Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 22: Ärger für Luna -------------------------- Kapitel Zweiundzwanzig: Ärger für Luna Das sollte sich als großer Fehler entpuppen, denn sie hatten beide vergessen, dass am folgenden Tag Unterricht war. So war der Schock bei Luna groß, als sie am späten Vormittag verwirrt blinzelnd die Augen öffnete und Draco neben sich fand, der noch selig schlummerte und ein verklärtes Lächeln zur Schau trug. Sie hatte ein furchtbar schlechtes Gefühl, das sich nur bestätigte, als ihr Blick auf Dracos Wecker fiel. Es war Viertel vor Elf. „Scheiße!“, fluchte Luna ganz undamenhaft, schlug die Bettdecke zurück, suchte ihre Klamotten zusammen und zog sich in Windeseile an. Dass Draco ein eigenes Badezimmer hatte, wusste sie nicht. „Ich bin so was von tot. Snape bringt mich um!“, murmelte sie, während sie sich mühte, ihr ungebärdiges Haar halbwegs schultauglich aussehen zu lassen. Zu ihrem maßlosen Entsetzen hatte sie nämlich festgestellt, dass sie im Begriff war, eine Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste zu verpassen. Und das war gar nicht gut. Zum einen würde Snape wissen wollen, wo sie gesteckt hatte, zum anderen war Luna sich ganz sicher, dass er ihr jede Menge Punkte abziehen und nachsitzen lassen würde. Mit Snape war nicht zu spaßen. „Wer bringt wen um?“, kam es in diesem Moment äußerst verschlafen von Draco. Sein Haar war verstrubbelt und er musste sich erst mal den Schlaf aus den Augen reiben, um wieder klar sehen zu können. „Snape mich, wenn ich nicht schnellstens in seinem Unterricht erscheine!“ Lunas Stimme hatte einen panischen Unterton angenommen. Sie kämpfte mit den Knöpfen ihrer Bluse, die einfach nicht so wollten, wie sie. „Hör mal, Lu, der Vormittagsunterricht ist ohnehin gegen halb Eins zuende, da kannst du den Rest auch noch verpassen.“, versuchte Draco sie zu beruhigen, allerdings erfolglos. Heftig schüttelte Luna den Kopf, so dass ihr Haar wie eine silberblonde Wolke um ihren Kopf flog. „Du verstehst das nicht, ich hab in ein paar Monaten meine ZAG- Prüfungen, Fehlstunden kann ich mir echt nicht leisten!“ Das hatte Draco in der Tat vergessen. Ohnehin kümmerte ihn die Schule wenig, seit er den verflixten Auftrag von Dumbledore bekommen und Luna gefunden hatte. „Snape köpft mich!“, rief Luna verzweifelt, ließ ihre Bluse, wie sie war und versuchte ihre Krawatte zu binden. Dies gelang ihr nur halb und ohne sich weiter darum zu kümmern, zog sie den Schulpullover über, schnappte sich ihren Umhang und schlüpfte in ihre Schuhe. Dass ihre Kniestrümpfe auf halbacht hingen, bemerkte sie gar nicht, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, sich Schreckensszenarien auszumalen. Schließlich hatte sie soweit alle Kleidungsstück beisammen und angezogen, beugte sich zu Draco vor, gab ihm einen raschen Kuss und verschwand mit einem ‚Bis zur Mittagsstunde’. Nur ihren wehenden Umhang konnte er gerade noch mit seinen Augen verfolgen, da fiel die Tür schon hinter ihr ins Schloss. Falls Luna geglaubt hatte, sie würde Ärger bekommen, hatte sie zwar richtig gelegen, aber das Ausmaß von Snapes Zorn war bei weitem größer, als sie erwartet hatte. Nach dem es geklingelt hatte und Luna sich auf den Weg zu Zauberkunst machen wollte, pfiff Snape sie noch einmal zurück. „Miss Lovegood, würden Sie mir bitte erklären, wie Sie so lange haben verschlafen können, Ihre Hausaufgaben in ihrem Schlafsaal vergessen haben und obendrein mit einer so lächerlichen Ausrede in meinen Unterricht geplatzt sind?“, sagte Snape eisig. Seine schwarzen Augen funkelten sie zornig an. Unwillkürlich zog Luna den Kopf ein. Betreten sah sie zu Boden. Sie konnte Snape ja schlecht die Wahrheit sagen. Garantiert würde sie nur eine strengere Strafe bekommen, wenn sie gestand, die Nacht mit Draco verbracht zu haben. „Ich warte, Miss Lovegood.“ Luna seufzte, dann begann sie mit leiser Stimme: „Es tut mir aufrichtig Leid, Sir. Ich war bloß so übernächtigt, dass ich den Gong zum Wecken nicht gehört habe. Sie wissen ja, dass in ein paar Monaten die ZAG- Prüfungen sind und ich hatte so viele Hausaufgaben, dass ich darüber wohl eingeschlafen sein muss.“ Sie fühlte sich extrem unwohl. Noch nie hatte sie gelogen, auch keine Ausreden benutzt. Jetzt hatte sie es getan und es war ein schreckliches Gefühl. Luna schämte sich zutiefst. ‚Ich hätte einfach auf Draco hören und erst zum Mittagessen wieder auftauchen sollen.’, dachte sie unbehaglich, während sie sich unter Snapes gnadenlosem Blick wand. „Nachsitzen, Miss Lovegood.“, ertönte ölig die Stimme des Hauslehrers der Schlangen, „Und das einen ganzen Monat lang. Außerdem 35 Punkte Abzug von Ravenclaw. Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie Ihre Kleider richten und zum nächsten Unterricht kommen!“ Überaus erleichtert, dass sie mit Nachsitzen davon gekommen war, wenn auch einen ganzen Monat lang, trat Luna den strategischen Rückzug an. Sie beherzigte Snapes Aufforderung, machte einen Abstecher zu den Mädchentoiletten und ging endlich zu Zauberkunst. Professor Flitwick erklärte sie, dass sie noch etwas mit Snape zu besprechen gehabt habe, ließ sich dann auf ihren Platz hinter Ginny nieder und versuchte krampfhaft, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Nachdem es zum Mittagessen geläutet hatte, erhob Luna sich hastig und machte Anstalten, den Klassenraum so schnell wie nur möglich zu verlassen. Doch Ginny machte ihr einen Strich durch die Rechnung, indem sie die Freundin am Ärmel festhielt. „Lass uns doch zusammen zum Essen gehen.“, schlug Ginny vor, wartete aber eine Antwort Lunas gar nicht erst ab, sondern zog sie neben sich her aus dem Raum. „Und, wie hast du den Valentinstag verbracht?“, erkundigte Ginny sich fast beiläufig, zielte mit ihrer Frage aber natürlich auf etwas Bestimmtes ab. Luna war in Gedanken längst bei Draco, so dass sie nicht so sehr auf der Hut war, wie üblich. „Na ja, ganz normal eigentlich. Ich hab eine Karte bekommen, aber peinlicherweise ganz vergessen Draco auch eine zu schicken. Hoffentlich ist er mir deswegen nicht böse.“ Es dauerte einen ganzen Moment, bis Luna bewusst wurde, WAS sie da gesagt hatte. Sofort wurde sie feuerrot und versuchte, vom Thema abzulenken. Doch zu spät, Ginny hatte ihre Worte genau gehört und Blut geleckt. Jetzt hagelte es indiskrete Fragen auf Luna. „Weißt du, Ginny, das sind Dinge, die ich ungern vor aller Ohren klären würde. Was hältst du davon, wenn wir uns nach dem Abendessen treffen?“, unterbrach Luna den Redefluss der Löwin. Ginny nickte, wenn auch gezwungenermaßen. Ein Stück weit konnte sie die Diskretion der Freundin nachvollziehen, fand aber dennoch, dass das unnötige Geheimniskrämerei war. Die Schüler, die nicht mit ihrem Essen beschäftigt waren, staunten nicht schlecht, als sie Draco Malfoy, den Eisprinzen von Slytherin Hand in Hand mit Luna ‚Loony’ Lovegood, der Spinnerin aus Ravenclaw in die Halle kommen sahen. Eifrig wurde getuschelt, man stieß den Nachbarn an und ein paar ganz unverschämte zeigten sogar mit den Fingern auf das seltsame Paar. Vor allem die Mädchen konnten sich ein so einige boshafte Bemerkungen nicht verkneifen. Am Slytherintisch war nur eine einzige Person nicht sonderlich überrascht und das war Blaise Zabini. Er saß, sehr zu seinem Leidwesen, eingekeilt zwischen Pansy Parkinson und Catherine Riddle. Erstere schnappte heftig nach Luft, als sie Draco und Luna erblickte. „Bei Merlin, was tut er da?“, entfuhr es ihr völlig geschockt. Ihre Augen wurden kugelrund, so dass man den Eindruck bekam, im nächsten Moment würden sie ihr aus dem Kopfe kullern. Desinteressiert sahen sowohl Blaise, als auch Catherine auf, verstanden zuerst nicht, was Pansy meinten und waren ausnahmsweise einmal einer Meinung. „Lass Malfoy doch. Ist doch seine Sache, wen er vögelt...“, bemerkte Catherine gelangweilt und verschanzte sich wieder hinter ihrem Buch. „Riddle, das waren die vernünftigsten Worte, die ich in unserer ganzen Schulzeit von dir gehört habe.“, antwortete Blaise, überrascht, dass die Jägerin der Schlangen zu einer so objektiven Einstellung fähig war. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sie und Malfoy sich hassten bis aufs Mark. ‚Vielleicht sieht das auch nur so, weil sie jetzt Montague vögelt.’, überlegte Blaise, schüttelte aber rasch den Kopf, um die Bilder, die vor seinem inneren Auge aufgetaucht waren, abzuschütteln. „Ich fass es nicht!“, empörte Pansy sich, „Diese Loony hat doch einen Vollknall! Wie kann Dray nur so mit ihr herumstolzieren?“ „Halt’s Maul.“, erwiderte Blaise grob und versuchte, die Klassenkameradin nicht weiter zu beachten. Zu seinem Leidwesen jedoch legte Pansy jetzt erst richtig los. Sie kreischte derart laut, dass es in der ganzen Halle zu vernehmen war. Als ihr Gezeter an Dracos Ohren drang, verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Luna hingegen fühlte sich deutlich unwohl. Natürlich war von Anfang an klar gewesen, dass niemand ihre Liebe so einfach akzeptieren würde, aber mit einer solchen Reaktion hatte selbst Luna nicht gerechnet. Sie seufzte, ließ Dracos Hand los und murmelte leise ‚Wir sehen uns dann nach Verwandlung’. Schon machte sie Anstalten, zum Tisch der Ravenclaws zu verschwinden, doch so leicht war ein Malfoy nicht einzuschüchtern, geschweige denn zu verunsichern. „Mach dir nichts aus Pansys Gerede. Sie glaubt tatsächlich, sie und ich wären füreinander bestimmt. Du weißt doch, dass sie mir mehr auf die Nerven geht als alles andere. Abgesehen von Riddle vielleicht.“ Seine Worte waren jedoch nur dazu angebracht, Luna noch unsicherer zu machen. Mal wieder wurde ihr äußerst deutlich bewusst, wie wenig sie den Erwartungen und Anforderungen reinblütiger Oberschicht genügte. Sie selbst war zwar ebenfalls reinblütig, doch verkehrte sie eher mit den Weasleys und Familien deren Kalibers. Mit der Highsociety hatte Luna bislang wenig bis gar nichts am Hut gehabt. „Okay, wenn dir das nicht hilft, dann sollte dies es tun.“, ließ Draco sich vernehmen. Schon hatte er sie mit seinen Armen eng umschlungen. Ehe Luna recht wusste, was geschah, spürte sie den bekannten Druck von Dracos Lippen auf den ihren. Für einen unendlichen Moment vergaß Luna völlig, dass sie sich mitten in der Großen Halle befanden und ausnahmslos alle sie anstarrten. Doch wenigstens verstummten die Tuscheleien, sogar Pansy wurde zum Schweigen gebracht, als ihr klar wurde, dass Luna etwas Besonderes sein musste für Draco, wenn er sie vor aller Augen so ungeniert küsste. Innerlich aber kochte die Slytherin vor Zorn. Am Liebsten hätte sie auf jemanden oder etwas eingeschlagen. Mit einem galligen Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß, stopfte sie das Mittagessen in sich hinein, fasste aber dabei den Entschluss, Luna Lovegood von nun an das Leben zur Hölle zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)