Mantel in rot goldgelben Ansätzen an Ärmeln, Reißverschluss, Kragen und Seiten. So viel hätte er ihr auch nicht zugetraut. Nicht nur die Außentaschen an den Seiten hat sie noch mit eingebracht sondern auch zwei Innentaschen und eine weitere am Ärmel. Alles wieder mit dem übrigen Glanzstoff dezent abgesetzt.

“Ich hab ein bisschen bei meinen eigenen Jacken geschaut. Ich hoffe, es passt.”

Ray zieht die Jacke somit über und ist erst etwas verwundert, dass sie unten etwas länger ist und auch der Reißverschluss nicht bis zum Ende geht. Auch die weiten Ärmel geben ihm erstmal ein Rätsel auf.

Schließlich wendet sie sich ihm jedoch zu und nimmt das Schwarze Band zur Hand, dass sie eben noch zu einem Gürtel umgenäht hat.

Die Schlaufen hierfür hat Ray anfangs anscheinend erst gar nicht bemerkt, doch nun ist klar, dass sie sich auf seinen üblichen Stil bezogen hat.

“Genial”, spricht er geplättet aus und dreht sich vorm Spiegel.

“Ich hab es in den Freistunden zurechtgeschnitten. Zusammennähen ist wie puzzeln. Das Oberteil ist auch bald fertig.”

Das alles beeindruckt den Jungen doch ziemlich. Er kann es nicht anders ausdrücken und muss sie doch glatt erstmal in die Arme nehmen. Das Geschmuse ist ihr irgendwie doch angenehmer wie das ihrer Schwester.

“Danke währe zu wenig. Ich werde dich nie wieder auf die Palme bringen, das versprech ich dir”, auf diese Worte hört er ihr leises Lachen.

Wie gut es heute doch klingt, nachdem sie sich bis eben noch wie völlig entfremdet benommen haben.

“Ach quatsch. Das hältst du eh nicht durch. Außerdem hau ich das hier nur unter der Nadel weg.”

“Aber mit was für ´nem Geschick.”

“Jetzt hör schon auf damit. Ich kann mit Lob nicht umgehen.”

Ein Weiterarbeieten kommt grade nicht in Frage, da sie Ray einfach nicht los wird.

Dieser gibt jedoch irgendwann nach, legt die Jacke weg und schmeißt sich auf´s Bett.

Es dauert einige Minuten, bis ihm das Lesezeichen wieder in den Sinn kommt.

“Sag mal”, er versucht die richtigen Worte zu finden, was auch einigermaßen klappt, “Kann es sein, dass du mir was verheimlichst?”

Naomi bemüht sich, sich möglichst nichts anmerken zu lassen.

“Vielleicht”, gibt sie kleinlaut und trotzdem recht standhaft preis, “kommt drauf an, was du meinst.”

“Ich hab dein Bett aufgeräumt”, bei dieser Aussage schluckt sie hart, doch bleibt weiterhin standhaft, “Da hab ich das hier gefunden.”

Er nimmt das Buch hervor und schlägt die Seite mit dem Lesezeichen auf um ihr dieses zu zeigen.

Der Blick der anderen wirkt etwas verwirrt, aber irgendwie auch, als hätte sie was anderes erwartet.

“Ach das”, meint sie gelockert und sieht ihn fragend an, “Was ist damit?”

“Wo hast du es her?”

“Hab es mal von ner Freundin geschenkt bekommen. Was anderes wusste ich damit nicht anzufangen. Was ist den daran so besonders?”

Wenn Ray sie nicht schon vorher für dämlich gehalten hat, dann jetzt.

“Ich - ähm”, er versucht etwas hervorzubringen, dass nicht auffliegen lässt, dass er auf diesem Bild mit drauf ist, “hab mich nur gefragt wer das ist.”

Naomi zuckt die Schultern.

“Keine Ahnung”, ist ihre Antwort, was Ray doch einen Stein vom Herzen fallen lässt.

“Ich geh duschen”, meint dieser wiederum nun und ist auch schon verschwunden.

Das geheimnisvolle Lächeln der nun grünen Augen hat er nicht bemerkt.

★˙·•11.•·˙★

Langsam hält das Mädchen Ray für anhänglich.

So etwas wollte Naomi eigentlich vermeiden, aber das ging allein schon wegen der Sprache schief.

Ray übte zwar oft und kann auch einige Erfolge verbuchen, aber dennoch braucht er sie zum übersetzen. Schließlich kann ihm das Wörterbuch in Sachen Grammatik und Umgangssprache nicht weit helfen.

Um seinen Umgang etwas auf die Probe zu stellen, aber auch ihre Arbeit abgeben zu können, schickt Jasmin den Ausländer einkaufen. Sie vermutet zwar, dass ein gewisses Risiko dahinter steckt, doch sie vertraut ihm schließlich, während ihr Mann wieder nur den Computer besetzt. Ein Glück, dass jeder im Haus seinen eigenen Rechner hat. Ray selber natürlich ausgenommen.
 

>11. Dezember: Liebe geht durch den Magen.<

Bei der Voraussage fallen Naomi fast die Augen aus dem Kopf.

Sie ahnt was, aber irgendwie wagt sie es zu bezweifeln, also ruhig geblieben.

Inzwischen gesellen sich langsam die Mädels zu ihr auf den Flur, also ist es ratsamer den von der Wahrsagerin erstellten Kalender in die Tasche zu stecken. Statt dessen widmet sie sich nun also lieber wieder dem Bento.
 

Ray unterdessen läuft im Laden rum und sucht einen Gegenstand aus der Liste nach dem anderen.

Einige Sachen sind im fremd und schwierig aufzutreiben, andere liegen jedoch direkt vor seiner Nase. Schließlich kommt er bei den Nudeln an und bekommt eine Idee. Er müsste nur rechtzeitig fertig werden um die Schülerinnen zu überraschen.
 

Keiner von ihnen ahnt unterdessen was in Düsseldorf vor sich geht.

“Ray ist jetzt schon echt lange weg”, mault Tyson gelangweilt.

“Vielleicht sollten wir ihn doch besuchen”, merkt Kenny an, während er die Tastatur seines Laptops fordere.

Diesbezüglich stimmen Max und Daichi mit ein, aber Kai muss wieder alles zu Nichte machen.

“Und wer von euch Knalltüten hat die Adresse?”

Damit währen sie also wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ihr Leader steckt das alles dem Anschein nach cool weg, aber allzu lässig wirkt er auch nicht. Immer wenn Ray sich meldet, scheit es, als würden seine Ohren wachsen, damit er auch ja nichts verpasse.

Dies könnte sowohl an Ray liegen, als auch an Dranzer, der zur Zeit echt nicht macht was er will, was den Russen doch ziemliche Schwierigkeiten bringt. Er vermutet, dass hierbei was ähnliches vorliegt wie bei Driger. Aber den anderen Bladern geht es auch nur geringfügig besser.

Bevor Tyson sich nun aufregt kommt Hilary von ihrem Einkaufsbummel zurück.

“Schaut euch das an!”, sie strahlt wie ein Honigkuchen und zieht einen kleinen Kalender, vielleicht etwas großer als DinA5 aus ihrer Tasche, “Den hab ich von ner Wahrsagerin. Sie ließt einem aus der Hand, braucht Namen und Geburtsdatum und gibt einem dann einen Adventskalender mit Vorhersagen.”

Von allen Seiten kommen ihr skeptische Blicke entgegen.

“Weißsagung?”, meint Tyson spöttisch, woraufhin sie leicht zu grummeln beginnt.

“An so was glauben auch nur Mädchen”, definiert Daichi klar und muss daraufhin von Max geschützt werden.

“He schau lieber nach, was für heute drin steht”, lenkt dieser ab, woraufhin sich die Japanerin bockig abwendet und sich wirklich daran zu machen scheint.

“Den wievielten haben wir heute?”

“11ter Dezember. Wieso?”

Überfragt schaut Kenny, der ihr die Antwort gegeben hat, zu ihr.

“Weil ein Adventskalender die Tage bis Heiligabend im Dezember zählt”, sie lässt sich auf das Sofa fallen, “Es sind 24 Türchen. Ah! Da hätten wir also die 11.”

Hilary ließt die Zeilen und denkt nach.

“Was? Was steht da?”, die anderen sind mindestens genauso gespannt, wie sie vorhin.

“Warum willst du das wissen?”, entgegnet sie Tyson frech, “Das ist doch was für Mädchen.”

Mit diesen Worten wendet sie sich zu ihrem Zimmer und macht die Tür hinter sich zu.

Wiederholt sieht sie auf die Zeilen.

“Liebe geht durch den Magen”, flüstert sie in den Raum und beginnt darüber nachzudenken.
 

“Wow!”, mehr kann Naomi bei dem, was Ray alles auf den Tisch gestellt hat nicht sagen.

Langsam läuft ihr das Wasser im Mund zusammen bei den Gerüchten und Speisen auf dem Tisch. Ihre Schwester hingegen schaut ziemlich skeptisch das Essen an. Sie kann es nicht so recht definieren und hätte doch lieber was anderes.

Wenig später stürzt sie sich jedoch selber drauf.

“Schling nicht so. Genieß es lieber”, mahnt die Ältere skeptisch das Spektakel beobachtend.

Wer von beiden Tyson ähnlicher ist, weiß Ray mittlerweile. Naomi isst zwar mehr, aber die Kleinere ist wesentlich aufgedrehter und offen. Was man von der anderen nichtgrade behaupten kann. Schließlich gibt sie Ray immer noch Rätsel auf und wenn er genau drüber nachdenkt, weiß er kaum was über sie. Das Ganze beruht aber anscheinend auf Gegenseitigkeit, allerdings mit dem Unterschied, dass er einen klaren Grund dafür hat, sie jedoch wohl nicht. Zumindest kann der Chinese dies nicht deuten, malt sich aber schon die verrücktesten Dinge aus.

Nach dem sie alles in sich rein geschlungen hat, was reinpasste ist das kleine Monster verschwunden und die übrigen beiden räumen ab.

Die Stille dabei ist dieses Mal keineswegs von Geheimnissen geprägt sondern eher bedrückend.

Erst nach einigen Minuten, fällt Ray etwas ein, damit sich endlich wieder Laute zu den Tönen gesellen.

“Hast du eigentlich schon das Türchen für heute auf gemacht?”

Auf die Frage wird das Mädchen neben ihm gleich knallrot und bekommt einen Kloß im Hals.

“Ja, schon…”, druckst sie rum, während sie sich zum Kühlschrank abwendet, “Ob wir noch Nachtisch haben?”

“Weiß nicht”, zu erst geht Ray auf die Ablenkung ein, doch bemerkt dies dann doch schließlich und fragt sich, wie oft sie das wohl schon geschafft hat, “Aber was stand denn jetzt drin?”

“Schokopudding! Willst du auch einen?”, freudig lächelnd wendet sie sich zu ihm um und wird gleich von einem vielsagenden Blick anvisiert, “Was?”

“Stand da so was schlimmes drin?”, er betrachtet sie skeptisch, wie sie die Sachen wieder wegpackt und sich schließlich das Haar über die Schultern nach hinten schmeißt.

“Ich weiß nicht, ob dir das gefallen würde.”

“Komm schon, spann mich nicht auf die Folter”, doch Naomi macht was ganz anderes.

Sie nimmt ihn am Handgelenk und zieht ihn bis in ihr Zimmer und macht die Tür hinter sich zu. Das wirkt doch ziemlich merkwürdig. Ob sie ihn jetzt auf eine andere Weise ablenken will? Ray schluckt. Er ist eben auch nur ein Kerl schaut aber erst jetzt genauer hin.

Die feinen Gesichtszüge, helle Haut, das blond-orange gelockte Haar - aber irgendwas stimmt da nicht. Ray meint, dass es mal heller gewesen ist, aber das wahr wohl nur eine Wahnvorstellung.

Und ihre Augen-
 

“Knirps hat aufgegeben und die Luft ist rein”, mit den Worten stellt sie sich ans Bett und lässt sich rückwärts auf die Matratze fallen, “So ne kleine Schwester kann echt nervig sein.”

Jetzt sieht Ray echt verwirrt aus. Hatte er doch mit was anderem gerechnet als der Flucht vor dem kleinen Mädchen. Schließlich setzt sich Naomi jedoch wieder auf.

“Also…”, sie denkt darüber nach, wie sie anfangen soll, “Das war heute echt merkwürdig. Einer der Jungs aus meiner Stufe hat mir doch glatt was vom Bäcker geholt. Das war echt süß von ihm!”

Ray sieht ihr immer noch irritiert zu, wie sie sich langsam an die Wand zu ihrer Seite lehnt.

“In dem Kalender stand was von >Liebe geht durch den Magen<.”

Jetzt zeigt der ihr gegenüber ein - aus ihren Augen - echt merkwürdiges Verhalten.

Er setzt sich auf den Schreibtischstuhl vor das Terrarium, besser wäre es als “fallen lassen wie einen Sack Kartoffeln” beschrieben. Außerdem sieht er weg. Er beobachtet die Schildkröte, als währe sie gar nicht da.

“Und? Trifft es zu?”, fragt er schließlich doch recht monoton.

“Ich weiß es nicht”, wispert sie leise.

Die Antwort gibt Ray doch wieder ein Rätsel auf.

Dieses Mädchen ist ein einziges Rätsel, aber jetzt lässt sie Kopf und Schultern hängen, weshalb sie doch etwas wie eine Marionette wirkt.

“Ich…”, anscheinend versucht sie sich zu äußern doch es fällt ihr wohl ziemlich schwer, worauf Ray jedoch immer neugieriger wird.

Vom einen Moment auf den anderen steht sie jedoch auf, hopst vom Bett runter und kramt in einer Schublade.

“Ich brauch Schokolade”, spricht sie energisch und steckt sich schließlich einen Schokoriegel in den Mund.

Ray lächelt und streicht ihr einmal übers Haar.

“Ich muss noch was erledigen”, mit diesen Worten ist er schließlich durch den Flur.

Eine Weile sieht Naomi ihm nach, dann schaut sie auf den Flusenteppich unter sich.

“Wie soll ich ihm so etwas beantworten, wenn ich ein hoffnungsloser Fall in Sachen Liebe bin”, sie seufzt verzweifelt auf und wendet sich schließlich etwas anderem zu.

Hausaufgaben müssen noch gemacht werden und Rays Shirt liegt auch noch halbfertig auf dem Schreibtisch.
 

Dieser hat sich unterdessen in der Küche eingefunden und lehnt sich nicht nur an der Arbeitsfläche hinter sich an, sondern hält sich auch dran fest. Bisher ist ihr Verhältnis doch geschwisterlich gewesen. In ihm versucht sich aber allem Anschein nach der Weiberheld durchzuschlagen.

Er führt sich gedanklich noch einmal vor Augen, dass er mit dieser Art schon eine ihm sehr teure Beziehung mit Füßen getreten und dadurch verloren hat. Vielleicht kommt er so wieder auf den Boden, doch die Methode der Jüngsten ist da doch viel besser: Abreagieren an den Spielen der Konsole.

Eine von Erfolg gekrönte Methode, die sich bis in die späten Stunden durchzieht.
 

Es ist schon 23 Uhr als Ray endlich aufhört. Anscheinend hat er die Aggressionen nun bestens entsorgt und sieht erstmal zu, dass er möglichst leise ins Bad kommt um sich den Schweiß abzuduschen.

Schließlich will er niemanden wecken, da außer ihm und dem anderen Mann im Haus wieder alle früh aufstehen müssen. Das Übliche: Schule und Arbeit. Eine Zeit lang zögert er, ob er wirklich wieder in dem Bett schlafen soll, aber sicher würde es Naomi merkwürdig vorkommen und ihn darauf ansprechen. Somit betritt er schließlich das Zimmer, doch es brennt noch Licht.

Verwirrt sieht er nach und erkennt, dass Naomi beim lernen eingeschlafen zu sein scheint. Ein Schmunzeln überkommt ihn und er packt die Bücher und Hefte weg, damit er sie später nicht noch selber abbekommen würde. Noch bemerkt er nicht, wie sein Bitbeast beginnt sich zu regen. Schließlich will er sich jedoch hinlegen und erkennt wie Driger in nur wenigen Sekunde seinen Blade verlässt und auf das Mädchen übergehen zu scheint.

Mit geschocktem Ausdruck sieht der Blader zu der immer noch schlafenden Naomi. Die sich - als währe nichts passiert - auf die Seite dreht und bloß lächelt.

Dies geschah am 12. 12. um Mitternacht.

Was der Tiger damit angestellt hat, kann Ray sich nicht mal erträumen.

★˙·•12.•·˙★

Anscheinend hat Driger keine Wirkung auf sie gehabt.

Genauso wie fast jeden Morgen stand sie auf. Allerdings lachend nachdem sie gemerkt hat, dass ihr Kumpel sich im Dunkeln vortasten wollte und den großen Schulkoffer übersah. Die Bruchlandung wird sicher keiner mehr vergessen, wie er findet.

Naomi scheid ganz normal zu sein. Das einzige, was Ray verdeutlichte, dass er nicht geträumt hatte, war der leere Bitchip. Der weiße Tiger ist tatsächlich in das Mädchen geraten - falls man es so nennen darf.
 

“Noch mal ich glaube, ich hab das wieder nicht richtig verstanden.”

Ray seufzt genervt auf.

Jetzt hat er es Kenny schon sicher zum fünften Mal gesagt und immer noch die selbe Aussage. Die Quälerei soll jedoch schnell ein Ende finden.

“Dranzer ist vorhin auch abgehauen”, mischt sich Kai schließlich ein, was doch alle noch weiter schockiert.

“Und nun?”, Hilary ist ratlos.

Dass die Übrigen ihre Blades rauskramen um sich zu vergewissern, das ihre Bitbeasts wenigstens noch da sind, ist Ray auch klar, ohne dass er es sieht. Die Spannung ist groß, aber die einzige Lösung des Rätsels ergibt sich wenn wohl nur durch Naomi. Sie ist schließlich die einzige Quelle wie es scheint.

“Ich werde schauen, was mit meiner Nezumi-chan passiert”, bestimmt Ray schließlich, “Haben sich Robert oder Mr.Dickenson bereits gemeldet?”

“Robert ja. Er will sehen wann er Zeit hat nach Düsseldorf zu kommen aber Mr. D …”, Kennys zögern, woraus sich schließen lässt, dass dieser sich immer noch nicht gemeldet hat.

“Vielleicht hat er da ja wieder was damit zu tun”, spekuliert Max.

Schließlich hat der BBA-Chef sie schon öfters in ähnliche Situationen gebracht. Meist haben sie es jedoch letztendlich geschafft aus dem Schlammassel wieder raus zu kommen und sie wollen das nicht grade jetzt ändern.

“Wir sind doch nicht seine Versuchskaninchen”, brummelt Daichi, aber dass es so nicht gesehen werden kann, weiß er vermutlich selber.
 

Nach diesen verwirrenden und doch recht aussichtslosen Gespräch lässt sich Ray schließlich auf das nächste Bett fallen, welches natürlich Naomi gehört. Er betrachtet das Bild des Fächers weitgehend genau. Seine Gedanken kreisen sich jedoch um Driger und die Frage, was dieses Bitbeast im Schilde führt. Auch das mit Dranzer macht ihn stutzig.

Dies Situation wirft für ihn immer mehr Fragen auf, die sich alle an einer Stelle kreuzen. Naomi.

Nun hat er schon ziemlich lange rum gelegen, beschließt jedoch endlich wieder was zu tun, nämlich in den Wald hinter der Siedlung zu gehen und - wenn auch ohne Driger - zu trainieren. Doch wie er so aufsteht, wandert sein Blick durchs Zimmer bis er stutzig an einer Stelle verharrt.

Auf dem Kleiderschrank zwischen den Gesellschaftsspielen und Kartons steht noch etwas anderes. Etwas, dass ihm ein Grinsen aufs Gesicht zaubert.

Er ahnt bei diesem Anblick ein wichtiges Puzzelteil gefunden zu haben. Eines, das klar zu seinem Rätsel gehört.
 

Naomi niest.

Dies hingt zwar wieder ziemlich mädchenhaft, ist aber auch wie üblich ziemlich laut. Somit wird sie von allen Seiten erstmal blöde angeschaut, was ihr doch ziemlich peinlich ist. Nach einer knappen Entschuldigung ist jedoch alles wieder beim alten.
 

Es gongt schließlich zur Pause.

“Mensch Naomi, übertreib nicht.”

“Wieso? Ich bin heute voller Tatendrang”, die Freunde stutzen bei der Ausdrucksweise, was wieder für die Veränderung von der grauen Hausmaus zur übermütigen Katze verdeutlicht.

“Warst du gestern zu lange im Internet?”, wird sie verblüft gefragt, lacht daraufhin aber nur kurz auf.

“Seit Ray da ist geh ich nicht mehr so oft online. Bin zu beschäftigt ihm Deutsch beizubringen”, meint sie lächelnd, was ziemlich glaubwürdig klingt.
 

Erst auf der Rückfahrt hat sie mal endlich eine ruhige Minute.

Es regnet und ihre Mädels hatten eher frei und sind somit schon zu Hause. Sie mag Regen im Gegensatz zu manchen anderen Menschen. Jetzt gibt es jedoch was viel interessanteres.

Sie kramt den Kalender aus der Tasche und sucht nach dem 12ten Türchen.

Die hälfte der Zeit bis Weihnachten ist also schon um. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Eigentlich braucht sie noch einige Weihnachtsgeschenke, aber sie wird schon noch rechtzeitig Zeit finden, diese zu besorgen.

Schließlich findet sie die 12 im Sternengewirr und öffnet das Türchen behutsam mit ihren langen Fingernägeln.

>12. Dezember: Regen und offene Herzen machen jede Tarnung zu Nichte.<

Naomi muss schmunzeln. Irgendwie kling das merkwürdig, aber welche Tarnung soll zu Nichte gehen? Das soll sie jedoch bald erfahren.
 

Als sie nach einer dreiviertel Stunde Fahrt aus dem Bus aussteigt ist sie erstaunt. Sie wird erwartet.

“Ray? Was machst du den bei dem Sauwetter hier draußen?”

“Dich abholen.”

Sein Lächeln gibt ihr ein unruhiges Gefühl. Als könnte er auf einmal in ihr lesen, wie in einem offenen Buch. Doch als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürt, fällt die Skepsis erst einmal in den Hintergrund und sieht etwas skeptisch zu, was den jetzt los sei.

Fröhlich nimmt sie den Kerl dann noch mit einer Umarmung in Empfang, woraufhin dieser zu stutzten scheint und fragt, was los sei, doch sie gibt nur einige entschuldigenden Worte von sich. Demgegenüber spannt Ray sich ziemlich an. Jeder seiner Muskeln regt sich in ihm. Eine weile erträgt er den Anblick und die Worte, doch irgendwann reicht es auch mal. Immer noch den großen Regenschirm, den er sich von Jasmin geliehen hat, in der Hand geht er zu ihnen und nimmt Naomi am Handgelenk, woraufhin diese doch endlich einen Fluchtweg sucht.

“Okay, Chicko. Ich muss nach Hause. Hausaufgaben und so.”

Dieser nimmt Ray jedoch streng in Augenschein, auch wenn der Chinese um einige Zentimeter größer ist als er selber.

“Und das ist deine Nanny oder wer?”, diese Aussage hat Ray durchaus verstanden und knurrt leise.

Er ballt die Fäuste und wollte ein passendes Gegenargument bringen, doch Naomi hält ihn auf. Sie streicht ihm über den Handrücken, wobei die Verkrampfung locker wird und verharkt ihre Finger ins seine.

Für sie gilt dies anscheinend als eine beruhigende Gestik.

“Nein. Mein Brieffreund”, somit wendet sie sich lächelnd mit Ray von ihm ab und geht, “See ya!”

Der Junge mit den orange-braunen Haaren bleibt fassungslos und wie bestellt und nicht abgeholt an Ort und Stelle stehen. Fast als hätten ihn grade ein paar Eichhörnchen auf arabisch nach dem Weg nach Disney Land gefragt.
 

Nach einigen Metern würde Naomi ihre Hand doch gerne zurück haben, aber anscheinend soll sie die noch nicht bekommen.

“Raymon?”, mahnt sie ihn noch ruhig, doch dieser kommt ihrer Bitte keinesfalls entgegen, sondern grinst sie nur frech an.

“Karten auf den Tisch, Süße. Du hast mehr Ahnung, als du zugibst oder?”, auf dieses Argument verzieht Naomi das Gesicht, was ihm geradezu als Bestätigung dient.

“Okay, wir reden. Aber lass mich noch etwas Grünzeugs sammeln, denn meine Schildkröte hat sicher auch Hunger.”

Das klingt plausibel und Ray hilft sogar mit beim Suchen und Pflücken.

Zurück im Haus wird das Zeug erstmal gewaschen und sich über dies und das unterhalten, bis sie schließlich in Naomis Zimmer landen.
 

Das Mädchen schaut doch recht verwirt aus, als sie sieht, was Ray da aufgebaut hat.

“Die Beyarean… Ich hab schon gedacht, die entdeckst du nie.”

“Tja - so blind bin ich nun auch wieder nicht.”

“Ja, aber über eine Woche lang bist du es gewesen.”

Einen Streit kann man die Unterhaltung nichtgrade nennen, da es doch ziemlich friedlich kling, was wiederum zwei Gründe haben könnte. Bei Ray, dass er endlich mit der anderen besser umgehen kann und bei Naomi, dass das Geheimnis anscheinend nicht mehr auf ihr lastet.
 

Raubtierfütterung des Reptils.

Ray hat echt Spaß dabei der noch ziemlich kleinen Schildkröte das Fressen vor die Nase zu halten und diese genießt es wiederum dermaßen verwöhnt zu werden, aber irgendwann ist auch genug gegessen.

“Das hätten wir und jetzt weiter im Text”, Ray wendet sich Naomi zu, die daraufhin von ihrem Buch aufschaut, “Warum verheimlichst du das?”

Naomi seufzt auf und legt sich zurück aufs Bett.

“Hier in diesem kleinen Dorf bin ich eh etwas doof aufgehoben. Ich bin ganz anders und denke auch anders. Irgendwann hab ich dann in einer Großstadt diese Arena gekauft und seit dem hab ich sie”, sie schließt die Augen, als Ray sich zu ihr setzt, “wenn meine Leute da sind, muss ich sie auch verstecken. Sonst werden sie mich sicher ausstoßen. Beyblades sind hier als Kinderspielzeug angesehen. Kaum einer weiß wie gefährlich sie sind und was dahinter steckt. Nur einige wenige kennen sich damit annähernd aus.”

“Und warum hast du sie dann vor mir versteckt?”, will Ray das nun endlich wissen, denn ihm ist schon klar, dass das Bild, welches als Lesezeichen gilt, somit auch was zu bedeuten hatte.

“Na ja”, sie sieht verzweifelt zu ihm auf, wendet ihren Blick dann jedoch nach unten ab, “hier ist das bladen etwas anders. Ich kann den Kreisel nicht so kontrollieren wie du und deine Freunde oder die Undergrounds. Hättest du mich gleich herausgefordert, währe ich wohl unbewusst drauf eingegangen und was du dann von mir gedacht hättest, will ich mir gar nicht ausmalen.”

“Undergrounds?”, langsam kommt immer mehr ans Licht und Ray wird es leid ihr alles einzeln aus der Nase zu ziehen.

“Das ist eine Art BBA in Deutschland, der aber nur bestimmte Leute beitreten dürfen, welche mit einem Bitbeast umzugehen wissen. Ich weiß nicht, wie sie es testen, aber viele fallen durch und sind dann oft von der Bildfläche verschollen.”

Interessiert nickt Ray.

Eine Weile bleibt es ruhig, doch dann steht Naomi auf und kramt rum.

“Ich zeig dir mal, wie die Beyblades hier aussehen.”

Sie zieht zu erst einen metallenen Blade hervor, der doch ziemlich klein ist und einen schwarzen Angriffsring hat. Ray schaut entsetzt.

“Driger?”

“Eine Kopie.”

Dies war jedoch nichts das einzige, was Naomi vorweisen kann.

Ray sieht über die kleine Sammlung hinweg.

“Ich sag morgen besser den anderen bescheid. Vielleicht meldet sich Mr. Dickenson dann ja mal.”

Naomi sieht ihn geradezu geschockt an.

“Ihr versucht ihn zu erreichen? Wie? Worüber?”

Ray zuckt die Schultern.

“Internet?”

“Das kannst du vergessen”, legt Naomi da, was Ray verwirrt, “Die Verbindung von hier nach Japan ist beschissen. Vor allem wenn man von den hiesigen Anbietern abhängig ist. Da gehen auch mal Nachrichten verloren, zumindest ist das bei mir so.”

Das plättet Ray nun ziemlich. So weit sind sie also von der Außenwelt abgeschottet, da wird Daichi für seine Entscheidung aber noch derbe einen auf die Mütze bekommen.

Mit einem Seufzer erhebt sich der Chinese.

“Und wie ist das mit unserem Team? Wie weit weißt du über die Weltmeisterschaften bescheid?”

Naomi lächelt schief.

“Ich kenne zwei Perspektiven”, sie nimmt anscheinend wahllos eine DVD aus der Schublade, “einmal eine dreiteilige Serie.”

“Und”, sie stellt sich an ihr Bücherregal, das Ray bisher nicht viel interessiert hatte und zieht, nach seiner Perspektive, irgendein Buch raus, “die Mangas.”

Damit währe Ray erstmal platt, doch lange dauert es nicht, bis sein Interesse geweckt ist.

Er will heute noch nicht anfangen mit ihr zu trainieren, wie er geplant hatte, sondern erstmal die Infos in sich hineinschlingen und das gilt nicht nur jetzt, sondern auch nach dem Abendessen.

Diese Gelegenheit nutzt Naomi dazu, sich seit langem mal wieder die Badewanne voll zu machen um zu entspannen. Das warme Wasser tut gut und im Kopf geht sie noch einmal durch, was sich jetzt geändert hat. Nun werden die Gespräche wohl offener.

Offen.

Offene Herzen.

Anscheinend hat sich auch heute wieder die Vorhersage befürwortet.

Die Stille wird durch einen Schimpfenden Ray unterbrochen und das Gelächter eines kleinen Mädchens ist zu vernehmen. Lange brauch sich Naomi nicht fragen, was die jetzt schon wieder in Schilde führen, da hört sie auch schon den Manga duch die Tür und an die Wand gegenüber knallen.

Warum schließt sie auch nie die Tür zu? Klar, dass Ray hinterher ist und an der, von der kleinen Schwester zugehaltenen Tür, scheitert.

Während Ray das ganze nun extrem wurmt ist Naomi heilfroh über den ganzen Schaum und seufzt auf.

“Die lässt dich so schnell nicht raus. Setzt dich lieber hin und wart ab”, rät sie ihm, was er nur murrend akzeptiert.

Irgendwie findet die ältere Tochter es doch ganz lustig, wie er sich anstellt. Kleine Geschwister sind eben nervig. Mache mehr, andere weniger.

Neugierig lugt Naomi nach einer Weile um die Ecke zu ihm rüber.

Da sitzt er tatsächlich auf dem Boden an der Wand gelehnt und schaut sich munter lächelnd das Buch an. Irgendwie wirkt er so doch wie ein kleines Kind, dass ein spannendes GameBoy-Spiel bewältigt, nur nicht so verkrampft.

Es amüsiert ihn wahrscheinlich, wie das Leben von ihm und seinen Leuten in diesen Comics verläuft. Beim Anime würde er sicher auch was zu schauen haben.

Fragt sich nur was stimmt und was nicht. Vielleicht sollte sie den letzten Mangaband sicherstellen, bevor er noch die Zukunftsvision sieht.

Geschockt erkennt Naomi den Band in seinen Händen.

“Ray? Du bist doch nicht schon bis Band 11 durch?”

“Doch wieso?”, er schaut lächelnd auf, “Ich krieg die heute sicher noch durch.”

Das wird Naomi allerdings zu verhindern wissen.

Sobald sie endlich aus der Wanne raus kann.

★˙·•13.•·˙★

Sie öffnet den Koffer.

Ein Glück, der Manga ist drin.

Naomi musste sich echt anstrengen Band 14 vor Ray zu verstecken. Sie wird ihn in ihr Schulfach schließen, damit der Blader keine Chance hat, ihn zu bekommen und die Überredungskünste an ihr desweiteren abblocken können. Ganz nach ‘Ich hab ihn nicht’. Jetzt muss es nur noch heimlich ins Fach geschmissen werden und das wird wohl nicht so schwer, da um die Zeit, wo sie in der Schule ankommt, eh kaum einer im Schulgebäude, geschweige dem im Oberstufenbereich, ist.
 

Während sie also mit gutem Gewissen den Matheunterricht verfolgt versucht Ray sich mit den Serien zu beschäftigen.

Die deutschen Folgen von je zwanzig Minuten gehen an ihm vorbei. Es geht ihm eher auf den Keks, dass Naomi den Manga so gut versteckt hat.

Wo kann sie ihn hingetan haben, dass er ihn nicht findet?

Nach der zigsten übersprungenen Folge beschließt er nun also nebenbei etwas auf ihrem Schreibtisch für Ordnung zu sorgen. Das ist gar nicht mal so einfach, bei dem was da alles rum liegt. Schließlich fällt ihm ein Ordner aus der Hand und es kommt wie es in dem Chaos kommen muss, die Blätter fallen raus. Zeichnungen. Ähnlich wie die der Mangas und der zur Zeit laufenden Serie.

Hierbei kann sich Ray natürlich nicht zurückhalten. Er ist eben doch neugieriger als die meisten Frauen und möchte doch nur einen kurzen Blick riskieren. Dieser führt jedoch durch sämtliche Zeichnungen, die ihm in die Finger kommen. Am liebsten hätte er nun doch nicht reingeschaut, doch die Erfahrung ist kostbar und er würde sie nicht missen wollen.

Das Aufräumen des Tisches hat allerdings auch danach keine weitere Folge in Anspruch genommen. Doch schließlich fällt ihm etwas bedeutsames ein. Das Bett steht nicht direkt an der Wand. Vielleicht hat sie es durch die Lücke an der Wand drunter fallen lassen.

Als Ray nachsieht erkennt er dort tatsächlich ein Buch. Es muss es sein. Daran hat er keinen Zweifel. So aus der Lücke fischen kann er es jedoch nicht mit seinen großen Händen und das Bett vorzuziehen verhindert der Schreibtisch, der sicher nichtgrade leicht zu bewegen währe, also muss er den Umständlichen weg neben unterm Bett her.

Er zieht Kisten, Taschen und Kartons ungeduldig hervor um an das Buch zu gelangen, aber Fehlanzeige. Es gehört zwar zur Kategorie Manga, ist aber nicht der Band, den er sucht. Enttäuscht macht er sich also wieder daran, die Sachen zurück zu packen. Nur das gefundene Buch wird er ins Regal legen.

In seinem Unterbewusstsein kommt ihm Naomis Reaktion in dein Sinn, als er vor einiger Zeit meinte, er habe das Bett aufgeräumt. Sie wirke verkrampft, also müsste hier doch noch etwas lungern, was ihn auf Beyblade hätte aufmerksam machen müssen.

Nun packt er erstmal die Taschen wieder weg. Dann die zuen und anscheinend leeren Kartons und zu guter letzt die Plastickkästen, die durch seine hastige Arbeit alle ihren Deckel verloren haben. Also heißt es hier, Deckel drauf machen, was bei einem nicht geht, da er nur durch ein langes Gewandt abgedeckt wurde. Dieses war nun durcheinander. Ray wollte nicht zu viele Spuren hinterlassen und entschließt sich es wieder ordentlich zusammen zu legen. Beim Hinunterziehen des schwarzen Gewands kommt jedoch der Inhalt der Kiste zum Vorschein.

Das schwarze Ding ist nun gar nicht mehr interessant und er nimmt ein rosa Haargewirr hoch. Eine Schleife hält einen teil der Haare zu einem Zopf zusammen. Erst allmählich erkennt Ray die Frisur und findet in der Kiste noch etwas anderes, was ihm doch echt einen Schock versetzt.
 

“Bist du dir da ganz sicher Ray?!”, Kenny glaubt es nicht, was der Ausreißer ihm da erklären will.

“Ja - verdammt - die hat auch die Klamotten rum liegen”, er sieht zur Uhr, “ich werde gleich losgehen, damit ich den Bus bekomme. Ihr Vater war so nett und hat mir ´nen Fahrplan gegeben unter dem Vorwand, sie hat was wichtiges an Schulsachen vergessen.”

“Willst du nicht erstmal abwarten und dich beruhigen?”, versucht Hilary gegen zu wirken.

Tyson ist unterdessen beschäftigt seinen Kumpel Max wieder aus der Trance zu bekommen, in die dieser verfallen ist. Das ganze stellt für ihn wohl einen größeren Schock dar, als für alle anderen. Schließlich ist er auch von der Sache betroffen, wie es scheint.

“Ich muss sofort hin”, Ray nimmt sich den Stoffbeutel von der Treppe, in der das wohl größte ihrer Geheimnisse und gleichzeitig sein größter Schock steckt, “ich kann sie nur jetzt zur Rede stellen. Vor ihren Mädels ist sie leichter zu fangen.”

“Robert wird am Wochenende nach Düsseldorf kommen. Wir werden mit ihm dann auch darüber reden.”

Ray nickt.

“Gut. Ich währe gerne dabei, aber jetzt-”

“Ja, du musst los. Also bis dann!”, Kenny akzeptiert das Ganze und beendet das Gespräch schnell, damit Ray nicht den Bus verpassen würde. Schließlich hat er eine ziemlich deutliche Spur gefunden.
 

An der Halltestelle angekommen gilt jetzt die Schule zu finden.

Dies erweist sich als schwieriger als geplant, denn hier gibt es mehrere Schulen. Das Wissen, dass Naomi die Oberstufe besucht hilft ihm jedoch weiter, da zum Glück in der Nähe nur ein Ort ist, an dem eine Oberstufe eingerichtet ist.
 

Das Gebäude wirkt von außen zwar übertrieben bunt, aber auch heruntergekommen. Das soll eine Schule sein. Wahrscheinlich keine Gute. Ray ist schon aufgefallen, dass es hier anscheinend keine Schuluniform gibt, wie er es kennt. Die Schüler erscheinen wie sie wollen. Um dies wiederholt festzustellen geht er ein Mal um das Gebäude rum und schaut durch die Fenster in die meist ziemlich heruntergekommenen Klassenräume.

Die Schüler scheinen hier echt nur zu tun, was sie wollen.

Sie sitzen während des Unterrichts nicht aufmerksam an ihren Tischen, sondern legen auch mal die Beine hoch oder latschen quer durch den Raum, während der Lehrer spricht. Manch einer unterhält sich mit den Nachtbar über irgendwas, andere schlaffen anscheinend sogar. Wieder andere legen sich mit den Lehrern an.

Die paar ruhigen Schüler wirken da doch recht auffällig.

Ray merkt schließlich, dass er zu den Musikräumen gelangt. Die Klänge, Tönen und Gesängen werden lauter. Ein bestimmter Bereich tut es ihm jedoch besonders an.

Wegen dem dichten Gestrüpp kann man leider nicht nahe an die Fenster des Raumes ran kommen, woraufhin Ray das Gebäude durch einen Nebeneingang betritt und bemerkt, dass er nicht als einziger von der Musik angelockt wurde.

Er wird von den Schülern nur kurzzeitig abfällig angesehen.

Diesem Blick ist er nur ungern länger ausgesetzt und schließlich froh, dass sie wieder wegschauen.

Irgendwie scheint es doch gut gewesen zu sein, sich vorher in andere Kleidung begeben und die Haare hochgesteckt zu haben. An sonnten währe wohl sogar noch eine abfällige Bemerkung drin gewesen, die zu einem Streit geführt und somit auch den Gesang hinter der Wand verstummen lassen hätte.

Ray erkennt in den Liedern, dass es wohl zwei verschiede Stimmen sind. Die Lehrerin kritisiert streng und oft. Sie treibt die Gruppe zur Perfektion an.

Ein Klingeln lässt die Zuhörer aufschrecken und Ray wundert sich, wie schnell die Jüngeren doch schließlich verschwunden sind.

Auf ein Mal geht die Tür auf und Ray - in der Ahnung gar nicht hier sein zu dürfen - stellt sich auf die Seite neben der Tür, um unersichtlich zu bleibt und hofft, dass die Gruppe Richtung Haupttrakt geht und nicht in seine Richtung gehen würde.

Die Mitglieder unterhalten sich über ihr Können und irgendwie kommen Ray die Stimmen bekannt vor. Als er neugierig, wie er ist, um die Ecke sieht erkennt er drei von den Freundinnen Naomis.

Er kann jedoch nicht lange schauen, denn eine von ihnen dreht sich schließlich in seine Richtung, oder eher Richtung Raum.

“He ihr Beiden! Kommt in die Hufe”, treibt die breitere zur Eile an.

“Ja, hab´s ja gleich.”

Irgendwie hätte Ray es erwarten müssen.

Naomi antwortet ihnen. Aber dass sie es wirklich ist, findet Ray erst nach zwei Weiteren Sachen heraus. Einmal das klackern des Koffers, aus den groben Fliesens des Flurbodens und nach einem Blick um die Ecke. Ihre rote Jacke fällt mehr auf den je. Ob sie das mit auffällig meinte? Aber auch ihre Art unterscheidet sich deutlich von den anderen.

Nachdem sie weg sind sieht Ray wieder auf die Tasche runter. Eine Tasche in einer Tasche, in der etwas ungewöhnliches drin ist. Kurze Zeit denkt er über sein weiteres Vorgehen nach, ehe er sich entschließt der Gruppe - so gut es geht - zu folgen.
 

Natürlich war der Abstand zu groß und Ray steht nun bei den Lehrerzimmern hilflos rum. Seine Augen suchen irritiert nach einem Anhaltspunkt. Vielleicht die rote Jacke. Irgendetwas, dass ihm weiterhelfen kann, wobei er gegen einen Mann rennt.

Augenblicklich entschuldigt er sich auf seiner Muttersprache, was ihm erst danach auffällt. Also will er seine Entschuldigung auf Deutsch wiederholen, wird jedoch vorher angenehm überrascht.

“Was hat denn einer wie du in dieser Schule verloren?”, der ältere Herr ist verwundert, spricht ihn jedoch fließend auf Chinesisch an.

Ray bleibt der Mund offen stehen, woraufhin der Mann schließlich nur lachen kann. Wenig später sitzen sie in einem eher gemütlichen Büro.

“Ich hätte nie gedacht, dass hier jemand Chinesisch kann. Und dann auch noch so gut. Wo kommen sie her?”

Der alte Mann lächelt auf seine Frage.

“Meine Frau kommt aus den Niederlanden, meine Tochter ist Deutschlehrerin in China. Das reicht an Informationen. Da kommt schon einiges zusammen”, spricht der Mann gelassen, “Aber noch einmal zum Punkt: Was machst du hier?”

“Ich - Ähm…”, Ray fühlte sich vertraut bei dem Mann, aber dennoch sollte auch dieser nicht alles wissen, also erzählt er ihm die übliche Geschichte, “Ich bin ein Brieffreund von Naomi aus der Oberstuffe. Ich wollte ihr etwas bringen. Sie hatte es zu Hause vergessen.”

Ray denkt darüber nach, wann er das letzt mal so viel gelogen hat. Vermutlich bei seinem Treueschwur.

Das Lächeln des Alten klart sich auf.

“Ach. Naomi. Eine äußerst gute Schülern. Schade nur, dass sie so abgesackt ist, aber wenigstens scheint sie endlich auch für was anderes zu leben, als für die Naturwissenschaften”, der ältere Herr überrascht Ray immer mehr.

Er wendet sich von Ray ab und spricht einen Kollegen an.

“Andreas, schau doch mal bitte, wo Naomi jetzt Unterricht hat.”

“Sie hat oben Geschichte”, kommt nach kurzer Zeit die Antwort, “Raum 323”

Ray steht lächelnd auf.

“Vielen Dank”, er hatte die Worte verstanden und überrascht damit doch ziemlich.

Der ältere Herr begleitet ihn noch zum Raum, geht dann jedoch wieder zurück, nachdem sich Ray auch bei ihm bedankt hat.

Er will grade klopfen, da hört er seinen Namen und wendet sich um.

Eine von Naomis Freundinnen sieht ihn verwirrt an und geht mit ihm schließlich in den zur Verfügung stehenden Oberstufenraum.

“Echt cool, dass du uns besuchen kommst!”, begeistert nimmt ihn, die bisher von ihm als dunkelhäutig bezeichnete, quirlige Person ihn in Empfang.

“Habidi, wer ist das?”, kommt es aus einer Ecke von einem Glatzkopf, der von seinem Körperbau und der Kleidung doch eher wie ein Schlägertyp wirkt.

“Ich heiße Ray”, stellt sich der Chinese zum Erstaunen der Anwesenden selber vor.

“Naomis Brieffreund?”, wird das Mädchen, dass ihn aufgesammelt hatte schließlich gefragt, woraufhin diese nur nickt.

Der Junge mustert ihn gefährlich und seufzt anschließend auf.

“Wenn der die Nuss knackt, hat Lukas die Wette gewonnen”, meint er enttäuscht, woraufhin die Habidi genannte lacht.

Ray versteht das natürlich kaum und kann es für sich auch nicht übersetzen. Trotzig schaut er zu dem offenen Fenster und bekommt langsam einen Einfall.

“Was ist eigentlich da unter? Nach dem Dach.”

“Der hintere Pausenhof”, wird ihm fragwürdig von der engelsgleichen Freundin entgegnet.

Das sie nur so aussieht, ist ihm eben klar geworden, doch auch er hat so seine Kniffe.

“Gut.”

Mit einem Sprung ist Ray durchs Fenster und auf dem Dach.

Mit der Genauigkeit gehört er in den Sport LK.

Auf dem ersten Blick erkennt er, dass die Fenster der Räume alle in dieser Richtung liegen und ebenfalls das Dach des zweiten Stockes vor sich haben.

“Sind die andere Räume bis 323 alle frei oder soll ich unter den Fenstern her krabbeln?”

“Die sind frei, aber was hast du vor?”, will nun der ans Fenster gewandete Junge wissen, worauf Ray nur grinst.

“Ich werde sie mal etwas aus den Reserven locken.”

Nun werden natürlich alle neugierig wie und klettern zu dem sympathischen Jungen aufs Dach raus. Dieser begibt sich inzwischen von dieser Seite zum Geschichtsraum. Um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen braucht er nicht lange.

“Naomi, schau mal aus dem Fenster!”, ruft die modelartige Freundin laut aus, was den Unterricht unterbricht und Rays Plan aufgehen lässt.

“Was ist den das für einer?”, die Geschichtslehrerin würde anscheinend gerne die Männer mit den Hab-mich-lieb-Westen rufen.

“Raymond!!!”, sauer schreit Naomi dies aus, ehe sie zum Fenster stürzt um dieses zu öffnen, während der draußen stehende grinst und aus der einen Tasche den anderen Stoffbeutel rausholt. Ganz nebenbei stellt er sich auf die Kante des Daches und hält die Tasche zum Schulhof raus.

Naomi weiß, was in der Tasche ist.

“Das machst du nicht wirklich oder?”

“Krieg ich den Manga?”

“Der ist im Fach!”

Ihre Panik ist leicht zu erkennen. Der Inhalt scheint ihr äußerst wichtig zu sein.

“Schlüssel her ich hohl ihn!”, die Freundin ist schnell aufgestanden und fängt den zugeworfenen Schlüssel an der Tür ab. Nun verfällt Naomi ins Japanisch, da es ja nicht jeder mitbekommen muss, was da abgeht.

“Du bist so ein Idiot! Gib den Beutel her!”

“Nichts da. Du kriegst es erst wieder, wenn ich eine ausführliche Erklärung habe. Mitsamt einer Erklärung, was du in Düsseldorf gemacht hast.”

“Du bist so ein-”, doch weiter will Naomi auch gar nicht mehr reden.

Schließlich bekommt sie den Manga.

Das ganze geschehen scheint die Lehrerin mitlerweile zu amüsieren und auch die anderen Klassenkammeraden - sowohl im Raum, als auch auf dem Dach - haben ihren Spaß an der Sache. Endlich ist mal was los.

Naomi klettert schließlich durchs Fenster und bewegt sich langsam auf Ray zu wobei sie ihm den Manga entgegen hält.

“Da hast du ihn und den Rest besprechen wir später”, spricht Naomi sicher, doch Rays Grinden verrät ihr unheilvolles.

Schnell hat er sie am Handgelenk geschnappt und mit samt Manga auf den Arm gezogen. Ganz nebenbei bekommt sie auch das Erpressungsmittel aufgedrückt, während Ray ihre Angst einflößende Vorstellung wahr macht.

Er springt vom Dach runter.

Aus lauter Panik klammert sich das junge Mädchen fest an ihn. Sie drückt sich dermaßen nahe an, als würde es den Aufprall dämpfen. Verfolgt vom ängstlichen Geschrei ihrer Kameraden. Doch Ray landet sanft auf dem Boden wie eine Feder.

Schließlich sieht Naomi nach einiger Zeit verwirrt zu ihm auf.

>13. Dezember: Es gibt nur wenige Menschen, denen man vertrauen kann. Mit solchen kann man seine Geheimnisse teilen.<

★˙·•14.•·˙★

Im Zimmer ist es noch immer dunkel.

Kein Licht dringt durch die Fenster, vor denen die Gardinen noch immer zugezogen sind. Schließlich wird dies jedoch mit einem ruck geändert.

“Tyson! Raus aus den Federn!”, Kenny ruft ins Zimmer woraufhin die Decke schnell nach oben geschlagen wird, “Erinnerst du dich? Heute wollten wir mit Robert reden.”

Der Chef zieht die Gardinen weg und lässt das von den Wolken gedämmte Licht den Raum fluten. Eine Weile bleibt er an diesem Ort stehen und wartet ab, bis der Klügere schließlich nachgibt und den Raum verlässt.
 

Der Chef merkt erst gar nicht, was er in den paar Minuten verpasst hat, in denen er den Langschläfer wecken wollte, doch schließlich entdeckt er Max mit dem Telefon vor sich auf Lautsprecher und Kai daneben.

“Ein Mal den Unterricht schwänzen wird dir schon nicht das Genick brechen.”

“Halt die Klappe, Ray. Du hast ehe so viel Ahnung von dem deutschen Abi, wie du vom Cosplay hattest, bevor ich dir was gesagt habe!”

“Ihr seit echt witzig”, mischt sich Max über das Telefon in das Gespräch ein, das daraus dringt.

“So langsam geht sie mir auf den Wecker. Hoffentlich kommt Driger da bald raus”, mault Ray, wonach nur noch ein dumpfer Laut und ein Wehklagen zu hören ist, “Warum schlägst du mich wieder?”

“Weil du es verdient hast”, spricht sie melodisch fast singend.

Nebenbei hört man im Hintergrund noch ein Klackern, dass Kenny als tippen auf einer Tastatur deutet.

“Wieso verdient?”, erst jetzt fällt die Aufmerksamkeit auf Kenny.

Max grinst ihn förmlich an und Kai spielt sich anscheinend auch ein leichtes Schmunzeln in die Mimik.

“Ray ist mit seiner Nezumi vom Dach des zweiten Stocks gesprungen”, klärt May den Chef auf, woraufhin dieser nur schief lächelt.

“Tolle Art sich an ein Mädchen ranzumachen”, mischt sich schließlich Hilary ein, die es mit angehört hat und sich jetzt zu Max setzt, damit Ray ihren nächsten Satz auch sicher verstehen wird, “Dir fällt auch immer wieder was neues ein.”

Ray für seinen Teil hat jedoch jedes einzelne Wort gehört und zieht allmählich den Kopf ein, während Naomi noch auf der Tastatur rumtippt ohne etwas von dem Gespräch mitzubekommen. Auch Tyson hat die Worte vernommen, da er nach Kennys Weckdienst wach war und schließlich aufgestanden ist, weil er sie von dem Zimmer aus hören konnte.

“Vom Dach gesprungen? So lang sie es überlebt hat…”, mischt er nun mit, nachdem er die Tür hinter sich zu macht.

Die Blicke der anderen machen ihn etwas skeptisch.

“Was habt ihr?”, will er nun ratlos wissen, doch Max deutet ihm nur, dass was auf seinem Kopf fehlt.

Schließlich geht er wieder ins Zimmer und kommt mit Käppi auf wieder raus.

Inzwischen sieht es bei Naomi so aus, dass sie mit ihrer Anfrage fertig ist.

“Du bist angemeldet”, teilt sie kurz mit und hat sich nach hinten gelehnt und die Arme hinterm Kopf verschränkt, während sie mit den Füßen am Stuhl das Gleichgewicht hält.

Ray schaut von dem Interessenobjekt zu ihr auf, lächelt hinterhältig und wirft sie mit dem gestern so sehr umkämpften Ding ab. Das sie damit gleich das Gleichgewicht verliert hätte er nicht gedacht, amüsiert sich aber köstlich über ihren Abflug vom Hocker.

“Idiot!”, so genannt zu werden macht ihm gar nichts mehr auf.

Schließlich hat sie gestern dergleichen nur geschimpft und ihm bei jeder Gelegenheit den passenden Kommentar abgegeben, nachdem sie ihre Schulsachen noch aus dem Kursraum holen und dabei die verschiedensten Bemerkungen ertragen musste. Im Prinzip war es also gar nicht mal so falsch zu Hause zu bleiben.

Sie hebt das Objekt auf und nimmt es auf den Schoß nachdem die sich wieder auf den Hocker gesetzt hat. Ray schaut darauf nur verdattert aus der Wäsche.

“Ray? Was ist den jetzt?”, will Max nun wissen, doch dieser bringt erstmal nicht viel raus.

“Ähm…”

Naomi merkt, dass er erstmal weggetreten ist und nimmt erst einmal das Telefon an sich.

“So ihr lieben, Ray ist leider nicht erreichbar sondern ins Land der Träume verschwunden”, erklärt sie und bemerkt, dass sich dieser immer noch nicht deutlich gerührt hat, “Ich hab uns jetzt angemeldet. Ray will sich ja selbst ein Bild davon machen und ich bezweifle, dass euch Robert viel weiter helfen kann. Der weiß ja nur was von der HighSociety Europas.”

Recht hat sie und das ist auch klar.

“Wir werden trotzdem mit ihm sprechen”, bestimmt Kai und gibt Naomi dadurch Antwort.

“Mach das. Wir werden inzwischen mal schauen, wie ich Driger wieder los werde und geben dann bescheid. Währe ja echt bescheuert, wenn die nächste WM ins Haus steht und ihr mangels Bitbeast euren Titel los seit.”

“Pack die Puppe weg!”, Ray hat seine Sprache zurück, woraufhin er das Telefon aufgedrückt bekommt.

Die Stoffpuppe bleibt jedoch auf dem Schoß der Besitzerin, wobei er wieder widerwillig knurrt.

“Was für eine Puppe?”, ist Hilary nun neugierig, aber auch die anderen sind skeptisch.

“Eine Voodoopuppe, die aussieht wie ich…”, mault er schließlich woraufhin es auf der anderen Seite einen Moment still ist.

Schließlich schießt im das Gelächter geradezu entgegen.

“Dann hat sie deine ganzen Unglücksfälle also zu verantworten”, lästert Hilary.

“Klar, er ist ja auch bei ihr gelandet, weil die Puppe gerufen hat”, mischt Tyson grinsend mit.

“Ihr spinnt. Eine Puppe kann so etwas doch gar nicht”, meint Daichi überzeugt, “Ist doch nur ein Stoffbündel.”

“Ja, aber ein durchaus realistisches Stoffbündel”, angenervt schielt Ray zu der Puppe rüber, die immer noch lächelt wie üblich auf Naomis Schoß in Sicherheit hockt.

“Lass dich doch nicht von ´ner Puppe fertig machen”, beendet Kai den Kinderkram, “sieh lieber zu, dass du Driger zurück bekommst und lass dir aufschreiben, wie es gemacht wird.”

Ray lächelt schief.

“Ich schreib es lieber selber, dann kann man es wenigstens noch lesen”, das war Rays letzter Kommentar am Telefon.

Die anderen bekommen nur mit, wie Naomi wieder am Aperrat ist.

“Ich gebe euch bescheid, falls Driger vorzeitig wieder zurück im Blade ist und helfe Ray, dass er dann nach Düsseldorf findet. Wünsche euch noch viel Spaß. Bis Bald!”

Nach dem Abschied der Anderen hätte sich das schon mal erledigt und Naomi drückt auf den Knopf mit dem roten Hörer.

Schließlich fällt ihr auf, dass etwas fehlt.

“Ray…”, bedrohlich sieht sie zu dem Jungen rüber, der es sich auf dem Teppich bequem gemacht hat.

“Was ist?”, grinst dieser sie an.

“Gibt es wieder her!”

Damit bahnt sich erstmals ein kleines Gefecht an, das auf Außenstehende doch sicher recht seltsam gewirkt hätte.

Ray hat sich anscheinend auf die Puppe gelegt und Naomi versucht dran zu kommen, kommt dann aber darauf, dass sie Ray runter kugeln könnte, womit dieser wiederum erstmal die Position ändert. Er setzt sich auf und hält die Puppe mit einer Hand von ihr weg.

“Komm und hol sie dir.”

“Du bist ätzender, als mein Onkel zu mir als ich 3 war!”

Alles schimpfen nutzt nichts. Immer wenn sie denkt, sie hätte es, macht Ray ihr einen Stricht durch die Rechnung.

Einmal gab es für ihn nur das Problem, dass sie den Zopf gepackt hat, aber da die Puppe ihr mehr wert ist wie ihm, brauchte er einfach zu ziehen, damit sie freiwillig los lässt, um nichts kaputt zu machen.

“Du bist total gemein!”, schließlich wird ihr das zu bunt und sie steht auf um sich auf dem Bauch aufs Bett zu schmeißen.

Für so gemein hat sie Ray zuvor nicht eingeschätzt und schlingt die Arme um ihren Kopf. Die Enttäuschung war eindeutig und Ray bekommt doch einige Schuldgefühle. Anstatt ihr jedoch einfach die Stoffpuppe zu geben, legt er diese zur Seite und geht zu ihr ans Bett.

Naomi bekommt erst gar nichts mit.

Erst als sie Berührungen auf ihrem Rücken wahr nimmt wird sie skeptisch und schaut auf.

Direkt fällt ihr Blick auf Rays unscheinbaren Hundeblick - lächelnd natürlich. Dass er sich langsam annähert lässt in ihrem Magen ein mulmiges Gefühl aufkommen. Dieses scheint sich auf ihre Augenfarbe auszuwirken.

“Was hast du gemacht?”, Ray schaut sie überfragt an, was sie nur erwidert.

“Was meist du?”, sie blinzelt irritiert, als er ihr dann schließlich gegen die Stirn tippst.

“Deine Augen”, meint er nur, “eben waren sie doch noch grün-blau, aber jetzt…”

Naomi lächelt nur und setzt sich auf.

“Manchmal verändert sich die Farbe. Das kann ich nicht kontrollieren.”

Auch Ray setzt sich auf um mit ihr wieder auf einer Höhe zu sein. Schon wieder versucht er sie mit seinem Blick zu fangen, was wieder zu gelingen scheint.

“Ich wollte ja noch was machen”, sie lächelt mild und bewegt sich seines Erachtens nach auf ihn zu.

Klar, dass Ray ihr entgegen kommt.

“Ich muss ja noch das Türchen öffnen”, tatsächlich steht der Kalender neben ihm und sie greift nun danach.

Die Nähe scheit sie gar nicht zu interessieren.

Allmählich zweifelt Ray an ihr, doch der Kalender sorgt für Ablenkung.

“Der wievielte ist den heute?”

“14ter, wenn man deinem Laptop glauben darf.”

Sie nickt und sucht nach der Nummer, doch Ray hat sie schneller gefunden und deutet drauf. Schließlich öffnet sie auch dieses Türchen geschickt mit den Fingernägeln.

Ray überlegt, ob diese schon vorher so lang waren oder sich durch Drigers Einflüsse verändert haben, kommt aber schließlich auf die erste Vatiante.

“>14. Dezember: Nicht in den Worten suche die Wahrheit, sondern in den Augen.<”

Daraufhin sehen sich beide verwirrt an.

Dieser Kalender ist echt schon ein merkwürdiges Ding.
 

Nachdem es nun Abend geworden ist, packen sie ihre Sachen für den nächsten Tag. Schließlich will Ray einen Cosplay-Event erleben und dieser ist nun mal mit Übernachtung, was eigentlich nur selten der Fall ist. Ihm ist das jedoch relativ egal, so lange er endlich mehr erfährt. Naomi hat das formale bereits abgeklärt.

“Ich sollte mich wirklich dran halten, Den Kalender morgens zu öffnen”, fängt Naomi an die Stille zu durchbrechen.

“Da hältst du dich doch eh nicht dran.”

Ehe Ray wieder irgendwelchen Unsinn anstellen kann, hat sich Naomi etwas ganz besonderen geangelt.

“Jetzt lass doch mal diese verdammte Puppe liegen! Ich steh dir gerne als Ersatz zu Verfügung.”

“Hättest du wohl gerne”, spricht sie spöttisch, woraufhin er knurrt, “Das Mini-Ray ist aber unersetzlich. Auch nicht vom Original.”

“Kann gar nicht sein!”

“Soll ich ne Nadel reinpieksen?”

“Lass das sein.”

“Dann lass du die Finger davon.”

Während sie ihre kleine Meinungsverschiedenheit bewältigen, wird der Mini-Ray gut von Naomi festgehalten und lächelt weiterhin geheimnisvoll in die Nacht hinein.

★˙·•15.•·˙★

“>15. Dezember: Lerne dein Umfeld im Auge zu behalten, den gute Gelegenheiten ergeben sich nur sehr selten. Glücksbringer: weiße Kleidung< Das bringt einen ja nichtgrade weit…”, zweifelnd betrachtet Naomi am Küchentisch, was ihr der Kalender heute wieder rät.

Nur zu schade, dass sie damit mindestens genauso viel anfangen kann wie Ray, der sie kurz mustert.

“Wie auch immer. Was weißes trägst du ja jetzt schon.”

Sein Lächeln ist wieder eindeutig darauf ausgerichtet, sie ruhig zu stellen.

“Und ich hoffe, ich sau es nicht ein”, spricht die ihm gegenüber locker und muss sich stark zusammenreißen, damit sie wegschaut.

Schließlich will sie nicht genau wissen, was der Ältere damit wieder bezweckt.

Irgendetwas an Ray kommt ihr ziemlich merkwürdig vor, aber ob sie wissen will was es ist, hat sie für sich noch nicht entschieden. Zumindest hat er ausgesucht, was sie heute für ein Outfit trägt und zusätzlich auch noch beim Schlafen genervt. Naomi bereut es langsam ihn nicht ins Wohnzimmer auf die Couch abgeschoben zu haben.

Ob er wirklich die Nacht über geschlafen hat, kann sie nicht sagen, aber ihn abzuschütteln oder zu wecken, hat sie in der Nacht nicht fertig gebracht. Auch wenn seine Arme doch ziemlich eng um ihren Oberkörper griffen. An diesem Morgen war er wie üblich eher wach als sie, weshalb sich das Thema erledigt hatte, da sie nicht wüsste, wie sie ihn darauf ansprechen sollte.
 

Auf ihrer Strecke legen sie eine Pause ein.

Ray hat während der Fahrt kaum ein Wort verloren und rührt nun auch nur in seinem Getränk rum.

“Fahr ich so unsicher oder bist du noch müde?”, will Naomi nun schließlich wissen.

“Keins von beiden”, spricht Ray mürrisch, was seine Nezumi doch etwas überfordert, “ich bin einfach nur erstaunt, dass du schon alleine Auto fahren darfst.”

“He, ich bin schon fast zwanzig. Außerdem hab ich den Führerschein schon bald zwei Jahre, also sind da schon einige Erfahrungen zusammen gekommen.”

Fast zwanzig. So alt hätte er sie nun nicht eingeschätzt. Da ist er doch froh um jeden Tag, den er älter ist. Schließlich hat er sie für wesendlich jünger gehalten. Vielleicht sechzehn oder maximal achtzehn, aber niemals etwas darüber hinaus. Er hat sich also umsonst so oft zurückgehalten und am Riemen gerissen.

Eigentlich hätte es ihm ja auch auffallen müssen. Was er noch alles wissen möchte, ist er grade unfähig in Worte umzuformulieren, am Auto hilft er Naomi allerdings ersteinmal ihr Cosplay wieder zu richten. Allerdings nur so weit, dass es sie beim Fahren nicht behindert, also bleiben Krallenhandschuhe und Haarreif mit Ohren noch in seiner Verwahrung, hingegen sind die Haare schon entsprechend zu einem Zopf gebunden und der Zopf mit Hilfe von Haarschaum zerzaust worden.
 

“Das ist also unser Ray…”

Irgendwie ist es schon merkwürdig, sich von jemanden mustern zu lassen, die nahezu den selben Klamotten steckt. Zumindest fühlt sich Ray zu Anfang etwas unwohl, als er der Ray-Cosplayerin, die sie in Düsseldorf verfolgt hatten, gegenübersteht. Aus der Nähe wirkt sie auf ihn doch eher anders als sein Spiegelbild. Allein die Vertrautheit zu dem Mädchen in dem passendem Kostüm lässt seine Mimik ab und an ernst werden.

Ein weißes Kleid mit grünen Streifen und alles aus einem Fellartigen Stoff. Nun sieht er Naomi doch eher an, dass Driger in ihr drin ist, doch sind es ja keine richtigen Ohren und auch die Krallen und der Schweif bestehen nur aus Stoff, Draht und Plastikknete. Alleine die Puppe in ihren Armen nervt ihn. Was der ihm gegenüber wesentlich weniger auszumachen scheint.

“Ja~”, er ist sichtlich angenervt, “Und was willst du jetzt tun?”

“Welche Laus ist dir den über die Leber gelaufen?”, die weibliche Ray sieht ihn ratlos an, doch wird von ihm schließlich durch ein Nicken in Naomis Richtung auf diese aufmerksam gemacht, was ihr erstmal noch nicht weiterhilft.

“Die Puppe…”, das löst doch gleich ihr Rätsel und bringt ihr ein Grinsen ins Gesicht.

“Eifersüchtig?”, fragt sie hinterhältig, woraufhin Ray knurrt.

“Wenn du ihr die Puppe abgezogen bekommst, hast du was bei mir gut.”

Das muss Ray kein zweites Mal sagen und hat wenige Minuten später das Plüschtier in Verwahrung.

Fotos zu machen ist ein wichtiger Teil eines solchen Treffens, wie Ray feststellt. Sobald Naomi die Plüschpuppe nicht mehr braucht, kann er es sich holen, was auch so geschieht. Sie für ihren Teil bekommt davon jedoch gar nicht so viel davon mit.

Was so eine Beschäftigung doch ausmacht.

Viele Fotos von der Ray-Cosplayerin und ihr entstehen, aber noch mehr, wo sie selber hinter der Kamera steht. Einige von verschiedenen verkleideten und unverkleideten Leuten sind auch noch drin und schließlich wird Ray selber mit einbezogen, woraufhin der Plan den Mini-Ray verschwinden zu lassen, fehl schlägt.

“Ray”, Naomi kommt fröhlich angehopst und steht schließlich lächelnd vor ihn, “Ich möchte ein paar Fotos mit dir.”

“Lass das lieber”, Ray lächelt schief, “Fotos sind nicht so mein Ding.”

“Okay. Dann möchte ich aber die Puppe wieder”, erst jetzt wird Ray klar, worauf sie doch hinaus will mit ihrem selten so ausgeprägten Lächeln.

“Wieso sollte ich die haben?”

“Weil du sie nicht magst und am liebsten wohl Pulverisieren würdest. Also?”, anscheinend kennt sie ihn mittlerweile gut genug um zu wissen, was in ihm manchmal vorgeht.

“Ich hab sie aber nicht”, meint Ray trocken.

“Dann musst du eben herhalten.”

“Warum sollte ich?”

“Du weißt genau wieso, also verarsch mich nicht.”

Klar weiß Ray, dass sie zu dieser Forderung allen Grund hat, aber auch ist im bewusst, dass sie eigentlich nur die Puppe wiederhaben möchte, welchen Gefallen er ihr nicht tun wird. Also gibt es nur eine ihm ersichtliche Möglichkeit zu Handeln ohne als Spielverderber da zu stehen.

Ray bückt sich leicht runter. Schlingt einen Arm um ihre Oberschenkel und nimmt sie hoch wie einen Kartoffelsack. Das alles natürlich so schnell, dass sie nichts dagegen machen kann.

“Ray!”

“Was den? Eure Fotos sind langweilig.”

“Das sagst grade du!”

Naomi richtet sich etwas auf, dass sie nicht mehr ganz so über seiner Schulter hängt, wie der Beutel vom Weihnachtsmann. Ihr ist natürlich klar, dass diese Kabelei durchaus interessant ist und von den anderen gleich mit Fotos dokumentiert wird.

Dies Position wird Ray zu umständlich und nimmt sie schließlich auf dem Arm, wobei sie angegrinst wird.

“Weißt du eigentlich dass du richtig niedlich aussiehst, wenn du dich so aufregst und ´nen roten Kopf bekommst?”

Naomi bekommt nun ersichtlich eine Rötung auf den Wangen.

“Ray, mach weiter damit”, spornt ihn schließlich wer an, woraufhin Naomis Augen nur nach der Schuldingen suchen, sie aber nichts weiter erwidern kann, denn der Chinese bring sie schneller ins Grübeln, als sie ihre Gedanken sortieren kann.

Einige Schritte geht er mit ihr und stellt sie schließlich auf den Boden ab, allerdings nur, um sie danach gegen eine Wand hinter ihr zu drücken und vorsichtshalber ihre Hände dagegen fest zu halten.

“Wag es ja nicht-”

“Bleib ruhig und spiel mit”, er grinst und beugt sich zu ihrem Hals vor, “Oder wer wollte eben noch mal Fotos haben?”

Seine Haare fallen ich etwas ins Gesicht. Sie weiß, in was für einer Lage sie sich aus bestimmten Blickwinkeln befindet, doch dagegen wehren kann sie sich nicht. Schließlich hat sie sich das ganze selber eingebrockt und muss dafür nun eben grade stehen.

Eigentlich hätte sie es sich denken können. Schließlich kennt sie Ray nun schon etwas länger und er scheint Spaß daran zu finden sie aus der Fassung zu bringen. Was zu weit geht, geht dann aber doch zu weit.
 

“Da hast du wohl etwas überreagiert Driger-chan.”

Naomi sieht mit einem einskalten Blick zu der Ray-Cosplayerin und schluckt schließlich erstmal ihr Essen runter.

“Überreagiert? Ich hätt ihm was anderes antun müssen.”

“Wieso das den? Er hat sich doch nur nen Spaß erlaubt”, meint die andere locker und steckt sich was leckeres in den Mund.

“Du hast es sicher nicht ganz sehnen können, aber er hat auf der Seite, wo jemand mit der Kamera stand was ganz tolles abgezogen”, die ironische Betonung macht ihre Kameradin neugierig, doch Naomi streicht sich vorsichtig am Hals lang, “er hat mich gebissen oder eher an meinem Hals geknabbert. Ich hab mich total erschreckt.”

Die andere blinzelt irritiert.

“Andere hätten sich gefreut.”

“Das ist es ja.”

Naomi kommt nicht dazu weiterzureden.

Ray ist wieder zu ihnen gekommen und scheint genau wie seine bisherige Vertraute nicht zu wissen, wie sie jetzt miteinander umgehen sollen. Irgendwie hat er sich das ganze leichter vorgestellt. Nun ist die Geheimnisgräberei endlich beendet und trotzdem passiert es so oft, dass sie nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen. Aus seiner Sicht liegt as an Naomis prüder Art und aus ihrer an seinem ‘Spieltrieb’ der durchaus klare Züge eines männlichen Individuums trägt, was man ihm eigentlich nicht verübeln kann.
 

Die Nacht bricht an. Angesichts des Platzmangels hat die kleine Gruppe nichts dagegen sich einen allgemeinen Schlafraum einzurichten, doch diesen zu nutzen hat noch Zeit. Bis in den späten Abend spielen sie noch und bedienen sich an den mitgebrachten Leckereien. Bis sie schließlich zu einem eher traditionellen, als beliebten Spiel kommen. Das einfache Flaschen drehen.

“Das ist öde”, meint Ray tückisch, doch er kommt nicht drum rum, genauso wenig wie Naomi.

“Ich durfte bei so was schon so oft mitmachen und bin nicht ein einziges Mal dran gekommen”, spricht Naomi leise, dass es anscheinend nur Ray hört, der zur Zeit das von ihr genähte Sweatshirt trägt.

Ab und zu zupft er an den mit rot abgesetzten weißen Ärmelenden um sie runter zu ziehen. Der Stoff ist so weich, dass es schon auffällt, wenn er nicht bis an seine Handgelenke reicht. Naomis liebste Arbeit an dem Stück, wird von dieser jedoch gleich wieder inspiziert, was Ray wie vor wenigen Minuten beim Tabu spielen, wieder merkwürdig vorkommt. Schließlich zupft ihm nicht alltäglich jemand an einem Knoten auf der linken Seite zurecht. Sie hat da wirklich ne Beschäftigung dran gefunden, der sie sich gelegentlich widmet, wenn nicht grade wieder irgendwer dran ist irgendwelchen quatsch zu erzählen oder zu machen.

Natürlich hat Ray da einen ganzschönen Nachteil, weil ihm sowieso nur die Schrecklichsten Dinge gefragt oder erwartet werden. Entweder muss er aus dem Nähkästchen plaudern, was er über Kai weiß oder einmal sogar drei runden mit jemanden die Kleidung tauschen.

“Das Kleid steht dir echt gut”, merkt eine freche Dame mit Brille keck an.

“Halt bitte einfach die Klappe.”

Klar, dass Ray sich dadurch bescheuert vorkommt, dass er das überhaupt mitmacht und Naomi davon auch noch ein Foto macht. Am liebsten würde er ihr jetzt was aufdrängen, doch natürlich hat sie wie schon die ganze Zeit das Glück auf ihrer Seite und kommt nicht dran, weshalb sie sich weiterhin auf dem Boden vor Lachen abkugeln kann.

Ein Glück für ihn, dass es bei dem einen Foto belassen wird und er nach den nächsten zwei Runden erlöst ist.

So schnell soll der Blader jedoch nicht in Ruhe gelassen werden, im Gegensatz zu Naomi, die bereits ununterbrochen Fotos macht und einfach nie an der Reihe ist, was Ray natürlich ziemlich wurmt und versucht die Deutung des Flaschenhalses auf sie zu lenken, damit doch mal endlich etwas neues passiert. Darüber kann Naomi jedoch nur lachen.

“Sei doch nicht gleich so sauer”, hofft sie ihn mit diesen Worten und einem Lächeln zu beruhigen.

“Das ist aber echt unfair”, protestiert Ray, während sein femininens Spiegelbild an der Reihe ist zu drehen, “wie machst du das?”

“Keine Ahnung”, meint Naomi immer noch lächelnd mit den Schultern zuckend, wie er es von Max kennt, “Ich hab einfach Glück.”

“Dann gib mir auch was ab.”

“Ich weiß was!”

Auf die Aussage der Ray-Cosplayerin sehen die beiden endlich auf und schauen überfragt zu dieser hoch. Anschließend fällt ihr Blick auf die still daliegende Flasche, die genau zwischen sie zeigt.

“Und noch mal drehen”, meint Naomi lächelnd, doch das fiese Grinden ihrer Kollegin, lässt sie vermuten, dass irgendetwas anderes geplant ist.

Diese schüttelt schließlich den Kopf und sieht Ray schmunzelnd an. Anschließend nimmt sie sich Naomis Digicam.

“Wir wollen wissen wie gerne das Tigerchen ihr Herrchen hat.”

Naomi knurrt.

“Das währe dann ja wohl nur meine Arbeit und ganz so nebenbei könnt ihr das knicken. Also lasst euch was für beide einfallen oder dreh noch mal.”

Ray versteht schon worauf das hinaus führen wird, doch er erkennt auch, dass sein Tigerchen keine Ahnung zu haben scheint und sich damit in den Schlamassel redet, was ihn aus dieser Perspektive gar nicht mal so wenig anspricht.

“Okay”, das Mädchen scheint nur auf so etwas gewartet zu haben und hält die eben erbeutete Digtalkamera hoch spricht nun hinterhältig, “Dann zieh mal dein Cos wieder an. Ich möchte ´nen Kuss sehn.”

Augenblicklich verkrampft Naomi, wobei Ray doch grinsen muss. Anscheinend ist sie ihm gegenüber also doch nicht so gefühlskalt, doch grade als sie etwas erwidern will, werden die Bedingungen verschärft.

“Auf den Mund und mindestens zehn Sekunden.”

Damit währe Rays Nezumi mit ihrem Latein am Ende und bemüht sich nur noch ihre Röte zurückzuhalten.

“Du hast gewonnen”, gibt sie nun schließlich nach, ehe die andere auf die Idee kommen noch mehr zu verlangen.

Ray sieht zu der anderen und wird nur angelächelt.

“Du bist es mir schuldig, dass ich davon Fotos machen darf.”

Er brauchte nicht einen Satz zu sagen, damit sie verstand. Dieses Mädchen macht ihn immer ratloser und er seufzt etwas angenervt von der Kamera auf.

Schließlich packt er Naomi auf die Schulter und sieht sie mit seinem ach so gutmütigen Hundeblick an. Dadurch war die andere nahezu gelähmt und ließ mit sich nahezu allens machen.
 

“Bist du noch wach?”, es war sicher schon nach Mitternacht, als Ray sich auf den Rücken umdreht um zu Naomi aufzuschauen.

Diese liegt grade vor ihm und hat ihren Kopf in ihre Arme gebettet, wobei sie ebenfalls zu ihm sieht.

“Ja, aber du solltest langsam mal schlafen. Morgen musst du wieder zurückfahren.”

Sie nickt leicht und schaut ihn weiter an.

“Bist du okay?”, fragt der Blader schließlich irritiert und streich ihr über den Arm, wobei sie zusammenzuckt.

“Na ja - ich fühl mich merkwürdig”, sie weiß anscheinend nicht, wie sie es ausdrücken soll.

Allein durch das wenige Licht, dass durch die von Gardinen verhängten Fenster sieht er schon, dass sie die Augen schließt. Schließlich streckt er sich etwas um ihr durchs Haar zu streicheln.

“Kannst du das genauer erklären?”, flüstert er vorsichtig, doch bekommt keine Antwort, “Nezumi-chan?”

Sie scheint ganz plötzlich eingeschlafen zu sein. Also streichelt er ihr noch eine Weile über den Kopf. Schaut jedoch schließlich auf ihr Handy, welches zwischen ihnen liegt.

3:02 zeigt es als Uhrzeit an. Da es aber drei Minuten vor geht, entschlüsselt es sich als 2:59 Uhr.

Eine Weile streichelt Ray weiter über das volle blonde Haar und lässt seine Gedanken abschweifen, doch nach dieser einen Minute weitet er die Augen.

Das Mädchen leuchtet.

Vielleicht ganz schwach, aber Ray meint dass ein grünlicher Schimmer um ihren Körper liegt. Schließlich bahnt sich dem Anschein nach ein kleiner dieser Strahlen von ihr seinen Weg zu ihm, oder genauer zu seinem Blade.

Ray lächelt.

Anscheinend brauchte er nun geduldig zu sein.

★˙·•16.•·˙★

Ein Kichern liegt im Schlafraum und leise Gespräche durchbrechen die Stille. Die Gardinen sind bereits aufgezogen und lassen das weninge Licht in den Raum fallen.

Langsam wird der junge Blader wach. Er spürt eine angenehme Berührung an seiner Hand und seidige Haut an seine Fingerspitzen.

Schließlich öffnet er die Augen und schaut auf.

Stutzig bemerkt er, dass sich das Mädchen ihm gegenüber seine Hand genommen hat und diese mit ihren eigenen festhält.

“Guten Morgen”, macht die Kollegin von Naomi auf sich aufmerksam.

Sie hat schon länger andere Kleidung an und die farbigen Kontaktlinsen sind auch schon draußen, wie es scheint.

“Guten-”, Ray bricht den Gruß ab und wendet den Blick wieder zu dem Mädchen ihm gegenüber zu.

“Sie lässt nicht los”, eigentlich wollte er sich von ihr frei machen und auch zu der kleinen Gruppe, die bereits wach ist gesellen, um sich aus der Thermoskanne eine Tasse mit dem wohlig duftenden Tee zu füllen, aber Naomi hat anscheinend einen ziemlich festen Griff.

Sie war allerdings nicht die einzige, die noch am schlafen ist.

Trotzdem setzt sich Ray erstmal hin und schaut zu den anderen rüber.

“Warum seit ihr nicht nach unten gegangen zum Frühstücken?”, möchte er nun gerne wissen, doch bekommt ein munteres Lächeln von dem Jungen und den drei Mädels zu spüren.

“Wir fanden es ganz lustig, wie ihr da alle liegt und wollten etwas beobachten”, schon wieder winkt sie mit Naomis Digicam.

Dass die auch immer parat sein muss. Naomi sollte sie besser so verwahren, dass kein anderer dran kommt und nicht einfach neben sich liegen haben. Schließlich schmusst sie sich aber wieder an Rays Hand.

“Was willst du jetzt eigentlich tun?”, fragt der andere Junge der Runde und verwirrt Ray erstmal, der noch nicht ganz so wach ist um zu denken.

“Du wirst doch sicher bald wieder gehen”, erläutert eine der anderen und trinkt von ihrer Tasse.

Dessen wird Ray sich erst jetzt bewusst.

Sie werden schon bald wieder andere Wege gehen. Sein Bitbeast ist zurück und lange aufhalten können sie sich nicht mehr in Deutschland. Schließlich nimmt Ray seinen Blade hervor und betrachtet diesen.

Der weiße Tiger ist tatsächlich wieder zurück, aber er hat sich verändert. Was genau es ist, kann Ray noch nicht sagen, aber er wird noch drüber nachdenken, daher packt er den Kreisel wieder weg.
 

“Driger ist wieder zurück?”, blinzelnd wiederholt Naomi die Neuigkeiten am Frühstückstisch, worauf Ray nickt.

“Ja. Heute Morgen, nachdem du so gegen 3 eingeschlafen bist, ist er wieder in den Blade übergegangen”, spricht Ray ernst und trinkt von seinem wohlverdienten Tee.

“Das ist doch klasse!”, Naomis Begeisterung ist für ihn nicht zu fassen.

“Das heißt dann wohl, dass die Bitbeasts nach einer gewissen Zeit wieder zurück kommen. Dann braucht sich Kai nun also auch keine Sogen mehr um Dranzer zu machen.”

Ein Wunder, dass die anderen kein so gutes Japanisch können oder gar keins. So können sie weiterreden, ohne dass jemand genau versteht, was sie meinen.

“Verstehst du den nicht?”, Rays ernster Blick trifft auf absolutes Missverständnis und er seufzt auf, “Ich muss wieder nach Düsseldorf.”

Das er es muss über sieht Naomi anscheinend und freut sich weiterhin.

“Na und? Kai-san nimmt sich sicher mit. Sie wohn schließlich auch dort und -”

“Du verstehst es nicht”, mit diesen Worten steht Ray auf, was auf verwunderte Blicke von allen Seiten trifft.

Er wendet sich ab und geht nach draußen.

“Was ist den los?”, wird Naomi schließlich gefragt, doch weiß selber keine Antwort.
 

“Ray.”

Naomi findet ihn neben der Tür des Einganges.

Er scheint doch etwas enttäuscht zu sein - vielleicht aber auch etwas mehr.

“Was ist den los? Ich verstehe gar nichts mehr”, sie fast ihm auf die Schulter und findet sich schließlich blitzschnell an die Wand genagelt wieder.

“Das ist es ja”, sein Blick wirkt auf sie wütend und traurig zugleich, “Du bist so naiv. Weißt du überhaupt, dass wir und wohl nicht mehr so schnell wiedersehen werden, wenn überhaupt?”

Erst jetzt scheint Naomi zu verstehen, gibt ihm dann jedoch eine andere Perspektive zu bedenken, die durchaus zu bedenken währe.

“Das weiß ich doch”, überrascht sie ihn nun, mit einer Umarmung, “Aber alleine dass du da warst, bringt mich weiter. Jetzt bin ich nicht mehr so wie vorher sondern habe das Gefühl alles schaffen zu können”, sie sieht ihn freundlich lächelnd an, “Mir wurde ein großer Wunsch erfüllt und ich hoffe, du hast den Aufenthalt auch genossen.”

Darauf weiß Ray nichts mehr zu erwidern.

Einen Wunsch erfüllt. Sie hat sich also gewünscht, dass er herkommen würde. Wieso könnte sie ihm wohl auch nicht beantworten.
 

Nur vielleicht eine halbe Stunde später packen alle munter ihre Sachen zusammen und sehen zu, dass sie die gemieteten Räumlichkeiten sauber bekommen. Schließlich spricht Naomi noch mit der als Kai bekannten Person.

“Ich weiß schon wo du meinst”, klärt diese mit ihm den Standpunkt des Hotels ab, wobei Naomi anscheinend nur neugierig besteht.

“Dann sollte ich vielleicht noch mal die anderen anrufen.”

“Hier”, Naomi hält ihm schnell das Handy unter die Nase, “Sprich aber nicht zu lange. Nicht dass das Guthaben nachher weg ist.”

“Du bist ein Schatz, Mäuschen”, damit zieht er sich erstmal in den Hintergrund zurück um in Ruhe ein paar Minuten mit den anderen zu sprechen.

“Das klang grade, als währt ihr-”

Doch ehe die zuvor wie Ray Aussehende weiter reden kann schüttelt Naomi den Kopf.

“Lass gut sein. Es war zwar echt toll mit ihm etwas Zeit zu verbringen, aber jeder von uns hat sein eigens Leben.”

“Du klingst ja lustig. Wo hast du den Spruch den her?”

“Aus dem Adventskalender”, antwortet die andere keck, wird dann jedoch einige Sekunden später von Ray angefallen.

“Kai will los”, spricht er etwas schwerfällig und drück ihr das Handy in die Hand.

“Ist gut”, meint Naomi lächelnd und sieht zu ihm auf, “Machs gut und meld dich, wenn du mal Lust hast.”

Ray nickt jedoch nur und die Umarmung wird doch etwas enger, dass Naomi sich wie eingequetscht vorkommt. Ein Kissen zu sein währe jetzt nicht schlecht. Da währen dann nicht so merkwürdige Dinge wie Knochen, die sich so was nur ungern gefallen lassen.

Einen Moment verharren sie so, doch als aus puren Zufall alle grade mit irgendwas beschäftigt sind wie Navi einstellen, die letzen Sachen zusammenpacken, Zugpläne zu suchen und vielleicht auch noch mit Schuhe zubinden, wiederholt der Blader freuwillig die Tat vom letzten Abend, was sein Opfer doch etwas durcheinander bringt.

“Ich werde mich melden”, beschwört er ihr ins Ohr flüsternd, “ganz sicher.”

Schließlich treibt Kai zur Eile an.

Sie will auch noch mal irgendwann zu Hause ankommen und das bitte noch vor Mitternacht, weil sonst ihre Eltern Stress machen. Ray will ihr keine Weiteren umstände machen und steigt ein.

“Bis bald!”, ruft Naomi noch winkend hinterher.

Und tritt schließlich als letzte den alleinigen Weg nach Hause an, wobei sie das Radio lauf aufdreht um ihre Gedanken an den Lidern festzuhalten.
 

In dem Auto das auf dem Weg nach Düsseldorf ist herrscht unterdessen Stille, bis auf das auch hier klingende Radio. Ray fühlt sich etwas erdrückt von der Stille und schaut aus dem Fenster.

Er kannte dieses Mädchen eigentlich kaum. Damit ist nicht Kai gemeint, sondern diejenige, bei der er so viel Zeit verbracht hatte. Waren es etwa schon zwei Wochen? Wie die Zeit doch vergeht und erst jetzt, in den letzten Tagen, hat er erfahren, dass sie nicht so viel jünger als er ist, wie er dachte und ganz nebenbei auch noch eine ganz besondere Person ist - nicht nur außergewöhnlich.

“Was ist das für ein Lied?”, unterbricht Ray schließlich die unangenehme Stille.

“Last Christmas”, meint die Fahrerin verwundert, “Kennst du das etwa nicht? Also hier kennt das eigentlich jedes Kind.”

“Ich hab es vorher noch nie gehört”, meint Ray ernsthaft, “es klingt echt gut.”

Musik - Naomi singt auch. Das hat er ja in der Schule herausgefunden. Wie ihre Gesangsstimme klingt, hat er zwar nicht rausbekommen, aber vielleicht ein andermal.

Er nimmt sie vor, sie vom Hotel aus den Abend noch anzurufen.

Langsam fällt nicht nur der Schnee, sondern auch der Groschen.
 

“Ich hab”, stottert er langsam zurecht, während sie die Autobahn in Düsseldorf runter fahren um in die Stadt zu gelangen, “etwas vergessen.”

Die Fahrerin sieht überfragt zu ihm rüber.

“Ich hab weder Handy- noch Haustelefonnummer und die Adresse ebenfalls nicht”, seine Verzweiflung ist klar, doch die Fahrerin lacht ihn nur aus.

“Du bist mir ja lustig. Sei froh, dass ich noch da bin.”

Die Nummer konnte sie ihm nicht geben, aber dafür eine andere Kontaktadresse. Sobald sie eine Parkplatz beim Hotel gefunden haben, schreibt sie ihm eine Internetadresse auf und den Namen, unter dem er Naomi finden wird.

“Da wirst du sie finden und fragen können. Wie du ihr das schreibst, musst du dir selber zusammenreimen.”

“Vielen dank, du bist ein Engel”, Rays Erleichterung war klar, doch Kai lacht nur.

“Ich bin kein Engel, sondern eine Kai. Grüß alle schön. Ich fahr wieder nach Hause.”

Ray nickt lächelnd und verabschiedet sich.

Eine weile steht er noch an der Straße und sieht dem Auto nachdenklich hinterher. Erst langsam dämmert es bei ihm. Dies war die Mini-Kai-Kopie nur ohne Kostüm. Annähernd hat es ja gepasst, bis auf das dauernde lachen, aber er hat es erst jetzt rausbekommen.

Ganz in Gedanken versunken merkt er erst die Schneebälle, als er davon getroffen wird.
 

“Und? Wie weit bist du?”, Hilary kommt neugierig zu Kenny ins Hotelzimmer zurück, welcher daraufhin verwirrt aufschaut.

“Es geht voran, aber warum bist du denn wieder hier?”

Hilary seufzt auf. Wurde ihr eben doch ziemlich unhöfflich klar gemacht, dass sie sich verdrücken soll.

“Sie wollten unter Männern reden. Ich blockier dann mal die Badewanne mit samt Bad.”

“Tu das”, damit wendet er sich wieder der Internetseite zu, dessen Link er von Ray bekommen hatte.
 

Während sich Hilary nun die Badewanne voll laufen lässt und die Tür abschließt um ihre Ruhe zu haben, befindet sich der Rest des Teams in den warmen Bädern im Keller des Hotels, allerdings mit Besuch.

“Ich komme!”

Platsch - das war Daichi.

Der Jüngste ist auf die Idee gekommen vom Beckenrand ins Wasser zu springen und wirbelt damit einiges an Wasser auf.

Die Rache folgt auf den Fuß durch Max und Tyson die sich den kleinen krallen wollen um ihn unter Wasser zudrücken. Ein klares Prinzip der Blader.

So kennt Ray es.

Kai sitzt neben ihm und beobachtet das Geschehen ebenso wie er und die Besucher Robert und Tala. Der eine wurde herbestellt und der andere war zufällig in Deutschland auf durchreise.

“Als hätte ihnen die Schneeballschlacht nicht schon gereicht.”

“Stimmt”, bestätigt Tala die Aussage, “Als hätte Daichi nicht schon genug Schnee abbekommen.”

“Der? Ich kam mir vor wie ein Schneemann.”

“Damit hättest du rechnen müssen”, meint Kai kühn und schielt zu seinem Teamkameraden rüber, “Dranzer ist auch wieder zurück, aber wieso?”

Ray zuckt mit den Schultern. Auch er kann nur das sagen, was er gesehen hat. Ebeso wie Ray meint, dass Driger sich verändert habe ergeht es auch Kai, aber sie waren nicht die einzigen. Der Schwarzhaarige hatte gar nicht mitbekommen, dass auch die Bitbeasts seiner anderen Teamkameraden verschwunden sind. Da ist es natürlich toll zu wissen, dass sie wieder zurück kommen, was ihren Übermut auch erklärt.

“Mystische Bitbeasts haben anscheinend so ihre Tücken”, spricht Robert nun trocken, was doch weitgehend zum Nachdenken anregt.

Ray sieht auf das Wasser und denkt nach, doch seine Gedanken bleiben nicht lange bei Driger, sondern schweifen ab, weshalb er schließlich den Kopf schüttelt.

“Was ist?”, Kai tippst ihn kurz ab, woraufhin der Chinese ausschaut.

Sein Blick wirkt auf ihn merkwürdig - schon beinahe traurig und vor allem sehnsüchtig. Weshalb Tala auf einmal loslacht.

“Du schaut aus wie ein Hund, dem man den Knochen geklaut hat”, spricht er fies grinsend.

“Einen Kater dem Seine Maus entkommen ist trifft´s eher”, meint Kai darauf.

So etwas muss und will Ray sich nicht weiter gefallen lassen und taucht umständlich in das Wasser ein um vor seinem Abgang noch zu zeigen, was er von dem Gespräch hält. Ein Blick zurück, nachdem er wieder aufgetaucht ist, vergewissert ihm, dass die Tat erfolgreich was. Nun schwimmt er schließlich zu den anderen in der Hoffnung sich dort ablenken zu können.

★˙·•17.•·˙★

Robert hielt seine Arbeit für getan und wollte nicht länger in Düsseldorf bleiben, weshalb er abreiste. Auch Tala hatte noch etwas zu tun und würde am nächsten Tag wohl nicht gleich auf der Matte stehen. Somit konnte Ray mit dem Wissen schlafen gehen, nur Kais Kommentar über sich ergehen lassen zu müssen, was gar nicht mal so schlimm währe, da er ihm damit ja auch fast immer half.
 

Bein Frühstücken kramt Hilary in ihrer Tasche und zieht eine Art Karte heraus, die von Tyson gleich annektiert wird.

“Tyson!”, ermahnt sie ihn, doch der andere schenkt ihr nicht viel Beachtung.

“Heute ist der 17te oder?”, bevor er jedoch nach der Zahl auf dem Kalender sucht, hat Ray ihm das Ding aus der Hand genommen und schaut es sich an.

“Naomi hatte auch so einen”, spricht er nur monoton, wobei gewisse Personen doch gleich die Augen verdrehen.

Er schaut sich die einzelnen bereits offenen Türchen an. Erst sieht er doch recht gelangweilt über seine Teetasse auf die Zeilen, doch schaut langsam immer skeptischer und schiebt die Tasse zur Seite. Ehe ihn einer fragen kann was los sei, wirft er dem Mädchen am Tisch eine Frage entgegen.

“Woher hast du den?”, spricht er hastig aus, was die Angesprochene noch verdatterter macht.

“Von einer Wahrsagerin”, antwortet sie überfragt, “Was hast du Ray?”

Dieser wirkt geschockt und verwirrt zugleich. Irgendetwas seltsames geht hier vor sich. Fragt sich nur, was es ist.

Er schließt kurz die Augen um wieder runter zu kommen und gibt ihr dann den Kalender zurück

“Hilary - tu mir den Gefallen und bring mich zu dieser Wahrsagerin. Ich habe ein Ungutes Gefühl.”

Bevor jemand auf Rays Bitte etwas erwidern kann werden sie jedoch angenehm überrascht und das Thema ist erst einmal in den Hintergrund gekehrt.
 

“Schön, euch so zusammen zu sehen. Ich hoffe, ihr habt euch bis jetzt gut durchgeschlagen.”

Da ist der BBA-Chef persönlich in Begleitung von Hiro doch tatsächlich nach Deutschland gekommen. Was er hier will, wissen sie noch nicht, aber dem Gesicht Tysons Bruder zu Urteilen scheint es nichts grade negatives zu sein. Trotzdem erläutern ihnen Kenny und Ray erst einmal die neusten Ereignisse.

“Das ist wirklich merkwürdig”, vermerkt Hiro, dem sie zugetraut hätten etwas mehr zu der Sache sagen zu können, “Ich hab vorher noch nie davon gehört, dass ein Bitbeast auf einen Menschen übergegangen ist und in einer weiterentwickelten Form wieder zurückkehrt.”

Also hat die Veränderung von Driger damit zu tun, dass es sich weiterentwickelt hat. Inzwischen ist Dragoon wieder zurück und auch Draciel lässt nicht mehr lange auf sich warten und kommt grade buchstäblich durchs Fenster geflogen.

Den beiden ältesten im Raum bleibt erst einmal die Spucke weg, während der Blondschopf seinen Blade hervorzieht.

“Er ist zurück!”, Max freut sich wie ein kleiner Schneekönig.

Lange wollen sie jedoch nicht einfach nur rum stehen, sondern Hiro kommt auf die Idee, dass sie die Weiterentwicklung prüfen sollten. Bewusst wählt er Ray und Max für einen Kampf aus. Anscheinet hat der Ältere doch eine leicht Ahnung, was diese Weiterentwicklung zu bedeuten hat.

“Seit ihr so weit Jungs?”, Hilary stellt sich gleich für die Ansage zur Verfügung.

“Das kann ja spaßig werden. Ich bin kaum zum Trainieren gekommen”, meint Ray etwas unsicher, während er seinen Blade startbereit macht.

“Keine Sorge”, spricht Max gelassen, während er Draciel am Starter befestigt, “Es ist nur rein Trainingsmatch. Ich werde dich schon nicht zu hart dran nehmen.”

Die Gelassenheit des Amerikaner in allen ehren, aber auch ein Tiger kann einen Schildkrötenpanzer knacken, wenn er lange genug seine Krallen dran wetzt. So weit wird Ray das ganze aber niemals treiben. Es ist geradezu ein Kodex unter ihnen, keine derart harten Kämpfe auszufechten, dass etwas ernsthaftes passiert.

“Drei”, Hilary zählt an, während die letzten Vorbereitungen noch getroffen werden, “zwei , eins -”

“Let it rip!”, allein der Start kommt den beiden Bladern doch recht merkwürdig vor, doch um das Match nicht unnötig in die Länge zu ziehen, rufen sie gleich nach den ersten Berührungen die Bitbeasts.

“Driger, komm raus und zeig was du kannst!”

“Draciel, mach ihn platt!”

Das helle Licht flutet den Raum.

Die Besucher des Hotels aus den Zimmern neben ihnen hätten eigentlich etwas bemerken müssen, erstrecht, als die beiden weiterentwickelten Beasts ihre üblichen Laute von sich geben.

“Was ist -”

“- das?”

Die Blader staunen doch nicht schlecht, als sie das neue Erscheinungsbild ihrer Partner realisieren.

Driger behielt sie erst noch angelegt, doch schließlich spreizt das sowieso schon ziemlich große Tier auch noch schneeweiße Flügel von sich ab. Draciel demgegenüber, hat anscheinend eine zweien Kopf bekommen. Einen Schlangenkopf, der um den Panzer geschlungen liegt und vorwitzig hinter dem Panzer hervorschaut.

Die Blader sind baff.
 

“Ich hatte mich erneut mit Vater an einer Stätte begeben”, erklärt Hiro später bei Keksen, Kaffe und Kakao, “einer seiner Kollegen hat uns darauf gebracht. Er hatte an einer Oase eine äußerst merkwürdige Entdeckung gemacht. Sie wollten eigentlich nur Wasser holen, doch dabei viel einer der Leute durch ein Loch in der Erde, dass sich unter seinen Füßen aufgetan hatte.”

Er stoppt kurz seine Erzählung um etwas zu trinken.

“Diese Grube war voll mit Tiergebeinen, doch bei der Bergung dieser trat weiters zum Vorschein. Eine Art Treppe, die in eine Kammer führte. Diese Kammer besaß ein ungewöhnliches Bodenmosaik, wie es sonst nur den Römern zuzutrauen gewesen währe, aber es war älter und die Steine waren keinesfalls lose, sondern mit einander verbunden.”

“Ist ja toll, aber was hat das mit uns zu tun?”, nervt Daichi und fängt dafür eine Kopfnuss von Hilary ein.

“Halt doch einfach die Schnauze”, ermahnt sie ihn schließlich.

“Was es mit euch zu tun hat weiß ich auch nicht, aber mit euren Bitbeasts so einiges”, er schließt kurz die Augen, “Es sah genauso aus wie die anderen Funde, nur gigantischer und etwas anders. Einer unserer Spezialisten hatte einen Kompas dabei und es lag in jeder Himmelrichtung mit exakt gleichem abstand zur Mitte ein Podest. Jeder sah anders aus, doch als ich einen genauer betrachtete, erkannte ich zwei einbuchtigen, während die anderen jeweils nur einen hatten. Ich wollte es sagen und erkannte schließlich, dass aus dem Mosaik hervorschauende Bild. Es waren zwei Drachen, die fast genauso aussahen wie Dragoon und Strater Dragoon. Vater erkannte von den anderen Blöcken aus auch die anderen eurer Bitbeasts, nur eben etwas anders.”

“Driger hat Flügel”, errät Ray und sieht zu Max rüber, “und Draciel eine Schlange als Haustier.”

Der BBA-Chef lacht auf.

“Das ist kein Haustier, sondern ein Teil von ihm”, klärt er auf, “Leider konnte ich nur die Fotos sehen, da die Kammer zusammengefallen ist, aber ich hatte nicht geglaubt, dass eure Bitbeasts hier eine solche Veränderung durchziehen würden, wollte mich aber davon überzeugen, ob sie noch die Alten sind, also sind wir gleich hierher gekommen. Habt ihr die E-Mail denn nicht bekommen?”

“Mit E-Mails gibt es hier so ein kleines Problem…”

Kenny lächelt schief. Dann stimmt es anscheinend, was Naomi über die Verbindung nach Japan behauptet hat. Sie ist abgrundtief eingerostet.

“Dann wisst ihr also noch nichts. Gut”, das Lächeln des alten Herrn wirkt ziemlich geheimnisvoll und er schaut zu Hiro.

Dieser hat anscheinend nur darauf gewartet und steht auf um etwas aus seiner Tasche zu ziehen.

Schließlich legt er die Landkarte auf dem Tisch aus, welche nur skeptisch überschaut wird.

“Wir haben hier in Deutschland auch endlich Leute gefunden, die sich dem Beybladesport widmen wollen”, fängt Mr. D. an zu erklären, “die grünen Punkte, sind die Standpunkte Hobbyläden, wo wir bereits eine positive Benachrichtigung bekommen haben, die Kreisel, wie man sie beschreiben musste, in ihren Bestand aufzunehmen.”

“Sind ja gar nicht mal so wenige”, Wendet Tyson ein.

“Aber was ist mit den Sternen?”, will Daichi wissen.

“Da werden sich verschiedene Bladere wie die Affen auf den Marktplatz stellen und eine Aufführung machen”, meint Hiro versichernd, was die betroffenen doch schockiert, “Also, ihr hab drei Tage um euch ein Programm einfallen zu lassen.”

“Das ist doch nicht dein Ernst?”, Kais böse Mimik legt seine Meinung offen dar.

Er würde sich sicher nicht zum Affen machen, nur damit sein ausgestorbenes Land anfängt zu Bladen. Da geht er doch lieber mit jedem seiner Fans einend aus, was einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde, da es nichtgrade wenige währen. Dies weiß auch der alte Herr und lacht wieder.

“Reg dich nicht auf Kai. Es handelt sich bei diesen Orten um ausgesuchte Sporthallen, die wir nutzen werden um auf die Schnelle Wettkämpfe zu veranstalten. Die Sieger bilden ein Team und ich hoffe doch, ihr seit bereit sie in drei Tagen in empfang zu nehmen.”

Damit hat er den Jungs doch ein strahlen ins Gesicht gezaubert, nur Ray sieht nachdenklich aus. Anders wie seine Kameraden hat er seinen Alleingang nicht vergessen. Es gibt hier schon Blades, aber eben andere und ob die Leute hier so mit den Kreiseln je umgehen können wie sie ist ihm auch schleierhaft. Außer natürlich eine gewisse Gruppe, von der er nur weiniges erfahren hat, aber es sich trotzdem wie die Abtei in Russland, die Kai besucht hatte, vorstellt.

Dieser holt ihn schließlich mit einen leichten Klaps auf den Hinterkopf wieder in die Realität zurück.

“Ray, du wirst gerufen.”

Tatsächlich schaut der Älteste der Runde überfragt zu ihm hinüber. Ray hat keinen Ton vernommen und lächelt nun nur entschuldigend und immer noch nicht ganz in der Realität zurück.

“Was ist los Ray?”, wird die ungeachtete Frage schließlich wiederholt.

“Öhm…”, der junge Chinese weiß erst nicht genau wie er es sagen soll, beschließt es aber schließlich doch auf den Punkt zu bringen, “Wissen sie, wie die Leute hier zu Beyblades stehen? Oder vielleicht irgendwas über Underground?”

Der Alte ist doch ziemlich verblüfft, dass Ray sowelche Fragen stellt, nickt aber schließlich nur.

“Naomi hat dir anscheinend einiges verraten, nicht?”, spricht er verzweifelt und steht auf um sich an das große Fenster zu stellen und in die Wolken zu schauen.

Sicher wird es blad wieder anfangen zu schneien.

“Ich weiß vieles und hab auch diese Fälschungen gesehen. Über Underground weiß ich jedoch nicht viel. Naomi konnte mir nur sagen, dass sie mit einem besonderen Testverfahren Blader suchen, die Bitbeasts beherrschen können. Wer den Test nicht besteht, verschwindet meistens.”

Jetzt sieht sich der Man wieder um und sein geschockter Gesichtsausdruck wirbelt Rays kleine Welt schon auf, aber seine Worte sollen ihn treffen wie ein Schlag ins Gesicht.

“Von den Tests wissen nicht viele und Mitglieder sind zur Schweigepflicht verurteilt. Woher weiß deine kleine Freundin davon?”

Ray schaut weg und zuckt mit den Schultern.

Nicht genug, dass er sie als seine kleine Freundin bezeichnet, aber jetzt auch noch anzudeuten, dass sie mit solchen Leuten etwas zu tun hätte. Das missfällt ihm ziemlich und Ray schweigt.
 

Die Gespräche ziehen sich schließlich bis zu einem guten Essen in einem der Retaurans in der Nähe lang. Ray schaut aus dem Fenster hinaus. Der Schnee fällt wieder sanft vor dem Licht der Scheinwerfer zu Boden. Insgeheim wüsste er doch zu gerne, was Naomi macht, aber auf Kennys Nachricht auf der Internetseite hat sie noch immer nicht geantwortet. Kenny schaut grade wieder nach, während Tyson sich immer noch vollstopft. Sie hätten schließlich noch einige Fragen an sie, aber ihm würde schon die Telefonnummer reichen. Von ihrer Beziehung zu einander hat Ray bis jetzt den anderen gegenüber geschwiegen, aber angedeutet haben sie es ja schon oft genug. Klar, dass sie es nur spaßig meinen, da er ja sowieso jedem Weiberrock hinterher schaut. Dass er jetzt aber nicht mal mehr die nette Dame am Tisch gegenüber beachtet, fällt ihnen anscheinend gar nicht auf.

Zumindest sieht er das so.
 

Am Abend verschwindet er vor Kai auf das gemeinsame Zimmer des Hotelapartments. Im Gegensatz zu Hilary müssen sich die Jungs eben immer zu zweit ein Zimmer teilen.

Irgendwie ist ihm nicht danach, mit ihnen einen Film zu schauen oder dergleichen. Er öffnet die Tür zu der Terrasse und stellt sich an das Geländer. Sein Gesicht verbuddelt er in dem Schall. Erst eben hatte er bemerkt, dass dieser jeweils an den Enden einmal umgenäht ist. In diesen Taschen verwahrt er nun erst einmal seine Hände und merkt gar nicht, dass er nicht mehr alleine im Zimmer ist.

“Ray?”

Seine Blick richtet sich auf die Straße unter dem Hotel. Er kann die Menschen und Autos gut erkennen, da sie nicht all zu weit oben, sondern im dritten Stock, sind.

“Ray…”

Er lehnt sich mit den Ellbogen auf das Geländer. Alle Personen da unten haben eines gemeinsam. Sie tragen dunkle Farben. Braun, schwarz, grau, zwischendurch mal rot, aber andere Farben nur ganz selten.

“Ray!!!”

Endlich schreckt der angesprochene auf und erschreckt sich dabei fast zu Tode. Entsetzt sieht er sich um und blickt direkt in Kais böse funkelnde Augen.

“Sie zwingen selbst mich dazu diesen dämlichen Film zu schauen, also beweg deinen Arsch, ehe sie dich am Zopf hinziehen.”

Dieser äußerst nett ausgedrückten Bitte leistet er nun doch lieber Folge.

★˙·•18.•·˙★

Das alltägliche Training sollte nun endlich starten.

Nach dem sie sich nun so lange ausgeruht haben, werden sie Blader wohl nichtgrade viel Kondition haben, also sorgen Hilary und Kenny für einen Trainingsplan, während die Blader beliebige Strecken ablaufen, die natürlich von Kai vorgegeben wurden, der alle hetzt und anspornt sich zu Bewegen.

“Gnade, ich kann nicht mehr.”

“Lasst uns ne Pause machen”, auch Max fängt schon an zu nörgeln, was dem Teamleader neben Daichi noch mehr auf den Keks geht.

“Ich bin auch dafür, also Stopp!”

Tyson Max und Daichi sind sich einig und brauchen eine Verschnaufpause, die ihnen nur Widerwillig gegönnt wird. Auch Ray ist leicht außer Atem. Schließlich hat er von allen wohl das wenigste Training absolviert da er mit anderen Dingen beschäftigt war. Nun lehnt er sich jedoch an eine Art Absperrung und holt Driger hervor.

Der Blade ist immer noch der selbe, aber dass das Bitbeast nun auch noch Flügel hat, verwundert ihn schon ziemlich.

Trotzdem ist und bleibt es Driger.

Er packt den Kreisel schließlich wieder ein und sieht auf.

Hierbei weitet er die Augen, denn er hat eine Person etwas weiter weg erkannt, die nicht zu seinem Team gehört. Die Blicke Treffen sich.

“Weiter geht´s”, meint Kai schließlich, doch wird durch Rays Handelung gebremst.

“Ray?”, überfragt sieht Max, wie dieser an ihnen vorbei geht und schließlich stehen bleibt.

Ihm gegenüber steht jemand ihm durchaus bekanntes.

“Was machst du den hier?”, spricht der Typ doch mit einer Gewissen Distanzierung.

“Das könnte ich dich auch fragen”, erwidert Ray mit einem scharfen Blick, der den anderen in seine Grenzen weisen müsste.

Dieser grinst jedoch nur unter seinen roten Haaren hervor. Wahrscheinlich vor kurzem nachgefärbt, aber dennoch ist die Person für Ray erkennbar und immer noch die selbe.

“Ich fänd deine Antwort aber wesentlich interessanter. Schließlich leidet da jemand unter dauernden Schwindelanfällen und anderen Dingen, seit sie alleine nach Hause gekommen ist”, während sich Ray ein Kloß im Hals bildet redet der andere munter weiter und setzt einen angesäuerten Blick auf , “Ich weiß zwar nicht, was da los ist, aber ich werde es nicht dabei lassen. Bald bist du aus ihrem Kopf verschwunden.”

“Du hast sie nicht mehr alle”, meint Ray trocken, worüber der ihm als Chicko bekannte nur lachen kann.

“Ja ja - leb du mal weiter in deiner eigenen kleinen Welt”, damit wendet er sich wieder ab und geht zu einer Gruppe, die doch recht außerhalb stehen geblieben ist und bis grade noch auf ihn gewartet hat.

Ray ist das alles nicht ganz geheuer.

Soll Naomi jetzt etwa krank geworden sein?
 

“Das würde erklären, warum sie sich über die Internetseite nicht meldet”, merkt Kenny an, nachdem Ray ihm davon erzählt hat.

“Ich habe ein dummes Gefühl bei der Sache…”

“Und das währe?”, fragend schaut Tyson zu seinem Kumpel auf.

“Driger”, der Kommentar bringt sie nicht sehr weit, bis jemand ihn erläutert.

“Das meinst du doch nicht ernst”, stoßt Kai die Aussage vor die Wand, “sie kann doch wohl nicht durch das Bitbeast krank geworden sein.”

“Sie hatte sich auch etwas verändert, als Driger in sie rein gegangen ist, also warum sollte es nicht möglich sein?”

“Ganz ruhig Jungs”, Hilary bemüht sich für Ordnung zu sorgen, “Dann müsste es aber auch so sein, dass die Leute, die die anderen Bitbeasts in sich hatten, auch krank geworden sind.”

“Das klingt logisch”, meint Tyson.

“Aber überprüfen können wir es nicht, weil wir die anderen nicht kennen”, muss Max die Idee verabschieden.
 

Während des weiteren Trainings nach dem Mittagessen kreist in Rays Gedanken immer noch die Frage “Wieso”.

Vielleicht ist es ja auch einfacher Zufall und sie wird sich in den nächsten Tagen melden. Dann währe danach alles in Ordnung. Als hätten sie nur so etwas wie eine Pause gehabt, doch Ray Gefühl lässt nicht locker, dass es irgendwas mit Drigers Weiterentwicklung zu tun hat. Schließlich währe es doch merkwürdig, wenn das Mädchen dem Bitbeast geholfen hätte ohne dass bei ihr irgendwas geschehen währe. Damit währen die Sorgen also doch berechtigt, aber irgendwas in dem Chinesen sträubt sich dagegen dem Kumpel von Naomi Recht zu geben.

“Ray”, Max tippst ihm auf die Schulter, wovon der Schwarzhaarige aus seinen Gedanken gerissen wird.

Er konnte sich denken, dass er schon wieder nicht zugehört hatte. Das ist in letzter Zeit aber auch schlimm bei ihm.

Hilary ist inzwischen jedoch auch mit etwas anderem beschäftigt.

Sie sucht das nächste Türchen ihres Adventskalenders und hat es auch bald gefunden.

>18. Dezember: Lieber viel zu aufmerksam als zu wenig.<
 

Nachdem die Gedanken weggeblasen sind ist er endlich für das erwartete Trainingsmatch bereit - oder steckt wohl eher schon mittendrin.

Es handelt sich um ein Teammatch. Tyson und Daichi gegen Kai und Ray. Die Blades sind bereits in der Arena und einige Begegnungen sind auch bereits vergangen.

Schließlich ist das kurze Aufwärmen beendet und das eigentliche Match kann anfangen.

“Dragoon!”

“Dranzer!”

“Strater Dragoon!”

“Driger!”

Die Bitbeasts gehorchen auf Kommando und haben sich anscheinend schon in ihren Teams eingefunden.

Bei dem Startangriff der beiden Drachen, kommen die anderen beiden leicht mit, indem sie hochfliegen und damit ausweichen.

Wie schnell ein fliegendes Bitbeast sein kann, hätte Ray bis zu diesem Punkt eigentlich nicht in Erwägung gezogen.

Kai scheint demgegenüber eher davon fasziniert, was sein Phönix für eine Veränderung durchzogen hat. Er wirkt nun ziemlich majestätisch, was vor allem auch an den schillernden Schwanzfedern liegt und dem dezenteren Kopfschmuck. Wer Dranzer nicht mag, würde nun sogar meinen, die Taube hätte abgenommen und einiges an Eleganz hinzugewonnen.

Auch Tyson und Daichi sind doch ziemlich zufrieden.

Dragoon sind zwar weder Flügel, noch ein zweiter Kopf gewachsen, allerdings ist er doch wesendlich länger geworden und der Schuppenpanzer wirkt einheitlicher und fest. Auch seine Krallen hat er anscheinend an einem Schleifstein gewetzt, so scharf wie sie scheinen, müsste er damit selbst Luft in Mundgerechte Happen schneiden können.

Ungefair so ist es auch bei seinem “Zwilling” Strater Draoon, der jedoch etwas üppiger wirkt und besser mit beiden Laufbeinen auf der Erde bleibt. Sein Schuppenpanzer wirkt jedoch wie ineinander greifende Gesteinplatten und die Krallen, wie Schwertklingen, lassen übles ahnen.
 

Ohne, dass Daichi auch nur ein Wort verliert, startet das Bitbeast einen eigenen Angriff und trifft Driger nicht mal, während die Arena doch was mitbekommt.

“Wow! Daichi, halt ihn zurück”, mahnt Tyson.

“Ich versuch´s ja!”, der Kleine hatte wirklich Probleme, dass sein Partner nicht alles in Einzelteile haut, doch er ist nicht das einzige ungehorsame Bitbeast.

Dragoon wirbelt einen Hurican auf, indem sich einge Vakuumklingen gebildet haben. Das ganze Gebilde wird von Dranzer mit einem Flügelschlag und damit verbundenen Meteoritenregen abgeblockt, doch der Sturm wird dadurch nur noch heftiger und hat Feuer gefangen. Damit dieser seine Richtung ändert, hilft Strater Dragoon mit einem Steinschlag nach, doch Driger kontert mit einem mindestens genauso starken Kugelblitz aus den neu erworbenen Schnallen aus seinen Vorderpfoten.
 

“Das reinste Chaos”, stöhnt Hilary genervt auf, nachdem die Jungs nur überfordert zu Boden gegangen sind und nun auf ihren vier Buchstaben sitzen, während ihre Blades, die jeweils vor ihnen im Boden stecken, sich langsam aufhören zu drehen.

“Wow…”

“Ich stell mir grade vor, wie das gewesen währe, als wir die MS Blades grade erst bekommen hatten”, spekuliert Max.

Keine so günstige Vorstellung.

Entweder würde die BEGA dann heute noch existieren oder hätte schneller ihr Ende gefunden, als sie es sowieso schon tat.

Ein Wunder, dass die ausländische BBA den Wiederaufbau finanzieren konnte.

★˙·•19. + 20.•·˙★

Hallöchen ihr leiben!

Tut mir leid, dass ihr so lange darauf warten musstet, dass es weitergeht.

Ich hatte da so ein paar kleine Schwierichkeiten, aber hoffendlich kann ich das aufholen. ^^"
 

Das folgende Kapitel beinhaltet (im Gegensatz zu den bisherigen) ein Geschehen, dass sich über zwei Tage verteilt. Mir währe die Geschichte zum 19. Türchen sonst zu kurz und die des 20. wohl zu lang geraten. ^^""""
 

Ich wünsche euch allen noch viel Spaß und bin froh übere jeden Kommi! ^0^


 

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Der Wasserkocher geht aus und zeigt durch ein Klacken und dem ausgehenden Licht, dass er fertig und das Wasser somit warm ist. Keine drei Sekunden später strömt das Wasser in eine Tasse und durchflutet den Beutel.

Hier und da gehen zwar ein paar Tropfen daneben, aber das ist schon in Ordnung.

“Naomi!”, das Mädchen zieht den Kopf ein, der wie auch gestern gewaltig dröhnt, “Du sollst im Bett bleiben und schlafen hat der Arzt gesagt.”

Genervt seufzt die Mutter auf und braucht erst einmal einen Kaffee, während sie ihre große Tochter in dem Nachthemd doch etwas skeptisch mustert. Diese will die Stille jedoch nicht belassen.

“Ob wir bald eingeschneit sind?”

Die Mutter guckt skeptisch.

“So schnell schneit man nicht ein”, meint sie und setzt sich auch an den Küchentisch, “Warum auch noch einschneien? Reicht es dir nicht schon, dass der Unterricht deswegen ausfällt und du das Zeugnis per Post bekommst?”

Naomi schüttelt nur den Kopf und hält diesen mit ihren Händen. Daraus kann ihre Mutter schon schließen, dass es wieder schlimmer geworden ist.

“Wo kommt das bloß her?”, fragt die Tochter, womit die wohl eher ihre Mutter täuschen will, als die Frage beantwortet zu bekommen.

Sie weiß, dass sie keine Antwort erwarten kann und ihre Mutter zuckt mit den Schultern.

“Ich weiß es nicht”, sie sieht an ihrer Tochter hoch und runter, “Der Arzt meinte ja was von wegen Hormonausschüttung, aber ich bin ja mal gespannt, was die Blutuntersuchung ergibt. Ich werde die gleich abholen.”

Naomi nickt nur stumm und rührt in ihrem Tee rum.

Nachdem diese irgendwann leer war geht sie wieder in ihr Zimmer und legt sich einmal quer übers Bett. Vor schmerzen laufen ihr die Tränen schließlich runter.

“Dieses dumme Bitbeast. Was hat es mit meinem Körper gemacht?”, sie schließt die Augen und dreht sich auf den Bauch, “Ray… Ach Mensch, der könnte mir sicher auch nicht viel weiter helfen.”

Sie greift die Puppe aus ihrem Bett auf und hält sie hoch.

Sie mustert wieder jedes Detail. Der Blick wirkt auf sie beruhigend und sie nimmt die Plüschpuppe in die Arme, wobei sie die Augen schließt. Die Gerüche in ihrem Zimmer sind durch die Kälte nicht sehr deutlich, aber trotzdem reicht es ihr erst einmal um wieder eine Weile zu schlafen.
 

Die Ergebnisse der Blutprobe überraschten nicht nur Jasmin, sondern auch zuvor den Arzt. Ein neues Hormon hat sich gezeigt und nun soll eine weitere Blutprobe zu Vorschungszwecken abgenommen werden.

Darum kommt die Mutter mit einer der Krankenschwestern der Praxis in das Haus.

“Sie liegt sicher wieder im Bett und schläft”, meint die Mutter versichert und zieht erst einmal ihre Schuhe aus, damit sie keine zu lauten Geräusche machen, wenn sie zu ihrem Zimmer gehen.

Die Schwester tut ihr dies gleich und folgt der Älteren schließlich. Liese öffnen sie die Tür und der erste Blick richtet sich auf den Raumteiler. Sie sollten die Tochter besser nicht wecken, denn diese würde sonst wohlmöglich noch deprimierter werden, als sie wahrscheinlich sowieso schon ist.

Vorsichtig schleichen sie zu dem Bett, was sie sich hätten sparen können.

Es ist leer und auch der Kalender wie die Stoffpuppe fehlen, was den beiden Frauen jedoch nicht auffällt.
 

Naomi ist nicht im Haus geblieben und als es aufhörte zu schneien, zog sie sich warm an und verließ das Haus. Draußen bei der Bushaltestelle setzt sie sich schließlich in das Häuschen. Es ist kalt und verlassen, aber ihre Kleidung schütz sie vor dem Frost. Schließlich zieht sie jedoch die Handschuhe aus und nimmt ihren Kalender hervor. Was würden wohl die Leute sagen, wenn sie wüssten, was in der Tüte noch drin ist. Schließlich findet sie das heutige Türchen.

>19. Dezember: Es gibt viele Wege die an das selbe Ziel führen. Wähle klug.<

Die Kopfschmerzen werden auf einmal schlimmer und sie packt den Kalender wieder ein. Der weg nach Hause ist eigentlich nicht weit, aber sie bleibt lieber noch etwas sitzen und schließt die Augen, in der Hoffnung, dass es gleich wieder besser wird. Das letzte was sie mitbekommt ist eine Frauenstimme. Sie hat sie angesprochen, doch mehr nimmt sie nicht mehr wahr.

Vor ihren Augen wird es schwarz, doch schließlich beginnt sie zu träumen.
 

Das Training der Blader ist bereits im vollen Gange. Sie bemühen sich ihre Bitbeasts besser zu kontrollieren, schließlich soll morgen nicht ganz Düsseldorf in die Luft gesprengt werden durch die geballte Ladung der Angriffe, doch wer weiß, was ihre Gegner für welche sind? Vielleicht brauchen sie auch gar nicht ihre Partner einzusetzen, aber Kenny geht lieber auf Sicher und meint, es währe besser einen Vorteil zu haben, als nachher dumm da zu stehen. Das leuchtet ein.

Die neuen Angriffe werden ihnen in den kommenden Meisterschaften außerdem sicher auch noch nützlich sein.

Ray scheint inzwischen vergessen zu haben, was bis vor kurzem noch war, doch Kai ertappt ihn doch manches mal, wenn seine Gedanken sich wieder in anderen Dimensionen bewegen. Die Anderen scheinen das aber alle recht wenig mitzubekommen.
 

Beschwerlich öffnen sich die Lieder.

Der Abwesende Blick an die Holzdecke zeigt, dass das die junge Dame noch nicht ganz wach ist, doch auf einmal weitet sie die Augen und schaut sich irritiert um.

Dies ist weder ihr eigenes Zimmer, noch das eines Krankenhauses. Sobald sie das Fenster bemerkt hat, will sie aufstehen um hinzugehen, doch da bemerkt sie etwas bedeutendes. Um nicht zu frieren sollte sie lieber die Decke um ihren Körper schlingen.

Ihre Blicke schweifen durch das Zimmer, finden jedoch weder irgendwelche persönlichen Gegenstände, noch Kleidung. Also geht sie zu dem Fenster und zieht die Gardinen bei Seite.

“Wo bin ich hier?”

Draußen ist eine Straße zu sehen und viele Gebäude. Also eine Großstadt. Irgendwie kommen ihr einige Ecken, die sie erblickt bekannt vor, aber sie kann das Bild nicht zusammensetzen. Dass sie hier schon einmal gewesen ist, lässt sie aber vermuten, dass es nicht allzu weit von zu Hause weg ist, also versucht sie drüber nachzudenken.

“Na Dornröschen? Ausgeschlafen?”

Erschrocken fährt das blonde Mädchen rum und zieht die Decke nur noch näher zusammen. Der Mann, der in der Tür lehnt scheint um einiges älter. Der Qualm seiner Zigarette stinkt jedoch nicht so sehr wie sie es von anderen kennt, außerdem trägt er keine schlechte Kleidung und sieht ziemlich wohlhabend aus.

“Was soll der Scheiß?”, fragt sie schließlich, skeptisch wegen der Situation, doch er grinst.

Ehe er jedoch irgendwas sagen konnte, erscheint eine Frau in der Tür und drängt ihn zurück.

“Lass das arme Ding in Ruhe!”, keift sie ihn an, “Sie gehört zur Team, also mach ihr keinen Kummer.”

Sie schließt die Tür hinter sich und wird von dem Mädchen verwirrt angesehen.

Ihre langen Haare sind streng zu einem Dutt hochgesteckt und nicht eine Strähne lugt hervor. Hingegen hält sie in ihren Händen etwas, was dem Mädchen durchaus zuspricht.
 

“So, dein Name ist also Naomi”, spricht die Frau, während sich die andere die neue Kleidung anzieht.

“Ich wüsste von ihnen doch zu gerne mal, warum ich hier bin”, Naomi sieht auf und schaut der Frau nach, wie sie sich zum Fenster begibt, “Aber wo ich bin währe auch schon mal gut und was ich hier soll sowieso.”

“Du wirst heute Nachmittag zu tun haben”, meint die Frau jedoch nur und wendet sich schließlich wieder zu ihr um, “Also beeil dich mit dem anziehen und komm, damit wir dich auf touren bekomme, oder willst du deine Kopfschmerzen behalten?”

Jetzt ist Naomi gänzlich verwirrt.

Nachmittag?

Ist dass nicht schon etwas hin?

Und was haben die Kopfschmerzen mit dem ganzen zu tun?

Schließlich hat sie den Overall jedoch endlich an. Ein merkwürdiger schnitt, aber ist schon ganz schön so in weiß mit grünen Streifen und Rändern. Irgendwie fällt ihr dabei ihr Driger Cosplay ein, aber die Neugierde und der Zwang treibe sie an.
 

“Und noch einmal!”

Naomi ist erstaunt.

Sie soll bladen und das schon in 5 Stunden bei einem Turnier hier in Düsseldorf. Es ist zwar nur zur Werbung veranstaltet worden, aber dennoch wird mit ihnen Streng umgegangen. Das Team ist ihr zum größten Teil nichtgrade unbekannt, wenn sie genau darüber nachdenkt.

Anscheinend haben sie alle eine Verbindung zu einander. Von ihr sieht es jedoch so aus:

Einmal währe da der ehemalige Referendar, der sie im Schlafzimmer so nett empfangen hat und erst einmal fremd vorkam mit seiner Brille und dem Outfit. Auch den kleinen Jungen kennte sie als Jan und war mal ein Freund ihrer Schwester. Altersmäßig ist also ein enormer Unterschied in der Gruppe. Dazwischen sind sie selber, Chicko und ihre gute Freundin Tes doch ziemliche geballt.

Das gemeinsame Training unter der starken Aufsicht, ist jedoch ziemlich aufgelockert, weil sie eben so vertraut sind.

“Streng dich an Teddy und mach sie platt!”, feuert Naomi ihre gute Freundin an, woraufhin Chicko doch ziemlich verwirrt schaut.

“Teddy?”, wiederholt er den Spitznamen und bekommt ein Grinsen zu sehen.

“Ihr Spitzname von mir. Oh! Der werte Herr Referendar war doch stärker, wie schade…”

So schlimm ist das jedoch nicht und um 14 Uhr stehen sie schließlich vor einer großen Sportanlage. Hier soll das ganze anscheinend stattfinden. Naomi hätte nie gedacht, dass sie so schnell, so gut wird und räumt mit ihrem Team einige Siege ab, auch wenn Chickos ehemaliges das nicht sehr willkommen heißt.

In der Pause sucht Naomi die Waschräume auf und sieht schließlich in den Spiegel. Ein mildes Lächen spiegelt sich darin wieder.

“Mama weiß gar nichts davon, wie es aussieht. Ich sollte ihr bescheid sagen - ach ja!”

Zum Glück hat ihr die Frau ihre eigenen Sachen wiedergegeben. Die Stoffpuppe liegt zwar in Hotel, aber den Kalender hat sie unter dem Overall vor die Brust gesteckt. Sie hat erst gar nicht mitbekommen, dass es schon der zwanzigste ist, aber jetzt kann sie ja mal schauen, was sich heute ereignen soll.

>20. Dezember: Man sieht sich immer zwei mal im Leben.<

Das verwirrt doch wieder, aber das Mädchen nimmt es so hin und verlässt gewaschen den Raum. Zu schade nur, dass die Tür auf den Gang nach außen öffnet.

“Mrs! Sind sie okay? Ich hohle schnell die Sanitäter!”

Da hat Naomi doch tatsächlich ein wichtig scheinendes Mädchen in einer Gruppe mit der Tür K.O. gehauen. Erst steht sie nur erschrocken da, während der eine Mann wegrennt und ein anderen rumjammert.

“Und was wird jetzt aus dem Auftritt? So können sie doch nicht singen. Oh nein! Ein Desaster!”

Es gibt nur eins, was Naomi jetzt als Entschuldigung tun kann, auch wenn es ihr schwer fällt, aber das muss sie jetzt selber ausbügeln.
 

“Wo ist sie nur…?”, nervös schaut Tes wieder zur Tür des Aufenthaltsraumes.

Ihre Freundin wird jetzt schon länger vermisst und die Durchsage, dass sie sich zu dem Schauspielplatz bewegen sollen ist auch schon durch. Die Managerin des Teams erhebt sich schließlich und geht stumm voraus. Sie Ahnt, Naomi ist auf Ray getroffen, doch dieser läuft grade hinter den anderen Mitgliedern seines Teams her.

Irgendwas merkwürdiges liegt in der Luft, aber das findet nicht nur er. Auch Kai zieht ein nachdenkliches Gesicht und die Bitbeasts reagieren wieder. Fragt sich nur warum.

Nahezu gleichzeitig kommen die Teams an und werden vom Publikum herzlich in Empfang genommen.

Nur Tes sieht sich noch immer irritiert um, aber auch die Sprecher bemerken das Fehlen eines Mitgliedes.
 

“Hallo und da währen wir zum großen Finale unseres kleinen Showkampfes!”

Das die Leute aus dem Häuschen sind zeigt, dass doch einiges an Interesse am Bladen.

“Zu erst einmal begrüßen wir unsere Gäste aus Japan, und Weltmeister im Bladen. Hier sind die G-Revolution!”

Ray hört dann jedoch aus einer Richtung, wie sein Name, nahezu im Chor gerufen wird. Sein Blick landet auf einer aus Armader gut bezeichneten Cosplayergruppe, von denen er doch einige schon kennengelernt hat.

“Das sind sie?”, fragt Tyson geschockt über die Masse.

“Ja, aber sicher noch nicht alle”, gibt Ray kleinlaut zu ohne zu wissen, wie Recht er doch hatte.

“Und ihnen stellt sich eine Gruppe engegen, die sich mit viel Geschick an die Spitze gedrängt hat: Hier ist das Team Underground Z!”

“Leute, schaut mal!”, Kai-san deutet auf das gegnerische Team, “Ist das nicht-”

“Ja! Das ist sie!”

“Was macht sie da? Sie wird doch vermisst. Ob wir bei ihr zu Hause mal anrufen sollen, damit die die Glotze einschalten?”

“Dann aber auch bei Naomi. Ich hab so das Gefühl, dass die auch nicht weit weg ist.”

Irgendwas Wahrens ist an den Worten ja dran, aber zu sehen ist sie nirgends und eigentlich kann man Naomi doch gar nicht übersehen. Also wird an der Aussage bereits gezweifelt, wobei Ray von dem Gespräch gar nichts mitbekommt, sondern noch kurz mit seinem Team berät.

“Eigentlich ist es egal, wer anfängt”, meint Hilary doch Kenny schaut nur verärgert auf.

“Zu Anfang vielleicht schon, aber wir wissen nicht wie gut sie sind, also sollten wir gut aufpassen.”

Das Match wird über fünf Einzelrunden gehen.

Da wird jeder von ihnen seinen Spaß haben, doch das aufgewühlte Team auf der anderen Seite vermisst anscheinend einen Spieler. Die Managerin will sich wohl schließlich drum kümmern, doch mit der Eröffnung hat sich die Suche bald erledigt.
 

“Und jetzt, da die Teilnehmer anwesend sind, begrüßt unseren StarGast. Unsere Geschätzte-”

Ein weiterer Arbeiter läuft zum DJ und lenkt seine Aufmerksamkeit auf sich. Dieser schaut erst verwirrt, akzeptiert dann jedoch das Vorgehen und ändert seine Durchsage ab.

“Unser Stargast hatte anscheinend einen Unfall, doch anscheinend hat sich spontan jemand als Ersatz zur Verfügung gestellt.”

Wer Tes jetzt sieht, bemerkt, wie dieser das Gesicht entgleist. Sie hält die Managerin auf und lenkt deren Aufmerksamkeit auf die Bühne. Anschienend ahnt sie, dass hier das verlorene Schäfchen auftauchen wird, was sich wenige Sekunden später auch bestätigt.
 

Auf der Gegnerischen Seite zieht Ray ein staunendes Gesicht und bekommt den Mund gar nicht zu.

“Ray”, mahnt Hilary, doch er kann darauf gar nicht so recht reagieren.

“Nezumi”, leise schleicht sich dieses Wort über seine Lippen, während das spontan auswendig gelernte Lied beginnt den Raum zu fluten. Anscheinend macht sie ihre Arbeit gut, denn dem Publikum scheint es zu gefallen und vor allem den Freunden unter den Cosplayern.

Das Kleid im Weihnachtsstil steht ihr ziemlich gut und schient auch warm genug zu sein. Ray zupft nebenbei wieder seine Ärmel runter.

Die Spannung, auf das, was nach dem Lied geschehen wird, steigt in ihm auf. Wird sie einfach gehen oder zu ihnen runter kommen? Schließlich hat sie ja von der Bühne aus dem Möglichkeiten dazu. Das Gerede seiner Kollegen beachtet Ray nicht einmal mehr, sondern wartet nur ab um schließlich Blickkontakt zu erhaschen, der sich am Ende auszahlt.

Naomi lässt das Mikrofon auf der Bühne und hastet runter, doch anstatt einer Stürmischen Begrüßung, erwartet Ray eine Kopfnuss.

“Autsch…”

“Ja, ich hab dich auch vermisst”, schmunzeln steht sie vor ihm und zieht ihn zu sich runter um ihm einen Kuss auf die Beule zu geben.

Das Ray das nicht so recht versteht ist ja wohl klar, aber das weitere Verfahren lässt seine kleine Welt zusammenbrechen.

“Bis nachher”, damit geht sie zu dem anderen Team und redet etwas mit Tes während sie sich der übergezogenen Sachen entledigt und schließlich einen ähnlichen Anzug wie die anderen Teamkameraden aufweist.

Unterdessen mischt sich auch noch die Managerin ein um dem Mädchen klar zu machen, wo es lang geht und Ray kehrt betroffen an seinen Platz zurück, allerdings mit einer Bitte.

“Ich kämpfe gegen jeden, aber nicht gegen sie”, daraufhin kann das ganze Team nur schmunzeln.

Anscheinend hat es ihren Weiberhelden nun doch mal knallhart erwischt.
 

Die Matches sind ziemlich ausgeglichen, auch wenn das andere Team keine Bitbeasts aufweisen kann, währen das Weltmeisterteam ohne ihre wohl nicht in der Lage zu gewinnen.

Alleine Daichi und Max halten sich an die Regeln und riskieren dadurch den Punktverlust. Tyson war einfach zu ehrgeizig, als sich gegenüber Tes als harmlos darzustellen und was Kai angeht, hört dieser wieder genauso viel wie ein Dackel und setzt Dranzer sofort ein um das Leiden zu beenden.

“Das kann doch alles nur ein Alptraum sein”, Kenny hat es nicht geschafft Rays Wunsch nachzugehen und somit muss dieser in der letzten Runde gegen Naomi antreten.

“Jetzt nimm es nicht so schwer, sondern sieh mich als Gegner an”, fordert diese, während sie ihren Blade startklar macht, doch Ray seufzt nur verzweifelt auf.

“Das klappt nicht”, er sieht mit seinem besonderen Blick zu ihr hinüber, “Ich-”

“Ich weiß”, unterbricht sie ihn jedoch schnell, und stellt sich in Startposition, “Also lass uns jetzt ein schönes freundschaftliches Match durchziehen.”

Das hilft doch eher ihn zu überreden.
 

Naomi kann ziemlich lange bestehen, aber irgendwann dreht ihr Kreisel sich nicht mehr, aber auch Driger bleibt liegen.

Der Kampf um den Sieg wurde von ihnen doch ziemlich ernst genommen und schließlich hat Ray es nun als einziger geschafft ohne sein Bitbeast bestehen zu können.

Friedlich lächelnd sieht Ray von der Arena auf.

“Naomi? Ich muss noch mit dir reden”, er stutzt schließlich aber, da sie keine Reaktion zeigt.

Das Ganze Team wirkt bis auf die Managerin auf einmal merkwürdig, auch wenn diese grade hastig eine Nummer wählt und irgendetwas unverständliches in den Apparat spricht.

Schließlich sieht Ray jedoch wieder in die Arena und bemerkt mit schrecken wie Driger aufleuchtet.

Weit kann er da jedoch nicht denken, denn ein helles Licht von irgendwo erleuchtet das Feld unglaublich hell, dass es keiner weiter beobachten kann.

Selbst Rays gute Augen, sind nicht verlässlich und verpassen das Geschehen.

★˙·•21.•·˙★

Beim Frühstück ist es Still.

Nie ist es in dem Saal je so leise gewesen.

Man hätte eine Stecknadel auf einen Schwamm fallen hören können. Das Ereignis vom Vortag ist einmalig und die Eltern der betroffenen sind schon in Kenntnis gesetzt worden.

Nach dem großen Lichtschwall, waren die Underground wie vom Erdboden verschluckt, aber nicht nur diese.

Es lässt sich darauf schließen, dass sich die Bitbeasts wieder in die Körper der anderen Personen verflüchtigt haben, nur dieses Mal anscheinend nicht ganz mit dem selben Vorwand.

Irgendwas seltsames geht da vor sich. Was genau es ist muss noch herausgefunden werden.

Schließlich liegt die Aufmerksamkeit auf einer Person, die soeben schnellen Schrittes den Saal betritt. Er zieht sich eine Stuhl herbei und setzt neben Tyson an den Tisch, der endlich in sein Brötchen beißen wollte.

“Es gibt Neuigkeiten”, spricht Hiro mit eher ruhiger Stimme.
 

Erst nach dem Essen und im Hotelzimmer lässt sich Tysons älterer Bruder dazu breitschlagen mit der Sprache rauszurücken. Schließlich wollte er nicht gleich den ganzen Saal unterhalten, auch wenn es doch nur Gerecht währe, da das Ereignis sich bereits verbreitet hat wie ein Laubfeuer.

Die meisten Menschen vermuten wahrscheinlich aber eher ein Abtauchen des Teams aus trotz, als ein plötzliches Verschwinden oder entführen. Einige zeigen kaum Interesse daran wohingegen andere sich darüber aufregen, dass das Team Underground nicht für ihre Niederlage dastehen würde. Nur einige wenige machen sich Sorgen.

Hiro lässt sich in den Sessel fallen und wartet ab, bis sich das Team auch erstmal hingesetzt hat. Die Tasche in seiner Hand schmeißt er gleich Ray entgegen.

“Das Hotelzimmer von ihnen wurde auswindig gemacht, aber es war keiner dar außer das hier.”

Skeptisch sieht Ray in den Beutel und macht ihn auch schnell wieder zu.

“Ich vermute, du kannst damit was anfangen.”

Ray seufzt genervt auf. Die Vermutung, dass seine Teamkameraden gerne wissen würden, was sich in dem Beutel verbirgt, liegt nahe und schließlich zieht er die Stoffpuppe aus der Tasche.

“Ist das die von Naomi”, äußert sich Max als erster, “die, von der du so genervt warst?”

Ray knurrt.

“Da muss wirklich was schief gegangen sein. Sie hängt viel zu sehr daran, als sie es einfach liegen lässt”, Hiro nickt einstimmig, da er sich das auch schon gedacht hat.

“Ich würde mal sagen, das hat was mit der Managerin zu tun”, spekuliert Hilary.

“Doch nicht wieder so was wegen Weltherrschaft und der Kram? Warum geraten eigentlich immer wir in so was rein?”, mosert Max, womit er doch ziemlich recht hat.

Immer sind sie es, die den Bösen in den Hintern treten und dabei Hals und Kopf riskieren müssen.

“Das nervt”, meint Daichi störrisch und verschränkt die Arme vor der Brust, während er sie Wangen aufplustert.

Kai schließt kurz die Augen.

“Diese Managerin… Wissen wir was über sie?”, bringt Kai schließlich die entscheidende Aussage.

Kenny durchforscht sofort seinen Laptop.

“Sie heißt Natascha Kujakowski”, fängt Hiro an sein Wissen über die Person zu sortieren, “Ich habe gehört, die sei Dozentin in Pohlen und durchaus ervolkreich auf dem Gebiet der Genomforschung gewesen, hat sich dann aber anderen Dingen zugewendet und über das Lehramt ihre Vorliebe für Pädagogik entdeckt.”

“Ein Pauker?”, Tysons Geschockter Ausdruck macht klar, dass ihn das doch etwas verwundert.

“Da siehst du mal, wie verwöhnt wir von unseren Lehrern sind”, macht Hilary ihm klar.

Ehe Tyson jedoch etwas darauf erwidern kann meldet sich Kenny mit mehr Details.

“Was du sagst stimmt Hiro, aber ich weiß auch, warum sie auf Lehramt umgestiegen ist”, neugierig schauen ihm Tyson und Max auf den Bildschirm, “sie hat ein paar abenteuerliche Experimente freigegeben und dadurch ihren Ruf an den Unifersitäten verschlechtert. Darum ist sie dann erst in die DDR gekommen und Lehrerin geworden und arbeitete sich schließlich nach der Wiedervereinigung weiter nach Westdeutschland vor.”

“Und was für Experimente waren dies?”, fragt Max neugierig wie alle anderen auch sind.

“Mal schauen”, doch Kenny bleibt die Sprache weg, als er einen durchaus wichtigen Satz entdeckt.

Tyson und Max schauen nur verwirrt auf den Bildschirm.

“Was ist das den wieder für eine Schrift?”, Tyson ist verwirrt, aber schließlich übernimmt Kai das und stellt sich hinter das Sofa um auf den Bildschirm zu schauen.

Es war Russisch, was er bekanntlich konnte und Kenny auch mittlerweile an Grundkenntnissen verstand. Er liest die Zeilen und stockt bei einem Satz.

“Unglaublich”, seine Augen weiten sich und sein Blick geht wieder über diese Zeile.

“Wie weit hat der Typ eigentlich noch seine Finger im Spiel?”

Hiro sieht verdattert zu Kenny und kann mit den Reaktionen des Brillenträgers und das Halbrussens nur Vermutungen anstellen.

“Typ? Meint ihr etwas…”, fängt er an zu rätseln, was Kai gleich mit einem Nicken bestätigt.

“Hier steht, dass sie eine zeit lang für Biovolt in Moskau tätig war.”

Nun ist es klar. Man sollte sich um das Team sicher Sorgen machen und es darf keine Zeit verloren gehen. Sie mussten sie so schnell wie möglich finden.
 

“Verdammt, haben die sich verkrochen?!”, Ray würde wohlmöglich jeden Stein einzeln aufheben und drunter nachsehen.

Kai ist somit also jetzt schon von ihm angenervt. Wohlmöglich währe er sogar lieber mit Daichi los gegangen, als mit dem aufgedrehten Chinesen, der sogar die Leute auf der Straße anquatscht. Irgendwann ist es jedoch zu viel.

“Jetzt halt mal die Luft an!”, auf die lauten Aussage von Kai zieht Ray eingeschüchtert den Kopf ein, “Du führst dich echt albern auf. So langsam blamierst du uns echt und deiner Flamme hilft das auch nicht viel weiter.”

Sofort verkrampft sich Rays Körper.

Kai hat recht. Er reagiert über, aber wie soll er sich sonst verhalten? Das alles schien für ihn so aussichtslos, dass er am liebsten irgendwo gegen rennen würde, wozu sich grade die Straßenlaterne doch gut anbieten würde. Der Chinese schließt jedoch eine Weile die Augen.

Kais Erleichterung darüber ist klar, denn er wusste, wenn sein Kamerad die Augen wieder öffnet, wird er seine Entschlossenheit zurück haben. Es sollte jedoch anders sein, als Kai es sich vorgestellt hat.

“Ich hab da so ne Ahnung…”, spekuliert Ray, “Vielleicht ist das Versteck gar nicht so weit weg. Kann doch sein, dass es direkt vor unserer Nase liegt.”

Das leuchtet ein und Kai sieht sich kurz um.

“Vor unserem Hotel ist doch dieser kleine Park”, meint er schließlich, wobei Ray nickt und die Augen öffnet.

“Entweder dort oder im Hotel selber”, doch ehe sie sich vergewissern können kommt Kenny nahezu aus dem Nirgendwo zu ihnen gerannt.

“Wir haben eine Spur! Kommt schon!”
 

Tatsache.

Hiro hat sich etwas weiter kund gemacht und nun, gegen Abend, endlich herausgefunden, das Underground eine ziemlich große Organisation ist. Sie ist von einigen Gesellschaftsteilen aufgebaut worden, die anscheinend ein einziges Ziel verfolgen.

“Kontrolle?”, Kenny stutzt, “Kontrolle worüber?”

Hiro zuckt mit den Schultern.

“Ich weiß es nicht genau, aber dass sie diese Personen haben und die Bitbeasts gleich dazu kann nichts gutes heißen.”

Das leuchtet ein.

“21. Dezember:”, die Aufmerksamkeit richtet sich auf Hilary, welche wiederum ihren Kalender vorliegen hat, “Was man von unten nicht sieht, kann man von Oben vielleicht erkennen.”

“Der Fernsehturm”, rutscht es Max raus.

Möglich ist es, dass sie von dort etwas erkennen können.
 

Die Nachforschungen liegen auch in Mr. Dickensons Interesse, weshalb er den Aufenthalt ermöglicht und natürlich mitkommt.

“Wow! Sieh dir das Gebäude an, dass ist ganz aus Glas!”

“Das ist der Bundestag, Daichi”, meint Hilary trocken, doch der Kleine kann mit diesem Bergriff nicht viel anfangen, was es auch schwierig macht ihm zu erklären, wozu dieses Gebäude gut ist.

“Ich erkenne gar nichts”, meint Ray enttäuscht, doch Kenny schaut in seinem Laptop nach.

“Die Aussicht ist zwar toll, aber wirklich einen Schritt weiter sind wir dadurch nicht grade…”

“Es war ja auch nur eine Idee”, meint Hiro, doch seine Gesichtszüge sind durchaus ernst.

“Schrecklich. Sie werden sie doch wohl nicht weggebracht haben?”, die Vermutung des Alten lässt sich Ray einen Kloß im Hals bilden.

Sie könnten geradezu überall hin sein. Underground hat anscheinend keinen festen Sitz, den sie stürmen könnten, sondern ist viel verzweigt. Die Hoffnung schwindet immer mehr.

Schnelle Schritte ziehen jedoch seine Aufmerksamkeit auf sich.

“Leute! Hier müssen wir hin!”, Max schnappt Tyson beim vorbeilaufen am Arm und zieht ihn einige Meter weiter.

Die anderen folgen natürlich.

Was der Amerikaner jetzt wohl entdeckt hat, lässt einiges an Hoffnung üblich.

“Siehst du das?”, Max zeigt zu den Gebäuden, doch sein Freund scheint es nicht so recht zu erkennen, was er meint.

Also haucht der Amerikaner an die Glasscheibe und zieht mit dem Finger einige striche.

“Max, du bist spitze!”

Grade als der Rest hinzukommt, bekommen sie mit, wie Tyson seinen Kumpel vor Freude fast erdrückt. Was durchaus berechtigt ist, denn er hat erkannt, dass die Gebäude auf einen Punkt formiert sind und einen Pfeil nach unten ergeben.
 

“Wenn es wirklich dort ist, dann währen sie ja schön blöde”, meint Daichi skeptisch.

“Wie bist du darauf gekommen Max?”, fragt Hilary schließlich ohne Daichi weiter zu beachten.

“Als ich vorhin alleine ein Mal rund gegangen bin stand da auf einmal eine alte Frau. Sie fragt mich, was ich suchen würde und verriet mir dann schließlich, dass ich nur den Pfeilen folgen müsste”, Max sieht wieder aus dem Fenster raus, “Erst hab ich mich gefragt was für Pfeile und wahllos die Gebäude angeschaut, als ich den ersten fand und die Frau noch weiter fragen wollte, war sie aber schon weg.”

“Klingt ja echt gespenstisch”, meint Tyson schließlich.

“Wer auch immer diese Frau war, ich vermute, man kann ihr glauben, wenn sie schon solche Tipps gibt.”

Da stimmt das Team seinem Sponsor zu. Wohlmöglich werden sich an diesem Ort ihre Bitbeasts befinden.
 

Mitten in der Nacht erkennt Ray, dass er nicht einschlafen kann und entschließt sich, sich wieder umzuziehen. Er kann so nicht schlafen indem Gedanken, dass Driger nicht da ist und wohlmöglich, wie auch Naomi, in Gefahr ist, doch da ist er nicht der einzige, sondern eher der letzte.

Verwirrte Blicke schauen ihm entgegen, als er doch endlich das Zimmer richtig Aufenthaltsraum verlässt.

“Jetzt ist er selber wach geworden”, meint Hilary, doch Ray schließt nur grinsend die Tür.

“Lasst uns los gehen. Schlafen kann wohl eh keiner von uns.”
 

Selbst nach längerem Getuschel lassen sich Kenny, Daichi und erstrecht Hilary nicht davon abbringen mitkommen zu wollen. Es ist klar, dass sie es mit einem Gefährlichen Gegner zu tun haben, aber wie Gefährlich es sein wird, können sie noch nicht einschätzen. Dennoch stehen sie schließlich vor dem Ausgewählten Gebäude.

“Hier ist es also… Ein dreckiges abgewracktes Gebäude.”

Die betreten das Innere und sind doch ziemlich enttäuscht über den Inhalt. Es ist kaum etwas zu sehen.

“Anscheinend sind wir hier falsch”, meint Tyson schließlich.

“Das denke ich nicht.”

Kai hat einen Wasserhahn aufgedreht und Wasser plätschert in das Becken. Schließlich dreht er es wieder ab.

“Fließend Wasser in einem Leeren Gebäude? Das glaubt ihr doch selber nicht Jungs”, meint Hilary trotzig und geht etwas weiter, wo sie schließlich sogar herausfindet, dass das Licht funktioniert. Tyson lehnt sich neben sie an eine Tür.

“Toll. Wasser und Licht haben wir schon mal. Lasst uns doch einziehen, nachdem wir umgebaut haben”, lästert Tyson.

Anstatt das ganze jedoch durch einen Gegenkommentar weiterzuführen drückt Hilary die Klinke der Tür runter und Tyson fällt in den Raum rein. Triumphierend steht sie vor ihm, doch nicht unbedingt, weil er auf seinen vier Buchstaben gelandet ist.

“Na die Treppe nehmen wir doch”, spricht Max freudig und geht voraus, nachdem er seinem Kumpel wieder auf die Beine geholfen hat.
 

Das Gewirr der Gänge bringt doch einige Probleme mit sich.

Hätte sie Kenny nicht dabei, der den Weg aufzeichnet und Möglichkeiten ausleuchtet, so wie Kameras zu umgehen weiß, währen sie sicher nicht so schnell vorangekommen.

“Wir sind ja geradezu schon ne Einheit von Geheimagenten”, erkennt Max schmunzelnd.

“Wir machen das ja schließlich auch nicht zum ersten Mal”, wendet Kai nun ein.

“Das Labor der PPB, die Aptei, Psykik… - ja - da haben wir schon einiges gemeistert”, zählt Ray auf.

Schließlich kommen die Jungs aber nicht mehr weiter und stecken in einer Sackgassen. Sie sind schon dabei umzukehren und einen anderen Weg zu suchen, als einer von ihnen schließlich etwas hört.

“Tyson.”

Dieser erkannte die Stimme und bleibt stehen um sich kurz zu orientieren.

“Tyson? Was ist los?”, Daichi sieht ihn fragend an, doch der andere schaut sich die Wand noch einmal genau an.

Wenige Sekunden später liegen nur noch kleine Brocken herum.

“Du kannst doch nicht einfach alles schrotten!”, faucht Hilary, aber Tyson hat es geschafft.

Hinter der Wand verbirgt sich ein Weg. Vermutlich gab es ein Stockwerk höher noch eine andere Treppe dorthin, aber diese zu Suchen hätte wohl noch mehr Zeit in Anspruch genommen.

Also folgten sie dem Gang.

Zu beiden Seiten hängen Glühlampen mit einander verbunden wie Perlen an der Wand und leuchten ihnen den Wer bis zu einer Eisentür, dessen Code von dem Computerspezialisten schnell geknackt ist.

Was sich dahinter verbirgt bringt jedoch den absoluten Knüller.

“Wow, kneif mich mal einer?”

“Zumindest haben wir sie gefunden.”

“Oh, Nezumi-chan…”

Gleichmäßig an einander gereiht stehen die Glassäulen, in denen sich neben einer merkwürdigen Flüssigkeit jeweils die gesuchten Personen befinden.

Sie scheinen nicht bei Bewusst sein zu sein.

Die Betäubung durch den ersten Schock reicht aus, um entdeckt zu werden. Die Blader bekommen nicht mehr viel mit, bis zu ihrer Ohnmacht.

Es war, als hätten sie geträumt.

★˙·•22.•·˙★

Ja~

Ich schaff es auch malweider weiter zu machen.

Es ist nichtmehr viel und ich bin spät dran, aber mühseelich ernährt sich das Eichhörnchen.

Wer weiß, vielleicht schaff ich es ja dieses Jahr noch. ^^"

Zumindest hoffe ich es. >.<
 

Jetzt wünsch ich euch erstmal viel Spaß mit dem folgenden Kapitel.

Enjoy! ^0^
 

~~~*~*~~~**~~~~~~~~~****~~~~*~~~*~*~*~**~*~*~*~*~**~*~**~~~*~**~~~*~~~~~
 

Schwerfällig versucht sie die Augen zu öffnen, doch nur ihre Lieder zucken.

Es war wie in einem Traum.

Erst der Kampf und auf einmal wurde alles hell, dann dunkel. Die einzige Veränderung ist, dass sie sich schlapp fühlt, allerdings bemerkt, dass sich was an ihr verändert haben muss. Etwas mit ihrem Körper.

Langsam gelingt es ihr doch die Augen zu öffnen und das Gespür in ihrem Körper zu erweitern. Es war, als würde sie tauchen und dabei eine Sauerstofflasche, wie man sie von den Tauchern aus Meeresdokomentationen kennt, tragen. Doch die last auf ihrem Rücken fehlte. Überhaupt spürte sie nicht ein Kleidungsstück an sich, sah aber schließlich grün. Keine andere Farbe. Nicht das gelbe Licht einer Lampe erhellte ihr die sicht, sondern das durch Lampen aufgehellte grüne Wasser um sie herum.

“Eine Nährlösung?”, Naomi erkannte die Flüssigkeit in der sie sich befindet nicht, sondern konnte nur vermuten.

Schließlich beachtet sie aus ihrer zusammengerollten Position, was um sie herum geschieht. Anscheinend warten die drei Menschen im Kittel und Tes nur darauf, dass sie sie bemerkt um ihr zu deuten, dass sie sich hinstellen soll.

Allmählich wird die Flüssigkeit abgepumpt und nach dem das Glas hoch gefahren wurde, konnte Naomi auf die Maske abnehmen.

“Br, ist mir kalt”, ihr erster Kommentar reicht um ein Schmunzeln auf den Gesichtern hervorzubringen, nur Tes bleibt regungslos und hält ihr erstmal einen Bademantel hin.
 

“Du sollst dich erst umziehen. Die Jungs sind schon weg. In einer viertel Stunde sollen wir bei der Madam antreten.”

Naomi schaut aus dem Augenwinkel zu ihrer guten Freundin, während sie den Korridor entlang gehen um zu ihren Zimmern zu gelangen.

“Du klingst aber genervt… Keine Angst. Sie wird uns das ganze gleich sicher erklären.”

“Hoff ich doch wohl”, spricht sie murrend, “dieses blöde Zeug.”

“Aber warm war es darin.”

“Jetzt mach das ganze nicht gleich positiv!”, regt sie sich auf.

Klar, dass sie ein Gegner von so was ist. Auch wenn sie sich in mehreren Vorstellungen, Bildern und Geschichten in Form ihres eigenen Charakters in so etwas rein gesteckt hat, verachtet sie das Zeug wegen der geahnten Zusammensetzung.

Im Zimmer angekommen, findet es Naomi doch erstaunlich, wie gut es eingerichtet ist. Schnell hat sie sich den Trainingsoverall angezogen und findet auch schon den üblichen Kalender, aber etwas fehlt.

“Wo ist die Puppe?”

Tes seufzt auf und setzt sich auf das Bett.

“Keine Ahnung. Wohl möglich noch im Hotel.”

Naomi ist enttäuscht. So lange dran gearbeitet und jetzt wird sie die Stoffpuppe wohl nicht so schnell wiedersehen, wenn überhaupt. Trotzdem gilt es jetzt über etwas anderes nachzudenken, aber zu aller erst wird der Kalender wieder um ein Türchen mehr geöffnet.

“>22. Dezember: Vertrauen, Hoffnung und ein bisschen Glück stützen das Leben.< Hm…”

Mit Glück war bis jetzt immer Ray gemeint, doch dass es dieses Mal auch zutrifft, wagt Naomi zu bezweifeln. Sie steckt sich das zusammengefaltete Papier wieder in den engen Overall und geht schließlich mit Tes los. Sie werden sicher schon erwartet.
 

“Freut mich, dass ihr alle so gesund und munter seit.”

Der Frau begegnen jedoch nur trotzige Blicke von dem Team, was ihre Rede wohl aus den Gleisen fahren läst.

“Was ist los? Was seht ihr mich so an?”

Der Älteste von ihnen zieht noch einmal an seiner Zigarette.

“Nichts. Was sollte sein?”, er geht einige Schritte vor, wobei er die Kippe aus dem Mund nimmt.

Schließlich drückt er sie auf der sicher teuren Tischplatte aus und wendet den Blick von der Frau dabei nicht ab.

“Vielleicht, dass wir gerne wissen würden, warum wir heute in dem inneren eines Wasserbettes ohne Bett aufgewacht sind?”

Die Direkte Frage hat die Frau sicher schon erahnt und steht auf.

“Auf eine direkte Frage sollte man auch eine direkte Antwort geben”, sie lässt per Knopfdruck eine Art Monitor auf der anderen Seite herunterfahren. Unterdessen steckt sich der Schwarzhaarige wieder eine Zigarette an und Jan stellt sich mit großen Augen neben ihm hin um die beste sicht auf den Bildschirm zu bekommen. Ein lustiges Bild, da der eine vielleicht grade mal halb so groß ist wie der andere. Auch die Jugendlichen richten ihre Blicke bald auf die Bilder.

“Diese Fotos stammen aus einigen Ausgrabungsstätten alter Zivilisationen. Sie zeigen die Geschehnisse der Vergangenheit”, spricht die Frau gelassen und blättert langsam ein Foto nach dem anderen um, “Wie ihr vermutlich erkennt, wiederholen sie sich. Ein merkwürdiges Wesen geht auf eine Person über und wieder ab. Danach ist die Person in der Haltung allerdings verändert.”

Sie macht das Gerät wieder aus und erlangt die Aufmerksamkeit der anderen.

“Diese Wesen sind Bitbests. Sie Verbinden sich für eine gewisse Zeit mit ihrem Seelenverwandten und wandeln sie in ein eher zufriedenes Wesen um, das für einige Zeit jedoch geschwächt ist, was ihnen selber mehr Kraft gibt. Anschließend sind sie nicht mehr von einander abhängig, aber dennoch mit einander verbunden.”

“Was für eine Verbindung ist das?”, will Chicko schließlich wissen, woraufhin die Frau nur grinst.

“Eine Verbindung die über Leben und Tod einfließt. So lange der Seelenpartner Lebt, ist das Beast aktiv, stirbt er aber, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie Bestie sich nicht mehr blicken lässt”, sie steht auf und stellt sich vor ein Bild, das an der Wand hängt, “allerdings kann der Zusammenschluss auch aufrechterhalten werden.”

“Also ist Driger wieder in mir?!”, Naomi kann es nicht fassen, doch die Frau nickt nur.

“So ist es. Und das heißt für dich Unsterblichkeit, so lange es in dir ist und wenn ihr gelegentlich in der Nährlösung badet”, sie wendet sich allen zu, “Ihr habt eine enorme Kraft und weil ich euch dies ermöglicht habe, erwarte ich auch eine Gegenmaßnahme von euch.”

Jan fängt schließlich jedoch an zu weinen und läuft zu Naomi.

“Ich will nach Hause”, jammert er, doch die Frau schüttelt nur mit dem Kopf.

“Ihr könnt nie wieder nach Hause.”

“Das werden wir doch mal sehen”, der älteste macht Naomi klar, dass sie den Kleinen auf den Arm nehmen soll, was sie auch tut, “Mal sehen, wie stark ich wirklich bin!”

Ein kraftvoller Schlag gegen die Wand reicht um diese zu sprengen.

Das fasziniert selbst die Frau, doch dass Naomi mit dem kleinen Jungen auf dem Rücken, als erst durch das entstandene Loch springt, gefällt ihr gar nicht. Chicko und Tes folgen.

“Ich steh nicht so auf Unsterblichkeit. Das ist voll out”, ruft Chicko noch.

Als auch noch der Älteste bequem den Weg nimmt, knurrt die Frau und versetzt gleich alles in Alarmbereitschaft. Jetzt heißt es schnell und fifig sein, was ihnen gar nicht so schwer fällt und die Frau wissen dürfte.
 

In einem der dunkelsten Gänge stehen sie an die Wand gedrückt und horchen den vorbeirennenden Schritten der Angestellten, bis sie vertönen. Naomi horcht noch eine weile länger, schließlich hat sie grade ein ziemlich gut ausgeprägtes Gehör, aber auch ihr Geruchssinn gibt ihr klare Anweisungen.

“Wie finden wir hier den jetzt raus?”, will Jan wissen.

“Ich kann die frische Luft riechen”, meldet sich Naomi hierbei zu Wort, “So müssten wir es schaffen, aber da ist auch noch ein anderer Geruch.”

Sie ahnt etwas und verfolgt unter Motzen und nervigen Kommentaren diese Spur.

Schließlich stehen sie vor einer Tür.

Chicko drückt die Klinke runter.

“Abgeschlossen…”, er schaut grinsend zu den anderen, “aber nicht mehr lange.”

Er zielt mit einer Art Feuerangriff auf das Schlüsselloch, welches daraufhin zerfließt.

Nun konnten sie den Raum betreten, wobei Naomi doch geschockt ist.
 

In seinem Traum vernimmt er eine dumpfe Stimme aus der Ferne. Wer ist das? Was will sie? Was sagt sie? Alles ist so durcheinander. Er kneift die Augen zusammen. Die Stimme wird immer deutlicher. Eine Frauenstimme - oder doch die eines Mädchens. Irgendwie kommt sie ihm bekannt vor. Langsam spürt er auch wieder was in seinem Körper. Sein Kopf dröhnt, als würde er zu platzen drohen. Doch an seiner Hand spürt er Ettes anderes. Die weiche Haut einer anderen. Langsam öffnet er die Augen. Erst erkennt er nur hell und dunkel, dann Farben, schließlich bilden sich Konturen und auf einmal merkt er wie ihn jemand umarmt.

Chicko steht wie auch Kai unbeteiligt im Raum und betrachtet skeptisch, wie seine gute Freundin an diesem Kerl hängt. Der Ausländer, der ihm als Brieffreund vorgestellt wurde. Anscheinend war da mehr dran faul, als sie dachten.

Inzwischen hat der älteste sich mit Kenny zusammengesetzt.

“Gut, dass ihr da was kaputt gemacht habt. Also werden sie uns dort in der Nähe vermuten. Es gibt zwar nur einen Ausgang und sie werden uns dort abfangen wollen, aber wir könnten uns auch unseren eigenen Ausgang bauen.”

Kenny nickt nur und ergänzt mit diesem Wissen den 3D Plan auf dem Bildschirm, während sich der übliche Rest seines Teams noch irgendwie versucht auf die Beine zu bekommen im Tes und Jans Hilfe.

Naomi hat inzwischen Ray versorgt. Anscheinend wurden sie nach ihrer Ohnmacht einfach in den Raum hineingeworfen, damit man sie los ist, was nichtgrade sehr sachte geschah und der Glückspilz mit dem Kopf anscheinend wo gegen prallte, was auch seine Schmerzen in dem Sinne erklärt.

“Ich bin mir Sicher, dass das auf deinem Müll gewachsen ist.”

Indirekt hat Naomi damit recht. Das war klar. Schließlich ist Ray nicht ohne Grund seinem Team auf den Wecker gefallen.
 

Nachdem die Formalitäten geklärt sind geht es weiter.

Einen Weg nach oben haben sie sich schon zurechtgelegt und mussten diesen nur noch ordnungsgemäß folgen, wob ei sich Chicko und Naomi als ein ziemlich gutes Team herausstellen.

Während sie jegliche Gefahren aufspürt, hat er sie schnell entdeckt und erledigt das ganze auf sein Weise. Dem gegenüber bahnen Tes und Jan ab und an den Weg, wobei der Lehrer mit Kenny dirigiert, wo sie lang müssen.

Das ganze läuft einigermaßen schnell ab, bis sie schließlich den letzen Raum erreichen.

“Okay - jetzt wird es brennzlich. Wir werden die Leute abhalten und ihr rennt einfach nur durch”, schlagt Chicko vor.

“Woher willst du wissen, dass da so viele sind? Kann doch sein, dass es leer steht”, hierauf bekommt er einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, allerdings nicht von Naomi, denn die steht direkt neben Chicko vor ihm.

“Die werden wohl nicht so blöde sein”, meint die Übeltäterin Tes, während Ray sich sauer knurrend den Kopf reibt.

Wenn das als Liebesbeweis gelten soll, dann ist ihm Naomis kleiner Klaps doch wesentlich lieber.

“Ich rieche sie”, fügt diese schließlich hinzu um den Streit zu beenden, “es sind so viele verschiedene Gerüche. Sie sind bestimmt dort und warten.”

Recht hatten sie, doch der eigentliche Angriff bleib aus.

Eine Art Wasserbombe kommt ihnen entgegengeflogen und anstatt der einfachen Nässe passiert etwas weitgehend schlimmeres. Die Bitbeasts wechseln wieder in die Blades zurück, womit sie wieder beim Anfang währen.

“Mist!”, flucht Chicko, doch er kann sich weiterhin wehren.

Ist doch gar nicht so unpraktisch einige Selbstverteidigungskurse durchgemacht zu haben. So glücklich erging es jedoch nicht allen. Daher griff der ehemalige Referenda in das Geschehen mit ein. Sportlehrer zu sein hat also doch seine Vorteile.

Auch die Blader hatten nun die Chance wieder mitzumischen und die weiterentwickelten Bitbeasts hatten noch so einige Vorteile, die sie erst grade richtig zur Kenntnis nehmen konnte.

“Sie sind voll Materialisiert”, flüstert Naomi, während Jan sich von ihr entfernt und sich einen Überblick über die Lage verschafft um schließlich im Gewühl zu verschwinden.

Tes ist die einzige, die den Verlust bemerkt, weiß jedoch nicht ob sie es laut sagen soll, da Naomi ansonsten wohl in Panik geraten würde. Also ließ sie es und muss kläglich dabei zusehen, wie die Wissenschaft zurückschlägt.

“Warum klappt das nicht? Tyson würde die doch sonst mit Links schlagen”, murrt sie ärgerlich.

“Erstens er ist Linkshänder, zweitens schau sie dir an”, damit hat Naomi etwas sicheres festgestellt, “Wir haben vor dem Treffen vorhin noch was gegessen, wer weiß, wie lange sie schon in dem Raum festgesessen hatten.”

Bei genauerem Hinsehen bemerkt Tes doch wie erschöpft sie anscheinend alle sind. Selbst Kennys graue Zellen weisen deutliche Defizite auf.

Plötzlich geschieht jedoch das unfassbare. Die Polizei rückt auf und greift in das Geschehen ein. Nun war es endlich beendet.
 

Draußen wurden sie schon von ein paar Personen erwartet.

“Jan!”, Naomi nimmt den kleinen Jungen hoch und wirbelt ihn herum, “Das hat du ganz toll gemacht. Du hast uns alle gerettet.”

“Spitzenleistung Kleiner!”, gibt Tyson zum Anschein.

“Er war genauso schnell wie wir”, meint Mr. D. ,der ebenfalls dabei steht.

“Wir sind uns auf dem Revier begegnet wodurch sich ein klares Bild ergab”, spricht Hiro trocken, was wohl heißt, dass er sauer ist.

Aus dem Augenwinkel erkennt Naomi jemanden und wendet sich um.

Eine gewisse Frau wird grade abgeführt und bemerkt das Mädchen ebenfalls, weshalb sie sie anlächelt.

“In deinem ganzen Overall steckt etwas von der Nährlösung. Wenn du es dir anders überlegst, brauchst du nur den Knopf an deinem Unterarm zu drücken.”

Verwirrt resigniert Naomi den Knopf. Alleine Ray schaut grade zu ihr und bemerkt, dass irgendwas nicht stimmt, doch ehe er was sagen kann, geht Naomi schnellen Schrittes auf die Frau zu.

Wird sie etwa doch von dem Versprechen der Unsterblichkeit angezogen?

Doch sie gibt der Frau nur eine Schelle, woraufhin diese sie verwirrt ansieht.

“Ein unendliches Leben hat keinen Wert. Weder für mich, noch sonst jemanden. Es währe doch wohl schrecklich geliebten Menschen beim sterben zusehen zu müssen oder nicht?”

Allmählich dämmert es der Frau anscheinend, warum ihr Plan nicht aufgegangen ist.
 

Das nächste, was geregelt werden musste war die Heimkehr.

Naomi schickt Chicko mit der Bahn vor, da dieser seinem Vater auf der Arbeit in Köln bescheit gegeben hat.

Jan wird von bekannten am Bahnhof abgeholt und was Tes angeht, fährt kommt auch sie erst einmal in Köln unter, auch wenn ihre Mutter sie sicher lieber schon zu Hause hätte, aber so leicht geht das nach 20 Uhr nicht mehr.

Alleine der Referendar kommt direkt nach Hause, da er nur nach Paderborn muss und was Naomi angeht, hat sie die letzte Bahn verpasst, da sie ihr Ticket vergessen hat zu ziehen.

“Wie kannst du das vergessen haben? Mr. D, hat dir doch das Geld dafür gegeben, wie auch den anderen…”, Ray sitzt verzweifelnd neben ihr am Bahnsteig, woraufhin sie doch etwas bedrückt schaut.

“Tut mir ja leid, aber ich hab bei den anderen so viel drüber nachgedacht, dass ich bei mir selber… Na ja - geschlampt habe.”

Zuzugeben, dass sie es mit Absicht gemacht hat um eine Ausrede zu haben einen Tag später fahren zu können, währe jetzt wohl nicht angebracht.

Etwas enttäuscht schaut Naomi auf die Gleise.

“Kannst du nicht mit einem anderen Zug fahren?”

“Willst du das?”

Auf die Frage wird Ray schließlich doch aufmerksam und erkennt ihre gebeugte Haltung. Er ahnt, dass es eine zweite Lösung geben würde. Schließlich nimmt er ihre Hand und steht mit ihr auf.

“Komm. Dann pennst du eben bei uns.”
 

“Wie bist du den auf den genialen Einfall gekommen”, Tyson ist doch etwas platt, das Mädchen wieder zu sehen und Rays tollen Einfall dabei zu hören.

Hilary grinst jedoch nur.

“Hast du angst, dass sie ihre Krallen ausfährt?”

“Ach quatsch! Von mir aus klappt das, aber was sagt unser Sponsor dazu?”

“Er meint, das geht Okay”, bringt Ray ihm nun entgegen, worauf nichts auszusetzen ist.

Alleine Hilary hat jetzt noch ein anliegen.

Naomis normale Kleidung ist spurlos verschwunden, also wird sie was von ihr bekommen.

“Ich soll das wirklich tragen?”, Naomi seiht an sich runter.

Das Kleid ist zwar nicht zu verachten und eigentlich auch warm genug, aber trotzdem ist Naomi skeptisch.

“Ich hab das eh nur mitgenommen um Tyson zu ärgern, falls er wieder übermütig wird und bei dir sieht es eher normal aus”, ihr schäbiges Grinsen lässt doch noch einiges offen.
 

Hätte eigentlich klar sein müssen, dass sie zur Feier des Tages essen gehen. Die anschließende Abendgestaltung wird jedoch jedem selber überlassen. Schon vorteilhaft, wenn man einige Zimmerschlüssel hat.

“Ich komme mir komisch vor in Hilarys Klamotten.”

“Ach was. Morgen holt ihr dir noch kurz was neues und dann fährst du mit der Bahn nach Hause. Eben so wie geplant. Eigentlich wollte dich ja eh keiner in dem Outfit so weit fahren lassen.”

“He! Ich hab schon ganz andere Dinge getragen”, lacht Naomi, während sie etwas durch den Park gehen, “Mr. Dickenson ist wirklich ein Schatz. So einen Opi hätte ich gerne.”

“Opi?”, Ray schmunzelt, “Ja irgendwie gehört er schon zur Familie, wenn man das so nennen darf.”

“Darf man”, bestätigt ihm Naomi.

Auf ein Mal bleibt Ray jedoch stehen und zieht sie in seine Arme.

“Ray?”

“Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht. Was ist mit den Kopfschmerzen?”

“Die sind nicht so schlimm”, sie lehnt sich an ihn und schließt kurz die Augen, “Ich bin hier ja unter Experten in solchen Dingen. Sicher sind sie morgen ganz weg.”

“Das währe gut”

Eine Weile herrscht stille, bis ein leichtes Grummeln die Stille flutet.

“Ray?”

“Ja und? Auch ich hab mal Hunger, also lass uns zusehen, dass wir was bekommen.”

Eigentlich müsste ihm das nicht peinlich sein, aber Naomi lächelt nur.

Ehe er sie weiterzehrt stellt sie sich vor ihn und legt die Arme um seine Schultern. Der dritte Kuss kommt nun also von ihr selber.

Schon eine merkwürdige Sache, wenn ein Mädchen selber die Initiative ergreift. Umso merkwürdiger ist es, wenn anschließend wieder das bekannte Grummeln ertönt.

“Ich hab auch Hunger.”

“Dann aber schnell, ehe du mir vom Fleisch fällst.”

“Torfkop.”



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Kommentare zu dieser Fanfic (76)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Temari-nee-chan
2009-12-30T21:25:39+00:00 30.12.2009 22:25
*ja schönes Kap kann mich nur anschließen;) *

LG und nen guten Rutsch:)
Von:  CanisMinor
2009-12-29T10:43:50+00:00 29.12.2009 11:43
schönes kapitel und macht nichts, wenn langsamer vorrangeht
ich sollte so langsam auch mal wieder eine FF zusammenbasteln, aber ich habe echt keine ahnung worüber
Von:  Heuleeule
2009-12-28T21:19:19+00:00 28.12.2009 22:19
Ray is doch so...
Ich sag nichts ^^'
Aber Liebesbeweis? Ich? Bei Ray? *streik*
Niemals, nicht mal, wenn wir die letzten
Menschen auf der Welt wären.
^^
XP
Von:  CanisMinor
2009-12-27T09:30:04+00:00 27.12.2009 10:30
ich schließ mich den beiden an ^^
aber da fehlen wie ich sehe auch noch ein paar kapitel
Von:  CanisMinor
2009-12-27T09:29:14+00:00 27.12.2009 10:29
ich schließ mich den beiden an ^^
TT man was soll ich bloß schreiben
Von:  CanisMinor
2009-12-27T09:28:20+00:00 27.12.2009 10:28
und wieder schließe ich mich den beiden an ^^
man, mir fällt wirklich nichts ein >.<
Von:  CanisMinor
2009-12-27T09:27:16+00:00 27.12.2009 10:27
so
und ich kann mich den beiden nur anschließen
irgendwie hab ich seit ner weile ne schreibblockade, ich weis echt nicht, was ich schreiben soll ^^
Von:  Heuleeule
2009-12-23T18:15:03+00:00 23.12.2009 19:15
Yay~ Hilfe
^^'
Ich bekommt Angst... Ich habe keine guten
Kontakte zu diesem ekeligen Wasserzeug XDDDDD

Unsere Jungs mal wieder ^^ Natürlich die Besten!
Von:  Temari-nee-chan
2009-12-23T16:02:45+00:00 23.12.2009 17:02
was für ein abenteuer.
da haben die jungs diese gefahren auf sich genommen. und auch naomi gefunden und dann sind sie bewusstlos? oh nein .

Und nun hoffentlich ein happy end:D

PS: Kai ist mal wieder spitze mit seinen sprüchen
Von:  Heuleeule
2009-12-22T14:43:52+00:00 22.12.2009 15:43
Ai aiai~
Das ist ja mal wieder echt krass XD
*knuff*
Ich will Ray auch mal haun *bettel*
*W*
Und echt super Namen ausgesucht XP
Hab ich nen Schock bekommen, als ich Teddy las XD
Aber schö
*schmus*


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