Neues Leben neues Glück von zuckersuessertot ================================================================================ Kapitel 6: Wer mag schon Weihnachten? ------------------------------------- Es ging auf die Weihnachtsferien zu und wie nicht anders zu erwarten würde alles anders kommen, als ich es geplant hatte. Ein gewaltiger Schneesturm fegte über unser Internat hinweg und wir bekamen sogar früher frei, damit alle die noch weg kamen es auch sicher nach Hause schaffen konnten, um zu Heiligabend bei ihren Familien sein zu können. Nur mir war es natürlich vergönnt heim zu fahren. Erstens war mein Vater nicht zu Hause, was das kleinste Problem war und zweitens würde es mein alter Pick- up es nie über die vereisten Straßen schaffen, egal wie gut die Winterreifen auch sein konnten. Mir blieb also nichts anderes übrig als hier zu bleiben und Jamie für die Feiertage abzusagen. Seine Reaktion viel jedoch anders aus, als ich es erwartet hatte. Ich rechnete eigentlich damit, dass er tot unglücklich sein würde genauso wie ich, aber das einzige was kam war, dass man das Wetter nicht beeinflussen konnte. Erst als ich aufgelegt hatte realisierte ich seine Worte. Es störte ihn überhaupt nicht, dass ich nicht bei ihm sein würde, es klang sogar erleichtert, was mir die Kehle zuschnürte. Ich schluckte und versuchte die Tränen zu unterdrücken, bis ich in meinem Zimmer sein würde, aber es half nichts ich fing schon an zu schniefen, bevor ich los laufen konnte. “Ist jemand gestorben?”, fragte mich jemand, jedoch mit keinerlei Mitgefühl in der Stimme. Ich wischte eilig die Tränen weg und sah Liam finster ins Gesicht. “Nein leider nicht denn du stehst ja vor mir.”, fauchte ich ihn an und lief eilig davon. Liam konnte ich im Augenblick nun wirklich nicht gebrauchen und schon gar nicht seinen Spot. Wir sahen uns jetzt schon so lange Tag für Tag und lernten zusammen und immer noch war er abweisend zu mir und suchte sich immer die besten Gelegenheiten mich fertig zu machen. Ich schloss die Tür hinter mir und ließ mich aufs Bett fallen. Der ganze Tag war gelaufen und die Ferien noch dazu, wobei ich mich innerlich fragte, warum Liam eigentlich noch hier war und nicht wie die anderen schon bei seiner Familie. Die ersten Tage vergingen wie im Flug und zogen einfach an mir vorbei. Viele Schüler waren hier geblieben, weil sie nicht nach Hause wollten und es ihnen eh frei stand hier zu bleiben oder nicht. Alles war ein wenig geschmückt worden, doch ich nahm es nicht wirklich wahr, da ich mich die meiste Zeit in meinem Zimmer verkrochen hatte. Liam war ich auch nicht mehr über den Weg gelaufen, was wohl bedeutete, das er doch nach Hause gefahren war, was mir etwas Ruhe vor ihm verschaffte. Das Internat war mittlerweile komplett zugeschneit und genau an Weihnachten fing es erneut an zu schneien. Normalerweise freute ich mich immer über Schnee an Weihnachten, aber heute drückte er eher meine Stimmung noch weiter in den Keller. Es klopfte an meiner Tür und ich zuckte zusammen. Sofort stand ich auf und ging zur Tür. Ein für mich Fremder älterer Schüler gab mir ein Packet, das für mich angekommen war und ging wieder. Ich sah nach und freute mich total darüber, das Jamie doch an mich dachte und mir was geschickt hatte. Ich setzte mich also mit dem Packet auf mein Bett und öffnete es, doch der Innhalt gefiel mir gar nicht. Er hatte nicht an mich gedacht sondern mir einen Wink mit dem Zaunpfahl geschickt, das es aus war mit uns. Wie erstarrt starrte ich in die Schachtel, in der sich nur Sachen von mir befanden. Es gab nicht mal ein Brief oder ähnliches, in dem er hätte schreiben können, dass es ihm leid täte oder das er nicht mehr so viel für mich empfinden würde. Nichts. Es gab nichts, was diese brutale abfuhr rechtfertigte. Vielleicht gab es auch Anzeichen dafür und ich wollte sie einfach nicht sehen, weil ich ihn immer noch liebte wie am ersten Tag. Um so mehr entsetzte mich die Tatsache, das es so plötzlich kam. Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis zu Weinen oder wütend zu sein. Da war einfach nur eine tiefe Leere in mir. Warum auch immer wanderte mein Blick zum Fenster und ich sah den Schneeflocken zu, wie sie sanft hinab schwebten. Sie sahen so schön weich und einladen aus. Ich stellte die Schachtel zur Seite und zog mich an. Dann verließ ich mein Zimmer und ging hinaus. Es war totenstill und nur das Knirschen unter meinen Schuhen war zu hören, die mich auf dem direkten Weg zu meinem Pick- up führten. Da wo er stand war er weit genug von den warmen Lichtern des Internats entfernt, so das mich keiner sehen konnte und ich meine Ruhe hatte. Ich klappte die Tür der Ladefläche herunter und sprang hinauf. Erst ließ ich meine Beine baumeln, bis mir die Kälte unter meine Sachen kroch, dann zog ich die Knie an. Ich starrte einfach nur geradeaus und sah den Flocken zu, wie sie vor mir tanzten. Dabei fiel mir nur ein, das man friedlich einschlafen würde, wenn man erfror. Vielleicht war das ja das richtige für mich. Endlich ruhe und frieden und keine klaffende Wunde in meiner Brust, die mir höllische Schmerzen bereitete. Ich wusste nicht wie lange ich hier schon saß, aber ich fing schrecklich an zu Zittern und fühlte weder meine Hände noch meine Füße. Ein paar heiße Tränen liefen mir über die Wange und schnitten mir in die Haut, doch ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Es tat einfach so schrecklich weh verlassen zu werden. Jetzt hatte ich wirklich niemanden mehr, den es interessierte wie es mir ging oder der mich trösten würde, wenn ich traurig war. Ich schloss die Augen und versank einfach noch tiefer in mein Selbstmitleid, bis mein ganzer Körper taub wurde und ich rein gar nichts mehr fühlen konnte. Der Schnee neben mir knirschte und ich spürte Hände, die mich zwangen meine Knie los zu lassen. Dann schoben sich zwei Arme unter meinen Körper und Drückten mich gegen etwas, was ich nicht erkennen konnte. Es war auch viel zu anstrengend die Augen auf zu machen, um zu sehen, was mit mir geschah. Ich bekam nur flüchtig mit, das es Heller wurde. Die Wärme die mir entgegenkam spürte ich nicht und auch nicht, wie ich irgendwo abgelegt wurde. Das Zittern was nachgelassen hatte fing wieder an, als mir jemand die Sachen auszog. Ich dachte eigentlich erfrieren würde schneller gehen, doch dem schien nicht so zu sein. Etwas furchtbar heißes drückte sich an meinen Körper und meine Haut fing an zu brennen und zu jucken. Mein Körper drängte sich der Wärme entgegen, doch ich hielt es kaum aus, obwohl mir immer noch kalt war und meine Zähne klapperten. Selbst jede Bewegung fühlte sich an, als würde ich in tausend Eissplitter zerspringen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich endlich auf zu zittern und schlief immer wieder kurzzeitig ein. Ich war völlig erschöpft vom einfrieren und wieder auftauen. Irgendwann verfiel ich nur noch in eine art Dämmerzustand, in dem ich etwas von meiner Umgebung wahrnahm. Die Wärme war keine Heizung oder etwas näheres, das besonders heiß werden konnte, sondern jemand hielt mich fest an sich gedrückt und rieb mir immer wieder über den Rücken. Sanfte Worte drangen an mein Ohr, die ich allerdings nicht verstehen konnte. Ich dachte sofort an Jamie, der vielleicht doch gekommen war um Weihnachten bei mir zu sein, doch im selben Augenblick fiel mir ein, was passiert war. Ohne das ich es wollte wurde ich von einem schrecklichem Heulkrampf geschüttelt. Den Trost den mir wer immer auch gab nahm ich dankend an. Ich krallte mich schon fast an den einzige Rettungsanker, der mich gerade so liebevoll im Arm hielt und mich vor dem erfieren gerettet hatte. Als das schlimmste vorüber war und ich einfach nicht mehr weinen konnte spürte ich eine hand im Gesicht, die mir die tränen weg wischte. Unweigerlich öffnete ich die Augen und sah in das traurigste Gesicht, das ich jemals gesehen hatte. Verwundert sah ich Liam an. Warum war er so traurig? Wurde er etwa auch verlassen? Oder war er so traurig weil er nicht bei seiner Familie war? Sein zustand machte mir momentan mehr zu schaffen als die Tatsache, das wir beide bis auf Unterwäsche nichts mehr an hatten und in einander verschlungen waren. Wie von selbst hob ich meine Hand und legte sie ihm auf die Wange. “Warum bist du so Traurig?”, fragte ich ihn, was eher einem Flüstern gleich kam. Er schüttelte unmerklich den Kopf und entschuldigte sich bei mir. Warum er das tat wusste ich nicht, bis ich seine weichen Lippen auf meine spürte. Ich seufzte leise in den Kuss hinein und vergrub meine Finger in seinen Haaren. Er küsste mich ganz sanft und doch konnte ich seine Trauer und Sehnsucht darin spüren., die mir den Atem nahmen. Unweigerlich klammerte ich mich an ihn und wollte mehr, doch er löste sich von mir. “Nein Feye das ist nicht richtig.”, sagte er sanft. Ich war schrecklich enttäuscht und mir schossen wieder Tränen in die Augen. Warum wollte er mich denn nicht? Warum wollte mich eigentlich niemand? Und musste den Kloß in meinem Hals runterschlucken um jetzt nicht auch noch wegen seiner Zurückweisung zu weinen. Er nahm mich wieder fest in den Arm, obwohl ich versuchte mich wegzudrücken. “Es wäre falsch von mir dich jetzt so auszunutzen. Lass uns einfach nur weiter hier liegen Feye.” und schmiegte sich an mich. Irgendwo hatte er recht. Ich würde momentan alles für Liebe und Zuneigung tun, doch dass er mich einfach nur festhielt, war der Trost, den ich eigentlich brauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)