Was Mut bewegt von Katherine_Pierce (Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen) ================================================================================ Kapitel 9: Das Mädchen, das mir am Herzen liegt ----------------------------------------------- Kapitel Neun: Das Mädchen, das mir am Herzen liegt Stunden später, so kam es Luna zumindest vor, hatte sie sich wieder beruhigt. Die Tränen hörten auf zu fließen und Wut und Schmerz waren betäubt. Draco war die ganze Zeit über bei ihr geblieben, hatte sie im Arm gehalten und ihr den Halt gegeben, den sie so bitter nötig gehabt hatte. Jetzt herrschte eine verlegene Stille zwischen ihnen. Luna traute sich nicht das Wort an ihn zu richten, aus Angst, er könne dann abhauen und sie hier allein lassen. „Warum hast du geweint?“, fragte er schließlich. Das Schweigen hatte er nicht länger ausgehalten. Außerdem wollte er doch zu gern wissen, was vorgefallen war, dass sie so verzweifelt gewesen war. Luna errötete kaum merklich. Sollte sie ihm das wirklich sagen? Andererseits war sie immer ehrlich gewesen, da konnte sie jetzt nicht damit anfangen, die Unwahrheit zu sagen. „Bitte, ich will dir nur helfen.“, drang da Dracos leise, sanfte Stimme an ihr Ohr. Sie nickte. „Aber ich möchte dich um eines bitten, bevor ich es dir erzähle.“ „Was immer du willst.“, stimmte er bereitwillig zu. „Du darfst mich nicht auslachen.“ „Versprochen.“ So ermutigt begann Luna mit ihrem Bericht über den Streit mit Neville. Jedoch setzte sie an einem viel früheren Zeitpunkt an, nämlich dem Gespräch mit Ginny in der Bibliothek an dem Tag, als Draco den Bücherstapel vom Tisch gefegt und ihr zugegrinst hatte. Dass alles noch mal aus Lunas Perspektive erzählt zu bekommen, fand Draco unheimlich spannend. Auch, dass sie ganz direkt sagte, dass sie ihn als ihren Retter vor Neville betrachtete, erfreute ihn extrem. Schließlich langte sie bei dem Kuss an, den sie mit ihm, dem Eisprinzen von Slytherin geteilt hatte. Röte überzog ihre Wangen, als sie die Gefühle beschrieb, die er in ihr ausgelöst hatte. Draco musste sich arg zurückhalten, sie nicht auf der Stelle zu küssen. Aber noch war sie mit ihrer Geschichte noch nicht am Ende, so dass er gar nicht wusste, wer Schuld an Lunas Tränen gewesen war. „Ginny bohrt schon die ganze Zeit deinetwegen bei mir nach. Heute hat sie mich nach dem Abendessen beiseite genommen und mir gesagt, dass Neville Hannah Abott erzählt hat, dass wir ein Paar wären. Diese Hufflepuff ist eine der größten Klatschtanten, die es in Hogwarts gibt. Kein Wunder, also dass ich total sauer geworden bin und sofort Neville zur Rede stellen wollte. Dementsprechend bin ich dann auch zu den Gewächshäusern, wo er abends häufig die Pflanzen gießt. Ich gebe zu, ich war so wütend, dass ich ihn gar nicht groß zu Wort habe kommen lassen und ihm direkt eine reingehauen hab.“ Das hatte Draco dem zierlichen Mädchen gar nicht zugetraut. Offenbar gab es Seiten an ihr, die nur sehr selten zum Tragen kamen, wie zum Beispiel dieser unglaubliche Zorn. „Also hat Longbottom dich zum Weinen gebracht, ja?“, hakte Draco nach. Luna nickte. „Ja. Er hat mir Dinge gesagt, die einfach unglaublich waren und mir nicht nur wehgetan haben, sondern leider auch noch der Wahrheit entsprechen.“ Sie schluckte. Schon wieder wollten Tränen in ihre Augen steigen, doch sie fand, dass sie für heute definitiv genug geweint hatte. Jetzt war Draco noch neugieriger als ohnehin schon. Was konnte Longbottom zu ihr gesagt haben, dass sie in Tränen ausgebrochen war? Luna Lovegood war doch eigentlich nicht der Typ Mensch, der nah am Wasser gebaut hatte. „Was für Dinge?“, forschte Draco auch gleich nach. Er platzte fast vor Neugier. Wieder schluckte Luna. Dann holte sie tief Luft und sah ihn unverwandt an: „Er hat mir auf den Kopf zugesagt, dass ich dich liebe.“ Dieser eine Satz ließ Draco fast aus den Latschen kippen. Das war doch nicht ihr Ernst! Unmöglich! Er hielt sein Versprechen und lachte nicht, aber dann rutschte ihm schon ein ‚Stimmt das?’ raus. Empört sah Luna ihn an. „Ich lüge niemals, Draco Malfoy.“, erwiderte sie hoheitsvoll. Er kam sich gleich dumm vor. Entschuldigend hob er eine Hand. „Ich zweifle ja nicht daran, dass es sich wirklich so zugetragen hat. Was ich mich frage ist, ob es stimmt?“ „Was stimmt?“, stellte Luna prompt die Gegenfrage. „Dass du mich liebst!“, platzte Draco heraus. Luna sagte gar nichts. Sie lief leuchtend rot an. Dann nickte sie ganz langsam. „Ja.“, überwand sie sich zu sagen, ihre Stimme tränenerstickt. Von nun an gab es für sie kein Zurück, jetzt da sie es ausgesprochen hatte in seiner Gegenwart. Ängstlich sah sie ihn an. Sein Herz wollte zerspringen vor Freude über dieses Eingeständnis. Wie dumm war er doch gewesen, zu glauben, er könnte nach diesem Kuss ohne sie weiterleben. Er schüttelte den Kopf über seine eigene Idiotie. Luna hingegen fasste dies als Ablehnung auf. Schon machte sie Anstalten, aufzustehen und zu gehen. Immerhin hatte er sein Versprechen gehalten und nicht gelacht. Das hätte sie nicht ertragen. „Wo willst du hin?“, fragte er sie verwirrt, als er bemerkte, dass sie fort wollte. Sie drehte sich halb zu ihm um. „Weg von hier, denn du willst mich ja ohnehin nicht.“, antwortete sie sehr leise, damit er nicht merkte, dass ihre Stimme zitterte. „Oh nein, den Gefallen werde ich dir nicht tun, Luna. Du bleibst gefälligst hier!“ Sie schnaubte. „Was glaubst du, wer du bist, dass du mir zu befehlen versuchst, was ich zu tun und zu lassen habe?“ Alarmiert sprang Draco auf. Das lief ganz und gar nicht so, wie er es wollte. Offensichtlich glaubte sie tatsächlich, dass er nichts an ihr fand. Dummes Mädchen! Er kannte keine andere, die er mehr gewollt hätte als sie. „Luna, so war das nicht gemeint. Ich wollte...“, er hielt inne. „Ja?“, forschte sie mit hochgezogener Augenbraue in kühlem Tonfall nach. Doch für Worte war es zu spät. Nein, jetzt, wo er wusste, dass er nicht zurück konnte, nie mehr, da hatte es auch keinen Sinn, noch so zu tun als ob sie ihm gleichgültig wäre. Er zog Luna an sich, drückte sie fest, hielt sie eng umschlungen in seinen Armen. Dann, als sie Anstalten machte, zu sprechen, versiegelte er ihre Lippen zärtlich und leidenschaftlich zugleich mit den seinen. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen. Sie konnte kaum glauben, dass es schon wieder passierte. Sternchen erschienen in ihrem Blickfeld und sie nahm nichts wahr, als die weichen, fordernden Lippen Dracos. Selig schloss sie ihre Augen und presste sich näher an ihn. Ja, das war es, was sie wollte. Irgendwo in seinem Inneren explodierte ein Ameisenhaufen und startete eine Invasion auf seine Eingeweide. Lunas Lippen, so warm und weich, fast wie Seide, und so nachgiebig luden ihn dazu ein, den Kuss zu vertiefen. Er wurde leidenschaftlicher, verlor aber dennoch nichts von seiner Zärtlichkeit. Sie kam ihm entgegen, öffnete sich ihm einladend und verstärkte den Griff ihrer Arme um seinen Oberkörper. Das hier war einfach nur der helle Wahnsinn. Sie hätten ewig so weitermachen können, doch leider wurden sie äußerst unsanft unterbrochen. Dass es ausgerechnet ein Lehrer war, der sie beim Knutschen erwischte, machte es nicht besser. Plötzlich nämlich wurde der Vorhang beiseite gerissen und Professor Snape ragte drohend vor ihnen auf. Abrupt lösten sich Luna und Draco voneinander. Schuldbewusst sah Luna zu Boden. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber garantiert längst nach der Sperre. „Miss Lovegood, Mr Malfoy, so Leid es mir tut, Sie beide stören zu müssen, machen Sie, dass Sie in Ihre Häuser kommen! Wissen Sie überhaupt, wie spät es ist?“, fiel der Hauslehrer Slytherins gleich über die beiden jungen Leute her. Luna duckte sich unwillkürlich. Sie war eine Ravenclaw, was bedeutete, dass sie definitiv mehr Ärger bekommen würde, als Draco. Snape war ein übler, parteiischer Hund. Draco hingegen ergriff Lunas Hand und drückte diese aufmunternd. „Nein, Professor, wir hatten andere Dinge im Kopf.“, erwiderte Draco ganz unverfroren. Snape konnte ihm gar nichts. Und das wusste der Mann auch. „Das habe ich bemerkt.“, zischte Snape eisig. Sein vernichtender Blick blieb an Luna hängen. „10 Punkte Abzug für Ravenclaw und Nachsitzen bei mir. Und für Sie, Mr Malfoy ebenfalls 10 Punkte Abzug für Slytherin. Auch Sie werden Nachsitzen. Ich erwarte Sie beide morgen nach dem Unterricht in meinem Büro. Haben Sie das verstanden?“ „Ja, Sir.“, sagte Luna leise und zerknirscht. Sie wollte Snapes Zorn nicht noch schüren. Auch Draco murmelte eine Belanglosigkeit, dann gingen sie unter den strengen Augen des ehemaligen Zaubertranklehrer getrennte Wege. Luna machte sich auf zu ihrem Gemeinschaftsraum und Draco wandte sich den Kerkern zu. Beide bedauerten sehr, dass Snape sie unterbrochen hatte. Aber jetzt wussten wie wenigstens, was Sache war. Und das hieß, dass die ‚Hasch mich, ich bin die Waldfee’- Taktik tabu war. Allerdings konnte Draco sich nicht vorstellen, seine Zuneigung zu Luna vor irgendwem geheimzuhalten. Natürlich war das notwendig, um sie zu schützen. Draco wollte nicht, dass seine wunderbar unglaublich fantastische Luna in die Todessersache hineingezogen wurde. Sie sollte in Sicherheit sein und vor dem Dunklen Lord nichts zu befürchten haben. Deswegen war es Dracos Pflicht, vorerst nur Blaise von ihm und Luna zu erzählen. Er wusste, dass er voll auf seinen besten Freund zählen konnte. Der nächste Morgen kam rasch, aber erstaunlicherweise machte es keinem von Beiden etwas aus. Luna sprang putzmunter aus den Federn, rauschte unter die Dusche und summte gut gelaunt vor sich hin. Von Zeit zu Zeit kniff sie sich prüfend in den Arm, um festzustellen, ob sie auch wirklich schon wach war. Zu ihrem maßlosen Entzücken tat es jedes Mal weh. Fast schon hüpfend legte sie den Weg zur Großen Halle zurück. Dieser Tag war wundervoll. Auch als Luna sich an das Nachsitzen erinnerte, konnte das ihre Freude nicht trüben. Kaum, dass ihr Auge Dracos blonden Schopf wahrnahm, machte ihr Herz einen freudigen Hüpfer. In dem Moment drehte er sich zu ihr um, erkannte sie und zwinkerte ihr mit einem verschmitzten Lächeln zu. Überrascht, aber doch erfreut über diese Reaktion lachte sie zurück. Dann wandte sie sich dem Ravenclawtisch zu und ließ sich auf ihren Platz sinken. Draco wurde von einer Welle der Zuneigung überrollt, als er Luna nachsah, wie sie sich vergnügt setzte. Auch er nahm Platz, die Frühstücksauswahl begutachtend. Mit breitem Lächeln nahm er sich ein paar Scheiben gebratenen Specks. Dazu etwas Rührei und ein Glas Kürbissaft. Blaise neben ihm zog eine Augenbraue hoch, verkniff sich aber jeglichen Kommentar. Er hatte noch nicht vergessen, wie Draco ihn am Vortag angepfiffen hatte. Völlig gelassen ließ Draco sich sein Frühstück schmecken, nur um dann aufzustehen und mit seiner Tasche bewaffnet die Große Halle zum Verwandlungsunterricht zu verlassen. Blaise sah ihm kopfschüttelnd nach, machte aber seinerseits, dass er zu Alte Runen kam. Auch Luna war bald mit ihrem Frühstück fertig. Sie hatte Zauberkunst in der Ersten, eines ihrer Lieblingsfächer. An diesem Tag war sie ganz und gar nicht abwesend, sondern schaffte den geforderten Zauber erstaunlich schnell. Sie hatte nur einen winzigen Moment an Draco gedacht und siehe da, es gelang. Offenbar half es unheimlich, wenn man an die geliebte Person dachte. Professor Flitwick jedenfalls überschlug sich vor Freude und so machte Luna die verlorenen zehn Punkte der letzten Nacht wieder wett. Sie hätte nicht glücklicher sein können. Das fiel natürlich allgemein auf, im Besonderen aber Ginny Weasley, Hermine Granger und Neville Longbottom. Vor allem Letzterer kam nicht umhin, sich stark über die Fröhlichkeit der Ravenclaw zu wundern. Immerhin hatte er gesehen, wie sehr das bewusst sein ihrer Gefühle für das Arschloch aller Arschlöcher sie gequält hatte. Aber Neville wusste ja auch nicht, was sich im Schloss zugetragen hatte, nachdem Luna die Gewächshäuser wieder verlassen hatte. Neville sollte noch früh genug den Grund für Lunas Heiterkeit erfahren. Vor dem Abendessen, als der Löwe so eben im Begriff war, die Große Halle zu betreten, wurde er in den Schatten einer Säule gezogen. „Was zum...?“, rief Neville erstaunt aus. „Halt die Klappe!“, zischte Malfoy zurück. Neville gehorchte anstandslos, fragte sich aber, was mit dem Slytherin los war. Der Löwe jedenfalls war sich keiner Schuld bewusst. Malfoy allerdings schien ziemlich sauer auf ihn zu sein, warum auch immer. „So, Longbottom, jetzt dreh dich mal um.“ Wieder tat Neville, was von ihm verlangt wurde. Allerdings kam ihm das Ganze immer spanischer vor. Die Jungen hatten jetzt einen guten Blick auf den Eingangsbereich der Großen Halle. Ein stetiger Fluss von Schülern aller vier Häuser strömte hinein. Schließlich erschien die Person, auf die es Draco ankam. „Siehst du das glücklich lächelnde, blonde Mädchen mit den Radieschenohrringen aus Ravenclaw?“, fragte er Neville, um dessen Aufmerksamkeit auf Luna zu lenken. „Ja. Das ist Luna.“, erwiderte der Löwe verwirrt. „Ganz genau. Und weißt du, was du mit ihr gemacht hast, Longbottom?“ Jetzt klang der Slytherin geradezu bedrohlich. Hilflos schüttelte Neville den Kopf. Er stand momentan ziemlich auf der Leitung. Obwohl das bei ihm ja häufiger vorkam. „Du hast sie zum Weinen gebracht. Luna Lovegood hat deinetwegen, Longbottom, und dem, was du zu ihr gesagt hast, die halbe Nacht lang bitterlich geweint.“ Neville dämmerte langsam, was das Theater sollte. Er schluckte und hoffte, dass Malfoy ihm nur eine reinhauen würde. „Dieses Mädchen, das du zum Weinen gebracht hast, ist zufälligerweise das Mädchen, das mir am Herzen liegt. Wenn mir also zu Ohren kommen sollte, dass du sie nicht in Ruhe gelassen hast, bekommst du es mit mir zu tun!“, knurrte Draco in Nevilles Ohr, knuffte ihn ordentlich und ließ den Löwen völlig perplex in der Nische zurück. Er hatte das Riesenbaby gewarnt. Für Longbottoms Gesundheit war es definitiv besser, wenn er sich an das hielt, was Draco ihm gesagt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)