Black Lies von Shelling__Ford (Teil 4) ================================================================================ Kapitel 8: Entscheidung im Schneefall ------------------------------------- Hallo ^.^ Ich wünsche euch allen einen wunderschönen ersten Mai ^-^ Ich entschuldige mich noch einmal in aller Form dafür das ich euch habe warten lassen *schäm* Viiiiiieeeelen dank für eure Geduld! Ich hoffe das ich die Kapitel ab jetzt wieder Wöchentlich und ohne größere Unterbrechung laden kann ^.^, In diesem Sinne, viel Spaß mit Eis und Schnee ;D Liebe grüße eure Shelling Ford Entscheidung im Schneefall Der Wind fegte boshaft um die Häuser, hetzte die Schneeflocken vor sich her und tauchte ganz Tokio in einen lautlos weißen Nebel. Kazuha seufzte schwer, immer wieder huschte ihr Blick zum Wohnzimmerfenster, in dem sich für sie jedoch nur erneut Enttäuschung zeigte. Weder Ran noch Conan waren auf der Straße zu erkennen. Unruhig rutschte sie auf der Sofakante nach vorn, ihre Augen suchten abermals das Gesicht ihres Freundes auf, der aber schien sie nicht wahrzunehmen. Heiji saß nur da schaute scheinbar stumm ins Leere, das einzige was seine regungslosen Züge in Bewegung zu bringen schien, war der flackernde Schein des Kaminfeuers, das unergründliche Schatten auf sein Gesicht warf. Seine Augen waren auf den Kriminalautor gerichtet, der ihm gegenüber in dem Sessel saß, in dem noch wenige Minuten zuvor sein Sohn platz genommen hatte. Yusaku schien mit seinen Blicken kleine Löcher in die Tischblatte vor sich zu bohren. Ab und an bewegte sich sein Bart zu einer undeutlich murmelnden Bewegung. Anders als die beiden Frauen sah er nicht zum Fenster, sondern grübelte mit verschränkten Armen unergründlich vor sich hin. Heiji schluckte hart, versuchte erneut, Kazuhas Blicke neben sich auszublenden. Er konnte sie nicht ansehen, konnte ihre Fragen nicht beantworten, ohne sich in einer Lüge zu verstricken, denn auch ihn quälte das unaufhörliche Ticken der kleinen Wohnzimmeruhr. Wachend hing sie über dem Kamin, ihr eigentlich leiser Klang war mittlerweile zu einem unaufhörlichen Dröhnen herangewachsen, das ihm fast den letzten Nerv raubte. Mit einem kleinen Zischen sog er Luft zwischen seinen Zähnen ein, sein Blick wanderte an sein Handgelenk. Doch auch sein Zifferblatt war ihm nicht besser gesonnen. Ran und Shinichi waren nun schon seit einer geschlagenen Stunde nicht mehr da. Ein kleines Schluchzen riss ihn aus seinen Gedanken, sein besorgter Blick wanderte zu Yukiko, deren Schultern sich jetzt, trotz aller Anstrengung es zu vermeiden, unregelmäßig auf und ab bewegten. Auch Yusaku hatte das aus seiner Trance aufgeweckt, in dem traurigen, mitfühlenden Blick, den er seiner Frau zu warf, flackerte jedoch unübersehbare Wut. Ohne sich ihr noch einmal zu zu wenden stand er auf, fixierte nun ebenfalls das verschneite Fenster. „Ich werde sie suchen gehen.“, hörten sie ihn mit fester Stimme sagen. Heiji schluckte, in seine Stirn gruben sich tiefe Falten ein. Ihm gefiel das ganze gar nicht! Das, was der Schriftsteller hier machte, war falsch. Berühmtheit hin oder her, dem Jungen aus Osaka missfiel das Verhalten Yusakus schon lange, und Heiji Hattori war bei weitem niemand, der mit seinen Gedanken hinter dem Berg hielt, egal wer vor ihm stand. Er hatte seine Klappe nun schon lang genug gehalten! „Ich glaub das is keine gute Idee!“, begann er noch vorsichtig. Yusakus Blick wandte sich ihm zu, schaute ihn von oben herab an, wartete, sagte jedoch nichts. Heiji lief es kalt den Rücken runter, er zögerte jedoch nur kurz, ehe er ebenfalls aufstand, um mit dem Schriftsteller auf Augenhöhe zu sein. „Ich schätze mal, Kudo wird nich grad begeistert sein, wenn Sie auftauchen, um ihn zurück zu holen.“ Heiji spürte das unangenehme Kratzen in seinem Hals, sprach jedoch ruhig weiter. „Er muss das ganze ja jetzt erst mal verdauen. Ich mein… eine Wahl haben Sie ihm ja nicht wirklich gelassen. Und ich glaub, es macht die Sache nich besser, wenn Sie ihn jetzt zurück holen… ihn nach Hause bringen wie ein…“ „Kleines Kind?!“ Yusaku Augen hatten Heiji fest im Griff, duldeten keinen Widerspruch, schließlich hatte er die Wahrheit auf seiner Seite! Er erkannte genau das Heizo Hattoris Sohn dieses von ihm in den Raum gestellte Argument nicht anerkannte, Tatsache war jedoch das Yusaku seine Entscheidung schon lange getroffen hatte, für ihn war dieses Gespräch unnötig. Beendet. „Tut mir Leid, aber das geht dich nichts an.“ Für einen kurzen Moment stand der Mund des jungen Detektiv offen, er zögerte dann jedoch nicht länger, sein Temperament noch weiter zurück zu halten. „Und wie mich das was angeht!“, platzte es nun aus ihm heraus. „Wissen’Se überhaupt was Sie eben getan haben? Für Kudo gibt’s kein Aufgeben! Für ihn gibt’s nur gewinnen oder verlieren… und wenn Sie ihn jetzt dazu zwingen, das Handtuch zu werfen, hat er automatisch verloren! Er hat keine Wahl!“ Der Schriftsteller überhörte die Anklage in der Stimme des Jungen ganz absichtlich, er wollte sich nicht schon wieder mit einem solchen Sturkopf anlegen, egal wie alt… irgendwo waren Heiji sowie auch Shinichi eben noch Kinder. Kleine Jungs, die nicht wussten, wie stark ihr Gegner wirklich war! Er hatte keinen Lust mehr zu diskutieren, war es Leid und versuchte den Osakaer nun mit ruhiger Stimme abzuwimmeln. „Ich rechne es dir hoch an, und Shinichi kann sich wirklich glücklich schätzen einen solchen Freund zu haben, aber das ist nicht deine und nicht seine Entscheidung… sondern meine!“ Yukikos Tränen stoppten kurz, leise schniefend blickte sie zu ihrem Mann hinauf. Etwas störte sie in seinem Blick, etwas, das nicht mit der Stärke seiner Stimme übereinstimmte. Er sah Heiji zwar fest in die Augen, aber für sie blieb dieses kleine Funkeln kein Geheimnis… ihr Mann hatte Angst. Angst vor der Entscheidung, die er gefällt hatte und deren Konsequenzen für seinen Sohn. Yukiko schluckte, sah, wie sich ihr Mann kurz die bleichen Lippen benetzte, ehe er sich erneut an den Oberschüler wand. „Ich kenne Shinichi! Ich bin sein Vater! Und glaube sehr wohl zu wissen, was gut für ihn ist!“ Ein kurzes Zischen verließ Heijis Lippen. Müde schüttelte er den Kopf. Auch in der Familie Kudo fiel der Apfel anscheinend nicht weit vom Stamm. “Sorry… aber hier irren Se sich!“ Er wollte dagegen halten, dem Vater zu verstehen geben, dass es so nicht ging, doch der steckte den Schlag ein ohne mit der Wimper zu zucken, sah den jungen Mann noch immer fest an, ehe er ruhig und in verwunderlich emotionsloser Tonlage erneut zu sprechen begann. „Das ist meine Entscheidung. Und du hast… mit Verlaub, keine Ahnung!“ Zwei ungläubig dreinblickende Augen sahen Yusaku entsetzt an. Keine Ahnung? Er und keine Ahnung?! Ein kleines Lachen Heijis drang nach außen, ließ seiner Freundin, die immer noch zu ihm hinauf sah, eine Gänsehaut über die Arme huschen. „Sie ham ja recht… Sie sind sein Vater, Sie kennen Shinichi!“ Sein Lächeln verschwand, ehe er weiter sprach. „Und genau da liegt der Unterschied… denn ich kenne Conan!“ Heiji unterdrückte es, tief Luft zu holen, sein Herz hämmerte gegen seine Brust, dennoch, das musste gesagt werden! Er schluckte wartete nun geduldig auf die Reaktion Yusakus, der ihn betroffen anstarrte. Lange hielt dieser Zustand jedoch nicht, schnell erkannte der Oberschüler die aufglimmende Sturheit des Sohnes in den Augen des Vater wieder, der ihm nun getroffen und leicht patzig entgegnete. „Schön… dann solltest du doch eigentlich wissen, dass er wahnsinnig ist zu glauben, diese Organisation stoppen zu können! Du solltest wissen, dass er schon genug durchgemacht hat!“ „Ja, eben deshalb ja! Sie können ihn nach all dem, was passiert is, nicht einfach dazu zwingen, den Kampf jetzt aufzugeben!“ Heijis Stimme hallte gefährlich durch den Raum. „Wenn er jetzt aufgibt, hat er alles verloren! Alles!“ „Aber er lebt!“ Seine Stimme bebte über das Parkett, in Yusakus Augen flimmerte es, seine Lunge hob und senkte sich bedrohlich. „Willst du etwa dafür verantwortlich sein, wenn ihm etwas passiert? Wenn Shinichi etwas zustößt!?“ Er schluckte, fuhr mit gedämpfter Stimme fort. „Ich will das nicht…!“ Müde rieb sich der Schriftsteller über die Augen. Es war besser so… Sein Sohn würde es schon wieder in den Griff bekommen, er würde sich schon wieder fangen… Irgendwie. „Shinichi wird mit uns kommen!“ Punkt. Aus. Ende. Betroffen schaute Heiji den Schriftsteller an. Er konnte nicht kontern… es war einer der wenigen Momente, in denen der Oberschüler schlichtweg sprachlos war… Denn wie sollte er richten? Wie sollte er sagen, wann Leben,Leben war… wenn es um den Tod ging? Heijis Muskeln verkrampften sich in einem heißen Schauer, er schluckte, jetzt erst ging ihm ein Licht auf. Lange begegneten sich die Blicke der beiden Männer, Heiji schaute den Schriftsteller genau an… Sein Blick wirkte müde, fast schon traurig. Blass erschienen die glanzlosen Augen Yusakus, die ihn wartend ansahen. Heiji schluckte, schaute verlegen zur Seite… Er hätte diese Entscheidung nicht treffen wollen! Erst ein zaghaftes Klingeln an der Haustür durchbrach die lange Stille im Hause Kudo. Für einen kurzen Moment wechselten Angst und Hoffnung den Platz, alles schaute nun zum Flur, in den sich die Schauspielerin stürzte. Banges Hoffen lag in der Luft, dass auch die Diskussion der beiden Männer in Vergessenheit geraten ließ. Lautstark atmend erreichte Yukiko die Tür, zögerte nur kurz, ehe sie die Tür mit einem starken Ruck schnell öffnete. Sie blinzelte verwirrt, als sie nichts weiter sah, als den schnellen Tanz der weißen Flocken. Sie fröstelte, spürte wie der kalte Wind ihre nass geweinten Wangen angriff und schaute sich suchend um, der Wind hätte doch unmöglich an ihrer Tür klingeln können?! Dann endlich sah sie die großen Augen, die zu ihr aufblickten. Sie musste einen tiefen Seufzer unterdrücken, denn es war mehr als nur ein Augenpaar, das sie wartend von unten ansah. Sie schluckte, versuchte ein Lächeln und wies den drei Grundschülern den Weg hinein. Es kostete sie all ihr Talent nicht in Tränen auszubrechen, als sie die Tür hinter ihnen schloss. Yukiko zitterte am ganzen Leib, ließ sich stöhnend gegen das kühle Holz sinken und beobachtete die Kinder, die sich nun fröhlich brabbelnd ihren Weg ins Wohnzimmer suchten. Die kleinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, als ihre Lockenmähne ihn streichelte während sie den Kopf ins Genick legte. Stumm starrte sie an die Decke, ließ sich nicht von dem hellen Licht der Lampe beirren, sondern blickte stur nach oben. Eigentlich hatte sie keinen direkten Grund sich Sorgen zu machen… Aber zu der Tatsache, dass die kleine Ai und Hiroshi wie vom Erdboden verschwunden waren, kam das bittere Gefühl hinzu, das sie langsam von innen zernagte. Wahrscheinlich hatten sie ihm doch unrecht getan… Eine einsame Träne verließ die rot geweinten Augenwinkel der Schauspielerin. Aber nicht einmal der still säuselnde Wind vermochte das flaue Gefühl in ihrem Magen zu tilgen, auch er konnte ihr keine Antwort geben… konnte ihr nicht sagen, wo ihr Sohn und seine Freundin sich derzeit aufhielten. „Na endlich!“ Mit einem Blick voller Genugtuung betrachtete Gin den kleinen Jungen vor sich, konnte sich ein stilles Grinsen nicht verkneifen. Shinichi begegnete seinem kühlen Blick mit einer unergründlichen stärke. Immer mehr der kleinen, goldenen Schneeflocken ließen sich auf den Schultern des Kindes nieder, doch ihr warmer Schein war nichts weiter als Schall und Rauch, schwer und kalt lasteten sie auf ihm. Das Rauschen seines Blutes störte seine Konzentration, fieberhaft arbeitete sein Verstand an einer Lösung, einem Ausweg. Er fröstelte, fluchte lautlos, als er immer wieder in einer Sackgasse landete. Sein Herz pochte ihm bis in den Hals, er hatte das Gefühl, gerade einen Marathon zu laufen und trat doch immer nur auf der Stelle, kam nicht vom Fleck, sondern musste auf den nächsten Schritt seines Gegners warten. Und dieser stellte sich als sehr überraschend heraus. Ran, die dem ganzen Schauspiel mit stummem Entsetzen zugeschaut hatte, spürte nun, wie der Druck auf ihrer Schulter verschwand… Verwirrt blickte sie sich um, erkannte, dass Gin sie los gelassen hatte. Der Schnee unter seinen Füßen knirschte schwer unter Gins zermaterndem Schritt, mit dem er sich langsam um Ran herum bewegte, die Pistole noch immer herrisch an ihren Hals gepresst, sah er sie nun an. Ein Blick der Ran das Blut in den Adern gefrieren ließ, sofort kamen die schmerzhaften Erinnerungen an das Tropical Land zurück. Als sie in diese Augen sah wurde ihr einmal mehr bewusst, wie viel Glück ihr Freund damals gehabt hatte… in diesem Blick wohnte der Tod persönlich! Ran spürte, wie sie immer stärker zitterte, bemühte sich einen kleinen Schluchzer zu unterdrücken, und ruhig zu bleiben. Sie spürte eine schauernde Kälte, als sie daran dachte, dass sie durch ihr Zittern auch den Finger des Mörders in Bewegung brachte, der noch immer todbringend auf dem Abzug der Waffe lauerte. Shinichi beobachtete das Geschehen vor ihm entsetzt, wehrte sich nicht als Wodkas Pranke seinen Oberarm erneut umfasste. Das Klicken der Sicherung des Revolvers in seinem Rücken nahm er hin. Seine Aufmerksamkeit galt ganz allein ihr… Ran. Ihr Herz setzte aus, als sich Gin zu ihrem Ohr vorbeugte, sein Hut strich ihr dabei unsanft durch die Haare. Ein dicker Klos in ihrem Hals verhinderte ein geekeltes aufstöhnen als sein Atem sich durch die kalte und feuchte Luft als lauwarmer Niederschlag auf ihrem Ohr ansammelte. Sie konnte sein kaltes Lächeln noch aus den Augenwinkeln heraus erkennen. „Wir sehen uns wieder.“ Damit ließ er sie los, machte zwei Schritte zurück und sah mit kaltem Blick in ihr verwundertes Gesicht. Ran schnappte nach Luft, es sah aus, als wollte sie die herab fallenden Schneeflocken hypnotisieren während sie blicklos geradeaus starrte. „Was?“, wisperte sie kaum hörbar. Endlich hörte sie seine Stimme, hörte ihn rufen, ihren Namen der in dem weißen Nebel dumpf erklang. „Ran!“ Zwei große Augen sahen sie von unten herauf ängstlich an. „Shinichi…“ Sie wollte einen Schritt auf ihn zu machen wurde jedoch von einer bellenden Stimme unterbrochen. „Keinen Schritt weiter!“ Gin schaute sie erst an, hatte noch immer die Waffe auf sie gerichtet. „Deal ist Deal, meine Liebe! Und jetzt sieh zu, dass du verschwindest!“ Rans Herz stolperte, ohne es zu merken, schüttelte sie den Kopf, erst langsam, dann jedoch immer deutlicher. Ihre perlenen Tränen fielen in alle Himmelsrichtungen zu Boden. „Nein!“, wisperte sie kaum hörbar. Doch Gins Blick war unnachgiebig, kaltblütig sah er sie an. „Du wirst jetzt gehen…“ Den Worten folgte eine schnelle Bewegung seiner Hand, die Ran die Gänsehaut auf den Rücken trieb. Reflexartig wirbelte auch Shinichis Blick zu Gin, er schluckte kurz, bemerkte wie sich eine Gänsehaut über seinen Arm schlich, als er in den schwarzen Lauf seiner Waffe sah, die zum Schuss bereit auf ihm ruhte. „Jetzt!“ Ihre Augen wurden erneut feucht, zitternd schaute sie auf den schmalen Abstand zwischen Shinichi und der Waffe, den schmalen Grat, der das Leben noch vom dem Tod trennte. „Nein…Nein!“ Wie in Trance wiegte sie den Kopf hin und her… das hier durfte nicht passieren. „Ran!“ Sein Ton war schneidend, unverkennbar hörte man nun den Oberschüler sprechen. „Ran… Du wirst jetzt gehen…“ Sein Blick war stark und unnachgiebig, er duldete keinen Widerspruch! Sie musste hier weg… fliehen. Shinichi schluckte… natürlich hatte die ganze Sache einen Haken, irgendwas war hier faul… aber wenigstens für den Moment würde sie in Sicherheit sein. Wenigstens für den Moment… „Genau Kleines! Hör lieber auf deinen Freund!“, murrte Wodka im Hintergrund, wurde von Gin jedoch mit einem Blick zur Ruhe gerufen. Der hagere Blonde beobachtete das Geschehen mit akribischer Genauigkeit. Bis jetzt lief alles wie geplant… ein kühles Lächeln erschien auf seinen Lippen… „Aber Shinichi!“ Sie unterbrach ihn, wollte ihn einfach nicht allein lassen… allein die Vorstellung, das Wissen, wozu diese Männer fähig waren, wenn sie ihn jetzt mit nahmen, klebte ihre Füße am Boden fest. Der kleine Junge seufzte schwer, fühlte, wie sich die Waffe des Dicken beim Einatmen in seinen Rücken bohrte. Bemüht um die Ruhe in seiner Stimme begann Shinichi von neuem. „Ran du wirst jetzt gehen…“ Er stockte, fühlte wie sich in seinem Inneren etwas verkrampfte, sprach jedoch weiter. „Du wirst jetzt nach Hause gehen, Ran.“ Seine Stimme wurde sanfter, behutsam redete er auf sie ein. „Bitte!“ Ihr Blick klammerte sich an ihm fest, sie sah, wie er zitterte, wie er unter dem kalten Schneetreiben trotz aller Bemühungen immer mehr bebte. Seine Augen jedoch blieben von diesem Zittern unberührt, auch ohne schützende Brille hielten sie den Eiskristallen stand. Noch immer sah Shinichi sie fest an, versuchte ein blasses Lächeln, mit der er ihren Tränen entgegen wirken wollte, nickte ihr ermunternd zu. Unsichtbar für Gin und Wodka verformte er die Lippen. Er nickte ihr bestimmt zu, nachdem er diese lautlose Botschaft gesprochen hatte. Sein mutiges Lächeln brach den Damm ihrer Tränen, erneut wurden ihre Wangen von dem lauwarmen Nass überschwemmt. Was, wenn sie ihn nie wieder sehen würde… was, wenn er… wenn es kein Wiedersehen gab? Abwehrend schüttelte sie den Kopf, schlug sich die Hand vor den Mund, um einen stummen Schrei zu unterdrücken… Wieder fixierte sie ihn, sah seinen drängenden Blick, machte zwei Schritte zurück und spürte bei jeder Bewegung von ihm weg einen Stich in ihrem Herzen. Ein letztes mal glitten ihre Augen zu den seinen… dann rannte sie los. Die Augen fest zusammengekniffen lief Ran weg, stolperte vorwärts, zwang sich nicht steht zu bleiben, sondern lief, ohne sich noch einmal umzudrehen den Parkweg entlang, sie konnte ihn nicht mehr ansehen… Stumm strömten ihr die Tränen über die Wange, ihre Schritte überschlugen sich, während sie über die verschlungenen Wege rannte, ihre Füße liefen wie von selbst, der anfänglichen Überredung war nun pure Angst gewichen. Panik! Ihr Herz wollte bleiben, sie aber musste gehen, musste Hilfe holen, ihn retten, aber mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, spürte sie, wie es ihr Herz immer weiter zerriss. Es war bei ihm… Ein müdes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Er verfolgte, wie Ran davon lief, war erleichtert, als sie endlich außer Schussweite kam. Als sie jedoch gänzlich außer Sichtweite war, begann er erneut zu zittern, spürte den kalten Wind an seinen Ohren und Haaren nur noch deutlicher, der ihm bitterböse ins Gesicht zu schlagen schien. Ein Klos bildete sich in Shinichis Hals, nur schwer gelang es ihm, ihn herunter zu schlucken, der Erleichterung mischte sich immer mehr Angst bei. Über den Augen des Grundschülers bildete sich ein Schatten, langsam wandte er den Blick von dem Schattenspiel zwischen Bäumen und Laternen ab, die Versuche, sie noch ein letztes mal zu sehen, waren nun sowieso zum scheitern verurteilt. Das ernste Gesicht, mit dem er zu Gin hinauf sah, wechselte dann jedoch schnell wieder mit Angst und Unsicherheit den Platz. Der blonde Riese stand da, sah ihr ebenfalls nach… und lächelte. Er lächelte! Die schmalen Lippen hatten die bleichen Zähne entblößt, verrieten die pure Freude an diesem Bild. Der Atem des kleinen Jungen beschleunigte sich unaufhaltsam, mit weit aufgerissenen Augen sah er in die Dunkelheit, in der seine Freundin eben verschwunden war, ballte die zitternde Hand zur Faust. Irgendwas lief hier falsch! Irgendwas war faul! Conan schluckte, bemerkte erneut den vertieften Druck des Revolvers in seinem Rücken, der ihm ins Fleisch schnitt. Wahrscheinlich waren sie sich ihrer Sache einfach sicher, wussten, dass Ran, egal wen sie zur Hilfe rufen würde, nichts ausrichten konnte. Die schleichende Erkenntnis ließ ihn erbleichen. Ihm stockte der Atem, die Blässe des kleinen Jungen erfuhr eine erneute Steigerung. Das ganze war eine Falle! „Nein!“, kam es leise zischend über seine Lippen. Nicht leise genug, interessiert schaute Gin zu Shinichi hinunter, schmunzelte nur kurz in sich hinein, als er den entsetzen Blick des Grundschülers sah. Ohne jegliche Hast zündete er sich eine Zigarette an, gönnte sich einen tiefen Zug des warmen Rauches. Genüsslich blies er den Rauch in die kalte Luft. „Wir sollten gehen!“, bemerkte Wodka und erregte so Gins Aufmerksamkeit. Auf den Zügen des schwarz gekleideten Mannes zeigte sich Nervosität. „Wir sind spät dran… und du weißt, dass er nicht gerne wartet.“ Gin widmete ihm einen herablassenden Blick, ließ seine Zigarette erneut aufglühen. „Immer mit der Ruhe… wir haben Zeit!“ Seine kühlen Augen sahen zu Shinichi. „Außerdem gefällt mir die Beule in der Tasche unseres Freundes nicht!“ „WAS?!“ Brutal zerrte Wodka an Shinichis Arm, steckte die Waffe wieder ein und tastete nun die Jacke des Kindes mit seiner freien Hand ab. Shinichi wurde heiß, als die Pranke des Hünen tatsächlich in seine Jackentasche griff, der plumpe und überraschte Blick Wodkas war für ihn nicht wirklich zum lachen. „Was soll das sein?“ Überrascht richtete er sich wieder auf, hielt ein kleines Samtschächtelchen auf seiner flachen Hand. Shinichi spürte den Schmerz nicht, als er sich auf die Lippen biss, hatte das kleine Kästchen fest im Blick, welches Gin nun an sich nahm und mit hämischen Blick öffnete. „Ein Ring! Tss…“ Verächtlich schüttelte er den Kopf, betrachtete das kleine Schmuckstück und blickte dann hämisch zu dem Jungen hinunter. „Sind wir dafür nicht noch ein wenig zu jung?!“ Shinichi antwortete nicht, beließ es bei einem undeutlichen grummeln, schaute dann jedoch bedrückt zu dem kleinen Schmuckstück hinauf. Der kleine, silberne Ring funkelte golden im seichten Schein der Lampe. Natürlich hatte er nicht vor gehabt, Ran einen Antrag zu machen! Er wollte ihr etwas schenken… das war alles, ob nun Conan oder nicht, aber er hätte ihr doch an Weihnachten nicht mit leeren Händen gegenüber treten können, das wollte er auch gar nicht! Egal, ob ihr das nun recht war oder nicht! Und als er mit Heiji in diesem Schmuckladen war, hatte er einfach nicht daran vorbei gehen können… dem kleinen, silbernen Ring, der wie eine zierliche, aufgewickelte Schnur wirken sollte, die sich dann eng um den Finger der Trägerin schmiegen würde. Shinichi schluckte, wurde merklich rot. Er hatte an Rans Worte damals denken müssen, das Vertrauen, das sie in diese unsichtbare Verbindung zwischen den beiden legte. Er hatte ihn einfach haben müssen! Hatte dafür auch gern die seltsamen Blicke des Verkäufers und das breite Grinsen seines Freundes ertragen… Genervt atmete er aus, schielte wütend zu Gin hinauf, der die geöffnete Schachtel nun bedächtig zwischen seinen Fingern drehte. Seine Augen bohrten sich in den Ring, auf eine seltsame Art und Weise schien er von ihm in den Bann gezogen zu sein, Conan schluckte, schaute ihn interessiert an. Während Wodka noch immer dumm aus der Wäsche sah, hatte Gin schon lange begriffen, was dieses Silberstück ihm bedeutete und das machte es nur noch schlimmer, denn nach dem stummen Anstarren flog nun ein angedeutetes Lächeln über Gins Lippen. Es drehte Shinichi den Magen um, das Geschenk für seine Freundin nun in den Händen seines Feindes zu sehen, der das feine Schmuckstück nur mit einem kalten Blick betrachtete. „Das ist nun wirklich nichts für Kinder!“ Abschätzend schaute er zu Conan hinunter, streifte den Blick des Grundschülers und belächelte dessen Ärger, als er den Ring achtlos zu Boden warf. Shinichi biss sich auf die Lippen, beobachtete, wie sich der kleine Ring bei dem Aufprall aus der Schatulle löste und ins Rollen kam. Er kullerte durch den tiefen Schnee, wurde jedoch von den kalten Böen immer weiter in die Knie gezwungen, er wurde langsamer und langsamer, bis er schließlich aufgab. Ohne zu klirren, fiel er zur Seite, blieb regungslos liegen und wurde sofort von unzähligen Schneeflocken begraben. Er hätte protestieren sollen… aber was hätte es ihm gebracht? Mehr als einen herablassenden Blick hätte er wohl nicht eingeheimst. Nein. Seine Zeit würde noch kommen… irgendwie würde er das Ruder schon wieder rumreißen… aber das forderte leider Opfer… Conan schnürte es den Hals zu, er hätte ihn ihr so gerne geschenkt, aber so wie auch die Erfindungen des Professors, würde er hier wohl seine letzte Ruhe finden. Ihre Lunge brannte wie Feuer, noch immer hetzte sie durch die Straßen Tokios, gejagt von der Angst, die ihr befohlen hatte, einen Schritt vor den anderen zu setzen… der Angst um ihn! Sie stolperte, fiel mit den Knien voran in den kalten Schnee und rang bitterlich um Atem. Ran stütze sich mit den Händen ab, spürte, wie der kalte Schnee ihr in die Handflächen stach, kleine Tränen brannten Löcher in das weiße Kunstwerk. Sie sah ihn vor sich, sah, wie er zitterte, das bange Lächeln auf seinen Lippen, mit dem sie ihn allein zurück gelassen hatte. Widerwillig schüttelte Ran den Kopf, richtete sich stur auf, nur wenige Meter vor ihr erkannte sie endlich eine Straße. Sie beschleunigte ihre Schritte, konnte ihre Beine nun endlich wieder dazu überreden los zu laufen, ehe sie letztendlich vor seiner Haustür zum stehen kam. Immer wieder drückte ihre zitternde Hand den Klingelknopf. Ran klingelte Sturm, zitterte am ganzen Leib, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sich die Tür endlich öffnete. Yukiko Kudo starrte das Mädchen erschrocken an. Ihre Tränen schienen zu reichen, um ihr die Geschichte zu erzählen, sofort wurde sie blass. Noch ehe sie etwas hätte sagen können, brach es aus Ran heraus. „Sie haben… haben ihn!“, keuchte sie, sie war kaum zu verstehen atmete unter der heftigen Anstrengung ihres Laufs mühsam ein und aus. „Shinichi ist weg! Wir müssen ihm helfen… der Park! Sie haben ihn mitgenommen… es ist alles meine Schuld!“ Yukikos Augen flimmerten; bei dem Anblick des vor Kälte und Angst zitternden Mädchen rief sie sich jedoch zur Raison, buchsierte Ran, ohne etwas zu sagen, in den Flur und sperrte die Kälte und den Schnee endlich aus. „Yukiko, was-? Ran!“ Yusaku stand da wie erschlagen, brachte kein Wort mehr raus, sondern starrte die Freundin seines Sohnes mit immer blasser werdenden Zügen an. Ran hatte die Stimme erkannt, schaute unter Tränen zu dem Schriftsteller hinauf. Das Salzwasser verschleierte ihren Blick so sehr, dass sie für einen kurzen Moment ganz klar Shinichi in den Zügen des Vaters erkannte, sie schluchzte auf, als nach einem weiteren Blinzeln wieder Yusaku vor ihr stand. „Nein!“ Sie konnte sich nicht mehr beherrschen, war völlig von Sinnen vor Angst und Schmerz, machte Hilfe suchend einen Schritt auf Yusaku zu. Sie krallte ihre Finger in sein Hemd… und weinte. „Ich… ich bin schuld! Ich hätte ihn nicht... ich hätte bei ihm bleiben sollen!“ Yusaku stand da wie gelähmt, war nicht fähig, seine Arme um das Mädchen zu legen, sie zu trösten. Jede Träne mit der sie seine Brust benetzte, verpasste ihm einen unsichtbaren Schlag in den Magen, jegliches Blut schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein. Yukiko unterdrückte einen stummen Schrei, schlug sich die Hand vor den Mund und spürte, wie Tränen ihre Finger benetzten. Dumpf ließ sie sich gegen die Wand sinken, hörte die Stimme Rans wie durch einen Schleier in ihr Inneres dringen. Selbst im Wohnzimmer hatte Ran nun die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. „Sie haben ihn mit einer Waffe bedroht!“ schluchzte sie. „Sie… irgendwoher wissen sie, dass Shinichi Conan ist! Sie wissen, dass er es ist!“ Träne über Träne entkam ihren Augenwinkeln, landete lautlos auf dem Hemd des Schriftstellers. „Dieser Dummkopf! Dieser verdammte Dummkopf… er hat sein Leben gegen meines getauscht!“ Sie zitterte, sprach wie in Trance. „Wieso hat er das getan?! Wieso? Das… das kann er doch nicht machen! Was soll ich denn jetzt tun… was wenn er… wenn er-?!“ Der Stoff spannte sich unter seinen Fingern, immer tiefer gruben sich ihre Nägel in Yusakus Hemd. Dieser hatte noch immer keinen Blick für sie, starrte ins Leere und schien ihre Worte nur unter einer dicken Nebelschicht vage zu erkennen. „Das ist nicht fair! Es ist nicht fair…“ Ihre Stimme verklang zu einem stummen Wimmern, am liebsten hätte sie nur noch geweint, doch ein kleiner, zaghafter Zug an ihrem Mantel ließ sie inne halten, leise schniefend schaute sie sich nach dem Uhrheber um. In den Augen der kleinen Ayumi funkelten Tränen, mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst sah sie zu ihr hinauf. „Was… was ist mit Conan, Ran?“ Diese starrte sie entgeistert an, schluckte und schaute sich dann verunsichert um, erkannte Mitsuhiko und Genta, die im Türrahmen standen. Die Grundschüler wirkten blass… sie hatten sie gehört. Ran schluckte, kniff die Augen fest zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)