D.Gray-Man von Owl_of_the_Arcane (Die unbekannte Geschichte) ================================================================================ Kapitel 6: Schritt für Schritt ------------------------------ Schritt für Schritt __________________________________________________________________________ Vorbemerkung: Auch für dieses Kapitel gilt, wie im vorangegangenen, dass kursive Schrift bei Dialogen darauf hinweist, dass diese auf Französisch geführt werden^^ __________________________________________________________________________ Tag um Tag und Nacht um Nacht reihten sich mehr oder weniger friedlich an einander an. Alles ging seinen geregelten Tagesablauf nach, so wie bei einem Bühnenstück, dessen Text und Handlung schon lange aufgeschrieben war und nur noch abgespielt werden musste, Akt um Akt, Szene um Szene. Für das namenlose Mädchen bedeutete dies einen rhythmischen, gleichförmigen Ablauf aus Schlafen, Wachen, Visite, Kontrolluntersuchungen, Essen und wieder Schlafen. Stets gleich, stets eintönig. So war sie jedes Mal begeistert, wenn sich nur eine Kleinigkeit änderte, selbst bei banalen Dingen, wenn zum Beispiel der behandelnde Arzt eine andere Krawatte unter seinem weißen Kittel trug, oder ein paar anderer Schuhe angezogen hatte. Am meisten jedoch erfreute sie sich der Momente, in denen Lavi sie besuchen kam, um sie aus ihrer lethargischen Starre zu reißen und ihr die Welt jenseits der schweren, hölzernen Flügeltüren näher zu bringen. Manchmal kam er morgens, kaum, dass sie aufgewacht war, mittags, nachdem sie gegessen hatte, oder nahm sich auch ab und zu zu den frühen Abendstunden für sie Zeit. Doch so oft er sie auch besuchen kam, gab es auch Tage, so wie die jetzigen, an denen er verhindert war, immerhin war er nach wie vor Exorzist im aktiven Dienst und musste dementsprechend an Missionen teilnehmen. Der gut gelaunte Rotschopf hatte ihr erklärt gehabt, dass es das vorrangige Ziel des schwarzen Ordens war, möglichst alle 109 Bruchstücke der „Mutter“-Innocence und entsprechende, kompatible Träger dazu zu finden. Die zivilen Finder, die über die ganze Welt verstreut arbeiteten, halfen ihnen dabei, in dem sie die Innocencen aufspürten und lokalisierten. Bis sie sich allerdings ihren Kollegen würde anschließen können, würde, wenn es nach ihrem Kopf und der Oberschwester ging, dies noch lange dauern und das nur wegen eines kleinen, fast unbedeutenden Schwächeanfalls, den sie vor ein paar Tagen erlitten hatte. Zu besagtem Zeitpunkt war sie der ärztlich verordneten Bettruhe zum Trotz aufgestanden, um sich ihre Beine zu vertreten, die ihr nach dem vielen Liegen wie abgestorben erschienen waren. Sie hatte sich eigentlich gut genug für dieses Vorhaben gefühlt gehabt, doch kaum hatte sie ihre Beine über die Bettkante geschwungen und ihren schmächtigen Körper in eine stehende Position gestemmt gehabt, war es auch schon passiert. Ihre Beine waren einfach unter der eigentlich unerheblichen Last ihres Körpers weggeknickt, während die Welt dramatisch zu Seite gekippt bzw. sie auf die rechte Seite gefallen war, wie eine Marionett, deren Fäden man durchgeschnitten hatte. Zum Glück hatte sie sich noch mit ihren Armen abfangen können, sodass ihr kurzweiliges Abenteuer nur mit ein paar blauen Flecken an den Unterarmen und einer belehrenden Zurechtweisung durch die Oberschwester geendet hatte. Es war einfach zum Heulen, was so ein Schlag auf den Kopf alles auslösen konnte. Mit ihrer ausgeprägten Amnesie hatte sie sich bereits resigniert abgefunden gehabt, jedoch hegte sie etwaige Hoffnungen, dass sie wenigstens ein paar Erinnerungen würde rekonstruieren können. Komui, der junge Leiter der englischen Abteilung des schwarzen Ordens, hatte ihr bei einem überraschenden wie kurzweiligen Besuch mitgeteilt, dass er ein paar seiner Leute darauf angesetzt hatte, Informationen über sie herauszufinden. Er sah dieses unterfangen gewohnt optimistisch. „All zu schwer kann so was ja nicht sein…“, hatte er mit einem aufmunternden Lächeln erklärt und sich die herab gerutschte Halbmondbrille wieder zurück an ihren üblichen Platz geschoben, bevor eine Hundertschaft seiner Mitarbeiter ihren Chef wieder zurück zu seiner Arbeit gezerrt hatten. Offensichtlich hatte er sich mal wieder vor dieser fort geschlichen gehabt. So war sie wieder zum Warten verdammt. Ohne besondere Ablenkungen zog sich der Tag wie ein zähes Kaugummi dahin, doch sie war viel zu wach, ihr Kopf zu klar, als dass sie die unliebsamen Stunden der Langeweile einfach so verschlafen könnte. Irgendwann fing sie aus lauter Langeweile an, die Schritte zu zählen, die eine der Aufsicht führenden Krankenschwestern benötigte, um vom ersten Bett bis zum letzten zu gehen. Wenn sie doch wenigstens jemand gehabt hätte, mit dem sie sich auf Französisch hätte unterhalten könnte, doch die wenigen Personen, die dafür in Betracht gekommen wären, waren entweder verhindert, so wie Lavi und Komui, oder rangierten auf ihrer Beliebtheitsskala ganz weit unten, so wie Leverrier. Bei dem Gedanken an den kaltschnäuzigen Leiter des schwarzen Ordens überkam sie ein grausiges Frösteln, das ihr vom Nacken den Rücken hinablief. //Hoffentlich ist er sehr beschäftigt, zu beschäftigt, um mich aufzusuchen und den Plausch vom letzten Mal fortzuführen…// dachte sie beunruhigt und schlang sich die weiße, wärmende Bettdecke noch etwas mehr um sich. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie plötzlich das Rascheln von Stoff und das Knarzen von Leder vernahm. Es war fast so, als wären ihre Gedanken, ihre Befürchtungen von der phantastischen Welt ihres Kopfes hinüber in die greifbare Welt der Realität gewandert, doch zum Glück nur fast. Zwar trug die Person, die soeben den Krankenflügel betreten hatte, eine ähnliche, schwarze Uniform, die mit roten Streifen abgesetzt war, jedoch war sie eine weitaus angenehmere Erscheinung. Ein erleichtertes Lächeln erhellte ihre angespannten Züge, als Lavi auf ihr Krankenbett zuhielt. Der stets gut gelaunte Rotschopf war zu einem festen Bestandteil ihres noch neuen, eingeschränkten Lebens geworden. Er teilte mit ihr seine Freundschaft, wie eine Selbstverständlichkeit, akzeptierte sie vorbehaltlos, so wie sie war, mit einer Offenheit und Freundlichkeit, die schon fast beschämend war. Schon des Öfteren hatte sie sich gefragt gehabt, womit sie dies alles verdient hatte, sie hatte nichts geleistet, nichts gegeben und war nichts. Der junge Bookman mochte Mitleid mit ihr empfinden, mit ihr, die sich selbst und alles verloren hatte, doch sie glaubte nicht, dass Mitleid allein der Grund für sein Verhalten ihr gegenüber war. Es schien vielmehr seine grundlegende, offenherzige Art zu sein, die ihm diese Art von Toleranz und Akzeptanz anderen gegenüber, vor allem völlig Fremden, verlieh. Sie bewunderte diesen Charakterzug an ihm und war dankbar dafür, unendlich dankbar, denn durch ihn hatte sie einen Anknüpfungspunkt, einen Startpunkt für ihr neues Leben erhalten. Ihr Kopf wandte sich in seine Richtung, während ihre Lippen ihm ein herzliches Lächeln schenkten. „Willkommen zurück, Lavi. Wie ist es gelaufen? Seid ihr gerade erst zurückgekommen?“ erkundigte sie sich neugierig, während ihre blaugrünen Augen verfolgten, wie er sich einen Hocker vom unbelegten Nachbarbett heranzog, um sich darauf an ihr Bett zu setzen. Er trug von seiner Reise noch den typischen, schwarzen Reiseumhang, auf dem linksseitig in Brusthöhe ein silbernes rosenkreuz gestickt war, das Emblem des schwarzen Ordens. „Haha, immer langsam mit den jungen Pferden. Lass mich doch erst mal ein bisschen verschnaufen…“, lachte Lavi leise und freute sich das Mädchen in guter Stimmung anzutreffen. Er hatte befürchtet gehabt, dass sie in seiner mehrtägigen Abwesenheit wieder in die lethargische Depression verfallen könnte, die er während ihrer ersten Tage hier an ihr beobachtet hatte. Jedoch machte sie zu seiner Freude einen gelasseneren Eindruck, da sie sich scheinbar mit ihrer neuen Umgebung und Situation gewöhnt hatte. Lavi hatte sein möglichstes getan, um ihr die eintönige Zeit im Krankenflügel erträglicher zu machen, doch er konnte nicht immer bei ihr sein. Deshalb hatte er sich vorgenommen ihr die englische Sprache nähr zu bringen, sodass sie nicht aufgrund einer Sprachbarriere in Langeweile ertrinken musste. „Nun, wir sind gerade erst aus Sydney zurückgekommen, wie du zweifelsohne schon bemerkt hast…“, gab Lavi zur Antwort und sein verschwitztes, mit rotem Staub bedecktes Gesicht, sowie der rötlich bestäubte Reisemantel unterstrichen seine Aussage eindeutig. „Ich bin froh, wieder zurück zu sein. Hier ist es schön kühl, ganz anders als in Sydney, wo wir von der strahlenden Sonne gegrillt wurden. Wirklich, warum müssen wir auch ausgerechnet schwarze Uniformen tragen…?“ jammerte der Rotschopf theatralisch und fächelte sich mit der linken Hand frische Luft zu. „Geh und zieh dir was Warmes an, bevor du dir hier noch eine Erkältung einfängst, so verschwitzt, wie du bist. Und so mal ganz unter uns, du könntest auch eine warme Dusche vertragen…“, meinte sie lächelnd und ließ demonstrativ ihren kritischen Blick an seiner staubbedeckten Erscheinung entlanggleiten. Auch die ehemals schwarzen Lederstiefel waren von dem rötlichen Staub bedeckt, noch mehr als der Rest. Lavi folgte ihrem Blick und musste ihr insgeheim zustimmen. Er war wirklich ein kleiner Dreckspatz. „Mach dich vom Acker. Ich gebe dir eine Stunde Zeit, um dich frisch gestriegelt zu präsentieren, andernfalls gebe ich deinem alten Herrn Bescheid. Er wird dir sicherlich liebend gerne zur Hand gehen…“, zog sie ihn freundschaftlich auf. Der Rotschopf streckte ihr zur Antwort spitzbübisch grinsend die Zunge raus, bevor er sich artig von seinem Hocker erhob und mit einer galanten Verbeugung den Krankenflügel verließ, um sich nach einer knappen Stunde frisch gestriegelt wieder bei ihr zu melden. Die staubigen Klamotten hatte er gegen einfache Alltagskleidung eingetauscht, ein langärmliges, schwarzes Poloshirt, eine hellbraune Hose, sowie ein sauberes Paar halbhoher, schwarzer Stiefel. Das türkisfarbene Stirnband, das seine rotbraune Mähne normalerweise bändigte, hing ihm locker wie ein Halstuch um den Hals. So hatte sie ihn bisher noch gar nicht gesehen gehabt, weder in zivil, noch mit der Frisur. „Schon viel besser. Jetzt erkennt man dich wenigstens wieder…“, meinte sie, nachdem sie den ersten Moment der Überraschung überwunden hatte, wobei in ihren Worten zweierlei Bedeutung mitschwang. Zum einen wies sie damit auf sein reinlicheres, zum anderen auf sein ziviles Erscheinungsbild hin. Mit einem herzlichen Lächeln klopfte sie neben sich auf die Bettkante und forderte ihn damit auf es sich dort gemütlich zu machen. Der junge Exorzist ließ sich nicht lange bitten und hockte sich zu ihr auf die Bettkante. Sie selbst saß fast mittig im Schneidersitz6 auf ihrem Bett, den Kopf auf ihre Hände gestützt. „Weißt du, schon ziemlich bald wirst du den Krankenflügel verlassen und dein eigenes Zimmer beziehen können. Hevlaska wird deine Innocence testen und anschließend wird entschieden, welchem Team du zugeteilt wirst. Bevor es jedoch so weit ist, wäre es sicher nicht schlecht, ein wenig deine englische Sprachkenntnis aufzupäppeln, nicht…?“ setzte Lavi an, wurde aber kurz darauf von ihr unterbrochen. „Genau darüber wollte ich mit dir reden! Kannst du mich nicht unterrichten? Immerhin spricht du beide Sprachen fließend…“, fiel sie ihm aufgeregt ins Wort, ihre Worte überschlugen sich fast. Mit einem bittenden Blick und gekonntem Wimpernaufschlag unterstrich sie ihre Bitte. Lavi schluckte schwer und wandte den Blick von diesen hypnotisierenden Augen ab, fixierte stattdessen den gefliesten Marmorboden. Er räusperte sich leicht, um seiner Stimme den gewohnten, unbekümmerten Klang zurückzugeben und seine plötzlich einsetzende Nervosität zu überspielen. „Haha, zwei Dumme, ein Gedanke. Ja, ich unterrichte dich gerne. Das wird ein Kinderspiel“, erklärte er sich bereit und lächelte sie zuversichtlich an. Somit war dieses Problem annähernd aus der Welt geschafft. „Vorhin meintest du, Hevlaska müsste meine Innocence testen. Weshalb?“ fragte das namelose Mädchen, wobei sich ihr Lächeln in einen nachdenklichen Ausdruck gewandelt hatte. Offensichtlich sah sie diesem Unterfangen mit Sorge entgegen, doch das brauchte sie eigentlich nicht. Es war nur eine einfache Routinemaßnahme, um mehr über die jeweilige Innocence des kompatiblen Trägers herauszufinden. „Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen, wirklich nicht. Der Test dient lediglich dazu den Typ deiner Innocence und die Synchronisationsrate mit dieser herauszufinden. Das geht ganz schnell…“, erklärte er, merkte aber an ihrem leicht fragend dreinblickenden Gesicht, dass noch Erklärungsbedarf bestand. „Also, es gibt unterschiedliche Typen von Innocencen. Bisher sind drei Typen bekannt. Da wäre zum Beispiel der Equipe-Typ. Eine Innocence dieses Typs ist in ihrem Rohzustand sehr stark, zu stark, um von ihr Gebrauch zu machen, sodass ihr eine passende Form, meist die einer Waffe, gegeben wird. Mein Hammer ist zum Beispiel von diesem Typ…“, begann Lavi mit seiner Erklärung und zog seinen schwarzen, kleinen Hammer aus seinem Beingurt hervor, an dem er ihn immer bei sich trug. Der handlange, fingerdicke Stiel mündete in einem kricketähnlichen Kopfstück. Weiße Streifen wechselten sich dort mit schwarzen ab. „Etwas unscheinbar, deine Innocence…“, meinte sie ein wenig enttäuscht über die harmlose Erscheinung und betrachtete skeptisch den kleinen Hammer in seiner Hand, der angeblich aus dieser dämonenbekämpfenden Substanz bestand, die von allen so hoch gerühmt wurde. „Haha, beurteile niemals eine Innocence nur nach ihrem Aussehen. Sie stecken voller Potential und beachtlicher Möglichkeiten“, meinte Lavi schmunzelnd und murmelte ein Wort, das sie nicht ganz verstehen konnte, woraufhin sich der kleine Stiel scheinbar bis ins Unendliche ausdehnte und dabei einmal die ganze Länge des Krankensaales durchmaß. Natürlich war dieser Ausdehnung nahezu keine Grenze gesetzt, jedoch wollte er nicht schon wieder eine zertrümmerte Mauer von seinem Gehalt bezahlen müssen. Langsam zog sich der Stiel wieder zurück, bis der Hammer wieder so war, wie sie ihn zu Beginn gesehne hatte, klein und unscheinbar. „Beeindruckend, nicht wahr? Nun, dann gibt es noch den Kristall-Typ, er ist der neueste von den dreien und bisher weiß man nur wenig über ihn. Wie es scheint, ist er eine Weiterentwicklung des Equipe-Typs. Linalee ist bisher die einzigste, die solch eine Innocence besitzt…“. Kurzfristig blitzten Erinnerungsbruchstücke durch den Kopf des jungen Bookmans. Leverrier, wie er Linalee aus dem Krankenflügel „entführte“, er selbst, wie er versuchte den Leiter des schwarzen Ordens zu stoppen, Hevlaska, wie sie versuchte Linalee wieder mit ihrer veränderten, regenerierten Innocence zu koppeln, der Angriff des Level vier Akumas, Linalee, wie sie mit ihrer neuen, stärkeren Innocence gegen den Akuma kämpfte. Er schüttelte leicht den Kopf, um diesen plötzlichen Flashback an Erinnerungen zurückzuschieben. „Ah, wo war ich? Genau, die Innocence-Typen. Als drittes im Bunde hätten wir da noch den Parasit-Typen. Er zeichnet sich dadurch aus, dass ein Teil des Körpers, vorzugsweise ein Arm, vollständig aus der Innocence besteht. Die Innocence verbindet sich quasi im Rohzustand mit dem Träger und formt so eine Antiakuma-Waffe aus. Allen zum Beispiel ist ein Präzendensfall für einen Parasit-Typ…“, setzte Lavi seine ausführliche Erklärung fort und streckte sich leicht, da er lange Zeit in ein und derselben Haltung gesessen hatte. „Also wird meine Innocence höchst wahrscheinlich ein Equipe-Typ sein, schließlich habe ich keine körperlichen Auffälligkeiten an mir bemerkt, die auf einen Parasit-Typ schließen lässt“, fasste sie seine Erklärungen zusammen und erhielt ein zustimmendes Nicken von ihm. „Es ist jedoch durchaus möglich, dass du auch einem völlig neuen Typ angehörst, der bisher noch nicht bekannt ist…“, schränkte er ihre Einschätzung leicht ein und zuckte mit den Schultern. „Wir werden es erst wissen, wenn du bei Hevlaska gewesen bist…“, meinte er mit einem Schmunzeln und wuschelte durch ihre rostbraune Naturkrause, um sie auf anderen Gedanken zu bringen. Von dem vielen Nachdenken würde sie nur Falten bekommen. Es reichte, wenn man diese bekam je weiter der Zahn der Zeit an einem nagte. „Nun, da ich schon mal hier bin, können wir ja auch gleich mit unserem kleinen Sprach-Crashkurs beginnen, nicht wahr?“ wechselte Lavi das Thema nun endgültig und überlegte, wie er am besten beginnen könnte. „Grammatik ist erstmal zweitrangig. Die Leute werden dich schon verstehen, solange der Satzbau und die Vokabeln stimmen. Nun, beim Satzbau ändert sich eigentlich nichts. Das Subjekt steht immer noch an erster Stelle, es folgen Verb und Objekt. Nehmen wir folgendes Beispiel: ‚J'ai six antes’. Im englischen würde das heißen: ‚I am six years old’ “, begann Lavi und ließ sie den Satz wiederholen, wobei ihr französischer Akzent die englischen Worte jedoch so verzerrte, dass sie kaum noch als solche wieder zu erkennen waren. „Sieht so aus, als müssten wir uns besonders auch noch um die Aussprache kümmern. Man versteht dich kaum mit deinem französischen Akzent, aber keine Bange, das kriegen wir schon in den Griff“, stellte er leicht lächelnd fest, wobei er sich sehr beherrschen musste, um bei ihrer recht eigenartigen, wie komischen Aussprache nicht laut loszulachen. Das hätte sie nur entmutigt und das wollte er auf keinen Fall. Mit einem leichten Räuspern ging er dann dazu über Vokabeln mit ihr zu üben, indem er ihr alltägliche Wörter erst auf französisch nannte und sie dann ins englische übersetzte. So flogen die vorher mit Langeweile angefüllten Stunden rasch an ihr vorbei. Hungrig saugte ihr Hirn die neuen Informationen in sich auf und speicherte sie ab, schließlich war dank de ausgeprägten Amnesie der Speicherplatz hinreichend freigestellt worden. So hatte die Sache auch eine gute Seite an sich und wenn es etwas war, was sie von dem lebenswürdigen Rotschopf gelernt hatte, dann war es die Dinge möglichst positiv bzw. optimistisch zu betrachten. So ließen sich Probleme einfacher lösen, behauptete er zumindest und es musste wohl etwas daran sein, wenn er diese These so erfolgreich praktizierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)