Zum Inhalt der Seite

Crazy in Love

gegen jede Regel
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Begegnung

Die Begegnung
 

Die Nacht brach herein. Der Himmel färbte sich rosa, dann orange, um in das tiefe Blau der Nacht überzugehen. Zu dieser Zeit konnte man ein ganz beeindruckendes Spektakel auf den Straßen Londons sehen. Die Menschen beschleunigen ihren Gang und eilen wahrscheinlich zu ihren liebsten oder Eltern nach Hause. Nachts möchten die Bewohner Londons lieber nicht draußen sein. Dies hat einen guten Grund. Seit einem Monat stehen in den Zeitungen Berichte über das Verschwinden von Menschen. Die Polizei ging nur von einem Täter aus und die einzige Gemeinsamkeit der Opfer, war, dass sie alle nachts in den Straßen Londons unterwegs waren. Keiner wollte dem mysteriösen Entführer zum Opfer fallen, weshalb sich niemand länger als nötig in die Dunkelheit hinaus wagte. Und doch verschwanden jede Nacht weitere Personen. Die Polizei zählte mittlerweile 48. Die Auswahl reichte von jung bis alt, von männlich bis weiblich, von blond bis schwarzhaarig, von schwanger bis unfruchtbar und von arm bis reich.
 

Nur eine Person ging gegen den Strom. Es war ein junger Mann mit einem langem schwarzen Ledermantel, der weit offen stand. Darunter trug er eine dunkelblaue fast schwarze Jeans und ein weißes enges T-Shirt. Unter dem Oberteil zeichneten sich deutlich die einzelnen Muskelpartien. Sein Gesicht hatte weiche und freundliche Züge, die sehr vertrauenswürdig wirkten. Nur die dunkelbraunen Augen und der grimmige Blick verrieten, dass er nicht gerade ein freundlicher Zeitgenosse war. Er lächelte. Es war ein kaltes selbstsicheres Lächeln, das ihm eine mysteriöse Aura verschaffte.
 

Es war bereits 19:00 Uhr und da bereits September war auch schon dunkel. Aus der Praxis von Dr. Ethan Merror - dem Spezialisten für Herzerkrankungen - trat ein junges Mädchen, das nicht älter als 16 sein konnte. Sie war schätzungsweise 1.65m groß, schlank und hatte hüftlanges leicht durchgestuftes und gewelltes hellbraunes Haar mit blonden Strähnen. Sie trug eine eng sitzende helle und ausgeblichene Jeans, dazu ein rotes T-Shirt mit einfachem Rundhalsausschnitt und eine offenstehende Übergangsjacke. Ohne den Boden vor Ihren Füßen aus den Augen zu lassen, machte sich das Mädchen auf den Weg nach Hause. Sie wohnte am Stadtrand in der Lengsten Road. Einer kleinen, verschlafen Straße, in der absolut nie etwas passierte. Die Brünette kannte ihren Weg und zählte jedes Mal, wenn sie aus der Praxis von Dr. Merror kam die Schritte bis zu Ihrem Haus.

Nach der Hälfte der Strecke glaubte sie Schritte hinter ihr zu hören und beschleunigte Ihren Gang. Sie kannte die Schlagzeilen, der vermissten Menschen und hatte wenig Lust Nummer 49 zu werden. Die Schritte hinter ihr, wurden jedoch immer Lauter und so beschloss die Brünette ein wenig zu rennen. Das war jedoch wie sich herausstellte ein grober Fehler. Die Straßen waren nass und rutschig, da es den ganzen Nachmittag regnete und Ihre Kondition war noch nie die beste gewesen. Nach kurzer Zeit stolperte das Mädchen und fiel auf die nassen Straßen Londons. Aus Reflex nahm sie die Hände nach vorne, um den Sturz abzufedern. Trotz allem scheuerte sie sich die Knie auf. Die mysteriösen Stritte kamen inner näher. Das Mädchen wollte sich nicht umdrehen um ihren Angreifer zu sehen. Sie hatte bereit mit allem abgeschlossen und das schon seit so langer Zeit. Jetzt sollte sie vor einem Entführer keine Angst zeigen und doch fürchtete sie sich vor dem Tod, obwohl er seit Jahren ein Teil ihres Lebens war. Ein Teil, den sie lieber vergessen würde. Die Schritte verstummten wenige Meter vor ihr. Ihre Angst ließ ihr Herz schneller schlagen, was dazu führte, das ihr Schwindelig wurde. Noch nie hatte sie sich mehr als jetzt gewünscht ein gesundes Herz zu haben.
 

„Hey, lass das Mädchen in Ruhe oder ich rufe die Polizei!“, rief eine klare Männerstimme, dann wurde alles dunkel und das Mädchen verlor das Bewusstsein. Der junge Mann lief zu dem Mädchen, das auf dem Bürgersteig in einer Straße mit nicht einer funktionierenden Straßenlaterne lag.

„Du hasst sie doch nicht alle! Wie viele willst du noch töten?“, fragte er, als er sich an einem muskelbepacktem Mann mit blutunterlaufenen hungrig funkelnden vorbeidrängelte.

„Aber sie richt doch so lecker!“, sprach der Muskelprotz und seine Stimme klang düster und rauchig. „Du musst mich verstehen, oder dir der süße Geruch ihres Blutes nicht auch aufgefallen, James?“

„Nenn mich nie wieder James!“, fauchte er und griff dem Muskelprotz an die Kehle. „Hast du das verstanden Stan? Nie wieder und hör endlich auf zu töten. Ich wollte nämlich nicht schon wieder umziehen. So langsam aber sicher habe ich deine Faxen dicke! Ich hoffe wir verstehen uns.“ Stan nickte und wurde wieder losgelassen. James wandte sich wieder dem Mädchen zu und zog den langen schwarzen Ledermantel aus. Damit deckte er das Mädchen zu und hob sie anschließend vom Boden hoch. Stan schaute verwundert, als James die Brünette an ihm vorbeitrug und noch einmal grimmig knurrte.

„Du willst sie doch nicht mitnehmen?“, fragte der muskulöse und rannte seinem Freund, der gut einen Kopf kleiner war, als er selbst, hinterher.

„Hatte ich vor. Da liegen lassen können wir sie auch schlecht. Also bitte, versuche das morden für heute sein zu lassen, ich habe nicht die Zeit dir die ganze Nacht hinterher zu laufen.“
 

Die Brünette wachte einige Zeit Später in einem dunklen Raum auf einem bequemen Wildledersofa auf. Sie setzte sich auf und versuchte sich daran zu erinnern was, passiert war, bevor sie das Bewusstsein verlor. Sie hoffte Innständig, dass sie nicht entführt wurde, war sich jedoch nicht sicher. Die Bilder verschwammen, es war eindeutig zu dunkel und ein wenig erschöpft war sie auch.

„Du bist wach!“, bemerkte James, der den Raum durch die einzige Tür betrat und eine Kerze anzündete. Das schwache Licht zeigte, dass das Sofa beige war und mit Kissen überfüllt war. Die Steppdecke, mit der die Brünette zugedeckt wurde hatte eine orangene Farbe. Sonst war von dem Zimmer nicht viel zu erkennen. James setzte sich auf eine der beiden Sofalehnen. Er trug seinen Mantel nicht mehr und seine Augen leuchteten interessiert. Sanft strich er der Brünette über die Wange und hielt auf der Halsschlagader inne.

„Keine Angst, ich habe noch niemandem etwas getan!“, sagte er ruhig und ergänzte in Gedanken: Zumindest heute noch nicht. „Ich bin übrigens Jay und wie heißt du?“

„Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte.“, sagte die Brünette schnippisch und schob James Hand von sich weg. Sie wollte aufstehen, doch ihr Herz spielte ihr erneut einen Streich und ihr wurde schwindelig. Sie fiel James direkt in die Arme und dieser lächelte. Es war ein freundliches lächeln. Ein warmes lächeln. Er setzte die Brünette auf das Sofa zurück und ließ sich neben ihr in das Sitzkissen fallen.

„Hast du das öfters? Als du bewusstlos warst, ist mir aufgefallen, dass dein Herz unregelmäßig schlägt.“

„Na schön. Erst einmal heiße ich Summer Dooley und ja das passiert mir öfters. Ich habe nämlich einen angeboren Herzfehler. Um genau zu sein habe ich Bewusstlosigkeit gehören dazu.“

„Dann solltest du besser hier bleiben. Wenn du willst, kannst du deine Eltern anrufen. Sie machen sich doch bestimmt sorgen. Auf jeden Fall ist es für ein so junges Mädchen zu dieser viel zu gefährlich, um alleine nach Hause zu gehen. Ich bringe dich morgen früh nach Hause. Einverstanden?“, fragte James behutsam und lächelte. Summer nickte und setzte sich ein wenig entspannter auf das Sofa.
 

Am nächsten Morgen fuhr James Summer, wie er es versprochen hatte, nach Hause. Da ihre Eltern die Nacht über beide arbeiten mussten, hatte die Brünette auf den Telefonanruf verzichtet. Vor der Haustür drehte sich das Mädchen noch einmal um.

„Sehen wir uns noch einmal wieder?“, fragte sie und schaute James fragend an. Den Rest der letzten Nacht, hat sie mit ihm über die verschiedensten Themen geredet. Er interessierte sich für viele Dinge, wie zum Beispiel für Musik, Kunst, Politik und Geschichte. Auch wenn Historische Ereignisse, für Summer schon immer uninteressant waren, hatte sie große Freude daran, ihm zuzuhören. James schaffte es, die langweiligen und trockenen historischen Tatsachen so spannend und genau zu erzählen, als hätte er sie mit erlebt. Summer hoffte wirklich, dass sie diesen mysteriösen Jay wieder sehen durfte. Aus irgendeinem Grund, fühlte sie sich in seiner Gegenwart sicher und das trotz ihres Herzfehlers.

„Vielleicht“, sagte James mit einem flüchtigen Lächeln und setzte sich ins Auto. Er fuhr sofort weiter, wenn gleich auch nur ein paar Straßen weit. In einer dunklen Seitengasse, öffnete er die Beifahrertür und ließ Stan in seinen pechschwarzen Ferrari einsteigen. Stan ließ sich lautlos in den Sitz sinken und stellte diesen so ein, dass er darin bequem sitzen konnte.
 

„Was hast du vor? Willst du dich mit ihr anfreunden? Falls ja, dann schlag es dir aus den Kopf, denn das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Oder willst du, dass so etwas –“

„Halt die Klappe!“, brüllte James und funkelte Stan böse an. „Ich weiß selbst, dass es nicht geht. Doch wie sieht es aus, wenn ich jetzt einfach aus ihrem Leben verschwinde? Ich kenne meine Grenzen und ich werde denselben Fehler nicht ein zweites Mal machen.“ In James Stimme hallte seine Wut wieder. Wut, aber auch eine große Enttäuschung. Er hatte lange nicht daran gedacht. Alles was er wollte, war vergessen. Vergessen, was er war, was damals passierte. Doch nun brach alles wieder an die Oberfläche. Er konnte nicht verdrängen, was offensichtlich war, wenn auch nicht auf den ersten Blick. Alles was James jetzt tun konnte, war akzeptieren, was er war. Ein Vampir mit einer Vergangenheit, so dunkel wie die Nacht und einer Zukunft, die noch viel schwärzer werden könnte. Und wenn die einzige Lösung nicht den Verstand zu verlieren war, zu akzeptieren, dann musste James es wenigstens versuchen.
 

„Stanley, was hast du heute Nacht vor?“, fragte James nach einer ganzen Weile des Schweigens.

„Ich wollte eigentlich einen Film sehen, wieso?“

„Vergiss es, heute Nacht gehen wir beide jagen!“, sagte James bestimmt und trat auf das Gaspedal. Der Wagen sauste aus der Gasse und jagte durch die sich füllenden Straßen Londons direkt aus der Stadt.

Alltagstrott

Alltagstrott
 

Der Wecker klingelte Punkt 6:00 Uhr morgens. Es war die übliche Zeit zum Aufstehen für Summer. Es war eine Woche vergangen, seitdem die Brünette diesen mysteriösen Jay getroffen hatte. In der Schule schwärmte das Mädchen ununterbrochen von dem gutaussehenden Fremden.

Lynett Peters war Summers beste Freundin und das schon seit der ersten Klasse. Die Wasserstoffblondine konnte Summers Schwärmereien schon nicht mehr hören und war der festen Überzeugung, dass Jay nichts weiter als ein Hirngespinst war. Immerhin hatte Summer einen Herzfehler und leidet dadurch teilweise an Atemnot. Da war es leicht sich vorzustellen, dass ihr Gehirn einmal zu wenig Sauerstoff bekommen hatte.
 

Vor der Schule traf sich Summer wie immer mit Lynett. Lynett winkte Summer freudig zu.

„Und hast du gestern deinen unbekannten wiedergesehen?“, fragte Lynett amüsiert, obwohl sie die Antwort schon kannte. Summer schüttelte den Kopf und schaute gequält zu Boden.

„Du hast heute Nachmittag wieder einen Arzttermin nicht wahr?“, fragte Die Blondine ernst.

„Ja, mal wieder. Langsam wird das ganze lästig, aber wenn ich nicht mindestens einmal im Monat zum Arzt gehe, gehen mir die Medikamente aus.“, erklärte Summer. Lynett schaute betrübt zu Boden. Sie mochte nicht, wenn Summer über ihren Herzfehler sprach. Die Brünette wirkte dann immer so niedergeschlagen. Schließlich gab es viele Dinge, die ihr nicht möglich waren. Auch wenn Summer immer allen versicherte es machte ihr nichts aus, spürte Lynett, dass es nicht stimmte.

„Weißt du schon an welchem Projekt wir in der nächsten Woche arbeiten?“, fragte Summer aus heiterem Himmel und lächelte fröhlich.

„Ach stimmt ja, ab heute haben wir Projektwoche. Nein, ich habe mir noch nichts überlegt. Ich denke, wir stellen einige Statistiken auf, welche Leute auf der Schule beliebt sind und warum?“, schlug die Blondine spontan vor. Summer nickte zustimmend und fing an nachzudenken. Immerhin wollte auch so eine Gut durchdacht sein.
 

In den folgenden zwei Stunden erstellten die beiden Mädchen einen ersten Fragebogen, um herauszufinden wer der beliebteste Schüler oder der unbeliebteste und wer das beliebteste Mädchen oder das unbeliebteste war. Summer druckte ein Probeexemplar und überflog noch einmal den Fragebogen.
 

Allgemein
 

1. Was ist wichtig um beliebt zu sein? ( Max. drei Kreuze)

o Geld

o Ausstrahlung

o Hilfsbereitschaft

o Ein freundliches Lächeln

o Viele Freunde

o Der Ruf

o Anderer Grund ___________________________
 

2. Was macht einen Unbeliebten Menschen aus? (Max. drei Kreuze)

o Ausstrahlung

o Die Bekannten

o Die Kleidung

o Die Sprache

o Das Auftreten

o Die Gerüchte

o Anderer Grund _________________________
 

Mädchen
 

3. Mädchen sollten sich Überwiegent (Max. zwei antworten)

o Sportlich betätigen

o Ein Instrument spielen oder/und Singen

o Schauspielern

o Gar nichts von all dem tun

o Anderes _____________________________
 

4. An welchen Sportarten sollten Mädchen sich aktiv beteiligen? ( Max. drei Kreuze.)

o Ballet

o Schwimmen

o Bodenturnen

o Geräteturnen

o Leichtathletik

o Cheerleading

o Basketball

o Fußball

o Tanzen

o American Football

o Rugby

o Baseball

o Andere Sportart _______________________
 

5. Bei welchen Sportarten sollten Mädchen sich auf keinen Fall beteiligen? (Max. drei Kreuze)
 

o Ballet

o Schwimmen

o Bodenturnen

o Geräteturnen

o Leichtathletik

o Cheerleading

o Basketball

o Fußball

o Tanzen

o American Football

o Rugby

o Baseball

o Andere Sportart _______________________
 

6. Nenne drei Mädchen, die du am meisten magst. (Du musst die Personen nicht persönlich kennen oder mit ihnen befreundet sein.)

(1) ___________________________

(2) ___________________________

(3) ___________________________

(4) ___________________________

(5) ___________________________
 

7. Begründe deine Platzierung mit einem Satz!

(1) ___________________________

(2) ___________________________

(3) ___________________________

(4) ___________________________

(5) ___________________________

Jungen
 

8. Jungen sollten sich Überwiegent (Max. zwei Antworten)

o Sportlich betätigen

o Ein Instrument spielen oder/und Singen

o Schauspielern

o Gar nichts von all dem tun

o Anderes _____________________________
 

9. Welche Sportarten sind besonders für Jung geeignet? (Max. drei Kreuze)

o Ballet

o Schwimmen

o Bodenturnen

o Geräteturnen

o Leichtathletik

o Cheerleading

o Basketball

o Fußball

o Tanzen

o American Football

o Rugby

o Baseball

o Andere Sportart _______________________
 

10. Welche Sportarten sind für Jung peinlich? (Max. drei Kreuze)

o Ballet

o Schwimmen

o Bodenturnen

o Geräteturnen

o Leichtathletik

o Cheerleading

o Basketball

o Fußball

o Tanzen

o American Football

o Rugby

o Baseball

o Andere Sportart _______________________
 

11. Nenne drei Jungs, die du am meisten magst. (Du musst die Personen nicht persönlich kennen oder mit ihnen befreundet sein.)

(1) ___________________________

(2) ___________________________

(3) ___________________________

(4) ___________________________

(5) ___________________________
 

12. Begründe deine Platzierung!

(1) ___________________________

(2) ___________________________

(3) ___________________________

(4) ___________________________

(5) ___________________________
 

Summer war mit dem Ergebnis zu frieden und suchte sofort einen Lehrer um den Frageboden zu kopieren. Sie bat Herr Fletscher den etwas rundlicheren Klassenlehrer von Summer und Lynett mit dem von Tag zu Tag schwindenden Haaransatz für das erste etwa 500 Kopien des Fragebogens anzufertigen. Herr Fletscher zog es allerdings vor gleich für alle 3756 Schüler und Schülerinnen eine Kopie anzufertigen.

Während die Fragebogen kopiert wurden, schlenderte Summer über den Schulhof. Sie überlegte was wohl ihre Klassenkameraden machten? Die meisten aus ihrer Klasse mochten Summer nicht, weil diese durch ihren Herzfehler sehr eingeschränkt war. Vor allem die Herren, die den Großteil der Klasse bildeten konnten Summer nicht leiden. Die restlichen Mädchen, mit Ausnahme von Lynett, bemitleideten die Brünette, was dieser ganz und gar nicht passte. Es war eine Tatsache, dass sie durch ihren Herzfehler eingeschränkt war, doch es war kein Grund, dass man es Summer immer wieder vorhalten musste.
 

Nach etwa einer Stunde waren 2500 der 3756 Kopien fertig und Summer beschloss mit Lynett die ersten Fragebögen zu verteilen. Als erstes sollten sie Sportler befragt werden. Während der Projektwoche gab es verschiedene Sportkurse. Das Fußballteam sah die Projektwoche, ähnlich wie das Basketballteam als zusätzliches Training. Die Leichtathleten, Bodenturner und die Geräteturner folgten dem Beispiel und verbesserten ihre Chancen auf einen Sieg im großen Schulvergleich zum Jahresende. Lynett wollte die Sportfreaks, wie diese Hochleistungssportler auf der Schule insgeheim doch genannt wurden befragen, wenn Summer dafür die Leute vom Schachclub, dem Kunstkurs, der Schülerzeitung, dem Schulchor und die Leute der Theater AG übernahm. Diese zehn großen Clubs gab es an der Schule immer. Die Meisten Schüler nutzen ihre Freizeit allerdings nicht für einen dieser Schulclubs. Summer und Lynett halfen ab und zu der Schülerzeitung aus und auch diese Umfrage, sollte, wenn möglich in der Schulzeitung “Black on White“ erscheinen. Außerdem entstanden in Zeiten der Projektwoche noch eine Mathe AG, eine Chemie AG, eine Biologie AG und eine Art Koch AG die später auch noch befragt werden müssten.
 

Summer beschloss mit dem Schachclub anzufangen, da sie in diesem Club am längsten sein würde. Sie betrat den mit Schachbrettern überfühlten Clubraum. Es war sehr leise, obwohl in dem Raum mindestens 60 Schülerinnen und Schüler sein mussten. Sie beschloss zu versuchen Bradley Dursby zu suchen, den großen schlaksigen Präsidenten des Schachclubs mit der geflickten Hornbrille auf der Nase. Nach einigen Minuten hatte Summer Bradley, der sogar in ihrer Klasse war und drei Plätze vor der Brünetten saß, am anderen Ende des Raumes gefunden. Der Versuch den Raum zu durchqueren ohne jemandem anzurempeln gelang der Brünetten nicht. Bradley war überrascht Summer in seinem Club zu sehen, zumal das Mädchen seinen Informationen zu folge nicht Schach spielen konnte.

„Summer was machst du denn hier?“, flüsterte Bradley. Er wollte auf keinen Fall die Ruhe des Spiels stören.

„Ich mache eine Umfrage und wollte dich fragen, ob du und der Schachclub, vielleicht zehn Minuten Zeit dafür opfern wollt?“, fragte Summer so leise, wie es ihr möglich war zurück. Bradley nickte nur und wollte danach 147 Fragebögen haben.

„So viele?“, fragte die Brünette erstaunt nach.

„Ja, ich musste den Schachclub in Anfänger und Fortgeschrittene teilen, weil so viele neue Leute sich für die Projektwoche beim Schach angemeldet haben. Der Lehrer ist bei den Anfängern und ich passe auf meine 68 Profis hier auf.“, antwortete Bradley grinsend und nahm sich einen Stapel Fragebögen, mit dem Versprechen die ausgefüllten komplett in zwei Tagen wieder abzugeben. Summer bedankte sich und ging wieder.
 

Nach ihrem Zwischenstopp im Schachclub verteilte sie an die 265 Chorleute auch noch einen Stapel Fragebögen und ging direkt zu den 200 Künstlern weiter. Nachdem auch da die Fragebögen verteil waren traf sich Summer erst einmal für ein Zwischenfazit mit der restlichen Besatzung der Schülerzeitung, die aus rund 190 Schülern und Schülerinnen bestand. Summer und Lynett verteilten auch hier Fragebögen und holten die letzten aus dem Kopierraum. Während die anderen den Fragebogen ausfüllten, setzten sich Summer und Lynett zusammen.

„Also ich bin schon 578 Fragebögen losgeworden und ich muss noch zum Fußball und zum Basketball.“, begann Lynett und schrieb die Zahlen auf einen Zettel, der von Summer ergänzt wurde.
 

3756

- 578

- 620

- 190

= 2377
 

„Ich gehe dann zu den 30 Fußballern und den 30 Basketballern, dann haben wir noch 2317 Schüler.“, überlegte die Wasserstoffblondine.

„Gut, dann mache ich mich jetzt auf den Weg zu den 717 Theaterleuten, Dann bleiben noch 1600 Schüler übrig.“, fuhr Summer fort. Die beiden Mädchen nickten und sprangen, jede mit einem Stapel Fragebögen unter den Armen und verließen den Raum.
 

In der Aula, dem größten aller Räume hatte sich die Theater AG eingenistet. Diese nutzte die Projektwoche, um ein Theaterstück auszuwählen und die Besetzung festzulegen. Zur Auswahl stand der “Froschkönig“ und eine Geschichte von einer Schülerin mit dem Titel “Demon of Fear“. Miss Harbor, die Lehrerin welche den Theaterkurs beaufsichtigte, lies sich gerade von den Schülern eine eventuell Besetzung des Froschkönigs vorstellen. Als König war Simon Manley vorgeschlagen. Er war der Star der Schule, aber Privat das reinste Arschloch. Summer hatte leider das Vergnügen, dass sich ihre Mutter mit Simon Mutter bestens verstand und er daher öfters einmal bei Familie Dooley zu Abend aß. Die Prinzessin sollte von Tabea Fischer gespielt werden. Tabea war erst seit einem Jahr auf der Schule, aber sie führte sich wie eine Königin auf. Als Tabeas prüfender Blick über die Tafel, auf der die Wunschbesetzung stand fiel, schrie diese sofort empört auf.

„Ich soll mit Simon spielen und ihn sogar küssen? NIEMALS! Obwohl die Rolle des Frosches sehr gut zu ihm passt. Schließlich küsst und quakt er wie ein dicker hässlicher und schleimiger Frosch!“, kreischte Tabea und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.

„Aber Tabea, es steht doch nicht einmal fest, ob es überhaupt der Froschkönig sein wird, den wir am Ende des Schuljahres aufführen.“, versuchte Miss Harbor Tabea zu beruhigen.

„Entschuldigen Sie Miss Harbor, kann ich Sie einmal kurz stören?“, fragte Summer kleinlaut und zupfte der Lehrerin verlegen am langen Seidenschal.

„Aber natürlich, was gibt es denn?“, fragte Miss Harbor und drehte sich um.

„Ich mache für die Schülerzeitung eine Umfrage und wollte fragen, ob sie diese Zettel unter den Schülern verteilen könnten?“, fragte die Brünette und hob den Stapel Fragebögen hoch.

„Oh.. äh natürlich, willst du die Fragebögen selbst verteilen? Sobald alle Schüler ihn ausgefüllt haben schicke ich jemanden zu dir.“

„Das sollte kein Problem sein. Ich beeile mich auch!“, versicherte Summer der Lehrerin und fing an, den herumstehenden Schülern jeweils einen Zettel in die Hand zu drücken.
 

Nach der Schule traf sich Summer noch einmal kurz mit Lynett.

„Das war ein erfolgreicher Tag und Morgen verteilen wir die letzten 1600 Zettel.“, jubelte die Blondine.

„Ja, ich muss los. Die Praxis schließt heut früher und es wird auch schon allmählich dunkel. Du kennst doch meine Eltern. Seit der Serienkiller da ist, will meine Mutter nicht, dass ich nachts noch draußen bin.“, räumte Summer ein.

„Es ist doch verständlich, aber sag mal, hast du deinen mysteriösen unbekannten nicht auch nachts getroffen?“, wollte Lynett wissen. Summer nickte und machte sich auf den Weg zu Dr. Merror.

Das Treffen

Das Treffen
 

Im Laufe der nächsten Woche passierte nichts weiter Erwähnenswertes. Am Ende der Woche entschied sich die Theater AG für die zweite Wahloption Demon of Fear. Summer hatte das Glück einen Artikel über die Aufführung und ihre Entstehung zu schreiben.

Die Auswertung der Umfrage war am Freitag auch fertig. Die Ergebnisse waren eindeutig:

Mädchen und Jungen sollten möglichst Aktivitäten nachgehen, bei denen Ihre Figur zur Geltung kommt. Die beliebtesten Schüler sind Hannah Newton, der Star der Cheerleader, Tabea Fischer, die Hauptrolle im kommenden Schulevent und Summer, was sie selbst nicht erklären konnte. Insgeheim schob sie dieses Ergebnis auf ihren Herzfehler und dem Mitleid der Schüler. Die beliebtesten Herren der Schule waren Marten Jones, der Kapitän des Fußballteams, Troy Silley, der Leichtathlet des Jahres und der beste Sänger der Schule Tylor Barten. Aus taktischen Gründen entschieden sich Lynett und Summer die unbeliebtesten Schüler nicht zu erwähnen, aus Angst von den gewählten Schüler und Schülerinnen würden ihnen etwas antun.
 

Als Summer eines Abends für Ihre Mutter ein paar Einkäufe erledigen müsste, passierte etwas, was sie nie für möglich gehalten hätte. Im Supermarkt versuchte Summer gerade noch den 5Kg Waschmittelkarton in den bereits überfüllten Tragekorb zu füllen. Der Brünetten wäre es lieber gewesen, wenn ihre Mutter selbst einkaufen gegangen wäre. Der Tragekorb war für das junge Mädchen viel zu schwer und sie glaubte nicht daran, dass sie die Einkäufe jemals nach Hause schaffen konnte.

„Ist der Korb nicht viel zu schwer?“, fragte eine ruhige Männerstimme. Summer drehte sich um und sah einen Mann, der ein Sechserpack Bier unter dem Arm trug.

„Ich schaffe das schon, danke der Nachfrage.“, lächelte die Brünette und versuchte den Korb anzuheben.

„Stan? Wo steckst du jetzt schon wieder?“, rief eine anderer Mann und bog in den Gang, wo Summer und der Andere Mann standen.

„Äh.. ich versuche nur, jemandem zu helfen.“, verteidigte sich Stan.

„Wer es glaubt? Summer?“, stammelte Jay und starrte auf die Brünette.

„Hey!“, gab Summer kurz von sich und hob den Korb ein paar Zentimeter an. Jay nahm dem Mädchen den Einkaufskorb ab und drückte ihn Stanley sofort in die Hand.

„Du solltest das nicht tragen müssen. Stan macht es nichts, wenn er als Packesel dient.“, lachte Jay und schob Summer behutsam zur Kasse.
 

Jay und Stan begleiteten Summer nach Hause, damit die Brünette die Einkäufe nicht tragen musste.

„Sag einmal, hast du denn keine Angst im Dunkeln noch allein unterwegs zu sein?“, fragte Stan auf einmal aus heiterem Himmel.

„Ich bin doch nicht allein.“, erinnerte Summer den großen Stan.

„Genau, deswegen begleiten wir die junge Dame doch nach Hause. Schließlich wäre unverantwortlich zu riskieren, dass der Serienkiller sie als Opfer ansieht.“, sagte Jay bissig und funkelte Stan gefährlich an. Dieser schien zu verstehen und war auf der Stelle still. Nach ein paar weiteren Metern musste Summer sich auf einer Parkbank ausruhen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Jay besorgt nach und setzte sich neben sie Brünette. Stan hielt sich aus Angst James könnte ihm etwas antun dezent im Hintergrund.

„Ja, es geht mir gut. Ich brauche nur einen Moment.“, versicherte Summer.

„Bist du dir sicher?“, hackte James noch einmal nach. Er schien sich ernsthafte Sorgen um das Mädchen zu machen.

„Wenn ich es doch sage, ich brauche nur eine kleine Pause. Es war ein anstrengender Tag.“, erklärte Sumer noch einmal und lächelte matt.

„Gut, wenn du hier eh eine Weile sitzt, kannst du mir auch erzählen, warum dein Tag so anstrengend war.“, meinte James und lehnte sich zurück.
 

Summer wartete ein paar Sekunden, bevor sie seufzte und schließlich ansetzte.

„Also, diese Woche war Projektwoche an unserer Schule. Da ich keinen Sport treiben darf, war ich bei der Schülerzeitung. Heute wurden die Artikelverteilungen für die nächste Ausgabe im kommenden Monat vorgenommen. Ich habe beim losen verloren und muss mich in den nächsten Wochen mit der Theater AG beschäftigen.“, informierte die Brünette den jungen Mann, der wie gebannt an ihren Lippen hing.

„Was macht eure Theater AG denn schönes?“, fragte James leicht amüsiert über Summers Augenrollen.

„Sie führen ein selbst geschriebenes Musical auf. Es tragt den Titel ‚Demon of Fear‘. Ich kann dir sagen, es ist nur halb so spannend, wie der Titel klingt.“, maulte Summer und schüttelte den Kopf.

„Worum geht es?“, harkte James nach.

„Ich hoffe du hast Zeit.“, lachte Summer und deutete damit an, dass diese Erklärung ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte.

„Ich hab die ganze Nacht, Baby, die ganze Nacht.“, scherzte James und schaute in den bewölkten Abendhimmel.

„Na dann. Also die Geschichte spielt in Rumänien im 15. Jahrhundert Das gesamte Musical dreht sich um Vlad Dracul, dem nachgesagt wird, das er ein grausamer Mörder war. Das Dorf besingt ein paar Schandtaten und kommt im Lied ‚Hängt den Mörder‘ zum insgeheimen Höhepunkt. Zwischendurch besingt Vlad noch schnell seine Unschuld. Das Stück endet, indem die Dorfbewohner Vlad mit Fackeln bewaffnet aus der Stadt jagen. Dann singt das Ensemble zum Schluss, dass sie ihn unter einer Trauerweide zur Strecke gebracht haben und bejubeln alle den Sieg.“, erklärte Summer gelangweilt.

„Das klingt doch gar nicht so übel. Was beschwerst du dich?“, wollte James wissen.

„Oh und das Beste sind die Probleme, die sie haben. Es weiß nämlich noch keiner, wie die Fackeln aufgebaut werden sollen. Im Original sollen sie die nämlich auf der Bühne an einer Art Lagerfeuer entzünden. Da jedoch offenes Feuer verboten ist, wollte die Kunst Ag das Feuer auf eines der Bühnenbilder malen. Das würde jedoch nicht mit dem anzünden der Fackeln klappen und jetzt sind alle verzweifelt.

Dann beschweren sich einige Leute darüber, dass die Texte einiger Lieder zu brutal sind. Es könnten sich Eltern beschweren und außerdem will der Graf sein Kostüm nicht tragen, weil er findet, dass Vampire – in Anführungsstrichen – weder Strumpfhosen, noch die stylischen Hemden mit Rüschen tragen. Unsere Schuldiva ist nicht damit einverstanden, dass sie eine Tote spielen soll. Schließlich hat ihre Rolle keinen Text und ich bin bis zum Ende der Aufführung damit gestraft mir deren Probleme anzuhören und regelmäßig Artikel über den Fortschritt der Aufführung zu schreiben.“, beschwerte sich die Brünette. James fing an zu lachen und stand auf.

„Du Ärmste, können wir weiter gehen. Deine Mutter wird sich doch schon um dich sorgen.“, sagte Jay und hielt Summer eine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Das Mädchen nahm die Hilfe dankend an. Den gesamten Heimweg erzählte sie von der Besetzung. Sie hatte zu jeder größeren Rolle eine kleine Geschichte parat.
 

Vor der Haustür blieben James und Stanley stehen. Der große Stan stellte die Einkaufstüten vor die Haustür und verabschiedete sich schon einmal. James hingegen blieb noch etwas stehen.

„So da wären wir, du bist zu Hause. Wie auch immer, Stan wartet.“, murmelte Jay und drehte sich um. Er ging drei oder vier Schritte, dann griff Summer nach seiner Hand.

„Warte. Wann sehe ich dich das nächste Mal?“, fragte das Mädchen leise. James drehte sich noch einmal um und blickte in die fragenden Augen der Brünetten. Er lächelte sanft und begann nach einer Antwort zu suchen. Eines war ihm bewusst, wenn er jetzt etwas Falsches sagte, könnte das ernsthafte Konsequenzen haben. Summer war ein nettes Mädchen, aber dank ihrem Herzfehler bestimmt nicht dafür geeignet, um in seiner Nähe zu sein. Doch etwas tief in James verborgen wollte das Mädchen wieder sehen, um jeden Preis. Dieses Ding oder was es auch war, wollte ihr die Wahrheit erzählen. Ihr sagen was er war, ein Vampir, ein Killer, ein Monster. Doch die Angst, dass sie diese Offenbahrung nicht verkraften würde, bestärkte ihm nur in dem Glauben, dass sie es nicht wissen müsse und dass es besser wäre, wenn sie ihn nie wieder sähe. Da er Summer jedoch unbedingt wiedersehen wollte, musste er versuchen, ihr diese Sache zu verheimlichen. Vielleicht gäbe es irgendwann einmal eine Situation, in der er es ihr sagen würde. Doch darüber wollte James jetzt nicht nachdenken.

„Was hast du Morgen vor?“, fragte Jay schließlich. Stan, der immer noch im Hintergrund stand schüttelte den Kopf. Er hatte es satt, das James dieses Mädchen jede Nacht beobachtete. Dass er sie jetzt noch am Tag sehen wollte war einfach zu viel. Nicht, dass es für James unmöglich wäre, aber es würde für seine Gewohnheiten schon schwierig werden.

„Nun, ich wollte mich mit einer Freundin auf einen Kaffe in der Stadt treffen. Danach wollte ich ein wenig einkaufen. Ich brauche noch ein paar Sachen für meine Klassenfahrt in die Schweiz. Wir wollen Skifahren und ich brauche dickere Wintersachen.“, erklärte die Brünette nachdenklich.

„Du willst doch nicht etwa auch Skifahren?“, fragte Jay besorgt nach.

„Nein, das dürfte ich auch gar nicht. Aber der Arzt hat gesagt, dass ich mit darf.“, beruhigte Summer den jungen Mann.

„Wenn das so ist. Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich zum einkaufen begleite?“, setzte James erneut an, um wieder auf das eigentliche Thema zu kommen. Summer schüttelte den Kopf und nannte dem zufrieden wirkenden Vampir eine Adresse und eine Uhrzeit. Erst dann verabschiedete sie sich von James und ging ins Haus.
 

Am nächsten Nachmittag gegen dreizehn Uhr saßen Summer und Lynett in ihrem Lieblingscafé. Summer hatte Lynett noch am Abend zuvor geschrieben, dass sie etwas Wichtiges zu erzählen hatte. Lynett war schon gespannt, was es war, und fragte sofort nach der Neuigkeit, nachdem die Bedienung ihre Bestellung aufgenommen hatte.

„Also, gestern Abend sollte ich noch für meine Mutter einkaufen. Ich hatte keine Lust, bin aber doch gegangen, wie auch immer. Im Supermarkt habe ich ihn doch tatsächlich wieder gesehen.“, schwärmte Summer und fing an zu grinsen.

„Nein, ehrlich?“, fragte Lynett ironisch und schüttelte den Kopf.

„Das Beste ist, er will heute mit mir einkaufen und er trifft mich hier, wenn du zur Arbeit musst. Das wiederum heißt, dass du ihn heute sehen kannst.“, verkündete die Brünette.

„Soll das heißen, du stellst mir dein Hirngespinst heute vor. Was für eine Ehre. Aber der Kerl ist ein Kerl und es sind noch zwei Stunden, bis du ihn treffen willst. Er hat also noch eine Menge Zeit, es sich anders zu überlegen.“, erinnerte Lynett Summer. Das Mädchen wollte davon allerdings nicht viel wissen.
 

Zur selben Zeit in lehrstehenden Friedhofsgruft versuchte Stanley James von einem Fehler abzuhalten.

„Du kannst nicht zu diesem Treffen gehen. Du bist ein Vampir. Wir leben im Dunkeln und verbringen unsere Zeit im Schatten. Das sind deine Worte gewesen und jetzt willst du diese Regel brechen.“, beharrte Stan.

„Stan, ich kenne die Regeln. Es gibt niemanden der sie besser kennt, aber du verstehst mich nicht. Ich muss sie wiedersehen. Dabei ist es mir egal gegen wie viele Regeln ich verstoßen muss. Außerdem tust du gerade so, als ob ich in der Sonne verbrennen würde. Es passiert mir nichts. Ich habe gestern Nacht genügend getrunken, damit nichts passieren kann. Ich will sie doch nur sehen.“, beharrte Jay und starrte an die kahle Wand.

„Ich weiß, dass dir das Sonnenlicht nichts ausmacht. Aber du benimmst dich wie ein Vollidiot. Als du die kleine gerettet hast, hab ich nichts gesagt. Du hast selbst gesagt, dass du sie nie mehr wieder sehen wirst. Und jetzt drehst du am Rad, weil du sie gestern wieder gesehen hast und sie ein wenig von ihrem Leben erzählt hat. Mein Gott die Kleine ist Herzkrank und wenn du mich fragst, wird das mit ihrem Herzen nicht gerade besser. Ich meine, hast du die Medikamentendosis der kleinen bemerkt?“, argumentierte Stan und Jay holte ein Handy aus der Tasche.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich habe die Medikamentendosis bemerkt und auch, dass ihr Herz trotz der Medikamente zu langsam schlägt. Ich will nur sicher gehen, dass ihr nichts passiert.“

„Wenn du doch nur sicher gehen würdest, dass kein anderer Vampir ihr Blut trinkt. Doch du scheinst da mehr auf andere Dinge aus zu sein.“, schlussfolgerte Stan.

„Ach und worauf bin ich deiner Meinung aus?“, spielte James mit.

„Du willst die Kleine! Als du mich damals zu dem gemacht hast, was ich heute bin-“ philosophierte Stanley.

„Ein noch größerer Idiot.“, unterbrach James seinen alten Kumpel.

„Nein, du hast dich längere Zeit mit mir befasst und dich mit mir angefreundet. Also kann ich davon ausgehen, dass du das bei der Süßen Summer auch vor hast.“, belehrte Stan den kleineren James.

„Du hast eine Vollmeise. Ich will sie nicht zu einer von uns machen.“, verteidigte sich James und richtete mit der Hand seine rabenschwarzen Haare.

„Ich hab vielleicht eine Vollmeise, aber du bist völlig von der Rolle und mein Freund, wenn ich das sagen darf. Du bist völlig in das Mädchen verknallt.“, stellte der Hühne mit einem grinsen fest.

„Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich muss los, sonst komme ich zu spät und ich möchte Summer nicht warten lassen.“, grinste James und verließ die Gruft. Bevor er ganz in der Sonne verschwand, drehte er sich noch einmal um und schaute Stan streng an.

„Keine Leichen heute, verstanden?“

„Versprochen, aber nur, wenn du die Kleine nicht anfällst. Beißen darfst du sie selbst verständlich!“, rief Stan seinem Freund hinterher und warte in seiner Gruft, bis die Sonne unterging.
 

Summer und Lynett unterhielten sich mittlerweile darüber, was Summer in den Modegeschäften meiden sollten. Dabei hatte Lynett die Uhr im Blick, zumal sie kurz nach drei los musste.

„Es ist jetzt kurz vor drei und ich sehe hier keinen mysteriösen gutaussehenden Mann, der dich anstarrt.“, stellte Lynett fest.

„Er wird …, wenn man von Teufel spricht. Da ist er ja.“, sagte Sumer fröhlich und winkte James zu. Lynett drehte sich um und musterte den Unbekannten Freund von Summer. Er trug unauffällige Kleidung und lächelte freundlich. Er ging direkt auf die Mädchen zu und stellte sich Lynett höflich und charmant vor. Als Lynett wenige Minuten später die Rechnung bekam, bestand James sogar darauf, die Rechnung zu zahlen. Immerhin Geldsorgen hatte der Vampir keine. Aufgrund der großen Opferzahl von Stan und der Tatsache, dass die Leichen verschwinden mussten, hatte James immer genug Bargeld.

Lynett verabschiedete sich und James machte sich mit Summer auf zum ersten Modegeschäft.

Gefühlschaos

Gefühlschaos
 

Erst im fünften Modegeschäft fand Summer eine neue Hose, zwei neue Pullover und ein paar Handschuhe, an denen sie nichts auszusetzen hatte. James musste sich stark zusammen reißen, um nicht etwas Unüberlegtes zu tun. Zum einen fand er es urkomisch, dass Summer immer noch der Meinung war, die gekauften Sachen würden ihr nicht stehen und zum anderen war da ihr Herzschlag, der im Laufe des Nachmittags immer unregelmäßiger wurde. Jay’s Standardausrede, wenn es ihm zu gefährlich wurde, war, er brauche eine Pause. Dann setzte sich Summer murrend drei Minuten auf eine Bank und löcherte ihn mit Fragen. Wie alt er sei, wo er geboren wurde, wie seine Familie war, ob er schon einmal eine Freundin hatte? Ein wenig gleichgültig gab James dem Mädchen die Antworten, damit sie nicht sofort aufsprang. So ganz entsprachen sie nicht der Wahrheit, aber er hatte in seinem Leben gelernt, dass es besser war, Frauen in gewissen Dingen anzulügen. Von daher antwortete er gelassen und dachte sich seinen Teil.

„Na gut, also ich bin 19, in Kalifornien geboren, mit meiner Familie hatte ich nie besonders viel Kontakt und wenn ich mich recht erinnere war da die ein oder andere.“ So war zu mindestens die glaubhafte Version für Summer, Schließlich konnte er ihr die Wahrheit schlecht sagen: Ich bin 19, aber seit ein paar hundert Jahren tot, geboren bin ich da, wo das heutige Kalifornien liegt, an meine Eltern, erinnere ich mich nach einem Jahrtausend nicht mehr, aber ich weiß noch, dass ich sie getötet habe, also scheinen sie nicht wirklich nett gewesen zu sein und in meinem Leben habe ich nach der 100 Freundin aufgehört zu zählen… aber da ich sie biss Jetzt alle getötet habe, waren sie mir nicht so wichtig. Das konnte er schlecht erwähnen, zumal Summer dann wahrscheinlich aufgesprungen wäre, um schreiend wegzurennen. Das bedeutend schlimmere Szenario wäre ein Herzstillstand gewesen, wenn sie ihm die Wahrheit überhaupt geglaubt hätte.
 

Der Tag neigte sich dem Ende zu und James brachte Summer noch nach Hause. Vor der Tür verabschiedete der junge Mann sich hastig von der Brünetten und verschwand etwas überstürzt. Summer, die den Rest des Abends damit verbrachte, darüber nachzudenken, warum James ständig aus dem nichts auftauchte oder immer so schnell verschwand, bemerkte nicht einmal, das ihre Mutter von einem Besuch bei den Großeltern redete.
 

Sie hasste ihre Großeltern nicht, aber zu fahren musste sie auch nicht. Es war eindeutig zu viel stress. Die Eltern ihres Vaters hatten eine Ranch in Texas, auf der sie Kühe züchteten. Das wäre an sich ja nicht das Problem, immer hin hat Landluft noch niemandem geschadet. Doch ihre Großeltern waren auch schon 60 und von daher kümmerten sich jetzt ihr Onkel Bill und Tante Belinda um die Kühe. Gegen die Schwester ihres Vaters du ihren übergewichtigen Göttergatten hatte Summer auch nichts. Nur der 14 jährige Sohn trieb sie fast in den Wahnsinn. Heimlich war die Brünette schon immer der Meinung gewesen, Samuel wäre ein Dämon und der Sohn Satans höchst persönlich. Dieser freche Lausbube hat nur eine Lebensaufgabe, seine Herzkranke Cousine in grab bringen. Zumindest ging Summer fest davon aus, auch wenn seine Eltern seine Streiche immer als harmlos betiteln.
 

Die Tage vor dem kleinen Ausflug nach Contreys Hill der Ranch von Summers Grosseltern waren alles andere als vergnüglich. Jeder Lehrer musste vor den Ferien im Oktober noch unbedingt eine Arbeit schreiben. Außerdem schrieben die Lehrer jetzt noch mehr Überraschungstest. Das einzig erfreuliche war, dass die Proben für das Theaterstück begonnen hatten und die Schauspieler mit dem Textlernen so beschäftigt waren, dass sie für Interviews keine Zeit hatten. Weniger gut, fand es Summer, dass sich James seit der Schoppingtour nicht mehr gemeldet hatte. Die Zeit schien gar nicht mehr zu vergehen und doch rückte der Tag der Abreise immer näher.
 

*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*~~*
 

Der Hahn krähte schon um sechs Uhr Morgens und war nerviger als jeder Wecker, den Summer kannte. Mühsam und Lustlos quälte sich die Brünette aus dem Bett und zog sich an. Im Halbschlaf schleppte sich das Mädchen zu ihrer Familie und Samuel an den Frühstückstisch. Danach würgte sie wie die Woche zuvor auch zwei Scheiben Tost herunter und spülte ihre Tabletten, wie jeden Morgen mit Cappuccino herunter. Den Rest des Tages vermeidete sie den Kontakt mit ihrem kleinen Cousin zu dem sie mittlerweile aufschauen konnte. Wenn sie ihn doch sah, schaute sie ihm nie direkt in die Augen. Über den Tag verteilt half sie ihrer Großmutter, das Essen für alle zu kochen oder bei der anfallenden Hausarbeit.
 

Beim Abendessen unterhielten sie die Erwachsenen wieder über das Farmleben. Einer der Nachbarn, der gut drei Kilometer weiter entfernt wohnte, war zum essen da und beklagte sich über den Verlust seines besten Zuchtbullen.

„Sach mal Henk, wat is’n jenau middem Bullen passiert?“, fragte Bill, als er versuchte das Steak, was vor ihm lag im ganzem zu verspeisen.

„Also, ick hab dat Tier heut morgen gefunden. Tod. Der Arzt weis auch net wat da los war. Dem Bullen fehlte nichts. Alles wat da war, warn zwe klene Löcher am Hals.“, erklärte Henk und heulte dabei hab auf sein Steak.

„Vampir!“, brüllte Sam nach einigen Minuten des Schweigens und spuckte dabei Kartoffelbrei über den Tisch. Alle lachten leise und Samuel musste auf sein Zimmer gehen, weil er die Sache nicht ernst nahm.
 

Als alle mit dem Essen fertig waren, beschloss Summer ihrem Cousin den Nachtisch, den er verpasst hatte nach oben zu bringen. Das Zimmer des Jungen sah zum fürchten aus. Es war mit roten Tüchern behängt, sodass die weiße Tapete kaum noch auffiel. Es brannten überall schwarze und weiße Kerzen.

„Ich hab dir Pudding mitgebracht.“, sagte Summer vorsichtig, als sie das Zimmer betrat.

„Verschwinde!“

„Warum? Ich weis, du magst mich nicht besonders, aber ich habe da eine Frage.“

„Es gibt sie!“, sagte Sam leise und starrte aus dem Fenster. Summer stellte den Pudding auf den Schreibtisch und setzte sich zu ihrem Cousin auf die Fensterbank. Es war draußen Sternenklar und dank dem Vollmond konnte man draußen noch gut den Kuhstall sehen.

„Es gibt also wirklich Vampire?“, fragte Summer ruhig und beobachte die Sterne.

„Ja. Ich habe sie gesehen, doch keiner will mir glauben.“, behauptete der Teenager.

„Sam, ich will nicht sagen, dass du verrückt bist, aber das ganze klingt verrückt. Vampire, die existieren doch nur in Büchern oder Filmen.“

„Nein, sie sind real. Ich habe sie gesehen. Sie saugt das Blut aus den Bullen und tötet sie so. Heute Nacht wird sie zu uns kommen.“, sagte der Junge entschlossen und schaute seine Cousine an.

„Ich bin einmal ganz ehrlich. Ich habe dich immer für einen kleinen Dämon gehalten. Aber wenn es dir so wichtig ist, dass werde ich dir beweisen, dass es keine Vampire gibt.“, schlug Summer vor. Sam sprang sofort auf und holte eine silberne Mistgabel hervor.

„Dann lass und das Biest jagen!“, jubelte Sam und verschlang noch schnell den Pudding auf dem Schreibtisch.
 

Gegen zehn schlich sich Summer zusammen mit ihrem Cousin aus dem Haus. Die Bullen waren auf einer nahegelegenen Weide. Sie wurden erst in den Stall gebracht, wenn der erste Bodenfrost kam. Unter einem Baum am Rande der Koppel machten die beiden halt. Während Samuel voller Eifer auf seinen Vampir wartete, fror Summer und versuchte sich warme Gedanken zu machen. Nach zwei Stunden war Summer komplett durchgefroren und auch Sams Enthusiasmus lies nach, als jemand sie ansprach.

„Hey Summer, was machst du in der Kälte hier draußen!“, fragte Stan, der sich den beiden von hinten nährte.

„Ein Vampir!“, schrie Samuel voller Begeisterung und zückte seine Mistgabel. Stan blieb stehen und flüstere leise etwas zu James, der hinter Stanley nicht zu sehen war.

„Er scheint und durchschaut zu haben, ob er ein Jäger ist?“

„Nein, aber ich schätze er wäre es gerne.“, gab James zurück.

„Sam, ein Vampir würde meinen Namen nicht kennen.“, beruhigte Summer ihren Hitzköpfigen Cousin.

„Stimmt, aber wer ist das dann?“, fragte Samuel misstrauisch.

„Das ist ein Bekannter aus London. Was machst du hier…“

„Stanley, nenn mich einfach Stan. Hatte ich mich denn nie vorgestellt?“, fragte der Hüne und lachte.

„Nein.“, flüsterte James und trat aus dem schatten seines Begleiters. „Wir sind Campen im schonen Texas.“

„Auf einer Bullenweide, was seit ihr den für Spinner.“, brüllte Sam James entgegen.

„Er ist kein Spinner.“, kreischte die Brünette, bevor ihr die Kälte wieder einfiel. James nahm sich eine Decke aus Stans Rucksack und ging danach zu Summer. Er legte ihr die Decke um die Schultern und fragte noch einmal nach dem Grund, für den nächtlichen Ausflug. Stan hatte sich inzwischen an den Baum gelegt und Samuel die zweite Decke gegeben.

„Wir jagen einen Vampir!“, verkündete der kleine stolz und präsentierte seine silberne Mistgabel.

„So so, ihr jagt Vampire und warum genau?“, lachte James, der sich nicht anmerken lies, wie beunruhigend er die Tatsache fand, dass sich Summer einer solchen Gefahr aussetzte.

„Ach Sam meint nur, dass ein Vampir für das Abschlachten der Bullen in den umliegenden Ranchs verantwortlich ist. Ich glaube das nicht und deshalb will er beweisen, dass er recht hat.“, erklärte Summer.

„Wie Bitte? Du wartest hier mitten in der Nacht zusammen mit dem Grünschnabel von deinem Cousin auf eine Person, die ohne Skrupel Rinder abschlachtet?“, schrie James. Er wollte die Beherrschung nicht verlieren und er wollte Summer auch keine Angst machen, was er allerdings gerade getan hatte. Doch er konnte nicht begreifen, wie sie so töricht gewesen sein konnte. Ohne Zweifel wartete sie auf einen Vampir, aber was noch viel schlimmer war, war die Tatsache, dass keiner von den beiden diese Begegnung lebend überstehen konnte. Auf Grund des Schreckens schoss Summers Puls in die Höhe, was zur Folge hatte, dass sich ihr Herzfehler meldete und sie kaum Luft bekam. Außerdem wurde ihr Schwindelig und sie musste sich setzen. James der sich bereits innerlich zerfleischte und fest vorhatte Stan nachher darum zu bitten, es auch äußerlich zu tun, strich Summer zur Beruhigung über den Rücken. Samuel der ziemlich sauer auf James war richtete die Mistgabel drohend auf James und versuchte sich aufzuplustern.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien, aber ich mache mir doch nur sorgen. Was wenn dieser Irre hier tatsächlich noch auftaucht und dir etwas antut? Wie willst du oder der Kleine den aufhalten? Ihr zwei solltet zurückgehen.“ James sprach ruhig und gelassen, was zur folge hatte, dass sich Summers Atmung normalisierte. Auch ihr Herzschlagstabilisierte sich und ihr war nur noch ein wenig Schwindelig.

„Nein, wir bleiben hier! Ich werde Summer beweisen, dass sie existiert und ich werde die Zuchtbullen meines Vaters beschützen!“, verkündete Samuel und schwang eindrucksvoll seine Mistgabel.

„Gut, dann bleiben wir hier und passen auf, dass euch nichts passiert. Es wäre schließlich unverantwortlich Kinder um so eine Uhrzeit allein zu lassen.“, murmelte Stan und öffnete eine Bierflasche.
 

Nach Zehn Minuten begann Summer auf einem Thema herumzureiten, das James nicht gefiel.

„Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?“, fragte Summer leise.

„Nun, Stan und ich wir wollten zum Zelten. Ich wollte ja, aber dann…“, begann James nervös.

„Ich will keine faulen Ausreden hören. Ich denke wir sind Freunde.“

„Nun, das hoffe ich nicht.“, sagte James knapp und fing sich danach eine Ohrfeige ein.

„Du...“, fing Summer an und wusste dann nicht mehr weiter. Sie stand auf und wollte zu Stan und ihrem Cousin gehen, doch James ergriff ihre Hand. Da die beiden ein wenig abseits standen, bemerkte Sam den Streit nicht und Stan überhörte das Gespräch großzügig und widmete sich weiter dem Bier.

„Lass mich los!“, zeterte die Brünette.

„Nein, weil du nicht verstehst was ich meinte. Summer mir ist in meinem Leben noch nie ein Mädchen wie du begegnet. Abgesehen davon mag ich dich viel zu sehr, als dass ich nur mit dir befreundet sein wollte.“, sagte Jay ruhig und lies Summers Hand los.

„Jay? Ich verstehe nicht ganz was du meinst. Du tauchst einfach so aus dem nichts auf und sorgst dafür, dass mein Leben langweilig erscheint. Du verschwindest einfach wieder, so als würdest du nicht existieren und doch bist du dann auf einmal wieder da. Du kommst und gehst in Leben, wie es dir passt. Also warum tust du das?“, fragte Summer.

„Die Sache ist etwas komplizierter. Mein Leben ist etwas komplizierter – zu kompliziert, um es dir jetzt zu sagen. Aber es gibt eine Sache, bei der du dir sicher sein kannst, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Schon alleine deshalb nicht, weil ich mir das nie verzeihen würde.“, versicherte James der nachdenklich wirkenden Brünetten. Summer war mittlerweile in Gedanken versunken. Sein Leben war vielleicht kompliziert, doch warum konnte er es ihr nicht erklären. Würde er sie damit vielleicht sogar in Gefahr begeben. Wie viel durfte sie Wissen und vor allem, wie ungefährlich war es ihn zu sehen.
 

Nach einer Weile war sich Summer sicher, dass es da Dinge gab, die sie Wissen wollte. Zudem hatte sich das Mädchen fast vorgenommen nicht nachzugeben. Von daher fragte sie Munter darauf los.

„Was machst du also, dass dein Leben so kompliziert ist?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“, erklärte James noch einmal und hoffte, sie würde aufhören zu fragen.

„Bist du ein Geheimagent?“, riet das Mädchen darauf los.

„Nein, und du wirst auch nicht erraten, was ich mache.“

„Popstar?“

„Nein.“

„Mafiosi?“

„Nein!“, stellte James sofort klar und konnte nicht fassen, dass sie tatsächlich davon ausgegangen wäre. Er musste allerdings schon schmunzeln, als er hörte, dass Stan sich an seinem Bier verschluckt hatte und jetzt hustete.

„Gut.. aber dann bist du vielleicht ein Mönch oder ein Priester?“

„Ich bin weder das eine noch das andere.“, stellte James auch diesmal klar und musste selbst ein lachen unterdrücken. Stan hingegen tränkte den Rasen mit Bier und kugelte sich vor lachen.

„Beweise es!“, forderte Summer James heraus.

„Nun, ich habe dir doch gesagt, dass ich bereits die eine oder andere Freundin hatte.“, konterte der Vampir.

„Das muss noch nichts heißen, Mönch kannst du jetzt trotzdem sein, für einen Priester bist du vielleicht zu jung.“, gab Summer zu.

„Nein, ich kann kein Mönch sein. Immerhin will ich etwas von dir!“

„Das muss… wie Bitte?“, hackte dir Brünette noch einmal nach.

„Du hast richtig gehört. Ich will etwas von dir. Andernfalls wäre es sinnlos, dass ich mich immer wieder in dein Leben einmische. Deshalb, will ich auch nicht, dass wir Freunde sind. Ich habe eingesehen, dass es Dinge gibt die ich nicht einfach ignorieren kann.“

„Gut, das schließt natürlich aus, dass du ein Mönch bist, aber dann bist du vielleicht ein Auftragskiller?“

„Nein, ich begehe keine Auftragsmorde, aber die Idee ist gar nicht mal so schlecht. Trotzdem wirst du nicht erraten, warum mein Leben so kompliziert ist. Aber reicht es denn nicht, wenn du weist, dass ich mich in dich verliebt habe?“

„Du… hast… dich… aber wann?“, stotterte Summer.

„Als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich habe zwar versucht es zu leugnen, doch es hat nicht funktioniert. Von daher habe ich beschlossen, es komplett aufzugeben.“, gestand James.

„Wann hast du das beschlossen?“

„Vor zehn Minuten, wenn ich ehrlich bin.“

„Tja, wenn das so ist. Ich weiß nicht einmal was ich Sagen soll.“

„Sag nichts.“, flüsterte James und zog Summer in seine Arme.

Vampire

So jetzt geht es weiter^^

hEat ja lange genug gedauert. Erst hattte meine Mutter kein vernünftiges Schreibprogramm und dann war ich zu faul zum hochladen^^

Eigentlich wollte ich dieses Kapi noch im November hochladen^^

viel Spaß beim lesen
 

Vampire
 

Es war kurz nach drei und Summer schlief tief und fest. Selbst Sam nickte immer wieder kurz ein und James lehnte neben Stan am Baum.

„Was willst du denn machen, wenn dieser Vampir hier tatsächlich auftaucht. Wir können uns schlecht verraten.“, fragte James interessiert.

„Ich dachte wir erstechen sie mit der Mistgabel. Das Sollte im Grunde funktionieren. Aber reden wir mal über ein anderes Thema. Was machst du, wenn sie es erfährt? Du bist ja nicht unbedingt daran interessiert auf abstand zu gehen. Wenn ich euer kleines Gespräch vorhin richtig interpretiere, seid ihr jetzt so etwas wie ein Paar. Eine tollte Beziehung. Willst du mit ihr dann genauso Schlussmachen, wie mit allen anderen? Ihr das Genick brechen?“, fragte Stan beiläufig, als er sicher war, dass niemand das Gespräch mitbekam.

„Nein! Das werde ich ganz bestimmt nicht. Irgendwann werde ich ihr die Wahrheit sagen. Doch das ist jetzt nicht wichtig. Miranda ist auf dem weg hier her. Also machen wir uns bereit."

„Es ist also Miranda, die hier ihr Unwesen treibt. Ich hätte es mir denken müssen. Du spürst sie schon, nicht wahr?"

„Schon eine ganze Weile. Doch das ist jetzt nicht wichtig. Du weißt was du zu tun hast, wenn sie da ist?", fragte James und schaute Stan eindringlich an. Stan nickte und schaute ernst in die Dunkelheit. Miranda war Stans Exfrau und er liebte sie noch immer. Doch er konnte nicht zulassen, dass sie zwei so liebe Menschen tötete. Vor allem aber konnte er nicht James in den Rücken fallen.
 

Kurze Zeit später tauchte am Rand des Feldes eine schlanke und zierliche Gestallt auf. Ihr Schulterlanges Haar wehte im Wind. Ohne, dass James etwas sagen musste, stand Stanley mit der Mistgabel in der Hand auf und ging ihr entgegen. Samuel wachte auf, als Stan an ihm vorbei ging.

„Ist der Vampir da?“, fragte er verschlafen.

„Ja, dein Vampir ist anwesend und ich werde es töten.“, versicherte Stan dem Jungen und ging weiter auf die Koppel. Als er außer Hörweite des Jungen war, stand er der jungen Frau gegenüber. Ihr lachen entblößte ihre Eckzähne und ihre Augen funkelten bedrohlich.

„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“, säuselte sie zuckersüß.

„Ja, das stimmt. Das letzte Mal war vor 60 Jahren in Amerika, als wir noch verheiratet waren. Ach nein, es war vor 30 Jahren in Ägypten.“, korrigierte sich Stanley.

„Ach ja Ägypten. Wolltest mich nicht da schon töten? Und überhaupt, was soll die übergroße Kuchengabel?“

„Gefällt sie dir? Es ist reines Silber, aber das wirst du schon noch zu spüren bekommen.“

„Warum? Ich töte doch nur Tiere, Schatz“, zischte Miranda und kicherte.

„Das spielt keine Rolle, es ist nur eine Frage der Zeit, bis du diese Menschen tötest.“

„Du tust doch genau, dasselbe, nur halt in London.“, erinnerte die Vamprin den Hünen.

„Aber ich töte sie nicht gleich alle auf einmal.“, erklärte Stan ruhig. Miranda stieß einen verachtenden Laut aus. Diese Unterhaltung langweilte sie und genau deshalb, würde sie Stan jetzt vernichten.
 

Sam war mittlerweile hell wach und versuchte zu erkennen, was sich zwischen Stan und dem weiblichen Vampir abspielte. Doch er konnte nur ihre Silhouetten sehen. Der Kampf zwischen den beiden, war daher nur schwer nachzuvollziehen. Erschwerend kam auch noch hinzu, dass die beiden sich immer weiter von dem großen Baum, unter dem das provisorische Lager war, entfernten. Von weitem konnte Sam aber den Ausgang des Kampfes sehen. Der kleinere der beiden Schatten, brach zusammen. Wenig später kehrte Stan zu dem Baum zurück. Ohne Sams fragenden Blick zu beachten, ging er gerade Wegs auf James zu.

„Es ist vorbei.“, flüsterte Stan. Seine sonst so kräftige Stimme, klang auf einmal ungewohnt dünn und gebrechlich. James nickte verständnisvoll und legte seinem Kumpanen eine Hand auf die Schulter.

„Wie geht es dir?“, fragte Jay ruhig und vorsichtig.

„Wenn ich es könnte, würde ich mich selbst umbringen.“, lachte Stan trocken und stockend.

„Dich und ein Selbstmord? Das muss ich sehen, versuch es mal mit Harakiri!“, grinste James und klopfte dem Hünen auf die Schulter.

„Ja, oder ich übe mich im Bungeejumping, ohne Seil.“, scherzte der Vampir zaghaft. Jay begann zufrieden zu grinsen. Es gab für ihn keinen Grund, sich um seinen Kumpel zu sorgen. Er hatte den gerade begangenen Mord an der Liebe seines Lebens ganz gut überstanden.
 

Noch vor Sonnenaufgang waren Summer und Sam zurück auf der Ranch. Summer glaubte ihrem Cousin die Geschichte mit den Vampiren immer noch nicht. Immerhin hatte sie das ganze verschlafen, worüber James sehr dankbar war. Der Rest der Ferien verlief wieder normal. Es gab keine weiteren Zwischenfälle oder Gerüchte mehr. Sogar Samuel hatte eingesehen, dass seine Vampirtheorie nicht ganz Wasserdicht war. Gegen Ende der Ferien, war Summer froh, wieder im Flugzeug, gen London zu sitzen. Zuhause angekommen erzählte sie natürlich sofort Lynett, von ihrem Aufenthalt in Texas und auch von dem Treffen mit James.

„Was soll das heißen? Willst du mir echt sagen, dass du irgendwie mit einem Kerl zusammen bist, von dem du nicht einmal weißt, wie du ihn erreichen sollst.“, brüllte die temperamentvolle Blondine ins Telefon.

„Ja, ich schätze, das wird es wohl heißen.“

„Hat er dich wenigstens schon einmal geküsst?“, fragte Lynett etwas ruhiger nach, schrie aber sofort wieder empört ins Telefon, als sie das ‚nein’ von Summer hörte. Danach kam eine Parade von Schimpfwörtern und Morddrohungen, die an James gerichtet waren, bevor sie sich wieder beruhigte.

„Bist du das fertig?“, fragte die Brünette kleinlaut.

„Äh, ja. Jetzt geht es mir besser. Aber findest du es nicht auch unfair.“

„Was sollte ich denn unfair finden?“, fragte Summer skeptisch. Die hatte eine leise Ahnung, worauf Lynett hinaus wollte und sie haste es, wenn Gespräche in diese Richtung verliefen.

„Na ja, er behandelt dich, doch genau, wie die anderen auch. Er fast dich mit Samthandschuhen an. Ich meine, er sollte deinen Herzfehler nicht ignorieren. Es ist immerhin ein sehr ernstes Thema, aber du bist immer noch eine Frau und hast Bedürfnisse.“, lenkte Lynett ein.

„Ja und ich habe mich damit abgefunden, dass diesen Bedürfnissen nicht nachgehen kann. Ich brache kein Mitleid und ich will auch keines. Er hat den nötigen Respekt vor meinem Problem - meinem, und trotzdem behandelt er mich wie jeden anderen auch. Er fasst mich nicht mit Samthandschuhen an und er macht sich auch nicht über mich lustig. Aber das kann dir egal sein. Wir sehen uns morgen in der Schule!“, meckerte die Brünette und legte auf. Sie hatte ihre beste Freundin nicht so anschreien wollen. Sie hatte ja nur sie, als Freundin. Aber sie hasste dieses Thema und sie hatte es schon vor langer Zeit aus dem Gesprächsstoff zwischen ihr und Lynett verbannt. Für gewöhnlich sprach sie das Thema auch nicht an und wenn doch, dann nur sehr vorsichtig. Es war schwer immer zu lächeln. Zumal ihr meistens nicht danach war. Doch allein ihr Lächeln gab den Menschen, die ihr Nahe standen einen gewissen halt. Solange sie lächelte, machten sie sich keine Sorgen. Doch langsam, aber sicher wollte Summer nicht mehr lächeln müssen. Das war eine Sache, die Jay sehr gut verstand. Er erwartete nicht das sie Lächelte, aber er fand es schön, wenn sie es tat.
 

Am nächsten Morgen entschuldigte sich Summer für ihr verhalten. Lynett war ihr nicht böse gewesen. Sie wusste ja, dass es Summer sehr belastete, niemals all die Dinge tun zu können, die sie so gerne einmal tun würde. Der erste Schultag nach den Herbstferien gestaltete sich, als nicht annähern so schlimm wie befürchtet. Die Lehrer waren nachsichtig und begannen langsam mit dem Unterricht. Hausaufgaben gab es keine. In der großen Pause, schaute Summer beim Theaterkurs vorbei. Die meisten der Schüler hatten sich in den Ferien in der Schule für weitere Proben getroffen. Gerade wurden die Kostüme angepasst und so hatte Summer etwas, worüber sie in der Zeitung berichten konnte. Es war erstaunlich, wie passend, die Kostüme waren. Die Sachen ähnelten denen der Zeit in der das ganze spielen sollte wirklich sehr. Nur Vlad fiel aus der Reihe. Er weigerte sich strikt eine Strumpfhose zu tragen und wenn man ihn schon in eine stecken musste, dann wollte er auch wenigstens einen langen Umhang haben. Nach einer langen Diskussion bekam Vlad Dracul seinen heißersehnten langen Umhang, den er sich würdevoll um die schultern legte. Gegen ende der Probe raste er dann nur in seinen stylischen braunen Strumpfhosen und dem Umhang durch die Aula. Die Arme hatte er dabei wie Superman nach vorne gestreckt und den Oberkörper angewinkelt, sodass seine Arme neben seinem Kopf waren. Als er dann fiel, weil sich der Umhang an einer Requisite hängenblieb, schrie er ein unverständliches Kauderwelsch. Das einzige was Summer davon verstand, war dass er irgendetwas von ‚verdammtes Cape’ und ‚diese inkompetente blöde Ziege’ schrie.
 

Der Tag wurde aber noch viel besser, als Summer vor dem Schulzaun James entdeckte. Er bot ihr an, sie nach Hause zu begleiten, was der Brünetten sehr gut passte. Ihre Eltern mussten heute beide arbeiten. Also nutze das Mädchen die Gelegenheit und nahm ihren neuen Freund mit nach Hause. Als dann das Telefon klingelte und ihr Hausarzt anrief um, ihren Termin abzusagen, weil ihm etwas dazwischen kam, schwebte Summer fast wie auf Wolken. Ihre Eltern kämen erst am Mittwochabend wieder nach Hause, sie musste ausnahmsweise nicht zum Arzt und James saß in ihrem Zimmer. Nach einer zweistündigen Unterhaltung, hatte er sogar versprochen die Nacht über zu bleiben. Zu guter letzt musste Summer feststellen, dass sie noch nie so zeitig eingeschlafen war. Um Neun hatte James schon darauf bestanden, dass sich Summer schlafen legte, immerhin musste sie zur Schule. Da sie sich weigerte, hatte er sie auch einfach nur in den Arm genommen. Es dauerte auf diese Weise nicht lange und das Mädchen schlief ein. James behielt Summer die ganze Nacht im Auge. Das hatte er schon einmal getan, als sie sich das erste Mal getroffen haben. An diesem Tag stand er genau so in einer dunklen Ecke des Zimmers und beobachtete, wie sich Summers Brustkorb in regelmäßigen abständen hebte und wieder senkte. Nebenbei lauschte er ihrem zurzeit regelmäßigen Herzschlag.
 

Am nächsten Morgen weckte James Summer. Er hatte den Wecker ausgestellt, damit er nicht klingelte. Summer fand, dass dies eine angenehmere Art war, einen Tag zu beginnen. Beim Frühstück fiel Summer etwas ein, was nun überhaupt nicht, passte. Doch es war eine Sache, die sie interessierte.

„Du, Jay? Ich weis, das passt gerade gar nicht, aber glaubst du an Vampire?“

„Wie kommst du jetzt da drauf.“

„Sam hatte doch einmal davon angefangen. Du hast dich nie darüber geäußert, ob du ihm glaubst.“, sagte Summer zaghaft.

„Willst du meine ehrliche Meinung hören?“, fragte James nachdenklich. Das Mädchen nickte und schaute erwartungsvoll zu Jay. Dieser mied jetzt absichtlich den blick des Mädchens. Ihm spuckte Momentan Stan im Kopf herum. Er hatte recht, Summer musste es wissen. Nach einigem Überlegen entschied sich der Vampir dazu, dass sie die ganze Wahrheit, später erfahren sollte.

„Also, ich muss gestehen, dass ich durchaus an Vampire glaube. Doch ich glaube auch daran, dass sie nicht alle gleich sind. Ein Vampir muss nicht unbedingt ein mordendes Monster sein. Selbst diese Kreaturen der Nacht haben ein Herz und auch wenn man es nicht glauben mag, manchmal taut selbst dieses noch ein Mal auf.“, sagte er in seinem üblichen ruhigen und verständnisvollen Ton. Als er Summer wieder ansah, merkte er wie überrascht das Mädchen war. Er lachte leise und streichelte ihr über die Wange.

„Diese Antwort hätte ich nicht erwartet.“

„Ich weis. So, ich werde jetzt gehen und wir werden uns eine Weile nicht sehen. Aber bevor du jetzt etwas sagst, hör mir nur kurz zu. Ich verspreche dir, dass ich Weinachten wieder da bin. In Ordnung.?“ Summer nickte traurig und versuchte nicht zu weinen. Er kam und ging, zwar, wann er wollte, doch er hatte ihr nie gesagt, wann sie ihn wieder sehen konnte. Was für Summer jedoch wichtiger war, er war noch nie fast zwei Monate weg gewesen. James, der Summer traurigen Blick nicht ertragen konnte, tat etwas, was Stan ganz sicher nicht gerne hören wird. Er küsste das Mädchen ganz sanft auf die Lippen und ging.
 

Summer starrte noch geschlagene zehn Minuten die Tür an, durch die James gerade gegangen war. Er hatte sie tatsächlich gerade geküsst. Ein Junge hatte sie geküsst. Sie geküsst. Sie hing an diesem Gedanken. Es war schließlich ihr erster Kuss überhaupt und wenn die Eieruhr in der Küche nicht gepiept hätte, hätte die brünette wahrscheinlich auch den Rest des Tages auf die Eingangstür gestarrt und über diesen Kuss nachgedacht.
 

So das war es dann erst einmal...

Das nächste Kapitel ist schon fertig, aber wie hat denn dieses gefallen???

Gewittersturm

Gewittersturm
 

Es war Ende November und Summer quälte sich auch an diesem verregneten Morgen zur Schule. Auf dem Schulhof ließ sie Lynett, wie den Rest des vergangenen Monats auch, stehen und ging direkt ins Klassenzimmer. Heute war wieder einer dieser verregneten Novembertage, an denen das Wetter eine angenehmere Stimmung verbreitete als Summer, wie Lynett wieder einmal feststellte. Doch Summer fand es so ungerecht, es waren noch 25 Tage, bis sie Jay wieder sehen würde und der November dauerte in ihren Augen bereits ewig. Trotz allem, schien für alle anderen die Zeit zu rasen. Die Fortschritte der Theater-Ag waren beeindruckend. Die Kostüme waren angepasst und die Kulissen waren auch fertig. Jetzt begann der schwierige Teil: die Proben. Immerhin mussten die Schüler bis zum ende des Jahres ihren Text können, wissen, wann sie wo stehen müssen und fehlerfrei singen. Wenn dieses Theaterstück scheitern sollte, dann garantiert an den Liedern. Schließlich konnte keiner der Darsteller einen Ton treffen, geschweige denn ihn halten.
 

Die Adventszeit war für Summer ebenfalls die Hölle. Sie hatte so überhaupt keine Lust, auf Weihnachten. Abgesehen davon, wollte sie keine Weihnachtslieder hören, in denen es um Liebe, Zuneigung oder Freude ging. Das betraf also in etwas 90 Prozent aller Lieder, die in diese Zeit passten. Am vierten und letzten Advent, erreichte ihre Stimmung einen echten Tiefpunkt. Es war der 24. Dezember und Summer wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie Jay wieder sah. Doch ausgerechnet an diesem Tag, schien die Zeit stillzustehen. Das einzig erfreuliche war, dass Summer ihre Eltern dazu überredet hatte, die Weihnachtsfeiertage in einem schnuckeligen Hotel zu verbringen. So konnte sie sich wenigstens den ganzen ihrer miesen Laune widmen und musste niemandem etwas vorheucheln. Einzig und allein die viele rote Dekoration bestehend aus Herzen, Kerzen und dem ein oder anderen Mistelzweig an der Decke störte. Die Geschenke wirkten unter dem Baum auch nicht unbedingt einladend, da sie dort schon morgens platziert worden waren. Immerhin war morgen Weihnachten und Summer sollte ihre Geschenke pünktlich bekommen.
 

Summer war lange wach und beobachtete die Uhr. Es schlug gerade einmal 23.30Uhr, als es an der Tür klopfte. Verwundert ging Summer zur Tür um nachzusehen, wer zu so einer Uhrzeit noch zu besuch kam. Erstaunt betrachtete sie James, der sie verwundert ansah. Er hatte offensichtlich nicht gedacht, dass sie noch wach war. Deshalb hatte er auch geklopft. Das klopfen hätte nämlich niemandem aus dem Schlaf gerissen.

„Du bist wieder da!“, stellte die Brünette fest.

„Ja, und du bist noch wach.“, entgegnete James ruhig.

„Ich konnte nicht einschlafen, willst du nicht mit hereinkommen.“, fragte Summer und trat bei Seite. James ging auf direktem Wege in Wohnzimmer und steuerte den Tannenbaum an. Danach legte er ein kleines Päckchen unter den Baum und setzte sich neben das Mädchen auf das Sofa.

„Du hast mir etwas mitgebracht?“, fragte Summer freudig und stand auf. Sie wollte keine halbe Stunde mehr warten, um das Päckchen zu öffnen. Doch James zog sie sanft zurück auf das Sofa.

„Na na na, du wirst ja wohl bis morgen warten. Die Geschenke werden erst am Weihnachtsmorgen geöffnet und nicht sobald die Uhr zwölf schlägt.“

„Es ist ja noch nicht einmal zwölf!“, erwiderte Summer etwas pappig.

„Um so schlimmer.“, lachte James und schaute zum Baum.

„Nun gut, wenn ich nicht an meine Geschenke darf, dann sag mit wenigstens, wo du warst.“, versuchte Summer zu verhandeln.

„Okay, ich sage es dir. Ich war mit Stan in Kanada. Sagen wir es einmal so. Ein alter bekannter hatte mich angerufen und mich gebeten ihm bei einem kleinen Problem zu helfen. Das habe ich dann auch getan.“

„Du hast ein Telefon?“

„Nein, aber ich habe ein Handy. Das hat doch heutzutage jeder, oder etwa nicht?“, fragte der Vampir scherzhaft und schaute Summer in die Augen.

„Gibst du mir deine Nummer? Wenn du weiterhin vorhast zu kommen und gehen wann du willst, möchte ich wenigstens mit dir reden können, wann immer ich es möchte.“, argumentierte Summer und schaute ihn erwartungsvoll an. Als James ein kleines silbernes Handy aus einer der hinteren Hosentaschen seiner Hose holte, begannen die Augen der Brünetten vor Erwartung zu leuchten. Sie eilte so schnell sie konnte in ein Zimmer und holte von dort Zettel und Stift. Langsam und in aller Ruhe schrieb James die zwölfstellige Telefonnummer auf den Zettel. Summer war überrascht, was für eine saubere Handschrift der Vampir doch hatte. Eine Weile betrachtete sie den Zettel noch, bevor sie ihn zusammen faltete.

„So, was hast du jetzt vor? Wie lange bleibst du diesmal?“, fragte Summer beiläufig und schaute auf James.

„Nun, ich bleibe eine Weile in der Stadt. Ich habe hier noch einige Geschäfte zu erledigen und London gefällt mir.“

„Aber es regnet doch ständig.“

„Wie soll ich es sagen. Mir gefällt die Gesellschaft.“, sagte James mit einem Lächeln und blickte sanft auf die Brünette. Das Mädchen erwiderte das Lachen.
 

Es war bereits Mittag, als Summer aufwachte. Wann genau sie eingeschlafen war, wusste sie nicht, aber eines war sicher: Jetzt durfte sie ihre Geschenke plündern. Freudig setzte sich auf und schaute sich um. Sie war in ihrem Zimmer, konnte sich jedoch nicht daran erinnert hinaufgegangen zu sein. Sie stand auf und war auch verwundert, dass sie ihre Schlafklamotten trug. Ohne sich umzuziehen, ging die Brünette die Treppe hinunter. James war spurlos verschwunden, aber auf dem Küchentisch stand das Frühstück. Ein kleiner Zettel lag auch dabei. Sofort nahm Summer den Zettel an sich und faltete ihn auseinander.
 

Guten Morgen Süße.

Es tut mir leid, dass ich weg musste, aber du hast geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Du siehst nämlich süß aus, wenn du schläfst. Jedenfalls habe ich dir Frühstück gemacht. Ich hoffe du magst Eierkuchen? Vielleicht schaue ich noch einmal Sylvester vorbei, aber jetzt erst einmal viel spaß mit deinen Geschenken und frohe Weihnachten.

Hab dich lieb James
 

Als das Telefon nach einer Viertelsunde klingelte, wurde Summer aus ihren Träumen gerissen. Genervt nahm sie den Hörer ab.

„Fröhliche Weihnachten Satz. Hier ist Mami.“, meldete sich Frau Dooley.

„Fröhliche weihnachten Mum. Äh, ich hab meine Geschenke noch gar nicht ausgepackt.“, gab das Mädchen zu.

„Das ist doch gar nicht deine Art. Deine Geschenke sind doch sonst immer so schnell ausgepackt.“

„Ich weiß Mum, ich werde mich gleich an die Arbeit machen. Grüß Dad ganz lieb von mir.“

„Das mach ich. Er lässt dich drücken.“

„Wie ist denn das Hotel?“, fragte Summer, während sie sich an das auspacken machte.

„Das Hotel ist wunderschön. Der Tannenbaum ist riesig und wunderschön in Rot und Blau geschmückt. Er würde dir gefallen ich hab Fotos davon gemacht.“, berichtete Frau Dooley.

„Hmhm!“, stimmte das Mädchen ihrer Mutter zu und packte die DVD, die sie von Lynett bekommen hatte zur Seite.

„Außerdem gab es gestern im Innenhof ein Lagerfeuer. Da haben wir Weihnachtslieder gesungen und Geschichten erzählt. Oh und bevor ich es vergesse, das Gewächshaus in diesem Hotel ist der Hammer. Die haben da alle möglichen Pflanzenarten, wie Bambusbäume, Lotusblumen, Kirschbäume und halt dich fest eine fast 400 Jahre alte Trauerweide. Über die gibt es sogar eine Legende. Willst du sie hören?“

„Ja, erzähl sie mir Mum.“, meinte Summer desinteressiert und begutachtete ein weiteres Geschenk. Ein Schiebehandy von LG in Metallickrot mit Kamera, Mp3-player Funktion und Internet Zugang.

„Also, pass auf. Es heißt: wenn sich ein Paar in einer Sternenklaren Vollmondnacht unter der Trauerweide küsst, soll die Liebe ewig halten. Ist das nicht Romantisch? Dazu soll es auch noch eine andere Version der Legende geben, aber die wurde uns nicht erzählt.“

„Mum, das ist nur eine Legende. Das Hotel liegt 30Km außerhalb von London. Da regnet es fast auch ständig.“, erwiderte Summer, die gerade eine Digitalkamera ausgepackt hatte.

„Ich weiß. Oh, es gibt jetzt Mittag bis morgen dann Schatz.“, verabschiedete sich Summer Mutter. Summer legte nach ihrem kurzem ‚bye’ auf. Sie hatte gerade etwas entdeckt, was sie sehr faszinierte. Es war das kleine Geschenk von James. Vorsichtig packte sie es aus und staunte nicht schlecht, als sie in der kleinen Schachtel eine Kette mit einem einmaligen Anhänger sah. Es war eine kleine Glaskugel mit etwa einem Zentimeter Durchmesser, die in einer kunstvoll geschwungenen Halterung saß. In Der Kugel befand sich eine winzige schwarze Flamme mit einem roten Rand. Je länger Summer diese Kette betrachtete, desto mehr war sie der Meinung, dass die Flamme sich bewegte. Doch das war unmöglich und deshalb hielt die Brünette das für eine optische Täuschung. Was sie allerdings nicht wusste, war, dass dies keine Flamme, sondern ein Tropfen Vampirblut war.
 

In kreisen von wissenden war es immer bekannt, dass Vampire rotes Blut besitzen. Doch gibt es verschiedene Legenden, darüber, dass es Vampire mit schwarzem Blut gibt. Dies sollen die aller ersten Vampire gewesen sein, die je existiert haben. Fähig sich dem Licht der Sonne zu stellen, in der Lage dem Blutdurst zu ignorieren, werden sie als die ultimativen unsterblichen Kreaturen bezeichnet. Ihr Blut soll einen Menschen angeblich augenblicklich zu einem von ihnen machen. Und doch hat es nie einen klaren Beweiß gegeben, dass diese Vampire tatsächlich existieren.
 

Sylvester feierte Summer wie üblich bei sich zuhause zusammen im ihren Eltern und Lynett. Wie immer ohne Raketen und Feuerwerk. Ihre Eltern verbaten der Brünetten am Sylvester Abend auf die Straße zu gehen. Sie meinten immer, dass das viele Feuerwerk eine zu große Belastung für ihr Herz wäre und daher nicht gut. Die bunten Lichter am Nachthimmel würde sie also auch dieses Jahr nur vom Fenster aus beobachten können. Ausnahmsweise regnete es nicht und von daher würde es um Mitternacht eine schöne Aussicht werden. Auch James hatte versprochen zu erscheinen und sich offiziell ihren Eltern vorzustellen. Natürlich hatte Summer sie bereits vorgewarnt, dass ihr fester freund auch erscheinen würde. Das hatte für einige Unruhen in der Familie geführt, weil Summers Vater Robert der Meinung war, seine 16 jährige Tochter sei für so etwas zu jung. Ihre Mutter Jil fand es ganz toll und wollte sofort alles über den neuen freund ihrer Tochter wissen.

Während die vier auf James warteten schauten sie ein wenig fern. Es liefen gerade Nachrichten und alle lauschten dem Sprecher.

„… Danke, das war Ted Backer live aus der Vatikanstadt mit der neusten Meldung über das gescheiterte Papstattentat. Kommen wir nun wieder zurück nach London, wo sich der mysteriöse Entführer und Serienkiller immer noch herumtreibt. Laut der Polizei hat es seit weihnachten drei weitere Opfer gegeben. Außerdem wurden nun einige der ersten Opfer aufgefunden. Nähre Informationen erhalten wir aus einem Interview mit dem Leiter der Ermittlungen, welches wir heute Vormittag aufgezeichnet haben.“, teilte der Nachrichtensprecher mit. Er wurde das Bild eines Polizisten mit dem Namen Detektive John Marsen eingeblendet. Dieser informierte die Zuschauer über den Stand der Ermittlungen:

„Die Opfer hatten keine groben und auffallenden Verletzungen. Es gab jedoch mehrer dicht beieinander liegender kleiner Einstichlöcher am Hals. Diese wurden von unserem Gerichtsmediziner als Bissspuren identifiziert.

Der oder vielmehr die Täter, denn wie sich herausstellte stammten die Bissspuren von zwei verschiedenen Personen, trinken so lautet zumindest unsere These das Blut ihrer Opfer. Daher vermuten wir, dass es sich um zwei kräftige Männer handelt, die sich ihr Gebiss haben verändern lassen. Außerdem will ich noch einmal alle Leute warnen nachts allein auf die Straße zu gehen. Heute Abend dürfte es jedoch ungefährlich sein. Es ist Sylvester und die Polizei patrouilliert verstärkt, da wir heute Abend mit einigen Randalen rechnen. Ab Morgen sollten sie jedoch nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine das Haus verlassen und sich mindestens in Dreiergruppen zusammenfinden.“, erklärte der Polizist.

Das Klingeln der Tür führte dazu, dass der Fernseher ausgeschaltet wurde. Robert ging an die Tür und öffnete diese. James begrüßte ihr Höflich und stellte sich ordnungsgemäß vor. James hatte zum Anlass des Tages einen französischen Rotwein aus dem 15. Jahrhundert ausgegraben. Auf die Frage, woher er diesen habe, meinte er, dass er ihn erbt hätte. Er musste nicht unbedingt erwähnen, dass er diesen Wein sogar eigenhändig hergestellt hatte.
 

Gegen Mitternacht stießen alle mit dem edlen Tropfen an und wünschten sich ein frohes neues Jahr. James überredete Summers Eltern sogar nach draußen zu gehen. So konnte sich Summer doch tatsächlich das Feuerwerk vom Vorgarten aus ansehen, während alle anderen bis auf James an der Straße standen und Raketen in die Luft jagten.

„Das ist wunderschön!“, flüsterte Summer und schaute in den Abendhimmel.

„Ja, aber du sagst doch bescheit, wenn es dir zu viel wird?“, fragte James besorgt, der nur Ohren für den Herzschlag des Mädchens hatte. Es war nicht verwunderlich, dass ihr Herz jetzt ein wenig zu schnell schlug, doch er wollte trotzdem auf Nummer sicher gehen.

„Das werde ich schon. Hast du eigentlich Gute Vorsätze für das neue Jahr?“, versuchte Summer das Gespräch angenehmer zu gestalten.

„Ja, dich glücklich zu sehen.“ Den Zweiten Vorsatz sprach er besser nicht an. Es wäre schwer gewesen, dass weniger töten jetzt zu erklären.

„Tja, ich bin glücklich.“, sagte Summer leise und schaute zu den Raketen. Nach einer Weile lockte James die Brünette unter einem Vorwand wieder ins Haus, damit sie sich beruhigen konnte. Wenig später kamen auch Lynett und Summers Eltern wieder ins Haus und so ließen sie den Neujahrsmorgen noch gemütlich ausklingen.
 

In den nächsten vier Monaten stellte sich eine gewisse Routine ein. James verschwand immer mal wieder für eine Woche Spurlos und wurde so langsam von Summers Vater anerkannt. Lynett hatte sich wieder einmal von einem Freund getrennt. Das Schulmusical nahm ganz langsam gestallt an. Die Texte saßen und die Töne stimmten. Jetzt kamen die Choreographie sowie die anderen Bewegungsabläufe. Die Kostüme waren fertig und alle waren mehr oder weniger zufrieden. Der Graf hatte zwar kein Cape, aber dafür jetzt in seiner Fluchtszene einen Umhang, der unten ein wenig ausgefranst war und so mit sehr viel Fantasie, wie der von Batman aussah. Die Schüler Zeitung verkaufte sich besser denn je und in der Schule gab es mittlerweile Gerüchte über Summer und einen geheimnisvollen Liebhaber, da James sie, wenn er mal in der Stadt war, von der Schule abholte. Auch die Berichte über den ‚Trinker’, so wurde der Serienkiller nun von der Polizei genannt nahm zu. Auch wenn nach und nach immer mehr Opfer auftauchten, gab es keine neuen Hinweise. Die erstaunlichste Tatsache für die Polizei war, dass die Leichen nicht verwesten, auch wenn der Tod Monate zurücklag.
 

Langsam neigte sich auch der April zu Ende. James, der bei Summer zum essen eingeladen war, wurde von Jil als Essgestört betitelt, da er seinen Teller kaum angerührt hatte. Bereits nach einem Viertel seiner Portion behauptete er, dass er satt sei. Nach dem Essen saßen alle noch im Wohnzimmer und James unterbreitete einen gewagten Vorschlag.

„Ich würde gerne das Wochenende vor dem ersten 1. Mai mit Summer wegfahren.“, plauderte der Vampir gutgelaunt darauf los.

„Kommt nicht in Frage!“, konterte Robert sofort scharf.

„Sie müssen sich keine Sorgen machen Robert. Ich werde auf Summer aufpassen und eines garantiere ich ihren, es ist nicht annähernd so anstrengend, wie ein Flug nach Texas.“, argumentierte der Vampir weiter.

„Und wo willst du mit ihr hin?“, fragte Jil, um ihrem Mann Zeit zu geben sich zu beruhigen.

„Nun, sie haben so von diesem kleinen Hotel geschwärmt und nun ja, am 30. April ist Vollmond.“, lächelte James. Während Summer leicht rot wurde, fing ihr Vater schrecklich zu Husten an.

„Das kommt-“, begann Robert zu schreien, doch seine Frau schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.

„Können wir uns unterhalten, Satz?“, sagte sie barsch und stand auf. Gefolgt von ihrem Mann ging sie in die Küche, wo die beiden zu streiten begannen. Ab und zu hörte man, wie auf den Küchentisch geschlagen wurde. James, der das ganze Gespräch aufmerksam verfolgte, konnte sich ein grinsen nicht verkneifen.

Nach einer Weile kamen die beiden wieder und das Urteil war gefällt, Summer durfte das nächste Wochenende mit James verbringen.
 

Nachts ging James mit Stan auf Beutefang. Er war sehr gut gelaunt und hatte sogar Hunger.

„Du bist so gut drauf?“, bemerkte Stanley.

„Nun, ich fahre mit Summer nächstes Wochenende ins ‚Destiny’.“, gab James gut gelaunt zu. Vor Schreck blieb Stan stehen.

„Zu der alten Trauerweide? Die Wo alle Begann?“, fragte er gebrochen.

„Nein, die wo es endete. Begonnen hatte es dort, wo das heutige Kalifornien liegt. Das solltest du doch wissen. Die Weide, wo es begann, ist schon lange verbrand. Aber aus den Samen der Weide, habe ich einen neuen Baum gezüchtet und der steht immer noch hier in England. Genau zu diesem Baum, will ich mit ihr.“

„Das ist eine ganz üble Idee. Ich hoffe das weißt du, was wenn sie es genau dann herausfindet? Wenn sie erfährt, was du bist, wird sie dich hassen und zwar für immer und ewig. Willst du das?“, fragte Stan und schüttelte Jay leicht.

„Das wird nicht passieren. Vertrau mir, bitte und nun Ende der Diskussion. Sieh einer an. Wen haben wir denn da? Stan, ich habe unser Abendessen gefunden.“, verkündete James und zeigte auf eine junge Studentin, die auf dem Heimweg war und sich für die Abkürzung durch den Park entschieden hatte.
 

Am Freitag, dem 29. April führ James mit Summer in das kleine Hotel Destiny. Summer war sichtlich aufgeregt, da sie immerhin ganze zwei Tage bei James sein würde. Er hatte versprochen auch nicht wieder heimlich zu verschwinden. Bereits den ganzen Abend, war die Brünette, wie beflügelt. James würde doch tatsächlich die Nacht mit ihr in einem Zimmer verbringen. Da störte es Summer auch nicht, dass er auf dem Sofa schlafen wollte. Das Mädchen war sogar so aufgeregt, dass sie gar nicht einschlafen wollte.

„Du solltest schlafen, Kleines!“, sagte James hinter seiner Sofalehne hervor.

„Du bist noch wach?“, fragte die Brünette verwundert und setzte sich auf.

„Ja, wie hätte ich sonst bemerken können, dass du nicht schläfst.“

„Stimmt. Ich bin nur so aufgeregt und du willst wirklich nicht verschwinden.“

„Ich hatte doch gesagt ich bleibe. Wenn du jetzt brav einschläfst, gehe ich morgen mit dir schick essen.“, versuchte der Vampir das Mädchen zu bestechen. Zustimmend legte sie sich wieder hin und versuchte wenigstens einzuschlafen.
 

Irgendwann war Summer doch eingeschlafen, als ein Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Lärm, das Zimmer erhellte. Schlagartig riss sie die Augen weit auf und richtete sich auf. Sofort schnellte ihr Puls in die Höhe und sie schaute aus dem Fenster. Der Regen peitschte hart gegen das Fenster und der Wind heulte auf. Ein weiterer Blitz lies das Zimmer für den Bruchteil einer Sekunde Tag hell erscheinen, bevor es wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Die Veränderung von Summers Herzschlag ließ James hochschrecken und er wurde wieder sehr Aufmerksam. Langsam ging er zum Bett und setzte sich auf das Bett.

„Es ist alles in Ordnung. Beruhige dich, es ist nur ein Gewittersturm.“, sagte James ruhig und umarmte die Brünette von hinten. Er vermied es sie anzusehen, da seine braunen Augen einen leichten Rotstich bekamen. Der Vampir wusste, dass dies sich wieder ändern würde, wenn sich Summer Puls erst einmal wieder beruhigen würde. Doch für den Moment war die Farbe seiner Augen zweitrangig. Seine Sorge galt einzig und allein dem Mädchen, das in seinen Armen lag.

Begegnung aus der Vergangenheit

Begegnung aus der Vergangenheit
 

Am nächsten Morgen war Summer alleine in dem Zimmer. Sie enttäuscht und auch ein wenig wütend. James hatte versprochen nicht wegzugehen und jetzt konnte Summer ihn nirgendwo entdecken. Langsam quälte sich die Brünette aus dem Bett. Als sie zu ihrem Koffer ging, um sich anzuziehen, hörte sie etwas Interessantes. Die Dusche schien zu laufen und für Summer schien es logisch, dass James vielleicht im Badezimmer war. Schlagartig hellte sich die Stimmung des Mädchens auf. Sie hatte sich geirrt und James war gar nicht verschwunden.

Der Verdacht des Mädchens bestätigte sich, als der Vampir aus dem Badezimmer kam.

„Guten Morgen.“

„Guten Morgen, was machen wir heute?“, fragte Summer vergnügt.

„Ich weiß nicht, worauf hättest du Lust. Wir können uns die Gegend ansehen. Hier in der Nähe gibt es ein Schloss und einen Zoo.“, zählte James die Möglichkeiten auf und zog sich einen dünnen Pullover an.

„Ich möchte in den Zoo!“, jubilierte Summer.

Sie ging immer gerne in den Zoo, auch wenn ihre Eltern der Meinung waren, dass es unmenschlich sei, Tiere in kleinen Käfigen zu halten. Sie verstand ihre Eltern in diesem Punkt überhaupt nicht. Als kleines Kind hatte sie sich darüber informiert, ob es für die Tiere gefährlich sei, in den Käfigen gehalten zu werden. Doch ein Tierpfleger im Londoner Zoo hatte ihr genau erklärt dass es den Tieren sehr gut ging. Sie hatten in ihren Außengehegen genug Auslauf. Die Tierärzte sorgten sich um die Gesundheit der Tiere und das Futter war genau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Tieres abgestimmt.
 

Im Zoo verhielt sich Summer wie ein kleines Kind. Sie zog James am Arm und lief meistens vor. Der Vampir wusste nicht ganz, ob das Verhalten des Mädchens belustigend oder eher beängstigend sein sollte. Aber da er das Mädchen selten so euphorisch gesehen hatte, entschied sich James dazu, dass es kein Grund zur Sorge gab.

Besonders interessiert begutachtete Summer die exotischen Tiere, wie Tiger, Löwen, Elefanten, Giraffen, die verschiedenen Affen und auch die Papageien. Ebenfalls blieb die Brünette vor dem Käfig der nachtaktiven Tiere stehen. Auch James blieb vor dem abgedunkelten Fledermaushaus stehen.

„Können wir jetzt da rein gehen?“, fragte Summer leise.

„Klar, aber pass auf die Vampirfledermäuse auf.“, lachte James und öffnete die Tür.

„Heißt das, die könnten mich beißen?“, fragte die Brünette vergnügt.

„Nein, diese Fledermäuse trinken nur das Blut von kleineren Tieren. Sie würden nie einen Menschen beißen und selbst wenn, die würden so wenig Blut trinken, da können dich auch ein paar Mücken stehen.“, sagte der Vampir unbeeindruckt. Er müsste ihr nicht unbedingt auf die Nase binden, dass das Lieblingshaustier eines Vampirs nicht annähernd so gefährlich wie sein Besitzer war. Summer las sich aufmerksam die Beschreibungen zu den verschiedenen Fledermausarten durch. Ganz besonders sorgfältig las sie sich die Beschreibung zu der Vampirfledermaus:
 

‘‘Die Vampirfledermaus

(Desmodus rotundus)

Familie: Echte Vampire (Desmodontidae)
 

Die Vampirfledermaus ist von Nordmexiko bis Chile, Argentinien und Urugay verbreitet und lebt dort in Wäldern. Sie ist mit einer Flügelspannweite von 16-18 cm sehr klein. Wie die meisten Fledermäuse jagt sie in der Nacht. Sobald sie ein Beutetier aus der Luft erspäht hat, landet sie, meist in einiger Entfernung zum Opfer. Dann "schleicht" sie sich auf allen Vieren an sein Opfer heran, das heißt sie krabbelt mit den mit Flughäuten bespannten Beinen zum Beutetier. Mit Hilfe ihrer sehr scharfen Zähne schneidet sie eine kleine Wunde in die Haut seines Opfers. Sobald Blut austritt, leckt sie mit der Zunge das Blut aus der Wunde. Nach ca. einer halben Stunde Blutsaugen ist die Vampirfledermaus gesättigt. Das Opfer kann durch den Speichel des Vampires Krankheiten wie zum Beispiel Tollwut bekommen.‘‘

„Na alles schön durchgelesen?“, fragte James und beugte sich leicht über Summers Schulter. Die Brünette zuckte kurz zusammen und nickte dann. Es war sonst gar nicht die Art des Vampirs dem Mädchen so nah zu kommen.

„Ich frage mich nur, welche Tiere diese Fledermäuse als Beute ansehen?“, fragte Summer und drehte sich zu James um.

„Diese Vampirfledermaus bevorzugt Rinderblut.“

„Heißt das, eine Fledermaus könnte für die Bisswunden an den Rindern verantwortlich sein?“, fragte das Mädchen und dachte an die Vorwürfe von Samuel.

„Ich denke eher nicht. Eine Fledermaus, selbst wenn es sich um eine Vampirfledermaus handelt, kann kein Rind töten.“

„Du hast bestimmt recht.“, lachte Summer. James stieg in das herzhafte Lachen des Mädchens mit ein und die beiden verließen das Fledermaushaus.
 

Nach dem Zoobesuch führte James am Abend noch schön zum Essen aus. In den Augen des Mädchens war dies eine gelungene Überraschung. James hatte ihr ein schönes Kleid mit passendem Schuhen und Schmuck in einem schönen dunkelblau. Das Kleid war Bodenlang und Schulterfrei. Als Summer sich im Badezimmer in dem Spiegel betrachtete, fühlte sie sich wie eine Prinzessin. Ein wenig verrückt fand das Mädchen das Verhalten von James schon. James wartete im Zimmer auf die Brünette. Er trug einen lässigen schwarzen Anzug ohne Krawatte oder Schlips. Er lächelte das Mädchen an, als sie aus dem Badezimmer kam und erkundigte sich, wie ihr das Kleid fand. Summer betitelte ihn als Idioten, ihr so ein Kleid zu schenken, bestätigte jedoch auch, dass sie dieses Kleid wunderschön fand.
 

Das Essen fand Summer einfach traumhaft. James hatte sich wirklich selbst übertroffen. Er hatte ein kleines romantisches Restaurant gefunden und dort heimlich in einem der vielen kleineren Séparées, das mit vielen Kerzen ausgestattet wurde. Verschiedene Blumen und Assessors rundeten das Gesamtbild ab. In mitten dieses Kerzen und Blumenmeeres stand der kleine Runde Tisch, über den ein bordeauxrote Tischdecke gespannt war. Summer traute ihren Augen kaum, als die Kellnerin sie und James in diese kleine Nische des Restaurants geführt hatte. Erst Als James ihr den Stuhl zu Recht gerückt hatte, fand Summer ihre Sprache wieder.

„Jay, das ist wunderschön.“

„Es freut mich, wenn es dir gefällt. Ich möchte einfach, dass dein Leben ein paar ganz besondere Momente bekommt.“

„Das ist definitiv das netteste und wahrscheinlich auch romantischte, was je jemand für mich getan hat und wahrscheinlich tun wird.“

„Tja, ich sehe dich gerne lächeln und deshalb versuche ich alles, damit dieses Lächeln auch ehrlich ist. Denn auch, wenn du lächelst, steht in deinen Augen eine gewisse Traurigkeit, aber nun strahlen deine Augen und es gibt einfach nichts, was das ändern darf.“, erklärte James ruhig. Summer wurde unwillkürlich rot und senkte ihren Blick. Es gab auch wirklich nur eine Person, die sie kannte, der ihren Herzfehler so offensichtlich nur zu gerne ignorierte.

„Wie kann dich mein Herzfehler nur so wenig interessieren?“, fragte sie schließlich gerade heraus.

„Dein Herzfehler ist mir nicht egal. Ich finde nur, dass es kein Grund ist, dich nicht als Mensch zu sehen. Du bist immerhin eine beeindruckende Frau mit einer einzigartigen Persönlichkeit. Die Stärke die du ausstrahlst ist einfach nur bewundernswert.“

„Das klingt ja fast nach…“

„Einem viel zu kitschigem Liebesgeständnis? Nein, ich versichere dir, das ist es nicht. Wenn es so etwas sein sollte würde ich mich jetzt vor dir auf die Knieschmeißen, von irgendwoher einen riesigen Strauß Rosen herzaubern und davon faseln, dass ich ohne dich nicht mehr atmen könnte oder dass ich mir jedes Mal die Pulsadern aufschneiden will, wenn ich dich nicht sehen kann. Das habe ich nun wirklich nicht vor.“, lächelte der Vampir. Er fand es irre komisch, wie Summer knallrot vor ihm saß und verlegen auf ihren Teller starrte.
 

Der Rest des Candlelight-Dinners verlief ruhig und amüsant. Für die Brünette war es mi Abstand der schönste Abend in ihrem Leben und laut James war dieses Dinner nicht einmal der Höhepunkt gewesen. Nach dem Essen schlug er Summer noch einen kleinen Spaziergang vor, bevor sie auf ihr Zimmer zurückgingen. Beflügelt von der wunderschönen und sternenklaren Nacht stimmte die Brünette zu und folgte ihrem Begleiter. Gemeinsam mit Summer schlenderte der Vampir in das Gewächshaus und blieb mit dem Mädchen vor der Trauerweite im Herzen des Hauses stehen. Über dem Baum ließ eine Glaskuppel die Sterne funkeln und auch der Vollmond war in seiner ganzen Pracht direkt über diesem Baum zu sehen.

„Jay, das ist einfach unbeschreiblich. Ist das nicht die Trauerweide die meine Mutter erzählt hatte?“

„Kann schon sein. Willst du die ganze Geschichte hören? Aber ich muss dich warnen, ich weiß nicht, ob die Story dir gefallen würde. Deinem Cousin hingegen würde das ganze bestimmt gefallen.“

„Das ist egal. Es ist doch nur eine Legende.“

„Ok. Also es heißt, dass in irgendwo im heutigem Kalifornien früher einmal genauso eine Trauerweide stand. Die ist allerdings schon sehr lange abgebrannt und dieser baum entstand aus den Samen der eben erwähnten Trauerweide. Die Legende von der hier alle reden handelt eigentlich gar nicht von dieser Trauerweide, sondern von der in Kalifornien.“

„Das hat jetzt aber nichts mit der Legende zu tun. Ich will jetzt die ganze Story wissen. Meine Mutter meinte nur, dass ein Paar glücklich wird, wenn es sich unter diesem Baum küsst.“, meinte Summer pappig.

„Das stimmt auch. Das ganze spielte sich lange vor Christus und den Indianern ab. Damals lebten im heutigen Kalifornien nur zwei verfeindete Stämme, aus denen sich später ein einzelner Indianerstamm entwickelte, aber das ist jetzt nicht weiter wichtig. Jeder Stamm wollte das Land des anderen für sich beanspruchen und so gingen die Leute wann immer sie konnten auf einander los.“, begann James mit einem Lächeln.

„Das klingt aber nach keiner Liebesgeschichte.“, klärte ihn Summer freundlicher weise auf.

„Lass mich doch einfach ausreden. Der Sohn des nördlichen Stammes Jamaceso war nun allerdings nicht so, wie seine Stammesbrüder. Er wollte keinen Krieg und fand weder einen Sinn noch einen Grund. Eines Tages traf er an einem Fluss, an dem eine junge Trauerweide stand auf die Tochter des südlichen Häuptlings. Ihr Name war Suzerana. Der Junge verliebte sich auf den ersten Blick in das Mädchen, was diese jedoch wenig kümmerte, da sie sofort auf den Feind losstürmte. Während des Kampfes, gelang es Jamaceso sie zu beruhigen und der Kampf endete unentschieden. Einen anderthalb Mondzyklen lang ging er immer wieder zu dieser Trauerweide, um Suzerana zu sehen. Sie trafen sich meist nachts und immer heimlich. Eines Nachts als der Vollmond schien beschlossen sie, dass es nicht so weiter gehen konnte. Sie wollten ihre Eltern von diesem sinnlosen Krieg abbringen, damit die beiden Glücklich werden konnten. Unter der Trauerweide und dem strahlendem Vollmond besiegeltem sie ihr Vorhaben mit einem Kuss. Während dieses Kusses geschah etwas Unvorstellbares. Die beiden erhielten das Geschenk der Ewigkeit. Sodass sie zusammenbleiben konnten, auch wenn sich der Kring beenden ließe. Wie nicht zu erwarten gingen die beiden Stämme wieder aufeinander los und zwar ganz dem Motto jetzt erst recht. Es wurden dabei fast alle Mitglieder beider Stämme vernichtet und die überlebenden schlossen sich einsichtig zusammen. Suzerana und Jamaceso beobachteten das Ganze von weitem und gingen erst auf das Schlachtfeld, als die Schlacht beendet war. Gemäß eines damaligem Brauches tranken beide das Blut ihrer Väter. Danach verließen sie für eine Weile ihre Heimat.“

„Das ist eine traurige Legende, aber noch lange kein Grund zu weinen.“, sagte Summer leise und wischte James eine Träne von der Wange. Dem Vampir war gar nicht aufgefallen, dass ihm die salzigen Tropfen über die Wange liefen.

„Du hast recht. Das ist kein Grund zu weinen, aber das Ende der beiden.“, sagte James leise, fast schon tonlos.

„Wie ging es aus?“, fragte die Brünette und ging einen Schritt auf James zu. Dieser lächelte matt und legte einen Arm um Summers Taille. Bevor das Mädchen protestieren konnte, legte der Vampir sanft seine Lippen auf ihre. Das Herz des Mädchens machte einen kurzen Sprung und schlug danach schnell und unruhig weiter. Ihr Herz schien die Brünette im Moment eher weniger zu stören, da sie ihre Arme um James Hals legte.
 

Für einen kurzen Moment stand die Welt scheinbar still und dann durchbrach eine klare Frauenstimme sie Stille.

„Sie hat versucht ihn umzubringen!“, ertönte die Stimme und eine junge Frau, die in einem amazonenhaften Zweiteiler aus hellbraunem Stoff aus der Dunkelheit schritt. Summer trat einen Schritt von James zurück und musterte die schwarzhaarige Frau. Auffallen war, neben der Kleidung, dass sie keine Schuhe trug. Stattdessen hatte sie um die Fußknöchel jeweils eine Kette aus bunten Blättern und Tierzähnen.

„Wie bitte?“, fragte Summer nach einer Weile, als sie registriert hatte, was die Dame gesagt hatte.

„Suzerana hat versucht ihren Geliebten umzubringen, das Heißt sie ist immer noch dabei. Hallo James, wir haben uns lange nicht gesehen.“ Die Frau wandte sich an James, der sie wie versteinert anstarrte. Summer glaubte sowohl Trauer, als auch Wut in seinen braunen Augen zu erkennen.

„Nicht lange genug!“, knurrte James ungewöhnlich aggressiv. Ihm passte das plötzliche Auftauchen dieser Frau offensichtlich überhaupt nicht. Vor allem nicht, da er mit seiner eigenen Vergangenheit liebend gern abgeschlossen hätte.

Wer bin ich? und Was will ich?

Wer bin ich? und Was will ich?
 

Abwechselnd schaute Summer auf James und die unbekannte Frau. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass James diese Frau kannte. Sehr gut kannte und sie war der Meinung, dass die beiden sich nicht gerade mochten.

„Wer ist diese Frau?“, fragte Summer schließlich und durchbrach damit das Schweigen.

„Das spielt keine Rolle.“, sagte James knapp.

„Warum erzählst du ihr nicht, wer ich bin? Was du bist und woher wir uns kennen?“, fragte die schwarzhaarige und stich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Halt die Schnauze! Das würde sie nicht…“, begann James und stockte.

„Was würde ich?“, ragte die Brünette zaghaft und versuchte nach James Arm zu greifen.

„Ja, ich weiß, was hier gespielt wird. Ich verstehe nur nicht, was du an diesem kleinen zerbrechlichen Ding findest.“, sagte die Frau barsch und schaute Summer dabei abschätzen an.

„Das kann ich dir sagen! Sie ist lieb, intelligent, einfühlsam und hübsch. Du dagegen bist kaltblütig, blutrünstig und durchgedreht. Immerhin willst du mich schon sehr lange töten.“

„Nach allem was wir durchgemacht haben, kannst du mir diesen einen Fehler nicht verzeihen?“

„Du wolltest mich in Stücke reißen!“, schrie James und ging einen Schritt auf die Frau zu. Summer traute sich in diesem Moment nicht sich in die folgende Unterhaltung einzumischen, auch wenn sie viele ungeklärte Fragen hatte.

„Du hast mich verraten, als du mich nicht verteidigt hast!“

„Suzerana, du hattest dich in diese Lage damals selbst gebracht, warum hätte ich mich da einmischen sollen?“

„Wie hast du sie gerade genannt?“, mischte sich nun Summer doch ein. Hatte er wirklich den Namen der Frau aus der Legende genannt?

„Tja, Jamaceso jetzt erkläre ihr mal, dass hinter der hübschen Fassade ein uraltes blutrünstiges Monster steckt.“, lächelte Suzerana triumphierend, während aus Summers Gesicht die Farbe wich. Je länger die eben gesagten auf die Brünette wirkten, desto mehr zog sich der Magen des Mädchens zusammen. Ihr wurde langsam schwindelig und sie stolperte nach hinten. Dort fand sie eine Steinkante, auf der sie sich setzen konnte. James stand da und starrte schwarzhaarige Frau wutentbrannt an. Es war das passiert, was er unbedingt verhindern wollte: Summer kannte einen kleinen Teil seines Geheimnisses. Aber eines war dem Vampir bewusst, er würde alles dafür tun, damit das auch so blieb.
 

Nach einer Weile hatte sich Summers Kreislauf einigermaßen beruhigt. Trotzdem keuchte das Mädchen, da ihr sie Sache noch schwer im Magen lag. Sie sagte sich zwar immer wieder, dass sie sich nicht aufregen dürfe. Doch langsam wurde ihr die Sache zu anstrengend. Doch es gab eine Sache, die Summer jetzt für sich wissen musste.

„Jay, stimmt das was sie sagte?“, flüsterte die Brünette. Sie fühlte sich nicht in der Lage lauter zu sprechen, da sie befürchtete, dass ihre Stimme versagt hätte. James äußerte sich nicht, dazu und Summer zog ihre Schlüsse daraus. Wieder wurde ihr schwindelig und sie hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr atmen konnte.

„Ist das nicht süß? Ihr kleines Herz ist so zerbrechlich. Ich werde heute gnädig sein und die Kleine von ihrem Leid erlösen!“, sagte Suzerana und ging in eine kauernde Kampfstellung.

„Das wagst du dich nicht. In all den 3000 Jahren, habe ich nicht einmal ernsthaft die Hand gegen dich erhoben, aber wenn du ihr etwas tust, dann zeige ich dir, wie blutrünstig ich wirklich bin!“ James Stimme war eine Mischung aus einem Knurren und einem Fauchen. Unbeeindruckt setzte die Frau zum Sprung an. James reagierte schnell und fing seine Ex noch im Flug ab. Summer stieß einen kurzen Schrei aus, danach sackte sie Ohnmächtig zusammen. Das war nun endgültig zu viel für ihre Nerven und auch ihr Herz. James Stimmung hatte nun endgültig den Tiefpunkt erreicht. Doch er hatte nicht vor sie am bodenliegende Suzerana jetzt zu töten. Stattdessen ging er zu Summer und vergewisserte sich, dass sie wirklich nur bewusstlos war.

„Du solltest das kleine Miststück loswerden. Das wäre besser für alle Beteiligten besser.“, schlug Suzerana vor und rappelte sich auf. Ihre Worte brachten Jamacesos Geduldsfaden zum reißen und er stürzte sich auf die Frau. Von dem Gedanken an Summer beflügelt und seiner alten Wut auf diese Frau angestachelt, ließ er sie durch das halbe Gewächshaus fliegen. Die schwarzhaarige Vampirin lachte und verschwand nach draußen. Ohne zu zögern folgte ihr James.
 

Es war ein ausgeglichener Kampf zwischen den beiden Vampiren, doch ihre Gemüter spalteten sich. Während Suzerana diesen Kampf genoss, den James schon viel zu lange vor sich hergeschoben hatte, war James nur wütend. Sie hatte binnen Sekunden alles Zerstört, was er sich so mühsam aufgebaut hatte. Doch jetzt wusste er nicht einmal, ob Summer überhaupt noch mit ihm reden wollte. Was er ihr sagen sollte, wusste er zwar noch weniger, aber das war ihm egal. Er war sich so sicher, dass sie ihn nun verachten, wenn nicht sogar hassen würde. Dabei wollte er doch nur, dass sie glücklich war. Warum er das wollte konnte er sich schon lange nicht mehr erklären. Erst hatte er versucht sein handeln mit ihrem Herzfehler zu erklären, doch das hatte noch nie gestimmt. Dieses junge Mädchen weckte in ihm etwas, was er seit tausenden von Jahren nicht mehr gespürt hatte: Gefühle. Gefühle, die so intensiv waren, dass er alle Regeln vergessen wollte. Ganz genau, wie damals bei ihr. Leider bemerkte James erst viel zu spät, was die Vampirin an ihm so anziehend fand. Es war der Reiz der Gefahr. Sie war eine Kriegerin durch und durch und nur er hatte ihr jemals die Stirn geboten. Doch jetzt würde er sie vernichten. Das wäre der letzte Schritt, damit er in Zukunft in Ruhe leben konnte. Vorausgesetzt, man bezeichnete seine Existenz noch als Leben.

„Jetzt mach ich dich fertig! Ich habe lange genug meine Zeit mit dir vergeudet.“, keuchte Suzerana und stürzte sich erneut auf James. Der Vampir wirbelte herum und kugelte Suzerana einen Arm aus.

„Wenn einer hier seine Zeit vergeudet hat, dann bin ich das gewesen!“, korrigierte James seine Ex-Freundin.

„Tja, aber du warst schon immer ein jämmerliches Weichei. Du hast doch eh nicht den Mumm, um das Ganze jetzt zu beenden.“, lachte die Vampirin siegessicher. Um James Gesichtszüge legte sich ein kühles Lächeln. Er drückte die schwarzhaarige auf den Boden mit dem Gesicht nach unten. Er würde ihr gerne beweisen, dass er es sehr wohl zu Ende bringen kann. Langsam umfasste er den Hals der Frau und riss ihr den Kopf mit einem Ruck ab.

„Und wie ich die Sache zu Ende bringe.“, sagte James trocken, als Suzerana vor ihm zu Staub zerfiel. Danach ging er wieder ins Gewächshaus und brachte die immer noch bewusstlose Summer in das Hotelzimmer.
 

Als das Mädchen am nächsten Tag, wieder zu sich kam, saß sie neben James in seinen Auto. Sie standen vor ihrer Haustür. Das Mädchen konnte es kaum glauben, nach dem was sie gestern erfahren hatte, war sie tatsächlich zu Hause.

„Was ist mir dieser…“, fing Summer leise an.

„Tot!“, sagte James leise und betrübt. Die Brünette musste schlucken, als sie das hörte. Nun war sie sich sicher. Sie hatte Angst vor James. Kurzzeitig begann sie sich zu fragen, ob sie auch noch lebendig zu Hause ankam.

„Summer, ich kann verstehen, wenn du mich jetzt hasst. Fürchten wirst du dich vor mir bestimmt. Doch wenn du irgendwann den Schock von gestern überwunden hast, oder sonst irgendwelche Fragen hast, kannst du mich jederzeit erreichen. Aber eines verspreche ich dir jetzt schon: Ich würde dir niemals wehtun.“, sagte der Vampir ohne die Brünette auch nur anzusehen. Er schaute stur geradeaus, doch in seiner Stimme schwang Trauer und Reue mit. Summer nickte und kaum merklich und stieg aus dem Wagen. Sie eilte über sie Straße und sperrte die Haustür auf. Er hatte sie tatsächlich gehen lassen.
 

Der Mai verging und Summer hatte nichts mehr von James gehört. Das Mädchen wusste nicht so ganz, ob ihr diese Wendung gefiel. Sicher gab es Punkte die sie von ihm wusste, die ihr Angst machten. Immerhin war er älter als sie vermutet hatte. Wenn das, was die Frau mit dem Namen Suzerana gesagt hatte, wirklich stimmte. Doch irgendwie wollte sie wissen, warum er ihr dieses klitzekleine Detail verschwiegen hat. Er hatte irgendetwas von sie schützen gesagt, doch konnte sie ihm da trauen. Wenn die Brünette so zurückdachte, hatte James nie etwas getan, was ihr geschadet hatte. Trotzallem konnte Summer ihn nicht anrufen. Immer wieder wählte sie die Handynummer des Vampirs, doch anrufen konnte sie ihn nicht.
 

Auch an James ging der Monat Mai nicht einfach so vorüber. Er war antriebslos und saß nur in der Wohnung. Stanley musste dem störrischen Vampir gewaltsam zur Einnahme von Blut zwingen. Stan selbst hatte seine eigenen Aktivitäten den Mai über zurück gestellt. Er machte sich wirklich Sorgen, um seinen langjährigen Kumpel. James hatte Anfang des 19. Jahrhunderts viel für Stanley getan. Er hatte ihm nicht nur das Leben gerettet, sondern auch seiner damaligen Frau. Gut, seine reizende Frau musste er letztes Jahr mit einer Mistgabel erstechen, aber sie hatte dafür auf ihn geschossen und das nicht nur einmal.

„Jay, Alter, was ist eigentlich mit dir los?“, fragte Stanley um endlich Klarheit zu bekommen.

„Nun, sie weiß es.“, grummelt James und verkroch sich unter einer Decke.

„Was? Das hättest du wissen müssen. Du kannst ihr nicht ewig vorenthalten, dass du ein Vampir bist. Vor allem, kannst du nicht ewig ignorieren, dass du ein Vampir bist. Du bist nun einmal in den Augen vieler Menschen, ein blutsaugendes und kaltblütiges Monster. Aber weißt du was. Du hast ihr nie vorgespielt jemand anderes zu sein. Du warst immer du selbst. Wir kennen uns nun schon über hundert Jahre und ich weiß wovon ich rede. Aber du musst dir jetzt selbst klarmachen, dass du nie mehr ein Mensch sei kannst. Die Zeiten sind lange vorbei.“, sagte Stan und klopfte seinem Freund und Meister auf die Schulter. James setzt sich aufrecht hin und atmete einmal tief durch.

„Ich habe mich jetzt einen kompletten Monat in meinem Elend und Selbstmitleid gesuhlt. Vielleicht hast du recht Stan. Ich bin schon sehr lange kein Mensch mehr. Auch wenn das nicht heißen muss, dass ich alle menschlichen Emotionen, die ich besitze aufgeben muss. Ich bin ein Geschöpf der Dunkelheit und ich lasse nicht zu, dass so ein bezauberndes und reizendes Wesen, wie Summer mich zu Grunde richtet!“ Obwohl James Stimme am Anfang seiner Erkenntnis noch überschwänglich klang, rollte er sich bereits wieder unter seine Bettdecke zusammen. Für Stanley, war es unbegreiflich, dass ein Vampir wie Jamaceso so aufführte. Und an allem war nur ein kleines nettes Mädchen schuld.
 

Summer lag derweil auf ihrem Bett und wählte wieder einmal James Nummer. Wieder schaltete sie das Telefon aus, bevor sie ihn tatsächlich anrief. Sie wusste, das mit jemandem reden wollte. Doch wem sollte sie sich anvertrauen. Lynett war zwar ihre beste Freundin, doch sie würde ihr diese Geschichte nie glauben. Nach allem, was sie über James wusste, hätte sie ihn am liebsten in die Schublade Vampir gesteckt. Doch die Tatsache, dass er ans Tageslicht gehen konnte, passte nicht so ganz in Summers Weltbild. Obwohl, wenn er einer der ersten Vampire war, hatte er vielleicht Sonderechte, überlegte sich die Brünette. Plötzlich viel ihr ein, wer ihr tatsächlich eine Vampirstory abkaufen würde. Ihr Cousin Samuel.

Ohne großartig darüber nachzudenken wählte sie seine Nummer und rief ihn an. Als das Freizeichen verstumme und sie ein mürrischer Sam mit den Worten: ‚ich versuche gerade für mich und meine Freunde Marshmallows am Lagerfeuer zu rösten‘ meldete, sprudelte Summer mit ihren Horrortheorien und Fantasien los. Angefangen mit einem: ‚du hattest recht, es gibt Vampire wirklich‘.

„Schön, aber was soll mir da sagen? Was willst du jetzt?“, fragte Sam gelangweilt und kaute offensichtlich schon auf einem Marshmallows.

„Ich weiß nicht.“, gab Summer zu.

„Wenn du nicht weiß, was du willst, solltest du es herausfinden. Und das kannst du nur herausfinden, indem du abklärst, ob er wirklich das Monster ist, für das die Menschheit Vampire hält.“, erklärte Sam. Summer fand, dass er so erwachsen und reif klang. So recht glauben, wollte die Brünette diese Tatsache allerdings nicht.

„Du meinst ich sollte ihn anrufen?“

„Ja, ich finde er ist dir ein paar Antworten schuldig, oder glaubst du nicht. Außerdem solltest du ihm eine Chance geben, sich selbst zu verteidigen. Es wäre nur fair, da er dir immerhin das Leben gerettet hat. Außerdem hat doch jeder eine zweite Chance verdient. Du findest eh keinen anderen Kerl, der dich nicht mit Samthandschuhen anfässt. Mal abgesehen davon, finde ich den Typen irgendwie cool.“, gab Sam zum besten.

„Na gut, du hast mich überzeugt. Ich rufe ihn an und lasse mir so einiges erklären!“, lachte Summer und legte auf.

Die ganze Wahrheit

Die ganze Wahrheit
 

Mitte Juni standen in der Londoner Times immer mehr Berichte über den Serienkiller. Allmählich begann sich Summer zu fragen ob James vielleicht der Killer war. Diesen Gedanken verbannte sie allerdings sofort wieder. Auf einmal fiel ihr etwas ein, an das die Brünette bisher nicht gedacht hatte: Stan. Er war immer mit James zusammen. Zumindest immer dann, wenn James nicht bei Ihr war. Könnte es Stanley gewesen sein, der letzten September vor ihr stand. Möglich wäre es, da James den mysteriösen Serienkiller offenbar kannte.

Als die Tür aufschwang und eine der vielbeschäftigten und genervten Krankenschwestern das Zimmer betrat, wurde Summer in ihren Gedankengängen unterbrochen. Sie lag jetzt schon seit zwei Wochen im Krankenhaus, wegen einer kleinen Lungenentzündung. Dank ihres Herzfehlers, wollten die Ärzte kein Risiko eingehen und behielten sie im Krankenhaus. Dabei war es gerade jetzt wichtig in der Schule zu sein. In zwei Wochen war die Generalprobe für das Schulmusical und das wollte sie auf keinen Fall verpassen. Die Krankenschwester hielt einen kleinen Straus mit verschiedenfarbigen Rosen in der Hand und stellte diese gerade in eine Vase.

„Wie geht es ihnen Heute.“

„Gut.“, sagte Summer wahrheitsgemäß, da sie seit langem wieder sprechen durfte.

„Das ist doch schön. Wenn ihr Zustand so bleibt, dürfen sie in drei Tagen wieder nach Hause und sind nächste Woche wieder in der Schule.“, sagte die Schwester professionell freundlich und verlies das Zimmer wieder. Die Vase hatte sie in reichweite von Summer aufgestellt, sodass sie sich ihren Blumenstrauß genauer ansehen konnte. In Mitten der Blumen steckten zwei Karten. Auf einer waren ein paar Ballons und die Aufschrift Gute Besserung darauf. Die andere Karte war größer. Als Motiv hatte die Karte ein Tigerbaby in einer Blumenwiese. Ganz oben fand die Aufschrift ‚Kannst du mir verzeihen’ platz. Zuerst nahm Summer die kleine Karte und öffnete sie.
 

Das wird schon wieder!!!!

Stan
 

Summer musste über die sich überschlagende Führsorge von Stan schon Lachen. Da hatte es doch tatsächlich gewagt so einen Spruch auf die Karte zu schreiben. Wobei allein die Tatsache, dass er ihr überhaupt eine Gute Besserungskarte schickt hatte, Summer die Tränen in die Augen trieb. Was hatte James ihm nur angedroht, oder kam er tatsächlich von sich aus auf die Idee.

Plötzlich hielt Summer inne. Der Strauß war von James, das musste heißen, dass er hier war. Er hatte sich über einen Monat nicht gemeldet, was verständlich war. Aber er machte sich Sorgen um sie. Doch woher wusste er, dass sie im Krankenhaus lag. Spionierte er ihr nach. Hatten ihre Eltern, denen sie erzählt hatte, dass ihr Freund verreist war, ihm etwa gesagt. In Mitten ihrer Gedanken machte sie Halt. Warum hatte sie ihren Eltern überhaupt gesagt, dass James lediglich verreist war. Sie hätte ihren zwar schlecht sagen können, was er war, oder zumindest, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen war. Doch das hatte sie nicht getan. Einen Grund gab es offensichtlich nicht, was die Brünette wunderte. Nach allem was sie wusste, wollte ein Teil von ihr immer noch in James Nähe sein. Zögerlich griff sie nach der anderen Karte, die bestimmt von James war. Sie öffnete sie und las ganz aufmerksam die geschriebenen Zeilen.
 

Stan ist ein Idiot! Ignoriere seine Karte einfach.

Ich weiß nicht einmal, ob du das jetzt wirklich liest, aber ich wollte einfach noch einmal bemerken, was für ein Trottel ich war.

Ach deine Mutter hat mir gesagt, wo du bist. Warum sie nach meinem Australienausflug gefragt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls tut es mir Leid, wie die Sache Ende April ausgefallen ist. Ich hoffe wirklich, dass ich keinen allzu großen Schaden angerichtet habe.

In diesem Fall: Es tut mir wirklich Leid und ich wünsche dir, dass du bald wieder nach Hause darfst.

Alles Liebe Jay
 

Mit einem Lächeln klappte Summer die Karte zu. Und griff zum Telefonhörer. Als Lynett das Zimmer betrat, musste Summer auflegen.

„Ich wollte nicht stören!“

„Tust du nicht. Schau mal, die Blumen sind von Jay.“, sagte Summer strahlend und packte die beiden Karten in eine Schublade.

„Er war hier?“

„Ja, aber nur Kurz. Er hatte noch etwas zu erledigen und eigentlich keine Zeit.“, log Summer. Warum sie ihre Beste Freundin gerade anlog, wusste sie selbst nicht. Doch irgendwie wollte sie niemandem die Wahrheit sagen.

„Wow, das ist echt süß. Womit hast du nur so viel Glück verdient?“, fragte Lynett gespielt neidisch. Sie gönnte Summer wirklich alles Glück der Welt.

Lynett blieb nicht lange, klärte Summer jedoch über alles auf, was so in der Schule passiert war. Immerhin sollte ihre beste Freundin gut informiert sein, wenn sie wieder kam. Dass sich die restliche Schule über sie das Maul zerriss, störte die Brünette wenig. Als Ihre Eltern zu einem täglichen Anstands Besuch kamen, ging Lynett wieder. Ihre Eltern blieben eine Stunde, dann gab es Abendessen. Zum ersten Mal seit zwei Wochen etwas Richtiges und keine Hühnersuppe, die Summer schlürfen musste. Sie genoss ihr Salamibrot und fragte sich unweigerlich, ob James wohl auch richtig aß, oder sich nur von Blut ernährte. Nach dem Essen, kam einer der Ärzte und machte seinen Rundgang. Danach nahm Summer den Hörer wieder in die Hand und wählte James Handynummer, die sie inzwischen auswendig konnte.
 

Es klingelte zwei Mal, bevor Stanley abnahm und sich mit ‚der is beschäftigt’ meldete.

„Hallo Stan. Danke für die Karte. Womit ist er denn beschäftigt?“, fragte Summer fröhlich.

„Er isst gerade:“, sagte Stan mit gedämpfter Stimme, als hätte er Angst, dass Summer die Antwort nicht gefällt.

„Welche Haarfarbe hat sie denn?“, lachte Summer.

„Rothaarig.“, sagte Stan erschrocken, wie Locker die Brünette mit dieser Situation umging. Bevor noch weiter mit Summer reden konnte hielt er James wortlos das Handy hin, der sich mit einem Ärmel das Blut aus dem Gesicht wischte.

„Ja.“, meldete er sich kurz.

„Hey, wenn du Hühnchen das nächste Mal im Krankenhaus, dann solltest du vielleicht das Zimmer auch betreten“, mahnte die Brünette den Vampir, der vor Schreckt fast das Telefon fallengelassen hatte.

„In Ordnung. Ich hätte nicht gedacht, dass du anrufst und schon gar nicht, dass du dann so fröhlich klingst.“

„Sollte ich dich anschreien? Nein, ich hatte eine leichte Lungenentzündung, das will ich mir nicht zumuten. Aber wenn ich hier wieder rauskomme, schuldest du mir ein paar Antworten.“

„Schätze schon, aber du liegst im Krankenhaus und sitzt in keinem Gefängnis.“

„Ich finde das ist in meinem Fall fast das selbe.“, sagte Summer trocken.

„Wenn du meinst. Wann wirst du denn freigelassen?“

„Mittwoch, also übermorgen. Das heißt, du hast Donnerstag den ganzen Tag Zeit, mir alles Mögliche und Unmögliche zu erklären.“, stellte die Brünette klar. Der Vampir lachte nur und wollte dann Stan von irgendwelchen Dummheiten abhalten, weshalb er auflegen musste.
 

Mittwochmorgen nach dem Frühstück, wurde Summer entlassen. Sie saß noch im Aufenthaltsraum und wartete auf ihre Eltern, als es an den Türrahmen klopfte.

„Klopf, klopf. Deine Eltern haben keine Zeit, dafür, darf ich dich entführen.“, lachte James, als er Summers überraschtes Gesicht sah. Die Brünette nickte mechanisch und stand auf. James nahm ihre Tasche und verlies mit ihr das Krankenhaus.

„Wo fahren wir jetzt hin?“, fragte Summer nachdem sie in James Auto saß.

„Zu mir, es sei denn, du willst nicht in die Höhle des Löwen.“

„Du hast versprochen mir nichts zu tun und ich schätze, dass du Stan im Griff hast.“, sagte Summer fröhlich. Sie wusste nicht einmal, warum sie so aufgeregt war, immerhin war Stan ein kaltblütiger Mörder. James nickte auf dem Fahrersitz und den Rest der Fahrt war es beängstigend still. Summer hasste diese Stille, denn diese Art von Stille bedeutete meistens, dass sich ein Sturm anbahnen würde. Der Wagen hielt und James stieg aus. Wortlos folgte die Brünette dem Vampir ins Haus, wo ein übermüdeter Stanley im abgedunkelten Wohnzimmer saß und Kaffeegrund löffelte.

„Du weiß schon, dass man da mehr Wasser darauf kippt.“, fragte Summer vorsichtig. Als sie das Nicken des Hünen vernahm war sie beruhigt. James deutete auf den Sessel gegenüber dem Sofa. Er selbst setzte sich neben Stan.

„Willst du etwas trinken oder essen?“, fragte Stan verschlafen.

„Was habt ihr denn da?“, fragte Summer vorsichtig. Sie hatte angst, dass jetzt Worte wie Blut und Leichen fielen.

„Cola, Fanta, Sprite, Wasser, Orangensaft, Milch, Kakao und an Essen, Kekse, Kuchen, Schokolade, Chips. Ich schätze zum Mittagessen ist es noch viel zu früh.“, klärte James sie auf. Nachdem die Vampire Summer mit Orangensaft und Keksen versorgt hatten, saßen sich die drei wieder stumm gegenüber. Stan hing immer noch halb schlafend auf der Lehne.

„Warum, ist er so müde und du…“, begann Summer, doch das nicht blieb ihr im Halse stecken.

„Ich schlafe für gewöhnlich auch um diese Zeit. Aber müde bin ich nicht, weil ich anders bin als Stan. Seine genetische Struktur ist auf das Nachtleben eingestellt. Ich hingegen kann theoretisch zu jeder tag und Nacht zeit schlafen, ohne wirklich zu schlafen oder müde zu sein.“, klärte James Summer auf. Das Mädchen tat einmal so. als sie das, was James eben erklärt hatte, wirklich verstanden.

„Ich bin ein typischer Vampir. Vertrage kein Sonnenlicht und so ein Schwachsinn. Er ist der erste Vampir und hat einen Sonderstatus.“, übersetzte Stan gähnend für Summer.

„Danke. So und ich bekomme jetzt die ganze Geschichte zu hören. Warum du ein Vampir bist, Jay, das weiß ich schon. Warum du nichts gesagt hast, kann ich mir denken. Außerdem hast du da so einiges angedeutet. Aber was ist mit dem Rest? Wie kam es dazu, dass es immer mehr wurden?“, fragte Summer unverblümt.

„Das ist nicht einfach zu verstehen. Es war Suzerana, die irgendwann jemanden gebissen hat und von ihm abließ, bevor er starb. Als er dann wieder aufstand, ging gerade die Sonne auf und hat ihn verbrannt. Nach einer Weile hatten wir den Dreh mit den Verwandeln heraus und Suzerana, wollte sich eine Armee aufbauen und die Menschheit vernichten. Dummerweise sind zu viele Vampire auf einem Haufen nicht gerade umgänglich untereinander und so haben sie sich entweder gegenseitig umgebracht oder sind verschwunden. So kam es dann, dass sich vereinzelt immer mal wieder ein Vampir anfindet.“, erklärte James und schaute auf Summer.

„Und Stanley?“

„Ich habe Stanley Anfang der 19. Jahrhundert verwandelt. Um genau zu sein im Jahre 1810 in Rom. Stanley war von England nach Italien gezogen. Er war gelehrter und so lernte ich ihn beim studieren des menschlichen Wesens kennen. Ich half ihm ein wenig die Tochter seines Vermieters zu beeindrucken. Irgendwann sah er, wie ich eine Frau biss und ich erklärte ihm, was ich war. Ich erklärte ihm aber auch, dass ich mein da sein nicht voll akzeptierte und so versuchte als Mensch zu leben. Er verstand es, warum auch immer und nach einer Weile, ich weiß noch nicht einmal warum wurde er bei einem überfall verletzt. Dabei hatte er vor drei Wochen geheiratet. Mir persönlich war die Gesellschaft von Stan ans Herz gewachsen und so verhalf ich ihm zu ewigem Leben.“ Während James sprach schien er nicht wirklich anwesend sondern eher in der Vergangenheit schwelgend. Fast als hätte er bestimmte Ausschnitte seiner Geschichte wieder vor Augen. Summer dachte still über das nach, was James ihr gesagt hatte. Warum hatte sie sich vor ihm gefürchtet. Jetzt hatte sie keinerlei Angst vor James und dabei hatte er sich nie geändert. Lag es nur daran, dass sie ihm aufmerksam zuhörte oder daran, dass sie ihm jetzt glaubte, dass er für sie nicht gefährlich war. Nach einer Weile holte das schnarchen von Stan sowohl Summer als auch James aus ihren Gedanken. Beide mussten Lachen, da Stan nicht nur schnarchte, sondern auch an einem Daumen nuckelte.

„Ich bring ihn dann einmal in sein Zimmer.“, sagte James und hob Stan ohne große Anstrengung wie ein Baby hoch. Fasziniert betrachtete das Mädchen die Schauspiel und wartete auf James. Als dieser wiederkam, setzte er sich erneut auf das Sofa.

„Wie funktioniert das…“, setzte Summer an, doch James unterbrach sie mit einem Kopfschütteln.

„Das werde ich dir nicht Sagen, zumal es verschiedene Arten der Verwandlung gibt.“

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten?“, fragte Summer überrascht.

„Für mich schon. Ich habe einmal die Möglichkeit Vampire wie Stan zu erschaffen und dann kann ich noch Vampire, wie mich erschaffen. Zugegeben das habe ich noch nie getan und ich habe es nur einmal bei Suzerana gesehen. Außerdem ist die Verwandlung ist schiefgegangen. Doch ich weiß wie es geht und unter welchen Voraussetzungen es funktioniert. Doch ich werde dir keine Details sagen.“

„Warum? Du hast versprochen mir die Wahrheit zu sagen.“, erinnerte Summer ihren Gegenüber.

„Ich finde, dass dich das nur auf falsche Gedanken bringen könnte. Und wir wollten doch nicht, dass dir etwas passiert.“, sagte James ruhig und strich Summer sanft über die Wange.

„Gut. Damit kann ich leben. Ich schätze ich kann auch mit der Tatsache leben, dass du und Stan ein Serienkiller seid.“, sagte Summer leise.

„Mehr Stan als ich. Heißt das, es ist wieder alles in Ordnung?“, fragte James, obwohl seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern war.

„Fast. Aber das wird wieder. Doch ab jetzt keine Geheimnisse mehr. Das macht alles nur viel schlimmer. Ich schätze mein Herz kann es auf Dauer nicht ab, wenn noch einmal so etwas wie mit Suzerana passiert.“, lachte Summer zaghaft und lächelte James an.

„Gut und jetzt gehen wir Mittagessen. Es ist immerhin schon halb drei!“, sagte James und stand auf. Verwundet sah Summer auf die Uhr. Er hatte recht und der Brünetten war gar nicht klar, wie lange sie dort gesessen hatte.

Herzschlag

Herzschlag
 

Den Rest der Woche, die Summer noch zu Hause verbringen musste leistete James ihr Gesellschaft. Erstaunlich war, dass der Vampir am Freitag seine Urlaubsfotos mitbrachte. Er hatte es tatsächlich geschafft, irgendwie in Australien aktuelle Fotos zu schießen. Außerdem hatte er im Laufe der Woche sogar noch Souvenirs mitgebracht. In Ihrem Zimmer als ihre Eltern zur Arbeit waren, fühlte sie dem Ganzen auf den Grund.

„Wie hast du das geschafft?“, fragte sie und betrachtete ihr Mitbringsel. Es war eine Handgefertigte Kette.

„Nachdem deine Eltern gefragt haben, wie meine Australien Reise war, bin ich nach unserem Telefonat einen Tag in Australien gewesen und habe ein wenig eingekauft und ein paar Fotos geschossen.“

„Du bist irre!“, stellte die Brünette lachend fest.

„Vielleicht, aber vielleicht versuche ich auch nur zu verhindern, dass ich auffliege. Es ist immerhin nie Gut, wenn man mein Geheimnis kennt. Das führt unweigerlich zu Problemen.“

„Was für Probleme?“

„Nun, Stan und ich haben unsere Rasse sozusagen verraten. Das sehen die wenigsten gerne und von daher, versucht man uns auszuschalten.“

„Wie funktioniert das? Ich meine ich habe nicht vor auf dich, Stan oder sonst irgendwen loszugehen, es interessiert mich nun einmal.“

„Gut normale Vampire, wie Stan, kannst du mit Silber töten oder Sonnenlicht. Da ich eine Ausnahme bilde, muss man mir schon den Kopf abreißen und dafür braucht es einen enormen Kraftaufwand. Mit anderen Worten, es ist für einen Menschen oder einen normalen Vampir einfach nicht möglich.“, erklärte James ruhig. Summer nickte und wollte das Thema nicht weiter verfolgen. Es breitete sich eine kurze Stille aus, die von der Türklingel unterbrochen wurde. Die Brünette ging zur Tür und Fand Lynett mit einem Stapel Hausaufgaben vor sich.

„Der Hausaufgaben Lieferdienst! Ich störe doch wohl nicht etwa?“, fragte die Blondine frech und ging danach direkt in Wohnzimmer.

„Hallo.“, begrüßte James den Besuch halbherzig und bezog den Sessel in der einen Ecke des Wohnzimmers. Die Mädchen hingegen bezogen die Couch und den Wohnzimmertisch. Nach einer kurzen Beratungsrunde, ging es mit dem einfachstem Fach los: Geschichte. Wie nicht anders zu erwarten war James das wandelnde Lexikon für den zehnseitigen Fragebogen, der als Hausaufgabe galt. Beeindruckt über das umfangreiche und lückenlose historische Wissend des Vampir, lobte Lynett James in den Himmel. Dies tat er mit einem unbeeindruckten Knurren ab und beobachtete weiter Summer. Am Abend war der Berg mit Hausaufgaben abgearbeitet. Lynett verabschiedete sich nur widerwillig und wurde fast von James aus dem Haus geworfen. Summer fand, dass er fast schon ein wenig eifersüchtig wirkte. Als James kurze Zeit später ebenfalls gehen wollte, protestierte Summer.

„Das wird dir schon wieder alles zu viel. Du solltest dich ausruhen.“

„Was, wie kommst du jetzt darauf?“, schrie Summer und schaute den Vampir wütend an.

„Schau einmal, ich mache mir doch nur Sorgen.“, sachte James sanft und griff behutsam nach Summers Hand.

„Ich weiß wie viel ich mir zumuten kann. Du hast keine Ahnung, wie viel der menschliche Köper wirklich aushält.“, sagte die Brünette pappig. James schüttelte sanft den Kopf und trat noch einen Schritt auf das Mädchen zu.

„Ich weiß sehr wohl, wovon ich rede. Ich kenne die schwächen eines sterblichen Körpers. Ich weiß wie schrecklich zerbrechlich er sein kann. Auch wenn die Wille stark ist, dein Körper ist es gewiss nicht, Summer. Jetzt sei bitte ein braves Mädchen und ruh dich aus.“ James strich sanft eine Haarsträne aus Summers Gesicht und verließ danach die Wohnung.
 

Die Brünette blieb verwundert zurück. Sie wusste, dass er recht hatte. Auch wenn sie es nicht einsehen wollte, wusste sie auch, dass ihr die Zeit davon lief. Heute hatte ihr Arzt angerufen und was er Summer sagte, gefiel ihr gar nicht. Er hatte ihren Namen jetzt offiziell auf die Liste für zu empfange Organspenden gesetzt. Anscheinend war ihr letzte Untersuchung noch schlechter ausgefallen, als sie gehofft hatte. Sie wusste, dass es ihr immer schlechter ging und ihr war klar, dass sie jedem nur nicht James etwas vormachen konnte. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr genau noch blieb. Genauso wenig wusste Summer, wie sie es ihren Eltern sagen konnte. Eines war jedoch nicht von der Hand zu weisen, sie konnte es ihnen nicht verschweigen. Ihre Eltern hatten ein Recht darauf zu erfahren, wie schlimm es tatsächlich um den Gesundheitszustand ihrer Tochter stand. Zumal sie nicht einmal 17 Jahre alt war. Doch so wie es momentan aussah würde sie ihren 17. Geburtstag am 17. August vielleicht nicht einmal mehr miterleben. Auch wenn sie sich nicht vor ihrem eigenem Tod fürchtete, so hatte sie Angst ihr Freunde und ihre Familie alleine zurückzulassen. Sie hasste es, wegen ihr andere weinen mussten. Sie hatte es schon immer gehasst. Früher war es einfacher gewesen. Wenn ihre Mutter abends wieder einmal geweint hatte, war Summer immer mit einem Lächeln in das Schlafzimmer gegangen und hatte ihre Mutter mit den Worten ‚es wird alles wieder gut’ umarmt. Doch sie hatte immer gewusst, dass es nicht wieder gut werden würde. Warum machte es ihr gerade jetzt so viel aus zu sterben? Sie hatte mit dem Kapitel schon vor so langer Zeit abgeschlossen. Sie hatte sich immer gesagt, dass sie es akzeptieren würde, dass sie nicht weinen würde. Warum stiegen ihr also jetzt die Tränen in die Augen.
 

Irgendwann war Summer in ihr Zimmer gegangen, um dort zu einen. Wie lange sie weinte und wann genau sie eingeschlafen war, dass wusste sie nicht mehr. Doch sie musste irgendwann eingeschlafen sein, da ihre Mutter sie am nächsten Morgen weckte.

„Guten Morgen Spätzchen. Du solltest aufstehen, die Sonne lacht.“, sagte ihre Mutter Fröhlich. Wortlos folgte Summer ihrer Mutter nach unten in die Küche. Sie setzte sich an den gedeckten Tisch und schwieg. Ihr war nicht nach Essen zu mute und sie wusste, dass es Dinge gab, die besser gleich ausgesprochen werden.

„Hast du keinen Hunger, Schatz?“, fragte Summers Dad besorgt.

„Ich brauche wahrscheinlich bald ein Neues Herz. Ich steh schon in der Kartei.“, platze es aus dem Mädchen heraus. Fassungslos starrten ihre Eltern sie an. Für den Rest des Tages, würde sie nun wieder wie ein rohes Ei behandelt werden. Doch es gab nichts, was die Brünette dagegen tun könnte.
 

Gegen Mitte Juli lag Summer wieder im Krankenhaus. Nun wurden ihre schlimmsten Befürchtungen, dass sie ihren nächsten Geburtstag nicht mehr miterleben konnte, noch doch war. Ihre Letzte Hoffnung, war eine Herztransplantation, die für den nächsten Tag angesetzt war. Ihre Eltern und Lynett waren bis eben noch bei ihr gewesen und hatten sich schon einmal vorsorglich von Summer verabschiedet. Auch wenn sie sich noch so sehr wünschten, dass alles gut gehen würde und das Mädchen die Operation gut überstand, konnten sie sich nicht sicher sein. Der nächste, der An die Tür zu Summers Krankenzimmer klopfte war James, der einen recht fröhlichen Eindruck vermittelte.

„Hallo, Sonnenschein.“, sagte er ruhig. Summer lächelte matt, als er näher na das Bett herantrat.

„Willst du dich auch von mir verabschieden?“, fragte die Brünette beleidigt.

„Das hatte ich nicht vor. Ich wollte dir alles Gute wünschen und dir etwas versprechen. Ich werde dich unter keinen Umständen sterben lassen. Nicht, wenn ich es verhindern kann.“, versicherte der Vampir dem Mädchen und nahm ihr Hand.

„Danke. Das heißt, du wirst mich auch nicht alleine lassen?“

„Niemals!“ In James Stimme schwang eine ungeahnte Überzeugung mit und Summer wusste, dass er wirklich alles tun würde, um ihr zu helfen oder um bei ihr zu sein. Doch für das erste musste er gehen, da die Besuchszeit im Krankenhaus fast vorüber war. Gerade als sich der Vampir abwenden wollte, griff das Mädchen noch einmal nach seiner Hand.

„Jay, versprichst du mir, dass du bei mir bleibst?“, fragte Summer ängstlich. Sie hatte Angst vor dem, was am nächsten Tag auf sie zu kam und Angst davor allein zu sterben. Erleichtert stellte sie jedoch fest, dass James sie anlächelte.

„Ich werde da sein, wenn du wieder aufwachst.“, sagte der Vampir ruhig und verlies das Zimmer.
 

Summer hatte wirklich großes Glück, dass so schnell eine passende Organspende für sie gefunden wurde. Sie würde sich auf jeden Fall bei der Familie bedanken, die ihr das Laben ermöglicht hatte. Doch jetzt erst einmal musste sie diese Operation überstehen. Die Ärzte taten alles in ihrer Macht stehende, damit es so weinig Komplikationen wie möglich gab. Aber auch, damit die Transplantation schnellstmöglich ablief. Die Zeit war ein wichtiger Faktor, der unberechenbar werden konnte. Nach sieben Stunden wurde Summer auf die Intensivstation verlegt. Eine Krankenschwester informierte Summers wartende Eltern, die jetzt eine Sorge weniger hatten. Die Operation war gut gelaufen und von nun an lag es Summer selbst.
 

Nach einer Woche kam das Mädchen langsam wieder zu Bewusstsein. Das erste, was ihre Aufmerksamkeit erregte, war der Schmerz. Danach kam das Piepen des Herzmonitores, dicht gefolgt von den vielen anderen Kabeln. Summers erster Klarer Gedanke, war dass der Schmerz ein gutes Zeichen dafür war, dass sie noch lebte. Doch am liebsten hätte sie ihn mit Medikamenten unterdrückt. Eine Schwester oder einen Arzt bemerkte sie allerdings nicht im Zimmer. Stattdessen war James bei ihr und hielt die Hand des Mädchens.

„Guten Morgen Sonnenschein.“, sagte leise. Die Brünette versuchte vergeblich zu Lächeln.

„Nicht bewegen. Ich habe übrigens schlechte Neuigkeiten. Wenn ich die Ärzte richt verstanden habe, dann sind deine Überlebenschancen nicht sehr hoch. Doch mir ist eines Klar geworden. Ich kann dich nicht sterben lassen. Die Frage ist nur, ob du Leben willst. Das würde Bedeuten, dass du noch ein paar Jahre mit deinen Eltern und Lynett hättest. Es würde aber auch bedeuten, dass du ein Wesen, wie ich es bin, wirst. Die Konsequenzen des Sterbens sollten dir klar sein. Also überlege dir deine Entscheidung gut. Blinzle einmal für ja und zweimal für nein. Willst du also Leben oder sterben?“ James wusste, dass er Summer vor eine schwierige Wahl stellte. Doch er wusste keinen anderen Ausweg. Er wollte nicht ohne Summer leben und er wollte auch ihrer Familie diesen Verlust ersparen. So hätte sie Zeit sich von ihnen auf andere Weise zu verabschieden. Es wäre nicht so plötzlich.
 

Summer überlegte eine gefühlte Ewigkeit. Sie wollte sich diese Entscheidung nicht leicht machen. Auf der einen Seite, würde sie ihre Eltern och ein weiteres Mal sehen. Auf der anderen Seite, waren das auch nur ein paar Jahre, die ihr mit ihnen blieb, bevor ihnen auffiel, was ihre Tochter nun war. Wollte sie das wirklich. Könnte sie sich tatsächlich vorstellen mit James und Stanley ihre Zeit zu verbringen. Zugegeben sie hätte dann alle Zeit der Welt und könnte alles tun, was sie wollte, aber war es das Wert. Sterben wollte sie hier und jetzt nicht, doch wollte sie ewig leben?

Nach einigem hin und her zwinkerte Summer einmal. Sie hatte sich hier und jetzt für das Leben entschieden. Sterben könnte sie danach immer noch. James hatte ihr immerhin versichert, dass man auch Vampire mit dem entsprechendem Aufwand töten konnte. Erleichtert nahm James Summers Entscheidung an und nickte.

„Du musst jetzt keine Angst haben. Ich werde dich gleich beißen und dann wirst du ein kurzes Stechen verspüren. Der Schmerz wird für ein paar Sekunden unerträglich und danach wird alles taub werden. Kurz danach fällst du in einen tiefen Schlaf und wenn du wieder aufwachst ist alles vorbei. Ab dann wirst du nie wieder Probleme mit dem Herzen haben. Hast du das soweit verstanden?“, fragte James und wartete auf Summers Antwort. Als das Mädchen einmal blinzelte beugte er sich zu ihrer Halsschlagader.
 

Ohne Vorwarnung biss James zu und trank ein wenig ihres Blutes. Den Biss spürte die Brünette nicht und auch ihr Puls blieb ruhig und Konstant. Als der Vampir von dem Mädchen abließ, blutete die Wunde noch ein wenig nach. Schnell biss er sich selbst in die Pulsader einer Hand. Mit etwas Druck auf der Wunde träufelte James ein paar Tropfen Blut in die offene Bisswunde. Kurze Zeit später krampfte Summer, bevor sie erschöpft zurück auf das Bett sank. Wenig später schoss sie die Augen und James konnte beobachten, wie sich Summers Brustkorb gleichmäßig hebte und senkte.
 

James hatte nicht zu viel versprochen. Bereits Ende des Monats wurde Summer aus dem Krankenhaus entlassen. Von einigen Ärzten wurde sie als kleines Wunder Bezeichnet. Es hatte noch nie einen Patienten gegeben, der sich von einer Herztransplantation so schnell und vor allem vollständig erholt. Die Belastungstest hatte Summer mit Auszeichnung bestanden und auch die Wunden waren schon vollständig und ohne Narben verheilt. Lynett fiel ihrer besten Freundin um den Hals und wollte sofort wissen, wie so etwas möglich ist. Summer tat das Ganze als Geheimnis hat.

In den vergangenen Wochen hatte James ihr viel erklärt. Was sie nun beachten musste, um nicht aufzufallen und andere wichtige Dinge. Sehr erstaunt, war Summer über die Tatsache, dass sie normal essen konnte. Sicherlich musste sie eine Gewisse Menge Blut zu sich nehmen. Doch das sollte kein Problem sein, da James an ihrer Seite war. Und für das erste freute sich Summer auf bestimmte Sachen. Die Brünette durfte tatsächlich von nun an am Sportunterricht teilnehmen und kostete ihr neues Leben völlig aus. Ihre Entscheidung hatte sie nicht wirklich bereut und James zeigte ihr im Laufe der Jahre viele Orte der Welt. Summer liebte das reisen, genauso, wie den Sport. Zusammen mit Stanley und James, war das Dreiergespann unzertrennlich. Wobei sich Stan mit Vorliebe zurückzog, wenn James wieder irgendwelche Liebesfloskeln säuselte. Mit ihren Eltern und auch mit Lynett hielt Summer so lange es ging telefonischen Kontakt oder schrieb ihnen Briefe. Besuchen konnte sie ihre Familie in ihrer Verfassung. Doch das war es Summer wert. Immerhin hatte sie ein neues Leben, das sie in vollen Zügen auskosten konnte. Und dann war da auch noch James. Der liebreizende Rosenkavalier war der Brünetten mit den Jahren erst so richtig ans Herz gewachsen. Auf keinen Fall wollte das Mädchen auch nur einen Tag ohne die Liebe ihres Lebens sein. Dass James ebenso fühlte, bewies er dem Mädchen fast jeden Tag auf das neue.

Von daher versprach die Ewigkeit spannend zu werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Havici
2009-10-06T19:28:36+00:00 06.10.2009 21:28
Hey :)
Ich bin echt beeindruckt. Deine Schreibweise gehört zu den Interessantesten, die ich bisher gesehen habe. Vorallem wie du Summers Herzfehler darstellst. Respektvoll und du gehst ernst damit um. Das sieht man selten.
Die Charaktere sind gut beschrieben. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit.
Genug gelobt, jetz gibts Kritik xDD

>Immerhin wollte auch so eine Gut durchdacht sein.

Hu? Fehlt da ein Wort? 2 Möglichkeiten:

1. Summer nickte zustimmend und fing an nachzudenken. Immerhin wollte auch so eine gute Idee durchdacht sein.

2. Summer nickte zustimmend und fing an nachzudenken. Immerhin wollte auch so eine Idee gut durchdacht sein.


>Summer schüttelte den Kopf und nannte dem zufrieden wirkenden Vampir eine Adresse und eine Uhrzeit.

Frage: Warum schüttelte sie den Kopf? Müsste sie nicht nicken, wenn sie ihm doch den Treffpunkt verrät?

So, das wars fürs erste :) Ich bin gespannt auf nächste Kappi :)
Grüße, Diva
Von: abgemeldet
2009-09-21T11:27:29+00:00 21.09.2009 13:27
Toll geschrieben =)
Bin ja mal gespannt ob
aus den beiden mehr wird ...


glg Sarana
Von: abgemeldet
2009-09-21T11:21:48+00:00 21.09.2009 13:21
Super Kapitel =)
Kommen bei den Charaktern deiner ff,
bei der Beschreibung auch noch Bilder dazu?
*neugierig schau*

glg Sarana
Von: abgemeldet
2009-09-21T11:17:53+00:00 21.09.2009 13:17
Als erstes als ich deine ff gelesen hab, dachte ich nur wahnsinn *0*
Du hast wirklich einen sehr tollen Schreibstil
der einen einfach mitreisst, auch wie du alles genau beschreibst
*in favoliste nehm* =)

glg Sarana
Von:  Langenlucky
2009-08-31T14:46:18+00:00 31.08.2009 16:46
Sehr schön geschrieben, bin schon gespannt wie es weiter geht.


Zurück