Geschichten und Gedichte zum wilden Müll von Kisara-chan ================================================================================ Kapitel 1: Der Müllsünder ------------------------- Den MP3-Player lässig aus der Hosentasche hängend, die Mütze leicht schief sitzend, schlenderte Anja den Waldweg entlang. Aus den silbernen Kopfhörern dröhnte einer ihrer Lieblingssongs: „Runaway“. Es war Samstag, und die Melodie leise mit summend folgte sie ihrer gewohnten Route durch das lichte Unterholz. Zwischendurch durchdrang das energische Hämmern eines Spechtes die allgemeine stille im Wald aber ansonsten war es ruhig. Das feuchte Laub raschelte unter den Füßen der Braunhaarigen und klebte an den Sohlen ihrer schwarzen Wildlederstiefel. Plötzlich machte es »donk« und Anja schlug der Länge nach hin. Bei dem Sturz riss sie aus Versehen am Kabel der Kopfhörer und so schmerzten jetzt gehörig ihre Ohren. Verärgert richtete sich das Mädchen wieder auf und klopfte den Dreck von ihrer neuen Jacke. Was dachten sich diese Leute eigentlich immer dabei, wenn sie ihren Müll einfach in den Wald kippten, anstatt ihn ordentlich entsorgen zu lassen? Nachdem sie sich wieder gefasst hatte sah sie sich das Ding, über welches sie gestolpert war, genauer an. Es war ein altes Sofa, oder zumindest das was davon übrig war. Der geblümte Stoff war an duzenden Stellen von Polsterfedern durchstoßen und die Füllung quoll auch schon hervor und verteilte sich auf dem Boden. In der Nähe hatte schon öfters Müll rumgelegen wie ihr auffiel. Während sie so ihren Gedankengängen nachhing, vernahm sie plötzlich einen erstickten Laut. Als das Mädchen nochmals zu dem schrottreifen Sofa sah erkannte sie, dass eine Hand unter der Sofalehne hervor lugte und hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund. “Einen Moment! Ich helfe ihnen“, rief sie und hoffte, dass die Person es vernommen hatte und ausharrte. Trotz dem das Möbelstück auf dem Hinweg wahrscheinlich mehr als die Hälfte des Füllmaterials verloren hatte wog es immer noch so einiges. Mit viel Mühe konnte sie es nun zur Seite wuchten und der Mann, der zum Vorschein kam war niemand anderes als ihr alter Sandkastenfreund Joshua. Wo sie im ersten Moment noch ziemlich erleichtert schien, dass ihrem Kumpel nichts passiert war, so legte sich jetzt eine Maske der Empörung über ihr Gesicht. “Sag mal warst du das hier Joshi?“, fragte sie mit einem scharfen Unterton. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern ohne eine Miene zu verziehen. Daraufhin baute sich Anja vor ihm zu ihrer vollen Größe von nahezu 1,60 m auf und funkelte ihn bedrohlich an. “Weißt du, dass das da strafbar ist? Das ist Umweltverschmutzung! Oder willst du in einem einzigen großen Mülleimer leben?“, Joshua zuckte bei der Schärfe ihrer Worte zusammen. “Nun ja ich hab gedacht…“ „Nichts hast du dir dabei gedacht stimmt‘s? Ist ja nur ein kleiner Wald, oder? Ein sauberer Fleck mehr oder weniger auf der Welt, darauf kommt es doch nicht an… Man bist du eigentlich blöd? Das Zeug würde da ewig so weiter liegen bleiben und sonst was anstellen! Womöglich knabbert es noch am Ende ein Eichhörnchen an und stirbt daran. Also mach, dass du das Ding da SOFORT auf den Schrottplatz bringst, hast du mich verstanden?“, von der Eindringlichkeit ihrer Worte beeindruckt packte er die eine Seite des Sofas und versuchte es hoch zu wuchten, was mehr schlecht als recht geschah. Als Anja das sah musste sie zugeben, dass das für einen alleine doch etwas viel abverlangt war: „ Und den Rest bringst du auch Weg?“ Er nickte nur eindringlich und schon verschwanden die beiden hinter einem Baum und machte sich in Richtung von Joshuas Transporter auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)