yaadein ya bhawishya...? von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Wie in Trance starrte Radha ihn an. Sie konnte es nicht glauben. So lange hatte sie auf diesen Moment gewartet und nun war er da. Vijay stand nach zehn langen Jahren endlich wieder vor ihr. Sie konnte vor Aufregung nur schwer atmen und sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde gleich explodieren, so sehr hämmerte es gegen ihre Brust. Erst Sunders Worte holten sie zurück in die Realität: „Radha, das ist...“ „... Vijay.“, unterbrach sie ihn und sah Vijay fest in die Augen. Sunder zog die Stirn in Falten: „Ihr kennt euch?“ Vijay erwiderte Radhas Blick und schien angestrengt nachzudenken. Sunders Frage stand für einige Augenblicke unbeantwortet im Raum bis sich plötzlich Vijays Gesichtszüge erhellten. „Radha!”, platzte er heraus und schloss sie freudestrahlend in die Arme. Völlig perplex von seinem Gefühlsausbruch brauchte sie einen Moment um sich zu sammeln, doch dann stieg unendliche Freude in ihr auf und sie erwiderte glücklich seine Umarmung. Sunder stand nur verdutzt daneben und beobachtete die beiden. Als sie sich schließlich aus ihrer Umarmung lösten und seinen Blick sahen, meinte Vijay mit einem entschuldigendem Grinsen: „Tut mir leid, Yaar. Radha und ich kennen uns seit dem Kindergarten. Als sie vor zehn Jahren nach Meerut gezogen ist, haben wir aber leider den Kontakt verloren... Bol, Radha, was hast du die letzten Jahre gemacht? Wo hast du gesteckt?!” Seine letzten beiden Sätze richtete er an Radha. „Na, wenn das so ist, habt ihr euch sicher einiges zu erzählen.”, warf Sunder mit einem amüsierten Grinsen ein. „Aber vergiss nicht, dass wir auch noch andere Gäste haben, die dich kennenlernen wollen.”, meinte er augenzwinkernd zu Radha, während er sich zum Gehen umwandte. Sie wackelte leicht mit dem Kopf als Zeichen dafür, dass sie ihn gehört hatte, doch ihre ganze Aufmerksamkeit galt eigentlich Vijay. Sie konnte ihre Augen nicht von ihm abwenden. Er hatte sich kaum verändert. Sein Lachen (1) und seine Blicke ließen sie weiche Knie bekommen. Einfach alles an ihm schien sie magisch anzuziehen. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue, dich zu sehen!” Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Sunder erzählte, dass du dich bei uns in der Bibliothek angemeldet hast. Ich hatte die letzten drei Wochen frei, deswegen war ich nicht dort gewesen, aber ab Montag arbeite ich wieder. Kommst du vorbei?”, wollte er wissen. Radha willigte sofort ein und fühlte, wie ein riesiges Glücksgefühl sich in ihr ausbreitete. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, doch Radha bemerkte bald Sunders Blicke, die sie baten, sich auch etwas um die anderen Gäste zu kümmern. Schweren Herzens entschuldigte sie sich bei Vijay und gesellte sich zu Sunder, der sie mit ein paar seiner anderen Freunde bekannt machte. Radha setzte ein Lächeln auf, doch ihre Gedanken waren einzig und allein bei Vijay. Ihre Augen suchten ihn immer wieder und sie fühlte sich unglaublich glücklich. Als später jedoch alle Gäste gegangen waren, holte sie die Realität wieder ein. Sie war nun mit Sunder verheiratet und Vijay hatte nichts in ihren Gedanken zu suchen. Sie war geistesabwesend, als sie gemeinsam mit Sunder die Wohnung aufräumte und sie fühlte die gleiche Leere, die sie gespürt hatte, als sie damals aus Delhi weggezogen war und Vijay hatte verlassen müssen. Wie konnte es sein, dass das Schicksal so grausam zu ihr war und ihr ihre erste große Liebe zurückgab, wenn es nun schon zu spät war? Als Radha später schließlich im Bett lag, fand sie keinen Schlaf. Erst einmal fand sie es immer noch irritierend, dass Sunder neben ihr lag und außerdem waren ihre Gedanken bei Vijay. Sie konnte es noch immer nicht glauben, dass er heute nach so langer Zeit wieder vor ihr gestanden hatte. Ihr Glücksgefühl wurde jedoch von den Sorgen über ihre Zukunft getrübt. Sie war nun schließlich verheiratet und all ihre Gedanken sollten eigentlich ihrem Ehemann gelten. Doch das brachte Radha einfach nicht fertig. So nett Sunder auch war, so hatte sie allerdings nicht das Gefühl, dass er Vijay in ihrem Leben ersetzen konnte. Ihre Eltern hatten sie aus diesem Grund zwar miteinander verheiratet, doch eine arrangierte Ehe ist etwas anderes als eine Liebeshochzeit. Radha wusste, dass ihre Eltern Vijay noch nie wirklich akzeptiert hatten, weder als ihren Spielgefährten, noch als sie ihnen offenbarte, dass sie ihn liebte. Dieses Geständnis hatte sie in Wut gebracht, denn es war zu diesem Zeitpunkt mittlerweile sechs Jahre her gewesen, dass sie aus Delhi weggezogen waren und zudem hatten sie immer gewollt, dass Radha einen gut situierten Mann heiratete, damit sie ein gutes Leben haben würde. Radha hatte den Wunsch ihrer Eltern respektiert, doch war sie nie willens gewesen, ihn zu erfüllen bis sie ihr vor zwei Monaten eröffnet hatten, dass sie für sie einen Ehemann gefunden hatten. Sie hatte geweint, sie angefleht, sie nicht zu zwingen, jemanden zu heiraten, den sie nicht kannte, doch im Glauben, nur das Beste für ihre Tochter zu tun, hatten sie nicht nachgegeben und so lag Radha nun neben Sunder. Sie hatte Vijay über all die Jahre keinen einzigen Tag vergessen. Im Gegenteil, ihre Gefühle für ihn wurden immer stärker und ihre Sehnsucht größer. Sie konnte es kaum erwarten, am Montag in die Bibliothek zu gehen. Dort würde sie ihn ganz für sich haben und sie konnte ihm alle Fragen stellen, die ihr auf der Seele brannten, denn sie wusste nicht, wieso der Kontakt damals abgerissen war. Sie hatten sich noch etwa ein halbes Jahr lang Briefe geschrieben, doch plötzlich kamen keine Antworten mehr von ihm und sie hatte nie erfahren, warum. Aber nun hatte sie endlich die Möglichkeit, ihn alles zu fragen. Als Sunder am nächsten Morgen aufwachte, fiel sein Blick als erstes auf Radha. Er war froh, dass sie länger schlief als er, denn so hatte er die Möglichkeit, sie noch etwas zu beobachten, bevor er aufstand. Ihr Anblick betörte ihn immer wieder aufs Neue. Auch von seinen Freuden hatte er gestern anerkennende Worte erhalten, dass er so eine bezaubernde Frau bekommen hatte. Radha hatte sich allen sehr zuvorkommend und charmant gegenüber verhalten und das rechnete er ihr hoch an. Vor allem freute er sich allerdings darüber, dass Vijay und Radha sich bereits kannten. Sunder hoffte, dass es ihr dadurch noch leichter allen würde, sich einzugewöhnen. Mit einem Grinsen stellte er plötzlich fest, dass sie anstatt des Trägertops ein T-Shirt zum Schlafen trug. Er wusste nicht, ob er darüber froh oder enttäuscht sein sollte, denn er konnte nicht leugnen, dass ihm ihr Anblick gefallen hatte und er gern noch mehr sehen wollte... irgendwann... Er wusste natürlich, dass sie noch lange nicht bereit war, ein richtiges Eheleben mit ihm zu führen, doch dafür würde er sorgen. Er wollte, dass sie das Leben mit ihm genoss und möglichst bald nicht mehr spürte, dass ihre Ehe eigentlich arrangiert war. (1) http://i44.tinypic.com/2wom64h.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)