Yeh Zindagi Hai. von elfogadunk (Neue Chance, neues Leben?) ================================================================================ Kapitel 7: Keine Brille und offenes Haar ---------------------------------------- Shruti stöhnte leise auf vor Schmerzen und fiel zurück ins Sudhirs Schoß. Die Scherben hatten sich in ihre Fußsohle gebohrt und somit sofort eine starke Blutung verursacht. Als Sudhir das sah, schreckte er auf. „Nicht bewegen!“, meinte er und nahm sie auf seine Arme, um sie in ihr Zimmer zu tragen. Dort ließ er sie sanft auf ihrem Bett nieder und lief anschließend ins Badezimmer, um Wasser und einen Lappen zu holen. Verbandszeug aus dem Erste-Hilfe-Schränkchen nahm er auch gleich mit. Shruti sog scharf die Luft durch ihre Zähne ein, als Sudhir vorsichtig sämtliche Splitter aus ihrem Fuß zog. Anschließend säuberte er die Wunde und wickelte ihr den Verband um. „Du bleibst jetzt schön hier liegen. Ich räume nur schnell die Scherben weg und komme gleich wieder.“, wies er sie an und verließ ihr Zimmer. Durch die offene Tür beobachtete Shruti grimmig, wie er die Scherben zusammenkehrte und anschließend den Boden wischte. Als er damit fertig war, kam er wieder zu ihr und setzte sich neben sie auf ihr Bett. Dabei fiel ihm auf, dass er zum ersten Mal in ihrem Zimmer war. Der Raum war etwa doppelt so groß wie seiner. Wie Sudhir eigentlich erwartet hatte, war alles sauber und aufgeräumt – bis auf ihren Schreibtisch, der in der Ecke gegenüber ihrem Bett stand. Er war beladen mit Ordnern, Büchern und losen Blättern – wie sonst sollte es bei einer Lehrerin auch anders sein? „Ich denke, du hast hier jetzt genug herumgeschnüffelt.“, unterbrach Shruti seine Gedanken. „Würdest du jetzt bitte gehen?“ „Bekomme ich nicht einmal ein kleines Dankeschön?“, wollte Sudhir gespielt beleidigt wissen. Sie druckste ein wenig herum, gestand am Ende jedoch ein: „Ja, es war sehr nett von dir, dich um meine Verletzung zu kümmern, aber einen Orden bekommst du dafür nicht.“ „Einen Orden will ich dafür auch nicht. Ein kleines Küsschen auf die Wange würde mir schon vollkommen reichen.“, merkte er an, hielt ihr seine Wange hin und tippte mit dem Zeigefinger darauf. „Raus hier.“, war Shrutis kurze, aber klare Antwort auf diese Aufforderung, die sie noch mit einem vernichtenden Blick unterstützte. Sudhir folgte ihrer `Bitte´, schaute aber im Laufe des Nachmittags immer wieder zu ihr hinein, um zu sehen, wie es ihr ging. Daraufhin komplimentierte sie ihn meist auch sofort wieder hinaus, doch so sah er, dass es ihr gut ging und er sich keine Sorgen machen musste. Um sich die Zeit zu vertreiben, beschloss er, Shrutis Arbeit, die Fenster zu putzen, zu beenden. Zwar hatte er so etwas noch nie gemacht, aber er war der Meinung, dass es so schwer schließlich nicht sein konnte. Er wurde bald eines Besseren belehrt, versuchte allerdings trotzdem sein Bestes. Als Kavita am Abend schließlich nach Hause kam, wunderte sie sich über die seltsame Situation, dass Shruti verletzt im Bett lag und Sudhir sich am Fensterputzen versuchte. „Kaum bin ich außer Haus geht hier alles drunter und drüber.“, bemerkte sie amüsiert, als sie sich neben Shruti aufs Bett setzte und ihren Fuß inspizierte. „An mir liegt das nicht.“, gab sie zurück und schenkte Sudhir, der im Türrahmen lehnte, einen garstigen Blick. Kavita lachte. „Ich werde dir jetzt erst einmal einen Tee machen.“, meinte sie und war gerade dabei aufzustehen, als sie plötzlich inne hielt und Shruti durchs Haar strich. „Du solltest es ruhig öfter offen tragen...“, bemerkte sie, was Sudhir zur sofortigen Zustimmung veranlasste: „Ja, das versuche ich ihr auch schon die ganze Zeit zu verstehen zu geben, aber sie will einfach nicht auf mich hören." Shruti ignorierte ihn und meinte mit leiser und beinahe flehender Stimme: „Aunty...“ Kavita nickte daraufhin verstehend und verließ dann das Zimmer. Sudhir schaute zwischen den beiden Frauen hin und her und verstand nicht, was das gerade eben zu bedeuten gehabt hatte. Trotz ihres verletzten Fußes ließ Shruti sich nicht davon abhalten, am nächsten Tag arbeiten zu gehen. Als Kompromiss und unter Shrutis Protesten begleitete Sudhir sie zur Schule. Anschließend machte er sich auf den Weg zur Baustelle, um sich auf den neusten Stand der Bauarbeiten zu bringen. Bauleiter Chopra murrte erst, zeigte sich dann allerdings kooperativ und ließ Sudhir Einsicht in die Pläne und Akten nehmen. Pünktlich zum Unterrichtsschluss stand Sudhir wieder vor der Schule, um Shruti abzuholen. Sie verleierte die Augen als sie ihn sah, sagte aber nichts weiter. „Ohne Brille wirkst du gleich ganz anders...“, merkte Sudhir an. „... und wenn du jetzt noch dein Haar offen tragen würdest...“, fügte er hinzu und wollte nach Shrutis Haarspange greifen, doch Shruti schenkte ihm nur einen bitterbösen Blick. „Wag es dir nicht.“, warnte sie ihn. Die restliche Woche verlief ähnlich. Sudhir brachte Shruti morgens zur Schule und holte sie nach Schulschluss wieder ab. Dazwischen besuchte er die Baustelle, bearbeitete seinen Papierkram oder sprach sich per Telefon mit George über zukünftige Projekte ab. Donnerstagabend nach dem Essen bat Kavita Sudhir schließlich um einen Gefallen. „Chhoti Shruti muss morgen nach Bhopal, um ein paar Besorgungen zu erledigen. Würde es Ihnen Umstände machen, wenn Sie sie dorthin begleiten und ein wenig auf sie aufpassen würden?“ „Aber natürlich nicht, Kavitaji! Das mache ich doch liebend gern für Sie.“, wand Sudhir sofort ein, woraufhin Kavita ihm ein dankbares Lächeln schenkte. „Shruti hat morgen nur bis elf Uhr Unterricht. Der Zug nach Bhopal fährt halb 12 ab. Unser Bahnhof liegt ein wenig außerhalb, deswegen würde ich vorschlagen, ihr geht am besten gleich von der Schule aus hin...“, erklärte Kavita. „Und wenn Shruti murren sollte, ignorieren Sie das am besten einfach...“, fügte sie augenzwinkernd hinzu. „Nichts leichter als das.“, erwiderte er grinsend. Sudhir traute seinen Augen nicht, als er Shruti am nächsten Tag abholte. Sie trug einen fein bestickten Salwar und ihre Haare offen (1). Außerdem hatte sie ihre braun-grünen Augen mit Kajal umrandet. Am Morgen war sie schon weg gewesen, als er aufgestanden war, deswegen sah er sie heute zum ersten Mal. Er konnte sein Erstaunen nicht verbergen und hätte keine passenden Worte für ihre Schönheit finden können. Shruti wurde rot, als sie Sudhirs Blick sah. „Verkneif dir bitte jeglichen Kommentar.“, meinte sie und wandte ihren Blick von ihm ab. Sudhir folgte ihrem Wunsch, konnte sich allerdings ein dickes und glückliches Grinsen nicht verkneifen. Kaum waren sie am Bahnhof (2) angekommen und hatten sich ihre Fahrkarten gekauft, kam auch schon der Zug. Als sie einstiegen, war es noch relativ leer, auch wenn sie keine Sitzplätze mehr bekamen. Je mehr Haltestellen sie allerdings passierten, desto voller wurde es. Irgendwann war nicht einmal mehr genug Platz, dass man sich hätte umdrehen können. Shruti wurde mit dem Rücken gegen die Tür gedrückt, während Sudhir vor ihr stand und versuchte, die drängelnden Menschen von ihr fernzuhalten. Dazu stützte er sich links und rechts von ihr mit den Ellenbogen ab und schirmte sie mit seinem Körper von den anderen ab. Durch einen plötzlichen Ruck wurde er jedoch fest an Shruti gepresst. Vor Überraschung und Schmerz stöhnte sie leise auf und verzog das Gesicht. „Tut mir leid!“, entschuldigte Sudhir sich sofort, sah sich aber nicht in der Lage, den Abstand zwischen ihnen wieder zu vergrößern, da die Leute hinter ihm zu sehr gegen ihn drückten. Er musste allerdings auch zugestehen, dass diese körperliche Nähe zu Shruti ihm alles andere als missfiel. Durch die Enge bemerkte er auch zum ersten Mal, welch schöne weibliche Rundungen Shruti hatte. Sie drückten fest gegen seinen Körper, schmiegten sich an ihn und er musste sich sehr konzentrieren, damit er nicht auf falsche Gedanken kam. Ihr süßlicher Duft und ihre geröteten Wangen, die sie vor ihm zu verstecken versuchte, machten dieses Unterfangen allerdings umso schwerer. (1) http://i45.tinypic.com/2a68aq8.jpg (2) http://i49.tinypic.com/25fom0p.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)