Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 19: Das letzte Geheimnis -------------------------------- Kapitel Neunzehn: Das letzte Geheimnis Luna hatte den Mund geöffnet, schloss ihn aber wieder. Das hier war nicht der rechte Ort, um solche Themen zu besprechen. Statt also ihre Entscheidung kundzutun, sagte sie etwas anderes: „Die Nichtöffentlichkeit ist nicht privat genug für diese Art von Gespräch. Ich schlage vor, wir gehen erstmal zum Abendessen- ihr Magen grummelte vernehmlich- und treffen uns später in unserem Erker im zweiten stock. Einverstanden?“ Ein ganzes Gebirge fiel Draco vom Herzen, als er ihre Worte vernahm. Na gut, aufgeschoben war nicht aufgehoben, aber er war trotzdem furchtbar erleichtert. „Dann sollten wir mal in die Große Halle gehen, meinst du nicht?“, fragte er, griff nach ihrer Hand und schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. Sie erwiderte sein Lächeln zögerlich, als traue sie dem Frieden nicht recht. Eigentlich hatte Luna gedacht, er würde wütend werden, ausflippen, sie anbrüllen. Aber nichts von alledem war geschehen. Stattdessen war er völlig ruhig geblieben und hatte seinen Standpunkt vertreten. Neugierig war Luna nur, was diesen Auftrag anging, den er hatte. Ein Stück weit verstand sie durchaus, warum er es vor ihr geheim gehalten hatte und vielleicht musste sie sogar dankbar sein dafür, denn sie wusste ja nicht, um was es sich handelte. Nur das es schrecklich sein musste, das konnte sie sich an einer Hand abzählen. Schließlich sprachen sie hier immer noch von Lord Voldemort. Als sie der Großen Halle näher kamen, ließ Luna Dracos Hand los. Er hatte schon genug Probleme, da konnte sie nicht verlangen, ganz plötzlich ein weiteres Geheimnis zu offenbaren, zumal das goldene Trio und Ginny bestimmt schon Bescheid wussten. Dieses eine Mal war Luna richtiggehend froh, eine Ravenclaw zu sein und keine Freunde in ihrem eigenen Haus zu haben, die sie während des Essens mit Fragen hätten bombardieren können. „Bis später.“, verabschiedete sie sich von Draco, grinste kaum merklich und hüpfte, als wenn nichts gewesen wäre, durch die Eingangstüren in die Halle hinein, um schlussendlich am Tisch der Adler Platz zu nehmen. Verdattert sah der Slytherin ihr kurz nach, zuckte dann die Achseln und tat es ihr nach, mit dem Unterschied, dass er sich an den Slytherintisch setzte, genau neben Blaise, der Luna nicht einen Moment aus den Augen gelassen hatte, seit sie die Halle betreten hatte. „Hey, Zabini, willst du mich nicht mal begrüßen?“, riss Draco ihn grinsend aus seiner Beobachtung. Blaise zuckte zusammen, erschrocken, weil er gar nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden. „Oh, Dray, auch wieder unter den Lebenden?“, gab Blaise im selben Ton zurück, machte sich aber sofort über seinen Nudelauflauf her. „Könnte man so sagen.“, sagte Draco laut genug, dass alle es hörten. Dann beugte er sich zum Ohr seines Freundes vor und murmelte: „Vergiss den Schwur nicht. Es könnte sein, dass du bald bereit sein musst, ihn einzuhalten.“ Bevor irgendeiner der Schlangen sich über die Gesprächspause wundern konnte, begann Blaise von seinen Ferien zu erzählen, was er so gut tat, dass der halbe Tisch an seinen Lippen hing. Nur diese Riddle aus ihrem Jahrgang nicht. Sogar beim Essen hatte sie ein Buch vor der Nase. Draco schüttelte kaum merklich den Kopf, wandte den Blick ab von seiner Hausgenossin und begann auch endlich zu essen. Er hatte ziemlich Kohldampf. ‚Und ich darf nicht vergessen, einen Brief heim zu schicken, dass ich gut angekommen bin.’, rief er sich in Erinnerung, während er einen Schluck Kürbissaft trank. Das Abendessen zog sich eine ganze Weile, doch weder Luna noch Draco wollten erneut Aufsehen erregen, in dem sie früher gingen. Sie waren schließlich schon zu spät gekommen. Da konnten sie auch bis zum Schluss durchhalten, zumal sie beide ziemlichen Hunger gehabt hatten. Als schon allgemeine Aufbruchsstimmung herrschte, pfiff Dumbledore alle zurück auf ihre Plätze. Er begrüßte zunächst die Schüler, die Weihnachten nicht in Hogwarts verbracht hatten, rief ein paar Regeln in Erinnerung und wünschte ihnen zum Abschluss nachträglich ein frohes, neues Jahr. Dann waren sie entlassen. Hastig sprang Luna auf. Ungeduld überkam sie und sie glaubte nicht, abwarten zu können, bis sie Draco im Erker treffen würde. In ihrer Eile übersah sie Mrs Norris, die hässliche, boshafte Katze von Filch, stolperte, schlug der Länge nach hin und fluchte laut, weil diese grässliche Kreatur sie nur aufhielt. Der Hausmeister allerdings war ganz und gar nicht begeistert davon, dass jemand seinem niedlichen Kätzchen ein Haar gekrümmt hatte. Er packte Luna am Kragen und wünschte, Umbridge wäre noch Leiterin der Schule. Sie hätte ihm sicherlich erlaubt, dieser Göre eine Strafarbeit aufzuhalsen. Aber leider war Dumbledore der Direktor, der wegen einer solchen Bagatelle wohl nur geschmunzelt hätte. Oder Luna gebeten, sich bei Filch zu entschuldigen. Dies tat die Ravenclaw auch eifrig, da sie unbedingt von dem Hausmeister loskommen wollte. Es gab schließlich weitaus Wichtigeres, als irgendwelche bescheuerten Katzen, die ohnehin niemand außer dem Besitzer leiden konnte. Nach geschlagenen zehn Minuten ließ Filch Luna doch laufen, mit der Warnung, wenn er sie noch einmal dabei erwische, wie sie Mrs Norris quäle, würde er ihr höchstpersönlich die Ohren lang ziehen. Luna nickte nur genervt und gab Fersengeld. Draco wartete schon im Erker. Von dem Zwischenfall mit dem Hausmeister und seiner Katze hatte er nichts mitbekommen. Er lehnte mit dem Rücken am Fenster und starrte den Vorhang an, darauf harrend, dass Luna endlich käme. Eigentlich war sie ganz gut zu Fuß, so dass es Draco wunderte, weshalb sie sich so viel Zeit ließ, zumal es um etwas Geheimes und sehr Vertrauliches ging. Ehrlich gesagt hatte Draco richtiggehend Angst vor ihrer Reaktion. Natürlich würde sie es nicht gutheißen; nicht mal er selbst tat das. Aber was, wenn sie ihn deswegen verlassen wollte? „Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht!“, murmelte er wie ein Mantra vor sich hin. „Was ‚Bitte nicht’?“, ließ sich da Lunas Stimme vernehmen. Sie war außer Atem, da sie den Rest des Weges zum Erker gerannt war. Schnaufend zog sie den Vorhang beiseite und sank auf die abgenutzten Sitzkissen, die auf der Fensterbank lagen. Aufgeschreckt wie ein Reh im Scheinwerferlicht sah er sie an. „Ach, du bist es! Ich hab mich echt erschrocken.“, wich er geschickt aus, fragte aber dann: „Was ist denn dir passiert? Du bist ja völlig außer Atem!“ Nachdem Lunas Puls sich wieder einigermaßen reguliert hatte, erzählte sie Draco von dem Zusammenstoß mit Argus Filch. Sie seufzte. „Ehrlich mal, was kann ich dafür, dass diese blöde Katze im Weg rumsteht?“ Draco fand es extrem niedlich, wie sie sich ereiferte. Gleichzeitig aber verwünschte er den Hausmeister wegen seiner überzogenen Reaktion. Den Anpfiff hatte Luna nicht verdient gehabt. ‚Der soll mal nicht so große Töne spucken.’ „So, und jetzt machen wir Nägel mit Köpfen.“, durchbrach Luna das kurze Schweigen, das nach ihrer Erzählung geherrscht hatte. Draco seufzte. Er hatte gehofft, doch noch der Aufdeckung seines bestgehüteten Geheimnisses entgehen zu können. Offensichtlich hatte er wieder einmal Luna Lovegoods Hartnäckigkeit unterschätzt, sowie ihre unbezähmbare Neugier. Ja, selbst jetzt, da sie wusste, dass es sich nur um etwas Schreckliches handeln konnte, leuchtete unverhohlenes Interesse aus ihren Augen. „Also schön. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ein Auftrag vom Lord nichts Gutes sein kann.“ Luna nickte, fügte aber mit Worten hinzu, dass sie sich dessen durchaus bewusst sei und er aufhören solle, sie so endlos auf die Folter zu spannen, sonst sähe sie sich gezwungen, ihn anderweitig zum Reden zu bringen. Und schenkte ihm ein rotzfreches Grinsen. Genau das war es jedoch, was den Anstoß dazu gab, dass Draco den Mund auftat, sich traute, endlich darüber zu reden und zu hoffen, danach nicht wieder das Mädchenklo der Maulenden Myrte frequentieren zu müssen. Er holte tief Luft. „Ich soll Dumbledore töten.“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Luna den Sinn der vier Worte kapiert hatte. Dann entfuhr ihr ein völlig entsetztes ‚Was?’, gefolgt von einem ‚Das ist nicht dein Ernst!’. Doch Draco nickte nur bestätigend. Leider war es so, wie er es gesagt hatte. „Verstehst du jetzt, warum ich nichts sagen wollte? Wie hätte ich denn dagestanden, nachdem wir uns erst gefunden hatten. Aber, Luna, ganz ehrlich, ich hab tierische Angst. Mein Magen krampft sich zusammen, wenn ich nur daran denke und mir wird schlecht, sobald ich näher darüber zu grübeln versuche. Ich kann das nicht. Ich kann keinen Menschen töten. Verdammt, ich WILL keinen Menschen töten!“ Diese Worte gaben den Ausschlag für Lunas Reaktion. Sie umarmte ihn heftig. So verzweifelt hatte sie Draco noch nie zuvor gesehen. „Hab keine Angst, ich bin an deiner Seite. Jetzt tragen wir diese Bürde gemeinsam. Du musst es nicht tun. Wende dich für Hilfe an Dumbledore. Voldemort wird es nie erfahren.“ Draco schwieg einen Moment. „Da gibt es noch ein Problem. Snape versucht ständig, mir zu helfen, will mir Tipps geben und so was. Wenn ich plötzlich aufhöre das Verschwindekabinett zu reparieren, das ich im Raum der Wünsche gefunden habe, wird er stutzig werden.“ „Hör mal, ich bin an deiner Seite. Wir stehen das gemeinsam durch. Wenn du Trost willst oder einfach nur Gesellschaft, dann ruf mich.“ Mit diesen Worten zog Luna die verzauberte Galleone hervor, die noch von der DA stammte. Sie drückte Draco das Geldstück in die Hand. „Da, wenn du mich erreichen willst, halt sie in der Hand und denk an mich. Ich habe sie so verzaubert, dass nur du sie benutzen kannst.“ „Luna, du bist eine Wucht!“ Mit diesen Worten zog er sie noch näher an sich und küsste sie überschwänglich. Ihm war als sei eine schwere Last von ihm abgefallen. Er hatte wieder den Mut, aufzustehen und weiterzumachen. In diesem Moment spürte er Lunas Liebe nur allzu deutlich. Sie war für ihn da und entgegen seiner Befürchtung glaubte sie daran, dass alles gut enden würde. Draco wusste, dass er niemals in der Lage sein würde, Dumbledore zu töten. Nicht einmal, wenn er die Gelegenheit dazu hätte. ‚Endlich ist es so weit. Ich habe meinen Platz gefunden.’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)