Verschwinden in der Gesellschaft von vampireMiyu ================================================================================ Kapitel 1: 01. -------------- Sterben, leben, sterben, leben, vergessen, verschwinden, sein. Ich will sein, unendlich sein, in dieser Welt, hier, heute, jetzt. Will gesehen werde, gehört, gefühlt, gespürt, gelebt, geliebt, um mich selbst nicht zu sehen, um mich selbst nicht zu fühlen. Vergessen? Ja, ich will vergessen, eins werden mit dieser Welt, mit dem Tun, dem Handeln der Leute. Verstehen. Was versteht man in unserer Welt noch, wen versteht man? Verstehe ich mich, verstehe ich dich, die Gesellschaft? Alles verschwindet, verwischt, wird zu einem großen Klumpen, nur ich bleibe, lebe, muss sehen, weiter ertragen. Alles ertragen, das ist meine Aufgabe. Menschen gehen, wandern durch die Straßen, die Ampel leuchtet rot. Gesichtslose Wesen, die versuchen ihrem Leben einen Sinn zu geben, wandern ohne etwas zu sehen durch die Straßen, sehen nichts um sich herum, sehen sich nicht selbst, die Ampel leuchtet grün auf, alles scheint still zu stehen. Ein Augenblick, eine Sekunde, die die Welt den Atem anhält, sich nicht bewegt, bevor alles wieder in Wallung gerät, sich bewegt, in schnellerem Tempo, immer schneller. Das Auge kann nicht folgen, wird blind. Blind sind die Menschen, werden sie sein, sind sie immer, waren sie immer. Ein Mädchen schiebt gemächlich ihren Puppenwagen über die Straße, die Menschen sehen es nicht, achten nicht auf es, rauschen an ihr vorbei, vorbei an dem zarten Körper. Das Auto erwischt sie. Wie eine Puppe fliegt sie durch die Gegend, Geschrei, Sirenen, die in dem Lärm der Großstadt untergehen. Ein paar schenken einen flüchtigen Blick, ziehen weiter, schneller, immer schneller am Ziel sein. Der Puppenwagen steht heile auf der Straße, blieb unversehrt, wird vergessen. Steht die Welt still, wenn ich die Augen schließe? Schwarz, in diesem Schwarz verschwinden, verschwinden, immer weiter verschwinden und nie wieder auftauchen. Wenn ich nichts wahrnehme, dann kann doch nichts passieren? Das Leben bleibt das Leben. Jeder Sekunde, die vorüberzieht hinterlässt eine Spur in den Leben der Menschen, hinterlässt eine Erinnerung, aber wenn nichts passiert, kann nichts hinterlassen werden. Steht die Welt still? Damit nichts passiert, darf man auch nicht denken. Das Denken als solches ist verboten. Der Kopf, weiß wie Schnee, leer, nichts zugänglich. Verschwinden. Es ist wie eine Droge, zieht in sich hinein, mich hinein, alle hinein, um nicht los zulassen, an sich zu ketten, nicht in Vergessenheit zu geraten. Wenn man sich nicht erinnert, wenn niemand an einen erinnert, verschwindet man, selbst wenn man lebt. Wie ein Geist wandere ich durch die Straßen, sehe die Menschen, sie sehen durch mich hindurch, sehen nur die Autos, sehen die Geschäfte, Geld. Wie ein Geist lebe ich, mische mich unter die Menschen, doch hinterlasse eine Spur. Sie wissen nicht woher, doch sie spüren sie, tief in sich, in ihrem Inneren. Leben bedeutet Sterben und sterben bedeutet leben. Gegensätze ziehen sich an, vereinen. Ich will sterben. Will ich? Angst, Verzweiflung, Panik, der man sich entgegen stellen muss, nicht nachgeben, weiter kämpfen. Leben nur um zu leben, bedeutet den Tod. Leben um zu fühlen, bedeutet Unendlichkeit. Menschen bleiben nie ruhig stehen, gehen immer weiter, nehmen sich nicht Zeit um um sich zu blicken, sehen nur die Masken, sehen nicht den Menschen hinter ihnen. Was bedeutet es Mensch zu sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)