Momente von July-chan ================================================================================ Kapitel 4: Vierter Moment: Schweigen ------------------------------------ Na, Tach auch. Kommst du öfter hierher? Titel: Momente Teil: 4/5 Musik: Alles war ich will von de Höhner, Circle Circle Dot Dot von Jamie Kennedy Disclaimer: Die Wilden Kerle gehören mir natürlich nicht (sonst gäbe es Slash in den Büchern xD) und ich verdiene kein Geld hiermit. Auf die Idee habe ich allerdings volles Copyright. :P Warnung: SLASH. Und das heißt auch Slash. Junge x Junge. Zwar nicht explizit, aber trotzdem. Don’t like, don’t read. Ich habe euch gewarnt. Pairing: FabiOC, LeonFabi/FabiLeon Rating: K+, für Küsse und Kitsch und vielleicht ein paar Schimpfwörter. Beta: keiner – wenn jemand es für nötig hält und Lust hat, ruhig melden ;) Chapter Dedication: To my mom who loves me no matter what I do, to my dad who is so proud of me and to those two whose hearts I broke. A/N: Mit diesem Kapitel bin ich nicht so ganz zufrieden, wenn ihr Vorschläge habt, wo ich was ändern kann, damit es schlüssiger wird, ich freu mich über konstruktive Kritik. Ansonsten viel Spaß! Eure July-chan/petticoat/speechbubble -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Vierter Moment: Schweigen Es war ein bisschen komisch – das, was danach kam. Ich hatte in einem Anflug von Naivität und Wahnsinn – ein Teil von mir nannte es im Stillen „Liebeswahn“ – geglaubt, gehofft, dass von einem Moment zum nächsten wieder alles so sein würde, wie es vor ihr gewesen war. So unbegründet schien mir das im Grunde auch gar nicht. – Sind Wortspiele nicht etwas Tolles, um den Ernst der Sache zu veralbern? – Schließlich war ja auch von einem Moment zum nächsten alles aus dem Ruder gelaufen. Aber auf der anderen Seite war da ja viel mehr als nur sie, die hätte verschwinden müssen. Zum Beispiel meine Gefühle... Und außerdem – das war die dritte Hälfte, das vierte Drittel – drehten sich meine Gedanken im Kreis. Eine Art Freudentaumel, aber gemäßigt; vollkommene Ausgelassenheit, aber unter Kontrolle. Schwachsinn. Wortkotze. „Leon!“, rief Fabi von der Ecke und wedelte hektisch mit den Armen, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie in einem darauf zu lenken, dass wir einmal mehr etwas spät dran waren. Aus meinen wirren Gedankengängen gerissen sprintete ich ihm hinterher, als er in der nächsten Straße rechts verschwand. Es war irgendein Tag, Anfang Juni und - verdammt, erst zwei Monate seit die ganze Sache begonnen hatte – seine Trennung von ihr lag etwas mehr als eine Woche zurück. Fabi nahm mich nicht mehr bei der Hand um mich zur Schule zu zerren, aber er klingelte mich morgens wieder aus den Federn. Er hielt mir keine Standpauken mehr, aber er sah mich wieder vorwurfsvoll an. Er traf sich nicht mehr jeden Tag mit mir, aber er traf sich wieder mit mir. Und das machte das Leben zwar nicht perfekt, aber doch schon wieder um einiges besser als es zu ihrer Zeit gewesen war. Das Glas war halbvoll. Und das nicht mehr lange. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Grummelnd saß ich neben einem ähnlich miesepetrigen Fabi, der gerade erfahren hatte, dass wir die ersten beiden Stunden frei hatten. Das war gleichbedeutend mit vollen zwei Stunden – zwei verflixten, vergeudeten Stunden Schlaf! Und nun quetschten wir uns zu dritt – mit Maxi – auf das alte Sofa im Schulcafé, welches im Übrigen nur für zwei vorgesehen war. Maxi kritzelte still seine Mathe-Stundenaufgabe hin, Fabi knirschte mit den Zähnen und las Edgar Allan Poe: Selected Tales und beide waren nicht sonderlich ansprechbar, also stopfte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und drehte meinen iPod auf, um die Geräuschkulisse, die nicht unerwähnt bleiben soll, auszublenden und vielleicht ein paar Minuten Schlaf nachzuholen. Damit war allerdings auch schnell wieder Schluss – wäre ja zu schön gewesen. Maxi zwickte mich unsanft von rechts in die Seite und Fabi zupfte links neben mir an meinen Haaren. Benommen stellte ich fest, dass mein Kopf auf seine Schulter gesunken war. Rosarote Farbe schoß mir in die Wangen und ich verfluchte jedes höhere Wesen, das auf derartig stereotypische Kitsch-Szenarien abfuhr. Glücklicherweise lachte mich Fabi aus, weil das – oder ‚der’ - Kabel meines Kopfhörers auf meinem Gesicht abgezeichnet war, und löste so die Spannung, von der - abgesehen von meiner Wenigkeit - wahrscheinlich ohnehin niemand Notiz genommen hatte. „Spielst du mit Stadt-Land-Fluss?“, fragte er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Klar.“, erwiderte ich simpel. Als es zur Pause klingelte hatte ich einige interessante Erkenntnisse gewonnen, zum Beispiel, dass Hessen eine Stadt war, dass man Vogel eigentlich Fogel schrieb, dass Bismarck ein Beruf war und dass mir bei Namen mit F nur der eine einfiel, so sehr ich mir auch das Hirn zermarterte. Himmel, Arsch und Wolkenbruch, sogar Fabi selbst fielen noch andere ein! Das war nur noch ein Zeichen mehr dafür, dass es mich so was von krass erwischt hatte. Und das war eine Sache, von der ich manchmal immer noch nicht wusste, was ich davon halten sollte. Das ist ein zu weites Feld, um Vater Briest von Fontane zu zitieren. So ein Scheiß. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- On with the show. Wenn ich vor drei Wochen noch geglaubt hatte, es wäre schwer, dass ich Fabi so selten sah, dann hatte ich mich schwer getäuscht. Es tat noch ein kleines bisschen mehr weh, jedes Mal, wenn ich ihn sah. Jedes Mal, wenn wir zusammensaßen und quatschten, jedes Mal, wenn wir trainierten; jedes Mal, wenn ich in seiner Nähe war eben. Mein Herz klopfte und pochte als hätte ich einen Kaffeerausch, mein Bauch kribbelte als hätte ich Gott weiß was für Ameisen und sonstiges Getier verschluckt. Sein unwiderstehliches Lächeln machte seinem Titel alle Ehre und elektrisierte mich. Und dann schaltete sich mein Kopf ein, hallo, der gehört nicht dir, und mir wurde übel. Ich muss irgend etwas sagen, flüsterte es in meinen Ohren – ungefähr so leise wie ein Presslufthammer. Fabi saß neben mir, in unserem alten Geheimversteck bei den Ratten von außergewöhnlicher Größe und der Twin Mustang, in der wir seit einer halben Ewigkeit nicht mehr geflogen waren. „Wieso hast du dich eigentlich von ihr getrennt?“, fragte ich nach etwas Zaudern und Zögern. Fabi guckte überrascht auf und es schien, als suchte er in meinem Gesicht nach einer Antwort. „Es… hat einfach nicht funktioniert.“, begann er. „Sie… ich… ich war so eingeengt. Ich mochte sie wirklich, aber das heißt ja nicht, dass ich nur noch mit ihr etwas unternehmen will. Sie hat alle meine Zeit beansprucht. Ich hatte ja kaum noch Zeit für meine Hausaufgaben, geschweige denn für Mama oder für dich oder für die anderen Wilden Kerle. Das ging einfach nicht. Verstehst du?“ Ich nickte. Natürlich verstand ich es nicht, aber ich wusste, was er meinte. Ich hatte die Konsequenzen ja am eigenen Leib erfahren müssen. „Und… warst du so richtig, richtig verliebt in sie?“, hakte ich nach. „Weiß nicht. Ich glaube nicht. Nicht so ganz, aber ich war verdammt nah dran. Ich vermisse sie sogar irgendwie, aber euch… dich… das hier… hab ich mehr vermisst.“ Das tat gut. Das ließ ein warmes Gefühl in meinem Bauch aufflackern, das sich ausbreitete bis in die Zehen und in die Fingerspitzen. „Ich hab dich auch vermisst.“, flüsterte ich und ganz vorsichtig lehnte ich mich an ihn an. Fabi lächelte und legte seinen Arm um meine Schultern. „Was bist du denn heute so sentimental, Leon?“ Ich antwortete nicht. Ich fand keine Worte. Oder doch? Ja, verdammt! Sag schon etwas, Leon! „Ich, ich glaube ich… nein, ich weiß es… ich hab mich in dich verliebt, Fabi.“, die Worte fielen schneller von meinen Lippen, die Last schneller von meinen Schultern als mein Kopf irgendeinen Einwand hätte vorbringen können. Es klang fürchterlich. Falsch. Fabi verkrampfte sich. „Was?“, krächzte er und ließ mich los und sprang auf. Eine neue Last erschlug mich, nahm mir den Atem und die Stimme. „Leon!“, rief er und klang ein bisschen verzweifelt und ein bisschen wütend. Ich konnte immer noch nichts sagen. „Rah!“, grollte Fabi, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte heim. Vollkommen überfordert blieb ich sitzen und starrte die Twin Mustang an, wie sie vor meinen Augen abhob und mich vollkommen alleine ließ. Ich hatte alles kaputt gemacht. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- An diesem Abend lag ich für eine halbe Ewigkeit wach. Ich war todmüde, aber ich wollte und konnte nicht schlafen. Ich hatte dieses komische Gefühl, so ähnlich wie wenn man den ganzen Tag darauf wartete ins Bett zu gehen und sich dann nicht traute einzuschlafen, weil die Nacht sonst so schnell vorbei geht. Der Unterschied war nur, dass mein Herz viel zu aufgewühlt und meine Angst, Fabi im Traum zu treffen und noch einmal diese widerlichen Schmerzen durchzustehen, viel zu groß war. Ich biss mir die Lippen blutig und nagte meine Fingernägel bis aufs Fleisch ab. Ich stand auf und plünderte Marlons Süßigkeiten Vorrat. Ich trank von Papas Calvados, suchte nach einer DVD, die ich nicht mit Fabi gesehen hatte, versuchte irgendwie, irgendwie diese Ruhelosigkeit und Erschöpfung, diese Leere und diese Flut von Gefühlen loszuwerden. Halb drei, zeigte mir die Küchenuhr. Ich räumte alle Töpfe aus dem Schrank und begann zu kochen. Spiegeleier. Spaghetti Bolognese. Mousse au Chocolat. Ich sammelte alle Wäsche, die ich finden konnte, und stellte die Waschmaschine an. Ich versuchte zu schreiben und versank in zerknülltem Papier. Ich putzte das Bad, ich las Zeitung. Um fünf Uhr kam Marlon die Treppe runter. Ich war gerade dabei, das Wohnzimmer umzuräumen. „Sag mal, Leon, was soll der Scheiß?! Weißt du eigentlich was du hier für einen Lärm machst?!“, brüllte mein großer Bruder und ich sah ihn erschrocken an. „Du kannst froh sein, dass Papa nicht da ist! Geh ins Bett, ich will pennen!“ Ich blickte ihn immer noch mit großen Augen an und merkte, wie diese langsam anfingen zu brennen. Mein Hals war wie zugeschnürt, ich bekam keine Luft, brachte keinen Ton heraus. Meine Lippen bebten. „Leon, was ist los?“, fragte Marlon, plötzlich besorgt. Und mit einem Mal krachte alles auf mich ein. Alles, was ich vorher nicht wahrhaben wollte, alles, was ich vorher versteckt hatte, und ich begann zu weinen. Fing an zu schluchzen und zu schreien. Marlon sprach nicht. Nicht ein Wort. Er kam nur zu mir und drückte mich und ließ mich heulen. Er wollte gar nicht wissen, was mich in einen derartigen Zustand versetzt hatte und ich war ihm so dankbar. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Ich blieb zu Hause, am nächsten Tag. Marlon erwähnte die letzte Nacht nicht ein einziges Mal und ich musste gestehen, dass ich den besten großen Bruder der ganzen Welt hatte. Wie es von hier weiter gehen sollte, das wusste ich nicht. Alles war kaputt, zwischen Fabi und mir. Der reinste Scherbenhaufen - und ich war immer noch so furchtbar verliebt, dass es weh tat. Und so blieb es für zwei Wochen. Zwei Wochen lang war mein Leben die Hölle und noch ein bisschen schlimmer. Nach diesen zwei Wochen, klingelte es mittags an einem Samstag Mitte Juli, beinahe mitten in den Sommerferien an der Tür. Widerwillig – ist schon fast wieder willig – und meine Wortspiele verfluchend wankte ich zur Tür. Ich öffnete und war versucht, die Tür auch gleich wieder dem ungebetenen Gast vor der Nase zuzuschlagen. Es war Fabi. Er nahm mich entschlossen bei den Schultern, trat die Tür hinter sich zu und führte mich ins Wohnzimmer zurück, zwang mich sanft auf die Couch. Er selbst setzte sich auf den niedrigen Tisch, mir direkt gegenüber. In diesem Moment, als Fabi vor mir saß und traurig zu Boden blickte, in mir Angst und Wut und Schmetterlinge zu einem bleischweren Klumpen verkochten und mein bester Freund ansetzte etwas zu sagen, in diesem Moment konnte ich nur schweigen. -M-Mo-Mom-Mome-Momen-Moment- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)