Sekundenstil   von kaherashico
                                (Naturalismus)
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                                  Kapitel 1: 
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Es würde heute noch regnen. Er wusste es. Der Himmel war schon den ganzen Tag
so trüb und grau.

Reglos starrte er das grüne Blatt an. Sah zu, wie der erste Tropfen näher kam.
Jetzt. Das zierliche Blatt bebte unter dem harten Aufprall.
Langsam ließen die Schwingungen nach, es fand zu seiner alten unbeweglichen
Form zurück.
Weitere Tropfen fielen. Immer schneller prasselten sie hart auf die Oberseite.
Das Blatt bog sich unter der Last. Wie ein Bach strömte der Regen an der
glatten Oberfläche entlang. Unnachgiebig.
Dann wurden plötzlich wieder einzelne Tropfen erkennbar. Die Abstände
vergrößerten sich, das Blatt atmete sichtbar auf.
Er konnte sie zählen. Da. Wieder einer. Und noch einer. Stumm zählte er
weiter. Schließlich fiel der letzte Tropfen auf die kleine Pfütze, die sich
mittlerweile auf der grünen Fläche gebildet hatte. Das dünne Blatt bog sich
ein weiteres Mal, diesmal sehr gemächlich. Das Wasser floss nur sehr zäh zur
Spitze. Endlich angekommen, klammerten sich die kleinen Tröpfchen an den
letzten Zipfel des Blattes. Wollten noch nicht fallen. Doch der Lauf des Lebens
ist unaufhaltsam. Das Wasser kam, der Tropfen wurde größer, dicker, schwerer.
Gleich. Gleich war es soweit. Er würde fallen.
Quälend langsam löste sich das durchsichtige Gebilde, so als würde es sich
verabschieden.
Dann ging alles sehr schnell, Der Tropfen gewann an Geschwindigkeit, näherte
sich dem Asphalt. Nur noch ein kleines Stück. Jetzt! Der Tropfen kollidierte
mit dem harten Boden und zerbarst in tausend kleine Einzelteile.

Es war ruhig. Der Regen hatte genauso schnell aufgehört, wie er gekommen war.
Aber es hatte geregnet.

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