Terror von Imidazol (- Kurzgeschichte -) ================================================================================ Prolog: Gefangen ---------------- Mein Magen knurrt, ich habe einen Bären Hunger. Doch ich kann nicht zum Kühlschrank gehen. Ich kann nicht meine Tür auf machen und mich einfach in die Küche begeben, um den Kühlschrank zu plündern. Ich weiß, dass es eigenartig klingt, doch ich traue mich nicht aus meinem Zimmer. Ich weiß, dass „er“ jeden Moment wieder kommen könnte. Wenn ich auch nur einen Schritt aus meinem Zimmer wagen würde, dann würde er bei meinem Glück sicherlich gerade in diesem Moment zurück kehren und ich wäre „fällig“... Kapitel 1: Rückblick -------------------- Er arbeitete beim Bauamt. Ein netter, engagierter und sorgfältiger Mann, wie seine Kollegen fanden. Sie mochten ihn sehr. Doch das wunderte mich auch nicht, schließlich kannten sie nur seine Fassade. Selbst sie, meine Mutter, kannte ihn nicht besser. Sie lernte ihn vor fast 6 Jahren kennen. Anfangs fand ich es toll, endlich so eine Art „Vater“ zu haben, denn wir unternahmen sehr viel gemeinsam. Nachdem meine Mutter und er 2 Jahre zusammen waren, heirateten sie. Danach fing er an, seltsam und fremd mir gegenüber zu werden. Er tat plötzlich Dinge, die er vorher nicht gemacht hat. Als ich eineinhalb Jahre nach der Hochzeit 13 geworden war fing er, mir auf den Po zu hauen, wenn er hinter mir vorbei ging. Ich empfand das als sehr unangenehm, doch ich dachte mir, er meine es nicht böse. Sagen konnte ich nichts, schließlich war ich es von meinem leiblichen Vater gewohnt, zu gehorchen und nicht zu widersprechen. Einmal, das weiß ich noch ganz genau, da kniff er mir regelrecht in mein Hinterteil, sodass ich fast aufgeschrien hätte. Doch konnte ich mich noch zurück halten und sah nur meine Mutter hilflos und entsetzt an. Die allerdings warf mir einen verdutzten Blick entgegen und meinte nur mit einem Lächeln auf den Lippen: „Ach, das ist doch nur Spaß.“ Sie war blind – schon damals. Immer öfter kam er in mein Zimmer, ohne Anzuklopfen oder Bescheid zu sagen, schaute sich um, beobachtete mich und ging wieder heraus, ohne ein Wort zu sagen. Innerlich machte es mich wütend, doch irgendwie war es mir auch extrem unheimlich. Es machte mir sogar Angst. Die Wochen vergingen und sein unerlaubtes Hereinplatzen nahm zu. Er betrat mein Zimmer sogar schon nachts. Doch am schlimmsten wurde es für mich, als ich feststellte, dass er zunehmend mein Zimmer dann betrat wenn ich mich gerade umziehen wollte. Einen Schlüssel hatte ich nicht. Das verhängnisvolle daran war, dass ich damals mit niemanden darüber reden konnte. Mir war das unangenehm und ich begann, mich zu verschließen. Von Freunden wendete ich mich ab und neue Menschen wollte ich gar nicht erst kennen lernen. Mit meiner Mutter konnte ich nicht reden. Er war für sie heilig, sie liebte ihn über alles, sie würde mir niemals glauben, schließlich war ich die Tochter ihres Ex-Mannes, den sie so sehr hasste. Es wurde auffällig, dass meine Noten sich verschlechterten und dass ich immer weniger mit ihr sprach. Sie machte sich darüber Gedanken, doch ihr Geliebter und ihr Freundeskreis waren der Meinung, dass das an der Pubertät läge... Seine Aufdringlichkeit nahm verstärkt zu. Als ich eines Nachmittags nach Hause kam und meine Mutter für 2 Tage auf einer Geschäftsreise war, wartete er bereits vor der Tür. Diesmal konnte ich mich nicht leise in mein Zimmer schleichen, denn er hatte mich bereits gesehen. Er kam energisch auf mich zu und umarmte mich eine gefühlte Ewigkeit. Ich fühlte mich sehr unwohl, doch bekam keinen Ton heraus. Schließlich wollte ich mich lösen, doch als ich versuchte, mich von ihm zu entfernen, umarmte er mich noch fester. Plötzlich raste mein Herz wie wild. Ich fühlte mich gefangen und ausgeliefert. „Bi...Bitte... l-lass mich los“, stammelte ich verwirrt. „Hast du etwa was besseres zu tun?“, fragte er mit einem unheimlichen Unterton und strich mir dabei über den Po. Ich schluckte trocken und biss mir auf die Lippen, als er mich noch fester an sich drückte. Die pure Angst legte sich wie ein Schatten über mich. Ich bekam beinahe Platzangst und schrie auf, als glücklicherweise gerade ein Nachbar aus der Tür trat, der verwundert zu uns sah. Geschockt ließ mein Stiefvater von mir ab. Ich nutzte die Gelegenheit, so schnell wie möglich in die Wohnung zu gelangen. Ich schloss mich hektisch im Bad ein und glitt an der Tür hinunter. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich zitterte am ganzen Körper, alle Versuche, mich zu beruhigen, scheiterten kläglich durch die vielen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen. Plötzlich hörte ich Schritte, die immer lauter wurden. „Ivana? Wo bist du, Mausi?“, rief er. Mich schauderte es immer, wenn er mich so nannte. Vor der Badezimmertür blieb er stehen. Er rüttelte an der Tür, mein Atem wurde schwerer, bis ich schließlich die Luft anhielt. „Ich weiß, dass du da drin bist, also komm bitte heraus. Was ist denn los?“, fragte er scheinheilig, wie ich empfand. Ich gab keine Antwort und machte schweigend das Radio an, ich drehte es so laut auf, dass ich sein weiteres Geschwätz nicht hören konnte. Er blieb eine ganze Weile vor der Tür stehen, bis er schließlich schrie: „Dann ist wohl alles in Ordnung, ich gehe jetzt einkaufen!“ Ich machte die Musik leiser und konnte hören, dass er sich von der Tür entfernte. Ich atmete erleichtert auf. Nachdem ich noch eine ganze Weile gewartet hatte, wagte ich mich schließlich heraus. Ich sah mich behutsam um und begab mich beinahe schleichend in Richtung meines Zimmers, bis ich plötzlich seitlich am Handgelenk gepackt wurde. Ich blieb wie gelähmt stehen und schaute ganz langsam und unbewusst an meinem Arm entlang. Mein Blick schlich seinen Arm hinauf, bis ich ihm schließlich furchterfüllt in seine Augen sah. Als ich gerade meinen Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, schubste er mich bereits an die Wand, hielt mit aller Gewalt meine zarten Handgelenke fest und schlug wutentbrannt mit der Faust unmittelbar rechts neben meinen Kopf gegen die Wand. Der Putz bröckelte ab und bevor ich schreien konnte, drückte er meinen Mund zu und zerrte mich ins Badezimmer vor den Spiegel. „Meinst du, ich finde das witzig?!“, brüllte er. Ich schaute mit weit aufgerissenen Augen in mein Antlitz im Spiegel. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und schüttelte nur leicht den Kopf, während mir die Tränen die Wangen hinunter kullerten. Dann löste er seinen Griff und strich mir mit der Hand, die eben noch mein Handgelenk umklammerte zärtlich über den Arm, bis er schließlich seine Arme um meinen Bauch legte. Er blieb so minutenlang hinter mir stehen und hauchte mir mit seinem widerlichen Atem in den Nacken. Ich bekam eine Gänsehaut und wollte mich am liebsten umdrehen, doch ich blieb wie gelähmt stehen. Ich schloss die Augen, um innerlich aus der Situation zu flüchten. Doch es wurde unmöglich, als er mir sagte: „Weißt du, Ivana, du bist meine wahre Geliebte. Du bist viel jünger und hübscher als deine Mutter.“ Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Als er begann, mir am Hals entlang zu küssen, ballte ich meine Hände so fest zusammen, dass sich meine Fingernägel bereits in die Haut bohrten. Der Angstschweiß ran mir von der Stirn. Dann schob er langsam seine ekelhaften Hände in meine Hose. Ich keuchte und biss mir auf die Zunge. Ich flehte innerlich, dass er aufhören soll. Doch mir fehlten die Worte. Ich war sprachlos, wehrlos und ihm hilflos ausgeliefert. Ich versetzte mich selbst in eine Art Trance-Zustand, um „nur“ körperlich anwesend zu sein. Es verging gefühlte Stunden, bis ich begriff, was geschehen war. Ich lag halbnackt auf dem Ehebett von ihm und meiner Mutter. Er war nicht da. Ich sah auf und all die schrecklichen Bilder, die ich eben nur unbewusst wahrnahm, schossen mir ins Bewusstsein. Ich verblasste. Mir wurde schwindelich und schlecht. Ich rannte zum Fenster und übergab mich. Dann horchte ich angsterfüllt auf. Anscheint duschte er gerade. Ich zog mir schnell meine Sachen an und floh aus der Wohnung. Ich rannte in Windeseile die Treppen hinab. Die letzten paar Stufen stolperte ich hinunter, da ich meine Schuhe nicht geschnürt hatte. Als einer fragte: „Ist alles in Ordnung, Ivana?“, kreischt ich, stand hektisch auf und rannte aus dem Haus. Ich rannte so schnell und so weit ich konnte davon, die Tränen flossen unaufhaltsam mein blasses Gesicht hinunter. Ich wurde langsamer und langsamer und hielt auf einer Brücke an. Ich lehne mich an diese und ließ mich zu Boden fallen. Mit leerem, leblosen Blick betrachtete ich meinen geschändeten Körper, bis mein Blick in den Himmel schwenkte. „Gott, wenn's dich wirklich gibt... Warum hast du mir das angetan... Warum, hast du mich nicht beschützt?“, dachte ich, während ich schluchzend meinen Kopf auf meine Knie legte und meine Beine anzog. Nach einigen Stunden brachten mich besorgte Passanten nach Hause. Ich nahm nichts mehr wahr. Ich blendete ihn gar aus, als er mich zu Hause empfing und die Passanten ihm erzählten, wo sie mich gefunden hatten. Natürlich spielte er den besorgten Vater. Doch von dem Getue bekam ich zum Glück nichts mit. Ich begab mich einfach in mein Zimmer, verbarrikadierte die Tür mir allem, was ich hatte und schmiss mich KO auf's Bett. Nach diesem Szenario hatte er sich noch viele weitere Male an mir vergriffen, doch immer fraß ich es in mich hinein... Kapitel 2: Gedanken ------------------- Hoffnungsvoll schaue nun auf die Uhr. Bald würde mein Hungergefühl aufhören. In Gedanken verunken lasse ich mich seuftzend auf's Bett fallen. Ich bin inzwischen übrigens 16 Jahre alt, nur noch ein Schatten meiner Selbst und bin immer noch einsam. Zu meiner Mutter habe ich mittlerweile gar keine Beziehung mehr. Für mich fühlt es sich an, als lebe eine „Fremde“ in diesem Haushalt. Nach einer Stunde, die ich mir vertreibe, indem ich mir neue Schimpfwörter für meinen Stiefvater einfallen lasse und aufschreibe, klopft es an der Tür. Mein glasiger Blick schwenkt zur Tür, als er, wie immer, einfach hereinplatzt. Als mir bewusst wird, dass ich die Liste mit den Schimpfwörtern noch festhalte, hat er sie mir bereits aus den Händen gerissen. Hektisch ließt er sich Begriffe wie „Kinderschänder“, „Flachwixxer“ und „Scheißkerl“ durch. Als ich bemerke, wie die Wut in ihm hochsteigt, weil er genau weiß, dass er gemeint ist, legt sich ein hämisches Grinsen auf meine Lippen, was jedoch nur von Kurzweil ist. Sofort packt er mich am Kragen, reißt mich vom Bett hinunter und schaut mir mit seinem typischen, eiskalten Blick in die Augen. „Was fällt dir ein!“, schreit er und schlägt mich zu Boden. Ich bleibe einfach liegen, bis er mich an den Haaren hoch zerrt. In dem Moment nehme ich allen meinen Mut zusammen und greife nach einem spitzen Bleistift, den ich ihn in die Hand ramme. Er schreit auf und lässt mich los. „Du kannst mich mal du verdammtes Arschloch!!!“, brülle ich, während ich davon laufe. Zielgerichtet renne ich zu der Brücke, die inzwischen mein Fluchtort geworden war. Am höchsten Punkt bleibe ich stehen. Ich steige auf's Geländer und schaue hinunter. „Was bringt mir das Leben...? Ich wäre vergewaltigt, ich werde verachtet... Niemand liebt mich, niemand braucht mich oder bemerkt, wie schlecht es mir geht... Ich möchte nicht mehr ich sein!“ Ich atme durch. Endlich möchte ich mal mutig sein, indem ich springe. Der Wind streicht mir durch das Haar, ich kann den Wunsch nach Erlösung innerlich spüren. Doch ich würde zum letzten Mal den Wind auf meiner Haut wahrnehmen. Ich könnte nie wieder in meine Hülle zurück kehren. Ich atmete durch. Ich hörte fremde Stimmen, als ich mich langsam nach vorn fallen lasse, doch ich kann sie nicht verstehen. Die Stimmen werden lauter, als ich bereits falle, doch als ich auf komme, verstummten sie... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)