Zum Inhalt der Seite

Das Herz der Gebrannten Erde

Buch 1: Das Auge des Soko
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Nacht der zwei Monde

Eine Staubwolke wirbelte auf, als Telyth auf den Boden aufschlug. Sein Blick trübte sich, er nahm alles nur noch verschwommen wahr. In den grauen Wirbeln und Windungen sah er seine Vergangenheit noch einmal.

Wie er in der Festung Flare aufgenommen wurde, nachdem seine Eltern; Opfer der Seuche wurden. Das Er bei einer Schneiderin aufgenommen, und die ihn wie eigenes Kind behandelt hat. Und wie er anfing sich die Magie anzueignen, bis er schließlich in den verborgenen Hexenzirkel gelang, wo er in der Illusion und Zerstörung unterwiesen wurde.
 

Der Schmerz in seinem Rücken und am Hals drückte ihm die Luft ab. Die Wunden brannten und dann ward alles taub. Kälte stieg in ihm hoch. Telyth schloss die Augen.

Eine Gestalt stand keine drei Meter vom sterbenden Hexenmagier entfernt. Sein schmerzverzogenes Gesicht war bleich, die Augen zugekniffen, der Mund blutverschmiert. In gebückter Haltung, die Hände auf die Ohren pressend, so stand er da, regungslos. Wie eine Steinskulptur.

Minuten vergangen.

Der Mann rührte sich nicht. Unverändert stand er da. Ja nicht mal eine Atembewegung war zu erkennen. Im fahlen blauen Mondlicht glitzerte etwas an der Brust des Mannes, ein handbreiter, silberner Schafft. Der Griff war mit einem Schlangenkopf verziert. Im Maul der Schlange war ein Malachit eingelassen. Die Klinge steckte tief. Ein normaler Mensch würde das nicht überleben. Der Mann stand aber noch. Wie aus Stein gemeißelt.
 

Es dämmerte langsam. Ein neuer Tag begann.

.„Öffnet das Tor! Wir haben einen Verletzten. Wir müssen zum Prior.“, Bal und Accus standen vor dem Tor des Tempels. Sie stützen einen Mann mit blutverschmierten Kleidern. Er hing fast leblos, den Kopf nach unten geneigt.

Eine kleine Tür, die im großen Tor eingelassen war, öffnete sich sanft. Eine Frau stürzte hinaus und half den Männern.

Zu dritt legten sie den Verwundeten auf ein, mit einen weisen Lagen bespannten, Tisch. Die schwere Eichentür schoss auf und ein alter Mann in Kutte betrat den Raum.

„Prior, wir fanden ihn draußen bei den alten Felsgräbern liegend. So zugerichtet.“ Bals Stimme war aufgekratzt, fast so als ob er befürchtet, der Prior würde ihn dafür zur Verantwortung ziehen.

Der Prior lauschte seinen Worten, öffnete eine Schublade des Eichenschrankes, nahm eine Schere und trat vor den Tisch. Er zerschnitt die blutgetränkten Kleider des Mannes und sprach: „Bal wir sprechen später, jetzt müssen wir ihm erstmal helfen. Lyth hol bitte frisches Wasser vom Teich. Accus hol du bitte Bruder Telmir.“ Der Prior hat mittlerweile die Gewänder allesamt bäuchlings geöffnet. Nun lag der Mann nackt wie er geboren auf einem Teppich von Fetzen. Die zwei Angesprochenen verließen den Raum. Nur Bal blieb am Tisch stehen.

Der Prior begutachtete den Patienten. Strich über seinen Körper und sprach: „Bal hilf mir!“, er packte den Nackten an Schulter und Hüfte, die von ihm weg lagen. Bal stellte sich auf die andere Seite des Tisches und schob etwas unbeholfen. Gemeinsam drehten sie ihn. Auf die Seite. Der Stoff klebte vom getrockneten Blut an seinem Rücken.

Lyth kam zurück, mit einem Krug in der Hand, welche sie am unteren Ende des Tisches abstellte. Sie kramte etwas in der Schublade des Wandschrankes, nahm ein Leinentuch und tränkte es mit Wasser aus dem Krug.
 

Vorsichtig tupfte sie über den Rücken. Der Prior lehnt den Mann an seinen Körper und zog behutsam die Kleidungsfetzen nach unten. Nur schwerlich lösten die sich von der verkrusteten Haut. Vier parallelen Furchen zogen sich quer über den gesamten Rücken. Schwach stöhnte der Mann auf.

Bal konnte es nicht mit ansehen und verlies den Raum um frische Luft zu schnappen.

Als die Kleider vollständig vom Körper gelöst waren, begab sich Lyth wieder zu Wandschrank und holte eine handlange Zange, eine große braune Flasche und weiter Leinentücher.

Der Prior starte auf des Verletzten Halses.

„Lyth! Schau mal dir hier die Wunde an.“

„Das Vieh wollte ihm an die Kehle.“, meinte sie.

Eines der Leinentücher knüllte sie zusammen und führte es mittels der Zange in die Flasche. Ein starker Alkoholgeruch machte sich breit.

„Das wird jetzt etwas brennen.“ Sagte sie zum Verletzten und tupfte nun die Lösung auf die Wunden. Der Patient stöhnte nur leise.

Zu zweit, der Prior und Lyth, säuberten den armen Mann, verbannten seine Wunden und flößten ihm eine weiter alkoholische Tinktur ein. Kurz bevor sie fertig waren kam Accus abgehetzt und außer Atem im den Raum gestürzt: „Prior, es tut mir Leid, Bruder Telmir ist nicht aufzufinden. Keiner der Ordensmitglieder hat ihn seit heut morgen gesehen.“

Der Prior beruhigte Accus ein wenig: „Lass gut sein, Accus. Der werte Bruder wird schon seine Gründe haben, warum er nicht im Tempel ist.“ Accus verlies den Raum wieder, der Prior wusste, dass er nicht damit zufrieden sei und weiter nach Bruder Telmir suchen würde, er hat aber keine Zeit sich darüber Gedanken zumachen.
 

Der Prior schob langsam die Tür auf. Er hielt Ausschau nach Bal, er sollte mittragen helfen. Der er fand ihn am Nebengebäude auf einer Steinbank sitzend.

„Bal komm mit! Ich brauch deine Hilfe.“

Bal schreckte auf, er war eingenickt.

„Ich komme.“

Die beiden Männer hoben den Verletzten mit einem großen Leinentuch auf eine Trage. Sie trugen ihn zwei Gebäude weiter in einem großen Raum, der mit Strohbetten und Hängematten bestückt war. Es war ein ruhiger Ort. Wo ab und an ein paar Reisende oder Obdachlose schliefen. Zurzeit war niemand hier der Schutz suchte. In Krisenzeiten, wie bei der letzten Seuche, war das ein Quarantänezimmer. Der Geruch dieser Krankheit haftet immer noch diesem Raum an. Obwohl diese schon 15 Jahre her ist.
 

Der Verletzte fand auf einem recht weichen Strohbett platz. Lyth weichte ihm nicht von der Seite. Sie war schließlich die Sanitäterin des Ordens. Sie überwachte ihn Tag und Nacht.

Am Tag darauf öffnete er die Augen, ganz vorsichtig und sacht. Lyth hatte gleich den Prior herbeigerufen. Beide standen vor dem Krankenbett. Redeten auf ihn ein. Der Fremde sagte jedoch kein Ton und schaute sie nicht an. Nur gerade aus an die Decke. Nach einer Weile schloss er die Augen wieder und schlief ein.

Lyth hielt weiter Wacht. Sie meinte er müsse bestimmt erschöpft ein. Solche Wunden wären nicht einfach zu überstehen.

In der Nacht schreckte der Fremde unerwartet hoch. Er war schweißgebadet und wusste nicht, wo er ist, diesen Raum hatte er noch nie gesehen und es stank fürchterlich.

Neben ihm am Bettrand schlief behutsam eine junge Frau. Ihr Atem ging langsam. Er hörte ihren Herzschlag. Sie war das Einzigste, was lieblich duftete.

Etwas stieg in ihm hoch. Er wusste nicht warum, aber er hatte einen starken Drang, ein Verlangen diese Frau zu töten.

Da durchfuhr ihn ein Schmerz. Er stöhnte leise und fiel bewusstlos zurück auf das Bett.
 

Das Dämmerlicht des neuen Tages begann, den Raum langsam zu erhellen.

Lyth rieb sich den Sand aus den Augen. Sie froh ein wenig. Der Fremde schlief immer noch, so behutsam wie ein kleines Kind. Lyth wusste nicht warum, aber irgendwie empfand sie etwas für ihn. Etwas zwang sie hier an seiner Seite zu wachen, darauf wartend das Er aufwachte.

Der Prior betrat den Raum, wie immer in seiner Kutte.

„Guten Morgen Lyth. Hast du die ganze Nacht hier verbracht?“

„Ja, habe ich.“

„Wie geht es ihm?“

„Sein Zustand ist unverändert, er hat nicht einmal seine Augen wieder …“

Lyth schaute die ganze Zeit auf ihm herab und noch bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte, öffnete der Fremde erneut die Augen.

Er verzog das Gesicht und kniff sie wieder zu. Etwas blendete ihn stark.

Der Prior sah, wie er unter der aufgehenden Sonne leidet, und schloss Tür und Fenster. Nur noch minimal strömte Licht in das Zimmer. Gerade noch soviel, das die Zwei noch etwa erkennen konnten.
 

Lyth strich vorsichtig über seine Schulter: „Guten Morgen. Du bist hier in einem Ordenstempel. Zwei von unseren Leuten haben dich draußen stark verwundet gefunden.“

Der Prior kam nun an das Krankenbett: „Ich bin der Prior dieses Tempels, mein Sohn sag wie heißt du?“

Eine schwache kratzige stimme erhob sich: „Der Prior? … Ich bin Telyth.

Lyth half ihm sich etwas aufzurichten und reichte ihm eine flache Schale mit Wasser.

„Du wurdest vor zwei Tagen draußen bei den Felsgräbern gefunden.“, Während der Prior sprach drehte sich langsam um, ging zur Tür und verlies den Raum. Der Fremde zuckte zusammen als sich die Tür öffnete.

Erst nachdem der Prior gegangen war meinte Lyth zu Telyth: „Du musst ihn entschuldigen. Dich fand man vor seinem Ahnengrab und keine drei Meter entfernt Knochenreste aus diesem Grab.“

„Nein, ich hab seine Ahnen nicht entweiht. Ich bin unschuldig.“, er zuckte unter den Schmerzen zusammen.

„Beruhig dich. Niemand hat dich beschuldigt.“, Lyths Stimme sanft aber durchdringend.

„Ruh dich etwas aus. Ich gebe dir noch etwas gegen die Schmerzen.“

Er atmete schwer, rasselnd und abgehakt. Nach dem er wieder eingeschlafen war, verlies auch Lyth den Raum. Sie öffnete die Tür ganz sachte nur einen Spalt das sie herausschlüpfen konnte.
 

Sie war auf der Suche nach Bal. Der Prior hatte jetzt keine Zeit, aber Bal. Mit schnellen Schritten durchkämmte sie den Orden. Es waren nur wenige Leute unterwegs. Viele müssten jetzt auf den Feldern sein. Es gab nur einige Handvoll die keine Arbeit hatten. Bal war einer davon.

Sie fand ihn am Teich unter einer der vielen Palmen liegend. Er war eingeschlafen. Unsanft weckte ihn Lyth, mit einen Schlag in die Seite.

„Bal wach auf! Ich muss mit dir reden.“

Nur mühselig reckte sich Bal und begutachtete den Störenfried, welche ihn bei seinem Mittagsschläfchen gestört hat.

„Was willst du Lyth?“, er überlegte kurz da sie ihn nur anstarrte und kein Ton sagte: „Es geht um den Kranken, den wir vor ein paar tagen gefunden haben, oder?“

Bal lies einen tiefen Seufzer von sich hören als Lyth mit ihrem Kopf nickte. Ihre langen schwarzen Haare schlugen bei der Bewegung Wellen.

Er schaute sie an und beginn zu erzählen:
 

„Accus und ich hatten ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Du weist wovon ich rede. Deswegen sind wir früh, bevor es Hell wurde zu den Ordenstoren hinaus zu den Steingräbern. Wir hatten unsere Sachen gerade verstaut und wollten uns auf den Rückweg machen. Da wanden wir ihn. So blutüberströmt wie wir ihn hier hergetragen haben. Seit dem kennst du ja die Geschichte.“

Bal wusste das sie damit nicht zu Frieden war aber er hatte keine andere Wahl. Er konnte es ihr nicht sagen.

„Erzähl! Wie habt ihr ihn gefunden. Der Prior hat gesagt er lag vor seinen Ahnengrab. Was hast du ihm erzählt?“, Lyth war sichtlich schlecht gelaunt. Sie wusste Bal verheimlicht etwas.

„Mehr gibt es nicht zu wissen. Ehrlich.“, Bal wurde immer leiser, so als würde er sich für seine Worte schämen.

Lyth drehte sich um sie wollte gehen, mit einem strafenden Blick sagte sie: „Das wird Konsequenzen haben Bal, das weist du.“

Bal rappelte sich auf. „Lyth! Warte.“ Sie drehte sich wieder um und stütze die schmalen Hände in die Seite. „Was? Ist doch noch was?“

Bal war die Sache mehr als unangenehm, er war nervös und schwitze sehr.

„Lyth ich sage es dir aber nicht hier. Uns darf keiner hören.“

Sie wusste zwar das er etwas wichtiges geheim hielt aber so von Bedeutung das niemand sonst es mitbekommen sollte? Ein einfacher Wink zeigte Bal er soll ihr folgen.

Wenige Minuten später waren die beiden in der Hütte von Lyth. Bal schaute sich um. Er war noch nie hier gewesen. Ein paar vereinzelte Schränke an den Wänden. Diese aber enthielten viele verschiedene Flaschen und Schachteln. Es stank richtig nach Räucherwerk. So hatte er sich Lyth Hütte ganz und gar nicht vorgestellt.

Sie bot ihn keinen Stuhl an, wo er hätte Platz nehmen können. Sie stand nur da vor ihm am Tisch. Einige gelehrte Flaschen standen auf diesem.

„Was ist nun? Was ist so wichtig das es Niemand sonst erfahren darf?“

Bal schluckte, in diesem Moment machte Lyth ihm richtig Angst, sprach aber dann trotzdem: „Neben ihm. Neben ihn lag ein Haufen Asche.“

„Ja und? Das ist nichts Ungewöhnliches bei den Steingräbern. Da liegt überall Asche.“

„Nein nicht irgendwelche. In ihr waren Knochen. Von einem Menschen.“ Lyth rollte mit den Augen. Auch das war nichts Ungewöhnliches. Bal setzte Fort.

„Die Knochen und der Schädel hatten viele verbrannte schwarze Stellen. Und ein silberner Dolch lag in dem Haufen, sowie eine Kette.“

Er kramte aufgeregt in seiner Manteltasche herum. Und zog zwei in braunen Stoff eingewickelte Pakete vor und reichte sie Lyth.

„Hier!“

Mit nachdenklicher Mine öffnete sie beide. In einem Länglichen war der Dolch so wie er sagte. Er war anscheinend aus reinem Silber und der Griff war aufwendig gefertigt. Das gebeizte Muster schwang sich elegant und endete in einem Schlangenkopf. Ein walnussgroßer grün leuchtender Edelstein war im maul der Schlange eingelassen. Die rasiermesserscharfe Schneide schimmerte leicht grünlich.

Behutsam legte sie den Dolch beiseite auf den Tisch und öffnete das zweit kleine runde Päckchen.

Bal wich zwei Schritte zurück. Er war kreidebleich.

Eine goldene Kette kam zum Vorschein. Als Lyth den Anhänger erblickte fiel auch ihr die Farbe aus dem Gesicht. Vorsichtig drehte sie ihn. Das Zeichen des Soko war darauf mit roter Farbe eingraviert. Sehr Langsam kippte sie die kette wieder in die Stofffetzen und legt sie auf den Tisch zum Dolch.

„Weis der Prior davon? Oder noch irgendjemand anderes?“, Lyths Stimme war ganz leise, bebte aber ein wenig im Raum.

„Nein, selbst Accus nicht.“ Sie blickten sich an und dann wieder auf den Anhänger.

„Gut“ Er glänzte in einem verführerischen Rotton.

Albträume

Ein roter Tropfen fällt herab. Ein leichtes plätschern erklingt. Wieder ein Tropfen, und wieder.

Telyth schlägt die Augen auf. Er ist in einem vollkommen dunklen Raum.

Er sieht nur die Tropfen, die vor ihn, von ober herab fallen. Er schaut herunter, auf dem Boden. Ein goldener Becher fängt die blutroten Tropfen auf. Die Kette von Tröpfchen hört schlagartig auf. Er bückt sich und nimmt ihn hoch.

Der Becher hat schöne Verziehrungen, genauso rot wie sein Inhalt. Er schaut vom Becher auf und sieht das ganz viele weitere Becher einfach in der Luft schweben. Sie sind überall verteilt.

Nur langsam klärt sich sein Blick und gibt das frei was zuerst verborgen. In den Raum stehen viele Menschen. Klein, groß, dick, dünn, jung und alt. Sie sind alle in weisen Anzügen oder Gewändern gekleidet. Sie unterhalten sich, lachen gemeinsam und jeder hält einen dieser Becher in den Händen. Keiner achtet auf ihn.

Wie in Zeitlupe kommt Telyth ein junges 6 jähriges Mädchen entgegen. Sie ist anders.

Die Kleine hat einen schwarzen bodenlangen Umhang an. Ihr schulterlanges Haar ist schneeweiß, genau wie ihre Augen .Keine Pupillen nur weiß.

Sie deutet ihm er soll nach oben schauen. Er wendet sich von dem Mädchen ab und schaut nach oben. Es hängen viele Käfige von der Decke, über jeden Trüppchen von Leuten, ein großen Käfig.

In Diesen liegen Menschen, leichenblass, übereinander gestapelt. So viele das man nicht sieht wo der eine aufhört und ein anderer anfängt. Auf ihrer blassen Haut sticht ein tiefes Rot entgegen. Sie sind blutüberströmt. Ein Leichenberg in jeden einzelnen Gitter. Das Blut läuft an den Stäben herab und sammelt sich in einer geschwungenen Spitze am Boden des Käfigs, von wo aus es herabtropft.

Telyth fängt an zu zittern. Er hatte schon viel gesehen mit seinen jungen Jahren. Dämonen, Deadrische Krieger und auch einen Untoten, aber das übersteigt seine Macht. Der Anblick der vielen leblosen Körper, eingepfercht von Tiefschwarzen Gitterstäben. Er wendet den Blick ab.

Das Mädchen steht immer noch vor ihm. Doch nun zeigt sie auf Telyth selbst und den Becher den er in der Hand hält. Er schaut an sich herab und merkt erst jetzt das er selbst einem feinem weißen Anzug anhat und erst jetzt wird ihm klar was das in dem Becher ist, denn er immer noch verkrampft in seiner rechten Hand hält.

Mit einem Ruck schleudert er den Becher von sich fort. Der Inhalt ergießt sich auf den dunklen Boden. Der Becher scheppert etwas weiter.

Er dreht sich um und sieht wie der große Käfig unter dem er gerade noch stand, donnernd auf den Boden kracht. Wie eine Säule kippt dieser nun in seine Richtung. Alle toten Leiber in ihr haben ihr Haupt zu ihm gerichtet und starren ihn aus dem umfallenden Gitterwerk entgegen.

Schlagartig greifen die Toten nach vorne und packen Telyth. Mit lautem Getöse stürzt der Käfig auf ihn drauf, in einer Umarmung mit den Toten selbst.
 

Telyth sitzt an einem langen Tisch, vor ihm ist eine Festtafel aufgebahrt, mit allem was das Herz begehrt. Zwei riesige gebratene Schweine mit goldiger Kruse. gebratener, gebackener, getrockneter Fisch in Kräuter,. Brot in Hülle und Fülle. Hähnchen, Äpfel, Karotten,Pilze, Wein, Rum, Met;. auf silbernen Tellern, in silbernen Bechern, im Licht von silbernen Kerzenleuchtern auf dem Tisch.

Telyth schaut sich um. Niemand da. Freudig nimmt er sich von den Speisen, die wahrlich im Überfluss vorhanden sind.

Am anderen Ende regt sich etwas. Er schaut auf und sieht ein kleines 6 jähriges Mädchen sitzen. Sie hat etwas unheimliches. Schulterlange weiße Haare, Ein weißes Gewand und ebenso trübe Augen. Mit einem leisen Lächeln schaut sie herüber zu Telyth.

Stumm deutet sie auf ihn und auf die Speisen.

Verdutzt zeigt Telyth eine fragende Geste. Er hat gerade einen Apfel im Mund.

Augenblicklich zerfällt das Obst, wird warm, süß, und löchrig. Er nimmt ihn aus den Mund. Er ist immer noch von außen schön Rot, aber das Innere hat eine dunkles Braun angenommen. Er ist faul. Unter den dunklen stellen schimmert etwas weißes und in dem Moment bricht der Apfel auseinander und gibt seinen Inhalt preis. Viele Maden und Würmer suchen ihren Weg heraus. Angewidert spuckt er das Stück aus den Mund. Und wirft den Apfel vor sich auf den Teller. Hastig nimmt er einen Becher und führt ihn zum Mund. Kurz bevor er trinkt, sieht er kleine Fetzen im ach so roten Wein schwimmen und auf der Oberfläche sind ein paar grüne Schimmelpilze zu sehen.

Erschrocken hält er inne und schaut auf. Es scheint als ob die ach so guten Speisen beginnen sich zu bewegen. In Wirklichkeit sind es viele hunderte von Tieren welche sich ihren Weg bahnen. Maden, Würmer, Käfer, Fliegen, und Mäuse die über den ganzen Tisch verteilt sich aufhalten. Ein starker süßlicher Verwesungsduft schlägt Telyth entgegen. Ihm wird schlecht.

Lautstark übergibt er sich neben dem Tisch. Zu seinem entsetzten sind die Maden auch in seinem Erbrochenen. Sie sind ihm ihn. Etwas kitzelt ihm an den Armen und Beinen. Er Zieht den ebenholzschwarzen Ärmel nach hinten und sieht viele kleine Löcher in der Haut. Würmer und ähnliches Getier verbergen sich darin.

Sein Blick verschwimmt. So etwas Egel erregendes hat er noch nicht gesehen oder miterlebt.

Er bricht vor dem Tisch zusammen.
 

Telyth sitz in einem schwarzen Raum auf eine einzigsten goldenen Stuhl. Nichts regte sich. Kein Laut erklang. Nichts spürte er, bis auf die Kälte die in ihm hochstieg.

Mit zitternder Stimme ruft er etwas in den leeren Raum hinein.

„Hallo? Ist da wer?“

Es dauert eine weile bis eine Reflexion zurück kam. Ansonsten rührt sich nichts.

„Hallo? Ist da Jemand?“

Erst jetzt bemerkt er das er an den golden Stuhl festgebunden ist. Er kann nicht aufstehen. Mit einem Ruck zerrt er an den Fesseln. Keine Chance. Er sitzt hier fest.

Wieder schaut sich Telyth um. Etwas verzweifelt blickt er in das nichts.

„Telyth lass es! Es hat keinen Sinn. Ich lass dich ja doch nicht gehen.“ Die Stimme eines Kindes erklingt. Er versucht etwas in dieser absoluten Dunkelheit zuerkenn aber es gelang im nicht.

„Wo bist du? …Warum lässt du mich nicht gehen?“, seine Stimme hatte einen verzweifelten Nachklang. Wild schlägt er den Kopf um sich, er weis nicht aus welcher Richtung das Mädchen sprach. Aber in diesem Moment trat es schon direkt vor seine Augen.

Telyth schätz sie vom aussehen her auf keine 7 Jahre. Ihre Haaren sind kreideweiß und etwas unregelmäßig auf Schulterlänge gebracht. Sie tragt ein weißgraues, einfaches, formloses Kinderkleid. Um den Hals hat sie eine rötlich glitzernde Kette gebunden. Das Symbol welches es darstellt kennt er nicht. Aber am meisten beunruhigen ihn, ihre Augen. Sie waren so Tief und ebenso weiß wie die Haare. Keine Pupillen oder Iris war zu sehen. Einfach nur weiß.

Mit einem Lächeln starrt sie ihn an und fragt ihn:

„Weist du was ich bin?“

Telyth blieb sprachlos.

„Ich bin das Auge des Soko und ich hab ein Blick auf dich geworfen, mein lieber Telyth.“

„Aber warum?“, nur leiser eher wie die Stimme einer Maus erklingt es.

Mit einem leisen Lächeln sprach sie:

„Noch nicht, aber schon bald.“

Das Bild verschwimmt vor Telyths Augen. Alles ward schwarz. Nur ein was blieb die Kälte die ihn nun komplett eingenommen hat.

Ruhe vor dem Sturm

„Beeilt euch, das Naarkan wirkt nicht mehr lange.“, sprach der Prior mit gehetzter Stimme, er eilte hinter Bal und Accus hinterher. Die Zwei trugen auf einer Trage den jungen Mann hinaus in diese mondlose Nacht. In der knorrigen, faltigen Hand hielt der alte Mann eine Glaslaterne. Der blaue Schein des farbigen Glases warf nur verwirrende Schatten.

Alles war Still, kein einzigster Laut war zu hören.

Sie eilten gen Süden, zum ältesten Turm des Ordens, den Verlieskammern. Immer wieder forderte der Prior die beiden auf, sie sollen sich beeilen. Dabei flößte er dem Verletzten erst kurz bevor die Zwei das Krankenzimmer betraten, das stark wirkende Narkosemittel Naarkan ein.

Sie betraten den ersten Raum des Verliesturmes. Er wurde schon lange nicht mehr als Gefängnis benutzt, deswegen stapelten sich Säcke und Körbe.

Sie eilten hindurch zu einer Tür die in die Mauergänge führte. Dieser Weg war wohl die schlimmste Strafe des Ordens. Am ende des ganges lag nur ein Ort, die sogenannten Henkerswälle. Mörder, Seuchenwirker und Verräter der Ordensgeheimschriften wurden sonst hier her gebracht. Kein Fenster, kein anders Licht als das der blauen Glaslaterne erhellte diesen Gang der stets abwärts führte.

Am Ende angelangt, standen sie zu dritt in einem kleinen Raum. Zwei Türen waren in die kalt, nassen Wände eingelassen. Sie waren fest verschlossen. Schlüssel erklangen, Alte verzogene Türen die aufgingen, und ein leichtes Säuseln des Windes. In der eigentlichen Kammer legten sie den betäubten Telyth auf eine Barke.

Der Prior bückte sich langsam und strich das faule Stroh vom Boden. Eine Metallluke kam nur schwerlich zum Vorschein. „Da hinunter mit ihm.“ , befahl der sonst so gütige Prior den beiden.

Nur etwas widerwillig stemmten Accus und Bal ihn in dieses untere Gefängnis. Der Raum war etwas größer als der obere, aber ebenso feucht uns stickig. Auf nacktem Felsgestein lag er nun. Stumm eilte der Rest hinaus, wieder hoch, an die frische Luft.

Auch wenn der Prior nichts sprach so wussten beide das sie, die Tat heute Nacht verschweigen müssten.
 

Der nächste Morgen brach an. Lyth wurde kurz vor Telyth altem Krankenzimmer vom Prior abgefangen. Nur mit knappen Worten erklärte er ihr wo sich ihr Patient aufhielt. Ohne etwas zu sagen, aber etwas gedrückt, stellte sie den Wasserkrug ab und ging davon.

Sie wusste zwar das er vor dem Ahnengrab des Priors gefunden wurde. Auch wusste sie das er das Amulett des Soko bei sich trug. Aber ihn deswegen gleich in den Kerker werfen zu lassen.

Wind kam auf, zerzauste ihre Haare. Am Horizont waren dunkle Wolken zu sehen. Es würde bald ein Sturm oder ein Gewitter kommen.

Sie würde den Prior am Abend nach der Sache fragen. Jetzt hatte sie, nur gegen ihren Willen, wieder Zeit sich ihren eigenen Studien zu widmen. Gedankenverloren betrat sie ihre Gemächer. Nahm einen Schädel in einer Glasschüssel aus dem Wandschrank und begoss ihn mit Coryllischen Wein. Ein edler Tropfen.
 

Telyth schlug die Augen auf und der muffige Geruch schoss ihm in die Nase. Langsam ertastete er sein Felsbett. Es war dunkel nur Farben tanzten vor seinen Liedern. Ihm dröhnte der Kopf, nur langsam kehrte der benebelte Verstand zurück. Was ist passiert? Wo ist er hier? Er setzte sich auf, um vor Schmerz zusammenzuzucken. Nur wage kehrten die Erinnerungen wieder. Sein Weg durch die Ahnengräber. Die Begegnung mit diesem Ding. Die Schmerzen. Die Frau die ihn wusch. Das kleine weißhaarige Mädchen. Der Geschmack von Blut.

„Hallo?“, schwächer als er erwarte erklang seine Stimme, das Echo erklang unmittelbar.

Er war allein in dieser vollkommenen Dunkelheit.

Ein leichtes Beklemmen umgriff ihn, kälte spürte er, keine wärme, im ganzen Körper nicht. Er versuchte aufzustehen. Nur müßig tapte er sich in seinem Kerker vor. Schnell verstand er das er gefangen war. Die Luke die in die decke eingelassen wurde war verschlossen, nur die Holzleiter stand im Raum. Die einzigste Verbindung.

Panik stieg in ihm auf. Panik und Angst, hier war er lebendig begraben. Die Feuchtigkeit perlte langsam auf seiner Haut herab. Warum war er hier? Er hat nichts falsches getan.

Er nahm es erst gar nicht war. So laut pochten seine Gedanken. Eine leise feine Stimme, die nur schwerlich lauter wurde. Als sie ihm bewusst wurde lauschte er. Ein Säuseln, ein kleiner heller Ton. Sie formten sich zu Buchstaben, zu Worte.

„Ist da jemand?“, rief er mit schon stärkerer Stimme. Es gab keine Veränderung. Bis plötzlich dieses Geräusch, was auch immer es war, verstummte.

Immer wieder rief Telyth.

Es rührte sich nichts.

Minuten oder Stunden vergingen. Er gab nicht auf, irgendjemand müsste ihn doch hören.

„Lass es sein, es wird dich niemand hören!“

Er schrak augenblicklich so arg zusammen, das ein Schmerz ihn durchfuhr, diese Stimme, sie war so nah, so klar, als müsste sie von jemanden direkt neben ihm kommen.

Er zitterte, „Ist da wer?“

Ein leichtes Lachen.

„Nein hier ist Niemand. Du bist ganz allein in diesem Kerker.“

„Wer bist du?“

„Ich? Das müsstest du doch am besten wissen! Schließlich hörst du Stimmen, nicht ich!“

Die Worte verwirrten ihn. Er war es doch der hier sich seit stunden aus dem leib schrie. Wer oder was war es. Er griff nach vorne in die Richtung wo er den Ursprung dieser Stimme vermutete

Da war nichts. Nichts außer nackter Fels.

„Wo… wo bist du?“

Keine Antwort.

„Hallo?“

Keine Antwort.

Schmerz lies ihn zusammenzucken. Sein Rücken pochte schrecklich. Dieses Gefühl breitete sich auf seinen ganzen Körper aus. Was passiert hier? Was für Spielchen trieben sie hier mit einem?

Er sah in einem Lichtkegel das kleine weißhaarige Mädchen, aus seinen Träumen kurz bevor er die Besinnung verlor. Er fühlte nichts außer Schmerz.

Ruhe kehrte ein.

Es ward Still, kein einzigst Laut erklingt.

Stunden vergingen, Telyth hatte versucht, nach diesem kleinen Vorfall, seine Gedanken neu zu ordnen. Jetzt im kleinen Flammenschein seiner selbst gebauten Fackel. Die er aus der untersten Stufe der Leiter und einem Stofffetzen von seinem neuen Hemd stammte, gebaut hatte.

Er stellte sie auf einen kleinen Vorsprung in der Wand. Magie half ihm. Er war in Magier. Speziell die Schule der Zerstörung machten ihm Spaß. Feuer konnte er erzeugen und am laufen halten. Dies gab ihm Zuversicht. Verärgert starrte er die Metallluke an. Holz hätte er einfach verbrannt, doch Metall konnte er nichts entgegensetzen, zum glühen bringen ja, aber nicht schmelzen. Selbst die Schule der Illusion konnte ihm nicht weiterhelfen. In diesen zwei Gebieten war er gebildet.

Im fahlen Fackelschein bemerkte er, wie blass seine Haut war. Die schmutzigen Hände, der schmale, geschundene Körper. Er war doch nicht soweit gereist um in einem Kerker zu versauern.

Ein klirren von ober ertönte. Er schrak auf und lauschte den Geräuschen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück