Mermaid Melody Pretty Love Power von abgemeldet (Die dritte Staffel von Mermaid Melody) ================================================================================ Kapitel 1: Die Suche beginnt ---------------------------- Etwas war anders. Die Dunkelheit, die ihn umfing, war immer noch klamm und modrig, die Wände noch immer verstaubt und voller Spinnweben. Die Ketten, die den Raum durchzogen und schwer und kalt seine Handgelenke umschlossen, waren dieselben. Und doch war etwas anders, das spürte er. Der Druck, der so schwer auf seinen Schultern gelegen hatte, ihm die Luft zum Atmen genommen hatte, der das ganze Dasein so unerträglich gemacht hatte – er war fort. Er atmete einmal tief durch und genoss das Gefühl, wie die Luft durch seine Lungen strömte. Endlich konnte er wieder klar denken. Langsam richtete er sich auf und spürte, wie die Kraft in all seine Glieder schoss. Ein Lächeln überzog sein Gesicht. Das erste Lächeln seit Jahren. „Ja... Die Aura Mikerus ist verschwunden… Die Zeit ist gekommen…“, murmelte er und ließ seine Gedanken schweifen. Ja, selbst der Dunst, der seine magischen Kräfte umwabert hatte, war verschwunden. Ich kann endlich… Leise eine Litanei murmelnd spürte er, wie sich die Magie ausbreitete. Ein lauter Knall ertönte und Rauch und Staub erfüllten das dunkle Verließ, das jahrelang seine unfreiwillige Unterkunft war. Er rieb sich die Handgelenke, die nun ohne Fesseln waren, und stieg über kleine Steinbrocken und am Boden liegende Ketten. Frei. Er war frei. Nun kann ich meiner Rache endlich freien Lauf lassen und beweisen, dass ich der wahre Herrscher dieser Welt bin!, dachte er voller bösen Vergnügens. Er spannte seine Flügel aus und spürte, wie herrlich dieses Gefühl war, die eine lederne und die andere federnbesetzte Schwinge auszubreiten. „Nehmt euch in acht und flieht lieber! Denn nun ist meine Magie am Werk!“, rief er und stieß sich vom Boden ab. Während er hinaus aus dem dunklen Kerker flog hallte sein unheimliches Lachen gespenstisch von den Wänden wider. Er hatte sich aus der Unterdrückung befreit und die Ketten Mikerus abgeschüttelt. Nun hatte die Welt einen neuen, mächtigen Gegner. Ihn: Seikyo. Zweieinhalb Jahre später: Leise erklangen die beruhigenden Töne aus der Spieluhr neben ihrem Bett, doch Seira Hanabi konnte nicht einschlafen. Die Angst vor den Albträumen, die sie seit längerem hatte, war zu groß. „Hoffentlich habe ich nicht schon wieder so einen Albtraum“, murmelte sie und drehte sich auf die Seite. Ein Seufzer entwich ihr und nur mit Mühe hielt sie ihre Augen offen. „Aber aus Angst davor nicht zu schlafen ist auch keine gute Lösung…“ Sie ergab sich ihrer Müdigkeit und schloss die Augen. „Was soll‘s… Wollen wir hoffen… dass…“ Als sie das nächste Mal die Augen öffnete, fand sie sich in einem zerstörten Meerjungfrauenkönigreich wieder. Verwirrt und verängstigt sah sie sich um. „Wieso ist hier alles so verwüstet und zerstört…? Ich versteh das nicht…“ Beunruhigt schwamm sie etwas umher. „Wo bin ich überhaupt…?“ Ein beklemmendes Gefühl hatte von ihr Besitz genommen. Als sie um eine heruntergekommene Säule schwamm, blieb ihr vor Schreck die Luft weg und Tränen schossen ihr in die Augen. Dann bahnte sich ein von Panik getränkter Schrei den Weg durch ihre Lippen. „AAHHHHHH! Wa-Was ist hier geschehen?!“ Vor ihr auf dem Meeresgrund lagen die anderen sechs Meerjungfrauenprinzessinnen. Vom Kampf gezeichnet, mit leidenden Gesichtern. Seira konnte nicht einmal sagen, ob sie noch lebten. Heiß liefen ihr die Tränen über die Wangen und sie begann zu schluchzen. „Luchia… Hanon… Rina… Caren… Noel… und auch Coco…“ Ihre Stimme versagte und sie hielt sich die Hand vor den Mund. „Was ist hier geschehen…?“, wimmerte sie. „Und wer…?“ „Du kommst zu spät“, ertönte eine kalte Stimme, die Seira erstarren ließ. „Jede Hoffnung ist vergebens. Trauere ruhig so viel du willst, doch du wirst an dieser Situation nichts mehr ändern können. Doch auch du wirst bald dieses Schicksal erleiden, egal, wie sehr du auch versuchst, es zu verhindern.“ Ein eiskalter Schauer lief Seira über den Rücken, doch sie fasste sich ein Herz und wandte sich um. „Wer bist du und was willst du?“, rief sie entschlossen. „Das wirst du noch früh genug erfahren, meine Liebe.“ Die Gestalt vor ihr lag im Halbschatten, sodass Seira sie nicht erkennen konnte. Doch die Aura, die die Gestalt umgab, hatte etwas Unheimliches, Bedrohliches. „Dich wird dasselbe Schicksal wie deinen Freundinnen widerfahren, wenn du nicht mit mir kommst. Du solltest dich schnell entscheiden und handeln…“ „Das ist nicht wahr!“, schrie Seira und erneut kamen ihr die Tränen. „Ich werde nicht mit dir mitkommen! Ich werde niemanden im Stich lassen! NIEMANDEN!“ Ein höhnisches Lachen erklang und die Gestalt streckte eine Hand aus. Als sie in das schummrige Licht des Meeres gelangte, sah Seira, dass sie einem jungen Mann gehörte. „Tz, tz, tz… Es wäre wirklich besser für dich… Komm!“ Plötzlich jedoch erfüllte eine warme, Seira nur allzu bekannte Stimme die Szenerie: „Du darfst nicht auf ihn hören, Prinzessin Seira! Du würdest dich nur in ewiges Unglück stürzen! Versuche, gegen ihn zu kämpfen!“ „Aqua Regina…?“, murmelte Seira verwundert. Verschwommen tauchte das Abbild Aqua Reginas vor ihr auf. „Ich werde dir die Kraft geben, ihn zu vertreiben“, sagte sie und ein helles Licht schwebte zwischen ihren Handflächen. „Konzentriere dich, Prinzessin!“ Seira nahm all ihren Mut zusammen und schloss die Augen. Das Licht schwebte auf sie zu und vereinte sich mit dem Licht ihrer orangenen Perle. Immer heller wurde es und erfüllte alles um sie herum. „Mist, das Licht ist zu grell!“, zischte die Gestalt erbost und wich zurück. „Fürs erste verschwinde ich von hier…“ Als Seira die Augen öffnete, war die Gestalt verschwunden. „Oh, er ist weg!“ „Seira!“ Aqua Regina sah sie durchdringend an. „Dieser Mann ist dein neuer Feind und er ist auf deine Perle aus. Er hat schreckliches damit vor! Du musst die sechs neuen Meerjungfrauenprinzessinnen vor ihm finden und sie beschützen! Nur gemeinsam könnt ihr ihn besiegen! Ich weiß, du kannst es schaffen!“, sagte Aqua Regina und sah Seira bittend an. „Ich soll das machen?“, fragte Seira ungläubig. „Ich zähle auf dich, orangefarbene Prinzessin!“, sagte Aqua Regina und mit einem Lächeln verschwand sie. „Wartet, Aqua Regina! Ich weiß doch überhaupt nicht, wo ich anfangen soll! Gebt mir einen Hinweis! Wie soll ich sie denn finden?!“ „Du wirst die Prinzessinnen erkennen, wenn du sie siehst“, erklang leise die Stimme der Königin der Meere und mit ihr verschwand das letzte Licht am Meeresgrund. Seira blinzelte und fuhr hoch. Verwirrt blickte sie sich um und fand sich in ihrem Zimmer wieder. Dann war das alles nur ein Traum…? Sie wartete einige Augenblicke, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte und sie etwas ihre Gedanken ordnen konnte. Aber wenn Aqua Regina mir erschien… muss er etwas bedeuten… Verwundert und verwirrt murmelte sie ihre neue Aufgabe vor sich hin: „Ich muss sechs neue Prinzessinnen finden…“ Doch schon keimten Zweifel in ihr. „Aber wie soll ich denn sechs neue Prinzessinnen finden? Ohne irgendeinen Anhaltspunkt? Und das, bevor ihnen etwas passiert?! Ich wünschte, jemand würde mir helfen…“ Sie ließ sich in ihre Kissen zurücksinken und wartete auf den Morgen. Eine frische Brise fegte um das Pearl Piari, als sich Seira auf den Weg zur Schule machte. „Ich bin dann mal weg!“, rief sie Rina, Hanon und Luchia zu. „Viel Spaß, und pass auf dich auf!“, gab Luchia zurück und winkte. Seira lief los und ließ sich den Wind durch die Haare wehen. Wie jeden Morgen dachte sie über ihre jetzige Situation nach. Sie war jetzt vierzehn und vier Jahre waren seit dem Sieg über Mikeru vergangen. Die sechs anderen Prinzessinnen hatten sich entschieden, an Land zu bleiben. Luchia war immer noch mit Kaito zusammen, Hanon war glücklich mit Nagisa und Rina kam ab und zu zu Besuch, da sie mit Hamasaki zusammengezogen war. Nun ärgerte sie sich. Seit geraumer Zeit verfolgten sie diese Albträume und nun sagte Aqua Regina, dass sie die sechs neuen Prinzessinnen suchen musste. „Aber wieso soll ich denn neue Prinzessinnen suchen, wenn es doch welche gibt?“, murmelte sie, als eine Stimme sie aus ihren Gedanken riss. „Hi, Seira!“ „Oh, hallo Ming!“ Ming war eine Meerjungfrau aus dem Indischen Ozean, Seiras Reich. Sie war gekommen, um Seira bei ihrer Suche zu unterstützen. „WAAAS? ALBTRÄUME?!“, rief sie erschrocken, als Seira ihr in der Schule von ihren unruhigen Nächten berichtete. „Ja, jede Nacht.“ „Wenn eine Meerjungfrauenprinzessin solche Träume hat, hat das nichts Gutes zu bedeuten“, tönte Ming. „Ja, schrei noch lauter, dass ich eine Meerjungfrauenprinzessin bin, dann weiß es bald ganz Japan!“, fauchte Seira und Ming zuckte zusammen. „Oh, entschuldige!“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Tut mir leid, ich bin immer so unvorsichtig…“ Seira strich ihr über die Haare. „Nun wein doch nicht gleich. Ist doch nicht so schlimm!“ Ming wischte sich die Tränen ab und sagte strahlend: „Wie schön, dass du mich nicht hasst!“ Als ob ich sie sofort hassen würde…, dachte Seira und schüttelte lächelnd den Kopf. „Und, was willst du jetzt wegen dem Traum machen?“ „Aqua Regina meinte, ich sollte mich auf die Suche nach den sechs neuen Prinzessinnen machen…“ „Und, was tust du?“, fragte Ming. Entschlossen fasste Seira an ihre Perlenkette: „Ich werte natürlich ihren Worten folgen und mich auf die Suche nach den Prinzessinnen machen, ist doch klar!“ Unvermittelt packte Ming sie am Arm und zeigte mit dem Finger in die Luft. „Gemeinsam werden wir das schaffen!!“, verkündete sie feierlich. Seira lächelte gerührt. „Ach, Ming, was würde ich nur ohne dich machen... Und was wäre ich jetzt nur, wenn du nicht wärest?“ „Wahrscheinlich wärst du die gleiche gute und mächtige Prinzessin, die du jetzt bist“, meinte Ming und strahlte. Zur gleichen Zeit, an einem zwielichtigen Ort in einem gigantischen Palast: „Wie du weißt, hat sich die orange Prinzessin bereits auf die Suche gemacht…“ Seikyo saß lässig auf einem großen Thron in einem riesigen Saal mit einer kunstvoll gearbeiteten Fensterseite, die von der hohen Decke bis zum Boden und von einem Ende des Saales zum anderen reichte. Gedankenverloren kraulte er ein rothaariges Mädchen mit Katzenohren am Kopf, die vor ihm am Boden kniete und den Kopf auf seinen Schoß gelegt hatte. „Meinst du, du schaffst es, sie rechtzeitig aufzuhalten?“ Das Mädchen brach ihr Schnurren ab und schlug einmal mit ihrem Katzenschwanz durch die Luft. „Keine Sorge, ich werde sie schon für euch fangen“, gurrte sie mit einem liebevollen Blick für ihren Meister und erhob sich. „Gut“, sagte Seikyo und lehnte sich zurück. „Geh und bring sie mir!“ „Ich werde mein Bestes tun“, sagte das Katzenmädchen, verbeugte sich und verschwand. Seikyo stützte sein Kinn auf seine Hand und ein boshaftes Grinsen überzog seine Gesichtszüge. Seira saß mit Ming in ihrer Meerjungfrauengestalt an den Klippen und beobachtete den strahlenden Sonnenuntergang. „Wie hast du dir denn den Anfang der Suche vorgestellt? Ich denke, es wird ziemlich schwer, die sechs Prinzessinnen zu finden….“ Seira seufzte und lehnte sich auf dem Stein, auf dem sie saß, zurück. „Ich weiß es nicht. Bestimmt hatten sie dieselben Träume wie ich also…“ „Wartest du einfach, bis sie zu dir kommen. Das ist auch eine Lösung!“, platzte Ming heraus und lehnte sich ruckartig zu Seira vor. „Ahh! Schrei nicht so!“, rief Seira und fiel vor Schreck ins Wasser. Ming tauchte ihr hinterher, erneut mit einer Entschuldigung auf den Lippen. „Oh, Seira, es tut mir so leid!!“ Doch bevor Seira etwas dagegen tun konnte, wurde Ming zurück gerissen und in eine große seifenartige Blase eingeschlossen. Neben ihr stand ein rothaariges Mädchen mit Katzenohren, einem Katzenschwanz, hohen, roten Stiefeln und einem knappen Röckchen. Ihr rotes Oberteil zierte ein goldenes Band, das auch als Schleife um ihren Schwanz gebunden war. „Wer bist du und was willst du von Ming?!“, brauste Seira auf. „Wer ich bin?“, schnurrte das Mädchen und entblößte ihre scharfen Eckzähne. Auf ihrer Handfläche flackerte eine blutrote Flamme. „Ich bin Ruby. Ich wurde geschickt, um dir ein für alle Mal den Gar aus zu machen!“ „Lass Ming sofort frei, oder du bekommst es mit mir zu tun!“, drohte Seira und ballte die Fäuste. Ruby lachte ein hohes Lachen. „Jetzt bekomme ich aber Angst!“, kicherte sie höhnisch. „Du hast es nicht anders gewollt!“ Seira spürte, wie die Kraft in ihr wuchs und sie öffnete ihren Perlenanhänger, der ihre kostbare orangene Perle schützte. „Du wirst es bereuen, dich mit mir angelegt zu haben!“ Ihre Perle begann hell zu leuchten. „ORANGE PEARL VOICE!“, rief Seira und alles wurde in ein orangenes Licht getaucht. Entschlossen griff sie zu ihrem Mikro, dem E-Pitchi, in das gerade ihre Perle eingefügt worden war. Verwundert blickte sie an sich herunter. Das letzte Mal, dass sie gegen das Böse gesungen hatte, hatte ein anderes Kleid sie geziert. „Warum sehe ich so anders aus?“, fragte sie sich und betrachtete das neue E-Pitchi. „Weil du eine neue Kraft der Prinzessinnen in dir trägst, Seira!“, erklang plötzlich Aqua Reginas Stimme, die Seira neuen Mut gab. Ming betrachtete strahlend ihre Freundin, während Ruby irritiert daneben stand. „Was geht hier vor?!“, fauchte sie. „Voice of Pichi!“, leitete Seira ihr Lied ein und die ersten Töne erklangen. Rubys Miene wurde wutverzerrt und ein heller Feuerschein umhüllte sie. „Glaub‘ ja nicht, dass du mich mit ein paar mickrigen Noten klein bekommst! NIMM DAS!“, schrie sie und schoss einen Flammenstrahl auf Seira zu, der jedoch wie durch ein orangenes Leuchten abgehalten wurde. „Was, ein Schutzschild?!“ Ruby war irritiert, was Seira ausnutzte: „Ich habe dir doch gesagt, es ist ein Fehler!“, rief sie und begann, ihr Lied zu singen. Ruby kauerte sich auf dem Boden zusammen und hielt sich die Ohren zu. „Wie kann ein einfaches Lied nur so wehtun?“, jaulte sie. Das Lied von Seira verklang und Ruby entwich ein gequältes Jaulen. „Na warte, mich hast du nicht zum letzten Mal gesehen!“, rief sie und verschwand. „Zugabe gefällig?“, fragte Seira vergnügt und eilte zu Ming. „Du hast mich gerettet, DANKE!“, rief diese und fiel ihr um dem Hals. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Hause. „Was passiert, wenn jetzt alles so wie früher wird und Feinde, wie diese Ruby heute, wieder kommen?“, fragte Ming voller Sorge, als sie am Pearl Piari ankamen. Seira wirkte entschlossen: „Keine Sorge, Ming. Ich werde nicht zulassen, dass es so wie früher wird. Gemeinsam mit den anderen Prinzessinnen schaffe ich das!“ „Bei der Suche nach den Prinzessinnen brauchst du aber Hilfe. Gut, dass ich gekommen bin, um dir zu helfen!“, meinte Ming lachend. „Ja, ich danke dir noch einmal!“, gab Seira lachend zurück und ging mit Ming ins Pearl Piari hinein. So sah sie auch nicht das Mädchen, das hinter dem Baum stand und sie und Ming beobachtet hatte. Verwundert sah es ihnen hinterher und fasste an die rote Perlenkette mit einem Muschelanhänger, die seinen Hals zierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)