Niemand von Toozmar ================================================================================ Kapitel 6: Dunkelheit --------------------- Dunkelheit ergriff ihn, drückte ihm die Kehle zu. Schwer atmend versuchte er zu entkommen, seine Beine trugen ihn so schnell es ging über den dunklen Boden. Doch die Nacht war schneller und verschlang ihn. Erschrocken wachte Jan auf, allerdings ohne einen Aufschrei oder Angstschweiß auf seiner Stirn. Er guckte sich lediglich in dem dunklen Raum um, versuchte irgendwas ungewöhnliches ausfindig zu machen, doch er fand nichts. Einer von vielen Träumen. Waren sie doch alle Unterschiedlich in ihrer Form und Handlung, jedoch dieses beängstigende Gefühl in seiner Brust blieb. Dieses Gefühl lies ihn nicht los, schon seit ein paar Wochen. Genauer gesagt seit dem Tag als er die Schlagzeilen gelesen und darunter Bela's Bild gesehen hatte. Das diese zwei Ereignisse vielleicht etwas miteinander zu tun hatten, daran wollte er nicht denken. Warum sollte er sich wegen ein paar Träumen verrückt machen? Das letzte Mal dass er Bela gesehen hatte war schon fast eine Ewigkeit her. Vor einem Konzert in einem schäbigen kleine Club. Depp Jones war Vorband von der Vorband. Heimlich stand Jan am Bühnenrand, gut versteckt hinter seinem Bandkollegen und einem Verstärker. Bela sah so anders aus, seine Haare waren auf einer Seite völlig abrasiert, ein unsauberer 3-Tage-Bart schmückte sein Gesicht. Seine Bewegungen schienen so schwer und unkoordiniert, seine Stimme war so viel rauer als noch zu Die-Ärzte-Zeiten. Irgendwie tat Bela ihm damals ein wenig Leid, er wusste nicht genau warum. Vielleicht war es das Wissen, dass Bela ohne ihn langsam zu einem Wrack mutierte, vielleicht aber (und das versuchte er mehr zu glauben) auch nur der Fakt dass Bela's Band nur Vorband der eigentlichen Vorband war. Damals hatte er lange mit sich kämpfen müssen, ob er sich mit Bela unterhalten sollte. Doch die Entscheidung wurde ihm recht schnell abgenommen, verlies Bela mitsamt seiner Band doch schon kurz nach ihrem Auftritt den Club. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr zwischen ihnen und Farin störte dies immer weniger, bis er irgendwann gar nicht mehr an Bela und an die Vergangenheit dachte. Doch dann musste er ja diesen Brief finden und jetzt fingen seine Gedankengänge über Bela wieder an und das schlimmer und eindringlicher als je zuvor. Vorsorglich hatte er schon am nächsten Morgen alte Bilder in Kartons verpackt, auch wenn er diese Bilder gerne um sich hatte und betrachtete. Natürlich nicht weil auf diesen Bela zu sehen war, sondern weil sie einfach so viel Glück ausstrahlten. Glück von dem er dachte, dass es nie aufhören würde. Auch wenn er jetzt immer noch glücklich war, (immerhin hatte er ein Haus mit eigenem Studio, eine Band, genügend Geld und seine Reisen) es fühlte sich anders an. Nicht so endlos und tief, nicht so ergreifend und sicher. Es fühlte sich an, als ob ein kleiner Windhauch reichen würde um seine momentanen Glücksgefühle weg zu pusten. Es fühlte sich alles so zerbrechlich an. Der letzte Bilderrahmen lag nun in dem großen Karton. Etliche grüne Augen blickten ihn an, es fröstelte ihn. Schnell klebte er den Karton zu und trug ihn auf den Speicher. Vielleicht würde er sie irgendwann wieder aufstellen, vielleicht würden sie auch für immer hier oben stehen. Es lag nicht in seiner Macht dies zu entscheiden, zumindest fühlte es sich nicht so an. Weitere Nächte mit wenig Schlaf und vielen Träumen folgten. Nachdem er die Schlagzeilen über Bela gelesen hatte, dachte er nicht weiter darüber nach, informierte sich nicht einmal über Belas Zustand, er hatte es soweit verdrängt, doch diese Träume holten all seine Ängste und die große Neugier wieder hervor. So konnte er es nicht lassen, sich im Kiosk die Klatschblätter etwas genauer an zu schauen, nach Hinweisen über seinen Ex-Schlagzeuger zu suchen. Zu seiner Überraschung (und Erleichterung) fand er nichts. Doch seine Neugier schrie weiter, wollte wenigstens einen kleinen fetzen an Information haben. Die einzige Chance diese Neugier zu stillen war der Kontakt in Richtung Bela. Es bereitete im Bauchschmerzen. Er selbst müsste ja nicht einmal mit dem Schwarzhaarigen reden, es gab genügend "alter Freunde" die sicherlich mehr über Bela wussten. Doch selbst das war für ihn schon zu viel, er fühlte sich nicht gut dabei, aber seine Neugier siegte immer, das wusste er. War es auf Reisen, bei der Musik, bei Frauen oder bei Bela. Schließlich war es seine Neugier mehr über diesen komischen Punk zu erfahren die den Anfang ihrer Freundschaft stellte. Also würde er wohl nachgeben und seine "alten Freunde" besuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)