C'era una volta... von Pads (Oder ein Schal auf Schatzsuche) ================================================================================ Kapitel 1: Das Schicksal schlägt erbarmungslos zu. Besonders gegen Abend! ------------------------------------------------------------------------- Es war ein lauer Spätsommertag als das Schicksal mich traf. Ich war von Bord gegangen und wollte mir den Abend in irgend einer Spelunke bei einem einigermaßen annehmbaren Biergemisch um die Ohren schlagen. Oder mich wahlweise mit irgendwelche Besoffenen herumschlagen. Ich war erwartungsfreudig, der Hafen, in dem wir seit heute vor Anker lagen, schien mir vielversprechend und unsagbar reich an verrufenem Nachtleben. Kurzum, ich war in meinem Element. Im Nachhinein hatte ich mir oft gewünscht, ich wäre an diesem Tag einfach in meiner kleinen Kajüte geblieben, hätte mich über meine Schwestern geärgert und Mordkomplotte gegenüber meinem Vater geschmiedet. Die Alternativen erscheinen mir auch heute noch sehr freundlich. Nun, das Schicksal traf mich mit der Faust an der Schläfe und blieb mit aufgesprungener Oberlippe auf meinem Tisch liegen. Ich war im ersten Moment zu perplex um zu reagieren, schmerzte doch mein Schädel von einer Sekunde auf die Andere und war mein halbes Gesöff verschüttet. Das hat dem elendigen Kerl wohl das Leben gerettet, denn normalerweise handle ich eher ohne Gut und Böse meiner Taten abzuwägen. Die meisten Probleme lassen sich mit einem gezielten Stich am besten lösen. Aber der Mistkerl auf dem Tisch bewegte sich gerade eh nicht und so hoffte ich Irrsinnigerweise, dass die ganze Angelegenheit sich von allein geregelt haben möge. Verfluchte Socke von Davy Jones... Mittlerweile habe ich gelernt, dass nichts, aber auch gar nichts was diesen Mann angeht, mit Hoffnungen, Wünschen, Plänen oder sonstigen denkbaren Ereignissen kompatibel war. Er war ein wandelndes Phänomen an Widersprüchen gepaart mit einem Sonnenstich. Nun saß ich da mit einem halbvollen Krug Bier an meinem Tisch, welcher zu voll mit Mensch war als das ich mein Getränk noch hätte abstellen können. Ich wollte gerade den Tisch abräumen, als der Kerl ein Lebenszeichen von sich gab und leise stöhnte. Na wundervoll. Meine Laune war im Keller, denn höchstwahrscheinlich würde der Typ nach seinem Erwachen entweder volltrunken vom Tisch kippen und mir neben die Füße kotzen oder eine weitere Schlägerei anzetteln. Und nach der stand mir auf Grund meiner malträtierten Schläfe nicht länger der Sinn. Also wünschte ich mir meine erstere Variante und kippte den Rest meines schalen Bieres über das blutverschmierte Gesicht vor meiner Nase. Hustend, spuckend und unerwartet schnell setzte sich der Kerl auf und starrte mich mit einem überraschend klarem Blick an. „Äääääh..... Howdy!“ „Was?“ Ich war perplex. Auch das noch. Ein Ausländer. Ich hätte ihn ja doch eher dem üblichen Gesindel zugeordnet, irgendwer der eine der Sprachen spricht, die ich so zahlreich beherrsche. Aber Howdy..? Das Wort hatte ich noch nie vernommen. Es klang unfreundlich. Da er kein Hemd sondern nur einen irritierend bunten Schal trug, packte ich ihn an genau diesem äußerst unpassendem Kleidungsstück und raunzte ihn mit meiner unfreundlichsten Gossenstimme an. „Willst du mich beleidigen, Bastardo?“ „Nein, eigentlich nicht. Das war ein Gruß.“ Oh, er war doch meiner Sprache mächtig. Er sprach sogar mit einem nördlichen Akzent in seinem Italienisch, was mir wiederum einen unerfindlichen Schauer den Rücken hinabjagte. Ich ließ ihn los und er blieb orientierungslos auf dem Tisch hocken, während er sich die nassen schwarzen Locken aus dem Gesicht wischte. „Du schuldest mir ein Bier.“ „Tatsächlich? Nun denn, dann hol dir eines und ich bezahle.“ Er wirkte völlig klar, keine Anzeichen von Alkoholkonsum. Er zuckte zusammen, als seine Finger seine aufgesprungene Lippe ertasteten und murmelte leise Flüche in seinen Schal. „Du kannst es mir holen. Immerhin bist du auf meinem Tisch gelandet und hast es verschüttet.“ „Ah, das ändert natürlich alles.“ Er stieg vorsichtig vom Tisch, überprüfte sein Gleichgewicht und wankte dann ein wenig eiernd zur Theke. Außer seinem Schal trug er eine dreckige hellbraune Hose, ein paar grobe Stiefel und eine dünne silberne Kette mit einem winzigen Holzkreuz als Anhänger. Er wirkte völlig deplaziert in dieser stinkenden spärlich beleuchteten Spelunke und ich hoffte, er würde mich nach meinem Bier einfach in Ruhe lassen. Als er sich über die Theke beugte, verrutschte der merkwürdige Schal und gab Teile seiner Schultern frei. Sie war ohne ein erkennbares Muster über und über tätowiert, was wiederum so gar nicht zu seinem Erscheinungsbild passte. Er kam mit einem breitem Grinsen und zwei Krügen zurück, in denen alles nur kein Bier war. Meine Augenbraue wanderte empor und er begann ob meines fragenden Blickes wie ein kleines Kind zu kichern. Ich wollte ihn am liebsten umbringen. „Hier. Der beste Rum, den der Laden hier zu bieten hat.“ „Ich wollte Bier. Cervesa... Oder zumindest die helle Plörre, die hier als Bier verkauft wird.“ „Willst du nicht, glaub mir. Ich hab gesehen, wie der Wirt hinter der Kneipe in die Fässer pisst um das Gebräu zu strecken.“ „Das sind Tatsachen, die normalerweise einfach nicht angesprochen werden.“ Ich seufzte. „Du bist ein kompletter Neuling, nicht wahr? Was machst du hier?“ Ich war kein undankbarer Mensch und nahm mir den Rum. Er stierte in seinen Krug, zuckte kurz die Schultern und nahm vorsichtig einen Schluck. Es schüttelte ihn und mit einem keuchenden Husten stellte er den Rum etwas zu fest wieder auf den Tisch. „Ich wollte mich etwas amüsieren.“ „Ahja... Und darum lässt du dich ohnmächtig schlagen?“ Er mochte ein Neuling sein, aber die Feuertaufe einer jeden Hafenkneipe hatte er schon hinter sich gebracht. Mir fehlt von meiner ersten Schlägerei ein Stück meines linken Eckzahns. „Der schleimige Sohn einer Hündin hat meinen Schal beleidigt!“ Ich verschluckte mich an meinem Rum und hustete ungläubig. Das war der lächerlichste Grund für eine Prügelei, den ich je gehört habe. Selbst für Besoffene. Und angesichts der Tatsache, dass dieser Schal wirklich eine Beleidigung wert war... „Wegen deines... Schals?“ Ich versuchte einen Sinn dahinter zu finden. „Ist der so viel wert, oder was? Ein Erbstück?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, den hab ich mir heute auf dem Markt erstanden. War ein echtes Schnäppchen.“ So vergnügt wie er vor sich hin strahlte, konnte ich nicht anders als meinen Rum in einem Zug herunter zu stürzen. „Also hast du aus Prinzip eine Schlägerei angefangen. Weil er dich beleidigt hat?“ „Nein. Weil er meinen Schal beleidigt hat. Ich mag Schals.“ Ich war völlig fassungslos. Mir gegenüber saß ein absoluter Vollidiot! Ich erhob mich. „Danke für den Rum. Man sieht sich...“ ... hoffentlich nicht mehr. So lautete mein ergänzender Gedanke als ich mich schickte die Spelunke zu verlassen, doch dieser unfassbare Kerl packte mich an meinem Ärmel und sah mich aus großen Augen an. „Ich bin noch nicht fertig. Das ist nicht sehr höflich!“ Ich gebe zu, es ist nicht schwer mich aus der Fassung zu bringen. Aber kein Mensch beherrschte es von dem ersten Augenblick an so perfekt wie dieser schalvernarrte Typ. Ich atmete kurz durch, zählte in Gedanken bis zehn und setzte mich wieder. Er grinste mich über seinen Rum siegestrunken an und streckte mir die Hand entgegen. „Mein Name ist Captain Scarf und ich will dich anheuern!“ Nur über meinen toten Körper... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)