Träume von LorenorMidori ================================================================================ Kapitel 8: ----------- KAPITEL 8 Bela gab sich mit dieser Antwort zufrieden, und sie gingen wieder zu den anderen zurück. Man rief gerade beim Pizzaservice an, und Bela orderte eine große Pizza (sein „zweites Frühstück“), und bei dem Gedanken zog sich Farins Magen zusammen. Er hatte heute tatsächlich noch keinen Bissen zu sich genommen, und es war schon beinahe elf Uhr. Also eine Margherita. Bis der Lieferant eine halbe Stunde später eintraf, wurden noch ein paar Instrumente eingespielt. Rod beschwerte sich, dass seine Pizza Diavolo nicht scharf genug sei, und sorgte somit für den ersten Lacher des Tages, denn für Rod kann Essen nie scharf genug sein. Bela schlang seine Pizza in sich hinein, während Farin vor seiner saß und keinen Bissen hinunter bekam. Vorhin, als sie auf dem Balkon standen und sich umarmten, verlor er den Kampf gegen sich selbst. Er wusste, dass es keinen Sinn mehr machte, seine Gefühle für Bela zu leugnen, denn ihm wurde vorhin nur allzu sehr bewusst, dass das keinen Sinn mehr machen würde. Er erinnerte sich an seine Halluzination der letzten Nacht, und daran, dass der imaginäre Bela Recht hatte. Fortan quälte ihn diese eine Frage: Wie soll es jetzt zwischen uns weitergehen? Irgendwann bemerkte er, dass eine Hand vor seinen Augen hin- und her wedelte. Er verfolgte den Arm zu seinem Körper zurück und erblickte Axel. „Ey, Jan, was´ n los? Kein Appetit mehr ? ” fragte Axel, und Farin verfluchte ihn innerlich dafür, dass er mit dieser Frage jedermanns Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. „Mir is´ nur was zu einem meiner Songs eingefallen und überlege die ganze Zeit, wie ich das am besten umsetzen könnte. Bisher ist mir aber noch keine adäquate Lösung eingefallen.“ Und das tolle an dieser Aussage ist, dass man nur das Wort „Songs“ durch „Gefühle“ ersetzen muss, um Farins wahre Gedanken zu erhalten. Widerwillig aß er schnell die Hälfte seiner Pizza (Gott, was hatte er für einen riesigen Hunger!), damit ihn keiner mehr deswegen fragen konnte, und wackelte mit Rod ins Studio, um ihm seine spontan beim Essen erfundenen Ideen vorzutragen, denn bei Rodrigo González war so etwas immer am besten aufgehoben, war der „Quoten-Chilene“ doch das musikalische Mastermind bei den Ärzten. Zu seiner eigenen Überraschung war das Endergebnis um Längen besser als die ursprüngliche Fassung. Farin hatte in Windeseile ein anderes Arrangement für seinen Song „Junge“ aus dem Hut gezaubert, was bei Band und Crew auf positive Rückmeldungen stieß. Noch mal Glück gehabt. Ein zweites Mal würde das wahrscheinlich nicht funktionieren. Sie spielten den Song weitestgehend ein, als ohne Vorwarnung der Strom weg war. Auch lautes Fluchen der Anwesenden trug nicht dazu bei, das Problem zu beheben. Farin erkundigte sich sogleich nach nicht bezahlten Stromrechnungen oder dergleichen, doch ein Anruf beim verantwortlichen Anbieter per Handy ergab, dass die Leitungen relativ veraltet seien und es deshalb etwas dauern würde, bis der Gebäudekomplex wieder versorgt werden könne. Farin regte sich recht lautstark über diesen Zustand auf, und Rod und Axel, die das Gespräch mit verfolgten, hatten ein wenig Mitleid mit dem Menschen, der sich am anderen Ende der Leitung befand. Entnervt beendete Jan Vetter schließlich das Gespräch. „Na, ganz fantastisch“, rief er entnervt und seine Augen funkelten. „Die würden am liebsten die Leitungen erneuern, aber das wird vor Beendigung der Aufnahmen wohl kaum möglich sein. Falls wir die LP noch in diesem Jahrzehnt veröffentlichen möchten. Und bis dahin sollen wir uns schon mal drauf einstellen, dass das durchaus nochmal passieren könnte. So eine elende Scheiße.“ Farin hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und lief unruhig wie ein hungriger Tiger im Käfig auf und ab. Nach einer dreiviertel Stunde des Wartens beschloss man, die Arbeit am nächsten Tag fortzusetzen – für den Fall, dass der Strom wieder hergestellt war. Axel, Uwe und der Rest der Crew verabschiedeten sich. Rod gab an, bei der Polizei vorbeischauen zu müssen, da er eine Strafanzeige gegen Unbekannt einleiten wolle. Es sei zwar nichts weiter passiert, das Türschloss weist minimale Beschädigungen auf, es müsse aber vorsichtshalber dennoch ausgewechselt werden, und Rodrigo sah nicht ein, warum er auf den Unkosten sitzen bleiben und der Täter frei herumspringen sollte. Zurück blieben Farin und Bela. Farin war immer noch säuerlich, als Bela ihn fragte: „Und, wie sieht´s aus? Kann ich noch´ n bisschen zu dir mit, was plaudern?“ Farin wandte seinen Kopf langsam in Belas Richtung, um den Schlagzeuger anzusehen. Und da war es wieder, sein Problem. Er beschloss, den Kampf gegen sein Selbst kurzzeitig weiter zu führen und verlor abermals. „Klar, gerne. Steig bei mir ein, ich fahr dich hinterher wieder hierhin zurück, zu deinem Auto.“ Mensch, Jan, was bist du doch nur für ein unverbesserlicher Vollidiot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)