Black Lies von Shelling__Ford (Teil 4) ================================================================================ Kapitel 21: Untergang --------------------- Untergang Hallo an alle ^.^ Ich möchte das Vorwort gern nutzen um euch allen, Lesern aber besonders auch den Kommischreibern zu danken! Eure Kommentare helfen mir beim schreiben sehr ^.~ Aber nun… es geht dem Ende zu. Deswegen halt ich euch nicht länger auf sondern wünsche viel Spaß beim Lesen! Liebe Grüße Shelling *langsamundleiseverschwinde* Seine Schritte knirschten in dem frisch gefallenen Schnee. Die kalte Luft war eine Wohltat für seine Lunge und seine Gedanken; als würde die Dämmerung seinen Kopf frei pusten. Das Feuer in seinem Rücken loderte mittlerweile noch kräftiger und tauchte den Boden zu seinen Füßen in ein flackerndes Licht. Mit jedem Schritt, den Shinichi machte, überkam ihn erneut das Gefühl seine Sohlen würden sich in den Schnee einbrennen. Warum verdammt war ihm auch noch immer so heiß? Shinichi schluckte, spürte noch immer den kratzenden Rauch in seinem Hals. So wie es aussah, hatte das Feuer ihn bis in sein Innerstes verbrannt, anders konnte sich der Oberschüler nicht erklären, dass die Hitze noch immer nicht weichen wollte. Bedächtig setzte er einen Fuß vor den anderen, die Sirenen der Polizei waren hinter dem brennenden Gebäude nur noch dumpf zu hören, bis auf das Knacken und Knistern der lodernden Flammen war es totenstill. Shinichis Atem zitterte leicht, doch den blassen Dunstwölkchen, die er dabei fabrizierte, schien das nichts auszumachen. Mit jedem neuen Schritt trieb er sie wie kleine Geister vor sich her. Sein Blick richtete sich von dem ebenen Gelände zu dem rot flackernden Himmel. Shinichi wischte sich den aufkommenden Schweiß von der Stirn. An diesem Abend war es dem Mond seit langem einmal wieder gelungen, die dichte Wolkendecke aufzureißen, es schneite nicht mehr… und doch landeten immer wieder kleine weiße Flocken auf Shinichis Körper. Asche. Der Wind blies sie zu ihm hinüber. Während sie am Himmel noch als kleiner Funkenregen wie tanzende Glühwürmchen zu erkennen war, kühlte sie sich, je näher sie dem Boden kam, immer weiter ab und fiel als warmer Schnee auf die Erde. Die schwarze Organisation, gegen die er nun schon so lange gekämpft hatte, verfiel in diesen Minuten zu Staub, kalte Asche, die sich in den Wind streute; mehr würde nicht von ihr übrig bleiben. Shinichis Blick verfinsterte sich, unwillig klopfte er sich die grauen Überreste aus den Maschen seines Pullovers. Dann ging er weiter, langsam, mit Bedacht und in dem Wissen… dass er hier war. „Ich habe auf dich gewartet… Shinichi Kudo.“ Langsam und ruhig trat Bordeaux aus dem Schatten, er tauchte aus der Dunkelheit auf, als wären sie schon immer eins gewesen. Shinichi beobachtete jede seiner Bewegungen, die Gelassenheit und Ruhe, mit der Bordeaux ein paar Meter vor ihm stehen blieb, schaffte es, dem Oberschüler eine Gänsehaut zu bescheren. „Ich wusste, dass du kommen würdest.“ Shinichis Blick verriet nichts von seiner Nervosität, seine Stimme war genauso ruhig wie die seines Gegners. „Und ich habe gehofft, Sie hier zu finden.“ Auf beiden Gesichtern erschien ein Lächeln. Es war wie bei einer guten Runde Schach… das Spiel machte nur mit dem passenden Gegner wirklich Spaß. Das Lächeln auf den Lippen des Oberschülers erstarb jedoch genau so schnell wie es gekommen war, seine Stimme war bestimmend und fest, wie immer, wenn er einen Täter stellte. „Sie haben verloren. Das FBI und die Polizei hat bestimmt über die Hälfte ihrer Männer verhaftet. Ran ist in Sicherheit und ich bin frei. Ihre Organisation gibt es nicht mehr… Geben Sie auf, es ist vorbei Bordeaux.“ Die Worte des Oberschülers hatten nicht die Wirkung, die er sich erhofft hatte… ganz wie erwartet. Bordeaux sprach ruhig, wandte den Blick nicht von Shinichi ab, seine Art und Weise hatte noch immer nichts von dieser Sicherheit verloren, auch nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sein Hauptquartier hinter dem jungen Detektiv in Flammen stand. „Ich gebe zu, du, oder besser gesagt Vermouth, denn sie war es ja, die dem FBI meinen Wohnsitz mitteilte, ihr habt meinen schönen Plan zu Nichte gemacht.“ Shinichi schluckte, in der Stimme Bordeaux' schwang plötzlich nie da gewesene Bitterkeit mit. Die Asche seiner ehemaligen Organisation setzte sich in sein schwarzes Haar. Der Oberschüler kniff die Lippen aufeinander, mit konzentriertem Blick beobachtete er den Boss der Organisation… bei diesem Zugeständnis und mit der Asche im Haar wirkte er plötzlich… „Es ist wirklich überaus schade, dass wir unsere kleine Verabredung nicht mehr einhalten konnten. Ich bin mir sicher, wir beide hätten viel Spaß gehabt… ich hoffe, du entschuldigst, aber ich hatte leider nicht das Bedürfnis alle Räume dieses Gebäudes wieder in Stand zu setzen. Außerdem… hat das Erscheinungsbild dieses Raumes schon so manchen Vorteil mit sich gebracht.“ Bordeaux grinste wissend, als er die von Ekel verzerrte Miene des Oberschülers betrachtete. „Ich bin sicher, Whisky hätte einiges für dich zu bieten gehabt, mein... lieber Detektiv. Auch wenn ich glaube, dass du von Sherry doch schon einiges gewohnt bist. Oder täuschen mich meine Informationen, dass du ihr Haus- und Hof-Versuchskaninchen bist?“ Bordeaux' Lächeln spannte sich wie eine hässliche Narbe über seine dünnen Lippen, er genoss wirklich jede Minute dieses Spiels. Shinichi presste die Zähne fest aufeinander. „Sie hat mir geholfen… lassen Sie Shiho aus dem Spiel!“ Seine Worte waren eine Drohung, hatten sich scheinbar gerade so aus seinen Lippen hervor gepresst. Der Boss der Organisation lachte amüsiert, hob mit beschwichtigender Unschuld die Hände. „Schon gut, schon gut! Lassen wir also unsere kleine Wissenschaftlerin vorerst aus dem Spiel, es gibt schließlich auch noch andere Methoden, die für eine gewisse Redseligkeit sorgen, nicht wahr?“ Shinichi schluckte, das Bild des zur Folter erdachten Zimmers kam ihm wieder allzu frisch in den Sinn und drehte ihm den Magen um. „Schmerz. Er kann dein bester Freund und dein schlimmster Albtraum sein. Ob man nun ein Gelenk auskugelt oder gleich mit etlichen Blessuren arbeitet, wird irgendwann egal. Alles wird dann egal…“ Bordeaux ließ die Worte auf seinen Gegner wirken, so sehr sich der Oberschüler auch bemühte, er konnte nicht verbergen, dass ihm die Bilder dieser Erzählung in den Kopf gerieten. Besonders die monotone, gefühlskalte Art Bordeaux' ließ ihn wissen, dass er es vollkommen ernst meinte. „Doch der Schmerz ist nicht das Schlimmste. Die Folter des Körpers bleibt ein Mittel, das den Gegner schwächt… aber wirklich Erfolg hat man nur, wenn man etwas anderes angreift, wenn man das Opfer von innen heraus vernichtet, es tötet, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut fließt.“ Bordeaux' Augen bekamen einen besonderen Glanz, den Shinichi nicht recht einstufen konnte. Allein die Art und Weise, wie dieser Mörder erzählte sorgte dafür, dass sich sein Herz zusammen zog. Shinichi wusste in diesem Augenblick nicht wirklich ob er wissen wollte, was sich der Boss der Organisation für ihn in dieser Kategorie ausgedacht hatte… Mit einem Hauch von Überheblichkeit in der Stimme fuhr Bordeaux fort. „Ich bin mir sicher, dass wir ein nettes Gespräch geführt hätten, mein junger Freund. Glaub mir ich habe bisher nichts unversucht gelassen und ich hätte es auch weiterhin nicht getan. Du hättest gesprochen, Shinichi Kudo, so wahr ich hier stehe… du hättest es getan.“ Stille erfüllte die Szene kurz mit ihrer Anwesenheit. Shinichi spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über die Schläfe rann, doch auch der konnte das überlegene Lächeln des Oberschülers in diesem Moment nicht trügen. „Nein… ganz sicher nicht!“ Das Lächeln des Detektivs verbreiterte sich, als er sah, wie Bordeaux' Miene kurz zuckte, der Wind trieb eine Herde kleiner Funken vor sich her, die düstere Schatten auf das Gesicht des Bosses warfen. „Ich hätte es Ihnen nie gesagt … ich hätte es Ihnen nie sagen können. Ich habe keinerlei Ahnung, wo Shiho ist, die hatte ich nie.“ Auch wenn Bordeaux es unterdrückte, Shinichi konnte genau hören, dass der Mann vor ihm scharf einatmete, er rang förmlich nach Luft. „Ich wusste es nie. Ich habe es so aussehen lassen, um Zeit zu schinden. Ran hat mir erzählt, dass die Polizei auf dem Weg war… es war also nur eine Sache des Timings.“ Endlich hatte er es getan, endlich hatte er es diesem Kerl unter die Nase gerieben. Shinichi atmete erleichtert auf, überhörte das Zittern seiner Stimme ganz absichtlich, endlich war er auch diese Lüge wieder los. Bordeaux' Miene war wie aus Wachs geschnitten, nur langsam brachte das Feuer seine erstarrten Züge wieder zum Schmelzen. Keinerlei Wut lag in seinen Worten, allein Hohn und Anklage waren zu hören. „Tss…Tss…Tss… Du hast das Leben deiner Freundin riskiert, Kudo!“ „Das ist nicht wahr!“ Shinichis Stimme bebte und auf den Lippen des Bosses zeigte sich ein trauriges Lächeln. Wie leicht man diesen Jungen doch wieder in seine Schranken weisen konnte, es war wahrlich ein Jammer, dass er so auf Amor reingefallen war. „Wie dem auch sei… ich gebe zu, ich habe es befürchtet. Aber dein schauspielerisches Talent konntest du ja nun auch schon zwei Jahre lang trainieren, nicht wahr, Conan?“ Er spuckte ihm diesen Namen geradezu entgegen. Die Art und Weise, wie Bordeaux ihn Aussprach, steigerte Shinichis Hass gegen diese Art von Leben nur noch mehr. Er war heil froh, dass das alles endlich vorbei war. Bordeaux holte Luft, als er das überlegene Glühen in den Augen des Jungen erkannte. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? „Schön.“ Der weiße Nebel floh mit einem leisen Zischen aus seiner Kehle. „Du hast mich also hinters Licht geführt, hast mich glauben lassen, du wüsstest, wo unsere kleine Sherry sich versteckt. Gut, der Zug geht an dich, Kudo. Aber du kannst doch nicht wirklich glauben, du hast mich geschlagen, oder?“ Bordeaux' lachte spöttisch auf, als kurz ein kleines Fragezeichen über Shinichis Gesicht huschte. Die Worte des Bosses waren wie Stromschläge für ihn. Shinichis Herz begann zu rasen, er spürte die einzelnen Schläge schon gar nicht mehr. Je mehr Bordeaux sprach, desto mehr wich die Sicherheit aus Shinichis Zügen. „Du glaubst, du hättest mich in der Hand. Du willst mich verunsichern und mir sagen, dass es Zeit ist aufzugeben, du willst ein 'gutes' Ende…“ Bordeaux' Stimme ebbte ab, ertönte erst in einem heiseren Zischen wieder. „Das wird es diesmal nicht geben.“ „Deine kleinen Taschenspielertricks funktionieren bei mir nicht, Shinichi Kudo, … ich weiß über deinen Trumpf Bescheid!“ Die Züge des Oberschülers glätteten sich, eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Bordeaux ihm auf die Schliche kommen würde. Nicht umsonst hatte er die Bilder der Kinder als kleine ‚Überraschung’ auf dem Rechner zurück gelassen. Zwar konnte er die Tatsache, dass er es nicht übers Herz gebracht hat, sie einfach zu löschen, nicht leugnen, aber das war nicht alles. Shinichi wollte, dass Bordeaux sah, dass er ihn in der Hand hatte, er wollte dass er es sah… wenn es schon zu spät war. Dennoch war dieser Stick sein Trumpf, er hatte ihn tatsächlich jetzt ausspielen wollen... Shinichis kurzes Lächeln schien Bordeaux nicht zu gefallen. In den Zügen des Mannes hatte sich ein gefährlicher Spott eingemeißelt, der durch die graue Asche steinern wirkte. „Ich gebe zu, du hast es tatsächlich geschafft, mich zu ruinieren! Es gibt für mich keinen Weg mehr, die Organisation noch aufrecht zu halten…“ Die Trauer, die kurz in seiner Stimme mit zu schwingen schien, verstummte wie eine verhallende Note im glühenden Ascheregen. „Aber seien wir ehrlich, Shinichi … auch Moriarty hatte damals gewusst, dass er geschlagen war, er wusste es ganz genau. Dennoch hat er Holmes verfolgt, er hat ihn nicht ziehen lassen, ist seinerseits nicht einfach geflohen… Also sag mir, mein junger Detektiv … warum hat er Holmes an den Reichenbachfällen gestellt? Warum?“ Ein kalter Schauer rann dem Oberschüler über den Rücken. Seine Lippen jedoch brannten vor Hitze, die Worte Bordeaux' hatten es jedoch fertig gebracht, die fiebrige Röte von seinen Wagen zu verbannen, er war kreidebleich. „Rache.“ Das Wort war kaum mehr als ein Wispern. Shinichi hörte es, hörte die Angst in ihm und schüttelte verbissen den Kopf. So leicht würde er sich nicht einschüchtern lassen! Wieder richtete sich sein Blick auf Bordeaux, er wiederholte seine Antwort, laut, deutlich, ohne jegliches Zittern in seiner Stimme. „Rache.“ Bordeaux nickte langsam. „Ganz recht… und jetzt kommst du? Willst mir deinen Datenklau als großen Trumpf verkaufen, so wie Doyle damals Holmes Fähigkeiten in der Kampfkunst darstellte?“ Seine Augen glühten vor Zorn, der kalte Wind, der beiden um die Ohren wehte, unterstützte das Gift in seinen Worten. „Du sollst doch so ein großer Fan sein? Der Sherlock Holmes des neuen Jahrtausend, war dem nicht so? Also, du großartiger Fan, glaubst du wirklich, dass jemand, der sich mit dem größten Detektivs Englands anlegt hatte, nicht auch um diese Eigenschaft wusste?“ Bordeaux lachte bitter auf. „Verzeihung… aber da hat sich der gute Conan doch einen schlechten Scherz erlaubt! Er wollte seinen Detektiv loswerden… nichts weiter! Dass Holmes den Sturz in die Tiefe auf so wundersame Weise überlebt hat, hat er lediglich seinen ‚Freunden’, den Lesern Doyles zu verdanken.“ Purer Hass war es, der da aus Bordeaux sprach. Das lodernde Feuer, das er hinter Shinichi sah, warf finstere Schatten in seine Züge, ließ jede Falte in der wütenden Anspannung nur noch weiter hervortreten. Ein leises Donnern brachte erneut einen Funkenregen von dem Gebäude zu den beiden, der langsam auf sie nieder prasselte. Die Züge des Oberschülers wurden ernst. Doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Bordeaux weiter sprach. Alles, aber auch alles, was er jetzt tun würde, hätte Folgen, ganz sicher. „Die haben wie kleine Kinder geschluchzt und rumgejammert, weil man ihrem heiß geliebten Detektiv so etwas antat!“ Das verzogene, angewiderte Gesicht Bordeaux' glättete sich langsam, seine aufgebrachte Stimmte, bekam wieder die Ruhe, vor der sich all seine Gegner immer noch am meisten fürchteten. „Eines verspreche ich dir, Shinichi Kudo… diesmal wird den ‚Held’ niemand retten!“ Als Shinichi das metallene Glänzen sah, war es schon zu spät. Das dunkle Auge von Bordeaux' Waffe durchbohrte ihn mit seinem Blick. Das Metall hatte durch das Feuer einen roten, ja fast schon goldenen Schimmer, doch die Färbung änderte nichts an der Tatsache, dass Shinichi sie erkannte. Es war Bordeaux' Pistole, die gleiche Waffe, mit der er auch schon Ran bedroht hatte. Zitternd atmete der Oberschüler aus, eigentlich hatte er mit so etwas fast schon gerechnet. Er hatte gewusst, dass das hier nicht so einfach werden würde. Nur einer von ihnen konnte dieses Spiel gewinnen und keiner würde sich freiwillig breit erklären zu verlieren. Bordeaux hatte sein Lächeln wieder gefunden, zusammen mit der Waffe schien er es aus seinem Jackett hervor gezaubert zu haben, dennoch lag auch ein Funken Trauer in seinen eisblauen Augen. „Ich war schon immer Herr über den Tod… nicht umsonst ist die Farbe dieser Organisation schwarz. Geld und Macht allein sind es nicht… sie können einem nie das Gefühl von Stärke geben, das man empfindet, wenn man ein Leben auslöscht.“ Seine Stimme war heiser, er beschrieb das, was er tat, mit so viel Freude und Spaß, dass seine nächsten Sätze fast schon traurig wirkten. „Dennoch ist es mir nie gelungen, den Tod vollständig zu beherrschen, denn um das zu meistern, ist es von Nöten, auch das Leben unter Kontrolle zu bringen… Du und die kleine Sherry, ihr wart der perfekte Ansatz dafür.“ Neid stand ihm in die Seele geschrieben, seine Worte glühten förmlich davon. „Ihr wisst doch gar nicht, was für ein Glück ihr hattet! Schön, das Alter, in das euch das Gift geworfen hat, war nicht das beste. Aber ich bin mir sicher, mit ein paar Tests hier, ein paar Versuchen da… hätte ich den Schlüssel zum ewigen Leben in der Hand gehalten!“ Shinichi schüttelte es, plötzlich wusste er, warum sich der Chemiker und sein Boss so glänzend verstanden hatten. Sie waren beide abstoßend, widerlich und… krank. Bordeaux’ Lunge bebte noch immer, nur langsam brachte er sie wieder unter seine Gewalt, schüttelte fast schon traurig den Kopf. „Es hätte alles so schön werden können… wenn du Sharon diesen verfluchten Stick nicht gegeben hättest!“ „Sie hat ihn nie bekommen.“ Shinichis Stimme klang fest, die Waffe, welche Bordeaux noch immer auf ihn richtete, konnte ihn nicht erschüttern. Vielleicht brachte er den Boss der schwarzen Organisation so endlich zu Fall. „Vermouth hat ihn nicht.“ Der Glanz aus Bordeaux' Augen war verschwunden, mit einem Mal wirkten sie vollkommen leer, aus seinen Lippen war das Blut gewichten, blau, kalt und zitternd formten sie seine Worte. „Wie bitte?“ Shinichi lächelte überlegen, die Waffe in den Händen seines Gegners ließ er jedoch nicht aus den Augen. „Dieses Spiel haben wir beide bestritten, auch ich habe gewisse Züge unternommen.“ Bordeaux legte die zweite Hand um seine Waffe. Wut stieg in ihm auf, brachte seine Hände zum Zittern. Es war als würde ihm eine innere Stimme befehlen, diesen Kerl vor sich endlich abzuknallen. Aber er konnte nicht… Shinichi Kudo sollte nicht sterben, nicht so. Der Oberschüler schien es zu spüren, nun war es an ihm, die mit Schnee und Asche bedeckte Umgebung mit seiner Stimme zu füllen. „Um ein solches Spiel zu spielen, ist es von Nöten, immer zu überlegen ‚Was wäre, wenn?’. Pläne von A bis Z anlegen, sodass man individuell reagieren kann… war dem nicht so?“ Er konnte sich ein Lächeln einfach nicht verkneifen. Als Vermouth Shinichi die Taktik von Bordeaux erläutert hatte, musste er einfach mit diesem Gedanken spielen. Der Boss der Organisation rührte sich nicht, seine Gesichtszüge schienen wie eingefroren durch den bitterkalten Wind. „Es war riskant, den Stick nicht einfach so bei Vermouth zu lassen. Durch das, was Sharon mir jedoch bereits erzählt hatte, konnte ich relativ sicher gehen, dass Sie um seine Existenz erst wissen würden, wenn es schon zu spät war. Tatsächlich ist ausgerechnet dieser Fall ja nun auch eingetreten. Die Frage war nun, was sie wohl denken würden, wenn sie im Wissen, dass Teile Ihres Hauptquartiers in Flammen stehen, zu sehen bekommen, dass ich ihnen in die Quere gekommen bin. Nach Ihrer Ansprache, dass ich selbst das FBI an den Tatort locken würde und so zu Vermouth führen würde, war es logisch, dass es der einfachste Weg für mich war, ihnen die Daten in die Hände zu spielen. Sie mussten also glauben, ich hätte ihn bei ihr gelassen und der Stick wäre mittlerweile in den Händen des FBI’s.“ Shinichi konnte sich ein triumphales Lächeln nicht verkneifen, als er sah, wie ein Funken Erkenntnis plötzlich über das Gesicht Bordeaux’ huschte. „Fakt ist, dass ich es diesmal war, der Ihnen bei diesem Spiel einen Schritt voraus war. Denn ich habe die Daten nicht einfach bei Vermouth gelassen, das Ganze war zu vorhersehbar. Sie hätten jemand danach suchen lassen können… Mein Glück ist es, dass Sie es nicht getan haben, dass Sie geglaubt haben, es wäre schon zu spät. Denn, wenn man heraus gefunden hätte, dass besagte Beweise nicht bei Sharon sind, hätten Sie mich nur in dieser Folterkammer verrotten lassen müssen… Sie hätten mit den Daten abhauen und die Organisation in Windeseile wieder aufbauen können. Sie haben einen Fehler gemacht… sich schlicht und einfach verrechnet…“ Ein paar kleine Funken zerzausten Shinichi das Haar. „Sie haben sich geirrt.“ „Mit Ihren Rachegelüsten und dem leichtsinnigen Auftrag Whiskys haben erst Sie dafür gesorgt, dass ich die Beweise in Sicherheit bringen konnte. Nicht ich… sondern Sie haben die Organisation zerstört.“ Shinichis Atem zitterte, noch immer donnerte sein Herz gegen seine Brust, die Aufregung in ihm ebbte nur langsam ab. Geschafft. Es war riskant gewesen… das Alles. Den Stick zu behalten, darauf zu bauen, dass man ihn ihm nicht abnehmen würde. Der Einsatz bei diesem Spiel war hoch gewesen. Doch es hatte sich gelohnt. Das starre Gesicht Bordeaux' verfiel langsam zu einem zitternden Lächeln. Es brach zusammen, wie das Hauptgebäude in Shinichis Rücken, welches sich langsam in Rauch auflöste. Er hatte einen Fehler gemacht… Er hätte das alles verhindern können! Bordeaux’ Augen huschten wütend über den jungen Detektiv, dieser Kerl hatte ihn ausgetrickst! Er hatte ihn geschlagen, weil Bordeaux es zugelassen hatte… Ein Fehler. Zum ersten Mal… zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen Fehler gemacht… und der kostete mehr als nur sein Leben. Aber er war nicht allein… Ein genüssliches Grinsen zog sich über Bordeaux’ Wangen. Shinichi Kudos triumphales Lächeln würde ihm gleich im Halse stecken bleiben. Ein heiseres Lachen aus der Kehle dieses Mannes brachte Shinichi zum Frösteln, er sah ihn nun wieder an, die dünnen Lippen zuckten, seine Stimme war bedrohlich wie immer und doch konnte Shinichi erkennen, dass etwas in Bordeaux zerbrochen war. „Ich habe tatsächlich einen Fehler gemacht…“ Traurig schüttelte er den Kopf, seine Stimme jedoch brannte vor Hinterlist und Spott. „…dann sind wir ja schon zu zweit.“ Shinichis Augen wurden groß. Was hatte dieser Kerl gesagt? Bordeaux’ Blick hatte sich plötzlich gewandelt, seine Augen hatten sich zu Schlitzen verzogen und auf seinen dünnen Lippen lag ein grausames Lächeln. Seine sonst so wohl klingende Stimme war plötzlich nichts weiter als ein Zischen, er genoss jedes Wort. „Sag mal Kudo… warum schwitzt du eigentlich so?“ „Was?“ Die bittere Erkenntnis, die kurz über Shinichis Gesicht huschte, verbannte der Oberschüler sofort wieder in die hinterste Ecke. Mit zitternden Fingern fasste er sich an die Stirn. Sie glühte förmlich. Erschrocken nahm er seine Hand zurück, besah sich wie in Trance den feuchten Glanz auf seinen bebenden Fingern, während Bordeaux höhnisch auf ihn einredete. „Hier draußen ist es bitter kalt, und du glühst förmlich.“ „Das- das Feuer, das ist das Feuer.“ Shinichi redete, ohne sich selbst zu hören. Es war das Feuer, er war zu lange drin gewesen. Es musste das Feuer sein. Bordeaux sah den Jungen vor sich mit bekümmerter Verachtung an. Er war nicht gut im Lügen, nicht mal, wenn er sich selbst belog. Auch wenn er versuchte, sich selbst etwas anderes einzureden, so wusste Shinichi Kudo doch, dass er verloren hatte. „Du weißt, was es ist, Kudo… du weißt es ganz genau.“ Shinichi sagte nichts, fasste sich erneut an die Stirn, sie war schon wieder nass. „Nein.“ Keuchend ballte er die Hände zu Fäusten, das durfte einfach nicht sein. Bordeaux' Stimme drang wie durch eine dichte Nebelwand zu ihm, nur langsam schaute Shinichi auf. „Auch du hast dich verrechnet, Shinichi Kudo… ich habe gelogen.“ Das grinsen auf den Lippen des Bosses wurde immer breiter. „Ich bin sicher Whisky ist von deiner hohen Meinung über ihn geschmeichelt, aber ich muss zugeben, so gut ist er dann auch nicht, das er auf die Schnelle ein Gegengift herstellen könnte. Nein… die Droge, die dir deinen Körper wieder gegeben hat, ist die von Sherry selbst, und dass ihr Mittelchen noch ein paar kleine Macken aufweist muss ich dir wohl nicht sagen…“ Shinichis Pupillen rasten hin und her, doch Bordeaux konnte den verzweifelten Blick seines Gegners nur belächeln. „Du hast mich tatsächlich geschlagen, Kudo, du hast gewonnen und wirst doch alles, alles verlieren.“ Wütend presste der Oberschüler die Lippen aufeinander, der Hohn in Bordeaux' Stimme brannte sich in seine Seele ein. „Du hast jegliche Mittel, um dich zu retten, ausgelöscht. Indem du mich vernichtet hast, hast du auch dein eigenes Leben für immer zerstört. Ich habe die Daten nicht auf den Laptop übertragen, alles was dich noch hätte retten können, steht in deinem Rücken in Flammen. Aber den Gnadenstoß, mein lieber Mr. Holmes, hast du dir selbst gegeben. Du hast mir leichtfertig geglaubt, du wolltest mir glauben… vielleicht hat dich dein schlechtes Gewissen dazu getrieben? Schließlich hattest du die Wahl… Nicht wahr? Du hattest dein Leben in der Hand, Shinichi Kudo, aber du hast dich für die Gerechtigkeit entschieden… nicht für sie.“ Gequält atmete Shinichi ein, er bekam kaum Luft, die Worte Bordeaux' prasselten wie Schläge auf ihn nieder. Bordeaux' Stimme wurde wieder ruhiger, er sprach ohne Hast, aber auch ohne Angst, die seine Stimme zum Zittern bringen könnte. „Ich werde nicht auf ein Urteil warten, Mr. Holmes, ich werde mich nicht einsperren lassen, sodass mir nur noch die Entscheidung bleibt, ob Strick, Spritze oder Stuhl!“ Er lachte verächtlich auf. „Nein… nichts da, ich lasse mir diese Macht nicht nehmen.“ „Was?“ Erschrocken sah Shinichi, wie die Waffe in Bordeaux' Hand zitterte, sein Finger lag gefährlich nah am Abzug. „Du hast mich geschlagen, Shinichi Kudo. Du hast mich zerstört, aber ich werde nicht gehen, ohne dich mit mir in den Abgrund zu ziehen. Wir werden gemeinsam untergehen.“ Das Lächeln, welches sich nun auf den Lippen Bordeaux' kräuselte, ließ Shinichi zusammenzucken. Der Regen aus den glühenden Überresten, der auf die beiden nieder fiel, brachte Bordeaux' Augen zum Glänzen… ein letztes Mal. „Viel Spaß in der Hölle… Shinichi Kudo.“ „Nein!“ Shinichi hatte Bordeaux’ Bewegung gesehen. Er wollte es verhindern, doch als der Schuss fiel, durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz und brachte ihn zu Fall. Er kam zu spät… Während die Flammen das Hauptquartier immer weiter auffraßen, färbte sich der Schnee vor der brennenden Kulisse langsam dunkel. Für einen kurzen Moment war ein schwaches Röcheln zu hören, doch dieser letzte Funken Leben wurde von dem kalten Wind davon getragen. Shinichi wagte es nicht, aufzusehen, sein Atem ging stoßweise, in unregelmäßigen Zügen. Er musste nicht hin sehen… um zu wissen, dass es vorbei war. Bordeaux war tot. Der Geruch des Blutes stieg dem Oberschüler in die Nase, vergrößerte seine Übelkeit. Der Schnee zog das rote Lebenselixier gierig in sich auf. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich ein dunkelroter Teppich um Bordeaux ausgebreitet, bettete ihn scheinbar zur ewigen Ruhe. Shinichi kniete noch immer, er hatte nicht die Kraft, nicht den Willen aufzustehen. Zitternd krallte er die Finger in den Schnee, die Kälte des Eises drang schon lange nicht mehr zu ihm durch. Er hätte es verhindern müssen. Er hatte gesehen, wie Bordeaux die Waffe an die Schläfe legte… und ganz im Gegensatz zu ihm…hatte er geschossen. Der Boss der Organisation war Herr über den Tod geblieben, über seinen eigenen. Seine Augen waren leer, schienen nun wirklich nur noch aus Eis zu bestehen, das kein Leben mehr in sich trug. Allein auf seinen Lippen lag noch immer das grausame Lächeln. Er war mit der Gewissheit gestorben, dass auch Shinichis Leben ein Ende haben würde. „Nein!“ Keuchend presste er die Augen zusammen. Er wartete nur darauf, dass der Schmerz, der eben seinen Körper durchzuckt hatte, wieder kehrte. Bordeaux hatte Recht… Shinichi hatte ihn besiegt… und doch war er gerade dabei, das Spiel zu verlieren. Er würde wieder zu Conan werden. Und diesmal gab es nichts und niemanden, der ihn retten konnte. Alle Informationen hatte Bordeaux im Gebäude zurück gelassen… und er selbst hatte seinen Ausweg in den Händen gehalten. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. „Verdammt!“ Er schrie auf, zitterte am ganzen Leib, als der Schmerz ihn ein weiteres Mal durchzuckte. Diesmal jedoch blieb seine Stimme nicht ungehört. Er hörte Schritte, sah mit Schmerz verzerrtem Gesicht auf, doch sein Blick war von Hitze und Qual verschleiert, er sah nicht, wer da auf ihn zu gerannt kam. „Shinichi!“ Yusaku beschleunigte seine Schritte, als er ihn am Boden sah. Er betete, flehte und hoffte, dass es seinem Jungen gut ging! Viel zu lange hatte er gebraucht, um diesen Ort hier zu finden, panisch war er durch das Gebäude geeilt, bis dieser Schuss ihn zu einer offenen Tür führte. Als er endlich aus dem brennenden Gebäude kam, sah er ihn fallen. In diesem Moment hatte Yusaku Kudo geglaubt, sein Herz würde für immer stehen bleiben. Erst als er sah, dass sich sein Sohn bewegte, war er aus seiner Starre aufgewacht. Jetzt ließ er sich neben ihn in den Schnee sinken, legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte das Zittern Shinichis zu stoppen. „Shinichi? Was ist mit dir? Bist du verletzt? Hörst du mich, Shinichi?“ Ungewohnte Panik schwang in der Stimme des Autoren mit. Er versuchte den Blick seines Sohnes zu fangen, doch das, was er sah, ließ ihn glauben, dass Shinichi schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilte. Seine Augen waren leer. Wie in Trance starrte Shinichi ins Nichts. „Shinichi, verdammt komm zu dir!“ Yusaku hatte ihn an den Schultern gepackt, schaute ihn energisch an. „Mhm?“ Der Angesprochene blinzelte erschrocken, erst jetzt erkannte er, wer da vor ihm kniete. „Vater?“ Yusaku nickte erleichtert, doch die Besorgnis kehrte schnell in seinen Blick zurück. Shinichi war blass, bis auf ein paar Blessuren, schien ihm aber nichts zu fehlen. Warum sah er dann jedoch so schlecht aus? „I- Ich konnte es nicht verhindern. Ich hab ihn gestellt aber – er, er hat einfach abgedrückt.“ Yusaku schluckte, sein Blick wurde ernst, kurz schweiften seine Augen hinüber zu der Leiche, die langsam von der Asche bedeckt wurde, er konnte nur erahnen, wer dort im Schnee lag. „Schon gut Shinichi… schon gut. Das FBI ist da, die Organisation gibt es nicht mehr. Deinetwegen.“ „Nein… nein, ich habe versagt.“ Noch ehe Yusaku sich über die Worte seines Sohnes wundern konnte, durchzuckte Shinichi ein heftiger Schmerz. Keuchend krallte er die Hand an seine Brust. In seinen Augen stand Verzweiflung geschrieben. „Um Himmels Willen, Shinichi, was ist mit dir?“ Doch der antwortete nicht, schnappte nur keuchend nach Luft, der Schmerz wollte und wollte nicht abebben. Er hatte keine Kraft mehr sich dagegen zu wehren, er sackte langsam zusammen, spürte, wie sein Kopf den Schnee berührte. Die Kälte verschaffte ihm kurz wieder einen klaren Gedanken. Er sah das besorgte Gesicht seines Vaters über ihn gebeugt. In Yusakus Augen stand Panik geschrieben. Er sollte ihn nicht sehen, er sollte nicht hier sein… nicht jetzt. „Geh… Bitte!“ Doch Yusakus Miene wurde nur noch ernster. „Ich werde jetzt nicht gehen, Shinichi.“ Unverständlich, ja fast schon wütend schüttelte er den Kopf. „Was ist los mit dir? Bist du verletzt, hat man dir-“ Seine Stimme erstarb, als er die Antwort in den Augen seines Sohnes las. Shinichi wusste, was ihm bevor stand und was es für ihn bedeutete, die Qual stand deutlich in seinem Blick geschrieben. Sie würden ihn verlieren… Yusaku spürte, wie sich sein Magen umdrehte, als er seinen Sohn so sah. Wieso hatte das Ganze nicht endlich ein Ende für ihn? „Bitte… geh doch.“ „Nein!“ „Mhm?“ Langsam öffnete Shinichi die Augen, sah seinen Vater überrascht an. Der achtete gar nicht auf seinen Sohn, streifte sich die Jacke von den Schultern und bettete vorsichtig Shinichis Kopf darauf. „Aber was-?“ Yusaku setzte sich neben ihm im Schnee und ergriff die Hand seines Sohnes. Shinichi schaute ihn verwundert an. Was sollte das? „Egal was du sagst, Shinichi, ich werde hier jetzt nicht weggehen. Deine Mutter und ich haben dich schon viel zu oft allein gelassen. Im Grunde… im Grunde ist das hier alles meine Schuld. Wenn du willst, sehe ich weg. Aber ich werde nicht gehen.“ Ungläubig schaute Shinichi zu seinem Vater auf, der jedoch sah nur stur in den Schnee, sodass er seinen Sohn nicht sehen konnte. Was tat er ihm da an? Was tat er ihnen allen an? Wie konnte er nach Hause kommen… als… Er schloss die Augen, atmete zitternd ein. Wie konnte er wieder zu ihr kommen? So. Erneut durchzuckte der Schmerz ihn. Die Hitze wurde immer unerträglicher, seine Haut, seine Knochen, alles brannte wie Feuer. Yusaku hörte, wie er stöhnte. Zwang sich weg zu sehen, nicht in Panik auszubrechen, einfach nur… für ihn da zu sein. Shinichi verlor hier gerade mehr als nur sein Alter. Er verlor sein Leben, sich selbst… und Ran. Das alles wurde ihm gerade aus der Seele gerissen. „Ich hab es ihr gesagt!“ Yusaku zuckte zusammen, als er Shinichis von Schmerz verzerrte Stimme hörte. „Sie- Ran weiß es. Wie kann ich ihr das jetzt noch antun? Das geht nicht… nicht so. Ich kann es nicht!“ Er wollte es nicht, doch Shinichi konnte nicht verhindern, dass sich seine Finger in die Hand seines Vaters bohrten. Der Schmerz war zu groß. Yusaku zuckte kurz zusammen, presste die Lippen fest aufeinander, zwang sich aber weiterhin weg zu sehen. Shinichis Martyrium an seiner Seite war für ihn kaum zu fassen. Er hatte es ihr endlich gesagt. Shinichi hatte ihr ihre Liebe gestanden, nach all dem, was die beiden durchmachen mussten, waren sie endlich zusammen gewesen. Und jetzt wurde er erneut aus seinem und aus ihrem Leben gerissen. Yusaku schluckte, bohrte die Finger seiner anderen Hand in den kühlen Schnee. „Shinichi…“ Seine Stimme war ernst. „Ich bin mir sicher, es wird einen Weg geben-“ „Nein!“ Er war laut geworden, der Schrei seines Sohnes hatte ihn überrascht, erschrocken sah Yusaku nun doch zu ihm… und erschrak. In Shinichis Gesicht stand pure Hoffnungslosigkeit in großen Lettern geschrieben, vermischte sich mit seinem Schmerz. Hoffnungslosigkeit und… Wut. Als Shinichi seinen Blick streifte sah der Autor ertappt zur Seite. „Nein, den gib es nicht. Ich selbst habe dafür gesorgt, dass es ihn nicht gibt.“ Shinichi atmete gequält ein. Warum? Warum hatte er sich auch so entschieden?! „Ich hatte die Daten über das Gift in der Hand… ich hatte sie in der Hand!“ Seine Worte waren ein einziger Fluch. „Ich hätte sie mitnehmen sollen, Herrgott! Statt- Stattdessen habe ich mich für Beweise entschieden… Beweise gegen die Organisation!“ Verdammt, ich habe Ran dafür hergegeben…“ Seine Stimme flaute ab. „Für ein paar lächerliche Beweise.“ Er biss sich auf die Lippen, schmeckte Blut, doch der Schmerz wollte und wollte nicht enden… vor allem der in seinem Inneren quälte ihn. „Ich habe sie verraten… Eigentlich-“ Er stockte, der Schmerz raubte ihm den Atem. „Eigentlich hab ich sie mehr nicht verdient. A-Aber ich will… ich will sie nicht verlieren!“ Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Yusaku antwortete nicht, drückte die Hand seines Sohnes ein wenig fester, als er spürte, wie sie ihm langsam entglitt. Das war nicht fair. Es war einfach nicht fair… Er wusste, dass nichts, was er sagte, nichts was er tat, irgendwas an dem änderte, was Shinichi gerade durchmachte. Immer enger schloss sich seine Hand um die seines Sohnes. Er spürte, wie seine Finger ihm abhanden kamen, sie immer kleiner wurden. Sie verloren ihn… gerade in diesem Moment verloren sie Shinichi wirklich… Shinichis Herz zog sich zusammen, die glühenden Funken über seinem Kopf verschwammen langsam und verschwanden in der Dunkelheit. Er hatte versagt. Er hatte sie verloren, eigenhändig aus seinem Leben gelöscht. Für immer. „Du hattest Recht… ich, ich konnte diesen Fall nicht lösen.“ Das schwache Wispern Shinichis brach Yusaku das Herz. Endlich wurde sein Atem wieder gleichmäßiger, die Dunkelheit hatte ihn erlöst… doch der Autor wusste, dass das erst der Anfang war. Yusakus Seufzen zitterte, langsam ließ er Conans Hand los. Betrachtete traurig das leichenblasse Gesicht seines Sohnes. „Nein Shinichi… ich hab mich geirrt. Ganz gewaltig geirrt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)