Ein Leben von Kore (Albus S. Potter) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eigentlich arbeite ich ja gerade an einer größeren (und alles in allem definitiv fröhlicheren…) Irgendwann-mal-ASS, aber während des Schreibens ist mir irgendwann aufgefallen, dass es für einen Mann namens Albus Severus Potter in der Post-Voldemort-Zaubererwelt eigentlich fast so ausgehen muss. Zu blöd nur, dass das nicht wirklich in die Storyline der anderen Fic passt û.u Tja, und darum ist diese kleine OS entstanden, heute Morgen zwischen Viertel nach zwölf und fünf vor zwei. (Und ja, zu der Tageszeit bin ich immer entweder völlig überdreht oder so melancholisch). Have fun ^^ ~ Albus fuhr den Computer herunter, streckte sich einmal in seinem Bürosessel, ordnete schnell die Büroartikel auf seinem Schreibtisch, stand dann auf, streckte sich nochmals, nahm seine Tasche und seine Jacke vom Garderobenhaken, verabschiedete sich von den letzten Kollegen im Raum und Lucy, der Putzkraft, und schlenderte dann langsam in Richtung Aufzüge. Albus Severus Potter war im Grimmauldplatz Nummer 12 aufgewachsen, und dann sieben Jahre lang nach Hogwarts gegangen. Er hatte Quidditch gespielt und gute Noten geschrieben, er war Vertrauensschüler gewesen und hatte genügend ZAGs und UTZs gesammelt, um jede Karriere einzuschlagen, die er wollte. Inklusive Auror oder Zaubereiminister. Als er seine UTZs hatte, und wieder in der altbekannten Stadtluft Londons stand, hatte Albus Severus Potter die alte Schachtel mit dem Logo von Ollivander darauf aus seinem Schrank genommen, und seinen Zauberstab hineingetan. Er hatte seine Großtante Petunia angerufen, und sich von ihr eine kleine Wohnung vermitteln lassen. Zur Untermiete bei einer alten Schulfreundin von ihr. In den letzten zehn Jahren hatte Albus Severus Potter bestenfalls dreimal gezaubert (abgesehen von den Lumos-Sprüchen, wenn der Strom mal wieder nachts ausfiel oder ähnlichen Kleinigkeiten, die er ohne Zauberstab hinbekam), seine Freundin Natalie (die seit zwei Jahren mehr oder weniger geduldig auf einen Antrag wartete) war Kindergärtnerin und ihr Wissen über Magie beschränkte sich auf die Märchen, die sie den Kindern vorlas. Seinen Freunden ging es ähnlich, nur lasen die keine Märchen, sondern Herr der Ringe. Er arbeitete in einem PR-Unternehmen, und verdiente da ganz gut – Pfund, wohlgemerkt. Die letzte Galleone, die er ausgegeben hatte, war die für die Frau mit dem Wagen gewesen, von der er auf seiner letzten Heimfahrt von Hogwarts Süßigkeiten und Kürbissaft gekauft hatte. Er sah seine Eltern und Geschwister regelmäßig. Das Weihnachtsessen bei Großtante Petunia war immer noch Pflicht, ebenso wie die Geburtstagsfeiern aller fünf Potters und Weihnachten im Fuchsbau. Auch sonst trafen sie sich immer wieder – ein Kaffee mit Lily, einen trinken mit James, zum Tee zu Mum und Dad. Er liebte seine Familie nach wie vor, und er wollte sie nicht verlassen, auch wenn er wusste, dass sie einen anderen Eindruck von der Situation hatten. Wovor er floh, das war die Welt, in der sie lebten. Sein Name war Albus Severus Potter, und er war das Ebenbild seines Vaters, mit leisen Tönen Weasley darin, wie der fehlenden Brille und der vereinzelten Sommersprossen. Sein Bruder war James Potter, oh-so-magnificent James, der so frech und draufgängerisch und talentiert war wie seine Eltern und Großeltern vor ihm, und der mit ganzem Herzen ein Potter war und stolz darauf. Wer ihn also ansah, der sah Harry Potters Sohn. Wer ihn benotete, benotete James Potters Enkel. Wer ihn Quidditch spielen sah, sah James (II) Potters Bruder. Und wenn er etwas tat, was diese drei lieber gelassen hatten… nun, Severus Snape war mehr Slytherin, als er jemals werden würde, und auch besser in Tränken. Und nur so nebenbei: Albus würde auch niemals Doppelagent werden, sein gesamtes Leben seiner Schuld oder einem Mann opfern oder sonst etwas ähnlich heldenhaftes tun. Albus Dumbledore war ein talentierterer Anführer gewesen, ein brillanter Stratege, geliebt und bewundert von allen, ein genialer Magier und natürlich auch er – heldenhaft bis in den Tod und darüber hinweg. Das einzige, was er wirklich je getan hatte, was keiner seiner verehrten Patrone geschafft hatte, war, einen Mann namens Malfoy ins Bett zu bekommen. Aber darauf ein Leben aufzubauen, dafür war er sich dann doch zu schade gewesen. Und alles, was er getan hatte, war in täglichen Briefen von der magischen Welt kommentiert und mit drei toten und zwei lebenden Männern verglichen worden. Albus mochte das Geräusch von verbrennendem Papier noch immer, auch wenn magische Flammen auf magischem Papier sich trotzdem nach wie vor anders anhörten. Besser. Irritierenderweise hatte es niemand aus seiner Familie verstanden. Nicht sein Dad, der doch selbst so lange damit hatte leben müssen, nur an etwas gemessen zu werden, was er im Alter von 15 Monaten getan hatte – und das noch nicht mal bewusst. Nicht James und Lily, natürlich nicht, denn die waren zu stolz und selbstsicher dafür – oder hatten einfach etwas weniger Tote mit sich rumzutragen. Nicht Mum oder ein anderer Weasley, und noch nicht einmal Onkel Ron, obwohl der doch mit seinen fünf genialen älteren Brüdern ähnliche Probleme gehabt hatte, als er noch ein Teenager gewesen war. Onkel Ron war immer davon überzeugt gewesen, dass Albus Auror werden würde. In der Autorenzentrale, die von seinem Dad geleitet wurde. Oder Lehrer. Wie Severus Snape und Albus Dumbledore. Oder Medimagus. Wie James. Oder im Zaubereiministerium eine Karriere. Wie Grandpa Arthur, Onkel Percy und Tante Hermione. Oder Quidditch. Wie Mum. Die einzige, die sein Problem gesehen hatte, ohne dass er auch nur ein Wort davon gesagt hatte, und das, obwohl sie sich nur einmal im Jahr sagen, die ihn im zarten Alter von sechs Jahren am großen Esstisch plötzlich angesehen hatte, und in deren Augen das alles gelegen hatte, was er fühlte, das war Großtante Petunia gewesen. Die immer schon gewusst hatte, wie es war, niemals mehr sein zu können, als der billige Abklatsch von jemanden, den man noch dazu über alles liebte. Es hatte Dad sehr irritiert, dass er mehr als nur das jährliche Mittagessen bei den Dursleys verbrachte, und nicht nur ihn, sondern von den Weasleys bis zu Großonkel Vernon alle. Aber Großtante Petunia hatte ihm das alte Zimmer von Onkel Dudley eingerichtet, und er hatte öfters ihr Essen gegessen als das von Grandma Molly. In den Ferien war er in den Park nahe Grimmauldplatz gegangen und hatte mit den Muggelkindern gespielt – er hatte festgestellt, dass Quidditch und Fußball recht ähnlich funktionierten – er hatte sich mit 14 ein Handy gekauft und mit 16 ein Jugendkonto angelegt, auf das er die Hälfte seines Taschengeldes von Gringotts in Pfund einzahlen ließ. Und dann war er mit 18 aus der Schule gekommen, und hatte sich ein neues Muggelleben eingerichtet, und seit zehn Jahren hatte ihn niemand mehr mit einem anderen Albus oder Severus oder Potter verglichen – sie hatten sich höchstens über den seltsamen Namen gewundert. Seit gut acht Jahren tippten übrigens auch keine Eulen mehr an sein Fenster, abgesehen von Ausnahmen wie einer Geburtstagseinladung oder gelegentlicher Ich-lebe-noch-und-du?-Post seiner alten Freunde aus Slytherin. Albus stieg aus der U-Bahn aus, und lief leichtfüßig die Rolltreppen hinauf. Er holte beim Bäcker zwei Stück Kuchen, und zehn Minuten später steckte er seinen Schlüssel in sein Schlüsselloch. Natalie saß auf dem Sofa vor dem Fernseher und sah Nachrichten – Nahostkonflikt und Bildungsdebatte – während sie die Einladung für das Eltern-Kinder-Grillfest des Kindergartens verfasste. Sie lächelte ihm zu und strich sich eine Strähne braunen Haares zurück, die sich aus dem Knoten gelöst hatte. Er küsste sie zur Begrüßung, und deponierte dann Mantel und Schuhe in der Garderobe und Aktentasche im Arbeitszimmer, richtete die Kuchenstücke auf zwei Tellern an und machte Kaffee dazu. Als er sich neben Natalie setzte, ihr einen der Teller reichte und eine Tasse vor ihr auf den Tisch stellte, und sie ihre Arbeit wegschob und sich an ihn lehnte, während die Lottoziehung gerade auslief, und die Werbung begann, da seufzte er schwer, und versuchte, sich damit abzufinden, dass es nicht ewig so bleiben konnte. „Natalie?“ „Hm?“ „Haben wir morgen Abend etwas vor?“ „Nicht, dass ich wüsste. Warum?“ „Meine Mutter hat Geburtstag“ Er hatte sie bisher nie zu den Geburtstagen seiner Familie mitgenommen, und er wusste, dass es sie schmerzte, aber er konnte sie keinen 25 Weasleys ausliefern, und danach immer noch behaupten, er wäre nur ein Muggel. „Magst du mit mir hingehen?“ Sie strahlte ihn an, und er schwor sich, wenn sie dieses Erlebnis überstehen würde, ohne schreiend das Weite zu suchen oder sonst etwas blödes zu tun, dann würde er ihr einen Antrag machen. Gleich morgen Nacht. Wenn nicht, würde er James auf ihr Gedächtnis ansetzen müssen, aber solange er an seiner Familie hing, würde er deren Welt eben nie ganz verlassen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)