Zehn Dinge, die ich an dir hasse von Bluttraene (Teil der Bandserie) ================================================================================ Kapitel 2: Warum so plötzlich? ------------------------------ Am 1.Weihnachtsfeiertag saßen Andi und Charly zusammen bei Charly im Wohnzimmer. Das hatten sie seit Jahren immer so gemacht. Immer abwechselnd bei Charly und bei Andi. Erst am 2.Weihnachtsfeiertag treffen sich alle Confectler. Andi fiel auf, dass Charly heute sehr nervös und total ruhig war: „Hey Charly, was ist heute bloß mit dir los? Du bist doch sonst nicht so ruhig! Bist du krank? Geht’s dir nicht gut?“ „ Ich brauche deinen Rat! Ich hab mich verliebt!“ Andi war einigermaßen verwirrt und auch etwas enttäuscht: „Wie, du brauchst meinen Rat? Wie kann ich Schwuler, dir bei deinen Problemen mit einer Frau helfen? DU sagst doch immer, dass ich mich da nicht auskenne. ICH würde dir da ja auch helfen, so wie du es bei mir immer machst!“ „Ich hab ja nicht gesagt, dass ich mich in eine Frau verliebt habe!“ „In wen denn bitte sonst?“ „Ich liebe einen Mann!“ Andi verlor für ein paar Sekunden die Fassung, dann fing er sich wieder etwas: „Einen Mann!!! Charly, das ist nicht witzig!“ „Das sollte auch kein Witz sein! Ich habe mich wirklich in einen Typen verliebt! Ehrlich! In einen richtig süßen Kerl!“ „Ist der Typ homosexuell oder heterosexuell?“ „Er ist definitiv schwul!“ „Dann hast du wenigstens ein Problem weniger.“ „Aber wie komm ich an ihn ran?“ Andi tat etwas genervt: „Sprich ihn doch einfach an! Wenn er schwul ist, wird er nicht lachen und dir eine reinhauen, nur weil du ihm sagst, dass du ihn süß findest und ihn gerne als Freund hättest! Oder hat er schon einen Freund?“ „Nein, er hat definitiv keinen Freund! Aber ich kann ihn nicht einfach so ansprechen. Erstens bin ich zu schüchtern!“ Andi lachte: „Seit wann bist du denn bitte schüchtern!“ Charly: „Schon immer!“ „Das ich nicht lache! Das muss mir wohl entgangen sein!“ Charly ließ sich nicht beirren: „Und zweitens weiß ich nicht mal ob was von mir will! Ich glaube es aber ehr nicht!“ „Du wirst es nie herausfinden, wenn du ihn nicht fragst! Wer ist es denn? Kenn ich ihn? Hab ich ihn schon mal gesehen?“ „Ja, du kennst ihn!“ „Wer? Einer von den Jungs?“ Charly zögerte: „Ja und auch wieder nein!“ „Ja, was denn nun?“ „Andi, ich ... ich hab mich ... ich hab mich in...“ „Ja, in wen den nun?“ Charly lief etwas rot an: „Andi, ich ... ich hab mich in DICH verliebt!!!“ Andi starrte Charly eine ganze Weile lang an. Charly bettelte fast: „Andi, sagt doch was! Bitte!“ Andi braust auf: „DAS hätte ich von dir nicht erwartet!“ „Was hast du von mir nicht erwartet?“ „Danke, verarschen kann ich mich auch alleine!“ Mit diesen Worten rannte Andi zur Tür hinaus. Charly saß wie versteinert da! „Aber Andi! Ich liebe dich! „ Was hatte er bloß falsch gemacht? Er hatte doch nie vor Andi zu verarschen, das könnte er gar nicht! Wieso dachte Andi das? Ihm kullerten ein paar Tränen die Wangen hinunter! Was war nur passiert? Auf dem Weg nach Hause schäumte Andi vor Wut! Woher wusste Charly bloß, dass er ihn liebte? Und wieso musste er ihn dann so verletzen? Sie waren doch immer die besten Freunde gewesen, warum tat er ihm das jetzt an? Hätte Charly nicht einfach mit ihm reden können? Er war doch sonst nicht so! Wie konnte er nur so eiskalt sein und ohne mit der Wimper zu zucken, so verliebt gucken und ihn verarschen! Er und schwul! Das wäre auch zu schön gewesen um wahr zu sein! Plötzlich musste er scharf bremsen. Vor ihm stand vor einem Haus mitten in der Straße ein Auto und der Fahrer unterhielt sich in aller Seelenruhe mit einer Frau. „ Entschuldigung? Könnten sie vielleicht weiterfahren?“ Fahrer: „Ja, ja, gleich!“ Das Auto blieb stehen. Andi: „Was ist heute? Tag des Arschlochs?“ Wütend fing er an zu hupen! Endlich fuhr der Mann vor ihm los! Andi war kurz vor einem Wutausbruch! Hätte das länger gedauert, hätte er den Typen wahrscheinlich eine runter gehauen und ihn aufs heftigste beschimpft! Zuhause angekommen schloss er die Tür auf, pfefferte seine Jacke in die Ecke und ließ sich wütend auf seine Sofa fallen. Er nahm wütend die Fernbedienung in die Hand und zappte durchs TV-Programm. Nach einer halben Stunde schaltete er den Fernseher wieder aus, ohne auch nur länger als 3 Minuten bei irgendeinem Programm verweilt zu haben. Er starrte auf die schwarze Fläche des Bildschirms und brach plötzlich einfach so in Tränen aus! Er weinte solang bis er schließlich erschöpft einschlief. Er träumte von damals, als er Charly zum 1.Mal als Mann gesehen hat, nicht nur als Bruder oder Kumpel. Es war Charlys Geburtstag gewesen! Ich klingle. Charly öffnet mir und schaut mich etwas erstaunt an: „Was machst du denn schon hier? Die Party beginnt doch erst in zwei Stunden!“ „Ich hab mir gedacht, du könntest noch etwas Hilfe beim Vorbereiten brauchen!“ „Woher wusstest du nur, dass ich das alles nicht schaffe? Du kommst zur rechten Zeit!“ Ich grinse leicht: „Ich kenn dich halt schon ewig! Du warst noch nie rechtzeitig fertig! Außerdem wollte ich dir noch mein Geschenk geben!“ „Das hättest du doch auch später machen können, wenn die anderen da sind!“ „Ich wollte es dir aber alleine geben!“ Ich halte ihm einen Briefumschlag hin. Charly grinst sofort frech: „Aber Schatz, du brauchst mich für die Nacht doch nicht zu bezahlen!“ „Genau deswegen wollte ich es dir alleine geben! Auf den Spruch hab ich gewartet! Jetzt mach den Umschlag schon auf!“ Charly öffnet den Umschlag und liest was auf den Tickets steht, die herausfallen. Dann schreit er auf: „Mensch Andi, des glaub ich jetzt nicht! Aber das hat doch bestimmt ein Vermögen gekostet!“ „ Wir wollten das doch sowieso machen und ob du jetzt deinen Teil selbst bezahlt hättest oder ob ich ihn dir zum Geburtstag schenke, ist doch grad egal! Außerdem sind es nur vier Tage!“ „Na und? Vier Tage Italien und wir beide zusammen! Da können sich die Italiener und die Italienerinnen aber auf was gefasst machen! MOMENT! Das sind ja Flugtickets!“ Ich schaue verlegen zur Seite und meine leise: „Es sind ja auch nur vier Tage und damit wir nicht auch noch zwei davon mit Auto oder Zug fahren vertrödeln müssen, dachte ich wir fliegen wohl lieber!“ „Aber du hast doch totale Flugangst!“ „Ich tu’s für dich!“ „Mensch danke!“ Charly springt mich richtig an, fällt mir um den Hals, umarmt mich stürmisch und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Dann springt er wie ein Bekloppter durch die Wohnung. Der Kuss hat mich total aus der Verfassung gebracht. Ich sehe ihm hinterher und merke zum ersten Mal, wie sexy Charly eigentlich ist. Er verkörpert alles, was ich mir von einem Freund immer erträumt habe: Er ist süß und gleichzeitig total sexy! Er ist richtig erwachsen und aufgeschlossen und gleichzeitig ein richtiger Kindskopf! Ich kann ihm vertrauen und mit ihm über alles lästern. Und er kennt mich, fast besser als ich mich selbst! Er hat dieselben Interessen wie ich und macht jeden Scheiß mit! Er ist einfach perfekt! Das war der erste Augenblick, in dem Andi plötzlich mehr für Charly empfunden hatte. Er schrak aus seinen Träumen auf. Er lächelte vor sich hin und dachte an die schöne Zeit mit Charly. Sie waren zusammen nach Italien geflogen, im Mai. Das Fliegen war für Andi das schlimmste gewesen. Aber er wurde dafür belohnt. Charly und er machten die Toskana unsicher. Und sie schliefen in einem Bett, was nicht gerade für einen ruhigen Schlaf bei Andi sorgte, aber er hatte es ja so gebucht. Er war sich voll und ganz bewusst, dass er Charly jetzt über alles liebte und das schon seit Dezember! Ob er ihm das jemals würde sagen können? Schlagartig fiel Andi wieder der Streit ein! Niemals konnte er es ihm jetzt noch sagen! Es war alles vorbei. Total verzweifelt fing er wieder an zu weinen, bis er endlich einschlief. Am nächsten Morgen wachte er mit starken Rücken- und Kopfschmerzen auf und schleifte sich total fertig in die Küche. Er machte sich einen starken Kaffee und rief dann bei Steffen an. Nach jedem zweiten Wort musste Andi niesen, schniefen oder husten. Steffen meldete sich am anderen Ende nach kurzem Klingeln: „Michel!“ „Hi Steffen! Hier ist Andi! „Hey Kumpel, was gibt’s?“ „Kannst du den anderen heute Abend bitte ausrichten, dass ich nicht kommen kann, weil ich total krank bin?“ „Na klar mach ich das! Das hört sich ja voll schlimm an! Was hast du denn?“ „Ich bin total erkältet. Ich kann mich kaum noch bewegen… Steffen klang besorgt: „Hey, soll ich vorbeikommen? Brauchst du irgendwas?“ „Ne, ist schon ok! Ich brauch nur ein bisschen Ruhe. Außerdem will ich dich nicht anstecken! Du musst nicht auch noch ausfallen! Sag das bitte auch den Anderen!“ „Ok, aber erhol dich gut! Auch wenn das heute Abend ohne dich nur halb so lustig wird!“ „Danke Steffen! Ich leg mich dann mal wieder ins Bett! “Ciao, Andi!” “Ciao, Steffen!” Diese Unterhaltung hatte Andi viel Kraft gekostet, zumal er wirklich krank war. Er hätte am Abend das Fenster im Schlafzimmer schließen sollen. In der ganzen Wohnung herrschte eine Kälte, wie am Nordpol. Er hatte also nicht mal lügen müssen, obwohl er heute alles getan hätte, nur um nicht Charly in die Augen sehen zu müssen. Er saß am Küchentisch, trank seinen Tee und dachte nach. Dabei schrieb er einfach auf, was ihm gerade so einfiel: Liebst du mich wirklich? Wenn ich dich sehe, bekommt mein Herz Flügel. Wenn ich dich sehe, weiß ich nicht mehr, was ich sag. Wenn ich dich sehe, verlier ich mich in Träumen. Wenn ich dich sehe, bin ich immer gut drauf. Ich liebe dich! Liebst du mich auch? Du sagst JA, Doch mein Herz sagt NEIN! Fühlst du dasselbe für mich? Bist du auch manchmal schlaflos? Wegen MIR? Oder doch nur wegen einem Mädchen? Hast du auch manchmal Sehnsucht? Nach MIR? Oder doch nur nach einem Mädchen? Bist du auch manchmal fertig? Wegen MIR? Oder doch nur wegen einem Mädchen? Hast du auch manchmal Angst? Um MICH? Oder doch nur um ein Mädchen? Ich frage dich! Bekomm ich darauf eine Antwort? Eine ehrliche Antwort? Liebst du mich wirklich? Er las sich das alles noch mal durch, und suchte dann seinen Schlüssel, um seine Post aus dem Briefkasten zu holen. Er fand ihn in seiner Jackentasche, aus der er zu seinem Erstaunen auch noch ein Tape herauszog, das er noch nie gesehen hatte. Er legte es ein und drückte auf Play. Charly sang „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“ von der Münchner Freiheit. Andi schrie laut: „CHARLY!“ Er nahm das Tape aus dem Player und schmiss es gegen die Wand Am Abend trafen sich die Jungs mit ihren Freundinnen oder Ehefrauen und Kindern. Steffen kam als Letzter. Als er die Tür öffnete und hereinkam, sprang Charly auf. Als Charly aber sah, dass es Steffen war, der hereinkam, ließ er sich enttäuscht wieder zurückfallen Peter meinte leicht verwirrt: „Sag mal Charly, was ist denn mit dir los? Du warst als Erster da und bist bisher bei jedem aufgesprungen, der rein gekommen ist. Irgendwas ist doch mit dir los!“ Charly: „Also gut! Ich muss dringend was mit dem Andi besprechen! Aber er kommt einfach nicht!“ Steffen: „Der wird heute auch nicht mehr kommen!“ Alex: „Wieso das denn?“ Claus: „Warum sollte er nicht kommen?“ Charly: „Wo ist er?“ Steffen: „Er hat mich heute Morgen angerufen und mir gesagt, dass er nicht kommen wird, weil er total erkältet ist. Und er hat fast nach jedem 3. Wort geschnieft und andauernd gehustet und geniest. Der ist total fertig!“ Alex: „Oh Gott! Ist er zuhause?“ Steffen: „Ja! Aber wir dürfen ihn nicht besuchen! Er will seine Ruhe haben!“ Charly zog sich traurig zurück. Er verließ den Raum und setzte sich draußen auf einen Stein an den Fluss, der vorbeifliest Drinnen: Claus: „Das kann ich verstehen!“ Peter: „Ja, wenn ich krank bin, will ich auch keinen sehen, nicht mal meine besten Freunde.“ Wie unrecht Peter mit dieser Behauptung hatte, wusste er gar nicht. Denn in demselben Moment, in dem er diese Worte aussprach, klingelte Harry, den Andi angerufen hatte, damit der ihn besuchte, an der Haustüre des Kranken. Dick eingemummelt mit Schal und dicken Pullis und einer Decke um die Schultern öffnete Andi Harry die Tür. Harry: „Mensch Andi, wie schaust du denn aus?“ Andi: „Wie wär’s mit einem Hallo?“ „Tschuldigung! Hallo Andi!“ „Hallo Kleiner! Komm rein! Willst du nen heißen Tee?“ „Gerne!“ Die beiden gingen ins Wohnzimmer, wo Andi sich ein Krankenlager aufgebaut hatte. Neben dem Sofa stand ein Abfalleimer, der schon total überquoll vor Papiertaschentüchern. Auf den Tisch standen 4 Kannen Tee und auf dem Sofa lagen noch 3 warme Decken. Harry holte sich aus der Küche eine Tasse und begab sich zu Andi ins Wohnzimmer, der sich mittlerweile schon wieder total eingemummelt hatte. Harry setzte sich dazu und schenkte sich einen Tee ein: „Also, was ist los? Du willst mich doch sonst auch nicht wegen einer Erkältung sehen! Du hast irgendwas? Oder? Dich hätte doch unter normalen Verhältnissen nichts davon abhalten können auf die Feier heute Abend zu gehen! Ich kenn dich! Du wärst sogar mit Fieber hingegangen! Was ist los mit dir? Mir kannst du doch alles erzählen!“ Endlich schaut Andi ihn an: „Es ist wegen Charly!“ „Was ist mit ihm?“ „Ich war gestern bei ihm und wir haben halt Weihnachten gefeiert, wie jedes Jahr! Plötzlich meinte er, dass er einen Rat von mir bräuchte, weil er sich verliebt hat, weil er sich in einen Mann verliebt hat!“ „Also ist Charly doch nicht hetero! Du hast also alle Chancen!“ Andi wehrt ab: „Das glaubst auch nur du! Als ich ihn fragte, in wen er denn verliebt sei, meinte er mit einem Grinsen im Gesicht, er liebe MICH!“ Harry war hocherfreut: „Aber Andi das ist doch super! Mensch ich gratulier dir!“ „Verstehst du es nicht, Harry? Charly, der größte Weiberheld der Welt, hat sich in einen Jungen verliebt und dann auch noch in MICH! Er ist doch der einzige, der weiß, dass ich schwul bin! Irgendwie muss er jetzt auch noch herausgefunden haben, dass ich total in ihn verliebt bin! Er hat mich nach Strich und Faden verarscht! Kapiert?“ „Und wenn er es doch ernst gemeint hat?“ Andi schüttelt den Kopf: „Ich kenne Charly schon ewig! Das ist nicht seine Art! Ich weiß wie er aussieht, wenn er jemanden verarscht! Ich muss mich wohl damit abfinden, dass er mich nicht liebt und nie lieben wird! Wahrscheinlich will er nicht mal mehr der Kumpel einer Schwuchtel sein! Nur weil diese Schwuchtel plötzlich was von ihm will! Er hat es mir erzählt und er war plötzlich wie ein Fremder für mich. Ich kenn ihn nicht mehr! Er verarscht mich!“ „Jetzt Andi! Mach dich bloß nicht fertig! Ich glaube nicht, dass Charly so was tut!“ „Du kennst ihn doch gar nicht!“ „Aber du hast dich in ihn verliebt! Also muss er nett sein!“ Andi reagierte heftig: „Ich liebe ihn NICHT!“ „Ok, aber vergiss eines nie! Er war mal dein Freund! Sprich mit ihm! Frag ihn, warum er das getan hat! Tu irgendetwas, denn ich seh doch an deinen Augen, dass du ihn noch liebst!“ „Das kann ich nicht!“ „Ok, lass dir Zeit, aber bedenke immer, tu dir nicht selbst weh! Du gehst daran nur selbst zugrunde! Ok?“ „Danke, Harry! Ich wusste du würdest mich zumindest teilweise verstehen!“ „Dafür bin ich doch da, oder?“ Zur gleichen Zeit auf der Feier: Steffen hatte bemerkt, dass Charly nicht mehr im Raum war und ist deswegen hinausgegangen um ihn zu suchen. Er fand ihn zusammengekauert und schluchzend am Ufer sitzend. Er setzte sich vorsichtig neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern: „Hey, Junge! Was ist den los?“ „Bitte lass mich, Steffen!“ „Das werde ich nicht tun! Wenn es mir schlecht geht, hilft es mir immer, wenn ich mit jemandem reden kann!“ „Aber mir hilft es nicht!“ „Woher willst du es wissen, wenn du es nicht mal probierst? Also, was ist los?“ Charly wehrte ab: „Es ist nichts!“ „Genau, und deswegen sitzt du hier auch und heulst wie ein Schlosshund! Ich mach so was auch immer zu meinem Vergnügen! Und dann auch noch im Winter, an Weihnachten, wenn es so richtig schön kalt ist und ich mir eine tolle Erkältung holen kann! Bei wem kommst du nie wieder an?“ Charly schwieg und starrt in die Dunkelheit, plötzlich begann er doch zu sprechen: „Es ist wegen Andi!“ „Was ist mit ihm? Habt ihr euch gestritten?“ „Steffen, was ich dir jetzt sage, muss unter uns bleiben! Versprich mir das! Es ist mir sehr wichtig! Keiner darf auch nur ein Wort von dem erfahren! Keine Seele! Du darfst mit niemanden darüber sprechen! Es muss wirklich unter uns bleiben!“ „Wenn du es nicht willst, wird es niemand erfahren!“ „Versprochen?“ „Versprochen!“ Charly zögerte noch kurz, doch dann begann er zu sprechen: „Also, es gibt ein Geheimnis zwischen Andi und mir! Es ist nämlich so: Dir ist doch bestimmt schon aufgefallen, dass Andi so gut wie nie eine Freundin hat und er eigentlich auch nur selten mit einer Frau flirtet! Eigentlich sogar nie!“ „Ja, jetzt wo du’s sagst!“ „Andi ist schwul!“ Ok, logische Schlussfolgerung! Und weiter?“ Ich hab Mist gebaut! Ich hab ihm gestern gestanden, dass ich ihn liebe!“ Steffen war verwirrt, damit hatte er nicht gerechnet: „Du ... bist in ihn...?“ „Ja! Er ist so süß, er ist so sexy, ich habe mich so in ihn verliebt! Schon vor ein paar Monaten und ich wollte es ihm endlich sagen! Ich hab es nicht mehr ausgehalten, ein Geheimnis vor ihm zu haben!“ „Seid ihr jetzt zusammen?“ „Dazu kam es nicht! Also, ich hab es Andi gestanden und dann hat er mich so komisch angeschaut. Es war so bedrohend! Und plötzlich motzt er mich an, wieso ich ihn verarschen würde und dann war er weg!“ „Ich denke nicht, dass er das so krass gesagt hat!“ „Doch er sagte wortwörtlich: ‚DAS hätte ich von dir nicht erwartet!’ und als ich nachgefragt habe, sagte er noch: ‚Danke, verarschen kann ich mich auch alleine!’ Genau so hat er es gesagt!“ „Das ist hart!“ „Ich versteh es einfach nicht! Warum ist es so unmöglich, dass ich in ihn verliebt bin?“ Steffen dachte kurz nach: „Naja, um ehrlich zu sein, klingt es schon sehr komisch! Sieh es mal so: Was machst du grundsätzlich wenn du ein hübsches Girl siehst? Du flirtest mit ihr! Dich kennt hier jeder nur als der Weiberheld schlechthin! Und dann sollst du auf einmal schwul sein? Das ist schon unglaublich genug! Und dann bist du auch noch gerade in Andi verliebt, der Typ, der dein bester Freund ist und von dem du einer der wenigen bist, die wissen, dass er schwul ist? Wie klingt das? Also irgendwie kann ich Andi schon verstehen! Aber es ist auch so, nur was dir echt wehtut ist echt. Und dir tut es ja verdammt weh! Ich kann euch beide verstehen! Das ist eine ganz schön komplizierte und schwierige Situation!“ „Stimmt! Und was soll ich jetzt machen?“ „Versuch mit ihm zu reden! Sag ihm, dass du es ehrlich meinst und dass du ihn wirklich liebst und alles für ihn tun würdest!“ „Ich kenn mich doch mit Männern nicht aus!“ „Das schaffst du schon! Und denk daran: Du bist nicht allein!“ Charly sah etwas besser aus: „Danke Steffen!“ „Hey, ist schon OK! Wofür sind wir denn sonst Freunde?“ Etwas besser gelaunt steht Charly auf und geht mit Steffen zu den anderen zurück. Zur gleichen Zeit drinnen kam es zu einer kleinen Verunsicherung. Alex: „Hey Jungs, wo ist eigentlich Charly?“ Peter: „Der ist vorhin glaube ich raus gegangen.“ Alex: „Und wo ist Steffen? Der ist jetzt auch schon ne Weile auf dem Klo! Hoffentlich ist er nicht ersoffen!“ Claus: „Vielleicht ist er Charly hinterher?“ Peter:“ Das kann sein! Was haltet ihr eigentlich von der Geschichte zwischen Andi und Charly? Das muss was Ernstes sein, wenn Andi Steffen anruft und absagt und nicht Charly. Wenn du sonst etwas über Andi wissen wolltest oder eine Auskunft über eine andere Sache von ihm haben wolltest, dann konntest du genauso gut Charly fragen. Der wusste alles! Der hatte sogar manchmal dieselben Gedanken, im selben Augenblick wie Andi! Die beiden haben sich ohne Worte verstanden! Und jetzt weiß Steffen eine Sache früher als Charly! Das ist doch fast unmöglich!“ Alex: „Das muss sogar was sehr Ernstes sein, wenn Andi überhaupt absagt. Der würde doch normalerweise das hier nie verpassen, auch wenn er noch so viel hustet und niest. Er wäre hundert Pro gekommen! Ihn hätte nur ein Krankenhausaufenthalt von dieser Feier abhalten können. Oder ein Schneesturm! Aber sonst nichts! Ihr kennt doch Andi!“ Claus: „Da hast du Recht! Andi ist nicht der Typ, der so etwas gerne verpasst!“ Alex: „Aber was könnte passiert sein, ich meine sie sind doch die besten Freunde!“ Peter: „Charly muss es irgendwie verbockt haben!“ Claus: „Woher willst du das so genau wissen?“ Peter: „Jetzt überlegt doch mal! Wenn ANDI etwas verbockt hätte, dann würde CHARLY doch nicht so drauf sein und versuchen mit ANDI zu reden, um es wieder gut zu machen. Sondern umgekehrt! Dann wäre ANDI vorhin so deprimiert hier rumgesessen und hätte auf CHARLY gewartet!“ Claus: „Das stimmt wohl! Aber was könnte Andi aus der Fassung bringen?“ Keiner wusste etwas und als Charly und Steffen zurückkamen hingen alle ihren Gedanken nach. So ruhig war die Weihnachtsfeier noch nie gewesen. Eine fröhliche Stimmung wollte nicht aufkommen! Keinem war auch nur in irgendeiner Weise dieses Jahr noch nach Weihnachten zumute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)