Ingenium von vampireMiyu ================================================================================ Kapitel 2: Jagd --------------- Dünne Finger huschten über Tasten, grüne Ziffern spiegelten sich in den Brillen ihrer Betrachter wieder. In der großen Lagerhalle saßen ungefähr zwanzig Mitarbeiter vor schwarzen Monitoren, die grüne Zahlen und Buchstaben zeigten. In hohem Tempo tippten sie weitere Befehle ein, während ein altmodischer Drucker ausspuckte, was der Rechner anzeigte. „Habt ihr schon irgendwelche Ergebnisse?“, die unnachgiebige Stimme der Gräfin von Edison hinterließ jedem der Mitarbeiter einen unangenehmen Nachgeschmack. Streng und scharf sprach sie mit ihren Untergebenen, verteilte Strafen, wenn ihr die Arbeit zu langsam verrichtet worden ist. Alle wurden stumm, hörten für den Bruchteil einer Sekunde auf zu tippen, bevor sie sich wieder ganz ihrer Arbeit widmeten. Nur einer stand auf, ging auf die Gräfin zu. Auf seiner Nase saß eine Hornbrille, sein Anzug saß korrekt, war jedoch durch die Arbeit durch geschwitzt. Auch auf seiner Stirn war Schweiß zu sehen, der nur langsam hinunter perlte und auf dem Boden des Grundstücks landete. „Wir haben einige Daten verwerten können, sind jedoch noch nicht gänzlich fertig, Madame“, seine Stimme zitterte leicht, ebenso seine Hände, die er aus diesem Grund festhielt, „sie können aber schon einen Berg von den Papieren mitnehmen, damit sie sich schon einmal durcharbeiten können.“ Ein böser Blick traf ihn, machte ihn noch nervöser als er so schon war. Plötzlich kam ihm seine Krawatte fiel enger vor als noch einige Sekunden zuvor, schnell wanderte seine Hand hin, lockerte den Knoten und öffnete die ersten Knöpfe seines Anzugs. „Natürlich nur wenn sie wollen! Aber geben sie und doch noch ein, zwei Stunden um den Rest zu bearbeiten...“ Wie ein Häufchen Elend stand er vor der Frau da, krümmte sich, um ja nicht das Gefühl zu vermitteln, er wolle sich über sie stellen. „Eine halbe Stunde, nicht mehr.“ Sie sprach scharf, betonte jedes Wort einzeln und gab zu verstehen, dass sie die Zeit nicht noch weiter nach hinten verschieben würde. Mit den Worten verschwand sie wieder in ihrem Arbeitszimmer, ließ sich vorher jedoch die Ergebnisse aller bisherigen Berechnungen bringen. Während sie wartete, ließ sie einen Blick über die Halle schweifen. Das einzige Licht in dem dunklen Betongemäuer kam von den dunklen Monitoren, zwei Lampen die von der Decke hingen und flackerten und drei winzigen Fenstern an jeweils jeder Wandseite, die hoch oben nah der Decke eingebaut worden sind. Frische Luft kam kaum in das Gebäude, einmal in der Nacht ließ sie alles durchlüften unter ihrer Aufsicht, doch sonst wurde die Tür kaum geöffnet. Doch das interessanteste waren die seltsamen Formgebilde, die aus dem Beton zu wachsen schienen und seltsam deformiert waren. Auch standen überall verformte Keramikvasen herum, die den Mustern zufolge mal schön ausgesehen haben mussten. Ein leiser Seufzer entkam ihrer Kehle, verflüchtigte sich in der Luft und verschwand ungehört, während sie sich mit der rechten, runzeligen Hand durch ihre grauen Haare fuhr. Als ihre Haare nicht mehr das Gesicht verdeckten, war eine tiefe Narbe, die sich einmal quer über ihr Auge zog, welches geschlossen war, zu sehen. „Herrin?“, der selbe Mitarbeiter mit dem sie vorhin noch geredet hatte lugte vorsichtig ins Zimmer und trug die Zettel auf ihren Tisch, auf denen die bearbeiteten Ergebnisse der Arbeit gedruckt waren. Feindselig nickte die Gräfin dem jungen Herrn zu, dass er verschwinden sollte. Aus ihrer Jackentasche holte sie eine Brille, setzte sie sich auf die Nase und widmete sich den Zetteln vor ihr, um nun den Ergebnissen auch eine Form zu geben. „Sie arbeiten Tag für Tag, doch verstehen sie nicht, wozu...“, murmelte sie leise in sich hinein, vertiefte sich in die Zahlen. Ihr Arbeitszimmer war nur ein kleiner Raum, in dem sich ein Tisch mit dem dazugehörigen Stuhl stand und ein paar Aktenschränken, wo sie die bearbeiteten Daten sortierte. Auch waren wieder einige der seltsam geformten Vasen wiederzufinden. Auf dem Tisch fand sich nur eine Tischlampe, ein paar Stifte und noch mehr Blätter, die sie bei ihrer Arbeit beschrieb. Das kleine Fenster, welches sich im Raum befand, war durchgängig offen und ließ ein wenig frische Luft wie auch Licht ins Zimmer, trotzdem war es keineswegs als ein Zimmer zu beschreiben, in dem man sich gerne befand. Im Gegenteil: Es war karg, grau, kalt, ein paar Mäuse huschten durch den Raum, nagten an den Schränken und hofften auf irgendwelche Reste von Nahrung, die auf den Boden fielen. Vor dem Zimmer standen George und Charlie, die beiden Bodyguards von der Gräfin, achteten genau wer das Zimmer betreten wollten und beobachteten die Arbeit der Männer an den Computern. Wenn irgendwas wäre, wusste Charlotte, dass sie sich auf die Beiden verlassen konnte. „Was ist das?“, die alte Frau beugte noch mehr über das Papiergewirr, schaute sich die Zahlen genau an, „na, was haben wir denn da?“ Ein Grinsen legte sich über die Lippen der Gräfin, doch wirkte es nicht freundlich, wirkte nicht aufmunternd, sondern eher grausam, als hätte sie eine furchtbare Entdeckung gemacht. Die Keramikvase direkt in ihrer Nähe hinterließ den Eindruck sich zu bewegen, als George sich wegen ihrer Bemerkung zu ihr drehte, doch tat er es als optische Täuschung ab. „Ist irgendetwas Mylady?“, besorgt starrte der große, bullige Mann Charlotte an, legte dabei den Kopf ein wenig schief. Nicht nur Besorgnis schwang durch seine Stimme mit, sondern auch Neugierde. „Ich glaube, ich habe unser nächstes Ziel gefunden. Zumindest hat sich erst letztens etwas seltsames ereignet. Erinnerst du dich an die Geschichte mit Bracksmith?“, sie ließ die Augen nicht von dem Stück Papier in den Händen, studierte es immer tiefer und versuchte die einzelnen Strukturen aufzuteilen in des Rätsels Lösung. Dabei sprach sie fast schon vertraut mit dem in einen Anzug gesteckten Bodyguard, der sie verwundert, dann nachdenklich anschaute, bevor er ihr zu nickte. Dann fuhr sie fort: „Es war kein normaler Tod, wie es die Medien verbreiten. Ein Ingenium war im Spiel, ich weiß nur nicht... wie...“ Nun widmete sie sich den Aufzeichnungen noch intensiver, vergaß die Welt um sich herum und reagierte auch nicht weiter auf Fragen Georges. Langsam brach die Nacht herein, Nebel legte sich über die Stadt und vom Himmel fiel der Regen in großen Tropfen auf den Boden, nur um die Menschen zu quälen, sie von den Straßen zu jagen. Inmitten von all den Menschen verließ Charlotte zusammen mit ihren Leibwächtern die riesige Lagerhalle, sie waren die Letzten, die das Gebäude verließen, um nach Hause zu fahren. Auf ihrer Nase war eine dicke Sonnenbrille zu sehen, die ihr Gesicht vollkommen verdeckte. Charlie rannte vor zum Wagen, hielt die Tür der alten Dame auf und verschwand schnell auf dem Beifahrersitz, als die Gräfin es sich auf dem Rücksitz gemütlich gemacht hatte. „Bringt mich nach Hause und schick dann bitte einen Spion an diese Adresse“, vorsichtig schob sie einen Zettel mit der Adresse Charlie zu, lehnte sich dann zurück um sich ein wenig auszuruhen. „Ich glaube, dass es nicht mehr lange dauert, bis zur Erfüllung meiner Ziele. Dann, dann...“, kurz machte sie eine Pause, seufzte, bevor sie in einem traurigen Ton fort fuhr, „kann ich auch endlich in Ruhe gehen...“ Mit den letzten Worten schlief sie ein, die Arbeit der letzten Tage hatte sie unnötig verausgabt, auch wenn sie es nie zugeben würde. Ihr Körper war schwach, alt, ging immer mehr dem Ende zu. Während Draußen der Regen immer stärker wurde, die Laternen begannen zu flackern und letztendlich komplett zu erlöschen, schlief sie einen erholsamen Schlaf. Ein paar der Laternen schienen seltsam geformt zu sein. Am nächsten Tag wurde einer der Arbeiter aus ihrer Firma angerufen, dass er gekündigt worden ist und auf ihn ein neuer Job wartete. Schnell packte er seine Sachen zusammen, hinterließ nichts von ihm in der Lagerhalle und ging freudig seiner nächsten Beschäftigung entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)