Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 24: Nachsitzen kann aufschlussreich sein ------------------------------------------------ Kapitel Vierundzwanzig: Nachsitzen kann aufschlussreich sein Über die ganze Sache mit Pansy und dem öffentlichen Eingeständnis, dass sie offiziell Draco Malfoys Freundin war, hatte Luna völlig vergessen, dass sie bei Snape nachsitzen musste. Ihr Kopf war wirklich angefüllt mit anderen Dingen. Zudem konnte sie die ungläubigen und teilweise enttäuschten Blicke ihrer Gryffindor- Freunde nicht vergessen. Ginny hatte ja schon länger Lunte gerochen, doch Harry, Ron und Hermine, die zwar ebenfalls Vermutungen angestellt hatten, waren dennoch überrascht gewesen, zumal sie darauf vertraut hatten, dass Luna ihnen schon sagen würde, wenn sich in ihrem Leben etwas Entscheidendes änderte. Auch für Neville, der im Prinzip am Längsten davon wusste, war die Entwicklung der Dinge doch ein Schlag ins Gesicht, auch wenn er jetzt ein Auge auf Hannah Abott von den Hufflepuffs geworfen hatte. Der Löwe hatte es Luna gegönnt, dass sie ihre Liebe geheim halten musste, war schadenfroh gewesen darüber, dass Malfoy jetzt sie triezen konnte. Natürlich kam es Neville nicht in den Sinn, dass Luna und er auf der Beliebtheitsskala so meilenweit auseinander lagen, dass Dracos Verhalten ihr gegenüber gänzlich im Gegensatz zu seinem Benehmen Neville gegenüber stand. Auf jeden Fall war es Luna entfallen, dass sie statt ein Gespräch mit Ginny zu führen, eigentlich in Snapes Büro sitzen und Nachsitzen sollte. Die beiden Mädchen saßen in einem verlassenen Klassenzimmer, wo sie sicher sein konnten, nicht belauscht zu werden. Ginny lehnte lässig an der Tafel, was den Anschein erweckte, dass nichts sie schocken konnte, egal was sie nun zu hören bekam. Die Ravenclaw hingegen saß auf einem der Tische, ließ die Beine baumeln und starrte verlegen den Fußboden an, als gäbe es dort ein besonders interessantes Muster zu entdecken. „Also, Luna, du und Malfoy?“, eröffnete Ginny das Kreuzverhör. „Draco.“, verbesserte die Blonde schwach, immer noch den Blick der Löwin meidend. „Fein, von mir aus. Warum hast du mir nichts gesagt, Luna? Ich dachte, wir sind Freundinnen?“ Ginny kam nicht umhin, verletzt zu klingen. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass Luna und sie mittlerweile so eng befreundet waren, dass sie sich auch sehr geheime Dinge anvertrauten. Ein Seufzer kam von Luna. „Sind wir auch, aber ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Ich meine... es ist immerhin Draco.“ „Stimmt schon.“, gab Ginny zu, „Ich hatte auch vorgehabt, dir zu sagen, dass du ihn dir aus dem Kopf schlagen musst, weil ich nie geglaubt hätte, dass er deine Gefühle erwidern könnte. Aber jetzt sieht das alles ein bisschen anders aus, obwohl ich gestehen muss, dass ich mich kaum mit dem Gedanken anfreunden kann. Er ist immer noch Draco Malfoy. Und ich hab Angst, dass er dir das Herz bricht.“ „Hör mal, Ginny, deine Teilnahme in allen Ehren, aber ich weiß selbst, auf was ich mich da eingelassen habe.“, erwiderte Luna, „Das ist ganz allein meine Verantwortung.“ Die Löwin ließ einen weiteren Seufzer hören. So ganz gefiel ihr die Sache trotzdem nicht. Sie nahm sich vor, Malfoy jeden Knochen einzeln zu brechen, sollte er es wagen, Luna wehzutun. „Willst du sonst noch was wissen oder kann ich gehen?“, durchbrach Luna schließlich das Schweigen. Im Gegensatz zu früher fand Luna nicht mehr so viel Gefallen an Unterhaltungen mit Ginny. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ihre Prioritäten sich verändert hatten. Jetzt, da sie in Dracos Geheimnis eingeweiht war, kamen ihr viele Dinge, die ihr früher wichtig gewesen waren, unglaublich trivial vor. „Geh ruhig, wenn du keine Lust auf meine Gesellschaft hast.“, meinte Ginny pampig. Sie musste zugeben, dass Luna sich verändert hatte. Ob zum Besseren, dessen war die Löwin sich nicht sicher. Am nächsten Morgen erwartete Luna ein wahres Donnerwetter, als Snape sie nach dem Unterricht erneut zu sich zitierte. Etwas verwirrt war die Ravenclaw schon. Hatte Snape sie etwa auf dem Kieker? Doch nein, nichts dergleichen. „Erklären Sie mir bitte, Miss Lovegood, wieso Sie gestern nicht zu Ihrem Nachsitzen in meinem Büro erschienen sind!“, verlangte Snape mit eisiger Stimme zu wissen. Luna zuckte zusammen, als habe man sie geschlagen. Ein leises Winseln war von ihr zu hören. „Ich fürchte, Professor, ich habe es einfach vergessen.“, gestand sie kleinlaut, ängstlich den Kopf einziehend. „Vergessen?“, donnerte Snape, ganz und gar nicht erfreut. Luna nickte beschämt. Ja, sie hatte es über das Geschehen beim Mittagessen völlig verschwitzt. Natürlich würde Snape das nicht gelten lassen, also stellte sie sich auf Punktabzug und einen heftigen Anschiss ein. „Das sind dann zwei Monate Nachsitzen, Miss Lovegood. 20 Punkte Abzug für Ravenclaw. Und wenn Sie es heute Abend noch mal ‚vergessen’, werden’s 50!“, beschied Snape sie, dann schickte er sie zu Pflege Magischer Geschöpfe. Zerknirscht trat Luna den Weg an. In ihrem Kopf geisterten immer noch Snapes Worte. Unglaublich, jetzt musste sie acht Wochen lang jeden Abend, ausgenommen vielleicht das Wochenende, in Snapes Gruselkabinett verbringen und irgendwelche stupiden Arbeiten vollbringen. ‚Ich hab’s mir selbst eingebrockt... Aber unfair ist es trotzdem.’, dachte Luna, während sie lustlos über die Wiesen zu Hagrids Hütte trottete. Eigentlich mochte sie Pflege Magischer Geschöpfe sehr gern. Und gegen den Wildhüter als Lehrer hatte sie auch nichts einzuwenden. Doch der Gedanke daran, dass sie nun noch weniger Zeit mit Draco würde verbringen können als ohnehin schon, machte sie ungeheuer wütend und ungewöhnlich biestig. So fauchte sie eine ihrer Klassenkameradinnen derart böse an, dass diese beschloss, Luna in nächster Zeit nicht in die Quere zu kommen. ‚Snape ist einfach ein absolutes Arschloch.’, ging es ihr durch den Kopf, den Bowtruckle, den sie beruhigen sollte, nur noch wütender machend. Wenn Hagrid ihr nicht geholfen hätte, wäre es dem Wesen glatt gelungen Luna die Augen auszukratzen. „Na super...“, knurrte sie angepisst. „Jeder hat mal einen schlechten Tag.“, meinte Hagrid mit seiner dröhnenden Stimme tröstend. Er konnte die Tochter von Xenophilius eigentlich recht gut leiden, zumal sie üblicherweise sehr gut mit den Wesen im Unterricht klarkam und kaum Scheu vor den etwas furchterregenderen unter ihnen zeigte. Hin und wieder erwischte der Wildhüter die Ravenclaw sogar im Wald, wo die Thestrale lebten. Merkwürdig war Luna Lovegood schon, aber sie hatte ein Verständnis für magische Tierwesen, die sich kaum großer Beliebtheit erfreuten. Und das machte Luna in Hagrids Augen sehr sympathisch. Zum Mittagessen fanden sich alle vier Häuser wieder in der Großen Halle ein, um nach einer einstündigen Pause den Nachmittagsunterricht über sich ergehen zu lassen. Luna seufzte. Ihr kam die Schultasche schwerer vor als sonst. Allerdings besserte ihre Laune sich erheblich, als sie Draco erblickte, der sie anstrahlte, ihr zuwinkte und ihr danach mit einem Handzeichen zu verstehen gab, dass er mit ihr reden wolle, wenn sie gegessen habe. Luna nickte zurück, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, fühlte sich gleich wohler und ließ sich das Essen ordentlich schmecken. Kurz darauf fanden sie sich in einem Seitengang nahe der Großen Halle wieder. Draco lehnte lässig an der Wand und erkundigte sich nach ihrem werten Befinden. Luna, der das Nachsitzen bei Snape immer noch gegen den Strich ging, knurrte, dass der Tag nicht beschissener sein könnte. So erzählte sie ihm von der Strafe, die Snape ihr aufgebrummt hatte. Wie sie erwartet hatte, war Draco nicht sonderlich begeistert von der Aussicht, seine Freundin nur noch ein oder zwei Abende die Woche für sich zu haben. „Ich frag mich, warum er mir eine so schwere Strafe auferlegt, nachdem ich ja eigentlich nur zu spät gekommen bin.“, überlegte Luna laut, „Ich meine, es ist keine Seltenheit, dass ich mal nicht pünktlich zum Unterricht erscheine und üblicherweise bekomm ich nur Punkte abgezogen und das war’s dann auch wieder...“ „Vielleicht ist er einfach nur noch verbiesterter als ohnehin schon.“, versuchte Draco sie zu beruhigen. Im war nämlich ein erschreckender Gedanke gekommen. Snape verstand sich meisterhaft auf Legilimentik und war somit in der Lage gewesen, Lunas Geheimnisse für sich zu entdecken, so dass man davon ausgehen konnte, dass der Tränkemeister durchaus schon länger über ihre Beziehung Bescheid wusste. Und da Snape auch ganz genau im Bilde war über Dracos Aufgabe, lag die Vermutung nicht fern, dass er über Luna versuchte an ihn, Draco, heranzukommen und ihm endgültig ungewollte Hilfe aufzudrängen. Oder aber Snape verfolgte ein völlig anderes Ziel, nämlich dem Dunklen Lord von der geheim gehaltenen und sicher kaum gebilligten Verbindung zu erzählen. Sollte dies der Fall sein, waren Luna und Draco in arger Bedrängnis. Mit dem Lord war nicht zu spaßen. Schon malte der Slytherin sich die übelsten Szenarien aus, als Luna ihn aus seiner Gedankenwelt riss. „Es hat geklingelt. Musst du nicht zu Verwandlung?“, fragte sie, ihre Tasche geschultert und bereit zum Aufbruch. „Verdammt, du hast recht!“ Mit diesen Worten beugte Draco sich zu ihr vor, küsste sie liebevoll und wandte sich eben zum gehen, als ihm noch etwas einfiel: „Was hast du denn jetzt? Vielleicht können wir noch ein Stück zusammen gehen.“ „Arithmantik bei Professor Vektor.“, informierte Luna ihn und lächelte. Ja, gut, dass er gefragt hatte, denn so konnten sie noch ein wenig Zeit miteinander verbringen, ehe Lunas Strafarbeit anfing. „Super.“, freute Draco sich und schien ganz ausgelassen, was so untypisch für ihn war, dass selbst Luna, die ihn ja nun etwas besser kannte, erstaunt dreinblickte. Allerdings kam sie nicht umhin, amüsiert zu sein, griff nach Dracos Hand und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Unterricht. Die Blicke der anderen Schüler, die sich noch nicht wirklich an diesen Anblick gewöhnt hatten, ignorierten beide gekonnt. Der restliche Schultag plätscherte so dahin, ohne nennenswerte Katastrophen, was vor allem Luna erleichterte, die das Gefühl hatte, sich nicht noch mal irgendeinen Fehltritt erlauben zu können. Nun, sicher, man würde kaum ihren Vater darüber informieren, dass sie zu spät zum Unterricht gekommen war- da hätte Xenophilius Lovegood mindestens einmal pro Woche eine Eule aus Hogwarts bekommen, dennoch, Luna beschloss, sich erst mal bedeckt zu halten und das Nachsitzen bei Snape zu überstehen. So fand sich um Punkt Sieben Uhr eine äußerst nervöse und angespannte Luna vor Snapes Büro in den Kerkern wieder. Ganz entgegen ihrer eigentlichen Art klopfte sie recht zögerlich an die Tür, woraufhin ein übelgelauntes ‚Herein’ sie zum Eintreten aufforderte. Luna tat, wie ihr geheißen, achtete aber darauf, die Tür nicht ins Schloss fallen zu lassen, wie sie es sonst tat. Snape saß in einem Lehnstuhl am Kaminfeuer, die Arme über der Brust gekreuzt. „Setzen Sie sich, Miss Lovegood.“, schnarrte er und nickte mit dem Kopf zu einem Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Brav setzte Luna sich, dann aber erwartungsvoll zu Snape sehend. Dieser gab sich den Anschein, leidlich bei der Sache zu sein, so als ob er jeden Tag jemanden Nachsitzen ließe, was durchaus vorkommen mochte. Luna schluckte. Was sie wohl zu tun hatte? ‚Vielleicht Froschhirne einpökeln...’ Bei diesem Gedanken schüttelte sie sich angewidert. Luna war zwar relativ hart im Nehmen, aber Froschhirne waren schon eine Zumutung. „Ich muss Sie leider enttäuschen, Miss Lovegood, keine Froschhirne für Sie.“, durchbrach Snapes Stimme die Stille, die sich, abgesehen vom Knistern des Kaminfeuers, über den Raum gelegt hatte. Erleichterung durchströmte Luna. „Was ist denn dann meine Aufgabe, Sir?“, wollte sie wissen, schon etwas weniger eingeschüchtert. Langsam erhob Snape sich aus seinem Lehnstuhl und ließ sich Luna gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder. Er legte die Fingerspitzen aneinander und musterte die blonde Ravenclaw eindringlich. „Verraten Sie mir, Miss Lovegood, wie lange Sie schon mit Mr Malfoy zusammen sind.“, verlangte Snape. Luna klappte die Kinnlade runter. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst...? „Glauben Sie mir, dass ist mein Ernst. Wenn Sie mir jetzt endlich antworten würden?“ „Moment mal, woher wissen Sie, was ich gedacht habe?“, fragte Luna, die Stirn gerunzelt. „Legilimentik. Sie haben bestimmt schon mal davon gehört, oder?“ Beklommen nickte Luna. Das hieß ja, dass... „In der Tat. Ich weiß so Einiges über Sie und alle anderen Schüler, die ich in Hogwarts jemals unterrichtet habe. Aber man geht nicht mit der Tatsache hausieren, dass man die dunkelsten Geheimnisse anderer aufdecken kann.“, ließ Snape sich vernehmen, „Wären Sie also so freundlich, mir meine Frage zu beantworten?“ Wieder kam ein Nicken von der Ravenclaw. Sie räusperte sich, dann sagte sie: „Es war im November, Sir. Da hat es angefangen.“ „Was genau? Ihre Beziehung oder Ihre Verliebtheit?“ „Ersteres.“, antwortete Luna knapp, fast schon trotzig klingend. „Ahahah, Miss Lovegood, wir wollen uns doch miteinander verstehen, oder ziehen Sie es vor den Rest des Schuljahres bei mir nachzusitzen?“ Snapes Stimme klang ölig und ein gemeines Funkeln war in seinen Augen auszumachen. Dazu sagte Luna nichts. Am Liebsten hätte sie Snape ein paar Unflätigkeiten an den Kopf geworfen, wusste aber, dass dies mehr als nur unklug gewesen wäre. So beließ sie es bei einem kaum merklichen Kopfrucken, das man als ein Nicken deuten konnte, so denn man wollte. Offensichtlich war Snape damit zufrieden, denn er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ehe er erneut zu sprechen anhob. „Und hat... Mr Malfoy Ihnen von seinem Auftrag berichtet?“ „Ja, hat er. Ich weiß es zwar erst seit Januar, aber er hat mir davon erzählt.“ „Und das hat Sie nicht erschreckt? Waren Sie nicht wütend auf ihn, weil er Ihnen nicht früher etwas gesagt hatte?“ Luna zögerte mit ihrer Antwort. Was wollte Snape von ihr hören? „Ich...“, begann sie, brach aber ab. Jetzt meinte sie eine Spur von Neugier im Blick des Lehrers zu erkennen. „Ja?“ Mit einem genervten Laut sprang Luna auf, die Hände stemmte sie auf die Schreibtischplatte und funkelte Snape zornig an. „Natürlich war ich beleidigt! Was glauben Sie denn? Ich liebe ihn schließlich und hab gedacht, er vertraut mir so weit, dass er mir alles erzählt. Aber er hatte seine Gründe und ich muss zugeben, dass die äußerst logisch sind. Aber jetzt weiß ich es nun mal und damit basta!“ Snape grinste. Irritiert starrte Luna ihn an. Warum grinste er? Warum, bei Merlin, sah Snape so aus, als wolle er im nächsten Moment in Gelächter ausbrechen? Sie verstand gar nichts mehr. „Gut, sehr gut. Dann, Miss Lovegood, sind Sie sicher bereit für ihn zu sterben oder zu töten, nicht wahr?“ Immer noch völlig von der Rolle sah Luna ihren Lehrer misstrauisch an. Was wollte er mit dieser Frage bezwecken? „Antworten Sie mir, Miss Lovegood.“ Doch Luna blieb stumm. Warum wollte Snape das von ihr wissen? „Es ist ganz einfach. Ja oder Nein, Miss Lovegood?“ Kaum einen Wimpernschlag später war Lunas Schicksal besiegelt. „Ja.“, sagte sie sehr leise. Snape zog seinen Zauberstab. „Danke für diese Auskunft.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)