Süßes Internatsleben, was bist du doch bitter von Katherine_Pierce (oder: Von der Ungerechtigkeit des Lebens) ================================================================================ Kapitel 16: Die Auswahlspiele ----------------------------- Wie lange sie den Mathelehrer mit ihren Armen umschlang, wusste Cathy später nicht mehr zu sagen. Einzig und allein an das wohlige Gefühl, welches sich in ihr breit machte, blieb ihr in Erinnerung. Sie konnte sich auch Tage später noch daran erinnern, wie muskulös sein Oberkörper sich angefühlt hatte und wann immer sie ihm nun begegnete, wurde ihr ganz flau im Magen. Ihre Wangen wurden heiß und sie wollte am Liebsten ihren Kopf gegen die nächste Wand schlagen. Was auch immer sie da geritten hatte, es war noch da und verlangte von ihr, dass sie es wieder tat. Und wieder und wieder und wieder, bis sie endlich einsah, dass sie sich all die Zeit geirrt hatte. Dass er gar nicht das Monster war, für das sie ihn hielt. Na schön, er hatte ihr Marcell weggenommen. Sie sah ihren ehemaligen Coach kaum noch außerhalb des Unterrichts, geschweige denn, dass sie ein vernünftiges Gespräch mit ihm geführt hätte. Er fehlte ihr schrecklich. Nach einer halben Ewigkeit löste Cathy sich von Herrn Metzelder. Verlegen sah sie ihn an. „Ich... ähm... ich geh dann mal.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ehe der Mann etwas erwidern konnte, stürmte sie mit einem Affenzahn die Treppen hinauf. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, alles in ihrem Inneren war in Aufruhr. Es war ein einziges Chaos. Und sie war drauf und dran, in diesem Strudel völlig unterzugehen. Was sie jetzt brauchte, war jemand Bodenständiges. Jemand wie Lynn zum Beispiel... Völlig perplex starrte Christoph ihr nach. Hatte sie ihn etwa gerade wirklich umarmt? Konnte das sein? Oder hatte er sich das nur zusammen gesponnen, weil er sich allzu gut daran erinnern konnte, wie es sich angefühlt hatte, sie ihm Arm zu halten? 'Ich fass es nicht...', dachte er, den Kopf schüttelnd. Niemals hatte er mit so einer Aktion gerechnet, was nur bewies, dass er Cathy noch immer unterschätzte. Sie war eben anders als Laura nicht berechenbar. Vielleicht reizte ihn das so an ihr? 'Falscher Gedanke!', schalt er sich. Die Richtung, die sein Kopf da einschlug, gefiel ihm absolut nicht. Wie so oft musste er jedoch feststellen, dass es sinnlos war, sich wehren zu wollen. Er hatte einfach keinen Einfluss darauf, was ihn ganz schön wurmte. Immerhin hielt er große Stücke darauf, sich kontrollieren zu können. 'Es sei denn, man ist mir gegenüber so aufmüpfig und respektlos wie gewisse junge Damen.', dachte er belustigt. 'Was solls, besser ich geh endlich duschen. Es gibt bald Abendessen.' Damit machte er sich auch auf den Weg zu seiner Bleibe, wo er sich unter die Dusche stellte. Noch einmal ließ er Revue passieren, was ihm vor kaum einer halben Stunde widerfahren war. Er war sogar versucht, sich zu kneifen, um festzustellen, ob er träumte oder wachte. Doch er konnte gegen den Drang ankämpfen, verspürte allerdings ein Triumphgefühl. Was auch immer Cathy dazu bewogen haben mochte, ihn zu umarmen, er war ihr dankbar. In einer solchen Hochstimmung war er schon sehr lange nicht mehr gewesen. Geradezu gut gelaunt, fast schon strahlend, begab er sich zum Abendessen in den Speisesaal, wo er sich zufrieden auf den freien Platz neben Xabi Alonso fallen ließ. Sie beide waren mehr als nur Kollegen, sie waren auch befreundet. Natürlich kam der Spanier nicht umhin, die überaus gute Laune seines Nachbarn zu bemerken und sie verwunderte ihn gründlich. „Was ist denn mit dir passiert? Du grinst wie ein Honigkuchenpferd.“, eröffnete Alonso das Gespräch. Statt ihn anzufahren, wie er denn auf eine so dumme Idee kommen könne, lächelte Christoph sein Gegenüber beinahe selig an. „Ach, ich hatte einen guten Tag, das ist alles.“ Misstrauisch hob Alonso eine Augenbraue. „Sicher, dass es nur das ist?“, hakte er skeptisch nach, „Du siehst aus, als ob dir jemand Drogen untergejubelt hätte.“ „Was?“, erwiderte Christoph empört. „Kumpel, hast du dich mal im Spiegel angeschaut?“ Natürlich hatte er das. Er war schließlich erst vor zehn Minuten aus der Dusche gestiegen. Wie konnte er da an seinem Spiegel vorbei rennen? Nicht, dass Christoph übermäßig eitel gewesen wäre... „Klar hab ich. Ich seh nicht anders aus, als sonst auch.“, meinte Christoph ungerührt, während er nach einer Scheibe Brot griff, sich die Butter angelte und nach der Salami griff. Alonso schüttelte bei so viel Naivität den Kopf, während er darauf wartete, dass auch er an die Butter durfte. Sein Blick schweifte über die bereits versammelten Schüler, die miteinander tuschelten und gemeinsam lachten. Ein bisschen wehmütig erinnerte der Spanier sich an seine eigene Schulzeit, die auch schön gewesen war. Er hatte Heimweh nach Spanien, obwohl er sich mittlerweile ziemlich gut an der Müritz eingelebt hatte. Mit dem Deutschen klappte es auch ordentlich, wenn man mal bedachte, was für eine grausig schwierige Sprach das war. Gerade noch rechtzeitig wandte Alonso seine Aufmerksamkeit wieder Christoph zu, um mitzubekommen, wie er seiner Privatschülerin nachsah, leise seufzte und dabei ein so idiotisches Lächeln zur Schau trug, dass es dem Spanier ganz anders wurde. Er kannte den Kollegen als ernsthaften, vernünftigen Menschen, der nur selten offen Gefühle zeigte, seien sie negativer oder positiver Art. Nun gut, seine Missbilligung zeigte Christoph schon offen, aber dass er sich so benahm? „Mein Freund, kann es sein, dass du vergessen hast, mir da was zu sagen?“, fragte Xabi ziemlich spitz. Zur Antwort bekam er einen irritierten Blick. „Nein, wieso?“, wollte Christoph arglos wissen. Jetzt verdrehte der Spanier die Augen. „Das sieht doch ein Blinder mit nem Krückstab, dass du verknallt bist!“ „Es heißt Krückstock!“, mischte sich Torsten Frings ein, der ja Deutschlehrer war und es gar nicht liebte, wenn man grob gegen Grammatik oder Sprache allgemein verstieß. „Verknallt? Ich?“ Christoph lachte laut auf. „Wie kommst du denn bitte auf den Unsinn?“, schnaubte er. „Ich hab gesehen, wie du diese kleine Blonde da angestarrt hast. Das war ganz schön eindeutig!“, verteidigte Xabi sich. Beide Männer übergingen geflissentlich den Einwurf seitens des Herrn Frings. Sie waren es nicht anders von ihm gewohnt. Oft hörte man den Ausspruch 'Während du sprichst, korrigiere ich im Kopf deine Grammatik' von dem leidenschaftlichen Deutschlehrer. „Bitte?“ Nun lag eine leichte Schärfe in Christophs Stimme. Eine unterschwellige Warnung an Xabi, es nicht zu weit zu treiben. Dumme Gerüchte konnte der Mathelehrer nun wirklich nicht brauchen. Er konnte verdammt dankbar sein, dass man ihn damals nach der Laura- Sache nicht rausgeworfen hatte. „Ist das nicht deine kratzbürstige Privatschülerin?“, hakte Xabi nach, wohl wissend, dass er gefährliches Terrain betrat. Doch zu sehr quälte ihn die Neugier. Er musste es einfach in Erfahrung bringen, zumal er gar nicht wusste, dass Christoph in Sachen Schülerinnen Dreck am Stecken hatte. „Und wenn schon.“, bemerkte Christoph säuerlich, sich von seinem Freund abwendend. Er zog es vor, sich mit seinem Abendbrot zu beschäftigen, anstatt den hanebüchenen Vermutungen des Spaniers Gehör zu schenken. Im Viererzimmer herrschte an diesem Abend eine ziemliche Aufregung, nachdem Cathy ihren Freundinnen berichtet hatte, wozu sie sich in ihrer Impulsivität hatte hinreißen lassen. Die Reaktionen darauf waren ganz unterschiedlicher Art. So empfand Jule es nicht weiter als tragisch. Schließlich konnte Cathy wirklich dankbar dafür sein, dass Herr Metzelder sich so um sie gekümmert hatte, zumal er sie nicht an den Schulleiter verpetzt hatte, wie es sonst einige Lehrer sicherlich getan hätten, wie etwa Monsieur Zidane. Und wenn der Direx von der Sache Wind bekommen hätte, nun, dann würde Cathy nicht bei ihren Freundinnen gesessen und geschwatzt haben. Viel mehr würde sie sich eine Strafpredigt angehört haben müssen, die sich gewaschen hatte, ganz zu schweigen von der Sanktion, mit welcher sinnloses Besaufen geahndet wurde. Wer es übertrieb hatte nun einmal mit drakonischen Strafen zu rechnen, ganz gleich um was es sich handelte. Alkoholmissbrauch allerdings gehörte ähnlich wie Drogenbesitz und Doping zu den Dingen, die am schärfsten verurteilt und abgestraft wurden. Cathy konnte wirklich von Glück reden, dass Herr Metzelder sie davon verschont hatte. Das war Jules Meinung dazu und beinahe wäre sie mit Lesly in einen Streit geraten. Die Halb- Engländerin konnte die Verachtung, welche sie nun einmal für ihren Mathelehrer empfand, nicht überwinden. „Und wenn schon, ich wette, der arrogante Sack bildet sich wieder sonst was ein!“, grummelte Lesly, während sie mal wieder an ihrer Kunstmappe für die Uni arbeitete. „Jetzt reg dich doch nicht gleich auf.“, mischte Lynn sich ein, die wie immer der ruhende Pol inmitten des Chaos war. „Tu ich nicht!“, schnappte Lesly, sich sehr wohl aufregend. Ihr verschloss sich einfach, wie man einen Menschen wie Herrn Metzelder freiwillig umarmen konnte. Nun sicher, Cathy war reichlich unbedarft und impulsiv, aber konnte man es allein darauf schieben? Was, wenn mehr dahinter steckte, als die Freundin erzählt hatte? „Tust du wohl!“, trumpfte Jule auf, die sich gern mit jedermann stritt, diese Vorfälle aber als 'heftige Diskussionen' deklarierte und sie somit in ihrer Bedeutung herunterspielte. Sie meinte es ja nicht böse. Es war einfach ein Teil ihres Wesens, dass sie, wenn sie schon nicht Recht haben konnte, so doch wenigstens das letzte Wort haben wollte. Dass sie es manchmal zu weit trieb, war ihr auch klar. Doch gegen ihre Natur war sie machtlos. Sie war nun mal so. Mochte sich darüber aufregen, wer wollte. „Mädels, haltet doch mal die Klappe!“, forderte Lynn die beiden Streitsüchtigen auf. Ihr war aufgefallen, wie still Cathy geworden war, nachdem sie ihren Bericht beendet und sich die Meinung der Anwesenden angehört hatte. Offensichtlich ging ihr das Gezeter ziemlich nahe beziehungsweise auf den Keks. Auch Lynn konnte sich angenehmeres vorstellen, als Jule und Lesly zuhören zu müssen, wenn diese auf Konfrontationskurs gingen. Sie waren nun mal beide nicht auf den Mund gefallen und verspürten keinerlei Scheu davor, auch unangenehme Dinge beim Namen zu nennen, ganz ungeachtet der Tatsache, dass sie mit ihren harten Worten Wunden schlugen, die nur langsam und beschwerlich heilten. Wenn sie es denn überhaupt taten. Lynns Appell allerdings stieß auf taube Ohren. Zu beschäftigt waren die anderen Mädchen damit, sich gegenseitig mit haarsträubenden Vermutungen zu übertrumpfen. Sie bemerkten nicht einmal, wie Cathy bei jedem ihrer Worte zusammenzuckte. Lynn aber sah es sehr wohl. Besorgt setzte sie sich neben Cathy, ihr einen Arm umlegend. „Schau nicht so, sie werden schon aufhören.“, versicherte Lynn der Freundin aufmunternd. „Ach was...“, murmelte die Blonde, lehnte sich aber an die Ältere an. „Niemand macht dir einen Vorwurf, dass du so gehandelt hast.“, versuchte Lynn es weiter. Sie konnte es nun mal auf den Tod nicht ausstehen, Cathy so geknickt zu sehen. „Dafür sind die Reaktionen von Jule und Lesly aber reichlich heftig.“ „Du weißt doch, wie die beiden sind. Die müssen doch ständig über irgendwas diskutieren und sich die Köpfe einschlagen.“ Mit dieser Bemerkung konnte Lynn der Freundin tatsächlich ein müdes Lächeln entlocken. Erfreut und angespornt vertieft sie das Thema. „Und solang der Sack nicht glaubt, dass mehr als Dankbarkeit dahinter steckt, musst du dir keine Sorgen machen.“ „Du hast ja Recht...“, räumte Cathy mit einem Seufzer ein, „Ich mach mir mal wieder viel zu viele Gedanken.“ „Das tust du wirklich.“, musste Lynn zustimmen. Obwohl Lynn dafür gesorgt hatte, dass es Cathy ein wenig besser ging, kam diese doch nicht umhin, sich zu fragen, ob sie die ganze Wahrheit gesagt hatte. Natürlich, ihr Bericht war ehrlich gewesen, sie hatte nichts dazu gedichtet oder ausgelassen. Außer vielleicht die Art und Weise, wie sie empfunden hatte. Während der Umarmung und danach. Aber konnte Cathy sich wirklich sicher sein, dass das nicht nur Illusion war? Hatte sie tatsächlich ein Kribbeln in ihrem Magen verspürt? Konnte es denn überhaupt so gewesen sein? 'Ich werd wahnsinnig!', dachte sie, während sie den ruhigen Atemzügen ihrer schlafenden Freundinnen lauschte. Sie selbst war zu aufgewühlt, um zur Ruhe zu kommen. 'Und was passiert, wenn ich ihn morgen wieder sehe zum Training?', fragte sie sich, 'Was, wenn ich immerzu daran denken muss?' So begründet ihre Sorge auch gewesen sein mochte, am nächsten Morgen nahm der Wecker keinerlei Rücksicht auf die geräderte Cathy. Pünktlich um sieben schellte er sie aus dem Schlaf. Noch unwilliger als sonst kletterte die Blondine aus dem Bett, stapfte ins Bad und machte sich fertig. So mies gelaunt hatten die drei anderen Cathy selten erlebt, auch wenn sie ein bekannter und bekennender Morgenmuffel war. 'Ich frag mich, ob das mit gestern Abend zusammenhängt...', fragte Lynn sich, die ihre Freundinnen gern begluckte. Zunächst aber ließen die Mädchen Cathy in Frieden. Nach dem Frühstück würde ihre Laune sicher besser sein. Das war schon immer so gewesen, wieso sollte es ausgerechnet heute dann anders sein? Aber als Cathy sogar vergaß Marcell zu grüßen, kam nicht mal Lesly umhin, sich zu fragen, was nur in die Blonde gefahren war. Herr Jansen war seit der achten Klasse ihr Ein und Alles gewesen und plötzlich ignorierte sie ihn? Da konnte etwas nicht stimmen! Auch Marcell war höchst verblüfft, als seine beste Freundin ihn glatt übersah. Das war ihm noch nie passiert. Nicht mal, wenn sie Streit gehabt hatten, was allerdings kaum jemals vorgekommen war. Dazu verstanden sie sich zu gut. 'Seltsam...' Tief in Gedanken machte Marcell sich auf den Weg zum Lehrertisch. Er ließ sich ausgerechnet neben Herrn Metzelder nieder. Dieser war nach dem vergangenen Abend in Hochstimmung, obwohl Xabi ihn ziemlich genervt hatte und der Wahrheit bedrohlich nahe gekommen war. „Alles klar, Kollege?“, wollte Christoph von dem Englischlehrer wissen. Doch Herr Jansen bekam das gar nicht mit. Sein Blick haftete an Cathy, etwas Grüblerisches lag darin. Natürlich folgte Christoph den Augen seines Nachbarn und auch er blieb an der Blondine hängen. Ihm fiel sofort auf, dass sie schlechte Laune haben musste, denn sie löffelte lustlos ihre Cornflakes, sprach mit niemandem und wirkte überhaupt ganz anders als sonst. 'Komisch. Ob das was mit letzter Nacht zu tun hatte?', überlegte Christoph, den die Erinnerung daran ziemlich pushte. Er kam sich fast vor wie ein Gartenzwerg auf Ecstasy, auch wenn man bei seiner Körpergröße kaum von einem solchen Vergleich ausgehen konnte. Jedenfalls, was den Zwerg betraf. In den nächsten paar Wochen war nicht nur Cathy eifriger bei der Sache als sonst, auch ihre Schwester Marie und deren Zimmergenossin und Freundin Maarja bemühten sich nach Kräften, besser zu werden. Schon in weniger als neun Tagen würden die Auswahlspiele stattfinden. Dann würde sich entscheiden, wer es wert war, in der Schulmannschaft zu spielen und sich wieder einmal ein Jahr in Folge die Regionalmeisterschaft zu sichern. Seit Cathy am St. Helena war, war es ihr erklärtes Ziel in die Mannschaft aufgenommen zu werden. Eine Zeit lang war sie sogar Reservistin gewesen, aber nie zum Einsatz gekommen. Im darauf folgenden Jahr war ihre Leistung dramatisch abgefallen, weswegen sie nicht wieder ins Team gekommen war. Seitdem strampelte Cathy sich ab, um wieder gut genug sein zu können. Sie wollte unbedingt Erfolge feiern, Siege erringen und sich dabei verausgaben. Ihre Leidenschaft für den Sport umfasste auch den Volleyball, was vor allem daran lag, dass sie in ihrer Kindheit oft und gerne 'Mila Superstar' geguckt hatte. Als sie aber aufs St. Helena gekommen war, hatte sie sich endgültig für Fußball entschieden und bis heute diesen Entschluss nicht bereut. Ab und an war sie nicht so motiviert gewesen, aber all diese Phasen waren vorüber gegangen. Zumal Marcell es fabelhaft verstanden hatte, ihren Kampfgeist zu wecken. In dieser Hinsicht war er qualifizierter als Herr Metzelder, der es lieber mit Zuckerbrot und Peitsche versuchte, wenn die Dinge nicht nach seinem Willen liefen. Aktuell hatte er jedoch keine Mühe, Cathy zu motivieren. Das Mädchen ackerte aus eigenem Antrieb ziemlich, wollte sie doch unbedingt ihr Ziel erreichen. Dieser Ehrgeiz gefiel Herrn Metzelder gut. Wenn sie mit einem solchen Elan bei den Auswahlspielen auftrat, würde sie mit Sicherheit einen Platz im Team bekommen. Und diesmal nicht nur auf der Ersatzbank! Christoph wusste ja, was in ihr steckte, seit er sie im Juni bei einem schulinternen Turnier hatte spielen sehen. Gerade auch ihre sportliche Leistung und nicht gewisse Ähnlichkeiten mit Laura hatten ihn zu der Überzeugung gebracht, dass Cathy einen ernsthafteren Coach brauchte als Herrn Jansen. In Gedanken gab Christoph durchaus zu, dass ihm Marcell zu albern war und zu lasch, was das Training im Speziellen und das Einhalten von Regeln im Allgemeinen anging. Manch anderer hätte dies als Lockerheit bezeichnen mögen, die Herrn Metzelder abging. Es stimmte, dass der werte Herr Lehrer die Dinge manchmal verbissener sah, als es nötig war. Nur weil man Freiheiten gewährte, hieß das ja nicht, dass einem gleich die Schüler auf der Nase herumtanzten. Solche Fälle gab es zwar auch, doch selbst ein so netter Kerl wie Marcell verfügte über genügend Autorität, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen. Sogar bei den etwas schwierigeren Fällen von denen es aber kaum welche gab am St. Helena. Es handelte sich schließlich um ein Gymnasium und die Problemfälle kamen häufig aus bildungsfernen und weniger betuchten Familien, weswegen sich diese Schüler eher auf die Haupt- und Realschule in der nahen Stadt konzentrierten. Verächtlich bezeichneten sie die Gymnasiasten als 'Bonzenkinder'. Es stimmte, dass einige durchaus aus wohlhabenden Familien der Oberschicht stammten, doch in der Regel ließen diese Jugendlichen das niemanden zu genau wissen. Prahlereien und dergleichen waren genausowenig erwünscht oder geduldet wie Mobbing oder massives Hänseln anderer. Diese Vergehen wurden ebenfalls hart bestraft. Disziplin, Ordnung, Respekt und Höflichkeit sollten das Schulklima bestimmen und meistens war das auch der Fall, wenn man mal von ein paar kleineren Streitereien absah, die sich aber häufig genug von selbst klärten. Streitschlichter gab es dennoch am St. Helena, genauso wie es ein Krankenzimmer mit dazugehöriger Schwester gab, einen Beratungslehrer konnte das Internat ebenfalls vorweisen und wen wunderte es, dass diese Position Herr Jansen inne hatte? „Schluss für heute.“ Völlig schlapp ließ Cathy sich auf den kalten, nassen Rasen plumpsen. Das Training war heute wirklich hart gewesen. Dass es anspruchsvoll war, war sie gewohnt, aber so extrem streng und unerbittlich war ihr Coach selten gewesen. Nicht einmal zu Beginn des Schuljahres als sie ihn so dreist herausgefordert hatte. „Ab morgen fangen die Auswahlspiele an. Ich erwarte, dass du dein Bestes gibst.“ „Geht klar.“, kam es von Cathy, die erstmal verschnaufen musste, ehe sie sich auf den Rückweg in ihr Zimmer machen konnte. „Du warst gut heute.“ Bei diesen Worten stutzte die Blondine. Ihr Blick wanderte erstaunt zu Herrn Metzelder, der sich Mühe gab, möglichst unbeteiligt dreinzusehen, was ihm jedoch nur leidlich gelang. „Echt?“, hakte sie verwundert nach, „Ich hatte eher das Gefühl, dass ich schlechter geworden bin.“ „Das liegt daran, dass ich das Niveau so rapide hochgeschraubt habe.“, erklärte der Lehrer mit einem Lächeln, „Aber wenn du morgen und in den folgenden Tagen diese Leistung hältst, bin ich zuversichtlich, dass du ins Team aufgenommen wirst.“ „Das wäre toll!“ Cathys Augen begannen regelrecht zu leuchten. Es gab kaum etwas, was sie sich mehr gewünscht hätte. Außer vielleicht, dass Marcell wieder mehr Zeit mit ihr verbrachte. 'Aber das können wir alles in den Ferien nachholen, wenn wir zu Oma und Opa fahren.' Wie jedes Jahr hatte Marcell auch diesmal eine Einladung bekommen, obwohl er nicht mehr Cathys Trainer war. Deshalb war er trotzdem noch ihr bester Freund. Ohnehin betrachtete man ihn schon fast als Familienmitglied. „Wie gesagt, streng dich an, gib dein Bestes. Dann wird es schon klappen.“, machte Herr Metzelder ihr Mut. Motiviert nickte Cathy. Wenn ihr Trainer das schon sagte, dann musste es wohl stimmen. Sie rappelte sich auf, nun etwas ausgeruhter und bereit, den Rückweg ins Internat anzutreten, wo sie eine schöne, heiße Dusche erwartete. Herr Metzelder beobachtete sie, wie sie ihre Tasche schulterte und sich davon machen wollte. „Geh am besten früh ins Bett.“, riet er ihr, als sie im Begriff war, zu gehen, „Und lass dich nicht nervös machen.“ Noch einmal blickte Cathy sich um, nickte zu den Worten des Lehrers und verschwand dann endgültig in Richtung Internat. Sie hatte nicht vor, sich von irgendwem verrückt machen zu lassen, nicht mal von sich selbst, aber das war leichter gesagt, als getan. Es war zwar nicht das erste Mal, dass Cathy an den Spielen teilnahm und sie hatte ja bereits einmal Erfolg gehabt, doch eine gewisse Nervosität war immer mit von der Partie, ganz gleich, wie sehr die junge Frau sich auch vornahm, ganz gelassen und ruhig an die Sache ranzugehen. Alles, was sie tun konnte, war in der Tat, Herrn Metzelders Rat zu folgen und so früh wie möglich ihr Heiabettchen aufzusuchen, damit sie zum einen ausgeruht war und zum anderen niemand die Möglichkeit hatte, ihr einen Floh ins Ohr zu setzen. Das bedeutete zwar, dass Cathy sich von ihren Freundinnen abschotten musste, die am folgenden Tag, einem Freitag, unterrichtsfrei bekamen, damit sie den Spielen zuschauen oder allein lernen konnten, aber das war ein geringer Preis, wenn sie dafür mit einem Platz im Schulteam belohnt wurde. 'Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.', ging es Cathy durch den Kopf, als sie sich unter die Dusche stellte. Sehr früh am nächsten Morgen stand Cathy auf. Sie wollte möglichst allein frühstücken und eine der ersten sein, die sich auf den Sportplätzen einfanden. Heimlich still und leise zog sie sich an, putzte ihre Zähne und verließ dann ihr Zimmer. Die drei anderen Mädchen lagen noch in tiefem Schlummer. Heute würden sie etwas länger schlafen können, da die Spiele erst um halb neun begannen. Diesen Umstand begrüßten die Freundinnen sehr und so blieben sie ohne Sünde, während Cathy sich eine Schale Cornflakes, mehrere Toasts und einen Apfel genehmigte, um für die nächsten paar Stunden gewappnet zu sein. Ihre Strategie ging auch fast ganz auf. Als sie den Speisesaal betrat, war nur Maarja schon anwesend und zu Cathys maßloser Überraschung auch Marcell, der sonst doch eher ein ausgesprochener Langschläfer war. Da so wenig los war, hatte der junge Mann beschlossen, nicht als einsames Persönchen am Lehrertisch Platz zu nehmen. Stattdessen ließ er sich bei den Mädchen nieder, die sich nicht im Geringsten daran störten. Man hätte meinen können, dass nun vor allem Cathy lebhaft würde und ihren besten Freund mit einem ausführlichen Bericht über die vergangenen Wochen erfreuen würde, doch nichts dergleichen. Sie war stumm wie ein Fisch, konzentrierte sich auf ihr Essen und hörte nur mit halbem Ohr dem halbherzigen Gespräch ihrer Tischgenossen zu. Natürlich fiel dieses untypische Verhalten ziemlich auf, wurde aber stillschweigend akzeptiert. Man wollte Cathy nicht stören, wenn sie ausnahmsweise mal die Klappe hielt. Kaum eine halbe Stunde, nachdem Cathy den Speisesaal betreten hatte, erhob sie sich wieder, räumte ihr Geschirr weg und kehrte dem Tisch den Rücken zu. „Warte mal.“, kam es da von Maarja, die auch mit Essen fertig war. Cathy blieb stehen, sich dem Mädchen wieder zuwendend. „Ich bin auch jetzt fertig, lass uns doch zusammen gehen.“, schlug Maarja vor. Ein Nicken war die Antwort. Bevor Cathy es sich anders überlegen konnte, sprang die Zehntklässlerin von ihrem Stuhl auf, ließ ihr Geschirr einfach stehen und kam auf Cathy zu. Genau wie die Ältere trug Maarja bereits Trainingsklamotten, so dass sie sich nicht würde umziehen müssen, wenn die Spiele begannen. „Und, bist du schon nervös?“, wollte Maarja wissen, während die Mädchen ihren Weg gemeinsam fortsetzen. „Es geht so.“ „Ich hoffe echt, die sind heute gnädig.“, versuchte die Dunkelhaarige weiter, ein Gespräch in Gang zu bringen. Langsam nickte Cathy. „Außer dem Direx, dem Klinsmann und der Kapitänin soll noch ein Lehrer in der Jury sein. Ich weiß bloß nicht welcher.“ „Alonso.“, sagte da plötzlich eine Stimme hinter den beiden Mädchen. Sie fuhren herum, gleichermaßen erstaunt. Marie grinste sie breit an. „Habt ihr geglaubt, ihr könntet euch ohne mich zum Spielfeld verkrümeln?“, feixte Cathys jüngere Schwester amüsiert. „Ich hätte nicht gedacht, dass du auch so früh auf bist.“, musste Maarja zugeben. „Wir wohnen in einem Zimmer, Süße, natürlich bin ich da wach, wenn du aufstehst und Lärm machst.“, erwiderte Marie gelassen. Sie nahm es Maarja nicht übel, dass diese sie geweckt hatte. Eher im Gegenteil. Marie schaffte es immer wieder, an wichtigen Tagen zu verschlafen. Da war es recht praktisch, jemanden wie Maarja im Zimmer zu haben. „Woher weißt du, dass es Alonso ist?“, hakte Cathy neugierig nach. Marie grinste. „Das hat Micha mir verraten.“ „Hätte ich mir denken können.“, meinte Maarja, die ihren eigenen Coach Herrn Adler auch gefragt hatte, aber keine klare Antwort bekommen hatte. Als Obermacker, was die Privatlehrerriege anging, war Herr Ballack natürlich über alles bestens informiert und stets über Entwicklungen aller Art im Bilde. Eine äußerst zuverlässige Quelle, das musste man schon zugeben. „Alonso, der ist immer so streng.“ „Tja, keine Arme, keine Kekse. Letztes Jahr war es Zidane und der war auch knallhart.“ „Nein, Zidane war vorletztes, beim letzten Mal war es der arrogante Sack.“, korrigierte Maarja ihre Zimmergenossin. „Tatsache.“, fiel es nun auch Marie wieder ein. „Wir sollten vielleicht mal einen Schritt schneller gehen.“, mischte Cathy sich ein, die einen Blick auf die Uhr geworfen und festgestellt hatte, dass es auf acht Uhr zuging. Nach dieser Bemerkung legten die drei Mädchen den Rest des Weges schnell und schweigend zurück. Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass sich bereits eine Menge Schüler versammelt hatten. Das war bei Auswahlspielen immer so. Man wollte sich von seiner besten Seite zeigen und war deswegen mehr als pünktlich. Viele waren zudem schon beim Aufwärmen, damit es nach dem ersten Pfiff sofort losgehen konnte. „Tja, dann... viel Glück.“, wünschte Cathy, löste sich von ihren Begleiterinnen und begann, eine Runde um den Sportplatz zu drehen. Halb neun war längst durch. Auf dem Sportplatz waren zwei Fußballfelder abgesteckt worden, damit nicht nur ein Spiel zur Zeit stattfinden konnte, was die Sache erheblich hinausgezögert hätte. Zudem spielten Mädchen und Jungen getrennt. Auf dem einen Feld die Jungs, auf dem anderen die Mädels. Herr Klinsmann war meistens mit dem Kapitän des männlichen Schulteams unterwegs, während der Direx sich bei den Damen herumtrieb. Der Lehrer, der jährlich neu in die Jury gewählt wurde, pendelte von einem Spiel zum anderen, um seine Eindrücke mitzuteilen. Alle Lehrkräfte, die einen Schützling hatten, der gerade um einen Platz im Team kämpfte, standen am Rand Spalier und drückten Daumen. Zudem durften auch die Schüler zuschauen, die nichts mit Fußball am Hut hatten. Jule war so jemand. Aus dem Viererzimmer war sie die Einzige, die sich für den Sport erwärmen konnte. Lesly mochte Sport generell nicht und nutzte den freien Tag, um ihre Bewerbungsmappe für die Uni fertigzustellen, Lynn hingegen arbeitete in der Schülerbibliothek, gänzlich ungestört von irgendwem. Beide Abiturientinnen genossen es, dass sie mal ihre Ruhe hatten. Während also Lesly und Lynn sich vergnügten, fieberte Jule bei Cathys Spiel mit. Ihre Altersklasse war um zehn gestartet. Bislang war alles in Butter. Das fand auch Herr Metzelder, der natürlich seiner Schülerin zusah und seinen Augen kaum traute. Es war erst das zweite Mal, dass er Cathy in einer Mannschaft spielen sah und nicht allein trainieren. 'Komm schon, wenn du die nächsten 15 Minuten so durchhältst, müssen sie dich ins Team aufnehmen.', dachte der hochgewachsene Mann bei sich, unauffällig auch nach Xabi Ausschau haltend, der in diesem Jahr in der Jury war und dem ein Teil der Entscheidung oblag. Christoph hoffte, dass sein Freund das Potenzial erkannte, welches in Cathy steckte. Alles, was sie brauchte, um es freizusetzen, war eine verdammte Chance. Nun sicher, sie konnte auch hier schon zeigen, dass sie wertvoll war, aber wenn man mal im Team drin war, konnte man sich viel besser profilieren. Das wünschte Christoph seiner sturen Schülerin. Er wusste, dass sie bereits einmal als Reservistin Mitglied der Mannschaft gewesen war. 'Du hast es schon mal geschafft, du kannst es wieder schaffen!', ging es Christoph durch den Kopf. Er fragte sich, woran Cathy gerade dachte. Ob sie im Moment überhaupt dachte. Das tat sie allerdings mitnichten. Sie war zu sehr auf das Spiel konzentriert. Innerlich hörte sie Ermahnungen und Tipps von Marcell und Metzelder, die Stimmen begannen, lauter zu werden und sich zu seinem Crescendo zu vermischen. Aber es störte Cathy erstaunlicherweise gar nicht. Eher stachelte es sie noch mehr an. Sie wollte hier ihr Bestes geben, wollte zeigen, dass sie ruhig ins Team aufgenommen werden konnte. Man sollte sie bemerken. Positiv, versteht sich. Ihr floss der Schweiß in Strömen, doch das war nur gut. Je härter das Spiel, desto mehr musste Cathy sich beweisen und nachdem sie die Enttäuschung vom letzten Jahr verwunden hatte, wollte sie sich diesmal durchbeißen. 'Und wenn ich erstmal nur Reserve bin, wen kümmerts?', machte sie sich selbst Mut, während sie übers Spielfeld peste. Jegliches Zeitgefühl war ihr verloren gegangen. Jetzt existierten nur sie, der Ball und die anderen Leute auf dem Feld. Das war ihr Augenblick. Um die Mittagszeit war das Spektakel vorüber. Morgen würden die jüngeren Jahrgänge geprüft. Die Jury zog sich zu mehreren Stunden Beratung und erhitzter Diskussion zurück. Erst gegen Abend würden die Ergebnisse am Schwarzen Brett aushängen. Bis dahin mussten sich die Schüler gedulden. Cathy ertrug die Spannung merkwürdig gut. Nachdem sie fertig war, trabte sie zum Rand des Platzes, grinste Jule schief an, die sich mal wieder mit Herrn Friedrich unterhielt und beschloss, gleich duschen zu gehen. Danach würde sie sich einen faulen Tag machen. Nach all den Strapazen war das auch bitter nötig. Zunächst einmal aber forderte Herr Metzelder ihre Aufmerksamkeit. Er gab ihr zu verstehen, dass es durchaus Anlass zur Hoffnung gab, erklärte ihr, woran sie noch arbeiten musste, wenn sie ins Team käme und wie zufrieden er im Großen und Ganzen mit ihr war. Zu guter Letzt ließ er sie doch ziehen. Erleichtert machte Cathy sich ab und verbrachte den Tag tatsächlich so, wie sie ihn geplant hatte. Gegen sechs Uhr am Abend gab es eine Durchsage: die Ergebnisse waren fertig und würden nach dem Essen am Brett eingesehen werden können. Natürlich war klar, dass Chaos herrschen würde, weswegen sich Maarja erbot, nachschauen zu gehen. Nicht nur für sich selbst, sondern für Marie und Cathy gleich mit. Langsam stieg die Spannung ins Unerträgliche. Maarja selbst hielt es kaum noch aus. Das ganze Essen über hibbelten die drei, die an den Spielen teilgenommen hatten, auf ihren Stühlen herum. Kaum, dass Maarja fertig war, sprang sie auf und eilte in die Eingangshalle, wo das Brett angebracht war. Wie nicht anders zu erwarten war sie nicht die Erste, die sich dort einfand, so dass es eine ganze Weile dauerte, ehe sie an die Reihe kam. Rasch suchten ihre Augen die Liste ab. Nachdem sie das Ergebnis erfahren hatte, sauste sie zurück in den Saal. Ihr breites Grinsen verriet bereits Einiges. „Du wurdest genommen.“, war das Erste, was Marie zu sagen hatte, Glücklich nickte Maarja. „Zwar erstmal nur als Ersatz, aber das ist besser als nichts.“ „Stimmt.“, gab Marie zu, „Und jetzt spann mich nicht länger auf die Folter. Wie ist es für mich gelaufen?“ Wieder grinste Maarja. „Du musst mächtig Eindruck auf Alonso gemacht haben, sie haben dich auf seine Empfehlung hin zur Stammspielerin ernannt.“ Vor Freude platzte Marie fast. In ihrem Übermut vergaß sie völlig, nach den Ergebnissen ihrer Schwester zu fragen. Cathy selbst aber, die sich für Marie freute, war merkwürdig still. 'Ich hab es wieder nicht geschafft.', dachte sie trübsinnig, 'Sonst hätte Maarja schon längst was gesagt.' In ihrer Euphorie merkten die Mädchen gar nicht, dass Cathy aufstand und sich heimlich aus dem Saal verzog. Nicht einmal Jule, Lesly und Lynn bekamen etwas mit, so beschäftigt waren sie damit, sich für die beiden Glückspilze zu freuen. „Nanu? Was machst du denn hier?“ Cathy sah auf und blickte zu ihrem Entsetzen genau in Herrn Metzelders Gesicht. Dass der Mann sie auch nie in Ruhe lassen konnte! Vor allem gegenwärtig hatte Cathy keine Lust auf seine Gesellschaft, weswegen sie es vorzog, nicht zu antworten. „Warum schaust du denn so finster? Bist du nicht zufrieden mit dem Ergebnis?“, hakte der Lehrer verwundert nach. Oder hatte sie am Ende noch gar nicht am Brett geguckt? Als er wieder keine Antwort bekam, wurde es ihm zu dumm. Er packte Cathy am Arm und zwang sie dazu, ihn anzusehen. „Was ist los mit dir, hm?“,verlangte er zu wissen. „Lass mich los.“, knurrte Cathy. Das heißt, sie versuchte es zumindest. Heraus kam eher ein weinerlicher Laut. Überrascht zog Christoph eine Augenbraue hoch. „Hab ich dir was getan?“ „Nein.“ Cathy schlang die Arme um sich und seufzte. „Ich verstehe wirklich nicht, wie du so schlecht gelaunt sein kannst!“ „Ach ja?“ „Immerhin hast du doch dein Ziel erreicht.“ Das ließ Cathy stutzen. „Wie meinen Sie das?“ Jetzt war Christoph noch verwirrter. „Wie? Ist doch logisch...“ „Sie meinen...?“, hakte Cathy ungläubig nach. Langsam nickte Christoph. „Was dachtest du denn?“ Aber er bekam keine Antwort. Schon war Cathy losgerannt. Nur ein lautes und befreites Lachen drang noch an die Ohren des hochgewachsenen Mannes. Voller Staunen sah er ihr nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)