Fensterschreiben von Technomage (Every day is writing day) ================================================================================ Papa Legba tanzt auf den Dächern (01.06.09) ------------------------------------------- „Papa Legba? Papa Legba!“ Ein Rascheln ging durch die losen Blätter am Fuß des alten Bambusregals und ließ Almanachen und Codize in den Fächern schaukeln, als etwas sanft dagegen rollte. Karu fegte mit einer Handbewegung einen Papiersturm beiseite und ließ die Ursache zurück. Papa Legba schnurrte träge, doch sah sie ansonsten nur mit großen Augen an, als gäbe es außer ihr nichts auf der Welt, ohne sich zu bewegen. „Da bist du.“ Karu kniete sich hin, um den Kater hochzuheben. Papa Legba sah sie nur sehr interessiert an und schien keinen blassen Schimmer zu haben, was sie von ihm wollte. Dann drehte er sich in einer Weise auf den Rücken, bei der er nur den Körper zu bewegen schien, während sein Kopf an Ort und Stelle blieb und sein Blick sie fixierte. Eher war der Blick fixiert, aber sonst nichts und alles in Bewegung. „Eshu! Dein fetter fauler Kater ist schon wieder in meiner Wohnung und zu fett und zu faul, um sich wieder zu verziehen.“ Kein Reaktion, nur das ewige Wehen und Zerren aus der Unterstadt und irgendwo – und überall – der verhallende Klang von Trommeln. Papa Legba streckte drei Pfoten und sein Holzbein von sich. Er öffnete das Maul, um zu miauen, doch kurz vor dem Ton hielt er inne. Karu glaubte eine Nachdenklichkeit in seinen Augen und dem stockend geöffneten Maul zu sehen. Als denke eine Katze darüber nach, ob man miauen sollte. Und warum überhaupt? Was ist mir das Miauen? „Merde.“ Karu rasselte kräftig mit der Knochenkette um ihren Hals und unterdrückte weitere Flüche. Sie stieg über den Kater, der sie gar nicht mehr zu bemerken schien, und nahm die Schädeldecke von einem Totenkopf, der oben auf dem Regal stand. Ein Rest bräunlicher Masse klebte am Boden des Gefäßes. „Eshu! Dein fetter Kater hat unser Meskalin gefressen!“ Milchhäutige Schultern schwangen kopfunter vor ihr Fenster. Eshus morastige Augen blinzelten irritiert. „Und? Hat er dir ein Zeichen gegeben? Sieht er etwas? Tanzt er?“ Karu stellte sich vor wie Papa Legba auf Pfote und Holzbein auf ihrem Dach ein Stepptänzchen hinlegte. Sie seufzte. „Nein, aber er schaut mich an als will er sagen ‚Das ist wie eine Katze sehen sollte und jetzt mach’ mir was zu fressen!’ anstatt nur ‚Mach’ mir was zu fressen!’ wie sonst.“ Eshus Lachen johlte über die Dächer, als seine Bild wieder aus dem Fensterrahmen verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)