The Greatest Man I Ever Knew von Orange-Glass (Snape X Harry) ================================================================================ Kapitel 3: Begegnung -------------------- Harry wischte sich die nassen Haarsträhnen aus der Stirn, der Regen hatte sich von leichtem Niesel in einen strömenden Schauer verwandelt. Er war an einer engen Kreuzung angekommen und konnte nicht mit Sicherheit sagen, welchen Weg die fliehende Silhouette eingeschlagen hatte. Doch er hatte keine Zeit, viel nachzudenken und umkehren kam nicht in Frage, also lief er nach links, denn dieser Weg führte aus der Stadt heraus. Und er hatte Glück, nach einem kleinen Schlenker, den die Gasse machte und einem schnellen Sprint, bekam er den wehenden Mantel wieder zu Gesicht. Noch ehe Harry nahe genug an die Gestalt herangekommen war, verschwand sie in einem kleinen baufälligen Häuschen mit quietschender Eingangstür. Erschöpft und schwer atmend blieb Harry stehen und starrte wie hypnotisiert auf die dunkelgrüne Tür. Nach ein paar Sekunden besann er sich und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. Das konnte nicht sein... Noch immer schlug sein Herz bis zum Hals und der Sprint hatte es nicht besser gemacht. Was sollte er jetzt tun? Warten? Einfach anklopfen? Wieder zurück gehen? Noch ehe Harry eine Antwort finden konnte, hörte er ein leises Quietschen. Wie von selbst drehte Harry den Kopf um die Ecke. Sein Atem versagte ihm, als er ihn sah. Als er endlich Gewissheit hatte. Nur den Bruchteil einer Sekunde später, in der Harry hätte schwören können, dass sein Herz nicht geschlagen hatte, trat er aus dem schützenden Schatten seiner Ecke hervor uns stellte sich dem Mann in den Weg. "Snape!", hauchte er atemlos und versuchte einen Blick in die tiefschwarzen Augen zu erhaschen. Tiefschwarze Augen, die in voller grenzenlosem Entsetzen ansahen. "Potter...", krächzte sein Gegenüber, senkte dann den Blick und versuchte, an Harry vorbei zu gehen. Doch diesmal würde Harry nicht einfach so aufgeben. Er würde ihn nicht wieder gehen lassen. Nicht diesmal. Harry machte einen Schritt zur Seite und stellte sich Snape in den Weg. Dieser versuchte ihm auszuweichen und einen Bogen um ihn herum zu schlagen, doch Harry würde sich nicht austricksen lassen. Er packte den Anderen am Ärmel und riss ihn an sich. Er wollte, dass Snape ihm in die Augen sah und ihm erklärte, was hier gerade vor sich ging. So lange hatte Harry geglaubt, Severus Snape sei tot, sei für ihn gestorben und nun stand der hier einfach vor ihm und wollte ihm nicht erklären, wieso er noch lebte? Das konnte und wollte Harry nicht akzeptieren, doch Snape schien da ganz anderer Meinung zu sein. Mit einem unwirschen Knurren riss er sich von ihm los, schulterte einen großen Rucksack und stampfte ohne ein weiteres Wort, den schlammigen Weg entlang, der aus der Stadt hinausführte. Harry konnte es nicht glauben. Fast kam es ihm vor, als sei er in irgendeinem kranken Traum gefangen und einen Moment lang sah er seinem ehemaligen Lehrer nur fassungslos hinterher. Aber nein, gleich würde er die Stadt verlassen haben und dann apparieren und vielleicht würden sie sich dann nie wiedersehen und Harry würde nie herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte. Was damals wirklich passiert war. "Bleiben Sie stehen!", brüllte er. Völlig unbeeindruckt stiefelte Snape weiter gen Stadtrand. Harry gab sich einen Ruck und rannte hinterher. Es war ihm scheißegal, dass es regnete, dass er völlig durchweicht war und dass Severus Snape sich offenbar nicht sonderlich freute, ihn zu sehen. "Verdammte Scheiße, Sna -" weiter kam er nicht, Snape hatte sich mit wildem Gesichtsausdruck umgedreht und im die Hand auf den Mund gepresst. "Wagen Sie es nicht, meinen Namen so umher zu schreien, Potter!" dann drehte er sich wiederum setzte seinen Weg fort. Harry dachte, er müsse platzen. Das hier vor ihm war wirklich Severus Snape. Und er hatte ihn eindeutig erkannt. Was sollte dieses frostige Benehmen? Was zum Henker sollte all das? Warum blieb er nicht stehen und fiel Harry in die Arme? Oder war zumindest glücklich ihn zu sehen? Sieben Jahre... Harry merkte nicht, wie ihm die Tränen kamen, es war ihm auch egal. Er holte Snape wieder ein, sagte aber nichts, lief einfach neben ihm her, bis sie die Stadtgrenze erreicht hatten. Harry spürte wie sie die magische Disapparationssperre überwanden und packte Snape am Arm. "Glauben Sie bloß nicht, dass ich Sie einfach so ohne Erklärung verschwinden lasse. Wenn Sie jetzt disapparieren, komme ich unweigerlich mit!" schluchzte Harry trotzig. Noch immer sah Severus Snape offenbar keinerlei Notwenigkeit, ihn anzusehen. "Lassen Sie los", knarrte Snape und erst da wand er sein Gesicht und blickte Harry in die Augen. Es war, als hätte man sie in die Schulzeit zurückversetzt, soviel Kälte und Abneigung lagen in den dunklen Augen. Aber das konnte nicht sein, Harry kannte die Wahrheit. Es konnte einfach nicht sein, dass sie sich mit der totalen Gleichgültigkeit von Fremden begegneten oder mit dem Hass von Feinden. Doch genau das war es, was Harry im Moment spürte und er würde seinen Griff nicht eher lockern, bis er eine Erklärung dafür bekam. Und dem bitteren Blick würde er auch nicht nachgeben. Doch auf einmal veränderte sich etwas darin, es war als ob das kalte Eis einen leichten Knacks bekommen hätte. "Ich bitte Sie, Potter, es ist für uns beide besser, wenn sie mich gehen lassen und so tun, als hätten Sie mich niemals gesehen!" War das etwa eine Art Verantwortungsbewusstsein Harry gegenüber, was Snape ihm gerade offenbart hatte? Und wenn schon. "Das kann ich nicht, sie müssen mir erklären, warum Sie noch leben!" "Verdammt, Potter, Sie waren schon immer penetrant, aber das hier ist eindeutig das beschissenste Timing, dass Sie jemals hatten!" zischte Snape. Überrascht über seine ungewohnt vulgäre Ausdrucksweise lockerte Harry seinen Griff etwas. Der verzweifelte Gesichtsausdruck seines ehemaligen Lehrers ließ Harry ahnen, dass ihm hier nicht bloss darum ging, von ihm weg zu kommen. Irgendetwas musste ihn zur Flucht veranlasst haben. So langsam dämmerte es Harry. Er sah Snape prüfend an. "McNair?" fragte er und Severus nickte nur. "Wenn Sie also schon so intelligent sind, meine missliche Lage zu bemerken, frage ich mich, was sie wiederum davon abhalten könnte, mir meine heile Flucht zu lassen?", grollte Snape. Harry sah zu Boden, ließ Snapes Ärmel aber noch immer nicht los. "Sie können doch jetzt nicht einfach abhauen und so tun, als wäre nichts gewesen. ICH kann nicht so tun, als wäre nichts gewesen!" Wieder liefen Harry Tränen über die Wangen. Allein die Vorstellung sorgte dafür, dass sich seine Eingeweide krümmten. All das, was er sich die letzten Jahre gewünscht hatte stand nun personifiziert vor ihm und verkündete, dass er ihn nie wieder sehen wolle. Snape seufzte. "Lassen Sie mich los...", sagte er mit ungewohnt weicher Stimme und sah Harry an. "Ich werde Ihnen alles erklären. Aber lassen Sie mich endlich los." Perplex löste sich Harrys Griff um Snapes Ärmel. "Wir treffen uns in sechs Tagen an dem See, an dem sie das Schwert Gryffindors fanden. Und kommen Sie unter dem Tarnumhang, bei Merlin." Harry nickte verquollen. Das nächste was er hörte war ein leises 'Plop' und die Gestalt seiner jahrelangen Qualen war ins Nichts verschwunden. Einen Augenblick lang stand Harry einfach nur da und starrte auf sie Stelle, auf der eben noch Snape gestanden hatte. Dann schloss er seine Augen, wobei eine kleine Träne von den Wimpern auf seine Wange tropfte und sich mit den Regentropfen vermischten, die vor der Wange des jungen Auroren nicht halt machten. Doch auch vor seinen geschlossenen Augen hatte er das Bild des Totgeglaubten. Er konnte es noch immer nicht ganz glauben, Snape lebte. Und er würde ihm alles erklären, nurnoch sechs Tage würde er sich gedulden müssen. Am See, wo er das Schwert Gryffindors erhalten hatte... Harry musste beinahe darüber schmunzeln, dass Snape so einen erinnerungsträchtigen Ort ausgewählt hatte. So viel Nostalgie hätte er ihm eigentlich nicht zugetraut... Mit einem Mal wurde er aus seinen sehnlichen Gedanken gerissen. Neville! Er hatte ihn einfach stehen lassen, was war, wenn etwas passiert war, wenn McNair doch noch in der Stadt war? "Kein Alleingang", das war eine der obersten Regeln der Auroren und er hatte sie missachtet. Hoffentlich war nichts vorgefallen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)