Eine kleine Schulmusik von Kassia (Prideshipping (KaibaxYami; YamixKaiba)) ================================================================================ Kapitel 9: Der alltägliche Wahnsinn ----------------------------------- Kapitel 9 – Der alltägliche Wahnsinn Als Kaiba am nächsten Morgen aufwachte, wurde er gleich mit zwei äußerst unliebsamen Überraschungen konfrontiert. Die erste war Izumi, die in einem der beiden überzähligen Betten glückselig vor sich hin döste (zumindest vermittelte ihm das dümmliche Grinsen auf ihren Lippen diesen Eindruck), die andere war Yami, der sich über ihn beugte und mit nach Gnade erheischender Miene auf ihn herab sah. Bevor Kaiba auch nur irgendetwas tun konnte, vorzugsweise loszubrüllen, legte ihm Yami schnell einen Finger auf den Mund. „Ich weiß, ich weiß. Du bist stinksauer und wie konnte ich es nur wagen sie hier hereinzulassen und überhaupt bin ich ein Idiot. Überspringen wir diesen Teil und hör mir stattdessen nur zu, ja?“, flüsterte er eilig und warf immer wieder prüfende Blicke auf Izumi, um sicherzugehen, dass sie nicht plötzlich aufwachte. Unwillig schlug Kaiba die störende Hand zur Seite und zwang sich mit sichtlicher Mühe zur Ruhe. „Fein. Ich werde dich erst anhören, bevor ich dich umbringe, also erkläre mir das da“, befahl er barsch und zeigte anklagend auf das schlafende Mädchen. „Erkläre es mir gut, erkläre es mir schnell, aber erkläre es. Jetzt.“ „Schon gut, das hatte ich sowieso gerade vor“, beschwichtigte Yami und streichelte geistesabwesend über Kaibas Arm, der das Ganze mit unverhohlener Faszination beobachtete. Die Geste wirkte zärtlich, liebevoll sogar und Kaiba konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob das Verhalten für Yami normal oder exklusiv auf ihn allein beschränkt war. Die Vorstellung, Yami könnte dies auch mit Yuugi oder gar Bonkotsu treiben, verursachte ihm jedenfalls Übelkeit und der analytische Part von ihm kam nicht umhin festzustellen, dass sich dieses eklige, bittere Gefühl in seinem Inneren auch als Eifersucht in Reinform definieren ließ. Doch weil Kaiba solche Feststellungen von jeher nicht leiden mochte, verbannte er die peinliche Erkenntnis in den Untiefen seines Bewusstseins, auf dass sie dort verrotten möge und konzentrierte sich erneut auf seine Wut auf Yami und Izumi und die Tatsache, dass es noch viel zu früh am Morgen für solcherlei Schockmomente war. Yami derweil hatte sich zu ihm auf das Bett gesetzt und versuchte aufmerksam Kaibas Mimik zu lesen in der Hoffnung, dort einen Hinweis für das beste Vorgehen zu entdecken. Sie hatten sich erst vor wenigen Stunden wegen Izumi gestritten und nun würde er schon wieder für sie Partei ergreifen und Kaibas Unmut auf sich ziehen müssen. „Izumi hat mitten in der Nacht bei uns geklopft und nach mir gerufen“, erklärte er und musste reumütig mit ansehen, wie sich Kaibas Augen zusehends verdunkelten. „Du hast fest geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Wir schließen alles, was uns verraten könnte, ohnehin immer ab, also bestand kein wirkliches Risiko und da sie mir so leid tat...“ „Komm zur Sache“, knurrte Kaiba ungeduldig und Yami seufzte leise. „Gerne, wenn du endlich aufhören würdest, mich zu unterbrechen“, tadelte er und rückte dabei so nah an Kaiba heran, dass dessen Wangen rot anliefen. Ob aus Ärger oder Verlegenheit konnte Yami zwar nicht beurteilen, aber das hinderte ihn nicht daran, den Anblick voll auszukosten. „Jedenfalls konnte sie nicht in ihr eigenes Zimmer, weil ihre Mitbewohnerin Makoto...Herrenbesuch hatte und sie rausgeworfen hat. Izumi wusste nicht wohin und hat mich förmlich angebettelt, hier bei uns schlafen zu dürfen...“ „Und du hast ja gesagt“, beendete Kaiba den Satz und strich sich nachdenklich durch sein wirres Haar. „Und ich habe ja gesagt“, bestätigte Yami und zog stirnrunzelnd seine Hand von Kaibas Arm. Dass er nicht einmal gemerkt hatte, was seine Hand da trieb, war bereits verwunderlich; dass Kaiba jedoch nicht einmal protestiert, geschweige denn sich der Berührung entzogen hatte, kam beinahe einem kleinen Wunder gleich. Er verkniff sich ein Lächeln. Er würde sich hüten etwas dazu zu sagen, aber es war unübersehbar, dass sie wirkliche Fortschritte machten. Ihr gestriges Gespräch war ein weiterer Beweis dafür. 'Ich bin zufrieden, dass du nicht ins Jenseits gegangen, sondern hier geblieben bist.' Kaibas Worte waren zwar schlicht gewesen, aber umso wertvoller, da sie eben von Kaiba kamen; einer Person, die kaum eine Nettigkeit über die Lippen brachte, ohne gleich noch ein, zwei Beleidigungen hinterherzuschieben. „So oft habe ich mich gefragt, ob ich noch in diese Welt gehöre; so oft hatte ich Gewissensbisse, weil ich eigentlich mit meiner Familie, meinen Priestern und Freunden im Jenseits vereint sein sollte. Stattdessen aber bin ich trotz aller Zweifel geblieben.“ Müßig sah er in Kaibas wachsames Gesicht. Seto brachte in mehr als nur einer Hinsicht Yamis Blut regelmäßig zum Kochen und er war schlichtweg noch nicht bereit gewesen, Kaiba kampflos zu verlassen; erst Recht nicht, nachdem ihnen das Schicksal diese zweite Chance gewährt hatte. Wenn Izumi nicht gleich nebenan liegen würde, hätte er sich schamlos auf Kaiba gestürzt und ihre Aktivitäten von letzter Nacht fortgeführt. So aber musste er sich mit einer Umarmung begnügen, die Kaiba steif über sich ergehen ließ und murmelte ein leises Danke, mit dem Kaiba natürlich überhaupt nichts anfangen konnte, weswegen er nur ein verwirrtes „Uh, gern geschehen?“, von sich gab, während er gleichzeitig angestrengt versuchte, aus Yamis seltsamem Verhalten schlau zu werden. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass Yami sich einfach nur freute, dass er wegen Izumi keinen Aufstand veranstaltete und lehnte zufrieden seufzend seinen Kopf auf Yamis Schulter. Dieser nutzte die Gelegenheit, um federleichte Küsse auf Setos Nacken zu verteilen und als Kaiba geschockt scharf die Lust einzog und schauderte, konnte er ein kleines Lachen nicht mehr länger zurückhalten. „Empfindlich, hm?“, fragte er belustigt und der Luftzug von Yamis Atmen ließ Kaiba nur noch mehr zusammenzucken. „Halt den Mund“, entgegnete Kaiba beleidigt und drückte Yami hart in die Matratze, der das Ganze kommentarlos hinnahm, war er doch neugierig, was Kaiba denn nun mit ihm vorhatte. Der jedoch starrte nur ratlos auf ihn hinab. Kaiba hatte zwar keine Lust mehr Yami noch länger die Kontrolle über dieses kleine Spiel zu überlassen, aber wie genau er das Blatt zu seinen Gunsten wenden konnte, wusste er selbst nicht genau. Zu viel konnte er nicht wagen; nicht mit Izumi in ihrem Raum, aber einfach den Rückzug anzutreten widerstrebte ihm. Küssen jedenfalls stand außer Frage; die Gefahr, dass die Dinge von da an ungebremst eskalieren würden, war einfach zu groß, aber was dann...? Die Brauen in Überlegung gefurcht, strich Kaiba seine Finger unter Yamis übergroßes T-Shirt und über dessen straffen Bauch. Yami zitterte ob der Berührung und Kaiba schob den Stoff ermuntert weiter nach oben, um die nun nackte Brust leichter nach Belieben zu malträtieren. Er küsste die einladende Haut sachte und saugte sanft an ihr, bis Yami nicht mehr länger still sein konnte und sich auf die Lippen beißen musste, um nicht noch versehentlich Izumi zu wecken. Oh, sie sollten unbedingt damit aufhören, bevor sie erwischt wurden, aber verdammt, es fühlte sich einfach zu gut an! Wider besseren Wissens schob sich Yami Kaiba nur noch mehr entgegen. Der machte auch gleich fleißig Gebrauch davon und verstärkte seine Streicheleinheiten, wobei seine Hände immer weiter nach unten und sein Mund immer weiter nach oben wanderte, bis er endlich Erfolg hatte und Yami ein lustvolles Stöhnen entwich. Nur ein paar Sekunden später jedoch verwandelte sich das Vergnügen in einen kurzen, stechenden Schmerz an dessen Schlüsselbein, der Yami aufschrecken ließ. „Was zum Teufel war das?“, wollte er keuchend wissen und bedachte den grinsenden Kaiba mit einem giftigen Blick. „Eine kleine Erinnerung an mich“, informierte ihn Kaiba rau und küsste sich unberührt seinen Weg abwärts. „Damit du mich nicht so schnell vergisst.“ „Als ob ich das könnte“, widersprach Yami und hatte Mühe, das Verlangen aus seiner Stimme zu verbannen. „Du glaubst ja gar nicht, was ich mir dir anstellen würde, wenn Izumi nicht...“ Wie aufs Stichwort war Izumis herzhaftes Gähnen zu hören und sowohl Kaiba als auch Yami wandten sich entsetzt um und mussten Izumi erkennen, die sich gerade kräftig reckte und streckte und den Schlaf aus den Augen rieb. Mit einer Geistesgegenwart, die Yami nur bewundern konnte, schnappte sich Kaiba seine Schuluniform und verschwand geschwind im Badezimmer, während Yami hastig seine Kleidung zurecht zog und hoffte, dass er nicht so rot und erregt aussah, wie er sich fühlte. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“, fragte er unverfänglich und Izumi gähnte erneut, bevor sie sich Luft schnappend eilig aufsetzte. „Oh, du glaubst ja nicht, was für einen Mist ich geträumt habe“, verkündete sie mit großen Augen und Yami befürchtete bereits nichts Gutes. Waren er und Kaiba am Ende doch zu laut gewesen? Dabei hatte er sich so bemüht... „Weißt du, was ich für einem Moment echt gedacht habe, bevor mir klar geworden ist, dass das nur meine Einbildung sein kann?“, wollte sie mit Grabesstimme wissen und Yamis vormals unangenehme Vermutung verwandelte sich in puren Horror. „Ich habe geglaubt, Ayumi-san würde auf dir sitzen und ihr würdet rumknutschen und, ewww, die Vorstellung! Ich muss noch traumatisiert gewesen sein von Makotos nacktem Anblick mit diesem Jungen, als ich da aus Versehen reingeplatzt bin und das Bild muss sich in meinem Unterbewusstsein festgesetzt und auf euch übetragen haben! Dabei, also ich meine, du und Ayumi, von allen Leuten! Und Ayumi sah auch noch total seltsam aus, weißt du, gar nicht wie ein Mädchen. Aber du und Ayumi und Ayumi ein Junge...Bescheuert, nicht wahr?“, lachte sie mit einem Mal und Yami nickte wie betäubt. „Bescheuert, ja“, stimmte er unbehaglich zu und wurde gleich mit dem nächsten Schock konfrontiert, als Izumis Mund ein verwundertes „Oh“ formte. „Du, Yumi-chan“, begann sie und Yami rückte unbehaglich weiter nach hinten auf Kaibas Bett. „Deine Haare sind aber sehr, sehr seltsam heute...“ „Meine Haare sind seltsam?“, wiederholte Yami, sichtlich verwirrt und fasste sich automatisch an den Kopf. Ihn begrüßten vertraute Stacheln inklusive Strähnen, die teils ins Gesicht fielen und teils nach allen Seiten hin abstanden. War doch alles so wie immer. Plötzlich kam ihm die grauenhafte Erkenntnis: Er hatte heute morgen noch keine Gelegenheit gehabt, seine Haare mit viel Gel und Haarspray zu glätten und in eine wenigstens einigermaßen feminine Frisur zu verwandeln! Kaiba mochte ohne ein wenig Rausgeputze (oder auch ein wenig mehr) nicht wie ein Mädchen aussehen, Yami jedoch auch nicht und Izumi hatte sie nun beide praktisch in vielerlei Hinsicht inflagranti erwischt. Zu seinem Glück reichte Izumis Aufmerksamkeitsspanne von Zwölf bis Mittag und bevor Yami mit einer Ausrede aufwarten konnte, war sie bereits zum Badezimmer gerannt und rüttelte wie eine Wilde an der Klinke. „Da ist besetzt“, erklärte Yami, nun völlig mit seiner Weisheit am Ende, das Offensichtliche, was Izumi einen wehklagenden Laut entlockte. „Ich muss aber mal“, meckerte sie und hämmerte an der Tür. „Mach hin, Ayumi-san! Es ist dringend!“ Um ihrer Not Nachdruck zu verleihen, nahm ihre Stimme den weinerlichen Unterton an, von dem Yami wusste, dass Kaiba ihn nicht ausstehen konnte. „Nicht mein Problem“, war dann auch Kaibas gleichgültige Antwort und Izumi warf einen hilfesuchenden Blick auf Yami, der nur mit den Schultern zuckte. „Ach Mensch, immer hältst du zu ihr“, beschwerte sich das Mädchen unglücklich und Yami seufzte innerlich. „Warum gehst du nicht zurück in dein Zimmer?“, schlug er vor und fügte auf Izumis entsetztes „Nein!“, noch hinzu: „Makoto ist bestimmt mittlerweile fertig mit ihrem Treiben. Außerdem gehört der Raum nicht nur ihr allein. Statt dich ständig von ihr herumschubsen zu lassen, solltest du wenigstens versuchen, dich gegen sie zu wehren.“ „Ich könnte ihr Verhalten der Direktorin melden“, überlegte Izumi zweifelnd und starrte auf den Boden. „Würde ihr Recht geschehen.“ Ein schadenfrohes Grinsen schlich sich in ihre Gesichtszüge. „Und bei den ganzen Verstößen, die sie bereits hat, fliegt sie dieses Mal bestimmt von der Schule! Die Schulleiterin hat schon so was angedeutet...“ Das gesagt stürmte sie prompt davon. Kurz überlegte Yami, ob er ihr Beistand leisten sollte, aber zum Einen musste Izumi lernen, selbst für ihre Rechte einzutreten, zum Anderen traute sich Yami in seinem gegenwärtigen Aufzug nicht wirklich raus in die Öffentlichkeit. Für einige Minuten vergrub er das Gesicht in seinen Händen; einfach nur froh über den ruhigen Moment, bevor ihm Kaiba wieder einfiel. „Sie ist weg“, informierte er Seto und wie von ihm erwartet, lugte dieser daraufhin argwöhnisch aus dem Türrahmen. „Und sie bleibt auch weg?“, vergewisserte er sich und trat auf Yamis Bestätigung hin zu diesem ans Bett. „Halt mir die Nervensäge für den Rest des Tages fern“, meinte er grimmig und musterte Yami abwertend. „Es ist mir ein Rätsel, was du an dem Gör findest und es ist mir auch egal, aber...“ Er sah prüfend auf die Uhr auf dem Nachtschrank. „...Frühstück ist gleich fertig und ich habe heute Morgen wahrlich keinen Nerv für ihre üblichen, hirnverbrannten Nichtigkeiten. Es reicht schon, dass ich sie und den Rest ihrer Geschlechtsgenossinnen im Unterricht ertragen muss.“ „Verstanden“, antwortete Yami schlicht, wenngleich ihn Kaibas plötzlich miese Laune doch ein wenig verwunderte. „Wahrscheinlich ist er genauso sexuell frustriert wie ich“, überlegte er und musste ob des Gedankens lächeln. In dem Fall jedenfalls war Yami nämlich mehr als nur willig und fähig, Kaiba ein wenig aus der Klemme zu helfen und nach dem Motto, ein Mann, ein Wort, zog er Kaiba flugs zu sich herunter. Kaiba keuchte und stützte seine Arme schnell zu beiden Seiten von Yami ab, um diesen nicht unter seinem viel größeren Körper zu erdrücken, während Yami ungerührt begann Kaibas Bluse aufzuknöpfen und dessen Hals zu küssen. Zu seinem Bedauern löste sich Seto jedoch schnell von ihm. „Kannst du an nichts Anderes mehr denken?“, wollte er scharf wissen, doch seine Lust verschleierten Augen verrieten Yami untrüglich, dass Kaiba nicht wirklich was gegen Yamis Idee einzuwenden hatte, außer vielleicht dem Ort und der Zeit. „Die Frage lautet eher: Will ich überhaupt an was Anderes denken“, zwinkerte Yami und verpasste Kaiba, quasi als Zugabe, noch einen Schmatzer auf die Lippen. Belustigt stellte er fest, dass Kaiba nach Zahncreme schmeckte. „Aber wie du schon sagtest: Frühstück wartet und ich bin nicht einmal gewaschen. Also man sieht sich später.“ „Oh Freude“, kommentierte Kaiba flach und sah Yami genervt hinterher, bis dieser im Badezimmer verschwunden war. Er sollte wirklich, wirklich Yamis Herumgeflirte ein Ende setzen; sollte sich selbst ein für alle mal davon überzeugen, dass er außer Mokuba und seiner Firma niemanden und nichts brauchte. Nur, dass er das nicht tun würde. Mittlerweile war es ohnehin zu spät, denn Yami jetzt noch zurückzuweisen und sich so zu verhalten, als ob er nichts für seinen Rivalen empfinden würde, käme nicht nur einem Akt der Feigheit gleich, sondern würde ihn wie einen Narren aussehen lassen. Es war peinlich, es war vielleicht wirklich eine Schwäche, aber Kaiba wollte Yami inzwischen nicht mehr aus seinem Leben missen. Während Yami sich um seine Morgentoilette kümmerte, entschied sich Kaiba ebenfalls für eine produktivere Beschäftigung als nur tatenlos herum zu sitzen und ging seine Emails durch. Seine fast einwöchige Abwesenheit hatte der Kaiba Corporation noch keinen finanziellen Schaden zugefügt, aber inzwischen kamen doch die ersten Gerüchte auf, von denen das Harmloseste besagte, der Präsident wäre tatsächlich wie angekündigt lediglich auf Geschäftsreise und eines der bedenklicheren verbreitete, Seto Kaiba wäre endlich unter dem Druck in so jungen Jahren bereits eine so bedeutende Stelle inne zu haben zusammengebrochen und befand sich nun, zwecks psychischer und physischer Erholung, in einer entsprechenden Einrichtung, was so viel heißen mochte, wie dass er in der nächstbesten Irrenanstalt steckte. Was, musste Kaiba feststellen, im Grunde genommen nicht einmal eine wirkliche Lüge war. Mokuba jedenfalls hatte eine Pressekonferenz gegeben und alle diesbezüglichen Vermutungen dementiert, aber Kaiba war dennoch mehr denn je bewusst, dass er seiner Firma nicht mehr lange fernbleiben konnte; nicht zu vergessen, dass auch Mokuba seinen großen Bruder brauchte und vermisste. Aber eins nach dem Anderen. Zuerst war nun Frühstück dran, gefolgt von Geschichte, Mathematik und schließlich Sport. Auf den freute er sich besonders, und das nicht nur, weil der Sportunterricht für ihn quasi Freistunden bedeutete, sondern auch, weil er sich sehr sicher war, dass Yami etwas Entscheidendes für die heutige Stunde verpasst hatte. Und Kaiba war nur zu gerne dabei, wenn ihm die Erleuchtung kam. Eine der besonderen Art durfte er sogar bereits jetzt erleben, als Yamis aufgebrachtes „Du Mistkerl hast mir einen Knutschfleck verpasst!“ quer durch den ganzen Raum tönte und in Kaiba ein tiefes Gefühl der Befriedigung erzeugte. ---------------------------------------------- „Schwimmen?! Das kann nicht Ihr Ernst sein, Sensei?!“, rief Yami entsetzt und blickte sich so panisch um, als stünde die nächste Sintflut bevor und niemand hatte ihn auf die Arche eingeladen. Sein Lehrer zumindest nickte mehr als nur überrumpelt. „Es ist bloß Wasser und nichts, was dich gleich auffressen wird, Yumi-san.“ „Darum geht es gar nicht! Mein Problem ist vielmehr, dass ich...“ Lautes Kichern lenkte ihn kurzzeitig ab und mit Bestürzung erkannte Yami eine kleine Gruppe Mädchen in Badeanzügen, die sich um ihn versammelte. „Höchste Zeit hier zu verschwinden.“ Vielleicht hatte der Lehrer ein Einsehen mit ihm, wenn er auf niedlich machte? Einen Versuch war es allemal wert und angestrengt setzte Yami sein süßestes Gesicht auf; große Kulleraugen inklusive. „Sensei, ich...ich kann nicht schwimmen“, log er und blickte traurig gen Boden. Kaiba neben ihm schnaubte abfällig. „Geht es nicht ein bisschen dramatischer? Wo bleibt das Gefühl? Wo bleiben die dicken Tränen?“, flüsterte er spöttisch und Yami warf ihm einen fiesen Blick zu. Auch der Lehrer war nicht überzeugt. „Nun, Yumi-san“, meinte er und kratzte sich am Kinn. „Dass jemand in deinem Alter nicht schwimmen kann, ist ungewöhnlich, aber kein Grund, sich zu schämen.“ Er klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. „Ich persönlich werde es dir beibringen und selbst wenn du absaufen solltest: Als ausgebildeter Rettungsschwimmer komme ich selbstredend sofort zu deiner Rettung!“ „Na siehst du, Yumi, für die Mund zu Mund Beatmung wäre gesorgt“, stichelte Kaiba fröhlich und ungerührt von Yamis leisen Flüchen in seine Richtung. Yami derweil hatte eine neue Idee. „Ich habe eine Chlorallergie?“, probierte er zweifelnd, doch sein Lehrer war erbarmungslos. „So ein Quatsch. Davon habe ich in all meinen Jahren noch nie gehört“, tadelte er und runzelte die Stirn. „Warum stellst du dich wegen etwas Wasser nur so an?“ „Es ist diese gewisse Zeit im Monat?“ „Dafür gibt es Tampons.“ „Das Wasser ist Algen verseucht?“ „Dafür ist das Chlor da.“ „Es ist zu kalt?“ „Das Becken ist beheizt.“ „Ich könnte einen Hitzschlag bekommen?“ „Es sind 20 Grad und keine Kochtemperatur.“ „Ah, ich...“ Mit seinem Latein am Ende, griff er nach dem letzten Strohhalm. „Ich habe keinen Badeanzug!“, verkündete er triumphierend und war sich sicher, jetzt die rettende Lösung gefunden zu haben. Leider hatte Kaiba noch ein Wörtchen mitzureden. „Ich war so frei und habe dir bereits einen Passenden besorgt“, griente er und zog tatsächlich einen aus seiner Büchertasche. Der Lehrer nickte ihm anerkennend zu. „Gut mitgedacht, Ayumi-san“, lobte er und gestikulierte dann Richtung Umkleide. „Nachdem das geklärt wäre, kannst du dich ja nun endlich fertig machen. Alle Anderen sind bereits so weit.“ „Gar nichts ist geklärt“, giftete Yami, riss aber dennoch Kaiba den Badeanzug aus der Hand und verschwand damit ordnungsgemäß. Kaiba sah ihm überrascht nach. „Er kann doch nicht wirklich schon aufgeben? Wenn er das Teil anzieht, merkt doch jeder sofort, dass er ein Mann ist. Was hat er also vor?“ Er wollte gerade Yamis Verfolgung aufnehmen, als dieser mit einem Schrei auf den Boden sank und sich stöhnend den linken Fußknöchel hielt. „Ich bin umgeknickt“, verkündetet er wehklagend und sofort waren der Lehrer und Kaiba an seiner Seite. Beide beäugten ihn skeptisch. „Umgeknickt?“, wiederholte sein Lehrer und betastete den fraglichen Knochen vorsichtig, den Yami ihm aber sofort mit einem kleinen Laut des Schmerzes entzog. „Was für ein Zufall. Gerade jetzt, wo du dich doch schon so aufs Schwimmen...gefreut hast.“ Anklagend starrte er in Yamis Gesicht, der sich allerdings keine Blösse gab. „Wirklich ein dummer Zufall“, bestätigte er und winkte Kaiba zu sich heran, damit der ihm aufhalf und stützte. „Aber was soll man machen?“ Er drehte vorsichtig seinen linken Fuß und ächzte qualvoll. „Verstaucht, so ein Pech auch“, diagnostizierte er und der Lehrer schluckte unbehaglich. Er war verdammt sicher, dass Yumi nur simulierte, doch für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie es nicht tat, konnte er kein Risiko eingehen und am Ende noch den Zorn ihrer Familie wegen Misshandlung einer Schutzbefohlenen auf sich ziehen. Vor allem dann nicht, wenn diese Familie Kaiba als Nachnamen trug. Die Zähne zusammengepresst, traf er eine Entscheidung. „Gut, du und Ayumi-san könnt verschwinden. Lass dich von der Ärztin untersuchen und dir einen Krankenschein geben. Und jetzt haut ab.“ Dem kamen Kaiba und Yami nur zu gerne nach. Einen Arm um Yamis Taille geschlungen, schleppte Seto seinen Rivalen langsam zurück ins Schulgebäude. „Beeindruckendes Theater, Yami“, meinte er leise. „Deine Performance war ziemlich überzeugend. Glückwunsch dazu.“ „Dir verdanke ich das nicht“, murrte Yami und humpelte stetig weiter. „Ganz im Gegenteil warst du sogar alles andere als hilfreich. Was, wenn wir aufgeflogen wären?“ Kaiba schüttelte den Kopf. „Soweit hätte ich es nicht kommen lassen. Aber“, und ein breites Grinsen erschien in seinem Gesicht. „Ich war mir ohnehin sicher, dass du einen Ausweg finden würdest. Als der Einzige, der mich jemals fair in Duelmonsters geschlagen hat, habe ich schließlich vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten.“ „Nein, wie überaus schmeichelhaft“, erwiderte Yami unwirsch, wenngleich ihn in Wahrheit Kaibas Worte doch mit Stolz erfüllten. „Aber wenn du mich ins Schwitzen bringen willst, gäbe es durchaus angenehmere Alternativen.“ Zum Beweis ließ er seinen Arm von Kaibas Schultern runter zu dessen Hintern wandern, den er kräftig drückte. Kaibas Atem stockte kurz, bevor er sich hastig umblickte. „Lass das“, zischte er und ruckte mit dem Kopf. „Und bleib mir mit deinen ständigen Alternativen weg, vor allem hier, wo uns jemand sehen könnte.“ „Unsinn. Alle sind im Unterricht“, widersprach Yami gelassen, sondierte aber trotzdem schnell die Umgebung. Für das, was er vorhatte, konnte er keine Zeugen gebrauchen. Als er sicher war, dass sie so schnell nicht gestört werden würden, drückte er Kaiba hastig an die nächste Wand und legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Keine Sorge, ich habe nur eine kleine Frage“, beruhigte er Kaiba, der bereits kurz vor einem Wutausbruch stand. „Woher wusstest du, dass heute Schwimmen dran war anstelle des normalen Sportunterrichts?“ Kaibas Brauen furchten sich. Dafür wurde er hier gerade von Yami im Gang festgehalten? Für so eine schrottige Auskunft? Kaiba verstand es zwar nicht, antwortete aber dennoch ehrlich: „Es wurde gestern in Mathe bekannt gegeben als du auf der Toilette warst. Es war klar, dass die Turnhalle wegen dem Fest heute noch nicht wieder benutzbar sein würde, deshalb blieb für den Sportunterricht nur noch das Schwimmbecken übrig.“ Er lachte leise. „Das, oder draußen Sport, aber das wollte keiner. Hatten alle Angst, sich dreckig zu machen.“ Er sah Yami auffordernd an. „So, lässt du mich jetzt los, oder muss ich Gewalt anwenden?“, wollte er wissen, doch Yami schüttelte den Kopf. „Warum hast du mir nichts gesagt?“, war Yamis Gegenfrage und Seto seufzte. „Mir war langweilig“, entgegnete er und rollte die Augen. „Und als König der Spiele kommt dir eine kleine Herausforderung doch sowieso immer entgegen.“ Er hob sein Knie und drückte es leicht gegen Yamis Bauch. „Und nun mach Platz, sonst wird es schmerzhaft für dich.“ Yami jedoch rührte sich keinen Millimeter. „Einen Augenblick noch“, bat er und das Funkeln in seinen Augen ließ Kaibas Warnleuchten angehen. Was Yami auch immer vorhaben mochte, es war bestimmt nichts Gutes. „Weißt du, Kaiba“, meinte Yami mit rauchiger Stimme, beugte sich vor und zeichnete mit seinem Zeigefinger kleine Muster auf Kaibas Brust. „Eigentlich hast du dir eine Strafe verdient. Das Schwimmen...deine Nettigkeit von heute morgen...“ Auf die Zehenspitzen gestellt, leckte er an Kaibas Ohr. „Oder wie du sie nanntest...“ Er biss sachte zu und Kaiba stöhnte leise. „...eine 'Erinnerung' an dich.“ Während seine Lippen noch mit Kaibas Gesicht beschäftigt waren, hatten Yamis Hände bereits begonnen, die Schleife der Schuluniform aufzuknöpfen und die Bluse von Kaibas Schultern zu streifen. Kaibas Augen verdunkelten sich in einem Mix von Lust und böser Vorahnung. „Wag es nicht“, flüsterte er heiser und sein Tonfall wurde gleich noch tiefer als gewöhnlich. „Wenn du das tust, werde ich mich fürchterlich an dir rächen müssen.“ „Oh, das macht nichts“, grinste Yami und küsste sich abwärts. „Genau genommen zähle ich darauf.“ Bevor Kaiba richtig registrieren konnte, was Yami da trieb, saugte er einmal kräftig an Setos Haut und brachte sich dann lachend aus Kaibas Reichweite in Sicherheit, der entsetzt das rote Mal auf seiner Schulter betrachtete. „Bastard“, schimpfte er und zog sich hastig die Bluse über die verräterische Stelle. „Das werde ich noch Tage mit mir herumtragen!“ „Du meinst so wie ich meinen Knutschfleck von dir?“, neckte Yami und streichelte entschuldigend über Kaibas Wange, bevor er ihre Körper zusammendrückte und Seto einen ordentlichen Kuss auf den Mund verpasste, der sie beide atemlos zurückließ. „Zimmer?“, hauchte Yami und sah dabei so verführerisch aus, dass Kaiba am Liebsten zugestimmt hätte. Aber einer von ihnen musste schließlich einen kühlen Kopf bewahren, und da Yami ganz klar für den Job ausfiel, blieb nun einmal nur noch er übrig. „Arzt“, erinnerte er bedauernd und Yamis Mundwinkel verzogen sich schmollend nach unten. „Stimmt, der Krankenschein“, entsann sich nun auch Yami und schnippte enttäuscht mit den Fingern. „Verdammt, immer diese elenden Unterbrechungen.“ „In der Tat“, stimmte Kaiba nüchtern zu und schob Yami von sich. „Und jetzt bewege dich.“ Yami beobachtete ihn fast schon beleidigt. Warum war es immer nur er, den ihr Treiben dermaßen erregte? So kalt konnte Kaiba doch gar nicht sein. „Dir macht das wohl gar nichts aus, was?“, beschwerte er sich und bekam als Antwort ein Schulterzucken. „Vielleicht habe ich mich einfach besser unter Kontrolle“, vermutete Seto nonchalant und spazierte demonstrativ an Yami vorbei, der allerdings just in diesem Moment eine interessante Entdeckung machte. „Von wegen Kontrolle!“, grinste Yami selbstzufrieden und unterdrückte ein süffisantes Lachen. Sein Rivale mochte noch so unberührt tun, aber Yami wusste es definitiv besser. Denn wie sonst ließ sich Kaibas wackliger Gang und die unübersehbare Gänsehaut erklären? ----------------- AN: Danke sehr für die bisherigen Kommentare :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)