Die neue Wahrheit von abgemeldet (Das verborgene Wissen) ================================================================================ Prolog: 300 Jahre zuvor ----------------------- Vor langer Zeit kamen die großen, mächtigen Raku zu einem Konklave zusammen. Niemand weiß genau, wann es geschah, denn die Raku sind mittlerweile zu alt, um das Jahr genau zu benennen, oder wollen es als ein weiteres Geheimnis ihrer Art für sich behalten. Die Menschheit steckte noch nicht einmal in den Kinderschuhen ihrer Entwicklung und, obeohl sie sich schon verbal verständigen konnte, war sie nicht in der Lage, Geschehnisse anders festzuhalten, denn durch Erzählungen. So ist es auch heute noch nur den wenigsten vergönnt, die Kunst des geschriebenen Wortes zu beherrschen. Wo dieses Konklave abgehalten wurde ist auch unmöglich genau zu sagen. Die Raku haben es nicht für notwendig erachtet, sich von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten und stattdessen tauschten sie ihre Gedanken, wie auch heute noch, durch reine Telepathie aus. Keribdis sandte ihre Gedanken aus und jeder konnte die Wut spüren, die ihnen mitschwang: "Wie kannst du es nur wagen dich gegen mich stellen zu wollen, du alter Narr! Wenn wir nicht weiter in die unkontrollierte Brut der Menschheit eingreifen, dann werden bald wieder überall solche minderwertigen Kreaturen sein, die ihre Fähigkeiten nicht einzuschätzen vermögen und uns gefährlich werden könnten! Haben wir uns bisher nicht immer ihnen gegenüber behaupten können und dafür gesorgt, dass sie nicht zu zahlreich werden?" Ein unverständliches aber zustimmend klingendes Gemurmel hallte in ihren Gedanken. Die Meister der Feste haben sich zu diesem Konklave getroffen um über das Vorgehen in den nächsten Jahrzehnten bis Jahrhunderten zu debattieren und denjenigen zu erwählen, der die nächste Generation der Menschen über sie wachen soll und, wenn nötig, eingreifen muss. Wie immer gab es zwei Fronten: Keribdis und ihre Anhänger auf der einen Seite, Talo-Toecan, ihr Ehemann, auf der anderen. "Und zu welchem Preis? Indem wir über Generationen unserer Art hinweg die Menschenvölker kontrolliert, manipuliert und gepaart haben, wie es uns passte? Sie haben Angst vor uns, halten uns für unbarmherzige Bestien! Was anderes sind wir denn auch bei solchen Maßnahmen?" warf Talo-Toecan ein. "Bei den Hunden des Navigators, Keribdis! Willst du ernsthaft so weiter machen?" "Das hast du sehr gut erkannt. Und deine Zustimmung brauche ich dafür nicht." Ihre Wut wechselte zu einer solchen Selbstherrlichkeit, dass der alte Meister fast seine Beherrschung verloren hätte. Sie wusste, dass sie ihren Mann damit reizen konnte. Ebenso wusste sie, dass die meisten ihrer Anhänger nur aus Furcht vor der 'großen Meisterin Keribdis' zu ihr hielten. Doch das war ihr gleich, solange sie nur recht behielt. Da er diesen Konklave nicht wie bisher enden sehen wollte, richtete sich Talo-Toecan nun auch direkt an die anderen Meister. "Wollt ihr euer ganzes Leben lang Jagd auf diese Menschen machen? Wollt ihr euch tatsächlich zu dem zurückentwickeln, was wir einst waren? Grauenhafte, unzivilisierte Bestien, die das Wissen von mehreren Generationen einfach wieder vergessen? Unsere Zahl wird von Generation zu Generation weiter schrumpfen, wenn wir uns nicht weiterentwickeln. Jeder dritte Jungraku stirbt bei den ersten Flugversuchen. Sollten wir nicht lieber die Menschen, statt sie zu jagen, studieren? Allein ihre Entwicklung in den letzten 500 Jahren ist erstaunlich. Ich halte sie für noch viel entwicklungsfähiger als wir es heute annhemen. Und wer sonst, wenn nicht wir, hat die Mittel und Wege eine solche Aufgabe zu bewerkstelligen?" Nachdem die ersten ihr Gemurmel beendet hatten, dauerte es nicht lange, bis auch der letzte verstummte. Das weit verbreitete Unverständnis wich langsam aber sicher der Neugier, die die Konzentration und Spannung nahezu greifbar werden lies. Viele, die vorher starke Zweifel an den Gedanken Talo-Toecans hatten, wollten mehr über seinen Plan erfahren. Der Rest wollte sich nur langsam überzeugen lassen, da sie alle außer Talo-Toecan und seiner Frau Angst vor Veränderungen hatten. Diese Gelegenheit nahm der alte Meister wahr und so fuhr er fort. Er versuchte über Stunden hinweg die anderen von seiner Idee zu überzeugen: "Ich verlange ja nicht, dass ihr alle auf ein Leben verzichtet, welches euch beliebt. Jedoch sollten wir langsam andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen, unsere Art zu sichern. Nun, da wir schon in der Lage sind, die menschliche Gestalt anzunehmen und unter ihnen zu wandeln, sollten wir versuchen, etwas anderes zu sein als Mörder und jenen, denen die Natur es erlaubt hat, beibringen die schlummernden Kräfte zu nutzen. Ihnen beibringen, was es heißt, durch reine Gedankenkraft Dinge zu entflammen, zu bewegen oder zu ersticken. Betrachtet es als ein Experiment - mein Experiment. Allerdings werde ich wohl beizeiten Hilfe benötigen, die ich bei bei euch allen ersuche. Ich möchte euch an meinem Versuch Teil haben lassen. Sollte ich jedoch scheitern, so soll es dir, Keribdis, freistehen, die Menschen zu nutzloser Schlacke zu verbrennen!" Verachtung klang in seinem letzten, nur widerwillig formulierten Satz. Wohl weil ihm nichts anderes als Verachtung einfiel bei dem Gedanken, eine Lebensform mit solchem Potential auf brutalste Weise zu zerstören. Die Mehrheit des Konklave schien nun wohl doch an dem Experiment interessiert. Das spürten beide, Talo-Toecan und Keribdis. "Na gut! Bein und Asche! Wenn ihr es so haben wollt, dann lauft doch in euer aller Verderben mit eurem Experiment! Aber wisse, Talo-Toecan: Sobald du die Kontrolle darüber verlieren solltest, werde ich es mitbekommen, wo auch immer ich bin. Darauf kannst du dich verlassen!" Sie richtete ihre Gedanken allein auf ihren Mann, der kurz darauf ein scharfes, brennendes ziehen in seinen Gedanken spürte, welches er als Verachtung und Zorn erkannte, und Keribdis aus aus der Versammlung verschwunden. "Was meinst du wird sie nun tun?" Es war Redal-Stan, Talo-Toecans eigener Lehrmeister, der die Frage stellte. Niemand lies einen Gedanken verlauten. "Sie wird wohl ihre Ruhejahre vorziehen und die nächsten hundert Jahre nichts von sich hören lassen. Dieses Mal werde ich ihr nicht hinterherjagen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)