Toras Vergangenheit von igorrrr ================================================================================ Kapitel 1: Was ihr Leben veränderte ----------------------------------- 1. Was ihr leben veränderte Tora lag an diesem Abend im Bett und konnte nicht einschlafen. Ken hingegen war schon seit Stunden im Reich der Träume. Sie beobachtete den leichten Wind der mit den hauchdünnen weißen Gardinen des Fensters spielte. Es war warm in dieser Nacht, um die 25° C. Die brasilianische Sonne hatte am Tag die Luft bis zu 40 Grad aufgeheizt. Tina sah auf ihren Partner und erinnerte sich, an die Gegebenheiten, wie sie sich kennen lernten. Wie er ein Teil ihres Lebens wurde: Es war 1996. Sie besuchte gerade die zehnte Klasse in der St. Georg Realschule in Rostock. Ihre Eltern waren politisch angagiert. Doch ihr war das im jugendlichen Alter von 16 Jahren ziemlich egal. Ihr kleiner Bruder Stephan war gerade erst vier Jahre alt. Der Kleine war, wie sie sagte, ihre persönliche Nervensäge, aber sie liebte ihn abgöttisch. Am 13.8. 1996 um 10 Uhr: „Tina, hast du nicht Lust mit auf die Kundgebung zukommen?“, fragte ihr Vater, von der unteren Etage nach oben. „Es ist mitten in der Nacht. Lass mich schlafen.“, nörgelte sie aus ihrem Bett heraus. „Du hast demnach keine Lust auf Stephan aufzupassen?“, rief ihre Mutter hoch. „Nehmt ihn doch mit. Habt ihr mit mir damals auch gemacht.“ „O.K., aber du machst dann Mittag. Wir sind etwa um 12.30 Uhr wieder da.“ Sie schlief bis 11 Uhr, stand auf und haute sich dann eine CD in den gegenüber stehenden Rekorder. Ihr Zimmer sah aus wie ein kleines Schlachtfeld. Überall lagen Sachen, Bücher und anderes Zeug rum. Sie duschte, zog sich an, räumte etwas ihr Reich auf und begann dann zu kochen. Sie machte Eierkuchen à la Tina. Es war alles zum abgemachten Zeitpunkt fertig und sie wartete. 12.45 Uhr niemand kam: - Ist garantiert ein Redner da, der tierisch interessant ist. -, dachte sie 13.00 Uhr: - Der faszinierte Redner hört sich wohl gerne reden. -, sinnierte Tina. 13.35 Uhr: Sie sah nach draußen, aber erblickte nur das Geländer der Treppe und dahinter den Nadelbaum. Kein Auto war zu hören, nur ein Zug der hinter dem Haus vorbei fuhr. - Jetzt reicht es. Ich fange an zu essen. -, dachte sie frustriert. Um 14.00 Uhr klingelte es: „Die Eierkuchen sind jetzt kalt!“, rief sie, während sie zur Tür ging. Doch davor stand nicht ihre Familie, sondern zwei Männer. Sie machte die Tür wieder etwas ran, um sie im Falle eines Falles gleich schließen zu können: „Was möchten sie?“, fragte sie verwirrt. „Tina Fuchs?“ „Ja“ Sie zogen ihre Polizeiausweise. „Mein Name ist Kommissar Mayer und das ist mein Kollege Schulz. „Was möchten sie?“, fragte sie noch einmal. „Fräulein Fuchs, heute auf der politischen Veranstaltung von Herrn Gabur wurde ein Anschlag verübt.“ Tina wurde panisch: „Ist meinem Bruder, meinen Eltern etwas geschehen?!“ Die Polizisten sahen sie mitleidig an: „Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass ihre Familie ermordet wurde.“, sagte Kommissar Schulz. „Nein, nein. NEIN!“, schrie sie und begann zu weinen. Mayer legte die Hand auf ihre Schulter: „Sie können nicht tot sein! Ich muss sie sehen, vielleicht haben sie, sie verwechselt.“ Sie brach zusammen. Die Polizisten riefen einen Krankenwagen und sie wurde ins Hospital gebracht. Stunden später wachte sie völlig desorientiert auf: „Wo bin ich?“, fragte sie. Das EKG piepte schneller. Sie sah sich in dem sterilen Vierbettzimmer um. Nur eine Krankenpflegerin war mit ihr dort. „Beruhigen sie sich.“, sagte die Schwester. Sie sind ohnmächtig geworden. Die Polizei hat sie hergebracht.“ „Dann ist... ist es war... meine Familie...“, sie bekam einen erneuten Weinkrampf. Die Krankenschwestern versuchten sie zu beruhigen. Es gelang erst als der Arzt ihr eine Beruhigungsspritze gab. Dennoch stand sie vor den Trümmern ihres Lebens. Ihr wurde bewusst, dass sich alles verändert hatte und sie ihre Familie nie wiedersehen würde. Sie erwachte Stunden später aus einem Dämmerschlaf, den ihr die Beruhigungsspritze aufgehalst hatte. Neben ihrem Bett stand jemand: „Anke?“, fragte Tina verunsichert. „Ja.“, antwortete sie von der Trauer ebenfalls halb erstickt. Dennoch nahm sie, sie in den Arm. Beiden flossen Tränen über die Wangen. Stunden blieb sie bei ihr, um Tina so gut es ging zu trösten. Diese musste noch zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Für Tina war es irreal, dass ihre Familie nicht mehr da sein sollte. Erst als sie mit Anke vor ihrer Haustür stand und sie aufschloss überkam sie die Gewissheit, dass sich in ihrem Leben alles verändert hatte. Sie sah im Flur Spielsachen von ihrem Bruder liegen. Die Pöms, die sich ihre Mutter gerade erst gekauft hatte. Die Jacke ihres Vaters hing an der Garderobe. Er musste sie an dem Tag vergessen haben. Wahrscheinlich hatte Stephan wieder all seine Aufmerksamkeit aufgebraucht und ihr Vater war froh, als er ihn endlich im Auto hatte, wollte dann aber nicht mehr ins Haus zurück. Er hatte keine Ahnung, dass er es nie wieder betreten würde. Tina hielt den Schlüssel krampfhaft fest und wagte nicht den Flur zu betreten: „Ich kann da nicht rein.“, flüsterte sie. „Soll ich dir ein paar Sachen rausholen?“, fragte Anke. Sie antwortete nicht, also wollte ihre Freundin das Haus betreten. Plötzlich hielt Tina sie fest: „Nein, ich... Ich gehe.“, sie betrat das Haus. Sie gingen nach oben und packten ein paar Sachen zusammen. Bei Anke in Reutershagen setzte sich Tina aufs Bett: „Kann ich was für dich tun? Hast du vielleicht Hunger oder Durst.“ „Nein.“, sagte Tina. „Soll ich uns vielleicht einen Film reinschmeißen?“, bot Anke an. Sie antwortete nicht und legte sich hin. Ihre Freundin hatte Tränen in den Augen, wendete den Blick ab und setzte sich an ihren PC, der auf dem Schreibtisch in ihrem Zimmer stand. Tage später war Fräulein Fuchs alleine im Haus ihrer Eltern. Der Briefkasten explodierte fast als sie ihn öffnete. Es waren Rechnungen über Rechnungen. Sie wusste, es würde ihr nichts anderes übrig bleiben als zum Amt zu gehen, um diese bezahlen zu können. Tina besorgte sich einen Termin. Jetzt saß sie in einem Wartebereich. Es war groß und unpersönlich. Viele Menschen waren da. Sie kam sich komisch vor, so als würde sie gleich betteln gehen und das mochte sie nicht. Nach etwa anderthalb Stunden wurde sie aufgerufen. „Guten Tag, mein Name ist Beck. Was ist ihr anliegen?“, fragte die Beamtin. Tina erzählte die Geschehnisse der letzten Woche. „Oh, das mit ihren Eltern tut mir wirklich leid.“ „Kann ich Geld beantragen, um weiter im Haus wohnen zu können?“ Frau Beck sah sie mitleidig an: „Es tut mir leid, aber das Haus müssen sie verkaufen. Wenn das Vermögen vom Hausverkauf und von den Lebensversicherungen ihrer Familie aufgebraucht ist, können wir sie unterstützen.“ „Was, das kann doch nicht ihr ernst sein! Ich komme hier her, weil irgend so ein Arsch meine Familie umgebracht hat und was kriege ich? Ratschläge wie ich das Erbe meiner Familie verscheuere!“, brüllte sie die Beamtin völlig verzweifelt an. „Es tut mir leid, aber das sind die Bestimmungen...“ Tina ging aus dem Zimmer. Die Tage vergingen und die Beerdigung ihrer Familie rückte immer näher. Auf dem Neuen Friedhof fand die Trauerfeier statt. Tina stand am Grab ihrer Familie, Anke neben ihr, um sie zu trösten. Beide waren umgeben von Fotografen und irgendwelchen Politikern die ihr Beileid bekundeten. Darunter war auch Paul Schmidt. Ein unangenehm dicker Mann mit Schnauzbart. Er war der politische Gegenkandidat des Mannes, auf dessen Pressekonferenz Tinas Familie umgebracht wurde. Der Trauerredner sprach seine Worte. Sie konnte ihm nicht folgen, so sehr schüttelte sie der Verlust. Sie wollte einfach nicht begreifen, dass sie endgültig aus ihrem Leben geschieden waren und ihr nur noch die Erinnerungen blieben: „Anke, lässt du mich bitte alleine?“, bat sie ihre Freundin, nachdem auch die meisten anderen gegangen waren: „Du denkst, ich lasse dich jetzt hier stehen? Vergiss das mal ganz schnell.“, sagte sie. Fuchs legte ein schmerzhaftes Lächeln auf: „Bitte, ich werde mir schon nichts antun.“ „Versprichst du es?“, fragte Anke. „Ja.“ Sie legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und ging. Fuchs beobachtete die Gräber. Dahinter war ein Gebüsch und sie hörte etwas: „... SIE GLAUBEN MICH MIT 30.000 DM ABSPEISEN ZU KÖNNEN!“, brüllte jemand. „Seien sie doch nicht so laut, verdammt. ´Hand´, sie haben ihren Job nicht erledigt. Der Kandidat lebt immer noch und sie haben Kinder getötet...“, zischte ein anderer. Tina schlich sich an die Buchenhecke. Konnte es wirklich sein, dass der Mörder und sein Auftraggeber auf der anderen Seite standen. Wie konnten sie es wagen auch hier aufzutauchen. Sie sah durch die Zweige und erkannte den einen an seinen ausladenden Körpermasse. Paul Schmidt. Der andere war aufgrund dessen Ausmaße nicht zu sehen. Tina durchfuhr eine nie gekannte Wut. Es war der blanke Hass. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)