Vergangenes von Kataki ================================================================================ Kapitel 1: Von alten Menschen und Pizzaschachteln. -------------------------------------------------- Großvater war ein großer Mann gewesen, aber ein Mann der eben das von seinem Enkel auch erwartete. Und nachdem seine Mutter jahrelang fort gewesen war und sich mit seinem nichtsnutzigen Vater herumgetrieben hatte war es ein Wunder, dass der alte konservative Mann sie noch mit offenen Armen empfing als sie eines Tages vor seiner Tür gestanden hatten. Aber er hatte es getan und den beiden in Los Angeles ein neues Heim gegeben. Seine Mutter hatte im asiatischen Lebensmittelladen des Alten ausgeholfen , während Aki auf die Schule ging und versuchte seine verbliebene Kindheit zu genießen, aber so einfach war das gar nicht. Weil er recht klein war geriet er immer wieder in den Mittelpunkt von Streitigkeiten ob gewollt oder nicht. Und die einzige Hilfe die er von seinem Großvater und seiner Mutter bekam bestand in dem äußerst hilfreichen Spruch: „Ignorier sie, dann hören sie damit auf.“ Ignorieren konnte so verdammt schmerzhaft sein. Also verbrachte er die Nachmittage lieber im japanischen Garten des Hinterhofes der ihm Schutz bot, anstatt auf die Straße zu den schreienden und durchweg bösartigen Kreaturen zu gehen die man Kinder nannte. Kinder waren ohne Ausnahme perfide kleine Arschlöcher, wenn es um das Mobbing von anderen ging. Hätte er gewusst, was irgendwann einmal in diesem Garten passieren würde, was Richard mit ihm machen, ihm geben würde, er wäre sicher umsichtiger gewesen und hätte es mehr zu schätzen gewusst die feinen Blätter im Sonnenschein schimmern zu sehen. Mit diesem Stück grün hatte er alles geteilt, Freude und Leid, all die Angst und die Trauer die ihm an den Kopf geschmissen worden war. Als seine Mutter gestorben war hatte er hier Trost gesucht, genauso als ihn eine Truppe Halbstarker zusammengeschlagen hatte, ein ums andere Mal. Hier ließ er all die Wut aus und fand schließlich auch ein letztes Mal Frieden, als er seine Schule hinter sich hatte und sein Großvater seiner Tochter folgte und ihn alleine zurückließ. Der Laden verkam, wie sollte er ihn auch führen? Er hatte keine Ahnung von solchen Geschäften, so dass er alles so ließ wie es war und sich dann in seine eigene kleine Wohnung zurückzog. Es gab nicht viel Erhebendes , wenn man in einer Stadt war in die man nicht gehörte und das auch noch von allen Seiten zu spüren bekam. Irgendwann gab man einfach auf den Dreckskerlen in den Kram passen zu wollen und hielt sich bedeckt. Wussten sie nicht, dass man da war ließen sie einen in Frieden. Nebenher zu jobben war aber leider nicht zwingend dazu geeeignet um allem aus dem Weg zu gehen... Es war Samstagabend, als er noch ein paar Kurierfahrten unternahm und noch etwas Pizza auslieferte. Die Lieferantenjacke grob übergezogen , darunter die eigenen Klamotten; ein lockeres schwarzes Shirt und eine Jeans die aussah, als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht oder es zumindestens versucht. Erst dachte er an nichts weiter, als er einen Ruf hörte, während er dabei war wieder auf den Roller zu steigen. Einfach ignorieren, würde schon nicht für ihn bestimmt sein. Wie gesagt, ignorieren konnte verdammt weh tun.. Und das merkte Aki spätestens, als er einen stechenden Schmerz in seinem Hinterkopf wahrnahm und die Glasflasche die ihn verursacht hatte am Boden zerbarst. Er spürte das warme Blut, das durch das schwarze Haar sickerte und keuchte leise überrascht ehe er nach hinten an seinen Schädel griff. „Jetzt hat uns der kleine Jappse also doch verstanden. Hey Schlitzauge, hierher.“ Als Aki sich sachte herumdrehte erkannte er einen knapp 1,80 messenden Kerl, etwas grobschlächtiger und auch ohne die Bierflasche an seinem Kopf hätte der Schwarzhaarige bemerkt, dass der Typ voll wie ein Eimer war. „Los Kleines, Pizza her oder kapierst du unsere Sprache nicht?“ Dass sie ihn als ihr Kleines betitelten ließ ihn säuerlich mit den Zähnen knirschen. Er war sicherlich etwas kleiner als der Durchschnitt, aber nicht winzig und bildete sich schon was auf seine Männlichkeit ein, wenn er ehrlich war. Außerdem mochte man ihm viel nachsagen, aber unzuverlässig war er nicht und die Pizza über die er Aufsicht hatte würde er also auch nicht an diese Dreckssäcke weiterreichen. Er schob den Karton in den Mopedkoffer , in aller Ruhe und ließ ihn zuklicken und ins Schloss springen. Im Gesicht desjenigen der gesprochen hatte pochte eine Ader und er funkelte Aki gefährlich an. Betrunkene hatten zwei Besonderheiten: Erstens waren sie meistens ehrlich und zweitens waren sie leider vollkommen unberechenbar. „Hey der Reisfresser versucht aufzumucken“, kam es spöttelnd von der Seite und der Flaschenwerfer fixierte ihn eine ganze Weile, dann drückte er sich hoch von der Treppenstufe auf der er gehockt hatte und kam langsam auf den Asiaten zu. Aki spannte sich an, um sich vorzubereiten auf das was da auch kommen würde, aber der Kerl war mit einem Mal so schnell, dass der Schwarzschopf nur noch die Hand in seinem Haar spürte und im nächsten Moment auf den Sitz des kleinen Rollers knallte. Er keuchte erschrocken als ihm die Luft schmerzhaft aus den Lungen getrieben wurde und versuchte den Kopf zu heben, aber gegen die Körperkraft des Kerls konnte er wenig entgegen setzen, also knutschte er den Sitz eben weiter. „Ich mag es gar nicht wenn man sich für witzig hält Kleiner und ich bin heut nicht sonderlich gut drauf, also mach den Kasten auf, oder ich lass meinen Frust anderweitig ab.“ Aki ächzte leise und versuchte sich hochzudrücken, aber das war leichter gesagt als getan. „Leck mich, du kriegst gar nichts!“ Die Antwort darauf war ein ziemlich heftiger Schlag auf den ohnehin mitgenommenen Hinterkopf des anderen und er stöhnte schmerzerfüllt auf. „Falsche Antwort Kleines, aber das lässt sich sicher einrichten, wenn du darauf bestehst.“ Die Straße war nicht wirklich belebt, er hatte nur in einem Haushalt die Pizza ausgeliefert und sie waren definitiv in der Überzahl. Aber Überzahl oder nicht, als Aki die Hand an seiner Hose spürte, sah er erschrocken hoch und begann um sich zu schlagen. „Nicht doch Süße, du wolltest es doch so..“ Er konnte das Grinsen zwar nicht sehen, aber er hörte es mehr als deutlich. „Nimm deine Pfoten da weg!“ Er spürte die kühle Nachtluft auf seinem Hintern und das sollte definitiv nicht sein. Von den drei anderen im Hintergrund hörte man wohlwollendes Gelächter was Aki nur noch mehr um sich treten ließ, vorallendingen als er hörte wie der Kerl sich tatsächlich die Hose öffnete und seinen Kopf fest unten hielt. Er hätte kotzen können , war ihm doch ohnehin schon so übel wegen den Schlägen auf den Hinterkopf, dazu hätte es der Hand gar nicht bedurft. Er spürte ein, zwei feste Kläppse auf den angespannten Hintern und trat auf gut Glück nach hinten ehe er den Ellbogen hoch riss und mit voller Wucht in das Gesicht seines Angreifers traf. Der Typ jaulte und ließ los und das war seine Chance. Aki klaubte die Hose grob hoch und versuchte dem Kerl noch einen heftigen Stoß mit auf den Weg zu geben der ihn nach hinten und gegen einen seiner Freunde taumeln ließ, die aufgestanden waren um zu Hilfe zu eilen. Er hatte ein Glück, dass der Schlüssel steckte und schwang sich so schnell ihn seine Beine trugen über den Roller um einfach anzulassen und Gas zu geben , was die Maschine nach vorne springen ließ. Aber auch wenn er fast einen Hydranten angefahren hätte hielt er weiter voll aufs Gas und irgendwann hörte er mit einem Seufzer der Erleichterung, dass die verärgerten Rufe hinter ihm zurückblieben. Mit Vollgas fuhr er einfach weiter und hielt erst an, als das Gerät vor seiner Wohnung zum stehen kam. Es gab gerade wichtigeres zu tun als Pizza zu verteilen und er fühlte sich immernoch gejagt, als er in die Wohnung kam und an der Tür herab sank. In dieser Nacht kündigte er den Job, auch wenn das die Kerle nicht davon abhalten würde ihn zu finden, was sich nur Wochen später unschön zeigen würde.. Dann würde er auch aufhören Mensch zu sein, aber das war jetzt noch in ferner Zukunft und eine ganz andere Geschichte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)