Schattenblut von Tharvanor (Die Hölle ist erst der Anfang) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tod kommt bei Nacht! ----------------------------------- Vor sehr langer Zeit, als die Menschheit noch jung war, stand die Welt in ihrer Blüte. Alles war ein Wachsen und Gedeihen und nichts trübte dieses Idyll, denn keine bösen Absichten gab es zu jener Zeit. Die Menschen lebten in Einklang mit ihrer Umwelt und schienen sich perfekt in diese einzufinden. Sie lebten mit der Natur und pflegten sie, liebten sie und dankten ihr für all das, was sie ihnen zuteil werden ließ. Wenn sie hungrig waren, nahmen sie sich, was sie brauchten, doch niemals mehr, als sie verzehren konnten und alles, was über dies hinausging, behandelten sie mit größter Ehrerbietung. Allerdings geschah es, nachdem diese junge Rasse nun schon mehrere hundert Jahre existiert hatte, dass sich ein dunkler Schatten über einen der ihrigen legte, denn Eitelkeit keimte in ihm auf und er strebte nach Macht. Sein Name war Carimbur. Er kam aus einer angesehenen Familie und seine Kindheit war sehr fröhlich, bis eines Tages seine Mutter spurlos verschwand. Verzweiflung peinigte sein Herz seit diesem Moment, welche er mit seinem Machtstreben zu besänftigen versuchte. So kam es, dass er sich über alle anderen seines Geschlechtes erheben wollte. Er sagte sich von den seinigen los um sich ein eigenes Reich zu gründen und mit der Zeit scharte er immer mehr Leute um sich, die ihm, teils aus Furcht, teils aus Machtgier, folgten, denn er versprach ihnen Reichtum und große Besitztümer, oder andernfalls den Tod. Carimbur ließ sich mit seinem Gefolge in einem entlegenen Sumpfgebiet, welches zuvor noch nie von Menschen betreten worden war, nieder und ließ sich dort eine mächtige Festung errichten. Niemand wagte es diesen Ort oder die nähere Umgebung zu betreten, denn die Späher Carimburs waren stets wachsam und nichts schien ihren Augen zu entgehen. So hatte Carimbur über Jahre hinweg Zeit, eine Armee zu mobilisieren. Er rekrutierte durch List und Tücke unzählige Männer, versprach ihnen alles, was sie sich erträumen konnten, oder machte sie gefügig, indem er ihre Familien gefangen nehmen ließ und drohte, diesen unter Folter und größten Schmerzen einen langsamen und grausamen Tod zu bereiten. Als bereits niemand mehr mit ihm gerechnet hatte, marschierte er mit seiner Streitmacht gegen seine eigene Rasse um sich über diese zu erheben. Er plante seine Gegner zu überraschen, denn er hatte Spione unter diesen, die ihm stets Kunde brachten, wodurch er auch darüber in Kenntnis war, dass seine Existenz in Vergessenheit geriet. Carimbur selbst, dessen Antlitz sich verdüstert hatte, marschierte an der Spitze seiner Männer, gekleidet in eine schwarzen Rüstung, einem ebenso dunklen Helm, und bewaffnet mit einem mächtigen Zweihänder, geschmiedet aus schwarzem Erz. Seine Gestalt verbreitete Furcht unter seinen Feinden und anfangs gelang es ihm mühelos sämtliche Bauten der freien Menschen zu plündern und zu brandschatzen, um ihren Willen zu brechen, doch sein Vormarsch kam bereits wenig später ins stocken, denn auch wenn niemand mit seinem Feldzug gerechnet hatte und eigentlich Frieden herrschte, waren die Menschen erprobt im Umgang mit Waffen und die Nachricht von Carimburs Angriff verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Binnen weniger Tage stand Carimbur einer großen Streitmacht gegenüber, doch er erlaubte sich nicht umzukehren und blies zum Angriff. Ein erbittertes Gefecht entbrannte und Carimburs Heer wurde zurückgedrängt und wieder in seine Festung getrieben. Er selbst war schwer verletzt, doch die Natur segnete ihn mit einer unheimlich schnellen Regeneration und so geschah es, dass er bereits mehrere Tage später wieder gesund und bei Kräften war. Das Scheitern seines Planes betrübte ihn jedoch und lies den Zorn in seinem Herzen wachsen. Eines jedoch belastete Carimburs Herz, denn auch wenn sein Körper erstaunlich schnell heilte, war er doch ein Mensch, der alterte, was letztendlich in seinem Tod enden musste. So setzte er alles daran diesem Schicksal zu entfliehen und scheute sich nicht davor, sich dunklen Ritualen hinzugeben. Er studierte, erschuf und verwarf Schriften, die ihm ewiges Leben verleihen könnten, doch dabei stieß er auf etwas, was besser auf alle Zeiten unentdeckt geblieben wäre! Das was Carimbur entdeckte, war etwas wesentlich schlimmeres... Die Geschichte des alten Mannes wurde jedoch nicht vollendet, denn in jenem Moment ertönte ein markerschütternder Schrei in unmittelbarer Nähe. Der Mann machte ein gequältes Gesicht, denn ihm schienen solche Schreie vertraut zu sein. Er blickte in die Runde aus fünf Personen. Es schien eine nette kleine Familie zu sein, der Mann mit seiner Frau, zwei Töchtern und einem Sohn. Alle sahen recht belustigt aus, bis dieser Schrei ertönte und die Freude auf ihren Gesichtern dem puren Schrecken wich. „Papi, was war das?“ fragte eine der beiden Töchter, anscheinend die jüngste unter den Kindern. „Ich weiß es nicht“, entgegnete ihr Vater und man konnte die Angst in seinen Augen und in denen seiner Familie lesen. „Schließt alle Türen und Fenster!“ schrie der alte Mann und sprang mit einem Satz vom Stuhl auf, auf dem er eben noch gesessen hatte auf. „Beeilt euch, ehe es zu spät ist!“ Der Vater tat wie ihm geheißen und verriegelte zusammen mit seiner Frau sämtliche Eingänge zum Haus, während die bereits hereingebrochene Dämmerung in eine tiefschwarze Nacht überging. Seltsame und angsterfüllende Geräusche ertönten in diesen Stunden von draußen. Ein Kratzen, wie von langen Nägeln, die über Holz, Stein und Glas schliffen, quietschende Geräusche von sich öffnenden Türen und von Zeit zu zeit ein panischer Schrei, der langsam erstickte, während der Wind lautstark um die Häuser herumblies. Die Familie begab sich mit dem alten Mann ins Schlafzimmer der Eltern und kauerte sich in einer Ecke zusammen. „Bleibt still!“ ermahnte sie der Alte und blieb an der Schlafzimmertür stehen. Vorrübergehend wirkte alles still und alle waren gerade dabei wieder erleichtert aufzuatmen, als ein lautes Krachen von unten zu hören war, dicht gefolgt von einem leisen wimmern, welches langsam näher kam. Es hörte sich an, als würde etwas die Treppe hinaufkriechen und kurz darauf erschien ein Schatten an der gegenüberliegenden Wand des Flures, dem eine Frau nachkroch, die offenbar verletzt war, denn sie war von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt, doch ob es ihr eigenes war, konnte niemand erkennen. Sie kroch langsam auf die Familie zu, doch während sie sich langsam immer weiter nach vorn bewegte, erschien ein monströser Schatten am Flur und eine große Pranke, zu widerwärtig um sie zu beschreiben, umklammerte das Bein der Frau und zog sie mühelos zurück in den Flur. Ein angsterfüllter Schrei durchbohrte die eingekehrte Stille im Haus, der langsam abbrach, gefolgt von ekelhaften Geräuschen, die das Schlimmste vermuten ließen. Dann versagte das Licht und völlige Dunkelheit brach herein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)