Träume von LorenorMidori ================================================================================ Kapitel 25: ------------ Farin unterdrückte den Impuls, die Augen zu öffnen, weil er Bela nicht erschrecken oder verunsichern wollte, wenn er so „Aaaaargh, was zum Teufel machst du da??!“ reagierte. Stattdessen zwang er sein auf einen Schlag wild pochendes Herz in die Knie und konzentrierte sich auf das, was Bela tat. Es fühlte sich… schön an und seltsam zugleich. Vertraut und doch fremd. Behutsam glitten die Fingerspitzen des Schlagzeugers über Farins rechte Schläfe, seine Wange hinunter und dann am Kinn entlang. Dann verschwanden sie. Langsam öffnete Farin sein Augen und suchte die Belas. Dieser hatte sich dicht neben ihn gesetzt, aber doch mit einem gewissen Respekts-Abstand. Halb auf die Seite gedreht, hatte er seinen linken Arm auf die Lehne gestützt und seine rechte Hand lag nun auf seinem Oberschenkel. Doch seine Augen waren auf Farins gerichtet, einer warmen, wohltuenden Umarmung gleich, so weich wie Samt, so weit wie das Meer. Sie ließen den Blonden in eine andere Welt, ein anderes Universum eintauchen, wo es nur sie beide und das unendliche Nichts gab. Farin konnte sich nicht erinnern, dass er jemals auch nur annähernd so schöne Augen wie die Belas gesehen hatte. Die helle Farbe, die einen so schönen Kontrast zu seinen dunkel gefärbten Haare bildete, die ungewöhnliche, außergewöhnliche Farbe. Die Wärme, die sie ausstrahlten. Er wagte nicht, sich zu rühren, ja auch nur zu atmen, weil er diesen besonderen Moment nicht zerstören wollte. Er wünschte sich, die Zeit würde stehen bleiben, so lange, bis er ihr befahl, weiter zu laufen. Chuck Norris könnte das jetzt sicher. Wie er einfach so da saß und überhaupt nicht wusste, was er tun sollte, und wie Belas Anwesenheit, sein Blick, seine Ausstrahlung ihm einfach nur den Atem raubte… die Hitze, die langsam in ihm aufstieg, das ansteigende Pochen seines Herzens waren nicht in Worte zu fassen. Er ertappte sich dabei, wie er langsam den Mund öffnete, ihn jedoch wieder schloss, weil er nicht wusste, was er sagen sollte, und doch wollte er sprechen. Er hatte sich jenen oder ähnliche Momente in den vergangenen Tagen viel zu oft vorgestellt, aber dass es nun tatsächlich geschah, endlich geschah, lähmte seinen Verstand und beraubte ihn jeglicher Handlungsfähigkeit. Wenn man ihn in diesem Moment nach seinem Namen gefragt hätte, wäre mit Sicherheit bloß ein „sgthjnmxdyfsreayorstgdk“ dabei heraus gekommen. Dann musste Bela plötzlich lächeln, wenn nicht sogar grinsen. Farin schreckte ein wenig auf und straffte sich ein wenig. Ungläubig sah er den wunderbarsten Menschen dieser Erde an. „Was ist denn?“ fragte er den Älteren erstaunt, hatte dieser letztendlich dem Moment den Zauber genommen, bevor er selbst es tun konnte. „Du siehst irgendwie aus, als hättest du deinen Verstand auf eine lange, unbestimmte Reise geschickt“, erwiderte Bela und lachte leise. „Mensch, jetzt entspann dich doch mal ein bisschen.“ „Ich bin entspannt!“ protestierte Farin schwach und ließ sich zum Beweis ein wenig tiefer in die Couch sinken. Seine langen Beine suchten vergeblich nach ein wenig Platz unter dem Couchtisch, aber das taten sie meistens, wenn er irgendwo anders als zu Hause saß. Bela fasste dieses tiefer-in-die-Couch-sinken als Einladung auf, näher zu ihm heran zu rücken. Farins Herz hüpfte erschrocken quer durch seinen Brustkorb, aber Farin befahl ihm, zurück zu seinem angestammten Platz zurück zu kehren. „Das hab ich gemerkt“, kommentierte Bela Farins kurze Aufregung leise, fast flüsternd, mit einer tiefen Stimme, die Farin beinahe zum Schmelzen brachte, und lächelte lasziv. Farin musste schlucken. Verdammt, macht der das immer so?! Farin wusste nicht, ob er sich unwohl fühlen sollte oder nicht, während Bela seinem Gesicht immer näher rückte. Jetzt hat er dich, kommentierte Farin seinen eigenen Geisteszustand trocken, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Aus was auch immer. Mal sehen wohin das führt. Farin beschlich das ungute Gefühl, dass sein alter bester Freund ihn auf den Arm nehmen wollte, mit seiner Unfähigkeit spielte und sich gleich wieder zurückzog, um ihn auszulachen… doch er tat es nicht. Langsam hob er seine Hand, um Farins linke Wange zu berühren und dort seine Hand abzulegen. Diesmal wollte wohl er die Führung übernehmen, und Farin ließ es geschehen. Während sein Herz eine wilde Techno-Party feierte (dabei hasste er Techno), begann er leicht zu schwitzen, seine Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an, dabei hatte er doch eben erst eine Tasse Tee getrunken. Wie in Zeitlupe sah er Belas Gesicht, allem voran seine Lippen, näher und näher rücken. Und als Bela seine unbeschreiblich schönen Augen halb schloss, tat er es ihm gleich und näherte sich seinem Gesicht ein wenig. Belas Hand umgriff nun den Kopf des Blonden leicht und zog ihn ein wenig zu sich heran. Ein letztes kurzes Zögern, ein letzter tiefer Blick, bevor sie endlich ihre Lippen aufeinander legten und die Augen schlossen, alles ausblendend, die Welt um sich herum vergessend. Alle Geräusche, Gedanken, Erinnerungen waren verschwunden, eingesperrt in eine große, schwere Truhe, und der Schlüssel dazu gut versteckt. Farin tastete nach Belas Arm, seine Finger strichen an ihm entlang, bis er seine Schulter erreicht hatte, um ihn näher an sich heran zu ziehen. Überraschend löste Bela den Kuss, doch nur, um Farin endlich jene drei Worte entgegen zu hauchen, nach denen er sich schon so lange gesehnt hat, und die Welle des Glücks, die über ihn hereinbrach, die überwältigende aufsteigende Wärme seines Körpers, steigerten sein Verlangen nach Bela ins Unermessliche, und diesmal war es an ihm, den Kuss einzufordern, die Grenzen ein wenig mehr auszuloten und endlich nach Belas Zunge zu suchen, doch er wollte viel mehr als das. Er löste seine Hand von Belas Schulter, strich mit ihr über den muskulösen Körper des Schlagzeugers und fühlte, wie dieser bei jener Berührung leicht erschauderte, ließ sie über seine Hüften bis zum Rücken wandern, wo sie nur kurz verharrte, tiefer sank und den Saum seines Hemds ereichte, unter den sie vorzudringen versuchte. Und als sie die ersehnte Bekanntschaft mit Belas weicher, warmer Haut machte, erschrak Bela so heftig, dass er den Kuss abrupt unterbrach, ruckartig von Farin zurückwich und ihn mit großen Augen und schwer atmend anstarrte. Farin fühlte sich, als sei er vom hundertsten Stock eines Gebäudes gefallen und ungebremst auf dem Boden aufgeschlagen. Fassungslos sah er den Kleineren an, fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Bela wandte sich von ihm ab und rang wieder um Fassung. Farin konnte seine Enttäuschung nur schwer verbergen, als Bela „Sorry, aber das geht mir ein wenig zu schnell“ stammelte. Farin setzte sich aufrecht hin, murmelte ein leises „Entschuldigung“ und vermied es, Bela anzusehen. Stille. Unsicher schielte Farin aus dem Augenwinkel zu Bela hinüber und sah, wie dieser unruhig seine Finger knetete und die Lippen zusammengekniffen hatte. Farin blickte wieder geradeaus. Die Stille machte ihm zu schaffen. So lange waren sie still, hatten zwar miteinander kommuniziert, aber dennoch geschwiegen. Sollte das jetzt von vorne losgehen? Mann, du bist erwachsen, schalt er sich innerlich, also verhalte dich auch so. Und lass vor allem nicht zu, dass ihr euch schon wieder einigelt. „Hab … hab ich was falsch gemacht?“ brachte er schließlich unsicher hervor, so leise, dass er sich selbst kaum hören konnte. Bela lachte kurz auf, sah für den Bruchteil eines Augenblicks Farin in die Augen, drehte sich dann aber wieder schüchtern weg. „Nein, nein“, antwortete Bela schnell, „eigentlich nicht, nur… ich weiß nicht… ich… brauch da glaub ich noch´ n bisschen Zeit… für all das.“ „Aber DU hast doch MICH geküsst!“ erwiderte Farin verwundert. „Ja, schon, aber ich wollte es eigentlich dabei belassen und nicht gleich… weiter gehen.“ Bela saß in sich zusammen gesunken da, die Ellenbogen auf die Knie stützend, und betrachtete seine Füße. „Oder willst du… etwa…“ Wäre Farin ein Wasserkocher, würde er jetzt pfeifen. Zumindest hatte er die Temperatur dafür erreicht. „Um Himmels Willen, nein!“ protestierte er energisch und schrak hoch. „Ich will das jetzt nicht überstürzen oder so!“ Unglücklicherweise erinnerte er sich an jenen Moment im Aufnahmeraum zurück, als seine Fantasie ihm ziemlich genau ausmalte, was er wollte, und ihm nur dir Flucht auf die Toilette übrig blieb. Kaltes Wasser ins Gesicht verfehlte seine Wirkung eigentlich nie. Er musste sich eingestehen, dass er sich gewisse Dinge, die er mit Bela früher oder später ausüben wollte, mehr als lebhaft vorstellen konnte, aber an eine Ausführung war nicht im entferntesten zu denken. Und schon gar nicht, wenn Bela noch nicht bereit dazu war. „Dann ist ja gut“, sagte Bela ruhig und war sichtlich erleichtert. Er lächelte endlich wieder und konnte Farin wieder in die Augen sehen. Das freute Farin, sodass er Belas Lächeln erwiderte. „Ich wär´ jetzt nicht über dich hergefallen oder so“, erklärte der Blonde und versuchte dabei so ernst wie möglich zu klingen, wenngleich er dabei sein Lächeln nicht zu verlieren versuchte. Ein leichter Anflug von Schamesröte flog über Belas Gesicht, verschwand aber schnell wieder. „Aber…“ Farin nagte auf seiner Unterlippe, legte sich seine Wortwahl ein wenig zurecht, und Bela sah ihn nun offen an. „Na ja, also… so ganz von dir lassen werde ich wahrscheinlich nicht können.“ Bela lachte. „Das musst du doch auch nicht, davon war auch nie die Rede! Ich will nur nichts überstürzen.“ Farin nickte. „Ich auch nicht“, stimmte er Bela zu. Er erwiderte Belas Blick, und für einige Sekunden sahen sie einander einfach stumm in die Augen. Innerlich wäre Farin am liebsten ausgerastet. Er war so unvorstellbar glücklich! Er wusste nicht mehr, wann er sich das letzte Mal derart wohl in seiner Haut gefühlt hat. Bäume hätte er ausreißen können, wildfremde Menschen umarmen, sich auf ein Berg stellen und laut schreien können. Stattdessen genoss er den Augenblick, der ihn keine Worte finden ließ. Sie saßen hier, in Belas Wohnzimmer, nur Bela und er, sahen sich an und wussten: wir lieben uns. Wir mussten einige Hürden bis zu diesem Schritt nehmen und es werden auch sicher noch ein paar auf uns zukommen, aber wir schaffen das. Gemeinsam. Füreinander. Für uns. Farin merkte, dass er das alles erst einmal verarbeiten musste. Also beschloss er schweren Herzens zu gehen. Er stand auf, strich seine Kleidung glatt und tastete nach seinem Autoschlüssel. Bela stand ebenfalls von der Couch auf. „Schon gut, ich weiß, was du sagen willst“, sagte er, bevor Farin sich erklären konnte. „Es macht mir nichts aus. Wir hatten für heute genug Aufregung, denke ich.“ Farin musste grinsen. Yes, es funktionierte immer noch! Die wortlose Verständigung, das Gedanken des anderen lesen. Die letzten Tage war diese Fähigkeit, die ihnen inne wohnte und die sie nur beim jeweils anderen anwenden konnten, etwas blockiert, aber nun schien alles wieder beim alten. Farin war so froh, dass er einem spontanen Impuls folgend auf Bela zuging und ihn an sich drückte. Bela, der zunächst leicht überrascht, wenn nicht überrumpelt war, erwiderte die Umarmung. Sie lösten sich wenig später voneinander und sahen sich an. „Was machen wir jetzt?“ fragte Bela und sah Farin erwartungsvoll an. „Ich würd´ sagen, morgen um neun am Studio, und vorher mit Rod sprechen. Da kommen wir nicht drum ´rum. Er muss es wissen“, schlug Farin vor und zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Bela nickte. „Am besten wir treffen uns ´ne Stunde vorher mit ihm, dann haben wir genügend Zeit. Er wird sicher ´ne Menge Fragen stellen“, meinte Bela und lachte. Farin verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Vorausgesetzt, dass du zum ersten Mal in deinem Leben pünktlich zu einer Verabredung erscheinst", bemerkte Farin spöttisch und zog eine Braue nach oben. "Ach, das... verlass dich auf mich, okay?" fragte Bela und hakte das Thema "Bela, der notorische Zu-Spät-Kommer" damit schnell ab. Farin beließ es dabei. „Ich telefonier´ heute ´rum und geb´ allen Bescheid“, verkündete Bela. „Sollte jemand aus irgendwelchen Gründen morgen nicht können oder wir die Aufnahmen nicht fortsetzen können, meld´ ich mich bei dir.“ „Ist gut“, gab Farin knapp zurück. Er sah Bela ein letztes Mal an, dann legte er die Hand auf den Türgriff. „So aber nicht, mein Freund“, kommentierte Bela Farins überstürzten Aufbruch, packte ihn an den Armen, zog ihn zu sich heran und küsste ihn sanft. Farin gab sein Pokerface auf und ließ sich auf den Kuss ein. Bela löste sich schließlich von ihm, hielt sein Gesicht aber nah bei Farins. „Das nächste Mal bist du aber dran“, raunte er leise, lächelte sein geheimnisvolles Bela-Lächeln und ging dann einen Schritt zurück. Farin errötete leicht. Dafür, dass er sich als der stürmischere der beiden offenbart hat, war es bisher Bela, der einen Kuss initiierte. Bis auf dieses eine Mal. Das erste Mal. Farins Blick wurde gläsern, lasziv. „Aber nur, wenn ich dich nicht wieder vorher abfüllen muss“, erwiderte der große Blonde und grinste anrüchig, und noch bevor Bela protestieren konnte, hatte Farin die Tür hinter sich zugezogen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)