Dunkle Zeiten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Der erste Kampf -------------------------- >>> Können einem die warmen Strahlen der Sonne erreichen, auch wenn man im Schatten steht? <<< Die Sonne verschwand umgeben von einem roten Schimmer hinterm Horizont. Kalter Wind zog durch die Gasse und ließ ihren Kimono leicht flattern. Sie fasste den Knauf ihres Schwertes noch ein wenig fester. `Gleich ist es so weit...´ dachte sie bitter. Wie hatte es nur so weit kommen können? Ihre Verfolger waren zwar aus ihrem Blickfeld verschwunden, doch sie wusste das sie ihr dicht auf den Fersen waren. Sie hatte den Entschluss gefasst, nicht weiter davon zu laufen. Sie würde sich nicht wie ein geprügelter Hund verstecken, da war es doch besser aufrecht und mit dem Schwert in der Hand zu sterben. Ein ironisches und bittersüßes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie scheute den Tod nicht, er war allen Wesen auf der Erde vorbestimmt. Leben war nicht leicht, besonders nicht als Frau in dieser Gesellschaft. Sie hörte sie kommen. Zwei Männer tauchten am Ende der Gasse auf, mit gezogenen Waffen schlichen sie langsam vorwärts. Noch konnte sie sich im Schatten der umliegenden Häuser verstecken, sie spannte ihre Muskeln an und machte sich zum Sprung bereit. Innerhalb von Sekunden war der Kampf vorbei. Vom plötzlichem Angriff überrascht, hauchte der erste Feind sein Leben aus, ohne auch nur sein Schwert zu heben. Beim zweiten Angreifer hatte sie nicht so viel Glück. Obwohl sie sich ihm blitzschnell zugewand hatte, war er schon auf ihren nächsten Schlag vorbereitet und blockte ihn mit Leichtigkeit. Er warf sie zurück und schlug nach ihr, ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Ihre Kleidung wurde vom Blut nass, an ihrer Hüfte klaffte ein tiefer Schnitt. `Nur eine Fleichwunde´ dachte sie und hoffte gleichzeitig, dass es wahr war. Nun war es an der Zeit zu handeln. Instinktiv duckte sie sich unter seinem nächsten Schlag, stieß sich dann mit aller Kraft vom Boden ab und schlug dem überraschten Feind mit einem gezielten Angriff den Kopf ab. Ihre Kräfte verließen sie im gleichen Augenblick, der Blutverlust machte sich bemerkbar. Sie sank zu Boden, immer noch das Schwert umklammernd und starrte auf den vom Blut ihrer Feinde getränkten Boden. *************** Sie hatte es geschafft sich fort zu schleppen, saß nun in der Dunkelheit. Zitternd hatte sie sich einen notdürftigen Verband für ihre Wunde gemacht, um die Blutung zu stoppen. Einsam fühlte sie sich nun, es war nur ein kurzer, greller Schein der sich um ihre Seele legte. Allein, was war das schon? Sie wusste das sie niemanden brauchte, dass sie so gut zurecht kam, sich so um niemanden kümmern brauchte. Es war nicht immer so gewesen. Sie hatte sich damals auf die Anderen verlassen, sich in ihrer Familie geborgen gefühlt. Doch sie hatte lernen müssen, dass man sich auf niemanden verlassen konnte. Am Ende rannten sie doch alle um ihr eigenes Leben, keiner hatte sich zu ihr umgedreht oder sie schützend in den Arm genommen. Sie war allein gewesen, ganz allein, umgeben vom Feuer, von Schreien, vom Tod. Ganz allein hatte sie sich gerettet, hatte überlebt, ohne fremde Hilfe oder der Geborgenheit. Sie zuckte zusammen, wollte die dunklen Erinnerungen zurück schieben, in ihrem Geist verschließen. Sie hasst diese Momente der Ruhe, in der ihre Gedanken sie wie Angreifer überfielen, Angreifer, welche sie nicht mit dem Schwert abwehren konnte. Sie stand auf, nutzte ihre Waffe als Stütze und eilte durch die Nacht. Sie hatte schon zu lange in der Nähe der toten Feinde verweilt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand sie bemerkte und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Es waren genug Tote für eine Nacht. Im schützenden Dickicht des Waldes, weg vom Dorf, verlangsamte sie ihre Schritte. Die Dunkelheit konnte ein guter Weggefährte sein, man konnte sich so vor den Augen der Anderen verbergen. Doch sie fing sich an zu fragen, wie es nun weiter gehen sollte. Sie war ins Dorf gekommen, um etwas zu Essen und einen sicheren Schlafplatz, wenn auch nur für eine Nacht, zu suchen. Nun musste sie wieder eine Nacht im Freien verbringen und das auch noch mit einer Verletzung, welche sie noch nicht mal hatte ordentlich säubern können. Kapitel 2: 1. Zwischenspiel --------------------------- Nun hatten sie ihre Kräfte vollends verlassen. Schwer atmend lehnte sie sich an einen Baum und sah in den hohen, blauen Himmel hinauf. Sie sank auf die Knie, eine Hand auf die blutende und schmerzende Wunde an ihrer Hüfte gedrückt. Zwei Tage war der Kampf nun her gewesen und durch die schlechte Versorgung hatte sich ihre Verletzung entzündet. Ihr Körper wurde immer wieder von fiebrigen Krämpfen geschüttelt, doch nun erschien ein zarghaftes Lächeln auf ihrem Gesicht. So zu sterben, daran hätte sie nie gedacht. Im Kampf vom Feind niedergestreckt, dies hatte ihr Tod sein sollen. Sie hatte keine Angst zu sterben, es kam ihr eher wie eine Erlösung vor. Es machte sie nicht traurig, denn sie hatte nichts mehr zu verlieren, keiner würde um sie weinen und sie ließ niemanden zurück. Sie schloss die Augen und spürte den leichten, kühlen Wind auf ihrer Haut. Die Zeit blieb für sie stehen, alles in Dunkelheit getaucht... Takeru war nun schon seit fast drei Monaten allein unterwegs gewesen. Er ertappte sich manchmal dabei, wie er anfing Selbstgespräche zu führen. Auf eine bestimmte Art und Weise belustigte ihn das ungemein. Doch er vermisste seinen langjährigen Weggefährten, den alten Samurai Kira, welcher durch seine guten medizinischen Kenntnisse immer wieder für einen warmen Schlafplatz und eine Schüssel Reis gesorgt hatte. Auch Takeru hatte durch ihn viel lernen können was ihm nun, als allein reisender Ronin, sehr nützlich sein konnte. Doch als er Kira vor drei Monaten begraben musste, hatte er gleichzeitig so etwas wie seine Vaterfigur verloren. Er konnte sich nun zwar auch gut allein durchschlagen, nahm hier und dort auch für eine Weile Arbeit an, doch besonders die Gespräche mit dem Alten fehlten ihm. Die Zeiten waren hart für die umherwandernden Samurai, Räuber hatten vielen Menschen nicht nur ihr Hab und Gut genommen, sondern auch das Vertauen geraubt. So war es schwer, eine Unterkunft für die Nacht zu finden oder sich eine Schüssel Reis zu verdienen. Er schrak aus seinen Gedanken hoch und voller erstaunen blickte er auf einen wundervollen See, welcher mitten im Wald aufgetaucht war. Das kristallklare Wasser glitzerte im hellen Sonnenlicht und der See war umrandet von einer Vielzahl von Wasserlilien und Seerosen. Etwas so schönes hatte Takeru schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Der ganze Ort strahlte eine Ruhe und Frieden aus. Ihm wurde klar das es wohl keinen besseren Platz für eine Rast gab als diese Idylle. Er ging noch eine Weile am Ufer des Sees entlang, als er einen kleinen Schrein nahe der Böschung fand. Dieser war wie eine kleine Hütte aufgebaut, im Innernraum war der eigentliche Schrein, mit Resten von Kerzen und Räucherstäbchenasche. Dem Verfall nach zu urteilen war schon lange niemand mehr an diesem Ort gewesen. Takeru entschloss sich kurzerhand, dort die Nacht zu verbringen. Der Himmel war zwar klar und sah nicht nach Regen aus, doch mit einem Dach über dem Kopf konnte man weit aus besser schlafen als im freien. Um jedoch ganz sicher zu gehen, dass es in der Umgebung wirklich keine Menschen gab, machte Takeru sich auf um die Gegend zu erkunden. Nach einer guten Stunde war er sich sicher gewesen, dass er vollkommen allein an diesem See war. Es gab keinerlei Anzeichen für ein Dorf oder eine Handelsroute. Als er sich nun auf den Weg zurück zum Schrein machen wollte, blieb er wie erstarrt stehen. Im Gras vor ihm hatte er kleine, dunkle Punkte bemerkt. Blut. Unbewusst tastete Takeru sofort nach seinem Schwert. Dem eingedrückten und umgeknickten Gras nach zu urteilen, war es kein Tier gewesen, welches diese Spuren hinterlassen hatte. Er war sich unsicher gewesen, was er tun sollte. Die Blutspuren konnten noch nicht lange dort sein, die letzten Tage hatte es immer wieder kleine Schauer gegeben, welche das Blut verwischt hätten. Länger als seit der letzten Nacht konnte es noch nicht her gewesen sein können. `Sollte ich wohl besser nachsehen, wohin die Spuren führen?´ fragte er sich beunruhigt. Gefahr wollte er unbedingt aus dem Weg gehen, doch seine Neugier meldete sich unendwegt. Kurzerhand lief er los, immer der Spur folgend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)